Wer macht die US-Außenpolitik? Politische Eliten und der Council on Foreign Relations - eine Verschwörungstheorie? 25.11.2007 19:24
Von Hans B. von Sothen/
politonline: Dem nachfolgenden Aufsatz seien die von David Rockefeller auf der Bilderberger-Konferenz vom 6. - 9. Juni 1991 in Baden-Baden ausgesprochenen Worte vorangestellt: »Wir sind der Washington Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen grossen Publikationen dankbar, deren Direktoren seit fast vierzig Jahren unseren Treffen beigewohnt und ihre Versprechen der Verschwiegenheit gehalten haben. Es wäre für uns unmöglich gewesen, unseren Plan für die Welt zu entwickeln, wenn wir während dieser Jahre dem Licht der Öffentlichkeit ausgesetzt worden wären. Inzwischen aber ist die Welt höher entwickelt (sic!) und darauf vorbereitet, einer Weltregierung entgegenzugehen. Die supranationale Souveränität einer intellektuellen Elite und der Weltbanker ist mit Sicherheit der nationalen Selbstbestimmung, so, wie sie in vergangenen Jahrhunderten praktiziert wurde, vorzuziehen.« Zitiert aus »Die geheime Weltmacht - Die schleichende Revolution gegen die Völker« von Conrad C. Stein.
Als George
Washington im Jahr 1796 als erster Präsident der Vereinigten Staaten
zurücktrat, richtete er eine Abschiedserklärung (Farewell Address) an sein Volk
1. Es wurde sein
politisches Testament und von all seinen Nachfolgern als für die amerikanische
Politik selbstverständlich und verbindlich angesehen. Für die US-Außenpolitik
hieß das: Unter keinen Umständen feste Bündnisse, schon gar nicht mit
europäischen Mächten, keine Kriege, es sei denn Amerika wäre unmittelbar
bedroht, Fernhalten von allen europäischen Konflikten. Über ein Jahrhundert lang
hat die USA diese Politik weitgehend befolgt. Die Monroe-Doktrin, die die
südamerikanischen Länder im Laufe der Zeit immer weiter in die Interessensphäre
der USA einbezog und die diese in der Folge immer öfter zum Gegenstand
US-amerikanischer Interventionen machte, wurde dazu nicht im Widerspruch
gesehen.
So konnten die
außenpolitischen Grundsätze George Washingtons unbedingte Gültigkeit
beanspruchen, bis Präsident Woodrow Wilson sein Land in den Ersten Weltkrieg
führte. Angeblich, um die Welt für die Demokratie sicherzumachen. Tatsächlich
stellte es sich später in den 1930er Jahren vor mehreren parlamentarischen
Untersuchungsausschüssen (vor allem dem Nye-Ausschuß) heraus, daß sich Banken
(insbesondere das eng mit dem englischen Establishment kollaborierende
Investment-Bankhaus J. P. Morgan) und Rüstungskonzerne soweit auf Seiten
Englands engagiert hatten, daß ein Sieg der Mittelmächte ihren finanziellen
Ruin bedeutet hätte. Sie hatten Wilson, der seinen Wahlkampf gerade unter dem
Motto »He kept us out of war - er hat uns aus dem Krieg herausgehalten«
gewonnen hatte, in skandalöser Weise in den Krieg getrieben 2. Freilich wurde dafür
niemand je zur Rechenschaft gezogen.
Merchants of
Death Diese
unglaublichen Vorgänge erregten das amerikanische Volk nach dem Ersten
Weltkrieg tief. Nie wieder, so schwor man sich damals, werde man sich wieder
von den »Händlern des Krieges«, den merchants of death, in eine militärische
Auseinandersetzung hineinziehen lassen 3.
Man glaubte, aus der Geschichte gelernt zu haben und im Kongreß sahen sich die
»Isolationisten«, die sich mit einigem Recht in der Tradition George
Washingtons fühlten, in der überwältigenden Mehrheit. Schon 1919 war das
internationalistische Engagement so unpopulär gewesen, daß der Kongreß sich
weigerte, dem von Wilson entworfenen internationalen Friedensinstrument, dem
Völkerbund, überhaupt beizutreten. Damals, noch während der Pariser
Friedensverhandlungen, die in die unglückseligen Verträge von Versailles, Saint
Germain und Trianon mündeten, fand sich eine kleine Gruppe amerikanischer und
britischer Verhandlungsteilnehmer zusammen, um der ihrer Meinung nach drohenden
Gefahr des Isolationismus, insbesondere der USA, zu begegnen. Sie gründeten den
amerikanischen Council on Foreign Relations (CFR) 4 und britischerseits das Royal Institute of
International Affairs (RIIA) 5,
nach seinem Londoner Sitz kurz Chatham House genannt. Insbesondere der CFR
sollte im Laufe der Zeit einen entscheidenden Einfluß auf die gesamte
Außenpolitik der Vereinigten Staaten finden. Diese Tatsache hat oft zu den
wildesten Theorien Anlaß gegeben 6. Ihr
Selbstverständnis zogen die jungen Gründer des CFR zunächst aus der Tatsache,
daß sie »mehr wußten und mehr lernten als die alten Männer, die den Vertrag
tatsächlich unterzeichneten« 7.
In der Tat war der CFR zunächst ein loser Debattierklub einiger in New York
ansässiger Bankiers und Geschäftsleute gewesen, die sich bereits im Juni 1918
erstmals auf Einladung des ehemaligen Außenminister von Theodore Roosevelts,
Elihu Root, getroffen hatten 8.
