Putin zwingt Erdogan zu großen militärischen Zugeständnissen 15.03.2020 20:10
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der immer noch von seinem
islamischen Großreich in Afrika und Asien träumt, ist wie der Mann, der jeden Tag eine Brücke überquert, um zur Arbeit zu gehen. Eines Tages ist die Brücke verschwunden, aber er geht immer noch an die gleiche Stelle, um sie zu überqueren. Mit anderen Worten, er leugnet die Realität. Als die Briten, die Regierung Obama und die NATO den Krieg gegen Syrien begannen, benutzten sie Erdogan, sein Bündnis mit den Muslimbrüdern und derart unwahrscheinliche Freunde wie Saudi-Arabien und die Emirate, um die syrische Regierung von Baschar al-Assad zu stürzen. Sie alle waren überzeugt, dass Assad innerhalb weniger Wochen weg
wäre, genauso wie der libysche Staatschef Gaddafi.
Doch ist dies nicht geschehen und wird auch nicht geschehen, vor allem aufgrund
der direkten militärischen Beteiligung Rußlands. Das Spiel ist aus, auch wenn
Erdogan das offenbar nicht wahrhaben will. Seit die syrische Armee Ende Januar
ihren Vorstoß verstärkte, so viel wie möglich von der Provinz Idlib zurückzuerobern,
brach die Türkei demonstrativ ihre im Rahmen des Sotschi-Abkommens eingegangene Verpflichtung, die dortigen, unter
ihrem Einfluß stehenden terroristischen
Gruppen daran zu hindern, Syriens Zivilbevölkerung und Streitkräfte oder die
russischen Streitkräfte vor Ort anzugreifen. Was die NATO-Verbündeten betrifft,
so haben sich diese geweigert, die türkische Intervention in Syrien zu
unterstützen. Dass türkische Soldaten, die unauffällig unter der Flagge von al-Qaida,
Jabhat al-Nusra und Hayat Tahrir al-Scham in Syrien wirkten, getötet worden
sind, ist nicht als zwingender Grund für die Umsetzung von Artikel 5 der
NATO-Charta angesehen worden, da kein türkisches Hoheitsgebiet angegriffen
wurde. Darüber hinaus ist Präsident Trump offensichtlich nicht daran
interessiert, sich an einem Krieg gegen Rußland zu beteiligen. [1]
Daraufhin
verlegte sich Erdogan darauf, die Flüchtlinge in der Türkei als Waffe zu
benutzen, um die NATO und die EU zu erpressen, damit sie seinen Traum
unterstützen. Aber auch das ist nach hinten losgegangen.
So blieb ihm nur, sich wieder an Putin zu wenden, da dieser der einzige
Staatschef zu sein scheint, der einen Plan zur Bewältigung der Lage hat. Die
beiden Präsidenten trafen sich am 5. 3. in Moskau. Wie es in ›Hurriyet
Daily News‹ hieß, drängte Putin seinen türkischen Amtskollegen unter
anderem dazu, die Vereinbarungen von Sotschi umzusetzen. Ein Waffenstillstand
ist nun mehr oder weniger in Kraft, was bedeutet, dass
Rußland und Syrien ihre Eroberungen der jüngsten Offensive nicht aufgeben, und
dass der Kampf gegen die terroristischen Gruppen in der Enklave, einschließlich
der noch von der Türkei unterstützten, fortgesetzt wird. Der wichtigste Teil
des Abkommens betrifft die Öffnung der Autobahnen M5 und M4, eines der Hauptziele der syrischen Offensive. Inzwischen
hat die syrische Regierung mit der vollen politischen, militärischen und
wirtschaftlichen Rückendeckung Rußlands die Kontrolle über den Großteil ihres
Staatsgebiets wiedererlangt.
