Der Druck nimmt zu - Von Susanne Schröter 01.12.2019 20:52
Den zahlreichen Artikeln zum Islam und seine Folgen für Europa,
die
wir bereits veröffentlicht haben,
fügen
wir einen weiteren hinzu, der im aktellen Magazin des BAYERNKURIER erschien.
In
diesem beschreibt die Autorin, Prof. Susanne Schröter, wie zahlreiche
muslimische Verbände versuchen, in Deutschland eine repressive islamistische
Ordnung durchzusetzen und so unsere freiheitliche Grundordnung gefährden:
Als
die türkische Armee Anfang Oktober nach Nordsyrien einmarschierte und zusammen
mit ihren dschihadistischen Hilfstruppen begann, die dort ansässige Bevölkerung
zu vertreiben, erging aus dem »Präsidium für religiöse Angelegenheiten« in Ankara die Order, in
allen Moscheen für den Sieg der Soldaten zu beten. Die entsprechenden Texte für
die Freitagspredigten wurden gleich mitgeliefert. Ähnliches war auch schon nach
dem Putschversuch im Sommer 2016 und zu Beginn des Jahres 2018 geschehen, als
Präsident Recip Tayyib Erdogan die Truppen des Landes zu einem
völkerrechtswidrigen Feldzug ausschickte, bei dem die syrisch-kurdische Stadt
Afrin erobert wurde.
Willfährige
Religionsbeamte
Bei allen genannten
Ereignissen suchte Erdogan die ideologische Unterstützung seiner religiösen
Beamten, die den Vorhaben der Regierung ihre islamischen Weihen nicht
verwehrten. Das »Präsidium für religiöse Angelegenheiten«, das Erdogans Anweisungen
stets umgehend Folge leistete, ist eine Superbehörde, die ihm unmittelbar
untersteht und in vielen Staaten Dependenzen unterhält. In Deutschland heißt
ihre Auslandorganisation »Türkisch-Islamische Anstalt für Religion« und ist unter dem Akronym
DITIB bekannt. Auch die DITIB erwies sich immer wieder als treuer
Erfüllungsgehilfe der türkischen Regierung. In ihren Moscheen spielten Kinder
in türkischen Uniformen historische Schlachten nach, besangen verschleierte
Mädchen die Freuden des Märtyrertodes, verkündeten Imame Kriegspropaganda oder
warnten vor der Integration. Das ist nicht verwunderlich, da die Gremien der
DITIB von türkischen Beamten durchsetzt sind, türkische Religionsattachés in
die einzelnen Moscheen hineinregieren und die Imame direkt aus Ankara entsandt
und von dort bezahlt werden. Gegen einzelne von ihnen wurde in den vergangenen
Jahren wegen Spitzeldiensten für den Geheimdienst ermittelt. Auf Homepages der
DITIB wurde zudem gegen Juden, Christen und den Westen gehetzt und in zwei
Einrichtungen radikalisierten sich Jugendgruppen und schlossen sich als
Terroristen dem sogenannten Islamischen Staat an.
Scharia
als Gesetz
Solche Vorkommnisse werfen ein bezeichnendes Licht auf den Verband, der
unentwirrbar mit der türkischen Staatspolitik verwoben ist und entscheidend zur
Desintegration türkischstämmiger Bürger in Deutschland beiträgt. Problematisch
ist, dass die DITIB dennoch auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene in
vielfältiger Weise mit staatlichen Behörden, Kirchen und anderen
zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeitet. Ihre Vertreter sitzen
in Beiräten der islamischen Theologie an staatlichen Universitäten, in
Rundfunkräten und fungieren als Partner beim bekenntnisorientierten islamischen
Religionsunterricht.
