Anmerkungen zu den Wahlen in der Ukraine - von Doris Auerbach

Noch nie seit dem Fall der Sowjetunion hat sich der Kreml so deutlich über die ungeschriebene Regel hinwegge-gesetzt, dass man sich in fremde Wahlkämpfe nicht einmischt. - Neue Zürcher Zeitung Nr. 218 vom 18.9.04

Ich stelle diesen Kommentar absichtlich voran, da er sehr gut erhellt, wie die Tagespresse bei der laufenden Berichterstattung fast ausnahmslos Russland anprangert, während die Einmischung der USA  in den Wahlkampf allenfalls andeutungsweise und meist unter Aussparung konkreter Fakten Erwähnung findet. Im übrigen erstaunt eine derartige Aussage auch deswegen, weil der Einfluss der USA auf die Wahlen in Afghanistan, die kommenden Wahlen im Irak und bei der Referendumsanfechtung in Venezuela diesen Sommer allgemein bekannt ist.
 
Obwohl die Ukraine auf Grund ihrer Lage eher als Partner Russlands zu sehen ist, wird sie bereits im April 2000 von der 'Financial Times'  als  strategischer Schlüsselpartner der USA bezeichnet. So sieht Washington sie bereits in der Nato und der EU. Bei diesem Machtkampf  kann das Ziel der Westmächte folglich nur in der Stürzung des Systems Kutschma-Janukowitsch bestehen. Es geht auch keineswegs um Demokratie, sonst hätte die USA auf Grund der dort herrschenden Korruption und der zunehmenden Repression der Meinungsfreiheit längst davon absehen müssen, das Land nach Israel und Ägypten als drittgrössten Empfänger von US-Hilfe zu führen. 
 
Am 24. Oktober 2002 lässt uns die  'Financial Times Deutschland' wissen, dass  die vollständige Integration des Balkans und der Ukraine in die euroatlantischen Institutionen gemäss den Wünschen Washingtons im Jahr 2010 abgeschlossen sein muss. Der scheidende Präsident Leonid Kutschma hat, entgegen dem Bild, das er gerne von sich vermittelt, durchaus eine Politik des Gleichgewichts zwischen den beiden Grossmächten geführt; so sandte   er, um das Pentagon im Hinblick auf die Aufnahme seines Landes in die Nato zufriedenzu-stellen, Truppen in den Irak. Bei der Anfang Juni 2004 in Warschau abgehaltenen dritten Unterredung zwischen Vertretern der Nato und der Ukraine wurde dem Land denn auch das Lob de Hoop Scheffers für den Einsatz ukrainischer Soldaten im Irak und auf dem Balkan zuteil. Ein weiteres Ziel besteht in der seit Anfang 2003 angestrebten Intensivierung der inter-parlamentarischen Zusammenarbeit der Ukraine mit der USA auf den Gebieten Wirtschaft, Technik, Energie und Ökologie.
 
Was die Beeinflussung der Wahlen durch Russland betrifft, so schickte Putin, um die Kampagne seines Favoriten Viktor Janukowitsch zu leiten, eine ganze Schar von Beratern nach Kiew. Die Koordinierung erfolgte an Ort und Stelle durch den ehemaligen russischen Premierminister und jetzigen Botschafter Viktor Tchernomyrdin. Die OSZE ihrerseits teilte mit, dass staatliche Mittel zu Gunsten von Ministerpräsident Janukowitsch eingesetzt worden seien. Als Putin am Festakt zum 60. Jahrestag der Befreiung der Ukraine durch die Rote Armee teilnahm, zeigten er sowie der ebenfalls anwesende aserbaidschanische Präsident  unverhüllt ihre Unterstützung für Janukowitsch. Darüber hinaus kündigte Moskau an, die Öl- und Erdgasleitungen, die  es Russland ermöglichen, Gas und Erdöl über die Ukraine zu exportieren, in 2004 mit 800 Millionen $ mitzufinanzieren. Hinzu kommt die durch den Entscheid der Duma vom 29.10.04 ermöglichte doppelte russisch-ukrainische Staatsbürgerschaft, falls eine solche von der Ukraine gewünscht wird. Hierzu meint allerdings Réseau Voltaire, dass der Kreml mit seinen Mitteln zwar nicht geize, sich jedoch vielleicht etwas zu spät in die ganze Angelegenheit eingeschaltet hätte.
Der von Washington unterstützte Viktor Juschtschenko ist der Gründer der Bewegung 'Unsere Ukraine', der Liberale sowie extreme Rechte angehören. Auf  Druck der USA hin wurde er zu Beginn der  zweiten Amtszeit  Kutschmas von 1999 bis 2001 Premierminister. Er ist mit Katerina Tschumatchenko verheiratet, eine Staatsangehörige der USA, deren Einbürgerung im Gange ist. In der Ära Reagan war sie Assistentin von Aussenminister George P. Schultz in Menschenrechtsfragen und humanitären Belangen. Danach arbeitete sie während der Administration von George W. Bush, dem Vater des jetzigen Präsidenten, im Büro für Öffentlichkeitsarbeit des Weissen Hauses. 
 