Was den amerikanischen Präsidenten angeht, so unterstützt dieser die
Regimewechsel-Operation nicht und die NATO ist nicht in der Lage, sich auf neue
Abenteuer einzulassen. Diese neue Realität müssen Präsident Erdogan und seine
katarischen und britischen Unterstützer erst noch begreifen, aber Putin dürfte
seinen Teil dazu beitragen, es ihnen zu verdeutlichen. [2]
Zu obigem Abkommen hat Scott Ritter, der u.a. von 1991 bis 1998 als
Waffeninspektor der UNO amtete, folgendes dargelegt: Im Laufe einer Woche,
nämlich vom 27. Februar bis 5. März, hatte sich die syrische Provinz Idlib in
ein geopolitisches Pulverfaß verwandelt, das die türkischen und russischen
Militärs in einen direkten Konflikt zu ziehen drohte. Am 1. März startete
die Türkei eine Großoffensive, die als Operation ›Spring Shield‹
bezeichnet wurde und an der Tausende
türkischer Soldaten an der Seite von Anti-Assad-Formationen kämpften. Diese
Operation verlief bald im Sande; nicht nur der türkische Vormarsch wurde
gestoppt, sondern die syrische Armee konnte mit Unterstützung der Hisbollah und
pro-iranischer Milizen einen Großteil des in den früheren Kämpfen verlorenen
Territoriums zurückerobern. Vor die Wahl gestellt, entweder weiter zu
eskalieren und sich den russischen Streitkräften direkt zu stellen oder eine
Niederlage auf dem Schlachtfeld hinzunehmen, flog Erdogan stattdessen nach
Moskau. Das neue Zusatzprotokoll, das am Freitag, dem 6. März, um Mitternacht
Moskauer Zeit in Kraft trat, stellt eine strategische Niederlage für Erdogan
und das türkische Militär dar; denn als zweitgrößte, nach höchsten westlichen
Standards ausgerüstete und ausgebildete ständige Streitmacht der NATO sollte der
nach 9 Jahren ununterbrochener Kämpfe erschöpften syrischen Armee mehr als
gewachsen sein. Die syrischen Streitkräfte kämpften jedoch zusammen mit ihren
Verbündeten die Türken bis zum Stillstand. Zudem erwiesen sich die von den
Türken ausgebildeten und ausgerüsteten Anti-Assad-Kämpfer auf dem Schlachtfeld
als Enttäuschung. Einer der Hauptgründe für das türkische Scheitern war die
Tatsache, dass Rußland den Luftraum über Idlib
kontrollierte und den Türken den Einsatz von Flugzeugen, Hubschraubern und - bis auf eine einzige 48-Stunden-Periode
- Drohnen verweigerte, während es
offenbar seine eigenen Flugzeuge zusammen mit der syrischen Luftwaffe
einsetzte, um sowohl das türkische Militär als auch die verbündeten
Anti-Assad-Kräfte zu bekämpfen, obwohl keine Seite offiziell bestätigt hat,
dass die Russen die Türken bombardieren, denn das wäre eine Katastrophe für die
Gespräche gewesen. Letztendlich waren die Anti-Assad-Kämpfer gezwungen, sich in
sogenannten ›Beobachtungsposten‹ zu verstecken, stark befestigte
türkische Garnisonen, die im Rahmen des Abkommens von Sotschi eingerichtet worden
waren, und sich dort mit den türkischen Streitkräften zu vermischen, um sich
vor weiteren Angriffen zu schützen. Die Operation ›Spring Shield‹ erwies
sich als eine herbe Niederlage für die Türken und ihre Verbündeten.
Gemäß
den Bestimmungen des ursprünglichen Abkommens von Sotschi sollte das türkische
Militär die Entfernung schwer bewaffneter Anti-Assad-Kräfte, darunter auch
Hayat Tahrir al-Sham (HTS), eine ausgewiesene Terrororganisation, aus sogenannten
›Deeskalationszonen‹ überwachen. Das Versagen bei der Erfüllung dieser Aufgabe,
verbunden mit fortgesetzten Angriffen auf syrische Stellungen durch
HTS-Kämpfer, war der Anlaß für den Angriff der syrischen Armee in Idlib. Das
Zusatzprotokoll, das jetzt in Moskau ausgehandelt worden ist, »bekräftigt« das
türkische und russische »Bestreben«,
»alle Formen des Terrorismus zu
bekämpfen« und »alle
terroristischen Gruppen in Syrien auszuschalten«.
Gemäß dem Zusatzprotokoll werden die neuen Zonen der
Deeskalation durch die Frontlinien in ihrer jetzigen Form definiert, wodurch
die mühsam errungenen Fortschritte der syrischen Armee gesichert werden, jedoch
Erdogan, der versprochen hatte, die Syrer wieder auf die Positionen zu bringen,
wie sie zur Zeit des ursprünglichen Abkommens von Sotschi bestanden haben, in
Verlegenheit gebracht wird. Darüber hinaus wird die Autobahn M4 nun durch eine
12 km breite Sicherheitszone (6 km auf jeder Seite) gepuffert und gemeinsam von
der Türkei und Rußland patrouilliert, was eine
sichere Durchfahrt für den Nutzfahrzeugverkehr garantiert. Diese Patrouillen beginnen
am 15. März, was den Türken zehn Tage
Zeit gab, um die Evakuierung der Anti-Assad-Truppen aus diesem Korridor zu
überwachen - und sie damit nördlich der M4-Autobahn zurückzudrängen, was
zunächst das Ziel der syrischen Offensive war.
