Zur Lage in Syrien 09.04.2017 22:12
d.a. Der US-Angriff in der Nacht zum Freitag, 7. April, als Vergeltung für
den mutmasslichen Giftgasangriff der
syrischen Armee vom Dienstagmorgen, 4. April, ist eine relativ undurchsichtige
Sache.
Die Vereinigten Staaten haben den
syrischen Luftwaffenstützpunkt Al-Schairat, von dem aus der syrische Angriff
gestartet worden sein soll, mit Raketen getroffen. Das amerikanische Militär begann
die Attacke um 3 Uhr nachts mitteleuropäischer Zeit; nach Angaben des
Verteidigungsministeriums feuerten die amerikanischen Kriegsschiffe USS ›Porter‹ und USS ›Ross‹ 59 Präzisionsraketen des Typs Tomahawk ab.
Im Gegensatz zu den zum Teil
ausufernden Berichten in der Tagespresse, die je nach Redaktion darum bemüht
sind, Assad erneut einer ganzen, ihn zum absoluten Missetäter stempelnden
Bandbreite von Untaten zu zeihen, und inmitten der sich unmittelbar nach dem
Anschlag förmlich überschlagenden Anklagen genau jener, die für den illegalen
Syrienkrieg verantwortlich zeichnen, wartet Thierry Meyssan von ›Réseau Voltaire‹ mit einer äusserst vorsichtigen und
jenseits aller emotionalen Hetze angesiedelten Beurteilung auf. So schreibt der
in Syrien lebende Journalist hinsichtlich der Presseberichte: »Lassen Sie sich nicht durch die
diplomatischen Spiele und den Konformismus der Mainstream-Medien täuschen. Was
jetzt in Syrien passiert ist, hat weder etwas mit der Präsentation zu tun, die
Ihnen hierzu gegeben wurde, noch mit den daraus gezogenen Schlussfolgerungen.«
Ferner: Vom
Mittelmeer aus wären wie gemeldet 59 Marschflugkörper abgefeuert worden, um die
syrische Luftwaffenbasis von Sha’irat [Al-Schairat] in der Provinz Homs zu
zerstören. Fakt ist, dass amerikanische Marschflugzeuge den durch die neuen
russischen Waffen kontrollierten Bereich ungehindert durchflogen, obgleich
letztere es ermöglichen, die Kommunikation und Befehle der NATO zunichte zu machen. Laut General Philip
Breedlove, vormals Oberbefehlshaber der NATO, hätten diese Waffen Russland
erlaubt, die USA in der konventionellen Kriegsführung zu übertreffen und hätten
die Leitsysteme der Raketen stören sollen. Dies taten
sie jedoch nicht, entweder weil das Pentagon hierauf
inzwischen eine technische Antwort gefunden hat, oder weil sie durch Russland
abgeschaltet wurden. Die syrische Luftabwehr umfasst die von der syrischen
Armee kontrollierten S-300 Boden-Luftabwehr-Raketen und die S-400, die durch
die russische Armee bedient werden. Wie es heisst, sollen diese Marschflugkörper
abfangen können, obwohl eine solche Situation im Kampf noch nie stattgefunden hat.
Nun handelt es sich hier um automatische Waffen, aber sie haben nicht funktioniert. Es wurde keine einzige Anti-Raketen-Rakete
abgeschossen, weder durch die russische, noch durch die syrische Armee.
Als die US-Marschflugkörper ihr Ziel
trafen, trafen sie eine fast leere Militärbasis, die bereits evakuiert
worden war; sie hätten somit die asphaltierte Laufbahn, die schon lange ausrangierten Radare und Flugzeuge und Hangars
und Häuser zerstört. Sie haben jedoch ein Dutzend Opfer gefordert, von denen 6 getötet
wurden. Während offiziell kein einziger Marschflugkörper verloren oder zerstört
wurde, gingen indessen nur 23 und nicht 59 auf die Basis von Sha’irat nieder. »Donald Trump«, konstatiert Meyssan, »befahl den Abschuss von
Marschflugkörpern auf eine fast leere Militärbasis, nachdem er die ganze Welt,
einschliesslich Russland und Syrien darüber informiert hatte«. Auch der Dschihad war über den
US-Angriff informiert worden, dies aber ebenfalls durch die britischen,
französischen und deutschen Sponsoren; er startete sofort einen Angriff auf
Homs, das ja nun keinen Flugplatz mehr hat.
