Dr. Alexandra Nogawa - Warum braucht es ein Moratorium für eine gentechfreie Landwirtschaft

Am 27. November 2005 stimmt die Schweizer Bevölkerung über ein Moratorium ab, das 5 Jahre lang keine gentechnisch veränderten Pflanzen und Tiere in der Schweiz erlaubt. Dieses Moratorium betrifft also allein die Landwirtschaft und die Nahrungsmittel, aber nicht die Forschung und die pharmazeutische Industrie, wie die Gegner immer wieder behaupten. Als erstes sollen aber einige technische Begriffe klargestellt werden. Unter Biotechnologie hat man noch vor 30 Jahren die industrielle Herstellung von Bier oder anderen auf Fermentation basierenden Verfahren verstanden. Das wurde schlagartig anders, als der amerikanische Supreme Court 1980 Patente auf lebende Wesen erlaubte. In diesem Fall ging es um einen Bakterienstamm. Das europäische Patentamt zog einige Jahre später nach. Dann setzte die US-Industrie, von Schweizer und westeuropäischen Konzernen unterstützt, zum grossen Sprung nach vorne an. Die Gentechnologie wurde rasant vorangetrieben.

Was ist der Unterschied zwischen einem gentechnologisch manipulierten Lebewesen und einer Züchtung? Die konventionellen Züchtungen konnten nie die Artenbarriere überspringen. Man konnte einen Tiger nicht mit einem Lamm kreuzen oder ein Pferd mit einem Fisch. Züchtungen waren nur innerhalb der eigenen Art möglich, indem man eine gewünschte Eigenschaft in langsamer Selektion produzierte. In der Gentechnologie kann man z. B. einer Tomate Flunderngene einfügen. Die Artenbarriere funktioniert nicht mehr.
 
Wie werden solche gentechnischen Produkte hergestellt? Das fremde Gen wird auf feine Gold / Wolfram-Partikel aufgebracht und wie eine Schrotladung in die Pflanze geschossen. Diese Technik heisst Biolistics. Eine andere Technologie heisst Elektroporation; in diesem Fall werden unter starkem elektrischem Strom die Zellmembranen aufgebrochen und die Gene so hineingeschleust. Sehr oft benutzt man auch Viren als Träger, die sich in den Genen festsetzen. Den Virus, den man am meisten benutzt, ist der Blumenkohl-Mosaikvirus (CaMV). Er wird z. B. beim Roundup-ready-Soja von Monsanto oder im BT-Mais von Syngenta verwendet. Dieser Virus ähnelt in seinem Aufbau dem Hepatitis- oder dem HIV-Virus. Eingeschleust werden Gene des Bazillus thuringiensis (Abkürzung Bt) oder Gene, die die Pflanze resistent gegen ein Herbizid der gleichen Firma machen (roundup-ready-Mais von Monsanto) oder sogenannte Terminator-Gene, die die Keimfähigkeit der nächsten Generation vernichten. Viele gentechnisch veränderte Nahrungsmittel besitzen ein Gen, das eine Antibiotika-Resistenz vermittelt. Wir wissen nicht, ob diese Gene auf Menschen übertragbar sind, aber wenn ja, dann könnte es durchaus passieren, dass wir bald keine Antibiotika mehr für die Bekämpfung von bakteriellen Erkrankungen hätten.
 
Das ist nur eine Auswahl der eingebrachten Gene. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wir haben keine Ahnung, was das alles für Konsequenzen hat und wie sich solche Gene bzw. Viren in den Lebensmitteln auf den Menschen auswirken, weil nach einem geänderten Gesetz die Firmen in Amerika solche Nahrungsmittel zwar  testen können, aber nicht müssen. Die Firmen  stehen auf dem Standpunkt, dass die FDA, also die Regierung, dafür zuständig ist; diese sieht aber keinen Handlungsbedarf. Ich möchte nur betonen, dass keine Versicherungsgesellschaft bereit ist, die Risiken dieser Nahrungsmittel zu versichern. Wenn wir wissen, dass Krebs durch DNA-Mutationen zustande kommt oder dass Viren ein Cofaktor sind, so ist die zusätzliche Zufuhr unbekannter Viren oder Gene durch die   Nahrung vom ethischen Standpunkt aus strikt abzulehnen.
 