Parallel und im Einvernehmen dazu gründete
sich das Royal Institute of International Affairs (RIIA). Dieses wiederum ging
aus dem 1911 gegründeten Round Table des Chatham House hervor. Der Round Table
war von Lord Milner in der Tradition des großen Imperialisten Cecil Rhodes ins
Leben gerufen worden, um eine neue liberale Form des Imperialismus zu
propagieren. Der amerikanische CFR stand anfangs unter starkem Einfluß des
anglophilen Bankhauses J. P. Morgan, damals noch mit Abstand das mächtigste
Bankhaus der Welt. Dies führte zunächst zur Kritik einiger Mitglieder, die
einer reinen »Association of Bankers« kritisch gegenüberstanden, zumal die Idee
des Völkerbunds und des Internationalismus,
welche der CFR besonders vertrat, vom isolationistisch gesonnenen
Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst als »in der Hauptsache von
internationalen Bankern unterstützt« betrachtet wurde 9. So wurden einige Akademiker, Journalisten,
Wall-Street-Rechtsanwälte und Verleger kooptiert und der CFR in dieser
Zusammensetzung am 29. Juli 1921 offiziell gegründet. Dennoch blieb das
Übergewicht der Interessen der Wall Street spürbar. Denn das Haus Morgan, das
am Pariser Konferenztisch prominent vertreten gewesen war, gedachte nicht nur
den Krieg, sondern auch den Frieden in seinem Sinne zu organisieren. Der
Einfluß dieser Bank auf den Council in seiner ersten Zeit war nie ein Geheimnis,
denn eine Liste der »officers« und des »board of directors« des CFR wurde in
jeder Ausgabe des CFR-Organs Foreign
Affairs abgedruckt 10
und diese war dauernd mit Partnern, Associates und Angestellten des Hauses
Morgan angefüllt. Unter den 20 ersten Direktoren des CFR von 1921 bis 1927
finden wir sechs in direkter oder indirekter Beziehung zum Bankhaus J. P.
Morgan 11, drei zum
Bankhaus Kuhn, Loeb & Co. 12
und zur Stiftung des Stahlmagnaten Carnegie 13. Fast die Hälfte der frühen CFR-Direktoren sind also
allein zwei Wall-Street-Bankhäusern zuzuordnen, wobei das Haus Rockefeller sich
in der ersten Zeit nur durch einfache Mitglieder vertreten ließ, wie etwa den
Direktor von Standard Oil of New Jersey, Harold Pratt, dessen Frau dem CFR
später sein herrschaftliches New Yorker Haus an der Park Avenue als
Hauptquartier vermachen sollte 14.
Dies entsprach der Politik des Hauses Rockefeller, das in den 1920er und 1930er
Jahren in der Öffentlichkeit ausgesprochen zurückhaltend auftrat, und umgekehrt
auch der Tatsache, daß eine offizielle Verbindung zur Rockefeller-Firma
bisweilen sogar als karriereschädigend angesehen wurde, was sogar den ersten
Direktor der Rockefeller-Foundation, Mackenzie King, dazu bewog, seinen Posten
nur zögerlich anzunehmen 15.
Das Massaker von Ludlow, bei dem die Polizei einen Streik in einer
Rockefeller-Firma kurzerhand zusammenschießen ließ und viele Tote zu beklagen
waren, war vielen Amerikanern noch in zu frischer Erinnerung. Personelle
Verbindungen des »board of directors« des CFR zu Rockefeller waren aus den
genannten Gründen damals noch nicht ersichtlich, wiewohl die
Rockefeller-Stiftung bereits als Förderin auftrat.
Die Politik aller
CFR-Mitglieder, so unterschiedlich diese sonst auch sein mochten, traf sich bereits
unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in der Überzeugung, daß ein
amerikanischer Isolationismus unter allen Umständen abgelehnt werden müsse. Eine
für eine außenpolitische Gesellschaft - zumal in der USA, in der diese
Einstellung in der Bevölkerung damals alles andere als Konsens war - bedeutsame
Feststellung. Die ersten Mitglieder waren allesamt Vertreter der
Völkerbundsidee, wenn auch sonst nicht notwendigerweise der zugrunde liegenden
politischen Logik Woodrow Wilsons folgend 16.
Eine kleine, aber bezeichnende Episode aus der Gründungszeit des CFR
illustriert dessen Konsens: Als 1923 ein für seine isolationistischen Tendenzen
bekannter, aber sonst wenig bedeutender Senator aus Iowa namens Smith Brookhart
vor dem CFR reden sollte, liefen fast alle Wall-Street-Mitglieder des Councils dagegen
Sturm. Der Direktor von J. P. Morgan, Leffingwell, weigerte sich, überhaupt mit
Brookhart zu diskutieren. Paul Warburg, ein Partner von Kuhn, Loeb & Co., ließ mitteilen, daß er und seine Freunde
wütend darüber seien, daß ein »ungebildeter Demagoge« wie Brookhart die »Gastfreundschaft
des CFR genießen« sollte 17.
Die akademischen Mitglieder des CFR-Direktoriums, die gewiß keine Sympathien
für die politischen Vorstellungen des Senators hegten, konnten ihre Kollegen
von der Wall Street dann doch noch dazu überreden, die Sache stattfinden zu
lassen. Diese Anekdote gibt einen schlaglichtartigen Einblick in die politische
Denkrichtung des Wall-Street-Establishments der damaligen Jahre, in die
Vehemenz ihrer Einstellung und die erstaunliche Gleichgerichtetheit ihrer
Vorstellungen.
Einfluß der
Rockefeller Foundation Bereits während der
1920er Jahre waren es neben J. P. Morgan und Kuhn, Loeb & Co. vor allem die
die Voraussetzungen des Weltfriedens erforschende Carnegie-Stiftung sowie die
Rockefeller-Stiftung, die das Bankkonto des CFR immer wieder
auffüllten. Der Zufluß der Rockefeller Foundation an den CFR verdünnte
sich jedoch Anfang der 1930er Jahre, verglichen mit deren Zuwendungen an andere
Institutionen 18. Er wurde
erst wieder stärker, ja dominant, in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. Die
große Zeit des CFR kam mit dem Zweiten Weltkrieg, als die Nachkriegsordnung der
Welt unter ganz maßgeblicher Beteiligung führender CFR-Mitglieder wie Dean Acheson,
William Averell Harriman, George F. Kennan, John Jay McCloy und anderen
formuliert wurde 19.