Im US-Aussenministerium liegt das ukrainische Dossier in den Händen von Richard Armitage, der kein Geheimnis daraus macht, beträchtliche finanzielle Mittel aufgewendet zu haben, damit die Ukraine in  seine  Einflusszone  fällt. Es  ist  der  gleiche  Armitage,  der  unter
Reagan wiederholt nach Pakistan kam, um den durch die CIA finanzierten, gegen die Sowjetunion gerichteten afghanischen Jihad zu organisieren, gegen den die USA, nachdem sie ihn mit allen Mitteln aufgebaut hat, heute zu kämpfen gezwungen ist.
 
Den Gruppierungen, die für Viktor Juschtschenko eintreten, flossen vom 'National Endowment for Democracy'  [NED] resp. der CIA  Millionen  an  Dollar zu. Das 'National Endowment for Democracy' ist im übrigen nichts anderes als das 'öffentliche Schaufenster' der CIA. John Laughland zufolge, der während der ersten Runde der Wahlen für die 'British Helsinki Human Rights Group'  als Beobachter vor Ort war, wird das NED zu hundert Prozent von der amerikanischen Regierung finanziert. Laughland führt weiter aus,  dass Juschtschenko <offiziellen Angaben zufolge zur Finanzierung seines Wahlkampfes 105 Millionen  Dollar aus den USA erhielt. Man kann davon ausgehen, dass der tatsächlich an die Oppositionsbewegung geflossene Betrag etwa bei dem Dreifachen dieser Summe liegt. Jedermann kann sehen, dass die Proteste sehr gut finanziert sind>. 1  Das NED hat vor allem die  Jugendvereinigung  'Pora'  ['Es ist Zeit'] ins Leben gerufen. Als Modell hierzu diente der vom NED in Serbien  zum Sturz von Milosevic aufgebaute 'Otpor' [Widerstand]. Die Ausbildung  oppositioneller Kader erfolgt im 'Zentrum für eine gewaltfreie Revolution in Belgrad'. Letzteres stellt diejenigen seiner Ausbilder an die Spitze, die von der 'Fondation Soros' kommen. Die überwiegende Anzahl schickt jedoch das 'Freedom House' von James Woolsey. Die Gesamtleitung untersteht Robert Helvy von der CIA, der sich zwei Emissäre zur Seite gestellt hat, Aleksandar Maric und Stanko Lazendic. Helvy hat bereits die Revolutionen in Jugoslawien und in Georgien überwacht und Madeleine Albright hat das jetzige Dispositiv persönlich an Ort und Stelle inspiziert, wie sie dies auch in Georgien vor der als Rosenrevolution bezeichneten Pseudorevolution tat. Letztere ist in diesem Zusammenhang nochmals einer näheren Betrachtung wert.  