Obwohl als Waffenstillstandsabkommen ausgestaltet, ist das
Zusatzprotokoll, das der Moskauer Gipfel zwischen Putin und Erdogan am 5. März hervorgebracht hat, ein kaum verhülltes Instrument der
Kapitulation. Die syrische Regierung hat mit ihrer Offensive alles bekommen,
was sie suchte, und die Türken und ihre assadfeindlichen Verbündeten lecken
ihre Wunden in einer stark reduzierten Idlib-Tasche. Abgesehen von der
Verhinderung eines direkten Konflikts zwischen der Türkei und Rußland bringt das Zusatzprotokoll wenig, was die Situation
vor Ort ändert. Die Türkei steht immer noch vor der Aufgabe, die von ihr als Verbündete
begrüßten HTS-Kämpfer zu entwaffnen, und die humanitäre Krise, die durch Hunderttausende
von Flüchtlingen ausgelöst wurde, die durch die früheren Kämpfe vertrieben
wurden, bleibt bestehen. In vielerlei Hinsicht ist das Zusatzprotokoll wie sein
Vorläufer, das Abkommen von Sotschi, ein Arrangement, das zum Scheitern
verurteilt ist, weil es nur eine unhaltbare Realität aufrechterhält, die erst
dann gelöst werden kann, wenn das gesamte syrische Territorium wieder der
Kontrolle der syrischen Regierung untersteht.
[3]
Es bleibt ferner abzuwarten, ob das jetzt in Moskau zwischen Erdogan
und Putin geschlossene Waffenstillstandsabkommen
etwas an Erdogans Provokationen gegenüber Griechenland, wo dieser praktisch
Flüchtlinge und Migranten zynisch als Waffe mißbraucht, ändern wird. Als grobe
Erpressungstaktik werden sie über die
Landesgrenze und auf die griechischen Inseln gedrängt, um die EU und die USA zu
zwingen, seine scheiternden geopolitischen Ziele zu unterstützen. Die
griechischen Behörden haben mit Fotos und Videos dokumentiert, wie die
Flüchtlingsoperation von türkischen Polizeikräften und Grenzschützern
inszeniert worden ist. Nur 4 % der Flüchtlinge sind Syrer, viele sind Afghanen,
Pakistanis, Zentralasiaten
und Afrikaner, die schon länger in der Türkei leben. Die türkische Polizei eskortierte sie bis zum Grenzzaun und versuchte
sie sogar mit Tränengas an der Rückkehr in die Türkei zu hindern. Parallel dazu
lief eine grobe Desinformationskampagne, sogar von Erdogan
selbst, der behauptete, die Grenze sei offen und die Griechen hätten Migranten
bei dem Versuch, sie zu überqueren, getötet. Die Flüchtlingskrise als Waffe ist
aber nur eine Seite der provokativen türkischen Politik gegenüber
Griechenland. Seit Monaten überfliegen türkische
Maschinen griechische Inseln und verletzen griechischen Luftraum, und es läuft
eine große Kampagne gegen die ›AWZ‹, die ›Ausschließlichen
Wirtschaftszonen‹ Griechenlands und Zyperns im östlichen Mittelmeer [Seerechtliche
Zonen nach Art. 55 des Seerechtsübereinkommen der UNO]. Die Türkei hat mit der libyschen Regierung in Tripolis - deren Herrschaft allerdings nicht über die
Vororte von Tripolis hinausgeht - ein
Abkommen geschlossen, das gegenseitige ›AWZ‹ definiert. Obwohl das Abkommen
international nicht anerkannt wird und von Griechenland, Zypern, den USA, der
EU und Rußland verurteilt wurde, entsandte die Türkei Bohrschiffe in diese
Gewässer. [2]
In einem in Damaskus geführten Interview des russischen Journalisten
Jewgeni Primakow mit al-Assad hinsichtlich der Beziehungen zwischen der Türkei
und Syrien erklärte dieser, dass der Kern des Problems die amerikanische
Politik sei. Zu einem bestimmten Zeitpunkt entschieden die Vereinigten Staaten,
dass die säkularen Regierungen in der Region die ihnen zugewiesenen Pläne und
Rollen nicht mehr umsetzen konnten. »Natürlich beziehe ich mich auf
die Länder, die Verbündete der Vereinigten Staaten waren, und nicht auf solche
wie Syrien, die es nicht sind. Sie beschlossen, diese Regierungen durch Regimes
der Moslembruderschaft zu ersetzen, die die Religion dazu verwenden, die
Öffentlichkeit zu führen. Auf diese Weise sollten die Dinge für amerikanische und
westliche Pläne im allgemeinen einfacher werden. Dieser Prozeß des ›Ersatzes‹ begann mit dem sogenannten arabischen Frühling. Zu dieser
Zeit war die Türkei das einzige von der Moslembruderschaft geführte Land in der
Region, und zwar durch Erdogan selbst und seine Zugehörigkeit zur Bruderschaft.
