Zu den Anschlägen in Amman

d.a. Die diesbezüglichen Informationen sind, wie dies bei solchen Vorfällen häufig der Fall ist, widersprüchlich. So berichtete die BBC am 18.11.05, dass eine Meldung, von der behauptet wurde, dass sie von dem irakischen Anführer von Al Kaida, Abu Mussab al-Sarkawi [Abu Musab al-Zarqawi] stamme, darlege, dass die Bomben nicht dazu beabsichtigt gewesen seien, eine muslimische Hochzeitsfeier zu treffen, sondern eine Gruppe von Agenten des amerikanischen und israelischen Geheimdiensts. Die Jordanier wurden vor weiteren Anschlägen gewarnt, so dass sie es vermeiden sollten, sich in der Nähe von grossen Hotels, militärischen Einrichtungen, welche die US-Soldaten benutzten, sowie von den Botschaftsgebäuden derjenigen Länder, die sich am Irakkrieg beteiligten, aufzuhalten. Gleichzeitig wurde Jordaniens König Abdullah mit dem Tod bedroht. Für die Anschläge auf die Hotels Days Inn, Radisson SAS und Grand Hyatt hatte Al Kaida schon zuvor die Verantwortung übernommen. Zu den Selbstmordattentätern gehört eine angeblich vierte Attentäterin, der es nicht gelungen war, sich in die Luft zu sprengen, Sajida Mubarak Atrous al-Rishawi, die am Fernsehen auftrat und ein anscheinendes Geständnis ablegte, in dem sie sich zur Beteiligung an den Anschlägen bekannte.

CNN sendete, ebenfalls am 18.11., eine fast gleichlautende Meldung: Eine Terrorgruppe (ohne Al Kaida Bezeichnung) hätte die Hotels angegriffen, da sich dort Beamte der US-Botschaft sowie israelische Geheimdienstagenten aufgehalten hätten. Unter den Opfern waren vier Amerikaner. Laut CNN ist Saijida Mubarak Atrous al-Rishawi die Schwester von  Thamir Mubarakk Atrous al-Rishawi, der in der al-Sarkawi-Gruppe einen hohen Rang einnahm und im April 2004 von US-Soldaten in Falluja erschossen wurde.
 
Dem in Ottawa lehrenden Michel Chossudovsky 1  verdanken wir folgende aufschlussreiche Informationen: Unter dem Titel „Did Israel have Prior Knowledge of the Amman 11/9 Terror Attacks? Israeli Citizens evacuated prior to the Blast “ [Wusste Israel im voraus über die 11/9-Anschläge in Amman Bescheid? Israelische Staatsangehörige vor dem Anschlag evakuiert“]  Hieraus bringen wir einige Auszüge.
 
Zumindest zwei verlässliche Nachrichtenquellen lassen an der offiziellen Version der Ereignisse Zweifel aufkommen. Einer Meldung der Tageszeitung Haaretz  vom 9.11.2005  2 zufolge gelang es Israel in Zusammenarbeit mit jordanischen Sicherheitskräften, mehrere israelische Bürger, die sich im Radisson SAS Hotel aufhielten, vor der Explosion auf unauffällige Weise zu evakuieren. Diese lautete wie folgt: „Eine Anzahl Israelis, die sich gestern im Radisson SAS aufhielten, wurden offenbar auf Grund einer spezifischen Sicherheitswarnung von jordanischen Sicherheitskräften vor dem Bombenanschlag evakuiert und von Sicherheitsbeamten nach Israel zurückbegleitet. Der Aussenminister erklärte gestern, dass keine israelischen Touristen bekannt seien, die in der Explosion verletzt worden seien.“
 
Auch ein auf einer massgebenden Quelle beruhender Bericht in der Los Angeles Times vom 11. 11. 05 deutet darauf hin, dass der israelische Geheimdienst eine Vorkenntnis von den Anschlägen besass und es unterliess, einzuschreiten. Amos N. Guiora, den die LA Times als früheren Antiterrorbeamten bezeichnet, sagte in einem telefonisch geführten Interview mit dieser Zeitung, dass ihm Quellen in Israel ebenfalls von der vor dem Anschlag erfolgten Evakuierung berichtet hätten. „Dies bedeutet“, so Guiora, „dass hier ausgezeichnete Information vorlagen, die besagten, dass diese Sache losgehen würde.“ Guiora, ein vormaliger Leiter der israelischen Verteidigungskräfte, steht heute an der Spitze des ‚Institute for Global Security, Law, and Policy’ an der Case Western Reserve University in Cleveland. „Die Frage, die beantwortet werden muss“, sagte Guiora ferner, „ist die, warum die Jordanier, die in dem Hotel arbeiteten, nicht auf gleiche Weise entfernt wurden.“ 
 