Insbesondere mittels seiner zwischen 1940 und Mitte 1945 erstellten »War and
Peace Studies«, an denen zeitweilig bis zu hundert Mitarbeiter - unter ihnen auch
der junge David Rockefeller - in fünf Arbeitsgruppen beschäftigt waren und für
die die Rockefeller Foundation mehr als 300.000 Dollar zur Verfügung stellte,
übte der CFR einen kaum zu unterschätzenden Einfluß auf die Nachkriegsordnung
aus 20. Die Arbeitsgruppe
Wirtschaft und Finanzen hatte Anfang Oktober 1940, also vor dem Eintritt der
USA in den Krieg, noch an einem Konzept der Teilung der Welt gearbeitet: Falls
Großbritannien von den Deutschen eingenommen würde, würde Churchill vermutlich
nach Kanada fliehen. Von dort aus würde man sich in einem »Kondominium« sowohl um das britische als auch das französische
Kolonialreich kümmern. Bis zum Ende des Krieges aber müßten die Märkte der
Kolonien für den amerikanischen Handel umgehend geöffnet werden. Die USA würde
weiterhin Weltmacht bleiben. Ihr sollten im Falle der Niederlage
Großbritanniens das Empire und die Reste der französischen Kolonien als
Einflußgebiet zufallen. Sie sollte versuchen, die »militärische und
wirtschaftliche Vormacht in der nicht-deutschen Welt« zu erhalten 21. Eine wirtschaftliche Blockade Japans war in
den CFR-Plänen zunächst nicht vorgesehen. Als schon vor Pearl Harbor klar
wurde, daß das politische Establishment in Washington um Präsident Roosevelt
ganz andere Pläne hatte und man sich so um jeden politischen Einfluß gebracht
hätte, schwenkte der CFR auf eine Politik um, die auf eine vollständige
Niederwerfung Deutschlands hinauslief.
Nicht die Teilung
der Welt, sondern amerikanische Hegemonie war schließlich das Ziel der CFR- Nachkriegsplanung. Denn nicht ein Gleichgewicht der Kräfte versprach in
Zukunft die Stabilität, die die Wirtschaft benötigte: eine solche konnte
nur eine hegemoniale Weltordnung leisten. Dies fand seine Entsprechung in den
wirtschaftlichen Vorstellungen vieler führender Männer aus dem amerikanischen
Wirtschafts- und Finanzbereich, daß nämlich ein Zustand ständigen Wettbewerbs
und Konkurrenz alle Beteiligten schwäche. »Wettbewerb ist Sünde«, hatte bereits
der alte Rockefeller gesagt. Und auch der Haß des alten John Pierpont Morgan gegenüber
dem Wettbewerb war legendär 22.
Schon 1939, in der ersten Planungsphase der »War and Peace Studies« hatte das CFR-Mitglied
Isaiah Bowman (er wird später der geistige Vater der Institution des UN-Sicherheitsrats
werden) angemerkt: »Die Regierung der Vereinigten Staaten ist an jeder Lösung
irgendwo auf der Welt interessiert, die den amerikanischen Handel betrifft. Im
weitesten Sinne ist der Handel die Mutter aller Kriege. Handelsrivalitäten von
anderer Seite führen unvermeidlich zu Schwierigkeiten auf der Seite der
amerikanischen Händler. « 23
Die Welt solle, so schon in den CFR-Memoranden der frühen 1940er Jahre, »als
ein interdependentes System von miteinander Handel treibenden Nationen gesehen«
werden 24. Der Begriff Interdependenz
sollte schließlich zu einem Schlüsselwort der seit 1954 abgehaltenen Bilderberger-Konferenzen
25 und seit den 70er
Jahren der von dem »Bilderberger« David Rockefeller 1973 gegründeten Trilateralen
Kommission 26 werden. Es
würde zu weit führen, die Bedeutung des Netzwerkes der Bilderberger-Konferenzen
für die atlantische Außenpolitik der Länder Westeuropas und Kanadas zu
umreißen; ihre Bedeutung mag man daran ermessen, daß sie als eine der frühesten
Ausgangspunkte dessen gelten können, was man im gegenwärtigen Sinn als Diskussion
um die Themen der Globalisierung kennt. So war es einer der Grauen Eminenzen
der US-Außenpolitik, George W. Ball (»Bilderberger« seit der
Gründung 1954 bis kurz vor seinem Tod 1993), der 1968 auf der Bilderberger- Konferenz
im kanadischen Mont Tremblant eines der ersten Grundsatzreferate über die
internationale Ausgestaltung der Globalisierung gehalten hat.
Der CFR sichert
die außenpolitische Kontinuität Das Ziel, das
sich der CFR bei seiner Gründung 1919 gesetzt hatte, war das der Führung der
öffentlichen Meinung in der USA bzw. deren »Stimulierung«, wie es der
Außenminister Theodore Roosevelts und spätere (einzige) CFR-Ehrenvorsitzende
Elihu Root 1922 nannte 27.
In den 1970er Jahren hatte man diese Meinungsführerschaft in einer derart
umfassenden Weise erreicht, daß man dazu übergehen konnte, das Ziel etwas
euphemistischer zu fassen: man sprach nur noch von dem Zweck, die
Öffentlichkeit zu informieren 28.
Doch nicht die Information ist der Zweck dieser Organisation, sondern die
Formierung einer politischen, insbesondere einer außenpolitisch gebildeten
Elite innerhalb der USA. Dies erscheint in einem Land, in dem die Bevölkerung
bis in die Eliten hinein einerseits ungewöhnlich wenig über auswärtige Probleme
weiß und das sich andererseits anschickt, die Welt zu beherrschen, besonders
notwendig. Der eigentliche Zweck des CFR ist daher ebenso unspektakulär wie
wirkungsvoll: Er formuliert für die Regierung der Vereinigten Staaten parteiübergreifend
eine kontinuierlich gültige Außenpolitik, stellt innerhalb dieser Elite einen
Konsens darüber her, integriert nachwachsende Politiker und Publizisten in
diesen Konsens und liefert diese Elite aus seinen eigenen Reihe der jeweiligen
Administration. Zusätzlich hierzu sortiert der CFR dissidente Persönlichkeiten
aus der von ihm geformten potentiellen Entscheidungselite stillschweigend aus
und isoliert sie notfalls öffentlich. Der CFR hat öffentlich stets sehr
klargestellt: Die Isolationisten hatten nicht nur politisch unrecht, sie waren
auch moralisch keine anständigen Menschen. Der öffentliche Diskurs nahm seit
Anfang der 1950er Jahre derartige Formen an, daß schließlich nicht einmal mehr
ein Hund von einem Isolationisten ein Stück Brot angenommen hätte. In dieser
permanenten politischen Ausgrenzung sah der CFR eine seiner
vornehmsten Aufgaben. Die Personalpolitik des CFR ist dabei so umfassend, daß
kaum eine für die internationale Politik der USA relevante Person nicht
wenigstens einfaches Mitglied dieser Organisation ist. Er umgibt führende
Mitglieder der Administration, soweit er sie nicht selbst stellt, mit seinen
Beratern, bis hinauf zum Präsidenten. Daß seit Nixon von Henry Kissinger bis zu
Condoleezza Rice beispielsweise alle Sicherheitsberater der US-Präsidenten
Mitglieder, meist sogar Officers des CFR gewesen sind, versteht sich dabei fast
von selbst. Die Tatsache, daß der CFR vor allem auch die Kontinuität einer internationalistischen
und interventionistischen Außenpolitik garantiert, ist besonders deshalb
wichtig, weil es aus der Sicht des CFR nie wieder von einem Regierungswechsel
in der USA abhängen darf, daß sich möglicherweise auch die
internationalistische Außenpolitik ändert.
