Zum Mord an Boris Nemzow 09.03.2015 00:28
d.a. Sicherlich ist einleitend voranzustellen, dass die Häme gegen Russland
in den Tageszeitungen uferlosen Niederschlag findet und dass die gegen
Putin von der USA beständig verbreitete Kriegsstimmung das politische Klima vergiftet.
Bekanntlich hatten Putin und Nemzow vor zwei Jahren einen öffentlichen
Disput darüber, wem die Ermordung eines Oppositionsführers am meisten nützen
würde, wobei Putin erklärte, er glaube, die Opposition werde einen der ihren
ermorden, um Chaos im Land zu stiften. Zu den derzeit vorgetragenen Erklärungen
gehört die des US-Politikers Lyndon LaRouche, der den Mord an Nemzow und die
orchestrierte westliche Kampagne, Putin für diesen verantwortlich zu machen,
als eine massive Provokation bezeichnet. LaRouche hat angesichts der unverantwortlichen
Äusserungen Obamas zu diesem Mord, die zu einer Steigerung der Eskalation
beitragen, öffentlich die Amtsenthebung des Präsidenten gefordert. Obama hatte
am 2. März behauptet, dieser Mord sei »für ein Klima innerhalb Russlands, in dem sich die Gesellschaft, unabhängige
Journalisten sowie Leute, die versuchen, über das Internet zu korrespondieren,
zunehmend bedroht und eingeschränkt sähen,
bezeichnend. Und die Informationen, zu denen die russische Öffentlichkeit
Zugang habe, seien immer mehr nur über staatskontrollierte Medien verfügbar.«
Der vormalige US-Botschafter in der Sowjetunion, James Matlok, ein
Gegner von Obamas Konfrontationspolitik gegen Russland, hat in seinem Blog eine
Mitteilung eines ungenannten, aber sehr vertrauenswürdigen Korrespondenten aus
Moskau zitiert, der darauf hinweist, dass die für den Mord gewählte Szene mit
dem Kreml, dem Beklemischew-Turm und der St. Basilius-Kathedrale die Symbole
des russischen Staates auf engstem Raum vereinten, dies als Hintergrund dafür,
den Mord als Argument gegen Putin zu benutzen. Wie Lyndon LaRouche ferner
darlegt, »fand am 4. März eine Anhörung des ›House Foreign Affairs Committee‹ in Washington statt, bei der auch Victoria
Nuland sprach. Als weitere Sprecher waren der frühere georgische Präsident und
Putin-Hasser Michail Saakaschwili, der jetzt als Berater für die ukrainische
Regierung amtet, und der Ex-Schachweltmeister und Putin-Gegner Garri Kasparow anwesend.
Beide forderten Waffenlieferungen an die Ukraine und ergingen sich in wilden
Anschuldigungen gegen Putin. Die Hearings fanden in einem aufgeheizten Klima
der Agitation gegen Russland statt, bei dem der Mord an Nemzow die Kulisse
bildete. Nuland, die sich ›empört‹ über den Mord äusserte, pries bei ihrer
Rede erneut den Maidan-Putsch als ›friedlichen
Protest der normalen Ukrainer, die von dem verrotteten System genug hatten‹. Sie bestand darauf, dass neue
Sanktionen anstünden, falls Russland sich nicht an die Minsker Vereinbarungen hielte.
Nach der Anhörung konfrontierte ein Vertreter der von Lyndon LaRouche gegründeten
Nachrichtenagentur ›Executive
Intelligence Review‹, Victoria
Nuland im Beisein von Pressevertretern
und anderen Zuhörern direkt mit der Frage nach ihrer eigenen Verantwortung: ›Wir wissen, dass Putin es nicht war –
waren Sie es?‹ Nuland gab sich
entrüstet: ›Wie können Sie so etwas
sagen!‹ und verschwand rasch mit
ihrem Stab. Die Erklärungen von LaRouche werden
unterdessen in der USA verbreitet, um die Konfrontationspolitik der Obama-Administration
und ihrer Handlanger wie Victoria Nuland endlich zu stoppen, bevor es zu spät
ist.