Rückzieher
Es ist auch hier festzustellen, wie wir durch die Presse manipuliert werden. So führt Chossudovsky weiter aus, dass Yoav Stern and Zohar Blumenkrantz, die Autoren des ersten Haaretz-Berichts vom 9.11., ihre Aussage, dass die israelischen Staatsangehörigen vor der Explosion evakuiert worden waren, zurückzogen; dies zweifelsohne unter Druck beider Behörden, sowohl der israelischen als auch der jordanischen. Die beiden Autoren veröffentlichten dann am 10. 11. 05 in Haaretz folgende Mitteilung: „Berichte, denen zufolge die sich am Mittwoch im Radisson SAS in Amman befindlichen Israelis vor der dort erfolgten Bombenattacke durch jordanische Sicherheitskräfte evakuiert wurden, entsprechen nicht der Wahrheit. Im Gegensatz zu vorherigen Berichten wurden diese erst nach den Anschlägen von jordanischen Sicherheitskräften nach Israel zurückbegleitet. [No truth to report of Israeli evacuations before Amman bombs, By Yoav Stern, Haaretz, 10th November 2005]
 
Ironischerweise wurde die am 10.11.05 erfolgte Zurückziehung der ursprünglich von Yoav Stern und Zohar Blumenkrantz veröffentlichten Meldung am 11. 11., also ein Tag später, von den beiden Autoren im Haaretz zurückgenommen resp. widerlegt. Sie bestätigten damit erneut ihre erste, am 9.11. erschienene Berichterstattung. Der Aussenminister, hiess es dann am 11. 11., gab am Donnerstag in Jerusalem bekannt, dass sich ein israelisch-arabischer Geschäftsmann unter den Opfern befände. Es hiess ferner, dass auch zwei hohe palästinensische Sicherheitsbeamte unter den Toten seien. Es sei immer noch unklar, ob weitere Israelis in dem Angriff umgekommen seien. Stunden vor den Bombenanschlägen wurden viele Israelis aus dem Radisson SAS, eines der Hotels, die von den Anschlägen getroffen wurden, evakuiert, offenbar auf Grund eine besonderen Sicherheitsalarmierung [Haaretz, 11th November, 2005].
 
Der Führer des palästinensischen Geheimdiensts kommt bei dem Anschlag um
Drei hohe Beamte des palästinensischen Geheimdiensts, darunter auch Generalmajor Bashir Nafeh, Leiter des militärischen Geheimdiensts der Palästinenserbehörde, und Oberst Abed Allun, ein hoher Beamter der Sicherheitskräfte für präventive Aufgaben, die sich im Hyatt Hotel aufhielten, kamen bei dem Anschlag ums Leben. Diesbezüglich hat der russische Analytiker Shamil Sultanov vom ‚Komitee für internationale Angelegenheiten’ der Duma auf eine ‚israelische Verbindung’ hingewiesen. Einem [von uns leicht gekürzten] Radiointerview Sultanovs zufolge hat der Tod von Bashir Nafeh „die Chancen von Muhammad Dahlan erhöht", Mahmud Abbas als Präsident der Palästinenserbehörde abzulösen. Dahlan bekleidet derzeit den Posten des Ministers für zivile Angelegenheiten. Sultanov deutet an, dass ein solcher Wechsel in der Führung den israelischen Interessen dienlich wäre. „Zieht man diese Bombenattentate in Erwägung, so ergeben sich von meinem Standpunkt aus zwei Gesichtspunkte. Erstens spielt Jordanien eine Schlüsselrolle für die Amerikaner. Die Stellung des neuen Königs, Abdallah II, ist ziemlich kompliziert, da sich in den letzten sechs Monaten, ja sogar schon im letzten Jahr, zwischen ihm und dem alten jordanischen Team Widersprüchlichkeiten aufgetan haben. Im Prinzip ist das, was soeben passiert ist, für Abdallah II eine sehr gute Gelegenheit, um, milde ausgedrückt, gewisse Änderungen in seinem Team vorzunehmen und seine eigene Autorität zu stärken. Der zweite Gesichtspunkt, dem ich anhänge, ist die israelische Verbindung. Mahmud Abbas [Abu-Mazin], der Führer der Palästinenserbehörde, ist schwer krank. Und viele glauben, dass seine Fatah-Partei die Parlamentswahlen, die demnächst vorgesehen sind, mit einem solchen Präsidenten bestimmt nicht gewinnen kann. Insofern wäre Dahlan für die Amerikaner, für Israel, Sharon und die Ägypter, der optimale Politiker, um Mahmud Abbas zu ersetzen. Aus meiner Sicht machen diese Bombenanschläge und insbesondere die durch eine der Explosionen erfolgte Ermordung von Bashir Nafi, den Weg für Dahlan frei.“ 3
 