Konsens
kontinuierliche Intervention Der
antiisolationistische Konsens, den der CFR von seiner Gründung an so vehement
vertreten hat, darf heute nicht nur in der USA, sondern auch bei deren
Verbündeten als vollkommen unbestritten gelten. Die Isolationisten, noch bis
Franklin Roosevelt eine starke innenpolitische Macht, sind heute auf den Status
einer Sekte zurückgedrängt. Aus dem negativ formulierten antiisolationistischen
Konsens ist inzwischen ein Konsens der kontinuierlichen Intervention geworden.
Er ist langsam zur unbestrittenen Doktrin der amerikanischen Außenpolitik
geworden. Und dies dürfte nicht zuletzt eines der wichtigsten Ergebnisse der
jahrzehntelangen unermüdlichen Arbeit des CFR sein. Verschiedenste
außenpolitische Netzwerke - in Deutschland gehören beispielsweise die Deutsche
Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und die Atlantik-Brücke dazu - vervollständigen
die Einwirkungsmöglichkeiten des CFR auf die außenpolitischen Eliten eines
jeden wichtigen, westlich orientierten Landes.
Die Bilderberger Die Netzwerke,
die die CFR-Eliten der Vereinigten Staaten im Ausland geknüpft haben, sind
vielfältig. Zu dem inzwischen wohl bekanntesten gehören zweifellos die bereits
genannten Bilderberger-Konferenzen. Natürlich sind diese keine »Weltregierung«,
wie immer wieder behauptet wird. So funktionieren Netzwerke nicht. Sie sind
eine von vielen Schnittstellen der westlichen Elite, von denen es international
viele gibt. Freilich eine sehr einflußreiche. Jede dieser Schnittstellen hat
sich andere Aufgaben gestellt und ist demzufolge auch im einzelnen anders
zusammengesetzt. Manche bilden sich nur auf nationalem Gebiet, manche international,
manche nur zwischen zwei Ländern (was insbesondere zwischen der USA und
Großbritannien Tradition hat). Sehr oft haben sie die Aufgabe, verschiedene
Entscheidungseliten in westlichen Ländern im politischen Vorfeld zu koordinieren
und im Vorfeld einen möglichst hohen Konsens dieser Eliten über die zentralen
Themen herzustellen. Daß solche Konsensbildungen nicht immer mit einem
demokratisch kontrollierten Prozeß parallel laufen müssen, versteht sich von
selbst. Das CFR hat primär außenpolitische Themenstellungen; seine Mitglieder
sind ausschließlich US-Bürger, deren Machtstellung äußerst unterschiedlich sein
kann, deren Mitgliedschaft jedoch in der Regel Voraussetzung ist, um von den entscheidenden Stellen
überhaupt um eine Meinung gebeten zu werden. Die Bilderberger haben im
Gegensatz zum CFR keine Mitgliedschaft. Sie sind, was die Teilnehmer an den
Konferenzen betrifft, auf Nordamerika und Westeuropa - von Anfang an mit einem
gewichtigen Beitrag der Türkei - beschränkt; erst in den letzten Jahren finden
wir mit der Ostausdehnung von NATO und EU auch vereinzelt ostmitteleuropäische Teilnehmer.
Daß die personelle Überschneidungsquote der Mitgliedschaft beim CFR bei den
US-amerikanischen Teilnehmern der Bilderberger-Konferenzen außerordentlich hoch
ist, versteht sich bei den stark außenpolitisch geprägten Themen dieser
Konferenzen von selbst. Die Bilderberger-Themen waren von Anfang an
Außenpolitik, Wirtschaft und NATO-Politik. Zweck der Konferenzen war von Anfang an die
maßgebliche Einflußnahme der außenpolitischen US-Eliten auf die
Entscheidungsfindung der westeuropäischen Eliten. Das hängt eng mit der
Geschichte der Bilderberger-Konferenzen zusammen. Diese finden traditionell
unter vollkommenem Ausschluß der Presse statt. Was nicht bedeutet, daß diese nicht
anwesend ist. Im Gegenteil: wichtige Entscheidungsträger innerhalb der
westlichen Presse sind immer geladen. So gehören seit den 70er Jahren stets
Redaktionsmitglieder der deutschen Wochenzeitung Die Zeit dazu, was mit
der damaligen zentralen Stellung der Gräfin Dönhoff in der außenpolitischen
Elite (Deutsche Gesellschaft für auswärtige Politik und Atlantik Brücke)
zusammenhängt, aber auch Vertreter beispielsweise des Standards und anderer Zeitungen waren später zu finden. Nur
berichten sollen sie nicht, denn schließlich sind sie selbst als
Multiplikatoren einer Idee vorgesehen. Der Ausschluß der Öffentlichkeit hat,
glaubt man den Bilderbergern selbst, zunächst den Sinn, daß viele der
anwesenden Politiker, Wirtschaftsleute, Gewerkschafter und Journalisten auch
einmal frei von der Leber weg diskutieren wollen, ohne gleich befürchten zu
müssen, zitiert zu werden. Das erscheint zunächst ganz begreiflich. Doch der
Hintergrund ist natürlich auch ein anderer. Denn hier läuft die faktische
Konsensbildung eben oft genug am Wählerwillen vorbei. Und seit Jean
Monnet - der, im Gegensatz zu manchen seiner Mitarbeiter wie etwa Max Kohnstamm,
selbst kein Bilderberger war - haben sowohl die Bilderberger als auch die
europäische Elite eine ganz eigene Auffassung von demokratischer
Konsensbildung. Ein Teil davon war und ist die Intransparenz. »Schritt
für Schritt«, so Monnet, müsse eine Verzahnung von Entscheidungen
und Institutionen geschaffen werden, aus der es kein Zurück mehr gebe. Dann
bekämen die Institutionen, »wenn sie erst einmal bestehen, ihr Eigenleben, das
den Willen der Menschen überschreitet« 29. Eine Formulierung, die man sich auf der Zunge
zergehen lassen muß. Oder, wie es der Bilderberger und vormalige EU-Kommissar
Jean Claude Juncker etwas salopper formuliert: »Wir beschließen etwas, stellen
es in den Raum und warten dann einige Zeit ab, ob etwas passiert. Wenn es dann
kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht
begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt
für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.« 30 Die Dinge, die auf diese Weise »beschlossen« werden,
haben in der Regel vorher einen oder mehrere Konsensdurchläufe in Konferenzen
wie z.B. den Bilderberger-Konferenzen - ohne Öffentlichkeit - erlebt. Diese
Intransparenz bei der Konsensfindung bis zur Entscheidung hat also einen Sinn.
