Verarmung als Ziel? - Von Doris Auerbach

Die internationale Gemeinschaft, mit diesem Ausdruck wird im eigentlichen die Ausplünderung des Steuerzahlers aller Nationen kaschiert, will rund dreieinhalb Milliarden ausgeben, um die nach dem Krieg zerstörte Infrastruktur im Gazastreifen wieder aufzubauen.

Über 70 Staaten wollen in den nächsten 2 Jahren fast 4,5 Milliarden $ für den Wiederaufbau in Gaza spenden, so die Medien. Von wollen, meine ich, kann gar keine Rede sein, sie müssen. Man kann das auch nicht mehr als »spenden« bezeichnen, da der Bürger gar keine Möglichkeit hat, auf  das, was von seinen Steuern abgezweigt wird, irgendeinen Einfluss zu nehmen. Die palästinensische Regierung hatte den Finanzbedarf für das nach der jüngsten israelischen Offensive zerstörte Gebiet, es wurden 4000 Häuser zerstört und rund 11 500  beschädigt - eine Leistung, die für sich selbst spricht - auf mindestens 2,8 Mrd. $ (2,2 Milliarden €) beziffert. Die EU sagte 436 Millionen € zu, Deutschland hat 150 Millionen € in Aussicht gestellt, die USA 900 Millionen $ und die arabischen Golfstaaten wollen über 5 Jahre hinweg 1,65 Mrd. $ geben. Nach ägyptischen Angaben hat Saudi-Arabien 1 Mrd. $ angeboten, was mehr als nachdenklich stimmt, wenn man bedenkt, dass, wie Tierry Meyssan von Réseau Voltaire schrieb, Riad die Operation »Gegossenes Blei«  finanzierte, während Kairo sich nicht scheute, die Paramilitärs zu organisieren. Siehe »Gaza - Wir amputieren am laufenden Band«  http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1113
 
Vermutlich könnte man weder seiner Arbeit nachgehen, noch in einen erlösenden Schlaf sinken, wüsste man, was an Hintergrundabsprachen und -Filz gegeben ist. Die Schweiz machte keine neuen Zusagen, da sie bereits jährlich gut 20 Millionen Franken für Programme in den Palästinensergebieten ausgibt – von denen gerade ein guter Teil in Rauch aufgegangen sein dürfte - und der Bundesrat hat jetzt nach dem Gaza-Krieg grünes Licht für weitere 6 Millionen Franken gegeben. So gestaltet sich in regelmässigen Abständen der Abfluss unserer Steuern nach draussen, obwohl sie allein schon zur Verringerung der eigenen Nationalschuld dringend im Inland gebraucht würden.
 
Nicht eingeladen waren Israel und die Hamas. Trotz der Forderungen der Geberstaaten, dass die Hamas kein Geld bekommen soll - auch von Hillary Clinton war zu hören, dass die US-Regierung dafür sorgen werde, dass die »Extremisten« kein Geld erhalten - pocht diese auf eine führende Rolle bei der Verteilung der Hilfsgelder. Hierzu schreibt Peter Schäfer 1: »Die Gelder sollen unter Umgehung der Hamas-Regierung über die PA in Ramallah geleitet werden. Laut Ministerpräsident Salam Fayad (von der Fatah) werden die Gelder direkt auf die Bankkonten von Familien in Not fließen. Das sind ohne Zweifel die Familien, die über ein von der EU entwickeltes System bereits ihre Gehälter erhalten. Sie stehen zum Großteil der Fatah-Bewegung von Präsident Mahmud Abbas nahe. Die von der Hamas in den letzten zweieinhalb Jahren eingestellten Beamten gehen demzufolge leer aus. Die internationale Gemeinschaft trägt mit der klientelistischen Unterstützung dieses Vorgehens zur Verschärfung des internen bewaffneten Konflikts zwischen Hamas und Fatah bei
 