Die Ansicht Sultanovs deckt sich mit anderen Einschätzungen hinsichtlich der Rolle von Dahlan, der von 1994 bis 2001 aktiv mit dem israelischen IDF [israelische Verteidigungskräfte] und dem Shin Bet [israelischer Sicherheitsdienst] zusammenarbeitete, um ein scharfes Durchgreifen bei der Hamas zu erzielen, wozu auch die Festnahme ihrer Führer zählt. Gemäss Angaben von Global Security.org, haben beide, Israel und die USA, Dahlan als Nachfolger von Arafat aufgebaut.
 
Geheimdienstabkommen zwischen Israel und Jordanien
Einem israelischen Radiobericht zufolge haben die Anschläge der Unterzeichnung eines Geheimdienstabkommens zwischen Israel und Jordanien den Weg geebnet. Auch hier, so fügen wir ein, dürfte es im weiteren Sinne darum gehen, den Terrorismus gemeinsam mit Ägypten, Saudiarabien und der Palästinenserbehörde zu bekämpfen.
 
Desinformation durch die Presse
Die Anschläge wurden von der westlichen Presse sofort, noch vor der Durchführung einer Untersuchung und ohne dass Beweise, die ihre Behauptung untermauert hätten, vorhanden waren, dahingehend interpretiert, dass sie die Handschrift von Al Kaida trügen. Den Attacken folgten organisierte Massenversammlungen und Demonstrationen in Amman, die gegen den Urheber, den Terroristen Al Sarkawi gerichtet waren. Diese wurden weltweit von Fernsehstationen übertragen. Was die westlichen Medien jedoch zu berichten unterliessen, ist die Atmosphäre von Ungläubigkeit und Skepsis, welche die jordanische öffentliche Meinung charakterisiert. Viele Jordanier glauben, dass Israel hinter den Bombenanschlägen steckt. Diese Auffassung ist in den Strassen von Amman offen diskutiert worden, wie dies ein in der New York Times am 12. 11. 05 erschienener Artikel bestätigt.
 
Den Ausführungen von Michel Chossudovsky  wäre noch hinzuzufügen, dass CNN am 14. 11. berichtete, dass viele Jordanier bezweifeln, dass das Bekenntnis von Sajida Mubarak Atrous al-Rishawi echt ist, oder daran zweifeln, dass sie überhaupt in die Planung der Anschläge miteinbezogen war. „Ich kann das nicht akzeptieren; es gibt hier viele Widersprüche und das Ganze macht einfach keinen Sinn“, so die Meinung von Mohammed al-Fakhiri, der ein Mobiltelefongeschäft in Amman besitzt.“ Er sagte auch, dass al-Rishawi behauptet, dass ihr Ehemann den Sprengstoff offensichtlich gezündet hätte, bevor sie floh. „Wie kommt es dann“, fragt er, „dass sie nicht verwundet wurde?“
 
Wie der auf unserer homepage erschienene Artikel ‚Fakten zum Terror’ aufzeigt, werden Anschläge immer wieder von Geheimdiensten durchgeführt, um bestimmte Ziele zu erreichen. Der neueste Fall, der dies belegt, ereignete sich in der Türkei, als zwischen dem 10. und 22. November in Silopi im kurdischen Südosten der Türkei Anschläge auf den Wagen eines Staatsanwalts, auf eine Polizeiwache sowie auf ein Bekleidungsgeschäft durchgeführt wurden 4. Die türkische Polizei nahm laut einer Mitteilung der kurdischen Nachrichtenagentur DozaMe am 24. 11. sechs Agenten des Militärgeheimdienstes JITEM fest, die verdächtigt werden, diese ausgeführt zu haben. Das Ganze steht anscheinend im Zusammenhang mit der Wiederbelebung der staatlichen Konterguerilla im Südosten der Türkei. Der folgende Abschnitt ist der Jungen Welt entnommen.
„In den vergangenen zwei Wochen war es in den kurdischen Landesteilen der Türkei zu Massenprotesten gekommen, nachdem Agenten des JITEM bei einem Anschlag auf eine Buchhandlung in der Provinz Hakkari auf frischer Tat ertappt worden waren. Fünf Demonstranten waren dabei von der Polizei erschossen worden. Wie die kurdische Guerilla meldete, wurden bei einem Vergeltungsangriff in der Provinz Sirnak 15 türkische Soldaten und ein Guerillakämpfer getötet. Während die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vor der Bevölkerung weitgehend geheimgehalten wurden, hatte DozaMe im Internet eine im Auto der JITEM-Agenten gefundene Namensliste von kurdischen Kollaborateuren des Geheimdienstes veröffentlicht. Indes bestritt der Oberkommandierende der türkischen Armee, General Yasar Büyükanit, gegenüber der Tageszeitung Hürriyet, daß aus Ankara Befehle für Anschläge gekommen seien. »Ich kann diese Frage nicht beantworten, da wir wirklich nicht wissen, was passiert ist«, antwortete der General auf die Frage, ob ein untergeordneter Kommandeur derartige Anschläge befohlen haben könnte. Unterdessen beschloß die türkische Nationalversammlung die Einrichtung einer parlamentarischen Untersuchungskommission zur Aufklärung. Mit der Absetzung des Gouverneurs von Hakkari, Erdogan Gürbüz, erfüllte das Innenministerium zudem eine Forderung der Bevölkerung.“
 
