«Islamische Terroristen» - von Uncle Sam unterstützt: «Black Ops» der Bush-Administration gegen denIran, Libanon und Syrien - von Prof. Michel Chossudovsky, Kanada [1]

Die Bush-Administration hat zugegeben, dass Geheimaktionen mit aggressiver Tendenz gegen den Iran und Syrien angewendet wurden. Das erklärte Ziel war, die Wirtschafts- und Währungssysteme der Länder zu ruinieren. Die unbeliebte Iran-Syria Policy and Operations Group (ISOG) die im Frühjahr 2006 gegründet wurde und von den Beamten im Weissen Haus, dem Aussenministerium, der CIA und dem Finanzministerium integriert wurde, hatte eine Vollmacht zur Destabilisierung von Syrien und Iran und zur Heraufbeschwörung eines «Regimewechsels»: «Das Komitee, die Iran-Syria Policy and Operations Group (ISOG), traf sich im Jahre 2006 häufig wöchentlich, um Aktionen wie die Beschränkung des Zugangs des Irans zu Krediten und Bankeinrichtungen zu koordinieren oder den Verkauf der militärischen Ausrüstung an jene Nachbarn des Irans und Unterstützer zu organisieren, die sich den zwei Regimes entgegenstellten.» (Boston Globe, 25. Mai). Die ISOG hatte der iranischen Opposition und den Dissidenten Undercover-Hilfe zukommen lassen. Der Propagandatrick der Gruppe bestand darin, Desinformation in die Nachrichtenkette einzuschleusen und «die internationale Empörung gegen den Iran aufzubauen.» (Boston Globe, 2. Januar). Kehrtwende in der Iran-Syrien Politik? Washington hat vor kurzem eine offensichtliche Kehrtwende verkündet: keine gefährlicheren geheimen Operationen mehr gegen «Schurkenfeinde» im Nahen Osten.

Die ISOG ist im Auftrag von Präsident Bush aufgelöst worden. Die USA werden nicht mehr in «[geheimen] aggressiven Aktionen gegen den Iran und Syrien» involviert sein, sagen Beamte des Aussenministeriums. «Die Gruppe war zum Brennpunkt für Kritiker der Administration geworden, die fürchteten, dass sie geheime Aktionen plante, die in einen militärischen Konflikt mit dem Iran oder Syrien ausarten könnten. Die Aura der Geheimhaltung, die die Gruppe umgab, als sie im März 2006 gegründet wurde, war damit verbunden, dass sie nach dem Vorbild eines ähnlichen speziellen Irak-Komitees aufgebaut war, und das trug zum Misstrauen bei. Ein höherer Beamter im Aussenministerium […] sagte, dass die Gruppe [ISOG] wegen der weitverbreiteten allgemeinen Vorstellung beendet wurde, sie sei nur dazu entworfen worden, einen Regimewechsel herbeizuführen. Beamte des Aussenministeriums sagten, dass das Interesse der Iran-Syrien-Gruppe die zwei Regimes davon überzeugte, ihr Verhalten zu ändern und nicht, es über den Haufen zu werfen.» (ebd.).

 
Glauben Sie es oder nicht?