Was bedeutet diese
Inszenierung? Präsident Trump versucht seit seinem
Einzug ins Weisse Haus die Politik seines Landes zu ändern und die laufenden
Auseinandersetzungen durch Formen der Zusammenarbeit zu ersetzen. Zur Frage des
›erweiterten Nahostens‹ nahm er für die ›Zerstörung‹ der Dschihad-Organisationen Stellung und nicht für ihre ›Reduktion‹, wie es sein Vorgänger versprach. Trump hat die Legitimität der
Arabischen Republik Syrien inzwischen anerkannt und damit die Fortsetzung des
im Amt befindlichen demokratisch gewählten Präsidenten Baschar al-Assad; er
empfing den mit Syrien verbündeten ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah
al-Sissi, gratulierte diesem zu seinem Kampf gegen die Dschihadisten und
restaurierte einen direkten Kommunikationskanal zwischen Washington und
Damaskus. Indessen war resp. ist es das Problem von Trump, seine Verbündeten
davon zu überzeugen, seine Politik zu implementieren, dies unabhängig von ihren eigenen
Investitionen, um die syrische arabische Republik zu stürzen. Durch diesen
Angriff befriedigte Präsident Trump seine Opposition, die sich nach dieser
Operation nicht gegen ihn auflehnen können wird. Am 6. 4. hatte Hillary Clinton
bereits gefordert, Syrien als Reaktion auf den angeblichen Einsatz von
Chemiewaffen zu bombardieren. Was letztere betrifft, so sind die einzigen
Benutzer dieser Waffen, die bislang von den Vereinten Nationen identifiziert
wurden, die Dschihadisten. [1]
Zu den ersten Berichten zählt derjenige
des Nahostexperten Michael Lüders, der all seine Erkenntnisse über Syrien in
seinem Buch ›Die den Sturm ernten - Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte ‹ veröffentlicht hat. Am Abend des 5. 4.
erstellte Lüders in der ›Lanz-Sendung‹ eine Analyse, die wir hier auszugsweise wiedergeben. Die gesamte
Lanz-Sendung, in der auch der Toxikologe Prof. Edmund Maser zu Wort kommt, ist
in der ZDF Mediathek zu sehen
Aller Wahrscheinlichkeit nach stamme das Giftgas
nicht von Assad, sondern von sogenannten syrischen ›Rebellen‹, die
sich ohnehin zu 90 % aus gefährlichen Dschihadisten zusammensetzten. Lüders
führte hierzu das Beispiel des Giftgas-Einsatzes vom 21. 8. 2013 an, als über
tausend Menschen umkamen. Auch damals wurde zunächst behauptet, Assad wäre für
diesen Massenmord verantwortlich, wobei »es jedoch
das damals eingesetzte Giftgas Sarin im Arsenal der syrischen Armee gar nicht
gebe und man vielmehr davon ausgehe, dass es vom türkischen Geheimdienst Milli
Istihbarat Teskilati (MIT) an die islamische Terrorbande al-Nusra geliefert
worden sei, die damals eng miteinander kooperiert haben sollen. Die türkische
Regierung habe zu jener Zeit erkannt, dass sie diesen Krieg in Syrien für ihre
eigenen Ziele, die Kurden zu bekämpfen, nutzen konnte. Türkische Journalisten,
die damals über diese Giftgas-Lieferungen berichteten, seien von Erdogan ins
Gefängnis geworfen worden.« Wie es im weiteren heisst,
hatte US-Präsident Obama Ende August 2013 einen
unmittelbar bevorstehenden militärischen Angriff auf Assad, den er im Falle des
Einsatzes von Giftgas angedroht hatte, abgeblasen. Er war von seinem eigenen
Geheimdienst gewarnt worden, dass dieses Giftgas mit ziemlicher Sicherheit
nicht von Assad stamme. Lüders hat in diesem Zusammenhang auch deutsche Medien
scharf angegriffen, da diese über den jetzigen Giftgas-Skandal keineswegs
kritisch berichten, sondern fast ausschliesslich das Feindbild Assad bedienten.
In Syrien tobe ein schmutziger Stellvertreterkrieg, bei dem die USA im Pakt mit
der Türkei, Saudi-Arabien und auch der EU den syrischen Machthaber Assad unbedingt
stürzen wollten, um die Achse
Iran-Hizbollah-Syrien-Russland zu schwächen. Lüders erklärte auch, dass die von Medien und westlichen Politikern
verbreitete Botschaft, das syrische Volk rebelliere gegen Assad, ebenfalls
falsch sei und dass es nur ein Teil des syrischen Volkes, vor allem
Dschihadisten seien, die Assad stürzen wollten. Die religiösen Minderheiten und
die moderat eingestellten Syrer hingegen würden Assad unterstützen. In Syrien
laufe ein schmutziges geopolitisches Spiel, bei dem wir die Zeche in Form von
Flüchtlingen und Terrorattacken zahlen müssten.