Daß, wie bereits erwähnt, Themen, bei denen ein öffentlicher Konsens der Völker
nicht zu erwarten ist, unter Ausschluß der Öffentlichkeit diskutiert werden
müssen, kann nicht verwundern. Themen wie die konkrete rechtliche Ausgestaltung
einer zu schaffenden Globalisierung, wie sie bei den Bilderbergern Ende der
1960er Jahre erstmals besprochen wurde, desgleichen später der rechtliche Abbau
nationaler Souveränität auf allen Gebieten, der vom US-Establishment
stark erwünschte Eintritt der Türkei in die EU, usw., erfordern geradezu
Konferenzen wie die der Bilderberger. Und wenn der Bankier Julius Meinl V.
sagt: »Ich glaube, daß die europäischen Politiker in Wahrheit längst den Beitritt
der Türkei beschlossen haben, nur können sie es den Bevölkerungen noch nicht
verkaufen« 31, dann meint
er genau diese transatlantische Mischform zwischen Konsensfindung und
Beschlüssen im Vorfeld der demokratischen Entscheidungen, für die die Bilderberger
exemplarisch stehen.
Die Trilaterale
Kommission - The Trilateral Commission Ein weiterer
Ableger der Bilderberger-Konferenz ist David Rockefellers Trilaterale
Kommission. Auch sie zeigt, daß eine immer weitergehende Verzweigung nicht
notwendigerweise in Zersplitterung münden muß, sondern sich in eine immer
weiter verstärkte Netzwerkbildung auswachsen kann. Die bereits erwähnte
Trilaterale Kommission (TK) wurde 1973 durch David Rockefeller gegründet, der
weiterhin ein maßgeblicher Bilderberger blieb. Er setzte den Bilderberger
Zbigniew Brzezinski zur Leitung seiner Neugründung ein, der sich nunmehr ganz
dieser Aufgabe zuzuwenden hatte und aus dem engeren Bilderberger-Netzwerk
ausschied. Maßgebliches Ziel war die Einbindung der japanischen Eliten in ein
internationales Netzwerk; etwas, was die NATO-zentrierte Bilderberger-Konferenz
nicht leisten konnte oder wollte. Brzezinski war der Sicherheitsberater von
Präsident Jimmy Carter. Zusammen mit Samuel P. Huntington war Brzezinski
jung an prominenter Stelle des Council on Foreign Relations gelandet. Während sich
Huntington um die Konkurrenzzeitschrift Foreign
Policy kümmerte, brachte Brzezinski - inzwischen als Herausgeber - das in
den vergangenen Jahrzehnten leicht angestaubte CFR-Organ Foreign Affairs wieder auf Vordermann und wurde von 1972 bis 1977
gar Direktor des CFR sowie Gründer und Direktor der Trilateralen Kommission
Rockefellers. Beide Institutionen setzten sich vehement für die
One-World-Ideologie ein. Brzezinski betätigte sich in dieser Eigenschaft auch
als Kundschafter für politische Talente: »Eigentlich hat er [Brzezinski] [den
späteren Präsidenten und Friedensnobelpreisträger] Jimmy Carter entdeckt: vor
Jahren, als er 1973 die inzwischen zu Weltruf gelangte Trilateral Commission
ins Leben rief, die sich seitdem dem Studium der von den Industrienationen
Amerikas, Europas und Japan gemeinsam zu lösenden Fragen verschrieben hat«,
berichtete seinerzeit Theo Sommer, langjähriger Chefredakteur der Wochenzeitung
Die Zeit und ebenfalls langjähriges
Mitglied der Trilateralen Kommission 32
und Teilnehmer an Bilderberger-Konferenzen (Carter bezeichnete sich gar als Brzezinskis
»gelehrigen Schüler«) 33.