Analytiker der Aussenpolitik haben die Entscheidung Washingtons als Beweis einer «Weichspülung» der US-Strategie im Nahen Osten beschrieben. Von der Bush-Administration sagt man, sie habe den «Regimewechsel» zugunsten einer flexibleren Vorgehensweise verworfen, die aus einem konstruktiven Dialog mit Teheran und Damaskus besteht. Aggressive Geheimaktionen, so sagt man, sind durch ehrliche internationale Diplomatie ersetzt worden: Die Auflösung [der ISOG] kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die Bush-Administration sich auf eine neue bedeutende Bemühung eingestellt hat, entsprechende Treffen mit Iran und Syrien abzuhalten. […] Kurz bevor die Iran-Syrien-Gruppe geschlossen wurde, stiess Aussenministerin Condoleezza Rice eine wichtige Initiative an, um den Iran und Syrien in einer regionalen Bemühung zur Stabilisierung des Iraks zu engagieren und kehrte damit die althergebrachte Politik der Vereinigten Staaten gegenüber entsprechenden Kontakten mit den Ländern um. Jahrelang mied die Bush-Administration Treffen mit Syrien. […] Aber Rice traf sich diesen Monat mit Syriens Aussenminister in Ägypten: zum ersten Treffen auf höchster Ebene zwischen den zwei Ländern seit 2004, und demnächst wird der US-Botschafter im Irak, Ryan Crocker, wahrscheinlich sein iranisches Gegenstück in Bagdad treffen. Kenneth Katzman, ein Fachmann für den Nahen Osten am Congressional Research Service, dem Forschungszentrum des US-Kongresses, sagte, er denke nicht, dass es ein Zufall war, dass die Iran-Syrien-Gruppe genau dann aufgelöst wurde, als das Aussenministerium begann, seinen diplomatischen Einfluss auszudehnen. «Ich denke, dass das Grundprinzip dieser Gruppe die Förderung des ‹Regimewechsels› war und Rice eine ganz andere Richtung einschlagen wird», sagte Katzman. «Die ‹Regimewechsel-Fraktion innerhalb der Administration ist wirklich ein wenig schwächer geworden.» (ebd.). Die Entscheidung, die ISOG aufzuheben, ist im wesentlichen kosmetisch. Die meisten der Geheimdienstaktivitäten bleiben bestehen. Die ISOG war eine von mehreren geheimen Einrichtungen mit dem Ziel, den Iran und Syrien zu destabilisieren. Regimewechsel und offener Krieg sind immer noch Bestandteil der Planung der Administration. Destabilisierende Geheimdiensteinsätze gegen den Iran und Syrien wurden sogar im Laufe der letzten vier Jahre vermehrt durchgeführt. Zudem sind diese Einsätze, die einen festen Bestandteil der von den USA finanzierten Militäreinsätze gegen den Iran, Syrien und Libanon darstellen, mit den Kriegsplänen Israels und der Nato eng koordiniert. Die Geheimoperationen waren mit der militärischen Planung synchronisiert, einschliesslich der verschiedenen Kriegsszenarien der USA, die seit Beginn des Plans «Theater Iran Near Term» (TIRANNT) - «Schauplatz Iran bald fällig» - im Mai 2003, nur knapp einen Monat nach der Invasion im Irak, ins Auge gefasst wurden. Diese Kriegsszenarien sehen explizit einen Regimewechsel vor: «Unter TIRANNT haben die Planer der Armee und des US-Oberkommandos sowohl kurzfristige als auch längerfristige Szenarien für einen Krieg mit dem Iran in Betracht gezogen, einschliesslich aller Aspekte grösserer Kampfhandlungen, von der Mobilisierung über den Truppeneinsatz bis zu Nachkriegseinsätzen zur Stabilisierung nach einem Regimewechsel.» (William Arkin, Washington Post, 16. April 2006). Die USA sind auf dem Kriegspfad, und die verschiedenen Geheimoperationen und Einsätze der psychologischen Kriegsführung - die routinemässig verachtenswürdige Darstellungen des iranischen Staatsoberhaupts an die Medien liefert - sind ein wesentlicher Bestandteil des Arsenals der militärischen Geheimdienste und Propaganda.