[2]
›RT
Deutsch‹ berichtet, dass die syrische
Luftwaffe bei ihrem Angriff ein Lager von Terroristen getroffen hätte, das
mutmasslich Chemiewaffen aus dem Irak lagerte. Hierzu der Syrien-Experte Enrico
Ivanov: Er ist der Meinung, dass der syrische Präsident angesichts seiner
militärischen Erfolge einen Angriff der ihm
unterstellten Art nicht nötig hat. Mit einem Chemiewaffenangriff wäre Assad die
Person, die am meisten verlieren würde. Er mag durchaus schlecht sein, aber er
ist kein Psychopath. Er wird keine Chemiewaffen benutzen, wenn er bereits auf
der Gewinnerseite steht. Die syrische Armee hat bereits fast alle verlorenen
Gebiete in Hama zurückerobert. Der Angriff ist zum Vorteil der Rebellen und
Dschihadisten.
Die
Führung in Damaskus hat den amerikanischen Angriff auf den syrischen
Luftwaffenstützpunkt als ›dumm und
unverantwortlich‹ verurteilt. Das
Verhalten Amerikas offenbare nur dessen ›Kurzsichtigkeit
und politische und militärische Blindheit für die Realität‹, erklärte das Büro von Machthaber Baschar al-Assad am Freitag,
den 7. April. [3]
»Trump«, heisst es auf der website von Michael
Stürzenberger durchaus drastisch, »war so blöd und hat gleich gestern
59 Tomahawk-Raketen gegen den syrischen Flugplatz gefeuert, von dem er
idiotischerweise glaubt, Assad habe Giftgas-Bomben losgeschickt. Diese Aktion
freut alle Assad-Gegner, inklusive sämtliche islamischen Terroristengruppen,
und rückt die Befriedung des Landes wieder weiter weg. Sie ist gleichzeitig der
schlagende Beweis dafür, dass Assad nicht der Schuldige ist. Die Aktion freut
auch alle kalten Krieger in der USA, aber sie freut die Trump-Wähler überhaupt
nicht. Nicht einmal die Lügenmedien in der USA wie CNN sind rundum glücklich, denn
Cowboy Trump hat den Kongress nicht gefragt. Viel schlimmer für ihn sind aber
seine Anhänger; sie halten den Giftgas-Angriff fast durchwegs für fake news und
glauben der linken Presse ohnedies nichts. Trump wird bei seinen Fans massiv an
Zustimmung verlieren und wird diesen Angriff noch bedauern.« [4]
Russland
wusste, wie bereits erklärt, über den geplanten
US-Luftschlag Bescheid, jedoch verwies US-Aussenminister Rex Tillerson darauf,
dass es vor der Operation keine Absprache mit Moskau gegeben habe, während
Trump, der Assad für den mutmasslichen Chemiewaffenangriff verantwortlich
gemacht hat, sagte, dass ›der Luftangriff für die Sicherheit der USA grundlegend
gewesen sei‹. Schon einmalig angesichts des Umstands, dass niemand
anderer als die USA den Krieg in Syrien
konzipiert und in die Wege geleitet hat. Am vergangenen Freitag hat Nikki Haley, die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen,
weitere Militärangriffe gegen Assads Streitkräfte in Aussicht gestellt; sie
betonte indessen, dass sie hoffe, dass diese nicht notwendig sein werden.
Russland selbst nennt die US-Operation eine ungeheuerliche Verletzung des
Völkerrechts und einen Akt der Aggression. Die USA hätte damit einen souveränen
Staat attackiert, erklärte der russische UNO-Vertreter Wladimir Safronkow in
einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats.
Einer Meldung zufolge sind syrische
Kampfjets wenige Stunden nach dem US-Angriff auf Al-Schairat am 8.
4. erneut zu Einsätzen gestartet,
um Angriffe auf Ziele nahe Palmyra zu fliegen.