Der jetzige Staatschef Georgiens, Michail Saakaschwili, ist in Wahrheit ein Mann Washingtons, wozu der dortige US-Botschafter, Richard Miles, seinen Teil beigetragen hat. Saakaschwilis Auftrag war der Sturz Eduard Schewardnadses. An den von langer Hand mit Ziel 2005 geplanten Vorbereitungen zur Entmachtung Schewardnadses waren folgende Institute beteiligt: Hinter der angeblichen Nichtregierungsorganisation, die behauptete, dass die Wiederwahl Eduard Schewardnadses am  2. 11. 2003 gefälscht war, steht in Wirklichkeit das ganz einfach als NGO bezeichnete 'American National Democratic Institute' [ANDI], das  von niemand anderem als von Madeleine Albright geleitet wird; letzteres wiederum gehört zu dem bereits genannten 'National Endowment for Democracy'. Die Bezeichnung 'Demokratie' kann man allerdings nur als blanken Hohn empfinden. In Kürze dargelegt: die bezüglich der Ungültigkeit der Wahlen vorgebrachten Anklagen stammten direkt aus dem 'American National Democratic Institute', während der Milliardär George Soros die Jugendbewegung 'Kmara' ['Genug'] finanzierte. Der Volkszorn war somit vom ANDI geschickt ausgelöst und mittels der von Soros finanzierten Jugendbewegung strukturiert worden, was es der CIA er-möglichte, ihre Leute in Tbilissi an die Macht zu bringen. Nicht umsonst hat Schewardnadse die amerikanischen Institutionen sowie Soros als die Einzigen bezeichnet, die für seinen Sturz verantwortlich sind [Réseau Voltair
e Nr. 29 vom 8. 1. 04].
 
Zu James Woolsey, einem früheren CIA-Direktor sei angefügt, dass dieser in Washington ganz unverblümt darlegte, dass man sich derzeit im Vierten Weltkrieg befände, wobei er den Kalten Krieg offensichtlich als den Dritten zählt. Er lässt uns ferner wissen, <dass die freie Welt den ultimativen Kampf gegen Terroristen, Fundamentalisten und Diktatoren rund um den Globus aufgenommen hat.> Hier fehlt sein Hinweis, dass man weder die EU noch andere Länder, die sich mehr oder weniger am Gängelband der USA befinden, noch als 'frei' bezeichnen kann. Woolsey ist einer der führenden Neokonservativen in Washington, deren demokratischer Imperialismus das Ziel einer Neuen Weltordnung anstrebt, in der die arabischen Länder unter amerikanischer Führung notfalls mit Gewalt demokratisiert und gefährliche Regimes rund um den Globus gestürzt werden sollen. 
Der Irakkrieg  ist hier erst der Anfang. 2  Was man im eigentlichen unter Demokratie versteht, scheint Woolsey jedoch nicht zu überblicken, stellt doch gerade ein zur Demokratie übergegangener arabischer Staat im Endeffekt genau das Gegenteil dessen dar, was Washington anstrebt, denn die Ausmerzung der Korruption würde verhindern, dass die Ressourcen des Landes weiterhin in die Hände der USA gespielt werden. Bush hat die Forderung nach Demokratisierung  auf dem diesjährigen G-8-Gipfel bekanntlich wiederholt, wobei er,  wie das nicht anders zu erwarten war,  die Finanzierung derartiger Prozesse durch die Steuerzahler der G-8-Staaten wünscht. Die Bezeichnung 'Freedom House' für eine offensichtlich mit subversiver Tätigkeit beschäftige Institution fügt sich natürlich nahtlos in die gnadenlose Verlogenheit der Politiker und der Pressebarone ein. 
 
Im 'Freedom House' London ist im übrigen die tschetschenische Exilregierung untergebracht, deren Finanzierung durch das amerikanische 'Komitee für den Frieden in Tschetschenien' erfolgt; im Vorstand findet sich auch Zbigniew Brzezinski, was keinerlei Erläuterung bedarf. Das 'Freedom House' übernahm es, am 23.11. um 12.30 Uhr die ausländischen Regierungen sowie die NGOs dazu aufzurufen, den ukrainischen Wahlbetrug zu verurteilen. Einige Minuten später verlangte die EU eine Revision der Resultate. Um 13.30 erklärte das 'National Democratic Institute' seinerseits, nicht gewillt zu sein, die Wahlen als rechtmässig anzuerkennen. Die vom Abgesandten Bushs, dem Senator Richard G. Lugar vorgebrachten Forderungen nach Annullierung der Wahlen wurden von keinerlei präzisen Angaben zu den angeblichen Fälschungen begleitet.
 