CIA: «schwarze Operationen» gegen den Iran

Die Geheimoperationen sind ihrerseits mit den Militäreinsätzen der USA, Israels und der Nato im östlichen Mittelmeer und im Persischen Golf koordiniert, einschliesslich der Kriegsspiele, die seit dem Sommer 2006 fast dauernd stattfinden. Gleichzeitig mit der Mitteilung zur Aufhebung der ISOG, «hat die CIA, nach Auskunft heutiger und ehemaliger Beamter der Geheimdienste, eine geheime Genehmigung des Präsidenten für die Durchführung eines heimlichen ‹schwarzen› Einsatzes, um die iranische Regierung zu destabilisieren.» (ABC News Report, 22. Mai). Diese parallele Initiative der CIA, die «von Beamten des Weissen Hauses und der Geheimdienste gutgeheissen wurde» hat in etwa dieselbe Aufgabe wie die aufgelöste ISOG: «Die Quellen, die sich auf Grund des empfindlichen Charakters des Themas anonym äusserten, sagen, dass Präsident Bush eine «nicht tödliche präsidentielle Stellungnahme» erlassen hat, die einen CIA-Plan in Kraft setzt, der angeblich eine koordinierte Kampagne aus Propaganda, Desinformation und Manipulation der Währung und der internationalen Finanzgeschäfte des Irans beinhaltet. «Ich kann weder bestätigen noch bekräftigen, ob ein solcher Plan existiert oder ob der Präsident ihn unterzeichnet hat, aber er würde mit dem allgemeinen amerikanischen Ansatz übereinstimmen, um Wege zu finden, das Regime unter Druck zu setzen», sagte Bruce Riedel, ein neulich pensionierter leitender Beamter der CIA, der mit dem Iran und anderen Ländern der Region zu tun hatte. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Gordon Johndroe, sagte, «das Weisse Haus kommentiert keine Angelegenheiten der Geheimdienste». Ein Sprecher der CIA sagte, «selbstverständlich äussern wir uns nicht zu Unterstellungen über Geheimoperationen.» (ABC News Report, 22. Mai). Der Plan der CIA war anscheinend «dazu angelegt, den Iran zu zwingen, sein nukleares Anreicherungsprogramm zu stoppen und die Unterstützung Aufständischer im Irak zu beenden». Die Geheimoperation war gemäss US-Beamten eine weichere Alternative zu einem militärischen Angriff auf den Iran, eine Option, die von Vizepräsident Cheney und anderen Falken innerhalb der Administration bevorzugt wurde: «Heutige und ehemalige Geheimdienstbeamte sagen, dass die Genehmigung der Geheimoperation bedeutet, dass Präsident Bush vorläufig beschlossen hat, die Möglichkeit eines Militäreinsatzes gegen den Iran nicht weiterzuverfolgen. Vizepräsident Cheney half, die Seite anzuführen, «die einen Militärschlag bevorzugte», sagte der ehemalige CIA-Beamte Riedel, «aber ich denke, sie sind zu der Erkenntnis gekommen, dass ein Militärschlag mehr Nachteile als Vorteile hat.» (ebd.) Die gegen den Iran und Syrien geführten Geheimoperationen sind keine Alternative zum militärischen Einsatz, ganz im Gegenteil. Der CIA-Plan wurde entworfen, um die Strategie Washingtons zur Destabilisierung des Irans und Syriens mit militärischen und nichtmilitärischen Mitteln, einschliesslich der Geheimdiensteinsätze, zu unterstützen. 

Islamische Brigaden im Iran entfesseln

Im Zusammenhang mit dem Iran haben die US-Geheimdienste eine in Pakistan angesiedelte Terrorgruppe, Jundullah (Gottes Krieger), unterstützt, die innerhalb Irans Terroranschläge verübt hat. Die Gruppe hat «ihre Basis in der unwegsamen Iran-Pakistan-Afghanistan-Grenzregion». «Eine militante pakistanische Stammesgruppe, die für eine Serie tödlicher Guerilla-Angriffe im Iran verantwortlich ist, ist seit 2005 insgeheim durch amerikanische Beamte ermutigt und beraten worden. Die Gruppe mit dem Namen Jundullah besteht aus Mitgliedern des Baluchi-Stammes und operiert von der pakistanischen Provinz Baluchistan aus, unmittelbar an der Grenze zum Iran. Sie hat für den Tod oder die Entführung von mehr als einem Dutzend iranischer Soldaten und Beamten die Verantwortung übernommen.» (ABC News, 2. April). Abd el Malik Regi, der Führer von Jundullah, befehligt eine Truppe von mehreren hundert Guerillakämpfern, «die Angriffe über die iranische Grenze hinweg ausführen: auf iranische Militäroffiziere oder iranische Geheimdienstmitarbeiter, die sie entführen und bei laufender Kamera hinrichten […]. Neulich übernahm die Jundullah die Verantwortung für einen Angriff im Februar, bei dem mindestens 11 Mitglieder der Iranischen Revolutionsgarden getötet wurden, als sie in einem Bus in der iranischen Stadt Zahedan fuhren» (ebd.). Aus amerikanischen Regierungskreisen wurde bestätigt, dass der Anführer von Jundullah «regelmässigen Kontakt mit US-Beamten» hatte, aber eine «direkte Finanzierung» der Jundullah durch US-Geheimdienste wurde abgestritten. Gewöhnlich bewilligt die CIA für ihre Geheimoperationen nie eine «direkte» finanzielle Unterstützung. Diese läuft immer über eine ihrer Stellvertreterorganisationen, wie beispielsweise Pakistans Inter Services Intelligence (ISI), die seit dem sowjetisch-afghanischen Krieg immer wieder Unterstützung für islamische Terrorgruppen geleistet hat, einschliesslich der Finanzierung von Trainingslagern und Koranschulen, und immer im Auftrag der CIA. Diese hinterlistige Rolle der pakistanischen ISI (im Auftrag der CIA) wird vom US-Geheimdienst sogar ganz offen eingestanden: «Amerikanische Geheimdienstquellen sagen, dass Jundullah Geld und Waffen vom afghanischen und pakistanischen Militär und von Pakistans Geheimdienst erhalten hat. Pakistan hat offiziell jede Verbindung bestritten.» (Brian Ross und Christopher Isham, The Secret War Against Iran 2). Andere Kanäle für die US-Geheimdienste bei der Finanzierung des Terrorismus verlaufen via Saudiarabien und die Golfstaaten, wo die Gelder im Auftrag von Uncle Sam an verschiedene militante islamische Gruppierungen geleitet werden. «Einige ehemalige CIA-Beamte sagen, das Arrangement [mit Jundullah] erinnere an den Gebrauch von Stellvertreter-Armeen, die über andere Länder - wie Saudiarabien - in den 1980ern durch die US-Regierung finanziert wurden, um die Regierung Nicaraguas zu destabilisieren [ähnlich wie die Iran-Contra-Affäre].» (ebd.). 