Was Kasparow betrifft, so ist dieser als einziger Ausländer Mitglied des
›National Security Advisory Council‹ [NSAC]. Der ehemalige CIA-Chef James
Woolsey, der dem militaristischen US-Think Tank ›Center for Security Policy‹
[CSP] angehört - Woolsey war 2004 Chef von ›Freedom House‹ und damit einer der Hintermänner der ›orangenen Revolution‹
in der Ukraine - hatte Kasparow 1991 mit
dem ›Keeper of the Flame Award‹ des CSP ausgezeichnet. Dieses setzt
sich für den Krieg gegen den Terror, für Weltraumwaffen und
Raketenabwehrsysteme ein. Kasparow hatte sich 1999 für den Kosovokrieg und 2003
für den Irakkrieg ausgesprochen. Die Abhaltung des G8-Gipfels 2006 in Russland hatte
er mit der Olympiade in Berlin 1936 verglichen, dem Westen eine Appeasement-Politik
gegenüber Putin vorgeworfen und im Dezember 2006 den Ausschluss Russlands aus
der G-8 gefordert. Im Juli 2006 hatte er das Bündnis ›Drugaja Rossija‹, ein
Zusammenschluss mehrerer oppositioneller Parteien in Russland gegründet, zu deren
Sponsoren die, man kann wohl sagen berüchtigte Stiftung ›National Endowment for Democracy‹ und eine Soros-Stiftung gehörten. Am 13. Dezember 2008 hatte er
zusammen mit Boris Nemzow die ausserparlamentarische Oppositionsbewegung ›Solidarnost‹ gegründet.
Zum Schaden Putins Der französische Ökonom und Russlandexperte Jacques Sapir bezeichnet die
Ermordung von Nemzow in seinem Artikel ›Wer
wollte Putin fälschlicherweise den Mord an Nemzow anhängen?‹ als eine professionelle Auftragsarbeit. Wie er darlegt, deutet
der Fakt, dass der Mord am Vorabend einer Demonstration der Opposition mit
grosser Präzision und einem ebenso grossen Risiko für die Ausführenden vor dem
Kreml durchgeführt wurde, darauf hin, dass Putin damit maximal zu schaden
beabsichtigt war. Sapir schreibt unter anderem zu der Frage, warum der Mörder
nicht gewartet habe, bis Nemzow nach Hause zurückkehrte, folgendes: »Der klassische Auftragsmord findet
an einem Ort statt, wo das Opfer mit Sicherheit gefunden wird. Die genaue Wahl
dieser Mordszene könnte auf eine demonstrative Absicht hinweisen, z.B. auf die,
Putin in den Mord zu verwickeln. Jedenfalls ist es offensichtlich, dass die
Mörder Risiken eingingen, die eine politische Intention nahelegen. All das
erscheint wie eine Inszenierung, eine Falle.« Sapir führt die von der westlichen Presse verbreitete Idee, dass es ein
Mord gewesen sei, der auf Präsident Putins Anweisung zurückginge, ad absurdum: »Die Medien haben in Frankreich und
in westlichen Ländern die Idee verbreitet, es handle sich um einen Mord, den
der Kreml oder dem Kreml nahestehende Kreise angeordnet haben. Wir sagen, dass diese
Hypothese erstens nicht mit dem zusammenpasst, was sich ereignete; zweitens ist
schwer erkennbar, welches Interesse die russische Regierung daran haben könnte,
einen Vertreter der Opposition, der sicherlich ein bekannter Opponent war, aber
doch jemand im politischen Hintergrund, zu töten. Als Dmitri Peskow, der
Sprecher von Präsident Putin sagte, dass Nemzow keine Gefahr oder irgendeine
Bedrohung für die Macht bedeutete, stimmte das absolut.« Jedenfalls weist Sapir den
Gedanken einer direkten oder indirekten Beteiligung durch die russische
Regierung als höchst unwahrscheinlich zurück. So widerlegt er auch die
Vorstellung, Nemzow sei von rechtsextremen russischen Nationalisten ermordet worden:
»Putin und die russische Regierung
haben sofort die Hypothese einer Provokation
geäussert. Es ist leicht zu erkennen, warum ihnen diese Hypothese zusagt. Aber
man muss hier ehrlich sein und sagen, dass es genau so ist, dass nämlich Putin
tatsächlich die Zielscheibe einer weitreichenden und weitverbreiteten Hasskampagne
der westlichen Medien ist. Die Tatsache, dass Nemzow eng mit einer Politik verbunden
war, die in den 1990er Jahren scheiterte und die Russland an den Rand des
Zusammenbruchs führte, hat man vergessen. Auch die Tatsache, dass es Nemzow
vorgezogen hatte, die ukrainischen Regierungen seit der orangenen Revolution
2004 zu beraten, ist vergessen worden. Zahlreiche Leute, nicht bloss in Russland,
hätten Nemzows Tod wünschen können. Aber all das wurde vergessen, und jetzt
lautet der Schlachtruf: ›Putin ist
ein Mörder‹ oder ›Putin hat Nemzows Mörder inspiriert‹. Das ist eine dreckige Schande, passt
aber genau zu dem Krieg, den die westlichen Medien gegen Russland und Putin
führen.«
Bedenkliche Aussagen Es ist erstaunlich, was jeder schon wieder alles gewusst haben möchte.