Und an gleicher Stelle berichtete Sommer Erstaunliches: »[Der vormalige
Außenminister Henry] Kissinger wurde von Nelson Rockefeller, dem Politiker 34 gefördert, Brzezinski von
David Rockefeller, dem Bankier (mit dem zusammen er die Trilateral Commission 35 aus der Taufe hob).«
Den bereits 1960 von Nelson
Rockefeller geforderten Aufbau einer Weltstaatselite nahm sein Bruder David mit seinem
privaten, allerdings dem CFR zugeordneten Projekt der Trilateralen Kommission
1973 in Angriff. Dies konnte der CFR, dessen Aufgabe die Elitebildung innerhalb
der USA ist, nicht leisten. Die Global Governance, wie sie die Trilaterale Kommission
vertritt und wie sie im Anschluß in viele Dokumente der Vereinten Nationen
eingegangen ist, ist keine Idee der Linken. Sie ist auch keine
Erfindung der Europäer. Sie ist als Antwort auf die »Krise der Regierbarkeit«
der westlichen Demokratien entstanden, wie sie unter anderen Samuel Huntington
bereits 1975 in einer Schrift der Trilateralen Kommission feststellen zu können
glaubte 36. Hier haben
wir es also weder mit genuin linken Gedankengängen zu tun, noch mit
neokonservativen, sondern die Idee entstammt einem der einflußreichsten und
radikalsten neoliberalen amerikanischen Think tanks. Die Karriere des Begriffs Global
Governance ist in der Tat bemerkenswert. Zeigt sie doch, wie derselbe, der die
Demokratie global wirtschaftskompatibel machen sollte und soll, von den
westlichen Linken nicht nur fast kritiklos übernommen, sondern geradezu in sie
hineinimplantiert wurde. Governability, also die »Regierbarkeit«, steht im
Zentrum der ursprünglichen Überlegungen der Global Governance. Mit allen
Defekten, die das notwendigerweise für die demokratische Mitbestimmung der
Völker bedeutet.
Bleibt zu
bemerken, daß es noch eine Menge anderer »Spin-offs« von CFR und Bilderbergern
gibt. Wenig bekannt ist, daß auch der Club of Rome - die Mutter aller politischer
Umweltorganisationen - der 1968 von Aurelio Peccei gegründet wurde, dazu zählt;
nur daß er eben mit einer vordergründig anderen Thematik aufwartet, aber vor
allem die Globalisierung thematisiert und dazu die Problemszenarien selbst
schafft, die angeblich allein durch globale Lösungsansätze bewältigt werden
können. Peccei, den wir 1963 als Teilnehmer an der Bilderberger-Konferenz in
Cannes und 1964 bei der von Rockefeller ausgerichteten Konferenz in
Williamsburg, Virginia, finden, scheidet nach der Gründung des Club of Rome
offiziell aus dem Bilderberger-Zusammenhang aus. Die im Laufe der Jahrzehnte
entstandenen amerikanischen und europäischen transnationalen Eliten 37 setzen historisch und auf
den ersten Blick soziologisch wieder dort an, wo sie am Vorabend des Ersten
Weltkriegs aufgehört zu haben schienen, bevor sie sich unter den schrecklichen
Schlägen dieser »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts« wieder für viele
Jahrzehnte auf nationalen Gleisen eher getrennt entwickelt hatten. Walther Rathenaus
berühmtes Wort von 1909: »Dreihundert Männer, von denen jeder jeden kennt,
leiten die wirtschaftlichen Geschicke des Kontinents« 38, war schon damals durchaus wörtlich zu nehmen und
bezog die amerikanische Elite mit ein, die damals freilich noch nicht die
weltbeherrschende Elite war, die sie heute ist.
Als Abschluss
fügen wir die Worte Daniel Estulins ein, der in seinem Buch »Die wahre
Geschichte der Bilderberger« folgendes
schreibt: »Die Bilderberger sind zusammen mit dem Council on
Foreign Relations und der Trilateralen Kommission zu einer Schattenregierung
geworden, deren vorrangiges Ziel es ist, die Souveränität aller Nationalstaaten
abzuschaffen und deren durch einen »elektronischen globalen Polizeistaat«
überwachte Wirtschaft unter eine umfassende Kontrolle der Konzerne zu stellen.«
Quelle: http://www.swg-hamburg.de/Politik/Wer_macht_die_US-Aussenpolitik/wer_macht_die_us-aussenpolitik.html
- Aus: Neue Ordnung Nr. 3/07 (www.neue-ordnung.at);
Hervorhebungen durch politonline. Unter
dem Stichwort Bilderberger, Trilaterale Kommission, Brzezinski, Huntington,
etc., finden sich diverse Beiträge auf politonline
Anmerkungen der
Redaktion der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e. V. Hamburg: Aus
Platzgründen konnte der umfangreiche Anmerkungsapparat dieses Beitrags hier
nicht wiedergegeben werden. Interessierte Leser finden ihn auf unserer
Internetseite www.neue-ordnung.at, Abonnenten ohne Internetzugang senden wir
den kompletten Beitrag mit Anmerkungsteil als kostenloses Service jederzeit
auch postalisch zu.
1 J. D. Richardson (Hrsg.), Compilation of Messages and Papers of the
Presidents, Bd. 1, Washington D. C.: 1907, S. 213, http://usinfo.state.gov/usa/infousa/facts/democrac/49.htm. 2 Vgl. dazu: John Edward Wiltz, In Search of Peace: The Senate Munitions
Inquiry, 1934–36, Baton Rouge: Louisiana UP, 1963 sowie Matthew Ware Coulter,
The Senate Munitions Inquiry of the 1930s: Beyond Merchants of Death, Westport,
CT, 1997, der frühere Ergebnisse relativiert. 3 Der Begriff entstammt dem kritischen Werk von Helmut C. Englebrecht/Frank
C. Hanighen, Merchants of Death (New York 1934); weitere zeitgenössische
kritische Literatur: George Seldes, Iron, Blood and Profits: An Exposure of the
World-Wide Munitions Racket, New York: Harper & Br., 1934. 4 Zum CFR vgl.: Whitney H. Shepardson, Early History of the Council on
Foreign Relations, Stamford, Conn.: [n. p.], 1960 (Shepardson war 1921 einer
der Gründungsdirektoren des CFR); Bernard C. Cohen, The Influence of
Non-Governmental Groups on Foreign Policy Making, Boston 1959; Richard J.