Auch
ein zweiter großer muslimischer Verband, dessen Funktionäre in ähnlichen
Kooperationen mit Politik und Gesellschaft eingebunden sind, ist hoch
umstritten. Es handelt sich um die »Islamische Gemeinde Milli Görüs« (IGMG), die der internationalen Milli Görüs-Bewegung
zugerechnet wird. Diese wiederum strebt nach Angaben des Bayerischen
Verfassungsschutzes die Durchsetzung einer an der Scharia orientierten Ordnung
an, die mit den Prinzipien einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung
unvereinbar ist. Milli Görüs-Gründer Necmettin Erbakan warb in der Vergangenheit
in der Türkei und in Deutschland vor Tausenden von Anhängern für den
islamischen Staat und empfahl ›takkiye‹, das Lügen für die islamische Sache, um eventuelle Widerstände klug zu
umschiffen.
Abschaffung
der Demokratie
Recep Tayyib Erdogan
hat seine religiösen und politischen Wurzeln in der Milli Görüs-Bewegung und
ist ein Zögling Erbakans. Ganz offensichtlich hatte er von seinem Mentor
gelernt, als er ganz im Sinne Erbakans sagte, die Demokratie sei der Zug, auf
den man aufsteige, bis man am Ziel sei. Seit er die höchste Position im Staat
erklommen hat, schafft er die Demokratie in der Türkei sukzessive ab und treibt
stattdessen die Islamisierung von Staat und Gesellschaft voran. Funktionäre der
deutschen IGMG behaupten mittlerweile, mit beiden Beinen auf dem Grundgesetz zu
stehen, doch bislang hat man aus ihren Reihen weder eine Distanzierung von
Erbakan noch von Erdogan vernommen, so dass der Verdacht im Raum steht, sie
betrieben ›takkiye‹ wie ihre beiden Vorbilder.
Ein
dritter muslimischer Großverband ist der »Zentralrat der Muslime in
Deutschland« (ZMD), der sich seit Jahren mit großem Erfolg als demokratische
Alternative zu den beiden türkischen Gruppierungen in Szene zu setzen. Zu
diesem Zweck versuchen seine Funktionäre der Öffentlichkeit zu verheimlichen,
welche Organisationen sich unter seinem Dach zusammengeschlossen haben. Dazu
besteht ein guter Grund, denn entgegen des aufpolierten äußeren
Erscheinungsbildes hat sich hier eine Reihe höchst problematischer Vereine
versammelt. Die größte Einzelorganisation ist die ultranationalistische »Union der türkischen
Kulturvereine«, dessen Vorsitzender gern gegen Armenier, Kurden und Jesiden wettert,
dazu kommen verschiedene Einrichtungen, die im Netzwerk der Muslimbruderschaft
verortet werden.
Tarnen
und täuschen
Die
Bruderschaft wurde 1928 in Ägypten von Hassan al-Banna gegründet und gehört
heute zur größten und einflußreichsten
islamistischen Vereinigung der Welt, mit einer Vielzahl von miteinander
verflochtenen Teilorganisationen. Al-Banna verfolgte die Utopie einer
vollständigen Unterwerfung der gesamten Menschheit unter das Gesetz Allahs und
hielt auch Gewalt und Krieg für legitime Mittel, um dieses Zeit zu erreichen.
In Ägypten etablierte die Bruderschaft einen geheimen Apparat, dessen Mitglieder
Anschläge auf Politiker durchführten, und auf internationaler Ebene tauchten
ehemalige Muslimbrüder als Führungspersonal terroristischer Organisationen wie
al-Qaida auf.
Eine
Spezialität der Bruderschaft ist ihre Vernebelungsstrategie. Überall dort, wo sie
sich in einer Situation der Schwäche befindet, leugnen ihre Funktionäre, dass
sie zur Bruderschaft gehören, und gerade in Europa lassen sich viele Vertreter
der Politik und der Kirchen davon überzeugen, dass es sich nur um fromme
Muslime, nicht aber um Vertreter einer islamistischen Organisation handelt.