So Poroschenko, dessen Angaben zufolge Nemzow Informationen besass, die belegen,
dass russischen Militäreinheiten in der Ostukraine aktiv seien, was indessen verlässlich
widerlegt worden ist. Wie es weiter hiess, wollte er diese in dem Buch, an dem
er schrieb, veröffentlichen. Victoria Nuland, die
Hauptkoordinatorin des Putsches in der Ukraine und der Konfrontation gegen Russland,
lobte Nemzow als ›Freiheitskämpfer‹ und beschuldigte in ihrer Rede Russland
en passant, den Flug MH17 abgeschossen zu haben; ferner versprach sie, der EU ›weiter Beine zum machen‹ und die Ukraine zu einem attraktiven
Investment zu entwickeln. Das dürfte ihre Landsleute erneut teurer zu stehen
kommen, mussten sie doch bereits für den Betrag von 5 Milliarden $ aufkommen,
den die USA investiert hat, um die Ukraine ›aufstandsreif‹ zu machen. Am einfachsten hat es sich
US-Senator John McCain gemacht; er ist hinlänglich dafür bekannt, praktisch
jede Krise in der Welt mit militärischen Mitteln lösen zu wollen. Seine
Auffassung könnte man kurz wie folgt subsumieren: ›Gleich wer Nemzow erschossen hat, Putin ist schuld.‹ McCain hält also die Regierung von Putin
für den Mord an Nemzow verantwortlich und schreibt mit einer wahrhaft
überbordenden Phantasie: »Mit seinem
Tod erhält der Kampf um freie Rede und Menschenrechte in Russland einen neuen
Rückschlag. Die Tatsache, dass seine Ermordung in einem sicheren Stadtteil
Moskaus stattgefunden hat, wirft legitime Fragen über die Umstände und die
Verantwortlichen des Mordes auf. Doch gleichgültig, wer tatsächlich auf den
Abzug gedrückt hat, Boris ist wegen des Klimas der Straflosigkeit, die Wladimir
Putin in Russland geschaffen hat, tot. Individuen werden dort wegen ihrer
Überzeugungen routinemässig verfolgt und attackiert, auch von der russischen
Regierung, ohne dass jemals jemand dafür zur Verantwortung gezogen würde.« Wer hier sicher sein
kann, für derart haltlose Beschuldigungen niemals belangt zu werden, ist
indessen McCain selbst. Darüber hinaus betonte er, Nemzow habe ihm gesagt, er
werde ›den Kampf für Freiheit,
Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in Russland niemals aufgeben, auch wenn
ihn dies das Leben kosten sollte.‹ Nun
ist diese Bekundung weder überprüfbar, noch ist feststellbar, wann McCain mit
Nemzow zusammengetroffen sein will. Ein etwas weniger ›heroisches‹ Bild
zeichnet Andreas Männicke: Diesem zufolge war Nemzow zur Zeit der
Präsidentschaft von Boris Jelzin zunächst Gouverneur in Nizhni Novogorod und
später unter Anatoli Tschubais auch Vizepremier. Nachdem nicht er sondern
Putin als Reformer zum Präsidenten auserkoren worden war, wurde Nemzow in der
Folge zum Kritiker von Putin. Es gelang ihm jedoch nicht, bei den letzten
Parlamentswahlen mit seiner Partei in die Duma einzuziehen. Er war dennoch ein
angesehener Reformpolitiker der Opposition und organisierte später auch Massenproteste
gegen Putin, an denen er selbst teilnahm und dafür auch schon einige Tage im
Gefängnis sass.