Was den US-Botschafter in Kiew  betrifft, so hatte er  wissen lassen, dass Washington im Falle einer Bestreitung der Wahlergebnisse  Sanktionen ergreifen würde,  wobei er sich auf einen von seiner eigenen Administration ausgearbeiteten Bericht für die OSZE berief. Darin verwies er  auf die Hindernisse, die den <die Demokratie stützenden Nichtregierungsorganisationen> in den Weg gelegt würden, gab jedoch ohne rot zu werden zu, zwecks <Stärkung der Demokratie> bereits 13 Millionen $ ausgegeben zu haben. Auch wenn die Ehrlichkeit der ausscheidenden ukrainischen Equippe hochgradig anzuzweifeln ist,  zeugt die Androhung von Sanktionen aus meiner Sicht erneut von dem unbeugsamen Willen der USA, jedes Land zu unterwerfen, das sich seinen Hegemonialansprüchen widersetzt.
 
Sowohl bei der serbischen Studentenbewegung 'Otpor' als auch bei der ukrainischen 'Pora' handelt es sich somit  um von den Geheimdiensten der USA umschlossenen Jugendorganisationen.  Leider sehen sich sowohl die USA als auch Russland  mit dem Problem konfrontiert, dass keiner der beiden Hauptkandidaten wirklich präsentabel ist. Viktor Janukowitsch,  ein ehemaliger Mechaniker mit einer Neigung zu Vodka und Schlägereien, verkörpert nur mit Mühe  die Interessen des Proletariats. Er hat zwei Gefängnisstrafen verbüsst, die eine wegen Diebstahls, die andere wegen versuchter Vergewaltigung.  Viktor Juschtschenko ist die Zugrunderichtung der  mit unter seiner Leitung stehenden Nationalbank der Ukraine in den 80er Jahren anzulasten. Mehr als 10 000 der Führungskräfte von 'Pora' und dem 'Komitee der ukrainischen Wähler'  erhalten im übrigen ein Gehalt in einer durchschnittlichen Höhe von  3'000 $ pro Monat, ein mehr als komfortables Einkommen in der Ukraine.  Die Finanzierung erfolgt  über USAID und das NED. Die Vorbereitung der Gesamtlogistik der Demonstrationen lag in den Händen von USAID. Den Demonstranten wurden so  tausende von Zelten und Decken zur Verfügung gestellt. Ebenso wurden Gratismahlzeiten ausgegeben.
 
Zu Soros, einem der grössten Währungsspekulanten, dessen Vermögen auf 7 Mrd. $ veranschlagt wird, sei vermerkt, dass es ihm im September 1993  gelungen war, die Bank of England in die Knie zu zwingen. Er baute darauf, dass die Bank das unter Druck geratene Pfund aus dem europäischen Wechselkursmechanismus nehmen und abwerten musste. Zehn Milliarden Dollar seiner Finanzgruppe setzte er ein  und gewann eine Milliarde Dollar, für die die englischen Steuerzahler geradezustehen hatten. Bei William Engdahl 3   heisst es u.a. <Soros spekuliert auf den Weltfinanzmärkten mit seiner geheimen Offshore-Firma 'Quantum Fund NW', einem privaten Investmentfonds, der für eine Reihe von Klienten ein Vermögen von 4-7 Milliarden Dollar verwaltet. Der Quantum Fund ist in der Steueroase Niederländische Antillen in der Karibik registriert.> Es ist immerhin erstaunlich, wie der gläserne Bankkunde in der EU erbarmungslos vorangetrieben wird, während sich die Mehrheit der stets diskret als off-shore-centres umschriebenen Steuerfluchtparadiese ungetrübter Tätigkeit erfreuen. Nicht minder erstaunlich ist, dass sich der IWF nicht scheut, in Dubai, einem laut Pricewater-houseCoopers schnellwachsenden neuen offshore-centre, eine Jahrestagung abzuhalten. Hierzu Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz 4: <Die USA fordere jetzt durchschaubare Finanzmärkte, tue aber gleichzeitig alles, um die Steuerparadiese zu schützen>. Was die Versuche Washingtons betrifft, den internationalen Terror finanziell trockenzulegen, so ist folgende Information wissenswert: 5  <Das am 26. 10. 01 von Bush unterzeichnete neue Anti-Terrorgesetz räumt den US-Behörden u.a. weitreichende Vollmachten ein, um kriminelle Finanzflüsse zu unterbinden. Wer jedoch, wie vereinzelte republikanische Abgeordnete, das neue Gesetz mehr als Kriegserklärung an die finanzielle Privatsphäre der Bürger denn an die Adresse der Terroristen gerichtet geisselte, musste sich damit zufriedengeben, dass in der   Schlussfassung die eher schwammigen Voraussetzungen zur Verdachtsbegründung  noch etwas zurechtgestutzt wurden und man dabei etwa den Tatbestand 'Steuerparadies' fallenliess.> Bereits im Mai 2001 hatte der ehemalige Finanzminister Paul O'Neill erklärt, <dass die USA nicht mehr bereit sei, im bisherigen Ausmass bei der OECD-Task Force zur Bekämpfung von Steuerparadiesen mitzumachen. Die USA sei gegen eine weltweite Harmonisierung von Steuern und befürworte den Steuerwettbewerb.> 6 Insofern entbehren die  Bemühungen Washingtons der Glaubwürdigkeit.
 