Es wird immer wieder behauptet, dass gentechnisch modifizierte Lebensmittel für Mensch und Tier unschädlich sind. Das stimmt nicht. In China wurde eine Bt-Reissorte angepflanzt. Fische, die mit dem Wasser aus dem Reisfeld in Berührung kamen, starben alle. In Brasilien wurden Nussgene in Sojabohnen eingeführt. Nachdem einige Leute, die von diesem Soja assen, fast an einem allergischen Schock gestorben wären, musste die Pflanze vom Markt genommen und das Soja vernichtet werden. Es gibt viele Krankheiten, die in den USA zunehmen. Bei Nahrungsmitteln ist es sehr schwierig nachzuweisen, auf was die Krankheiten zurückzuführen sind, wenn die Leute nicht sofort tot zusammenbrechen. Gerade   Viren werden oft erst nach Jahren aktiv. Immerhin gelang der Nachweis, dass bei der biotechnologisch erzeugten Aminosäure Tryptophan   37 Menschen starben und 1500 invalid wurden. Wahrscheinlich anerkannten die amerikanischen Gerichte diese    Forderung auch nur deswegen, weil es sich um eine japanische Firma handelte. Bei amerikanischen Firmen werden solche Forderungen in der Regel abgeschmettert.
 
Was sind nun die Vorteile dieser Technik gegenüber konventionellen Züchtungen? Befürworter weisen mit Tränen in den Augen darauf hin, dass man den Hunger in der Welt stillen könnte und dass eine insektizidfreie Landwirtschaft möglich ist. Beides stimmt nicht. Vom berühmten Vitamin-A-Reis müsste man täglich mehrere Kilo essen, um genügend Vitamin A zu bekommen. Der Insektizidverbrauch nahm zu und nicht ab. Der Hunger auch. Gerade Argentinien ist ein Beispiel, wie der Anbau gentechnisch veränderter Lebensmittel  Hunger erzeugt. Mit grossem Getöse hat Monsanto eine gentechnisch modifizierte Süsskartoffel für Afrika propagiert. Die Entwicklung kostete mehrere Millionen. Versuche zeigten, dass sie den konventionellen Arten nicht überlegen war und dass in Uganda der Ertrag sogar geringer war. In Amerika werden ganze Wälder mit Bäumen aufgeforstet, die Insektizide abgeben. Die Insekten sterben; dadurch ist vielen Singvögeln die Nahrung entzogen. Die Natur gerät aus dem Gleichgewicht. Diese Wälder sind praktisch tot.
 
Der Kampf gegen den Hunger ist nur ein Marketing-Gag, um von den wahren Zielen abzulenken. Die amerikanische Regierung misst der Weiterverbreitung von Gentechnologie grosse Bedeutung zu. Sie handelt nicht uneigennützig, sondern nach dem Motto ihres Vordenkers Kissinger, der sagte: <Beherrsche die Energie und du beherrschst die  Nationen, beherrsche die Nahrung und du beherrschst die    Menschen.> In 2003 erklärte die amerikanische Regierung die Aufhebung des Gentech-Moratoriums der EU zum strategischen Ziel. Wie immer versucht die US-Regierung, ihre Welteroberungspläne durch Organisationen oder Firmen, zu  denen keine offensichtliche Beziehung besteht, zu verdecken und verkauft sie sehr gut als menschenfreundliche Projekte. Im Irak dürfen auf Grund der Order 81 nur noch genmanipulierte Pflanzen angebaut werden. Es gibt einige wenige Firmen auf dieser Welt, die praktisch den ganzen Markt beherrschen. Wenn mit Gentechnologie angefangen wird, gibt es kein Zurück. In Rumänien wurden innert 3 Jahren 40% Gentech-Soja angebaut. In Wirklichkeit waren es aber beinahe 100%, da alle Felder verunreinigt wurden. Wenn die Bauern einen Teil ihrer Saat zurückbehalten und wieder aussäen wollen, müssen sie den Konzernen Lizenzgebühren zahlen, wenn Genpflanzen auf den Feldern wachsen. Oder sie müssen das Saatgut neu kaufen, wenn es ein Terminator-Gen hat. Das bedeutet den Ruin für kleinere Bauernbetriebe, die einmal damit angefangen haben.
 
Wenn die Schweiz die Gentechnologie erlaubt, ist die Nahrungsversorgung bald in den Händen einiger weniger Konzerne, die nach Belieben die Preise festsetzen oder uns erpressen können. Gentechnologie ist eine Kriegswaffe. Sie treibt ganze Länder in den Ruin und wenn das nicht genügt, kann man über die Nahrungsmittel noch krankmachende Bakterien und Viren verbreiten.
 
Darum Ja zum Gentech-Moratorium!