Ganz klar, dass auch die EU-Ratspräsidentschaft zu Wort kommen muss,
obwohl es ihre wesentlich dringlichere Aufgäbe wäre, die USA offen zu
konfrontieren, damit diese ihre Unterstützung des von ihr geschaffenen IS
aufgibt, dieses Ungeheuer, das soeben wie die von der USA seinerzeit an die
Macht gebrachten Taliban damit begonnen hat, nie mehr ersetzbare Kulturgüter zu
zerstören. Nichts dergleichen. Hingegen ist das russische Volk dazu
aufgerufen worden, jetzt nach der Ermordung von Nemzow aufzuwachen und seine Würde
zu verteidigen. Putin wolle Russland in einen totalitären Staat umwandeln. Auch
der litauische Botschafter in Washington, Zygimantas Pavilionis, legte, wie die
›Deutschen Wirtschafts Nachrichten‹ festhielten, die diplomatischen
Handschuhe ab und schrieb u.a. in seinem Tweet: »Der Mörder
Putin (#Putinkiller) bereitet Russland auf ein totalitäres Regime vor. Der Weg
zur Hölle. RIP Nemtsov.« Vor allem
die Verwendung des Hashtags #Putinkiller ist laut ›DWN‹ in diplomatischen
Kreisen eigentlich ein absolutes No-Go;
dieser wird auf Twitter von einer Gruppe verwendet, die besonders aggressiv
gegen Putin diskutiert. Pavilionis bekleidet mit die wichtigste Stelle im
diplomatischen Dienst der EU-Staaten. Fakt ist, dass die Botschafter in den
neuen Mitgliedsstaaten in Osteuropa sehr eng geführt werden, weshalb man nicht
davon ausgehen kann, dass die Attacke aus Litauen ein Ausrutscher ohne Wissen
der Regierung ist. Pavilionis hatte erst kürzlich in einem Interview mit der
Zeitung ›Delfi‹ gesagt, dass es legitim sei, Putin mit Hitler zu vergleichen; er
sagte in dem Interview auch, dass die litauische EU-Präsidentschaft darauf
setze, dass der US-Kongress ihr ›helfen‹ werde, die harte Linie in der EU
gegen Russland durchzusetzen. Litauen hat offensichtlich einige Experten, die
diese Form der Kommunikation pflegen: So postete der Chefredakteur der Zeitung ›15min‹, Rimvydas Valatka aus Vilnius, ein Foto unter diesem Hashtag, das
Putin blutverschmiert mit Hakenkreuz und SS-Runen im Gesicht zeigt.
Keine dieser absolut verwerflichen und gewaltig primitiven Vorgänge wird je die
Aufmerksamkeit eines Staatsanwalts auf sich lenken!
Gernot Erler, der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, hat den
Westen zu einem grösseren Engagement für die russische Opposition aufgefordert:
»Die EU und damit auch Deutschland
müssen ihr Augenmerk künftig stärker auf die Lage der kritischen
Zivilgesellschaft in Russland richten.« Erstens spricht aus seinen Worten eine für meine Begriffe geradezu
dümmliche Überheblichkeit, ferner würde man gerne von ihm wissen, wie er es
fände, wenn Putin dazu aufrufen wollte, die Opposition in der BRD, die
Alternative für Deutschland, zu stärken. Für Putin, so Erler des weiteren, sei es unangenehm, dass die Ermordung
Nemzows nun ein Schlaglicht auf die innenpolitische Situation Russlands werfe. »Mit dem Ukraine-Konflikt konnte er
bislang davon ablenken«, meinte er.
Über die Hintergründe der Ermordung Nemzows könne man nur spekulieren. »Aber es gibt sicher einen
Zusammenhang zwischen dieser Tragödie und dem gegenwärtigen politischen Klima
in Russland, in dem alle Kritiker des Kurses von Putin als sogenannte
National-Verräter gelten.« Das ist
die Art von Russland-Beauftragten, mit denen sich die Regierung in Berlin
umgibt. Es ist geradezu grotesk, hier von einer Ablenkung zu sprechen, hat das
Chaos in der Ukraine doch einzig und allein die USA im Verbund mit Merkel und
Brüssel zu verantworten: Ohne deren Machenschaften wäre es gar nicht ausgebrochen.
Mit Erklärungen dieser Art gibt Erler zu erkennen, dass er noch nie begriffen
hat, dass Clinton, Bush und Obama seit den 90er Jahren eine Politik gemacht
haben, die Russland umzingelt und dass die USA, anstatt nach der Auflösung des
Warschauer Pakts im Jahr 1991 eine systematische Auflösung der NATO zur Diskussion
zu stellen, diese gezielt in ein Instrument verwandelt hat, das man, wie F.
William Engdahl schreibt, »nur als ein
Militärvehikel globaler imperialer Herrschaft Amerikas bezeichnen kann.« Erlers Worte gehen nahtlos in
eine Darstellung des FDP-Politikers Graf Lambsdorff vom 4. 12. 14 über, in der
dieser u.a. folgendes erklärte: »Russland
wird vom Westen nicht bedroht und Wladimir Putin führt Russland nicht etwa zu
neuer Stärke, sondern auf einen politischen und wirtschaftlichen Irrweg.« Solange Moskau durch die Unterstützung
der Separatisten einen »unerklärten
Krieg in der Ostukraine« führe und
seine Nachbarländer bedrohe, sei eine Partnerschaft nicht denkbar, betonte der
Freie Demokrat. Ich habe nicht vernommen, dass ihm widersprochen worden wäre.