Barnet, Roots of War: Men and Institutions Behind U.S. Foreign Policy, New
York: Athenaeum, 1972; kritisch: Laurence H. Shoup, and William Minter,
Imperial Brain Trust: The Council on Foreign Relations and U.S. Foreign Policy,
New York: Monthly Review Press, 1977; eine bisweilen kritische und lesenswerte
Analyse bei Robert D. Schulzinger, The Wise Men of Foreign Affairs: The History
of the Council on Foreign Relations, New York: Columbia University Press, 1984;
CFR-freundlicher: Michael Wala, Winning the Peace. Amerikanische Außenpolitik
und der Council on Foreign Relations, 1945–1950, Stuttgart 1990; Carlo Maria
Santoro, Diffidence and Ambition: The Intellectual Sources of U.S. Foreign
Policy, Boulder CO: Westview Press, 1992; William P. Bundy, The Council on
Foreign Relations and Foreign Affairs: Notes for a History, New York: Council
on Foreign Relations, 1994; Inderjeet Parmar, The Issue of State Power: The
Council on Foreign Relations as a Case Study. In: The Journal of American
Studies 29/1995. Vom CFR selbst gibt es einen kurzen Abriß seiner eigenen
Geschichte bei: Peter Grose, Continuing the Inquiry: The Council on Foreign
Relations From 1921 To 1996, New York: Council on Foreign Relations, 1996. Dort
auch die offizielle Liste aller Direktoren, Officers und Präsidenten des CFR
(ebd., S. 69 ff.). Die Werke von Schulzinger und Wala werden von Grose (S. 74)
als „fair“ bezeichnet – auf das Buch von Shoup scheint das offenbar weniger
zuzutreffen. 5 Zur Geschichte des RIIA vgl.: Andrea Bosco/Cornelia Navari (Hrsg), Chatham
House and British Foreign Policy 1919–1945, London: Lothian Foundation Press,
1994; Inderjeet Parmar, Special Interests, the State and the Anglo-American
Alliance, 1939–1945, London: Frank Cass, 1995 sowie ders., Think Tanks and
Power in Foreign Policy, a.?a.?O. (2004). Untersuchungen über die Nachkriegszeit
des RIIA fehlen weitgehend. Zu der internen Geschichte des RIIA und deren Ideen
des Empire wird immer wieder Carroll Quigleys Werk Tragedy and Hope: A History
of the World in Our Time, New York: Macmillan 1966, zitiert. Zu Recht wird von
Kritikern beanstandet, daß das dort über das hier interessierende erschienene
Kapitel zwar äußerst aufschlußreiche Details über die Interna der
angloamerikanischen außenpolitischen Elite enthalte, jedoch über keinerlei
Fußnotenapparat verfüge. Dies ist zwar richtig, jedoch hat Quigley diesem Manko
in einem leider sehr viel weniger bekannten und zitierten Werk abgeholfen:
Carroll Quigley, The Anglo-American Establishment: From Rhodes To Cliveden, New
York: Books in Focus, 1981. Der Titel ist insoweit irreführend, als die
Geschichte des CFR dort nur gestreift wird. Quigley war Professor an der School
of Foreign Service an der Georgetown University und einer der wichtigsten
akademischen Mentoren des späteren Präsidenten Clinton. Man kann seine Werke
also wohl kaum, wie es bisweilen geschieht, dem Spektrum der
verschwörungstheoretischen Literatur zuordnen. Vielmehr, und das erwähnt
Quigley, hat er manche Fußnoten aus Gründen des Quellenschutzes nicht
spezifizieren können. Dies ist bei der Verwendung von Quellen der Oral History
ein durchaus nicht unübliches Procedere. Kritisch zu Quigleys Arbeitsweise:
Norman Rose, The Cliveden Set: Portrait of an Exclusive Fraternity, London:
Jonathan Cape, 2000, S. 211 f., 243. Lord Brand, eines der führenden
RIIA-Mitglieder, bezeichnete Quigleys Anmerkungen zur geistigen Genese des RIIA
und des Round Table aus einer geheimen Gesellschaft um Cecil Rhodes als
„absolute moonshine“, als dummes Zeug. Angesichts der Einsicht Quigleys in die
Quellen ist das möglicherweise eine Schutzbehauptung. 6 Frühe, eher verschwörungstheoretische Literatur über den CFR (die freilich
trotzdem oft interessante Details bringt) stammt von der John Birch Society:
Phoebe Courtney/Kent Courtney, America’s Unelected Rulers: The Council on
Foreign Relations, New Orleans: Conservative Society of America, 1962; dies.,
The CFR, New Orleans: Free Men Speak, 1968; sodann eine Arbeit von einem
Ex-FBI-Mann: Dan Smoot, The Invisible Government, Dallas: Dan Smoot Report,
1962; die heute bekanntesten Arbeiten sind: Gary Allen, None Dare Call It
Conspiracy, Rossmoor, CA: Concord Press 1972; deutsch: Die Insider. Wohltäter
oder Diktatoren? und ders., Die Rockefeller-Papiere. Schritte zur „Neuen
Weltordnung“, Wiesbaden 1976 (NA: 1998). Die Werke Allens vermischen leider oft
Wahres mit Halbwahrem und Unbelegtem. Die Literatur entspricht, wie bei solchen
Veröffentlichungen üblich, nicht wissenschaftlichem Standard. Vieles scheint
abgeschrieben zu sein, ohne geistig durchdrungen worden zu sein. Die einseitige
Projektion der amerikanischen Außenpolitik etwa allein auf die Familie
Rockefeller ist absurd und verschleiert den Blick auf größere Zusammenhänge und
Strukturen. (Die entsprechende Literatur ging zwischenzeitlich so weit, auch
hinter den Büchern von Allen wiederum eine Verschwörung zu suchen: vgl. Holger
Stein, Gezielte „Insider“-Informationen?“ In: Nation und Europa, 26. Jg., H. 4,
April 1976, S. 41 f.; Stein legt die Fährte zu „Uralttrotzkisten“, die ihre
Liebe zum Konservatismus entdeckt hätten und bezieht sich dabei offenbar auf William