Auch die Muslimbruderschaft praktiziert offenbar ›takkiye‹. Eine weitere Einzelorganisation
des ZMD ist das »Islamische Zentrum Hamburg«, bei dem es sich um eine Vorfeldorganisation des
iranischen Regimes handelt, das mit dem Zentrum und einer Reihe mit ihm
verbundener Vereine die Politik der Mullahs in Deutschland fortsetzt. Dabei
geht es vor allem um den Export der ›Islamischen Revolution‹ und der Prinzipien der ›Islamischen Republik‹, die nicht nur antiwestlich, antidemokratisch und frauenfeindlich,
sondern auch dezidiert antisemitisch sind.
Religiöses
Mobbing
Vertreter der drei vorgestellten muslimischen Dachverbände sowie
anderer Gruppierungen des politischen Islams versuchen zurzeit, islamische Normen
in der deutschen Gesellschaft zu implementieren. Das Ergebnis kann man
beispielsweise in Schulen beobachten. Dort untersagen muslimische Eltern ihren
Kindern die Teilnahme am koedukativen Schwimm- und Sportunterricht sowie an
Klassenfahrten. Schon jetzt weigern sich Mädchen in Grundschulen, neben Jungen
zu sitzen und tragen ein Kopftuch, weil ihnen beigebracht wurde, dass sie
andernfalls nach dem Tod in der Hölle enden würden. Religiöses Mobbing nimmt
zu. Es trifft nichtmuslimische Kinder, die als Ungläubige beschimpft werden,
aber auch muslimische Kinder, die sich den Spielregeln nicht unterwerfen, die
in den Moscheen verkündet werden. Der Druck während des Ramadans zu fasten, am
Freitag in die Moschee zu gehen und keine Freundschaft mit nichtmuslimischen
Mitschülern einzugehen wächst stetig. Lehrerinnen klagen über Beleidigungen und
Respektverweigerung, fürchten Beschwerden, wenn bei Ausflügen Kirchen
besichtigt werden oder christliche Feiern stattfinden. In vielen Kantinen gibt
es kein Schweinefleisch mehr und in einigen Schulen haben muslimische Eltern
durchgesetzt, dass Fleisch nur noch aus islamkonformen Metzgereien von
geschächteten Tieren bezogen wird. Diese Entwicklung führt ebenso zu
Dauerkonflikten wie die permanenten Versuche, das staatliche Neutralitätsgebot
auszuhebeln. Kopftuchtragende Frauen, die sich häufig als muslimische
Verbandsfunktionärinnen entpuppten, klagten wiederholt ihr vermeintliches Recht
ein, mit einem sichtbaren Zeichen ihres religiösen Bekenntnisses staatliche
Repräsentationsaufgaben zu übernehmen. Mittlerweile haben wir sogar vermehrte
Fälle von Frauen, die mit Gesichtsschleier an universitären Seminaren
teilnehmen oder sogar Prüfungen ablegen wollten.
Immer
dann, wenn die zielgerichtete Durchsetzung islamischer Normen auf Widerstand
stößt, versuchen die Vertreter des politischen Islams ihr Gegenüber mit dem
Vorwurf der ›Islamophobie‹ oder des ›antimuslimischen Rassismus‹ mundtot zu machen. Kritik am Islamismus wird dabei wahlweise als
Krankheit oder als Menschenfeindlichkeit denunziert. Umso bedauerlicher ist es,
dass die ›Deutsche Islamkonferenz‹ jüngst eine Tagung in diesem Sinne durchführte und ausgerechnet einem
Funktionär der DITIB eine Bühne bot.
Prof.
Susanne Schröter ist Direktorin des Forschungszentrums ›Globaler Islam‹ an der Johann Wolfgang
Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Ihr Buch ›Politischer Islam - Stresstest
für Deutschland‹ ist im August im Gütersloher
Verlagshaus erschienen. ISBN 978-3-579-08299-8
Quelle :
https://www.bayernkurier.de/inland/39434-der-druck-nimmt-zu/ 17.
11. 2019 Der Druck nimmt zu -
Susanne Schröter
|