Es fällt immer wieder auf, wie überzeugt unsere Volksvertreter von sich selbst
sein müssen, um nicht einmal zu erkennen, welche Blösse sie sich durch derart falsche,
in keiner Weise mit den gegebenen Fakten übereinstimmenden Erklärungen geben. ›Bild.de‹ hatte »unter
Bezugnahme« auf die
russische Tageszeitung ›Kommersant‹ berichtet, dass zur Zeit der Tat zahlreiche
Videokameras zwecks Reparaturen ausgeschaltet gewesen sein sollen; dies ist von
der Stadt Moskau inzwischen zurückgewiesen worden. Alle Kameras funktionierten,
heisst es und die Aufnahmen würden derzeit ausgewertet.
Offensichtlich hat sich keiner dieser Ankläger jemals bewusst gemacht, dass Washington
im Namen der ›Demokratie‹ eine unberechenbare Welle von
Totschlag und Hass sowie die Zerstörung gesamter Kulturen ausgelöst hat, dies
mit Hilfe von Al-Qaida-Gruppen, Saudi-Salafisten
oder durch die Schüler der ›Fethullah
Gülen Bewegung‹.
Die Gefahr der Infiltration Michail Gorbatschow hat den Westen davor gewarnt, den Anschlag für
antirussische Tendenzen zu missbrauchen. Putin fürchte seit längerem, dass der
Westen eine ›bunte Revolution‹ gegen ihn anzetteln könnte: »Das ist ein Versuch, die Situation
zu verschlimmern, vielleicht sogar die Lage im Land zu destabilisieren, und die
Konfrontation zu verschärfen.« »Die Verbrecher müssen gefunden
werden«, erklärte Gorbatschow, »aber auf solche Delikte lassen
sich die Art von Tätern ein, die gewöhnlich schwer ausfindig zu machen sind.« Der Ex-UdSSR-Präsident schloss nicht aus, dass
antirussische Kräfte im Ausland dieses Verbrechen für ihre Ziele ausnutzen
könnten. »Ich denke jedoch nicht, dass sich der Westen
dazu entschliessen wird, das Verbrechen für seine Zwecke zu gebrauchen.« Nach Hintermännern des Verbrechens soll man nicht in
der USA und in der Ukraine suchen, mit der Nemzow in letzter Zeit aktive Kontakte unterhalten hat, sondern in Russland selbst,
fügte er hinzu. Fakt ist, dass längst versucht wird, Grossmachtinteressen durch
Terror auszutragen; es ist auch nicht zu übersehen, dass wir in den letzten Jahren amerikanische resp.
NATO-Geheimdienste erlebt haben, die u.a. Angriffe unter falscher Flagge gegen
Zivilisten in mehreren NATO-Mitgliedstaaten ausgeführt
haben. Berichten zufolge hält es Putin für möglich, dass der Westen
in Moskau einen ähnlichen Umsturz versuchen könnte wie in Kiew; er erklärte
jedoch gleichzeitig, dass Russland eine Farbenrevolution verhindern werde. US-Geheimdienste
hatten schon vor Monaten eingeräumt, dass ihr Ziel der Sturz Putins sei.
Der Chef der Nordkaukasus-Republik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, zweifelt
nicht daran, dass hinter dem Mord an Nemzow westliche Geheimdienste stehen. »Die Drahtzieher dieses Mordes
hofften darauf, dass die ganze Welt die Staatsführung Russlands für Nemzows Tod
verantwortlich machen würde und dass dies eine Protestwelle auslösen würde«, schrieb Kadyrow auf ›Instagram‹. »Kein Zweifel,
dass die Geheimdienste des Westens den Mord an Nemzow organisiert haben, um
einen Innenkonflikt in Russland zu provozieren«, so Kadyrow ferner. Er verwies darauf, dass Nemzow als Politiker keine
Chancen im Machtkampf hatte. »Ich bin
überzeugt, dass die Regierung sehr an der Aufklärung dieses Mordes und an der
Bestrafung der Schuldigen interessiert ist.« Um georgischen Machtwechseln wie die sogenannte ›samtene‹ oder ›Rosenrevolution‹ von 2003 /2004 durch US-gestützte NGOs vorzubeugen, hatten die
Präsidenten der 5 zentralasiatischen Staaten, Kasachstan, Kirgisistan,
Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan, veranlasst, die in ihrem jeweiligen
Land tätigen internationalen Organisationen strengeren Kontrollen zu
unterwerfen und deren Aktivitäten einzuschränken. Stiftungen und NGOs sind bekanntlich
vorzugsweise in Ländern der ehemaligen Sowjetunion und des Ostblocks aktiv,
also »in Staaten«, so
Wolfgang Effenberger, »die durch
ihre geo- und wirtschaftsstrategische Lage besonders verlockend erscheinen. So
sind Georgien, die Ukraine und Weissrussland Rohstofflieferanten für die EU und
die USA und führen zu einer geostrategischen Einengung Russlands. Die zügige ›Osterweiterung‹ kommt somit den strategischen Interessen der USA und der NATO hinsichtlich
einer Sicherung und Ausdehnung ihrer wirtschaftlichen und militärischen
Einflusssphäre auf Kosten Russlands entgegen‹.«
Am 4. 11. 2011 war das geistliches Oberhaupt der autonomen russischen
Republik Dagestan, Scheich Said Afandi, der versucht hatte, sunnitische Salafi-Muslimdschihadisten
und andere Splittergruppen miteinander zu versöhnen, ermordet worden.