Verschiedenen Zeitungen stellen Soros als eine Art 'Robin Hood des Computerzeitalters' dar. Was er den reichen Ländern des Westens durch Spekulationen im grossen Stil abnehme, käme  anschliessend durch seine Stiftungen Osteuropa und Russland zugute, um so den 'armen', vom Kommunismus geräderten Ländern den Weg zur Demokratie zu ebnen. William Engdahl führt  hierzu aus,  <dass  sich sein aussergewöhnlicher Erfolg als Spekulant nicht mit simplem 'Spielerglück' erklären lasse, denn Soros habe Zugang zur 'Insiderspur', einer der wichtigsten staatlichen und privaten Informationskanäle der Welt.> 3  Die 'Segnungen' der Soros-Stiftungen  werden heute Ländern wie Bosnien, Kroatien und Slowenien zuteil. So ist auch eine ju- goslawische Soros-Stiftung in Belgrad ansässig. Wie es ferner heisst, fördern diese die Verbreitung von zivilgesellschaftlichen Strukturen. Letztere dürften bei näherer Betrachtung jedoch eher als Wegbereiter für die US-Konzerne und den IWF zu werten sein und weniger als zum Wohl der Bevölkerung aufgebaut. Was den voraussehbaren Machtkampf der Konzerne betrifft, so wird er kaum mühelos verlaufen,  da sich die Regierung Kutschma zu Beginn des Jahres 2002 unter dem Druck wirtschaftlicher  Zwänge wieder überwiegend in Richtung Moskau orientiert hatte; insofern ist die Liste der von den Russen kontrollierten ukrainischen Unternehmen, deren Interesse hauptsächlich der Metallurgie, Chemie und Energieversorgung gilt, inzwischen länger geworden.
 
Weitere Beobachter  der Wahlen kamen vom ENEMO [European Network of Election Moni-toring Organizations], einem der Überwachung von Wahlen dienenden Netzwerk mitteleuropäischer Organisationen,  die im einzelnen vom  'National Democratic Institute' von Madeleine Albright finanziert werden. Die Finanzierung des gemeinsamen Sekretariats  erfolgt durch das George Soros gehörende "Open Society Institute". Zu diesem Kollektiv gehört auch das die Zeitschrift 'Tochka Zory' herausgebende 'Komitee der ukrainischen Wähler'. Die Kosten, die entstanden, um die 1'000 Wahlbeobachter des ENEMO an Ort und Stelle zu bringen, wurden vom 'Freedom House', dem 'National Democratic Institute' und dem 'International Republican Institute' von John McCain finanziert. 
 
Die vom Institut 'Socis' und dem 'Razumkov Centre'  des Instituts für Internationale Soziologie veröffentlichten Stichproben, die Juschtschenko am 21. 11. zum Sieger erklärten, sind von der USA finanziert worden. Hier kam das gleiche Verfahren zur Anwendung  wie das im August 2004  bei der Anfechtung der Referendumsergebnisse in Venezuela eingesetzte, als die US-Firma  'Penn Shoen & Berland Associates'  eine im Auftrag  der Oppositionsbewegung  'Sumate' durchgeführte Stichprobe der Wahlergebnisse vorlegte. Auch hier war die Finanzhilfe des NED/CIA  für  Sumate im Spiel. Das offizielle Wahlergebnis wurde dann jedoch von den  internationalen Wahlbeobachtern, wozu das 'Carter Centre' sowie Réseau Voltaire gehörten,  bestätigt.
 