Werner Pirker 2, hielt fest, dass der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verlangte, die Hilfslieferungen müssten »die Bedürftigen in Gaza kontinuierlich und ohne Beschränkung erreichen«, eine Forderung, so Pirker, die in erster Linie an die Verantwortlichen in Israel, die den Gazastreifen abgeriegelt haben und in zweiter Linie an die korrupten Behörden in Ramallah gerichtet werden müsste. Ähnlich lautet eine Kritik von Wiltrud Rösch-Metzler, die Sprecherin der Pax-christi-Nahostkommission: »Ohne ein Ende der Gaza-Blockade verkommt die internationale Geberkonferenz für Gaza zur humanitären Angeberkonferenz«.
 
Wie wir unausgesetzt verschuldet werden
In den zehn Jahren nach 1994 liessen sich westliche und arabische Geber Aufbauprojekte und humanitäre Hilfe in den von Israel besetzten Gebieten etwa 5,5 Milliarden € kosten. Trotzdem hat sich die wirtschaftliche Situation der Palästinenser auf Grund des Besatzungsregimes fast laufend verschlechtert, die Armutsrate ist gestiegen. Und der Boykott der gewählten Hamas-Regierung ab März 2006 kostete noch mehr. Seitdem fliessen jährlich über eine Milliarde €: als Aufbauhilfe in das Westjordanland, als humanitäre Güter in den Gazastreifen. Wenigstens warnten die Konferenzteilnehmer jetzt eindringlich davor, Bemühungen um eine politische Einigung zwischen den Palästinensern und der neu zu bildenden israelischen Regierung zu vernachlässigen. Ob allerdings der gegenwärtig in der besetzten Westbank geplante Bau von mindestens 73.000 neuen Häusern für Israelis hierzu beitragen kann, ist anzuzweifeln.
 
Matthias Jochheim, Vorstand  der ärztlichen Friedensorganisation, hatte gefordert, dass die  »Bundesregierung und die EU bei der  Geberkonferenz darauf drängen müßten, daß die Kriegsparteien für entstandene Schäden an EU-Projekten zur Rechenschaft gezogen werden.«  Er sprach offen aus, dass es »gegenüber den eigenen Steuerzahlern unverantwortlich sei, Geld in den Aufbau zu stecken, wie es vor der Bombardierung des Gazastreifens geschehen ist, und dann diejenigen, die die Zerstörung anordnen, nicht zur Verantwortung zu ziehen.« Letztere Forderung dürfte sich in diesem Zusammenhang nie erfüllen, es kommen immer nur diejenigen vor das Haager  Strafgericht, die man als preisgegeben betrachten kann, sonst hätte man ja dort zunächst alle Hände voll zu tun, um die wahren Urheber des Irakkriegs oder der unvermindert anhaltenden Zermalmung Afghanistans vor Gericht zu stellen. Und was die Verschleuderung unserer Steuern betrifft, so hat sich die Mehrheit unserer Volksvertreter - diesen Begriff kann man diesbezüglich nur noch ironisch deuten - hieran seit Jahren ohne sichtliche Skrupel gewöhnt. Es ist schwerlich vorstellbar, dass dabei auch nur ein einziger Gedanke an die Zukunft der eigenen Nachkommen verschwendet wird.
 
Seit der Zerstörung Jugoslawiens wurde in rascher Folge über unsere Häupter hinweg grünes Licht für Angriffe gegeben: Afghanistan, Irak, Libanon, Georgien, Gaza. Damit sehe ich mich zum Kasper der Nation degradiert und Politikern ausgesetzt, die darin versagen, sich den für dieses verwerfliche Kriegstreiben Verantwortlichen entgegenzustellen. Man könnte sich in einem Sandkastenspiel wähnen, wären die Folgen dieser Kriege für diejenigen, die sie erleiden, nicht von einem unvorstellbaren Horror. Dieses Grauen scheint keinem von ihnen wirklich unter die Haut zu gehen. Es ertrinkt sozusagen im täglichen politischen Geschwätz.
 