Einheitliches Muster: Historische Wurzeln des «islamischen Terrorismus»

Ironischerweise werden die islamischen Gruppen so dargestellt, als würden sie mit Teheran Hand in Hand zusammenarbeiten. Der Iran, ein überwiegend schiitisches Land, wird beschuldigt, sunnitische islamische Terroristen zu beherbergen, während diese islamischen Terroristen in Wirklichkeit «geheimdienstliche Aktive» der USA sind und indirekt von Washington unterstützt werden. Diese Rolle der US-Geheimdienste als Unterstützer der «islamischen Terroristen» ist gut etabliert. Die Geheimoperation im Iran ist Teil eines einheitlichen Musters. Das nicht so verdeckte Programm der US-Geheimdienste, das in ganz Zentralasien und im Nahen Osten angewendet wird, besteht darin, durch die Unterstützung «islamischer Terrororganisationen» politische Instabilität auszulösen und ethnische Auseinandersetzungen zu entfachen, mit dem Ziel, die Nationalstaaten zu schwächen und die souveränen Nationen zu destabilisieren. Von Anfang des sowjetisch-afghanischen Krieges an und während der 90er Jahre bestand ein zentrales Element der Aktivitäten der CIA darin, verdeckte Unterstützung an «islamische Terrororganisationen» zu leisten. Im Jahr 1979 wurde «die grösste verdeckte Operation in der Geschichte der CIA» als Antwort auf die sowjetische Invasion Afghanistans zur Unterstützung der pro-kommunistischen Regierung Babrak Kamals gestartet. (Siehe Fred Halliday, «The Ungreat game: the Country that lost the Cold War, Afghanistan, New Republic, 25. März 1996. Ahmed Rashid, The Taliban: Exporting Extremism, Foreign Affairs, November-Dezember 1999. Siehe auch Michel Chossudovsky, America’s «War on Terrorism», Global Research, 2005). Mit der aktiven Unterstützung der CIA und Pakistans Inter Services Intelligence «schlossen sich zwischen 1982 und 1992 etwa 35 000 radikale Muslime aus 40 islamischen Ländern dem Kampf Afghanistans an. Zehntausende weitere kamen, um in den Koranschulen in Pakistan zu lernen. Am Schluss waren mehr als 100 000 ausländische radikale Muslime direkt durch den Dschihad Afghanistans beeinflusst.» (Siehe Chossudovsky, oben zit.) 

