Zu den Vorgängen im Kongo

politonline d.a. »Strategic Alert« zufolge sind es die imperialen Londoner Finanzinteressen, welche die neue Revolte in der an Bodenschätzen reichen östlichen Provinz Nord-Kivu angezettelt haben [1]. Die von der britischen Marionettenregierung in Ruanda gestützten Rebellen zielen ausdrücklich darauf ab, ein für beide Seiten sehr vorteilhaftes Abkommen des Kongos mit China zu sabotieren. Die Regierung in Kinshasa arbeitet nicht nur gemeinsam mit China an Entwicklungsprojekten, sie will auch viele alte Wirtschaftsabkommen, die nach den Kriegen der 90er Jahre in dem Land und der benachbarten Region der Großen Seen praktisch unter Zwang geschlossen wurden, neu verhandeln. China und der Kongo haben ein Joint Venture im Umfang von 9 Mrd. $ vereinbart, in dessen Rahmen die Chinesen gegen Lieferung von Kupfer und Kobalt Schulen, zwei Staudämme mit Wasserkraftwerken und Krankenhäuser bauen wollen;

ferner Bahnverbindungen ins südliche Afrika und eine Bahnlinie zwischen der Provinz Katanga und Kongos Hafenstadt Matadi am Atlantik. Weitere Mittel sollen vor allem in die Erschließung neuer Bergbaugebiete fließen. Laurent Nkunda fordert jetzt direkte Gespräche mit der Regierung, um über Bedingungen zur Beendigung der Kämpfe sowie über Einwände gegen das Entwicklungsprojekt zu verhandeln. Am 29. 10. hatten seine Truppen Goma, die Provinzhauptstadt von Nord-Kivu, umstellt. Nkundas Soldaten sind gut ausgebildet, gut bewaffnet  - schließlich gilt es, die sich ständig steigernde Rüstungsproduktion allen zugute kommen zu lassen - und sie verwenden die Bevölkerung bei ihren Überraschungsangriffen als Schutzwall. Aus Nord-Kivu sollen inzwischen 250.000 Menschen geflohen sein, die ohne Nahrung und Wasser auf der Suche nach Sicherheit vor den Rebellen herumirren. Wie Strategic Alert ferner darlegt, verlor Afrika mit der Absetzung des südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki am 20. 9. 08 einen wichtigen Staatsmann und Widersacher der britischen Machenschaften, die souveränen Nationen Afrika zu zerschlagen und den Kontinent in ein völkermörderisches finsteres Zeitalter zu stürzen. Unter Mbeki waren südafrikanische Truppen an vielen Friedensmissionen in Afrika beteiligt, er selbst - bzw. südafrikanische Vertreter - hatten bei Konflikten auf dem ganzen Kontinent vermittelt.
 
Mit Nod-Kivu hat Nkunda eine rohstoffreiche Region in seiner Hand, wobei er sich aus illegalem Bergbau finanziert. Die Provinz verfügt über fünf wichtige Rohstoffe: Coltan, Diamanten, Kupfer, Kobalt und Gold. Die Rohstoffe werden zur illegalen Vermarktung nach Ruanda, Uganda und Burundi geschmuggelt, was gleichbedeutend damit ist, daß auch hier die landesseigenen Ressourcen eiskalt an der Bevölkerung vorbeimanövriert werden. Dennoch wird dieser bekanntermaßen in zahlreichen Ländern Afrikas praktizierte Modus von unseren »Politspitzen« zu keiner Zeit je mit dem wachsenden Zustrom von Afrikanern nach Europa in Verbindung gebracht. Nein: der EU-Bürger hat auch diesbezüglich zu schweigen und sich zu fügen. Die Zentralregierung in Kinshasa verliert im übrigen über die Truppen, die sie zur Sicherung der Ordnung in die Region entsendet, immer wieder die Kontrolle, da diese von den Rohstoffkartellen bestochen werden. Was die UNO-Soldaten angeht, so wurden diese wiederholt der Korruption, des Verkaufs von Waffen an Milizen, der Vergewaltigung von Frauen und Kindern, sowie der Unterstützung der kongolesischen Soldaten bei ihren Angriffen auf Zivilisten bezichtigt.
 