Korruption
Was von der Hilfe im einzelnen in dunklen Kanälen verschwinden wird oder was den mit dem Neuaufbau beauftragten Unternehmen an Profiten in die Kassen gespült werden dürfte, das ist schwer kontrollierbar. So liegt die Korruption hoher Beamter und grosser Hilfsorganisationen in Afghanistan, das sich bezüglich der Aufbaugelder als ein Fass ohne Boden erweist, offen. Bei den Menschen selbst, heisst es, komme wenig an. So hätten, um nur ein einziges Beispiel anzuführen, ausländische Firmen für einen 1500 Meter langen Metallzaun um den Kabuler Zarnigar-Park 10 Millionen $ abgerechnet; nach Untersuchungen der Regierung sei er maximal 70 000 $ wert gewesen. Auch die afrikanischen Potentaten dürften uns insgeheim auf Grund der Knechtschaft, in die uns unsere Regierungen hinsichtlich der Dauerbewilligung von Entwicklungshilfegelder verfrachten, nicht schlecht belächeln. Selten hat man Mugabe derart entspannt gesehen als jetzt bei seinem 85. Geburtstag, bei dem 8000 Hummer, 2000 Flaschen Champagner, 500 Flaschen Whisky und 4000 Portionen Kaviar aufgefahren wurden. Man kommt leider nur selten mit in Afrika auf privater Ebene tätigen Entwicklungshelfern in Kontakt: aber gerade ein solcher eröffnet einem den dort noch immer vorherrschenden, extrem tiefen Bildungsstand grosser Bevölkerungsteile. Wäre dem nicht so, hätten sie ihre korrupten Eliten längst entmachtet, Angolas Diamantenhandel in sichere Hände gelegt, Nigerias Ölförderung zugunsten des Volkes umgebaut und die Simbabwer hätten nicht jetzt trotz ihrer bitteren Armut und der Cholera, die Ende Februar bereits 3,759 Menschen das Leben gekostet hat, 296.000.- Franken für Mugabes Fest gesammelt. Was uns, die internationale Gemeinschaft betrifft, so steht zu befürchten, dass auf weiteren Konferenzen mit der üblichen grandezza neue Mittel bereitgestellt werden, hat doch Morgan Tsvangira, Simbabwes Premierminister, soeben kundgetan, dass der Wiederaufbau der Wirtschaft bis zu  5 Milliarden $ kosten könnte. Was sich sonst noch in dem Land zuträgt, enthüllt ein Blick in BBC online 3. Am 24. Februar machte BBC bekannt, dass Simbabwes Vizepräsidentin Joyce Mujuru versucht hat, trotz bestehender internationaler Sanktionen Kapital für einen mehreren Millionen $ schweren Goldhandel bereitzustellen. Bei diesem drehte es sich angeblich um den Verkauf kongolesischen Goldes in Europa. Die Vizepräsidentin zählt zu den 200 Simbabwern, die die EU der Verletzung von Menschenrechten angeklagt hat. Laut der Firma Firstar, die über Niederlassungen in Europa verfügt, hatte die Tochter Mujurus, Nyasha del Campo, angeboten, mehr als dreieinhalb Tonnen Gold aus der DRC zu verkaufen. Felix Eimer von Firstar erklärte, dass der Kontakt zu der Goldmine von Joyce Mujuru, die ausschlaggebende Person bei dem Geschäft, ausgegangen sei. Del Campo hatte lediglich die Aufgabe, die Angelegenheit für dritte Beteiligte zu organisieren. Firstar stieg aus dem Handel aus, nachdem klar wurde, wer Mujuru war; in der Folge instruierte diese ihren Hauptgeschäftsführer in Europa, die Angelegenheit rückgängig zu machen. Die Mujurus gehören zu den reichsten und mächtigsten Familien in Simbabwe und besitzen beträchtliche Anteile im Bergbau. Es war nirgendwo eine Zeile zu entdecken, die versprochen hätte, dass auch nur ein Cent aus dem geplanten Handel in das Gesundheits- oder Bildungswesen der Kongolesen selbst fliessen würde. Wieso auch, dafür ist doch der westliche Steuerzahler zuständig. Im übrigen hat man den Eindruck, dass die Fakten, die den Missbrauch der Entwicklungshilfe belegen, selten bis in die Ministerien vordringen, da sie unvermindert und mit nicht nachlassender Ausdauer propagiert wird. Aber auch das Erkennen des Moments, in dem diese Hilfe eingestellt werden sollte, scheint selten erfasst zu werden. Noch 2007 hatte die BRD fast 200 Millionen € nach China überwiesen, obwohl bekannt war, dass China bereits Anfang November 2006 erklärt hatte, Afrika in den kommenden 3 Jahren mit 5 Milliarden $ an Krediten zu unterstützen. Kein Wunder, dass die deutsche Ministerin für Entwicklungshilfe, Wieczorek-Zeul, öffentlich für Entwicklungshilfe trommelt.
 