Diese Geheimoperationen als Unterstützung der «islamischen Brigaden» wurden in den Jahren nach dem Ende des kalten Krieges fortgesetzt. Das weit ausgedehnte nachrichtendienstlich-militärische Netzwerk der ISI wurde nach dem sowjetisch-afghanischen Krieg nicht wieder aufgelöst. Die CIA unterstützte den islamischen Dschihad weiterhin von Pakistan aus. Neue verdeckte Initiativen wurden in Zentralasien, im Nahen Osten und auf dem Balkan in Gang gesetzt. Der Militär- und Geheimdienstapparat Pakistans «diente als Katalysator für die Zersetzung der Sowjetunion und die Entstehung von sechs neuen islamischen Republiken in Zentralasien.» (ebd.). «Inzwischen etablierten sich islamische Missionare der saudiarabischen Wahabi-Sekte in den islamischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion und auch innerhalb der Russischen Föderation und drangen in die Institutionen des säkularen Staates ein.» (ebd.). Ein ähnliches Muster tauchte auf dem Balkan auf. Seit Anfang der frühen 90er Jahre unterstützte die Clinton-Administration die Rekrutierung von al-Kaida-Mujaheddin als Kämpfer für die Bosnische Muslimische Armee. Es war ironischerweise die Republikanische Partei, die in einem Dokument, das vom Republikanischen Parteikomitee im US-Senat veröffentlicht wurde, Clinton nicht nur einer «handfesten» Verstrickung mit der Waffenversorgungslinie des islamischen Netzwerks, sondern auch der Zusammenarbeit mit der «Third World Relief Agency» (TWRA) - «einer gefälschten humanitären Organisation mit Sitz im Sudan, die vermutlich mit solchen Pfeilern des islamischen Terrornetzwerks verknüpft ist wie Scheich Omar Abdel Rahman (der verurteilte Drahtzieher hinter dem Bombenanschlag auf das World Trade Center im 1993) - und Usama bin Laden» beschuldigte (das Originaldokument kann auf der Website des Republikanischen Parteikomitees (Senator Larry Craig) im US-Senat gefunden werden: www.senate.gov/~rpc/releases/1997/Iran.htm). Seit Beginn des «Global War on Terrorism» (GWOT) nach dem 11. September 2001 wurden viele der offiziellen Dokumente, die auf die hinterlistige Beziehung der US-Geheimdienste zum «islamischen Terrornetzwerk» hinweisen, sorgfältig dem Blick der Öffentlichkeit entzogen

US-geförderte «islamische Terroristen» im Libanon

Die neuesten Ermordungen von Zivilisten in palästinensischen Flüchtlingslagern im Norden des Libanons resultierten aus der Konfrontation zwischen Fatah al-Islam und der libanesischen Armee. Die Fatah al-Islam ist eine Gruppierung von vorwiegend nichtpalästinensischen fundamentalistischen Sunniten, die innerhalb der Flüchtlingslager wirkt. Sie ist auch von der saudiarabischen Wahabi-Sekte inspiriert, die seit dem Beginn des sowjetisch-afghanischen Kriegs Teil der verdeckten Operationen der CIA ist. Die libanesische Armee war an den Sturmangriffen auf die Lager beteiligt, was zur Entwurzelung der palästinensischen Flüchtlinge geführt hat. Die Zahl der militanten Fatah al-Islam-Anhänger (vor allem saudiarabische, syrische, jemenitische und marokkanische Kämpfer) in den Lagern belief sich gemäss Presseberichten auf 150 bis 200. Die libanesische Militäroffensive war unverhältnismässig stark, was zu unzähligen zivilen Opfern führte. «Trotzdem wurde der massiv unverhältnismässige Angriff auf das Lager von US-Aussenministerin Condoleezza Rice vorbehaltlos gebilligt. «Die Regierung Siniora kämpft gegen einen sehr harten, extremistischen Feind», sagte Rice. «Aber der Libanon tut das Richtige, um seine Bevölkerung zu schützen und seine Souveränität zu sichern, und daher unterstützen wir die Regierung Siniora und das, was sie  zu tun versucht, sehr.» Der Libanon hat den Polizeieinsatz gegen diese kleine Gruppierung genutzt, um die USA um Militärhilfe in der Höhe von 280 Millionen Dollar zu bitten, um zu helfen, das niederzuschlagen, was grossartig als »Aufstand« bezeichnet wird. Der Sprecher des Aussenministeriums, Sean McCormack, sagte, der Antrag für die Gelder, von denen 220 Millionen Dollar an die libanesische Armee und 60 Millionen Dollar an die Sicherheitskräfte gehen sollen, werde von Washington geprüft. Die USA haben dem Libanon letztes Jahr 40 Millionen Dollar an Militärhilfe und dieses Jahr bisher weitere 5 Millionen Dollar gegeben.» (Chris Marsden, 27. Mai). In Medienberichten wurde die Fatah al-Islam in völlig verdrehter Logik als Organisation dargestellt, die mit der Fatah-Bewegung in Palästina, einer säkularen, von Yasser Arafat gegründeten Organisation, in Verbindung stehe. Aus ideologischer Warte betrachtet ist die Fatah al-Islam mit al-Kaida vergleichbar, die bekanntlich von Saudiarabien und den Golfstaaten finanziert wird und die Unterstützung der pakistanischen ISI in Zusammenarbeit mit ihrem amerikanischen Pendant geniesst. Gemäss Seymour Hersh liefert Saudiarabien in enger Absprache mit der Bush-Administration sowohl Finanzmittel als auch verdeckte Unterstützung für die Fatah al-Islam. Hersh weist auf ein «privates Abkommen» zwischen neokonservativen Beamten und Prinz Bandar bin Sultan von Saudiarabien hin, der in seiner Zeit als saudiarabischer Botschafter in Washington eng mit CIA-Direktor George Tenet zusammenarbeitete. Die libanesische Regierung ist auch in diese Geheimdienstoperation verwickelt: «Die Schlüsselrolle spielt Saudiarabien. Was ich [Hersh] beschrieb, war eine Art Privatübereinkommen, das zwischen dem Weissen Haus - wir reden hier von Dick Cheney und Elliott Abrams, einem wichtigen Berater des Weissen Hauses - und Prinz Bandar bin Sultan [dem nationalen Sicherheitsberater Saudiarabiens] abgeschlossen wurde. Die Idee war, Hilfe - verdeckte Hilfe - von den Saudis zu erhalten, um verschiedene Dschihad-Hardliner, sunnitische Gruppen, die im Falle einer Konfrontation mit der Hizbollah, der schiitischen Gruppierung im Südlibanon, als Aktivposten gesehen würden, vor allem im Libanon zu unterstützen, so einfach war das. Wir sind im Geschäft, wenn es darum geht, wo immer möglich die Sunniten gegen die Schiiten zu unterstützen, gegen die Schiiten im Iran, gegen die Schiiten im Libanon. Das ist Bürgerkrieg. Wir sind daran beteiligt, an einigen Stellen, insbesondere im Libanon, konfessionelle Gewalt zu erzeugen.» (CNN-Interview mit Seymour Hersh, CNN International, Your World Today, 21. Mai. Auszüge aus dem Interview folgen am Ende des Artikels] Das Muster der saudiarabischen Unterstützung für die Fatah al-Islam ist Teil einer US-finanzierten verdeckten Operation, ähnlich denjenigen, die die CIA in den 1980er Jahren zur Unterstützung von al-Kaida durchgeführt hatte. 