S. Schlamm in der Bundesrepublik und die Neokonservativen in den USA).
Ähnliches wie für Allen gilt, wenn auch bei anderer Schwerpunktsetzung, auch
für das Werk von James Perloff, der wiederum für die John Birch Society
spricht: „The Shadows of Power: The Council on Foreign Relations and the
American Decline”, Appleton, WI: Western Islands Publishers, 1988. 7 Schulzinger, Wise Men, S. 4. 8 Wala, Winning the Peace, S. 24. 9 Wala, Winning the Peace, S. 26 f. 10 Eine vollständige Liste aller Direktoren, Officers und Präsidenten in der
offiziellen CFR-Geschichte: Peter Grose, Continuing the Inquiry. The Council on
Foreign Relations From 1921 to 1996, New York: Council on Foreign Relations
Press, 1996, S. 69-72. 11 Paul D. Cravath, John W. Davis, Edwin F. Gay, Frank L. Polk, Russell
Leffingwell (Morgan-Partner), Owen D. Young (Chef von General Electric). 12 Otto H. Kahn, Paul M. Warburg, Norman H. Davis. 13 Stephen B. Duggan als Chef des Carnegie Endowment. 14 Grose, Council, S. 28. 15 Ron Chernow, Titan: The Life of John D. Rockefeller, New York: Random
House, 1998, S. 581 ff. 16 Grose, Council, S. 7 f. 17 Schulzinger, Wise Men, S. 18 f.; Grose, Council, S. 15. 18 Schulzinger, Wise Men, S. 31 f. 19 Walter Isaacson/Evan Thomas, The Wise Men: Six Friends and the World They
Made – Acheson, Bohlen, Harriman, Kennan, Lovett, McCloy, New York: Simon and
Schuster, 1986; Wala, Winning the Peace, a. a. O. 20 Dazu: Council on Foreign Relations, ed., The War and Peace Studies of the
Council on Foreign Relations, New York 1946; Harley Notter, ed., Postwar Policy
Preparations, 1939–1945, Washington D.C. 1949; Shoup/Minter, Imperial Brain
Trust, S. 117–187; Schulzinger, Wise Men, S. 59–112; Wala, Winning the Peace,
S. 48–66. 21 Wala, Winning the Peace, S. 57 f. 22 Ron Chernow, The House of Morgan: An American Banking Dynasty and the Rise
of Modern Finance, New York: Simon and Schuster, 1990, S.111. 23 Wala, Winning the Peace, S. 58, Anm. 60. 24 Wala, Winning the Peace, S.58. 25 Über den Gründer der Bilderberg-Konferenzen, Joseph Retinger vgl.: J.
Retinger, Memoirs of an Eminence Grise, Sussex University Press, 1972; über die
Bilderberg-Konferenzen liefert einen seriösen ersten Überblick: Gill, American
Hegemony, S. 129 ff.; ausführlich und kritisch: Peter Thompson, Bilderberg and
the West, in: Sklar, Trilateralism, S. 157–189; brauchbar: Robert Eringer, The
Global Manipulators, Bristol, Pentacle, 1980; weitere Literatur: Heinz Scholl,
Bilderberg, Euskirchen 1976; Pierre de Villemarest, Facts and Chronicles Denied
to the Public, Bd. 2, London: Aquilion, 2004; Daniel Estuin, La verdadera
historia del Club Bilderberg, Barcelona 2005; A. von Rétyi, Bilderberger,
Rottenburg 2006; neuerdings: Gerard Aalders, De Bilderberg Conferenties:
Organisatie en werkwijze van een geheim trans-atlantisch netwerk, Amsterdam
2007. 26 Zur Trilateralen Kommission Rockefellers vgl.: Holly Sklar (Hrsg.),
Trilateralism: The Trilateral Commission and Elite Planning for World
Management, Boston: Shankman, 1980; Stephen Gill, American Hegemony and the Trilateral
Commission, Cambridge: Cambridge University Press, 1990. 27 Über Root vgl. Philip Jessup, Elihu Root, New York: Dodd Mead, 1938. 28 Grose, Council, S. 55. 29 Jean Monnet, Erinnerungen eines Europäers, München 1978, S. 594. 30 Der Spiegel Nr. 52/1999, S. 136. 31 Format (Wien) Nr. 27 vom 7. Juli 2006, S. 37. 32 Theo Sommer, Neues Team im Weißen Haus. Zbigniew Brzezinski, der
Chefdenker des nächsten Präsidenten, in: Die Zeit vom 7. 1. 1977. 33 Victor Zorza, A Man to Out-Kissinger Kissinger. In: International Herald
Tribune vom 22. 1. 1977. 34 Eine frühe Kritik von Rechts zur Rolle der Rockefellers in der
internationalen Politik ist: Emanuel Josephson, Rockefeller Internationalist:
The Man Who Misrules the World, New York: Chedney Press, 1952. Wenig aussagekräftig:
William Rodgers, Rockefeller’s Follies: An Unauthorized View of Nelson A.
Rockefeller, New York: Stein and Day, 1966. Die große kritische Studie kommt
von dem New Yorker Soziologen Ferdinand Lundberg, The Rockefeller Syndrome, New
York: Lyle Stuart, 1975 (deutsch: Die Mächtigen und die Supermächtigen, München
1976); Joseph E. Persico, The Imperial Rockefeller: A Biography of Nelson A.
Rockefeller, New York: Simon and Schuster, 1982; neuerdings: Cary Reich, The
Life of Nelson A. Rockefeller: Worlds to Conquer, 1908–1958, New York: Doubleday,
1996. 35 Dazu: Holly Sklar, ed., Trilateralism: The Trilateral Commission and Elite
Planning for World Management, Boston: Shankman, 1980; Stephen Gill, American
Hegemony and the Trilateral Commission, Cambridge: Cambridge University Press,
1990. 36 Michael J. Crozier, Samuel Huntington, Joji Watanuki, The Crisis of
Democracy: Report on the Governability of Democracies to the Trilateral
Commission (= Triangle Paper 8), New York: New York University Press, 1975.
Vgl. dazu auch die Ausführungen von Holly Sklar, Trilateralism, S. 35 ff. 37 Der linke niederländische Soziologe Kees van der Pijl (The Making of an
Atlantic Ruling Class, London: Verso, 1984) nennt das Phänomen „herrschende
atlantische Klasse“. Inzwischen wird in der Literatur eher von „transnationaler
Klasse“ gesprochen (vgl. ders., Transnational Classes and International
Relations, London: Routledge, 1998 sowie Leslie Sklair, The Transnational
Capitalist Class, Oxford: Blackwell, 2001). Eine kritische historische
Untersuchung, insbesondere über die entsprechende europäisch-atlantische
politische Elite und deren Netzwerke, fehlt leider bis heute. 38 Walther Rathenau in einem Aufsatz in der liberalen „Neuen Freien Presse“
(Wien) vom 25. 12. 1909; abgedruckt in: Walther Rathenau, Kritik der Zeit,
Berlin 1912.
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