John McCain - In Ehren verabschiedet

d.a. Tausende von Trauernden in Arizona nahmen Ende August Abschied

von dem verstorbenen US-Senator McCain. Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden würdigte den Republikaner in seiner Trauerrede in einer Kirche in Phoenix wie folgt: »Er gab Amerikanern Vertrauen; John war ein Held«. Ausgezeichnet hätten ihn Charakter, Mut, Ehre, Integrität und Optimismus. »Er konnte«, so Biden ferner, »den Mißbrauch von Macht nicht ausstehen. Wo immer er ihn sah, in welcher Form, in welchem Land auch immer. McCains Einfluß in Amerika ist nicht vorbei. Sein Vermächtnis wird Generationen von Anführern inspirieren und herausfordern. John verstand, dass Amerika vor allem eine Idee war. Verwegen und riskant. Organisiert nicht um Stämme herum, sondern um Ideale«.   [1]  »Auch in Deutschland«, schreibt Rainer Rupp  [2], »haben Politik und Medien des toten US-Senators John McCain in Ehrfurcht und Bewunderung gedacht«.

In der Twitter-Meldung von Heiko Maas hieß es: »Er stand für ein Amerika, das ein verläßlicher und enger Partner ist, das aus Stärke Verantwortung für andere übernimmt und auch in schwierigen Momenten zu seinen Werten und Prinzipien steht. Wir werden seine Stimme in Erinnerung behalten«. Der Außenminister  scheint hier gänzlich zu übersehen, dass der verläßliche Partner gerade im Begriff ist, die EU-Wirtschaft mittels Sanktionen nach Maßgabe zu strangulieren.

Passend dazu, so der Bericht von Rupp ferner, gibt es jetzt Meldungen, dass das neue, fast 1 Milliarde Euro teure NATO-Hauptquartier in Brüssel nach John McCain benannt werden soll. Nur wenige Menschen hätten die Werte der NATO so gut verkörperte wie der verstorbene US-Senator, hieß es bei CNN unter Berufung auf europäische McCain-Bewunderer. Legt man allerdings eine humanistische Messlatte zugrunde, dann gibt es selbst bei größter Anstrengung nichts Gutes über McCain zu berichten. »Da aber nun die Vertreter der durch die NATO bestens verkörperte westliche Unwertegemeinschaft so viele Lobpreisungen über McCain ausgeschüttet haben, muß eine Gegendarstellung her, die den toten US-Senator ins rechte Licht rückt«:  

»Das wahre Gesicht von McCain ist das eines vielfachen Kriegsverbrechers und Schreibtischtäters, eines korrupten Politikers am Finanztropf eines US-Rüstungskonzerns, eines wortgewaltigen Unterstützers von islamistischen Halsabschneidern in Syrien und von faschistischen Kampfgruppen in der Ukraine, um nur einige der vom ihm als Freiheitskämpfer gefeierten Terroristen zu nennen. Es ist das Gesicht eines schamlosen Heuchlers, wenn McCain wortgewaltig über Demokratie und Menschenrechte sprach, das Gesicht eines unverbesserlichen Kriegstreibers, der sprichwörtlich jede US-Militärintervention unterstützt hat und stets für ein noch härteres Vorgehen gegen die von der US-Soldateska bereits übel geschundenen Völker plädierte«. Unsere von den Eliten der neoliberalen (Welt-)Ordnung gekauften und bezahlten Politiker und Pressituierten haben den schwerstkriminellen Lebenslauf des US-Senators geflissentlich ignoriert. Sie phantasieren stattdessen weiter über die Güte und Menschlichkeit der US-Außenpolitik, die McCain verkörpert habe. Tatsächlich reflektiert dieses Verhalten einen Sinneswandel. Denn noch vor zwei Jahren, unter Präsident Obama, war McCain in Europa nur bei den schärfsten Kriegstreibern beliebt. Nicht wenige aus dem bürgerlichen Lager standen ihm ablehnend gegenüber.  

Was wir alle von John McCain lernen können, titelte die Redaktion der Washington Post: »Der Name McCain ist überall in der Welt mit Freiheit und Demokratie verbunden«. Weiter behauptete das Blatt, McCain habe sich »begeistert und unermüdlich für die Menschenrechte eingesetzt« und auf seinen vielen Auslandsreisen »gegen Repression und Autoritarismus« gekämpft. Wie dies in Wahrheit aussah, beschreibt Rupp im einzelnen u.a. wie folgt:  

Wo hat McCain die Menschenrechte verteidigt, als er im Senat half, einen parteiübergreifenden Gesetzesentwurf, der den Verkauf von US-Waffen an Saudi-Arabien einzuschränken versuchte, um dadurch die Zahl der zivilen Opfer der saudischen Bombeneinsätze im Jemen zu reduzieren, zu blockieren. Mit McCain war so etwas nicht zu machen. »Diese Art seines unermüdlichen Einsatzes für Freiheit und Demokratie dürfte es dann auch gewesen sein, die die Saudis dazu veranlaßte, dem McCain Institute der Arizona State University 1 Million Dollar zu spenden«.