Inszenierte Ereignisse in Libanon?

Die Fatah al-Islam ist ein «geheimdienstlicher, durch Saudiarabien finanzierter Aktivposten». Während die Bush-Administration Damaskus beschuldigt, die Fatah al-Islam zu unterstützen, gibt es Hinweise, dass die Morde in den palästinensischen Flüchtlingslagern das Ergebnis einer sorgfältig inszenierten Geheimdienstoperation waren. Seit dem Sommer 2006 und nach den israelischen Bombenangriffen auf den Libanon sind Nato-Streitkräfte sowohl im Libanon als auch vor der libanesischen und syrischen Küste präsent. Die Resolution des UNO-Sicherheitsrats, die eine Entsendung friedenserhaltender Nato-Truppen unter einem formellen UNO-Mandat erlaubt, war der erste Schritt in diesem Prozess, der auf den Rückzug der syrischen Truppen aus dem Libanon im Jahr 2005 folgte. Ziel der militärischen Planung ist es, innerhalb des Libanons konfessionelle Gewalt zu erzeugen, die als Vorwand dienen kann, um «aus humanitären Gründen» eine verstärkte militärische Intervention der Nato-Truppen unter einem formellen UNO-Mandat zu begründen. Diese humanitäre militärische Nato-Intervention - in Absprache mit Israel - ist als weitere Fortsetzung des Rückzugs der syrischen Truppen im Jahre 2005 und der israelischen Bombenangriffe im Jahre 2006 geplant. Wenn sie stattfindet, kann dies zu einer faktischen fremden Besetzung des Libanons und zur Durchsetzung einer wirtschaftlichen Blockade gegen Syrien führen. Vorwand für diese Verstärkung der militärischen Eingriffe sind die angebliche Unterstützung Syriens für die Fatah al-Islam und die angebliche Beteiligung von Damaskus an der Ermordung Rafiq Hariris. Die zeitlich abgestimmte «Ermittlung» zur Ermordung Hariris und das Einsetzen eines korrupten Gerichts werden von der Koalition benutzt, um anti-syrische Gefühle im Libanon zu schüren. Von einem militärischen und strategischen Standpunkt aus gesehen ist der Libanon das Einfallstor nach Syrien. Die Destabilisierung des Libanons stützt die militärische Planung der USA-Nato-Israel-Allianz gegen Syrien und den Iran. Die US-Geheimdienste lassen ihre islamischen Brigaden los, während sie gleichzeitig die Gegner beschuldigen, terroristische Gruppen zu unterstützen, die in Wirklichkeit insgeheim durch Uncle Sam gefördert und finanziert werden.    