Zuvor waren unsere Beziehungen zur Türkei sowohl im politischen als auch im
wirtschaftlichen Bereich gut, wie praktizierten sogar eine Zusammenarbeit auf dem
Gebiet Sicherheit und Militär. Es gab überhaupt keine Probleme zwischen Syrien
und der Türkei; wir haben nichts gegen sie unternommen und keine ihnen
feindlichen Kräfte unterstützt. Aber Erdogans Zugehörigkeit zur Moslembruderschaft
war viel stärker als all dies, so dass er zu seiner ursprünglichen
Identität zurückkehrte und seine Politik gegenüber Syrien gemäß dieser
Ideologie aufbaute. Es ist bekannt, dass die Moslembruderschaft die erste
Organisation war, die Gewalt befürwortete und Religion einsetzte, um Macht zu
erlangen. Was die Frage angeht, für was die
türkischen Soldaten kämpfen, so kann sogar Erdogan selbst den Türken nicht
sagen, warum er seine Armee zum Kampf nach Syrien schickt. Der einzige Grund ist die Moslembruderschaft, die nichts
mit den nationalen Interessen der Türkei zu tun hat; es hängt mit seiner
Ideologie zusammen und folglich muß das
türkische Volk für diese Ideologie sterben.
In den letzten zwei Jahren fanden zahlreiche intensive Treffen
zwischen russischen und türkischen Beamten statt, und trotz der türkischen
Aggression fanden einige Treffen zwischen syrischen und türkischen
Sicherheitsbeamten statt. Unser gemeinsames Ziel mit den Russen war es, die
Türkei von der Unterstützung von Terroristen abzuhalten und sie an ihren natürlichen
Ort zurückzubringen. Erdogan muß aufhören, den
Terrorismus zu unterstützen. Dann können sich die Dinge wieder normalisieren,
weil es keine Feindseligkeit zwischen den beiden Völkern gibt. Die
Feindseligkeit wird durch politische Handlungen oder Maßnahmen verursacht, die
auf Interessenbindungen beruhen. Auf der Ebene der syrischen und der türkischen
Nation gibt es weder Differenzen noch Interessenkonflikte, so dass sich diese
Beziehungen wieder normalisieren sollten. In der Türkei gibt es Gruppen syrisch-arabischer
Herkunft und in Syrien Gruppen türkischer Herkunft. Diese Wechselwirkungen
haben im Laufe der Geschichte bestanden; es ist nicht logisch, dass es einen
Streit zwischen uns gibt. Ohne das weit verbreitete Bewußtsein des syrischen Volkes, dass das, was geschieht, das
Ergebnis einer westlichen Verschwörung gegen sein Land ist, wäre Syrien möglicherweise sehr schnell umgekommen oder
zerstört worden. Diese Erkenntnis führte trotz unterschiedlicher politischer
Neigungen oder unterschiedlicher kultureller und sozialer Zugehörigkeiten ethnischer,
religiöser oder sektiererischer Gruppen zu einer nationalen Einheit. Dieses
Bewußtsein schuf die Einheit mit dem Staat bei der
Bekämpfung des Terrorismus. Dies ist ein sehr wichtiger Faktor.