Dem Bericht auf ›mmnews‹ vom 8. 4.
zufolge erntet Trump für seine Aggression gegen Syrien plötzlich Lob vom
kriegslüsternen Mainstream. Dazu wird aus einem ›Handelsblatt-Morning-Briefing‹ folgendes zitiert: In den USA war die Kriegsbereitschaft seit Tagen
gestiegen. In einem Gastbeitrag für die ›Financial Times‹ ermuntert Richard Haass, Präsident des ›Council on Foreign Relations‹, zum Militärschlag gegen Assad. Es sei wichtig, dass der syrische
Präsident für den Giftgaseinsatz einen Preis zahle. Der Einsatz von Cruise
Missiles und Drohnen gegen seine Militärstützpunkte sei nicht nur
gerechtfertigt, sondern geboten. Haass drängt zur Eile: »Die Geschichte bietet selten eine
zweite Chance.« Diese Worte hatten Gewicht. Als Trump im Wahlkampf gefragt wurde,
welche aussenpolitischen Autoritäten er am meisten bewundere, fiel nur ein
Name: Richard Haass.«
Presse trommelt für
Krieg Wir halten nach einem ausführlichen
Blick in die Mainstream-Presse fest: Die gleichen Journalisten und
Politiker, die Trump bis vor kurzem für die Ausgeburt des Bösen hielten, weil
er Frieden mit Russland und eine gemeinsame Lösung mit Putin für Syrien
anstrebte, drängten ihn in den letzten Tagen dazu, einen Krieg loszubrechen.
Dabei ist der in den Medien in den letzten Tagen breit vorgetragene
Giftgasangriff natürlich ein willkommener Vorwand und sehr wahrscheinlich eine
weitere ›false flag
operation‹ gewesen. Schon der
erste Giftgasangriff vor ein paar Jahren stellte sich nach wenigen Wochen als
vom türkischen Geheimdienst und der islamistischen al-Nusra durchgeführte
Aktion heraus. Sehr wahrscheinlich musste man nun schneller reagieren, bevor
wieder irgend jemand die Wahrheit herausfinden konnte. Beim Blick in die
Mainstream-Medien fällt weiter auf: Alle loben plötzlich Trump! Alles, was er
anscheinend tun musste, um endlich gelobt zu werden, war ein Krieg! Zwar ein völkerrechtswidriger
Eingriff, aber das ist im Falle der USA noch nie ausschlaggebend gewesen.
Kriegslüge Für uns besteht kein Zweifel: Wir sind
in den letzten Tagen erneut Zeuge einer grossen Kriegslüge geworden, die sich
nahtlos in die ›Brutkastenlüge‹ [1. Irak-Krieg; Kuwait-Krieg] und die ›Massenvernichtungswaffenlüge‹ Saddams [2. Irak-Krieg] oder die erfundenen Kriegsverbrechen Gaddafis
an der Zivilbevölkerung in Benghazi, die zum Angriff auf Libyen führten - und die sich später ebenfalls als frei
erfunden herausstellten - einreiht.
Logisch: Assad und die Russen hatten einen Grossteil Syriens von den Islamisten
befreit. Es ergibt keinen Sinn, kurz vor der Rückeroberung der Kontrolle über
das Staatsgebiet einen strategisch völlig sinnlosen Giftgasangriff zu starten.
Dies macht nur Sinn für diejenigen, die nun diesen Angriff als Vorwand
hernehmen können, um selbst nochmals einzugreifen! Es ist der Versuch, einem
bereits verlorenen Krieg nochmals eine entscheidende Wendung
zu geben. Das eigentliche Kriegsziel - den Sturz Assads und das Installieren
einer sunnitischen pro-saudischen Marionettenregierung, um die schiitische
Achse Syrien-Iran zu sprengen – soll so doch noch erreicht werden.
Man kann jetzt nur hoffen, dass es
nicht zur Konfrontation mit Russland kommt und das Ganze zum totalen
Flächenbrand eskaliert. Die Welt war seit Ende des Kalten Kriegs noch nie so
nah an einem US-Russischen Krieg. [5]
[1]
http://www.voltairenet.org/article195899.html 7. 4. 17
[2]
https://www.pi-news.net/2017/04/lueders-giftgas-von-rebellen-in-syrien/
6. 4. 17 Lüders: Giftgas von ›Rebellen‹ in Syrien – Von Michael Stürzenberger
[3]
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/us-luftschlag-in-syrien-merkel-hollande-machen-assad-verantwortlich-14961517.html 7. 4. 17
[4]
https://www.pi-news.net/2017/04/hirnloser-trump-feuert-59-raketen-gegen-assad/ 7. 4. 17
[5]
http://www.mmnews.de/index.php/politik/107544-riskiert-trump-den-3-weltkrieg 8. 4. 17
Riskiert Trump den 3. Weltkrieg?
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