Ein Interview mit Seymour Hersh 3

USA fördern Bürgerkrieg - Bekämpfung von Schiiten um jeden Preis

Bereits im März berichtete der Journalist Seymour Hersh in einem im Magazin The New Yorker veröffentlichten Artikel, dass die US-Regierung ihre Strategie für den mittleren Osten dahingehend verändert hat, Sunniten in der Region zu unterstützen, um so letztlich den Iran und andere Schiiten, namentlich die Hizb Allah im Libanon, zu schwächen. In einem Interview in der Sendung ‚Your World Today’ des Senders CNN International stellte Hersh nun eine direkte Verbindung zwischen diesem Strategiewechsel und den derzeit im Libanon stattfindenden Kämpfen von Regierungstruppen mit der Fatah al-Islam her. Diese werde über den Umweg der libanesischen Regierung und Saudiarabiens von der USA indirekt unterstützt, so Hersh. Grundlage sei ein geheimes Abkommen zwischen dem US-Vizepräsidenten Richard Cheney, Elliott Abrams, dem stellvertretenden Berater für Nationale Sicherheit der USA, und dem saudischen Prinzen Bandar bin Sultan, dem Berater für Nationale Sicherheit von Saudiarabien. Demzufolge unterstützt Saudiarabien insgeheim die Fatah al-Islam, um so ein Gegengewicht zur Hizb Allah zu schaffen. Die USA ihrerseits unterstützen die libanesische Regierung mit Geldern und Militärhilfe im Gesamtwert von rund einer Milliarde US-$, wovon ein Teil wiederum der Fatah al-Islam zufliesse, da auch die libanesische Regierung unter Premierminister Fouad al-Siniora daran interessiert ist, die Hizb Allah zu schwächen. Ein derartiges Vorgehen seitens der USA ist keineswegs neu, hier sei nur an die Unterstützung - beziehungsweise den Aufbau - der Taliban zur Bekämpfung der sowjetischen Armee in Afghanistan und die Unterstützung Saddam Husseins im Krieg gegen den Iran erinnert. Auf die Frage der Verstrickung der USA in die Unterstützung der Fatah al-Islam sagte Hersh: »Nun, die USA ist tief verstrickt. Dies ist eine verdeckte Operation, die Bandar mit uns durchführte. Und vergessen Sie nicht: Wenn Sie sich daran erinnern, gerieten wir in den Krieg in Afghanistan bekanntlich durch die Unterstützung Osama bin Ladens und der Mujaheddin Ende der 80er Jahre, dies zusammen mit Bandar und Leuten wie Elliott Abrams. Das Konzept war, dass die Saudis uns versprachen, die Jihadisten kontrollieren zu können, also wendeten wir damals viel Zeit und Geld auf; die Vereinigten Staaten benutzten und unterstützten die Jihadisten Ende der 80er Jahre, damit sie uns halfen, die Russen in Afghanistan zu schlagen, [doch dann] wandten sie sich gegen uns. Und wir haben das gleiche Muster, als hätten wir gar nichts gelernt. Es ist das gleiche Muster, die Saudis zu benutzen, um Jihadisten zu unterstützen. Die Saudis versichern uns, dass sie diese Gruppen kontrollieren können - die Salafisten und alle anderen, also Gruppen wie jene, die sich jetzt Kämpfe mit der Regierung in Tripolis liefert.« 