Polizeiberichten zufolge war die Selbstmordattentäterin eine zum Islam
übergetretene russische Frau, die entweder mit einem islamischen Fundamentalisten
verbunden war oder mit einem salafistischen Aufstand, der sich gegen moskautreue
Regionalregierungen der autonomen Republiken und die unsichere, mit Muslimen
besiedelte nördliche Kaukasus-Region richtete. Die ethnisch-muslimische
Bevölkerung in dieser Region der ehemaligen Sowjetunion - Usbekistan, Kirgistan und die chinesische
Provinz Xinxiang eingeschlossen - war seit
dem Ende der Ära des Kalten Kriegs im Jahr 1990 das Ziel verschiedener US-und
NATO-Geheimdienstoperationen. Washington sieht die Manipulation der
muslimischen Gruppen als ein Mittel, unkontrollierbares Chaos nach Russland und
Zentralasien zu bringen. Dies wird von den gleichen Organisationen
durchgeführt, die bei der Schaffung des gegen die Regierung al-Assad gerichteten
Chaos in Syrien engagiert wurden. In gewisser Weise - wie dies die russischen Geheimdienste klar
erkennen - wird das Chaos über den
Kaukasus zu ihnen kommen. Die neuesten Ermordungen von Sufis und anderen gemässigten
muslimischen Führern im Kaukasus durch Salafisten sind offenbar ein Teil der
vielleicht gefährlichsten US-Geheimdienstoperationen; und letztere spielen weltweit
mit dem muslimischen Fundamentalismus. Die beabsichtigte gegenwärtige Explosion
einer neuen Runde des fundamentalistischen Salafi-Dschihad-Terrors innerhalb
der muslimischen Regionen des russischen Kaukasus ist zeitlich perfekt
eingetreten, um maximalen Druck auf die Regierung von Vladimir Putins Russland
auszuüben. Putin und die russische Regierung sind die stärksten und wichtigsten
Unterstützer der derzeitigen syrischen Regierung von Baschar al-Assad, und für
Russland ist der Erhalt des einzigen russischen Flottenstützpunkts im syrischen
Tartus von grosser strategischer Bedeutung. Wie Engdahl aufzeigt, unterstützte
die CIA bereits nach dem Zweiten Weltkrieg Muslimbrüder, die sich in München
zusammengetan hatten, um im Westen den Dschihad zu verbreiten. Auch haben es
die Anschläge des 11. 9. der USA ermöglicht, in Afghanistan einzumarschieren
und dort in der Folge zahlreiche Militärbasen
zu errichten, Stützpunkte, von denen aus sie Russland und China bedrohen
können.
Dass gerade die Netzwerke von Soros, aber auch anderer NGOs darauf
angelegt sind, unter dem Siegel der Demokratisierung Staaten zu destabilisieren,
sollte inzwischen eigentlich allgemein realisiert worden sein. Daher musste
auch die US-amerikanische
Regierungsbehörde USAID ihr Moskauer Büro zum 1. 10. 2012 schliessen. Die
Entscheidung war laut dem russischen Aussenministerium in erster Linie deswegen
getroffen worden, weil die Tätigkeit der Dienststelle ›nicht
immer mit den erklärten Zielen der bilateralen humanitären Zusammenarbeit in
Einklang stand‹, was sich auf die Vergabe von Geschenken
zum Zweck der Beeinflussung der russischen Innenpolitik und der Wahlen bezog.