Ein Schlüsselmann bei der anhaltenden Destabilisierung der Demokratischen Republik Kongo, so Strategic Alert, ist der britische Außenminister für Afrika und Asien, Lord Mark Malloch-Brown, ein langjähriger enger Verbündeter von George Soros 2. Es ist derselbe Malloch-Brown, der - ebenfalls mit direktem Geld des Megaspekulanten Soros - die georgische Regierung von Saakaschwili finanzierte, die den Konflikt mit Rußland vom Zaun brach, dessen Folgen die internationale Gemeinschaft soeben wiederum Milliarden ihrer Steuergelder kosten. Im Rahmen von Londons Versuch, sich den Zugriff auf alle Rohstoffvorkommen Afrikas zu sichern, kaufte Soros im vergangenen Jahrzehnt dort etliche Bergbaugesellschaften und Ländereien. Obwohl sie den kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila an die Macht brachten, wollen diese Kreise ihn jetzt stürzen, insbesondere deswegen, weil er - wie bereits dargelegt - bei wichtigen Infrastrukturprojekten mit China  zusammenarbeitet und ungerechte Abkommen im Bergbau und anderen Wirtschaftszweigen neu verhandeln will. Nkunda droht nun den Zusammenschluß mit anderen oppositionellen Gruppen an, um die Regierung abzusetzen, sollte sie weiterhin Verhandlungen mit ihm verweigern.
 
Somit hat auch dieser Krieg den Kampf um die Bodenschätze und die Rivalitäten zwischen den Großmächten und ihren lokalen Vertretern zur Grundlage 3. Trotz der Unterstützung durch die MONUC, der größten je von der UNO mobilisierten Militärstreitmacht, sind die Regierungstruppen in die Flucht geschlagen worden. Wie die Afrikaner miteinander umgehen, zeigt sich auch hier: Auf ihrem Rückzug plünderten die Soldaten Städte und Dörfer, ermordeten Zivilisten und vergewaltigten Frauen, so daß die Zivilbevölkerung selbst vor den Regierungstruppen floh. Rückt Nkunda weiter vor, dann könnten auch die Nachbarländer in den Konflikt hineingezogen werden. Keine Regierung Afrikas würde tatenlos zusehen, legte Ruanda Hand an die gewaltigen Ressourcen des Kongos. Bernard Kouchner, Frankreichs Außenminister, erging sich in der Forderung nach neuen Waffengattungen und mehr Offensivkapazitäten; er beschwerte sich ferner, daß die Einsatzbestimmungen der UNO »sehr restriktiv« und »unzureichend« seien. Im Moment sind 17.000 UNO-Friedenswächterim Einsatz; auch diese verschlingen ohne Unterlaß unsere Steuern. Premierminister Gordon Brown, der die Golfstaaten zu Gesprächen über die Finanzkrise besuchte, hob hervor, daß es die »internationale Gemeinschaft« nicht erlauben darf, daß sich im Kongo ein zweites Ruanda ereignet. Lächerlich: als ob die internationale Gemeinschaft - die sich aus nichts anderem als aus dem arbeitenden Kontingent der Staaten zusammensetzt - je etwas zu entscheiden gehabt hätte. Das besorgen allein die Mitglieder übergeordneter Institutionen wie das Council on Foreign Relations beispielsweise. Die Funktion dieser ständig bemühten Gemeinschaft ist allein die des Zahlens, was bei jeder neuen Geberkonferenz klar zutage tritt, jedoch zwecks anhaltender Verdummung der öffentlichen Meinung nie näher definiert wird.
 