Von Putin heisst es, dass er derzeit der einzige Staatsmann sei, der sich dem Weltglobalismus entgegenstelle. Unter Jelzin wurden neben Banken und strategischen Rohstoffreserven auch die wichtigsten Erdölvorräte privatisiert. <Damals übernahmen  Oligarchen wie  [ich füge hinzu, der mit Soros befreundete] Chodorkowskij  Milliardenwerte der Rohstoffindustrie zu Schleuderpreisen .>  7  Was mit den von Jelzin aus den IWF-Krediten abgezweigten Unsummen letztlich geschah, wurde in der Presse meines Wissens nie weiter verfolgt.  Die Entmachtung der Oligarchien in Russland ist  im Gange. Daher liess Putin auch einige Tage nach der Kritik von Soros an der Yukos-Affaire, bei der dieser die Festnahme Chodorkowskijs als politische Verfolgung kritisiert hatte, das Moskauer Büro der 'Soros Foundation' Anfang November 2003 schliessen, um dessen Einmischung  ein Ende zu bereiten.
Der Zweck der Ausführungen ist hier keinesfalls eine Wertung des Verhaltens der USA oder Russlands. Es geht vielmehr darum, aufzuzeigen, mit welchen Halbheiten die Tagespresse uns zu versorgen pflegt. Daher kann es sich ein  führender SPD-Aussenpolitiker wie Gernot Erler auch leisten,  <von einem mit dem Namen Juschtschenko verbundenen Feuer des jugendlichen Aufbruchs in eine ehrliche und lebenswerte Zukunft der Ukraine> zu sprechen. Darüber hinaus erfährt man, dass Erler es gewagt hat, jeder moskauorientierten ukrainischen Regierung zu drohen, sie <werde jeden Tag zu spüren bekommen, dass alle wissen, woher sie kommt.>  Ich habe nirgendwo gelesen, dass an dieser von einer unverhohlenen Anmassung und für mich von einer bedauernswerten Ignoranz geprägten Einstellung Anstoss genommen worden wäre. Zum Thema Wahlkampf lässt man am besten nochmals  John Laughland zu Wort kommen:  <Tatsächlich hat es signifikante Vorfälle der Manipulation durch Juschtschenko-Anhänger im Westen der Ukraine gegeben.> Ferner: <Die im Westen [also bei uns] überall zu vernehmenden Vorwürfe, die Medien in der Ukraine stünden völlig unter der Kontrolle der Regierung, entsprechen schlicht und einfach nicht den Tatsachen. Ein Wechsel der Ukraine in das westliche Lager würde allerdings die Machtposition Russlands in dramatischer Weise schwächen. Das gesamte Schwarze Meer wäre fortan unter amerikanischer Kontrolle. Die Ausweitung des amerikanischen Einflusses auf das Schwarze Meer ist Teil einer grossangelegten Strategie, die nicht nur dazu dienen soll, die Macht Russlands zu schwächen, sondern auch dazu, innenpolitische Veränderungen in der Russischen Föderation auszulösen.>
 
Die Berichterstattung der westlichen Tagespresse kann somit nur noch als bewusste Stützung der USA betrachtet werden. Réseau Voltaire seinerseits sieht die jetzige <teuerste Revolution der Welt als Spektakel für die westlichen Fernsehstationen konzipiert.>  Es ist davon auszugehen, dass der Westen die Wahlschlacht letztlich gewinnen wird.  Wie lebenswert sich das Dasein der Ukrainer in der Folge allerdings gestalten wird, dürfte spätestens dann entschieden werden, wenn   - wie zu vermuten steht -    auch hier der Internationale Währungsfonds das Heft in die Hand nimmt.  
   
 
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Eurasisches Magazin 11/04 vom 29.11.2004  -  Interview mit John Laughland
2  Stuttgarter Nachrichten vom 16. 4. 03    
3  William Engdahl 'Was steckt hinter den Währungskriegen des George Soros?' - EIRNA-
   Studie 'Derivate' - Die finanzielle Wasserstoffbombe der 90er Jahre. EIRNA GmbH
   Postfach 2308, 65013 Wiesbaden
SWR Nachrichten 11.10.01
5   Neue Zürcher Zeitung  Nr. 250 vom  27.10.01  
6   Basler Zeitung vom 25.5.01   7   Die Welt  18.10.04    
German foreign policy   26.11.04  
9   German foreign policy  24.11.04
 
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