Afghanistan: weiterhin unverändert - Von Doris Auerbach

Die von Denis Kucinich und 19 Co-Sponsoren im Repräsentantenhaus eingebrachte Resolution zur sofortigen Beendigung des Krieges und zum Abzug der US-Soldaten aus Afghanistan

bis spätestens zum Ende des Jahres hatte keine Chance. Damit wird der zweitlängste Konflikt in der Geschichte der USA fortgesetzt: mit einer Mehrheit von 356 Stimmen. Unter letzteren dürften vermutlich zahlreiche Abgeordnete sein, die in die US-Rüstungsindustrie investiert haben. Natürlich blieb auch der 11. 9. nicht ausgespart. Kucinich und seinen Unterstützern wurde vorgeworfen, »den 11. September vergessen« zu haben und Amerika untergraben zu wollen. Wer hier wen untergräbt, ist schwerlich zu verkennen. Zum 11. 9. hielt Paul Joseph Watson 1 Ende Januar folgendes fest: Präsident Obama will mit Hilfe eines Spezialisten für Gegenpropaganda alle Websites, die Zweifel an der offiziellen Darstellung der Bush-Administration über die Anschläge am 11. September 2001 verbreiten, unterwandern und nach Möglichkeit ausschalten. Cass Sunstein, ein Rechtsprofessor der Universität Harvard, den Obama zum Leiter seines für Informationen und Vorschriften zuständigen Büros berief, hat für die Regierung einen Plan entworfen, wie sie Gruppen, die Verschwörungstheorien verbreiten, durch Beiträge in Chatrooms und sozialen online-Netzwerken oder durch Teilnahme an Veranstaltungen unterminieren kann. Es ist eine feststehende Tatsache, schreibt Watson, dass der militärisch-industrielle Komplex, dem auch die Massenmedien in der USA gehören, zahlreiche Programme finanziert, mit denen angesehene Websites infiltriert werden sollen, um mittels Gegenpropaganda zu verhindern, dass die Wahrheit über die Verbrechen der Regierung und die Besetzung des Iraks und Afghanistans erkannt wird. Neue Enthüllungen deuten darauf hin, dass Washington versucht, mit einer Art Counter Intelligence Programme diejenigen zum Schweigen zu bringen, die zu den lautesten und einflussreichsten Kritikern der Regierung geworden sind.   
 
Was die sattsam bekannte Korruption in Afghanistan betrifft, so hat Kucinich keineswegs verfehlt, im Kongress auch darauf wiederholt aufmerksam zu machen. Laut jüngsten Meldungen grosser amerikanischer Medien wie der New York Times beispielsweise fliegen Geldkuriere mit vielen Millionen Dollar im Gepäck jeden Tag von Kabul nach Dubai 2. Diese müssen - »obwohl das Geld aus dubiosen Quellen kommt« - am Flughafen lediglich deklariert werden, ansonsten blieben die Geldboten nach afghanischem Recht vollkommen unbehelligt, schreibt die Times. Hochrechnungen haben ergeben, dass auf diese Weise alljährlich 1 Milliarde $ nach Dubai verbracht werden. Dass der afghanische Präsident Karsai dort ein finanzielles Polster hat, ist keineswegs neu. Hingegen ist offenbar wenig bekannt, dass die Mitglieder seiner Familie und die der meisten anderen hochrangigen Funktionsträger der afghanischen Regierung laut Kucinich millionenschwere Luxusvillen in Dubai haben. »Um das zu ermöglichen, so Kucinich, »würden jeden Tag amerikanische Soldaten sterben.« Indessen versprach Hamid Karsai der internationalen Gemeinschaft auf der Konferenz in London ein härteres Vorgehen gegen die Korruption in seinem Land. Er werde den Kampf gegen die Korruption zu einer Schlüsselaufgabe seiner jetzigen Amtszeit machen, sagte der Paschtune. »Gute Regierungsführung steht ganz oben auf unserem Aktionsplan.« Man sollte einmal nachzählen, wie oft er dies schon versprochen hat, zu unserem Schaden, denn die Kriegskosten für Afghanistan, die die EU-Bürger mitzutragen haben, sind exorbitant und mit ein Grund für die wachsende Verschuldung der Länder. Schon im September 2008 war die Korruption hoher Beamter und grosser Hilfsorganisationen offen angeprangert worden; bei den Menschen, hiess es, käme wenig an. So hätten zum Beispiel ausländische Firmen für einen 1500 m  langen Metallzaun um den Kabuler Zarnigar-Park 10 Millionen $ abgerechnet. Untersuchungen der Regierung zufolge sei dieser jedoch maximal 70 000 $ wert gewesen. Man kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass wir, was die Kontrolle über unsere Steuern betrifft, vielfach nichts weniger als preisgegeben sind.
 