Nicht, dass es uns allein träfe, wenn es um die Verschuldung geht. Trotz 26 Millionen Wanderarbeitern ohne Arbeitsplatz und der Schliessung von 670.000 Firmen, da die Exportmärkte für diverse chinesische Waren zusammengebrochen sind, brachte es Hillary Clinton soeben fertig, die Forderung an die Regierung in Peking heranzutragen, weiterhin amerikanische Schatzbriefe zu kaufen. Als ob China davon nicht schon mehr als genug besässe. Auf diese Weise soll es, wie es heisst, ermöglicht werden, die Rettungsmassnahmen für die angeschlagenen amerikanischen Banken zu finanzieren und die 787 Milliarden für das Konjunkturpaket aufzubringen 4. Was diese überhaupt noch wert sein sollen, darauf wurde nicht weiter eingegangen. Im Fall des Zusammenbruchs der amerikanischen Wirtschaft, so Clinton, habe auch China einen hohen Preis zu zahlen, was für mich schwer nach Erpressung klingt. Weiter hiess es: »Die Chinesen wissen: wenn sie den Export in ihren grössten Markt wieder in Gang bringen wollen, …... muss die USA einschneidende Maßnahmen durch das Konjunkturpaket unternehmen. Wir müssen mehr Schulden aufnehmen.« Das legt sie ganz locker dar. Fakt ist, dass die chinesische Regierung wegen des Ankaufs amerikanischer Schuldpapiere von Ökonomen im eigenen Land zunehmend in die Kritik geraten ist. Peking hält für annähernd 700 Milliarden $ amerikanische Schatzbriefe; es wird kritisiert, dass dieser Zustand angesichts der tiefen Wirtschaftskrise in Amerika, der Abwertungsgefahr für den Dollar und des daraus folgenden drohenden Wertverlusts der Schuldverschreibungen zu weitgehend und zu gefährlich sei. Finanzanalyst He Jun erklärte hierzu u.a.: »Die Blase amerikanischer Schatzbriefe wird immer größer und wird irgendwann platzen.« Inzwischen wird immer vernehmbarer gefordert, das Geld zur Linderung des sich verschärfenden sozialen Elends im eigenen Land einzusetzen. Zu bedenken ist ferner, dass jährlich 24 Millionen Arbeiter neu auf den chinesischen Arbeitsmarkt drängen.
[Siehe auch http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=631 »Wie unsere Steuergelder in Rauch aufgehen«]
 