Die chinesische Import-Export Bank hat das Geld für den Bau von Straßen und Eisenbahnen im Kongo inzwischen bereitgestellt. Laut Berichten sollen 5.000 Schiffscontainer mit Ausrüstung geschickt worden sein, um Bergwerke in der Provinz Katanga zu modernisieren. Die umfassende Erneuerung der Bergbauverträge, um Verträge mit US-amerikanischen, europäischen und australischen Unternehmen zu kündigen und chinesischen Firmen den Vorzug zu geben, ist in Angriff genommen worden. Nur wenige Firmen sind bereit, über ihren Status im Kongo Auskunft zu geben, aber zu denjenigen, deren Konzessionen zur Disposition stehen, gehören First Quantum Minerals, Freeport McRoRan, BHP Biliton und Anvil Mining. Der Abbau großer Bodenschätze könnte im Rahmen dieser Überprüfung  nun von chinesischen Firmen getätigt werden. Jegliche bewaffnete »humanitäre« Mission im Kongo, führt Ann Talbot 3 aus, wäre eine dünne Tarnung für eine blanke imperialistische Intervention, die darauf aus ist, die reichen Bodenschätze des Landes zu plündern. Anstatt mit einer humanitären Intervention betraut zu werden, müssen die westlichen Regierungen für ihre historische Rolle angeklagt werden, die die Ursache für das gegenwärtige Chaos ist. Sie waren es, die den Bürgerkrieg entfachten und die erste unabhängige Regierung von Präsident Patrice Lumumba stürzten. Sie waren es, die den blutrünstigen Diktator Mobutu als Bollwerk gegen den sowjetischen Einfluß in Afrika installierten, und sie waren es, die den Kongo in einen Krieg stürzten, der auch seine neun Nachbarländer in seinen Strudel riß. Die Armee des abtrünnigen Generals Laurent Nkunda besteht überwiegend aus kongolesischen Tutsis. Sie werfen der Regierung in der 2000 Kilometer entfernten Hauptstadt Kinshasa Komplizenschaft mit ruandischen Hutus vor, die für den Völkermord von 1994 im Nachbarland verantwortlich und im Osten Kongos untergeschlüpft sind. Nkunda bezeichnet sich selbst zwar unausgesetzt als Beschützer, ist aber genauso für das Elend der Bevölkerung und schlimmste Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Im Zuge der Grausamkeiten ist auch die Rekrutierung von Kindersoldaten wieder dramatisch angestiegen.
 
Die im Verbund von Politikern und UNO stets wie geölt funktionierende Gebetsmühle, die Aufforderung zur finanziellen Hilfeleistung, um die jetzt ausgelöste Tragödie zu lindern, ist bereits kräftig in Gang gesetzt worden. So sind auch die Ärzte ohne Grenzen in Aktion getreten, um »das Interesse für die Lage in dem afrikanischen Staat« zu wecken 4. Neben den eigentlichen Kriegsverletzungen führen insbesondere der Mangel an Nahrung, Unterkünften und sauberem Wasser zu Cholera- und Malaria-Erkrankungen. Man erhofft sich, wie es heißt, weltweit mehr öffentliches Bewußtsein hinsichtlich der Krise. Von einer Brandmarkung der Urheber der erneuten Gemetzel hörte man in diesem Zusammenhang nichts. Diese Art des Vorgehens, die einer Verschleierung der Machenschaften der verantwortlichen Drahtzieher gleichkommt, fällt für meine Begriffe in die Kategorie des generell mehr als grenzenlos betriebenen brainwashings, dem die Öffentlichkeit unentwegt ausgesetzt ist. Solange die eigentlichen Hintergrundmächte auf diese Weise geschont werden, können sie sich in der Gewißheit wiegen, daß wir mit unseren Steuergeldern auch weiterhin für alle Katastrophenfolgen geradestehen.  
 
1 Strategic Alert Jahrg. 22, Nr. 45 vom 6. November 2008 - Briten hinter massenmörderischem Krieg im Kongo
2 Strategic Alert Jahrg. 22, Nr. 46 vom 13. November 2008 - Neuer Genozid wird in Afrika organisiert
3 http://wsws.org/de/2008/nov2008/kong-n18.shtml  18. 11. 08 - Der Krieg im Kongo und der Kampf um Bodenschätze Von Ann Talbot
4 http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=20112008ArtikelPolitikGruse1 20.11.08