Zuvor hatte Moskau bereits die Soros Foundation ausgewiesen. Wie Werner Pirker in der ›Jungen
Welt‹ vom September 2012 hierzu festhielt, »hielt sich USAID zugute, seit dem Ende der Sowjetunion rund 2,7
Milliarden US-Dollar für Demokratisierung, Gesundheitsfürsorge, Kriminalitätsbekämpfung
und Umweltschutz locker gemacht zu haben. Die Bereitstellung amerikanischer
Gelder zur Demokratisierung der russischen Gesellschaft sagt eigentlich bereits
alles über die Art von Demokratie aus, die Washington in Russland zu fördern
versuchte. Gedacht war an eine Demokratie jenseits
nationaler Selbstbestimmung, in die sich das US-Kapital nach Belieben einkaufen
können hätte.« Im gleichen Jahr erklärte Paul Craig Roberts, dass es die russische Regierung mit einer disloyalen und
verräterischen politischen Opposition zu tun hat, die mit amerikanischem Geld
finanziert ist.
Bereits im Juli 2006 hiess es, dass die gespannten Beziehungen der USA
zu Russland durch die Errichtung weiterer Militärbasen in Zentralasien, das
Schüren der Aufstände in Tschetschenien und die direkte Einmischung in die
dortigen Wahlen vorsätzlich provoziert wurden. Ende Juli 2007 forderte der
Pentagon-Stratege und US-General James Cartwright von der NATO mehr Widerstand
gegen das auferstehende Russland: Im Zusammenwirken mit der USA muss die NATO
bereit sein, dem ›Verhalten
Russlands‹ eine Abfuhr zu erteilen. »Die langfristige Aufgabe besteht
darin, den Verbündeten zu helfen, mit der Besorgnis über das auferstehende und
offensive Russland fertig zu werden«, so der Bericht des Generals bei einer Anhörung im US-Senat. 2011 hatte
McCain Putin und Chinas Xi Jinping angekündigt,
dass sich die subversiven US-Tätigkeiten, die damals im Nahen und Mittleren
Osten Chaos schürten, auch bald gegen Moskau und Peking richten würden. In
dem Artikel »Der Arabische Frühling: Dieser Virus wird Moskau und Peking
angreifen« las man im ›Atlantic Magazine‹: »Er
[McCain] erklärte: ›Vor einem Jahr waren Ben Ali und Gaddafi schon nicht mehr
an der Macht. Assad wird schon im kommenden Jahr nicht mehr an der Macht sein.
Dieser Arabische Frühling ist ein Virus, der Moskau und Peking angreifen
wird.« Im Dezember 2013 fanden in der südwestrussischen Stadt Wolgograd
zwei Bombenanschläge statt: Der erste am 29. 12. im Bahnhof, der zweite am 30.
12. während des Berufsverkehrs im Stadtteil Dschertschinski. Beide erfolgten wenige
Monate nach der Drohung Saudi-Arabiens, tschetschenische Terroristen zu
Terroranschlägen in Russland anzustacheln, sollte Moskau seine Unterstützung
für den syrischen Präsidenten Assad nicht aufgeben. Ebenfalls im Dezember 2013
hoben die Sicherheitskräfte
in der unruhigen russischen Kaukasusrepublik
Dagestan eine Zelle der radikal-islamischen Terrororganisation Hizb ut-Tahrir
aus, bei der 52 Verdächtige festgenommen wurden. Die Hizb
ut-Tahrir, die in allen arabischen Ländern, aber auch in Deutschland und in Russland verboten ist, setzt sich das Ziel,
einen islamisch-fundamentalistischen Staat zu gründen. So hatte
Washington Ende September 2014 Tausende seiner NGO-Agenten auf Moskaus Strassen
geschickt, wo sie gegen ›Putins
Krieg gegen die Ukraine‹
demonstrierten. Russland, vermerkt Paul Craig Roberts hierzu, »war leider närrisch genug,
ausländischen Interessen den Kauf russischer Zeitungen zu erlauben; und diese
machen nun pausenlos Putin und die russische Regierung bei ihren russischen
Lesern schlecht. Sowohl in Russland als auch in China ist die CIA in den
muslimischen Bevölkerungsgruppen aktiv und sät dort die Saat für Abspaltung,
Rebellion und Gewalt.«
Wenig positiv klingt leider die
Vorhersage, die Peter Scholl-Latour in seinem letzten Buch ›Der Fluch der bösen Tat‹ aufgezeichnet hat: »Die wirkliche Sorge des Kremls«, schreibt er, »dürfte sich jedoch auf die Rolle
der autonomen Republiken am Nordrand des Kaukasus und mehr noch auf den
unsicheren Grossraum zwischen Ural und Pamir-Gebirge richten. Solange die
Präsenz der westlichen Allianz dass revolutionäre Ungestüm islamistischer