Wie nicht zu verbergen, ist die EU bereits in Milliardenhöhe verschuldet. Was fehlt, ist die offene Mitteilung von Seiten der Behörden, bei welchen Finanzkreisen sich die EU-Bürger jetzt erneut verschulden müssen, um die Kredite zu erhalten, die es ermöglichen sollen, die anteilmässige Last am Wiederaufbau des Gazastreifens, die den Banken zugeschobenen Milliarden und die sonstigen Rettungsanker, die auf ihrem Rücken für die Industrie geplant sind, zu tragen. Das Vorenthalten dieser Fakten stellt in meinen Augen ein schwerwiegendes Pflichtversäumnis der Volksvertreter dem Steuerzahler gegenüber dar, umso mehr, als dieser auch hinsichtlich des zu entrichtenden Zinssatzes offenbar keine Angaben erhält. Was die Finanzhilfe für die Industrie betrifft, so schrieb Jürgen Zurheide in seinem am 27. 2. 09 bezüglich Opel und GM an die Badische Zeitung gerichteten Leserbrief: »Während SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier immerhin nur solidarisch an der Seite der Opelaner in Rüsselsheim steht, will CDU-Ministerpräsident Rüttgers mit Steuergeldern dafür sorgen, dass auch künftig Astras, Zafiras und Insignias vom Band rollen. Solche Versprechen kommen zwar gut an, sind aber gefährlich. Sie signalisieren General Motors, dass man in Europa noch jede Menge abkassieren kann. Noch bevor überhaupt die Umrisse eines Rettungskonzepts für GM zu erkennen sind, wissen die Konzernherren in Detroit, dass der deutsche Steuerstaat bereitsteht. Bevor ausgelotet ist, ob angesichts der weltweiten Überkapazitäten überhaupt Bedarf für Autos von Opel besteht, bietet die Politik ihre Hilfe an und treibt die Preise in die Höhe.« Auch sonst werden wenig schöne Fakten bekannt: Wie derselben Zeitung am 23. 2. zu entnehmen war, »hat der stellvertretende vorläufige Insolvenzverwalter bei dem in die Schlagzeilen geratenen Modellbahnhersteller Märklin dem Eigner jahrelanges Missmanagement vorgeworfen. Fritz Zanker erklärte der Südwestpresse gegenüber, der Finanzinvestor Kingsbridge habe den Göppinger Traditionsbetrieb systematisch ausbluten lassen, um ihn zu ruinieren. Gleichzeitig sei Schweigegeld an Märklin-Mitarbeiter gezahlt worden, um dieses Vorgehen geheim zu halten.«   
  
Une baisse du niveau de vie est souhaitée
Ich betrachte die wiederholte Zerstörung und den uns im Anschluss hieran jeweils aufgebürdeten Wiederaufbau als Raub an meiner Arbeitskraft sowie als direkten Raub an meinem Einkommen. Ich habe das verschiedentlich auf politonline dargelegt. Leider war auch dieses Mal nicht festzustellen, dass auf der Konferenz selbst ein Wort über die absolute Sinnlosigkeit dieses Modus gefallen wäre. Nein, es sind uns neue Verpflichtungen aufgelastet worden, die unsere eigenen Schulden vermehren; und diese, gestehen wir es uns ein, werden vermutlich nie mehr zu tilgen sein. Sie dürften uns ferner in einer nicht zu unterschätzenden Abhängigkeit von unseren Kreditgebern halten. Wir sind gezwungen, Kriegsschauplätze mitzufinanzieren, mit deren Ursachen und Entstehung wir nichts, aber überhaupt nichts zu tun haben. Dies leitet direkt zu der offen ergangenen Forderung über, die der Marseiller Informatikprofessor Pacal Bernardin in seinem herausragenden Werk L’Empire écologique ou la subversion de l’écologie par le mondialisme‹ * belegt: Une baisse du niveau de vie est souhaitée: eine Absenkung des Lebensstandards ist erwünscht. Diese Forderung erstreckt sich allerdings lediglich auf die industriell entwickelten Länder.