Auch in Libyen war McCain im Jahre 2009 als Verkäufer für die US-Rüstungsindustrie unterwegs. Bei einem privaten Besuch unterbreitete er dem damals von der westlichen Wertegemeinschaft bereits als Diktator verschrienen Gaddafi ein umfangreiches Angebot. Laut einer Depesche des US-Außenministeriums hieß es, McCain habe Gaddafi versichert, dass »die Vereinigten Staaten Libyen mit jeglicher militärischer Ausrüstung, die das Land für seine Sicherheit bräuchte, ausstatten wollten«. Aber dann machte Gaddafi den tödlichen Fehler und lehnte ab, woraufhin McCain als Kämpfer für Demokratie und Menschenrechte zum lautstarken Befürworter des Regimewechsels in Libyen wurde. Nur zwei Jahre später, 2011, wurde Gaddafi gestürzt und ermordet. Dank der Vereinigten Staaten wurde das am höchsten entwickelte Land Afrikas, der moderne Wohlfahrtsstaat Libyen, innerhalb kürzester Zeit in die Sklavenhaltergesellschaft zurückgebombt.

Im Jahr 2014 rechtfertigte McCain Israels mörderische Angriffe auf Gaza, und 2015 sagte er, die US-Regierung dürfe »nicht darüber nachdenken«, einen palästinensischen Vorstoß für die Eigenstaatlichkeit zu unterstützen. An die UNO adressierte er eine erpresserische Warnung, im Falle einer Anerkennung eines Staates Palästina würde der US-Kongreß seine Finanzbeiträge für die UNO überprüfen. 

Die McCain-Imagepflege ist in diesen Tagen in vollem Gange, ebenso wie die Versuche, jede Kritik an der schrecklichen politischen Vergangenheit des Senators zu ersticken. »Aber wir müssen dafür sorgen, dass die lange Liste von  McCains ruchlosen und gefährlichen Initiativen für noch mehr Krieg und Verderben nicht im öffentlichen Gedächtnisloch verschwinden. Wir müssen das Bild am Leben halten, wie der Senator auf eine Melodie der Beach Boys singt: »Bomben, Bomben, Bomben, Bomben auf den Iran«, wie er fordert, dass die US-Truppen den Irak für 100 Jahre besetzt halten müßten und wie er sich Jahr für Jahr für eine Eskalation des nicht gewinnbaren Krieges in Afghanistan einsetzte, um nur einige Punkte von vielen zu nennen.  [3]   

Senator John McCain, legt Strategic Alert vom 12. 9. 18 dar, war seit vielen Jahren für seine Kriegspolitik bekannt, wurde dafür aber auch in der transatlantischen Welt scharf kritisiert. Auf den jährlichen Münchner Sicherheitskonferenzen, wo er sich regelmäßig für Militäraktionen gegen alle Feinde seines Amerika stark machte, wurde er zu einer Art Fixpunkt.  [4]   

»McCain«, schrieben die Deutschen Wirtschafts Nachrichten im Februar 2015, »ist dafür bekannt, praktisch jede Krise in der Welt mit militärischen Mitteln zu lösen«. Die Liste von John McCains Interventionen im Auftrag des Außenministeriums ist beeindruckend; er war an allen Farben-Revolutionen der zwanzig letzten Jahre beteiligt. Bereits auf der NATO-Sicherheitskonferenz des Jahres 2006 schloss McCain am 4. 2. als letztes Mittel gegen den Iran militärische Aktionen nicht aus. Wenn sämtliche diplomatischen Bemühungen scheitern sollten und der Iran eine Atombombe entwickle, müsse jede Option auf den Tisch. »Nur eines ist noch schlimmer als eine militärische Aktion, und das ist ein atomar bewaffneter Iran«, erklärte er. Auch beim WEF 2006 in Davos forderte McCain, dass sich die USA die Option eines Militärschlags gegen den Iran offenhalten sollten. Sonst sei er sich nicht sicher, ob die USA signifikanten Einfluss hätten. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad sei vor allem am Kauf von Massenvernichtungswaffen und an der Dominanz im Mittleren Osten interessiert.  [5]