»Der Feind unseres Feindes ist unser Freund, die Jihadisten-Gruppen im Libanon sind auch dazu da, gegen Nasr Allah, Hizb Allah, vorzugehen. Die Hizb Allah, wenn Sie sich erinnern, hat im vergangenen Jahr Israel besiegt - gleichgültig, ob die Israelis dies zugeben wollen oder nicht - also haben wir die Hizb Allah als eine bedeutende Bedrohung für die  Amerikaner; sehen Sie, die amerikanische Rolle ist derzeit sehr einfach. Condoleezza Rice, die Aussenministerin, war dahingehend sehr gesprächig. Wir sind jetzt damit beschäftigt, Sunniten wo immer möglich gegen die Schiiten zu unterstützen, gegen die Schiiten im Iran, gegen die Schiiten im Libanon, das ist Nasr Allah, und so weiter. Das Spiel - die Araber nennen es Fida - heisst also fast …… Bürgerkrieg. Wir sind jetzt damit beschäftigt, an einigen Orten, insbesondere im Libanon, religiöse Gewalt zu erzeugen«, so Hersh. Die übliche Behauptung, Syrien stecke hinter der nun im Libanon ausgebrochenen Gewalt, wies Hersh entschieden zurück. »Wenn das wahr wäre, dass Syrien - das der Hizb Allah sehr nahesteht und von der Bush-Regierung scharf kritisiert wird, weil es ihr so nahesteht - auch diese Gruppen unterstützt, d.h. salafistische Gruppen, die der Hizb Allah sehr feindlich gegenüberstehen, machte das keinerlei Sinn, das wäre vollkommen unlogisch. Was es ganz einfach ist: es ist ein geheimes Programm, an dem wir uns mit den Saudis als Teil eines grösseren Programms beteiligen, um alles in unserer Macht stehende zu tun, um die Verbreitung des schiitischen Glaubens, die schiitische Welt, aufzuhalten und es hat uns einfach in den Hintern gebissen, wie es schon in der Vergangenheit geschehen ist«, sagte Hersh. 

Die Moderatorin Hala Gorani fragte Hersh daraufhin, warum es logischer wäre, wenn die USA zumindest indirekt eine derart extremistische Organisation unterstützten, wenn dies für Syrien so widersinnig wäre. Hersh antwortete darauf: »Nun, Sie erwarten Logik von der Regierung der Vereinigten Staaten; das ist in Ordnung. Wir vergessen das jetzt einmal. Grundsätzlich ist es sehr einfach: [ ……] Als ich in Beirut war, um Interviews hierfür durchzuführen, sprach ich mit hochrangigen Beamten der Siniora-Regierung, die zugaben, dass der Grund dafür, dass sie die radikalen jihadistischen Gruppen wie jene, die jetzt in Tripolis kämpft, tolerierten, der war, dass sie sie als Schutz vor der Hizb Allah ansahen. Die Angst vor der Hizb Allah in Washington, insbesondere im Weissen Haus, ist heftig. Sie glauben einfach, dass Hassan Nasr Allah absolut plant, hier in Amerika Krieg zu führen und dazu auch in der Lage sei. Ob das wahr ist, ist eine andere Frage. Aber es gibt eine höchste, absolut überwältigende Angst vor der Hizb Allah und wir wollen nicht, dass die Hizb Allah eine aktive Rolle in der Regierung des Libanons spielt und das ist letztlich unsere Politik: die Siniora-Regierung zu unterstützen, trotz ihrer Schwäche gegenüber der Koalition. Das ist nicht nur Siniora, sondern auch Herr Aoun, der ehemalige militärische Anführer des Libanons. Sie sind in einer Koalition, die wir absolut verabscheuen.« Die rücksichtslose Durchsetzung von US-Interessen - oder was die Regierung der USA dafür hält - hat also einmal mehr zum Tod von bisher über 100 Menschen im Libanon geführt. Noch weitaus schwerwiegender dürfte allerdings die nur zu naheliegende Schlussfolgerung sein, dass die USA auch den Bürgerkrieg im Irak fördern, wie hier schon mehrfach beschrieben. Die Zahl der dieser ‚Politik’ geschuldeten Opfer dürfte in den letzten Jahrzehnten - ungeachtet  Vietnam - in die Millionen gehen. 

1 Quelle: www.globalresearch.ca 31.5.2007, in Zeit-Fragen Nr.27 vom 9.7.2007 erschienen, von uns leicht gekürzt. http://www.zeit-fragen.ch/

2  http://blogs.abcnews.com/theblotter/2007/04/abc_news_exclus.html 3.4.07

3 http://www.freace.de/artikel/200705/260507a.html vom 26.5.07, hier gekürzt wiedergegeben. Alle Hervorhebungen durch politonline