Kräfte in Afghanistan in Schach hielt, waren die sogenannten GUS-Länder, die
ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens, vom aufrührerischen Impuls der Umma
halbwegs abgeschirmt. Unter der diktatorialen Herrschaft ehemaliger
Spitzenfunktionäre der KPdSU, die sich über Nacht in orientalische Emire und Sultane
verwandelt hatten, blieb er einer bleiernen Überwachung unterworfen. Spätestens
ab 2016 dürften die Ufer des Amu-Daria jedoch zum Einfallstor von
Dschihadisten nach Usbekistan und Tadschikistan werden. Die usbekischen
Ausbildungslager der pakistanischen Taliban in den ›tribal areas‹, den
Stammesgebieten, bereiten eine solche Aktion bereits vor, und über das ruhelose
Fergana-Tal ist ihr Vordringen nach Kirgisistan bereits vorprogrammiert. Eine
existentielle Bedrohung der förderativen Stabilität Russlands zeichnet sich
schon heute am Mittellauf der Wolga ab, wo in Kazan, der Hauptstadt der
Autonomen Republik Tatarstan, die unförmige Kul-Scharif-Moschee den von Iwan
dem Schrecklichen nach seinem Sieg über die muslimischen Unterdrücker errichteten
Kreml weit überragt. Noch herrscht Ruhe in der
benachbarten Autonomen Republik Baschkortostan, doch ein Blick auf die
Landkarte zeigt, dass diese zu mehr als die Hälfte turanisch und islamisch
bevölkerte Region des Südurals nur durch einen schmalen Schlauch rein russischen
Territoriums von der unabhängigen Republik Kasachstan getrennt ist.«
Seit dem Clinton-Regime befindet sich Washington in den Händen einer
Sammlung von Ideologen, die überzeugt sind, dass die Vereinigten Staaten von
Amerika das ›aussergewöhnliche und
unentbehrliche Land‹ mit dem Recht
auf die Beherrschung der Welt sind. Washington beabsichtigt, die Russische
Föderation selbst aufzubrechen und schickt erhebliche Geldbeträge an NGOs in
Russland, die als fünfte Kolonnen Washingtons fungieren und Hand in Hand mit
Washington arbeiten, um freie russische Wahlen zu diskreditieren, Putin und die
russische Regierung zu dämonisieren und antirussische Propaganda und Agitation
zu verbreiten. Die meisten Bürger Europas, so Engdahl, sehen in Amerika einen
Verbündeten; sie gehen davon aus, dass wir gemeinsame Werte und Interessen
vertreten. Doch diese Sichtweise ist gefährlich. Denn das Zusammenwachsen der
europäischen Länder, die Wirtschafts- und Währungsunion, die gemeinsame Aussen-
und Wirtschaftspolitik, all das stellt für die USA eine Bedrohung dar. Aus
Sicht der Amerikaner ist Europa Teil des »eurasischen Kontrahenten«. Und diesen
gilt es zu bekämpfen. Auch wenn die Presse konstant darum bemüht ist, das Gegenteil
zu erklären, so steht dennoch fest, dass es Washington ist, das auf
wirtschaftlicher und politischer Ebene Krieg gegen Russland führt, wie dies auch
in dem Artikel EU-Parlament
von US-Kriegsvirus infiziert - Von Wolfgang Effenberger klar zutage tritt.
Quellen - auszugsweise: http://www.bueso.de/node/7930 5. 3. 15 http://russeurope.hypotheses.org/3514 3. 3. 15 Jacques Sapir Who framed Vladimir
Putin (and killed Boris Nemtsov)? resp. http://russeurope.hypotheses.org/3509 1. 3. 15 Jacques Santer Assassinat à Moscou http://www.bueso.de/node/7928 4. 3. 15 http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/03/01/us-senator-mccain-egal-wer-nemzow-erschossen-hat-putin-ist-schuld/ 1. 3. 15 http://www.mmnews.de/index.php/politik/38374-tatort-moskau-wer-hat-boris-nemzov-ermordet 2. 3. 15 Von Andreas Männicke http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/02/28/eu-ratspraesidentschaft-nemzow-mord-ist-weckruf-fuer-das-russische-volk/ 1. 3. 15 http://www.berliner-umschau.de/news.php?id=48303&title=Erler+fordert+st%E4rkeres+Engagement+f%FCr+russische+Opposition&storyid=1425220757236 1. 3. 15 http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2028
4. 11. 12 Dagestan:
Syrien kommt nach Rußland - Von
F. William Engdahl Werner Pirker - Regierungs-NGO -
Moskau weist US-»Hilfsorganisation« aus Junge Welt vom 20. 9.
2012
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