Das Volk hat unter äußerst schwierigen Umständen gelebt: Ständiger
Beschuß, Sanktionen und schlechte wirtschaftliche Bedingungen. Trotzdem hat es standhaft
zu seinem Land gehalten. Das liegt auch am öffentlichen Sektor, der eine
wichtige Rolle beim Zusammenhalt des Staates gespielt hat. In der schlimmsten
Situation wurden weiterhin Gehälter gezahlt, die Schulen weitergeführt und den
Bürgern grundlegende Dienstleistungen erbracht, damit das Leben weitergehen
konnte. Hinzu kommt die Tatsache, dass uns unsere Freunde unterstützt haben,
insbesondere Rußland und der Iran. Sie haben uns politisch, militärisch und
wirtschaftlich unterstützt. Tatsächlich ist die syrische Gesellschaft heute in
Bezug auf Kohärenz und soziale Integration ihrer verschiedenen Segmente besser beschaffen
als vor dem Krieg. Dies hat einen einfachen Grund: Krieg ist eine sehr wichtige
Lehre für jede Gesellschaft, eine Lehre, dass Extremismus destruktiv ist und dass
es gefährlich ist, den anderen nicht zu akzeptieren. Infolgedessen kamen diese
Segmente innerhalb unserer Gesellschaft zusammen.
Was die Stabilität angeht, so können wir diese nicht wieder herstellen,
wenn wir keine Amnestie für die gemachten Fehler gewähren; in der jetzigen Art
von Krieg muß Amnestie ein zentrales Element der Innenpolitik sein. Seit
Beginn des Krieges haben wir regelmäßig Amnestieverordnungen erlassen, mit
denen alle begnadigt werden, die gegen das nationale Interesse vorgegangen
sind. In den Gebieten, die von den Militanten kontrolliert wurden, haben wir
sogenannte lokale Versöhnungen durchgeführt, die dazu geführt haben, dass der
Staat Einzelpersonen legal begnadigt hat. Alle, die ihre Waffen abgeben,
erhalten Amnestie, sofern sie unter der Autorität des Staates und der
Rechtsstaatlichkeit zu ihrem normalen bürgerlichen Leben zurückkehren. Dieser
Prozeß war sehr erfolgreich und hat die
Stabilität in einer Vielzahl von Bereichen wieder hergestellt, und wir setzen
diese Politik weiterhin um. Es gibt nur sehr wenige Fälle, in denen keine
Amnestie gewährt werden kann, beispielsweise bei solchen, die Straftaten
begangen und vorsätzlich eine große Anzahl von Menschen getötet haben. Die
meisten von ihnen sind Terroristenführer. In Bezug auf die allgemeine Situation
glaube ich jedoch, dass die meisten Menschen in den Staat zurückkehren wollen,
weil eine große Anzahl von ihnen, die Waffen trugen, tatsächlich dazu gezwungen
wurden. Sie hatten keine Wahl: Entweder du trägst Waffen oder du wirst getötet.
Diese Leute sind nicht unbedingt Extremisten. Sie haben keine terroristische
Vergangenheit. Dass die Begnadigungen und Versöhnungen erfolgreich waren,
bedeutet nicht, dass der Erfolg hundertprozentig war; nichts ist perfekt.
Einige dieser Menschen haben immer noch terroristische Neigungen und eine
extremistische Ideologie und arbeiten immer noch mit extremistischen Gruppen in
anderen Bereichen zusammen und führen terroristische Handlungen durch. In den
letzten Wochen wurden eine Reihe von Sprengkörpern an verschiedenen Orten oder
unter Autos platziert. Diese Terrorakte haben vielen Menschen das Leben
gekostet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir den Prozeß der Versöhnung stoppen, sondern dass wir diese Schläferzellen herausfinden müssen. Eine
Schläferzelle kann eine Reihe von Handlungen ausführen, die den Eindruck
erwecken, dass eine vollständige Organisation existiert, während es sich in der
Tat um eine Zelle handelt, die aus einer Gruppe von Personen besteht, durch deren
Festnahme die Sicherheit wieder hergestellt werden kann. Diese Herausforderung
wird bestehen bleiben, da es in Syrien immer noch Terrorismus gibt, der sich
durch die Unterstützung von außen in Form von Waffen und Geld noch immer auf
freiem Fuß bewegt.