Ervin Laszlo, Mitglied des Club of Rome, vertritt die Sicht, dass ein Ausgleich zwischen den armen und reichen Staaten nur dadurch herbeigeführt werden kann, wenn das Bruttosozialprodukt der reichen Nationen reduziert, und das der armen erhöht wird. Ein Konzept dieser Art ist schlichtweg sensationell: die sogenannten Drittweltstaaten sind überaus reich an Ressourcen, sie bräuchten überhaupt nicht arm zu sein: dass sie es sind, liegt weitgehend an dem Verbund ihrer eigenen Oberschicht mit westlichen Konzernen und der daraus resultierenden Ausbeutung; insofern hinterlässt die Erschliessung der Bodenschätze Afrikas beispielsweise so gut wie keine Spuren für die Bevölkerung selbst. Wie wir bereits an anderer Stelle veröffentlichten, tat der Club of Rome nach dem Fall der Mauer folgendes kund: »Auf der Suche nach einem neuen Feind, der uns vereinen könnte, kamen wir auf die Idee, dass die Themen Verschmutzung, die Bedrohung durch die globale Erwärmung, Wassermangel, Hungersnot und Ähnliches den Zweck erfüllen würden und dafür geeignet wären.« Man muss sich überlegen, mit welcher Arroganz diese Dinge zu Papier gebracht werden. Wozu brauchen wir ständig einen Feind? Damit uns eine noch grössere Anzahl demokratisch nicht legitimierter Gesetze, die unsere eigenen nationalen aushebeln, oktroyiert werden kann, um so das nachweislich angestrebte Ziel der Abschaffung der Souveränität der Staaten Schritt um Schritt voranzutreiben? Zu dieser Entnationalisierung gehört auch die Öffnung der Grenzen.
 
Inzwischen hat der Club of Rome seinen Hauptsitz von Hamburg nach Winterthur verlegt, obwohl zuerst Zürich als neuer Standort ausgewählt worden war; die Stimmberechtigten gaben dem Club allerdings am 24.2.08 einen Korb. Der jetzige Sitz wurde durch den Winterthurer Immobilienunternehmer Robert Heuberger ermöglicht, der die abgelehnte Unterstützung von 1.5 Millionen aus der Stadtkasse für die ersten 5 Jahre aus privaten Mitteln aufzubringen gewillt ist. Man darf gespannt sein, was sich die Zukunftsforschung dieses think tanks vorgenommen hat: hoffentlich nicht eine verstärkte Einflussnahme auf die Möglichkeit, die direkte Demokratie weiter zu unterhöhlen. Bernardin weist in seinem Buch zweifelsfrei nach, dass unter den wirklichen Mächten dieses Globus der Konsens besteht, das Niveau der Lebenshaltung in unseren westlichen Ländern zu reduzieren. Was die Entwicklungsländer selbst betrifft, so wird deren Aufsteigen lediglich eine dünne Schicht bereichern, nämlich die, die Klienten der multinationalen Konzerne und der internationalen Organisationen sind, was letzteren erlaubt, ihre Kontrolle zu verstärken.
 