Es sollte auch langsam auffallen, dass zahllose Festnahmen sogenannter Terroristen fast ausnahmslos unter dem Etikett ‚angeblich, mutmasslich’ laufen. Sie erfolgen somit vielfach ohne konkrete Beweise. Desgleichen häufen sich die Meldungen, dass angebliche Extremisten resp. Terroristen ganz einfach erschossen werden. Je grösser die Zahl dieser mutmasslichen Attentäter wird, desto grösser wird die Möglichkeit, die Bevölkerung in einen Angstzustand zu versetzen. Der Terror beginnt allmählich alles zu überlagern, was dazu führt, dass das Ausmass der Gesetzgebung, die unsere bürgerlichen Freiheiten beschneidet, in erschreckender Weise wächst. Nicht umsonst hat Wolfgang Eggert sein neues Buch wie folgt betitelt: ‚London, die Lizenz zum Töten’. Nach den Attentaten in London im Juli dieses Jahres waren brutale Aussagen zu vernehmen: Der Schiessbefehl auf mutmassliche Selbstmordattentäter bleibt, teilte Scotland Yard mit. Londons Polizeichef Ian Blair verteidigte die neu eingeführte Kopfschuss-Praxis als alternativlos. Sein Vorgänger John Stevens sprach sich ebenfalls für ein entschiedenes Vorgehen aus. "Es gibt nur einen sicheren Weg, einen Selbstmordattentäter zu stoppen, der davon überzeugt ist, seine Mission auszuüben - sein Gehirn sofort zu zerstören, vollständig", schrieb er in der Sonntagszeitung "News of the World". "Das heisst, ihn mit zerstörerischer Wucht in den Kopf zu schiessen, um ihn sofort zu töten.“ Seit 2003 gilt für Sicherheitskräfte in Grossbritannien die Anweisung, möglichen Selbstmordattentätern direkt in den Kopf zu schiessen, statt erst auf den Körper zu zielen. So soll verhindert werden, dass die Schüsse eine Bombe auslösen oder der Attentäter noch Zeit findet, einen möglichen Sprengsatz zu zünden [Lt. Nachrichten des SWR2 vom 25,7,05].
 
Insofern sollte man damit beginnen, die uns täglich vermittelten Terrormeldungen nach ihren möglichen verdeckten Absichten zu hinterfragen.
 
 
1 Global Research.ca, 2005
http://www.globalresearch.ca/index.php?context=viewArticle&code=CHO20051113&articleId=1238  13. November 2005
2 Scores dead in three Amman hotel bombings; Israelis evacuated before attack, by Yoav Stern and Zohar Blumenkrantz, Haaretz, 9 November 2005; http://www.haaretzdaily.com
3 Radio Mayak, Moscow, in Russian, 1214 gmt 11. 11. 05, BBC Monitoring
4 Quelle: http://www.jungewelt.de/2005 vom 25.11.05,  Nick Brauns, Geheimdienstler als Bombenleger
Michel Chossudovsky ist Wirtschaftsprofessor an der Universität von Ottawa and Leiter des ‚Centre for Research on Globalization (CRG)’. Er ist der Autor von „America's War on Terrorism“, Global Research 2005, sowie von „Global Brutal“, Verlag Zweitausendeins,
Postfach, D-60381 Frankfurt am Main, ISBN 3-86150-441-3, ein Werk, das insbesondere das Vorgehen des Internationalen Währungsfonds aufzeigt.