Auf der Münchner NATO-Sicherheitskonferenz des Jahres 2016 wusste McCain dem Iran vorzuwerfen, nicht Partner des Westens, sondern eine dominierende Regionalmacht sein zu wollen, die den Einfluss des Westens aus dem Nahen Osten vertreiben wolle.  [6]

Auf derselben Konferenz lastete er Putin an, »Flüchtlinge als Waffe zu nutzen«. Für McCain hatte Putin nur ein Ziel: Den Westen zu spalten. Zum Abschluss der Konferenz am 14. 2. 16 sagte er, »Putin sei nicht daran interessiert, unser Partner zu sein. Vielmehr nutze er die Flüchtlingskrise als Waffe gegen die westliche Gemeinschaft, und dazu, das europäische Projekt zu untergraben. Putins Appetit nehme mit dem Essen zu. Putin betrachte Syrien als Übungsgelände für das russische Militär und wolle, dass Syrien eine militärische Außenstelle für Rußland werde, ein neues Kaliningrad oder eine neue Krim. Rußland nutze Diplomatie im Dienste militärischer Aggression. Wir haben diesen Film zuvor in der Ukraine gesehen, sagte er.«  [6]   

Hier war McCain offensichtlich im falschen Film, hat die USA ihre Rolle im Ukraineaufstand doch selbst aufgedeckt und die als Drahtzieherin des Machtwechsels in der Ukraine geltende Victoria Nuland offen erklärt, dass die USA 5 Milliarden Dollar in die Destabilisierung der Ukraine investiert haben; das sei eine Generalprobe gewesen. So schreibt auch Thierry Meyssan: »Die Vereinigten Staaten wollten nie, dass die Ukraine der Union beitritt. Ihr einziges Ziel ist, dieses Gebiet in eine gefährliche Zone zu verwandeln. Durch ihre Intervention und ihren organisierten Regimewechsel in der Ukraine haben sie dafür gesorgt, dass die Europäische Union in ihrem Dienst bleiben würde. Der Hauptkanal der Verständigung zwischen der EU und der Russischen Föderation wurde von den Vereinigten Staaten durch die schrittweise Zerstörung des ukrainischen Staates abgeschnitten.«  [7]   

Bereits 2011 hatte McCain Russland und China grossspurig angekündigt, dass sich die amerikanischen subversiven Tätigkeiten, die damals die Lage im  Nahen und Mittleren Osten Chaos schürten, bald auch gegen Moskau und Peking richten würden. In einem Artikel aus dem Jahr 2011 mit der Überschrift Der Arabische Frühling - Dieser Virus wird Moskau und Peking angreifen hiess es im Atlantic Magazine: »Vor einem Jahr«, so McCain, waren Ben Ali und Gaddafi schon nicht mehr an der Macht. Assad wird schon im kommenden Jahr nicht mehr an der Macht sein. Dieser Arabische Frühling ist ein Virus, der auch Moskau und Peking angreifen wird. Damit verließ McCain die Bühne.«  [8]  

Was die Ziele der Kriegsfraktion angeht, so Strategic Alert ferner, »beschloß  die narzisstische Elite in Washington vor McCains Tod, sein Sterben als Instrument zu nutzen, um den Putsch gegen Präsident Trump voranzutreiben. So schrieb das Magazin The New Yorker, die Trauerfeier sei das bisher größte Treffen des Widerstands gegen Trump gewesen. Die amerikanische LaRouche-Bewegung LPAC stellt in einer neuen Erklärung wesentliche Aspekte seiner Karriere klar. McCain war ein Schützling des Begründers des Neokonservatismus, Senator Henry Scoop Jackson, einem verrückten Diener der britisch-imperialen Agenda, der immer eine militärische Konfrontation mit Rußland anstrebte. Die Briten waren von Jacksons Ansichten so begeistert, dass sie ihm eine eigene Gesellschaft britischer Geheimdienstbeamter widmeten, die Henry Jackson Society. Amerikanische Ableger dieser Gruppe waren das Komitee für die gegenwärtige Gefahr und das Projekt für ein Neues Amerikanisches Jahrhundert.«  [4]   

Der Enthüllungsjournalist Max Blumenthal beschrieb am 27. 8. 2018 in den Consortium News McCains Aktivitäten auf zutreffende Weise: »McCain hat  nicht bloß im Plenum des Senats für alle großen Interventionen in der Ära nach dem Kalten Krieg  gewettert. Er war besonders unbarmherzig, wenn es darum ging, imperiale Ziele zu fördern, und zog, Wahlreden haltend, von einer Konfliktzone zur nächsten, um rechtsextreme Fanatiker als Erfüllungsgehilfen persönlich anzuwerben. In Libyen und Syrien förderte er al-Qaida-Ableger als Verbündete, und in der Ukraine rekrutierte McCain Sieg Heil skandierende Neonazis….. Nach der von der NATO inszenierten Ermordung des libyschen Staatsführers twitterte McCain: Gadaffi ist weg, Baschar al-Assad ist der nächste.  [9]