Das Ziel der Globalisten besteht somit darin, weltweit Probleme aufzugreifen, diese zu vergrössern oder globale Probleme zu erfinden, wodurch ihre Existenz und die Ausdehnung ihrer Macht gerechtfertig werden kann; dazu zählt selbstverständlich das Kapitel Klimaerwämung. Man bedenke einmal die von der EU-Kommission vorgetragene Sicht, dass die Industriestaaten die Entwicklungsländer jährlich mit einem zweistelligen Milliardenbetrag unterstützen müssen. Eine Größenordnung von 30 Milliarden € sei vorstellbar, sagte EU-Umweltkommissar Stavros Dimas am 28. Januar 09. »Das hängt aber davon ab, wie ehrgeizig sich die Entwicklungsländer in der Klimaschutzpolitik zeigen«, schränkte er ein. Was deren Ehrgeiz betrifft, so glaube ich, Herrn Dimas versichern zu können, dass wir, die Geber, von einem solchen unter den jetzigen Voraussetzungen nicht zu überzeugen sind. Wie man allseits in Milliarden schwelgt, ist unvorstellbar, dürften Berechnungen dieser Grössenordnung auf Grund der leeren EU-Kassen doch jeglicher seriöser Basis entbehren. Der Begriff Million ist vom Horizont verschwunden. Keiner der Verantwortlichen kann auch nur noch den Hauch einer Vorstellung davon haben, was es bedeutet, allein eine einzige Milliarde an Steuern zu erarbeiten. Auch sonst sind die Kalkulationen im Bereich des Gigantismus angesiedelt: denn die Kosten für den Klimaschutz könnten laut Brüssler Schätzungen bis 2020 weltweit bis auf 175 Milliarden € jährlich steigen. Nun bezeichnet auch Bernardin die CO2 Steuer einwandfrei als Weltsteuer, was wir auf http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=879 »Zum Thema Weltsteuer« aufzuzeigen versucht haben. Und nicht zu vergessen: der Schweizer Vorschlag einer globalen CO2- Steuer wurde von den Gipfelteilnehmern der Weltklimakonferenz in Nairobi im November 2006 5 »mit Interesse« aufgenommen. Im Gefolge der dargelegten Fakten, einschliesslich der Strategie einer fortschreitenden Militarisierung und eines steigenden EU-Rüstungsbudgets, sehe ich die Verarmung Europas unausweichlich im Kommen und damit das gewissenlose Verspielen vieler Errungenschaften, die wir uns in den zurückliegenden Jahrhunderten erkämpft haben. Man kann diesen Prozess auch als langsames Ausbluten des Vermögensstands der EU-Bürger sehen, der die Infrastruktur der einzelnen Länder vielfach auf irreparable Art und Weise in Mitleidenschaft zieht.
 
Ludwig Stiegler, ehemaliges MdB 6, hatte sich am 6. 9. 2002 dem Münchner Merkur gegenüber dahingehend geäussert, dass sich »die Regierung von Präsident Bush als das neue Rom sehe und ihre Verbündeten als Verfügungsmasse. Bush benehme sich so, als sei er Cäsar und Deutschland die Provincia Germania.« Für meine Begriffe ist in Washington unter Obama diesbezüglich nicht unbedingt eine wesentliche Änderung dieser Einstellung auszumachen. Und Jürgen Todenhöfer sagte einmal folgendes 7: »Der 11. September 2001 wird nicht nur als eine der größten Tragödien Amerikas in die Geschichte eingehen, sondern auch als Tag, an dem die westliche Führung aus Solidarität mit der USA ihren Verstand ausschaltete.« Wer wollte es mir verargen, wenn ich zu der Auffassung neige, dass sich an diesem Zustand bis zum heutigen Tag nicht das Geringste geändert hat.  
 
 
* Pascal Bernardin »L’Empire écologique ou la subversion de l’écologie par le mondialisme«
»Das ökologische Imperium oder die Gefährdung der Ökologie durch die Globalisierung« ISBN-Nr. 2-9509570-1-3 Editions Notre-Dame des Grâces 1998
Kann auch schriftlich bei J. Foulon, BP 19, F-06340 Drap. bestellt werden.
1 http://www.neues-deutschland.de/artikel/144759.wiederaufbau-in-gaza-ja-aber.html 3.3.09 Wiederaufbau in Gaza ja, aber...
2 http://www.jungewelt.de/2009/03-03/050.php  Von Werner Pirker
4000 Häuser zerstört
3 http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/7907177.stm   24.2.09 by Grant Ferrett; Zimbabwe's Vice-President Joyce Mujuru tried to fund a multi-million dollar gold deal in defiance of international sanctions, the BBC has learned.
4 http://www.wsws.org/de/2009/feb2009/clin-f28.shtml  28. Februar 2009
Hillary Clinton drängt China zum Kauf weiterer amerikanischer Schatzbriefe Von Bill Van Auken
5 http://www.jungewelt.de/2009/01-29/028.php 29. 1. 09 EU: Milliarden für Klima nötig
6 SWR2 6.9.02 München - Stiegler attackiert USA
7 Der Tagesspiegel Berlin vom 7. 9. 08