Die Arabische Republik Syrien ist seit 2011 nicht nur von den
Amerikanern und Europäern, sondern auch von der Arabischen Liga und ihren
Mitgliedstaaten, einschließlich der arabischen Golfstaaten, einer streng
erzwungenen Isolation ausgesetzt. Die meisten arabischen Länder haben ihre
Beziehungen zu Syrien beibehalten, jedoch nicht öffentlich, aus Angst vor
Druck. Der Druck des Westens - insbesondere
aber auch der US-Druck auf diese Länder, vor allem auf die Golfstaaten - war jedoch so groß, dass sie ihre Botschaften
in Syrien nicht wieder eröffnet haben. Was Europa angeht, so war Europa für uns
tatsächlich seit mehr als zwei Jahrzehnten - und sogar schon vor diesem Krieg - auf der globalen politischen Bühne nicht mehr
präsent. Europa existiert seit 2003 nach der amerikanischen Invasion im Irak
nicht mehr. Europa hat sich vollständig den Vereinigten Staaten ergeben und
seine Rolle beschränkt sich auf die Umsetzung dessen, was die amerikanische
Regierung beauftragt. Wir haben eine Reihe von Sicherheitsbeamten aus den
meisten europäischen Ländern getroffen, die vernünftig waren, aber ihren Kurs
nicht ändern können. Einige haben offen gesagt: »Wir können uns nicht ändern, und unsere Politiker können ihre
Politik nicht ändern, weil die europäische Politik mit der amerikanischen
Politik verbunden ist«.
Was Rußland angeht, so blicken heute
viele kleine Länder und sogar Länder mittlerer Stärke auf der ganzen Welt auf dieses
Land und verlassen sich in hohem Maße auf seine Rolle, da es heute Rußlands Pflicht ist, das internationale Gleichgewicht in der
globalen Arena wieder herzustellen. Die Präsenz der russischen Militärbasis in
Syrien zielt nicht nur auf die Bekämpfung des Terrorismus ab, sondern auch auf
die Schaffung eines internationalen politischen Gleichgewichts im
Sicherheitsrat sowie eines militärischen Gleichgewichts in verschiedenen Bereichen,
um die russische Rolle wieder herzustellen. Wir betrachten die Beziehung zu Rußland aus zwei Perspektiven: Einer Partnerschaft auf
bilateraler Ebene und einer Beziehung auf der Grundlage dieser internationalen
Rolle, von der wir hoffen, dass sie weiter zunimmt, wie dies seit der
Machtübernahme von Präsident Putin im Jahr 2000 und der Wiederherstellung der
Position Rußlands der Fall war«.
Auf die Frage, ob Assad Pläne habe, die Kontrolle über die von den
Amerikanern kontrollierten Ölfelder östlich des Euphrats wieder herzustellen, ergab
sich folgende Antwort: »Militärisch
gesehen hat Idlib jetzt Priorität, denn durch die Befreiung von Idlib werden
wir in der Lage sein, die östlichen Regionen zu befreien. Obwohl wir noch nicht
in Richtung Osten vordringen, stehen wir immer noch in direkter Verbindung mit
der dortigen Bevölkerung. Es gibt viel Ärger und Groll gegen die amerikanische
Besatzung und gegen die Gruppen, die im Namen der Amerikaner handeln. Ich
glaube, dass sich diese Wut allmählich aufbauen wird und es
Widerstandsoperationen gegen die Besatzer geben wird. Es ist die nationale und
verfassungsmäßige Pflicht des Staates, jede Handlung gegen eine Besatzungsmacht
zu unterstützen. Mit der Zeit werden die Amerikaner keine Bevölkerung haben,
die sie unterstützt, sondern eine Bevölkerung, die gegen die amerikanische
Besatzung steht. Sie werden weder für das Öl noch für Terroristen wie ISIS und
al-Nusra oder aus anderen Gründen in der Lage sein, zu bleiben. Gleiches gilt natürlich auch für die Türken,
die den nördlichen Teil der syrischen Gebiete besetzen. Wenn sie nicht durch
politische Verhandlungen abreisen, müssen sie mit Gewalt abreisen. Das werden
wir tun. Dies ist auch unsere patriotische Pflicht als Syrer«. [4]
[1] https://www.merkur.de/politik/donald-trump-receperdogan-tuerkei-waffenruhe-syrien-idlib-zivilistenzr-13117152.html
[2] Strategic Alert Jahrgang 33, Nr. 11 vom 11. März 2020
Quelle:
antikrieg.com [3] http://antikrieg.com/aktuell/2020_03_08_neuesputinerdogan.htm 6. 3. 20 Neues Putin-Erdogan-Abkommen versüßt die türkische
Kapitulation – Von Scott Ritter -
auszugsweise – [4] http://antikrieg.com/aktuell/2020_03_06_erdogan.htm 6. 3. 20 Erdogan unterstützt Terroristen aus seiner
Bruderschaftsideologie heraus - Interview mit Jewgeni Primakow von Russlands
24 TV mit Bashar al-Assad; auszugsweise
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