Auch eine Form von Bibeln

d.a. Wer wollte sich eigentlich noch erlauben, in irgendeiner Form an der kreolischen Voodoo-Religion Haitis herumzumäkeln, wenn in der USA folgendes Gedankengut blüht:

»O.k., abgemacht«, sagte der Teufel - Von Solar-Bibeln und christlichen Zielfernrohren
Von Rainer Rupp
 
Gottes Geschenke kennen kein Erbarmen. »Audio Bibeln verbinden moderne Technologie mit dem Wort Gottes«, heißt es zum Beispiel auf der evangelikalen Webseite »Faith come by hearing«, wo sich Menschen, die »nach spirituellen Erfahrungen hungern«, die Bibel als Hörbuch herunterladen können. Obwohl auf Haiti zur Zeit eine ganz andere Art von Hunger herrscht, soll auch diese Katastrophen-Halbinsel dieser Plage nicht entrinnen dürfen. Eine evangelikale Gemeinde hat Hunderte von Abspielgeräten nach Haiti geschickt, die mit Solarstrom betrieben werden und in haitianisch-kreolischer Sprache das heilige Wort verkünden. Eine Batterieladung reicht für 15 biblische Stunden. Denn der evangelikale TV-Prediger Pat Robertson hat verkündet, daß die Haitianer sich vom Teufel abzuwenden und wieder den Weg zu Gott zu finden hätten. Im US-Fernsehen behauptete Robertson, und er läßt keinen Zweifel daran, daß ihm das Jesus persönlich eingeflüstert habe, daß die Erdbeben, die Haiti heimgesucht haben, die Strafe Gottes seien: dafür, daß das Inselvolk vor fast 200 Jahren keine französische Kolonie mehr sein wollte: »Sie waren unter französischer Knute und unter wem auch sonst noch; sie haben sich zusammengetan und einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Sie haben gesagt: Wir werden Dir dienen, wenn Du uns von den Franzosen befreist. Das ist eine wahre Geschichte. Und dann hat der Teufel gesagt: ›O.k., abgemacht‹. Tatsächlich gelang es ihnen, die Franzosen rauszuwerfen, aber seitdem ist ein Unglück nach dem anderen über Haiti hereingebrochen.«
 
Wenn sie sich gerade nicht um Haiti kümmern, versuchen die US-Evangelikalen, einen Krieg der USA gegen die Ungläubigen im Iran herbeizubeten. Denn Waffen tun Gottes Werk, weshalb größeres militärisches Kriegsgerät vor seinem Einsatz auch gern gesegnet wird. Das US-Unternehmen Trijicon hat nun gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtensender ABC News stolz berichtet, daß die von ihm hergestellten Waffen mit geheim angebrachten Codes aus der Bibel beschriftet sind. So steht z.B. auf den 800000 Zielfernrohren, mit denen die Schnellfeuergewehre der US-Soldaten ausgerüstet sind, die Markierung »2COR4: 6,« die sich auf den 2. Korinther Brief 4: 6 des Neuen Testaments bezieht. Pikant nur, daß auch die Soldaten der neuen irakischen und afghanischen Armee mit diesen Waffen schießen. 1
 
Anmerkung: Der Inhalt ist derart erschütternd, dass er gar keinen Kommentar verträgt, es sei denn, man wäre geneigt, den Edukationsstand in der USA zu hinterfragen. Bei derartigen Gegebenheiten sollte niemand mehr überrascht sein, wenn die US-Strategien ungehindert ihren Fortgang nehmen können….. Es fragt sich ferner, ob der gute Robertson je soweit gelangt ist, um sich mit den wirklichen Fakten der Geschichte Haitis vertraut zu machen, oder ob er bei seinen Ausführungen auf seinen generellen Fundus zurückgreift, denn der Pakt mit dem Teufel geisterte schliesslich von jeher durch die Nationen. Von daher gesehen sei hier nochmals ein kurzer Abriss, der die Anfänge von Haiti beleuchtet 2, wiedergegeben:
 
Die Chronik der geschundenen Insel, die mit der Entdeckung der von Indianern bewohnten Insel Hispaniola durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 beginnt, kennt wenig erfreuliche Einträge. 30 Staatsstreiche und zahlreiche blutrünstige Tyrannen haben die Chronisten registriert. Anfang des 16. Jahrhunderts war die Ur-Bevölkerung aufgrund einer Seuche weitgehend ausgerottet. Die Insel wurde durch afrikanische Plantagenarbeiter wieder bevölkert, der westliche Teil ging 1697 von Spanien an Frankreich. Der Anbau von Zuckerrohr warf hohe Gewinne ab und rund 100 Jahre lang blühte das Land unter dem Namen Saint Domingue, bis die afrikanischen Sklaven 1791 einen Aufstand gegen die weisse Oberschicht wagten und Napoleons Armee besiegten. 13 Jahre später erklärte das Land - als erstes in Lateinamerika - seine Unabhängigkeit. Seitdem gibt es auch den Namen Haiti. Doch Frankreich entliess die Kolonie nicht ohne Gegenleistung in die Freiheit. König Charles X forderte für die Anerkennung eine Entschädigung von vielen Millionen Francs, die nach heutiger Währung sagenhaften 17 Milliarden Euro entsprechen sollen. Es war der Anfang vom Untergang: Die Grossplantagen wurden unter der Bevölkerung aufgeteilt, der Export brach zusammen. 1844 wurde der Ostteil der Insel zur unabhängigen Dominikanischen Republik, der Westen geriet unter die Herrschaft autoritärer Machthaber. Als sich die Spannungen verschärften, besetzten die USA 1915 für fast 30 Jahre das Land und 1957 begann, wie bekannt, ein jahrzehntelanges Regime unter dem Papa Doc genannten Arzt François Duvalier, dessen Willkürherrschaft die Verarmung der Bevölkerung vorantrieb.
 
 
1 http://www.jungewelt.de/2010/01-23/020.php resp. http://www.abc.net.au/news/stories/2010/01/19/2796032.htm Solar-powered Bibles sent to Haiti
Quelle:
http://www.focus.de/panorama/welt/erdbeben-haiti/haiti-wut-auf-us-truppen-in-haiti-steigt_aid_471699.html  18. 1. 2010 Voodoo, Putsche und Tyrannen – Von Harry Luck