So unterstützte McCain auch die Einsetzung der terroristischen Moslem-Bruderschaft als Regierung in Ägypten sowie verschiedenste Militärinterventionen in Südwestasien, deren Folgen Massenmord und das Leiden von Millionen Menschen sowie die grösste Massenmigration der Geschichte unterstützte.  [4]

Am 12. 1. 17 »warnte McCain die neue amerikanische Regierung vor einem zu leichtgläubigen und naiven Umgang mit Rußlands Präsident Wladimir Putin. Ich   glaube, Wladimir Putin ist ein Mörder und Verbrecher, er ist ein Produkt des KGB. Er wird jeden Vorteil für sich nutzen, erklärte er in einem Interview mit der Deutschen Welle im Anschluß an die Pressekonferenz des künftigen  Präsidenten Donald Trump. Es müsse nun wieder die Maxime von Ronald Reagan gelten, nämlich Frieden durch Stärke; Stärke sei das einzige, was Putin verstehe. McCain hatte am 11. 1. zusammen mit neun weiteren Senatoren eine Gesetzesinitiative für umfassende neue Sanktionen gegen Russland eingebracht, dies als Antwort auf  [ganz einfach behauptete; Anm. Red.]   Cyberangriffe, Aggressionen und destabilisierende Aktivitäten in den USA und weltweit. Jeder Amerikaner solle wegen dieser dreisten Attacke auf unsere Demokratie alarmiert sein.«  [10]

Und am 6. Januar 2017 hatte er während einer Tour im Baltikum zu erklären gewusst, dass »die Welt dank Wladimir Putin ein viel gefährlicherer Ort geworden sei.«  [11]

Der langjährige McCain-Vertraute Rick Davis verlas am 27. August einen Abschiedsbrief des Verstorbenen an seine Mitbürger, in dem dieser die Amerikaner zur Geschlossenheit aufrief. »Wir sind Bürger der grossartigsten Republiken der Welt, einer Nation von Idealen, nicht von Blut und Boden«, hiess es in dem Schreiben. Bei allen Meinungsverschiedenheiten »hatten wir immer so viel mehr gemeinsam miteinander, als dass wir uneins waren«.  [12]

Schon ein gewaltiges Mass an Selbstbetrug …….

 

[1]  https://www.tagesschau.de/ausland/mccain-bestattung-103.html  31. 8. 18

[2]  Zu Rainer Rupp siehe
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2451
   26. 9. 15
»
Topas«  -  Ein Spion wird 70

[3]  https://deutsch.rt.com/meinung/75340-john-mccain-heiligsprechung-eines-kriegsverbrechers/ 
1. 9. 18  John McCain: Heiligsprechung eines Kriegsverbrechers – Von Rainer Rupp

[4]  Strategic Alert Jahrgang 31, Nr. 37 vom 12. 9. 18

[5]  Basler Zeitung vom 4. 2. 2006

[6]  http://www.faz.net/aktuell/politik/sicherheitskonferenz/senator-mccain-putin-nutzt-die-fluechtlinge-als-waffe-14069548.html   14. 2. 16 Rainer Hermann

[7]  http://www.voltairenet.org/article187423.html
27. 4. 2015   Die Blindheit der Europäischen Union gegenüber der Militärstrategie der USA - Von Thierry Meyssan

[8]  http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/tony-cartalucci/usa-geben-zu-die-oppositionsbewegung-occupy-central-zu-finanzieren.html  
2. 10. 14  USA geben zu, die Oppositionsbewegung »Occupy Central« zu finanzieren – Von Tony Cartalucci

[9]  https://consortiumnews.com/2018/08/27/the-other-side-of-john-mccain/
August 27, 2018  -  The Other Side of John McCain by Max Blumenthal

[10]  http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/us-senator-mccain- bezeichnet-putin-als-moerder-und-verbrecher-14629124.html   12. 1. 17

[11]  http://www.epochtimes.de/politik/welt/us-senator-john-mccain-dank-putin-ist-die-welt-ein-viel-gefaehrlicherer-ort-geworden-a2016687.html
6. 1. 17 

[12]  https://bazonline.ch/ausland/amerika/McCains-letzte-Botschaft-an-Trump-und-die-USA/story/16060993   29. 8. 18