Was wir alles glauben sollen
Langsam scheint es eine weitgehend akzeptierte Sicht zu werden, dass es sich bei dem Inferno in Afghanistan entgegen der Auffassung aller noch mit einem unverfälschten Gewissen ausgerüsteten Bürger um eine Mission handelt; so sieht es offenbar auch die Europaexpertin an der Universität Würzburg, Gisela Müller-Brandeck-Bocquet. Anlässlich eines Interviews mit der Basler Zeitung am 11. Februar stellte ihr diese die folgende Frage: »Nachdem Obama Ende letzten Jahres seine neue Afghanistan-Strategie verkündet hatte, gewann man den Eindruck, in Europa tue jedes Land, was es will. Hat die EU überhaupt eine Aussenpolitik?« Die Antwort war: »Afghanistan muss man da raushalten. Das ist eine militärische Mission im Rahmen der Allianz und damit NATO-Business.« Deutlicher wird hier wenigstens Irans Präsident Ahmadinedschad. Nachdem sich US-Verteidigungsminister Robert Gates vor kurzem Zeit des Ausdrucks »doppeltes Spiel« bedient hatte, um die Rolle Teherans zu verurteilen, klagte Ahmadinedschad seinerseits die USA anlässlich seines Karsai Anfang März abgestatteten Besuchs unter Benutzung desselben Ausdrucks an: Er erklärte, dass die USA »Terroristen geschaffen habe und diese nun bekämpfe.« Gates hatte den Iran der Unterstützung der Taliban bezichtigt. Ahmadinedschad wies auch die Anwesenheit des ausländischen Militärs als »eine Lösung für den Frieden in Afghanistan« zurück und sagte, dass der Iran uneingeschränkt hinter dem afghanischen Volk, seiner Regierung und dem Wiederaufbau des Landes stünde 3.
 
Fast erwartungsgemäss erklärte auch der britische Premierminister Gordon Brown bei der Eröffnung der Afghanistan-Konferenz in London am 28. Januar: »Allen Teilnehmern der Konferenz sei aber bewusst, dass die Mission in Afghanistan lebenswichtig für unsere nationale Sicherheit, die Stabilität der Region und die Sicherheit der Welt sei.« Ganz anders  sieht das James Kling: »Eine besonders dumme Rolle spielt die deutsche Bundesregierung in London. Sie dürfte schon bei dem Versuch scheitern, irgendeinem normalen Menschen Gründe für ihr Engagement in Afghanistan zu benennen. Glaubt man dem früheren Verteidigungsminister Peter Struck, dann hatte man sich das alles viel einfacher vorgestellt. Man wollte, von der Hysterie nach dem 11. 9. mitgerissen, Bündnistreue demonstrieren und die eigene weltpolitische Rolle aufbessern. So schlidderte man in die Rolle des drittgrößten Interventen, der gleichzeitig der eigenen Bevölkerung einzureden versucht, man sei dort als Aufbauhelfer tätig. Das traut sich heute nur noch Sigmar Gabriel. Auch den infantilen Quatsch mit der Demokratie, den Menschenrechten und der Frauenemanzipation hat man wohlweislich etwas tiefer gehängt, weil es eh keiner mehr glaubt und es auch einfach an der afghanischen Realität vorbeigeht. Nur: einfach raus geht auch nicht, denn was will man dann den Soldaten, die ihren Kopf für eine völlig sinnlose Sache hingehalten haben, oder deren Angehörigen erklären.« 4
 
Insgesamt ist festzustellen, dass die Politiker bezüglich des Afghanistankriegs vorzugsweise alle möglichen Bezeichnungen zum Einsatz bringen, selten aber solche, die aufzeigen, dass dort in Wirklichkeit eine brutale Niederwerfung des Landes vor sich geht, und die USA heute das bekämpft, was sie seinerzeit selbst aufgebaut hatte, die Taliban. Fakten dieser Art sind natürlich nicht dazu angetan, etwa den britischen Aussenminister David Miliband davon abzuhalten, Ende Januar die Warnung auszusprechen, dass es die internationale Gemeinschaft nicht zulassen dürfe, dass Afghanistan »erneut eine Brutstätte des weltweiten Terrorismus wird«, ganz so, als hätte das Land den Aufbau des Dschihads gegen die Sowjetunion nicht dem Westen selbst zu verdanken. Irgendwie kommt man zu dem Schluss, dass wir für grundlegend desinformiert gehalten werden, andernfalls wären Aussagen dieser Art kaum  »unterzubringen«. In ihrer Neujahrspredigt für das Jahr 2010 hatte die sich damals noch im Amt befindliche Bischöfin Margot Käßmann ihre kritische Haltung zum Krieg in Afghanistan kundgetan, was, wie es Werner Pirker ausdrückte 5, »die Propagandisten gerechter Kriege in erhöhte Kampfbereitschaft versetzte.« Die Bischöfin wurde gar zur Gesetzlosen gestempelt: »Wer Waffengewalt kategorisch ablehnt«, hiess es, »verabschiedet sich von den mühsam errungenen Grundsätzen der internationalen Gemeinschaft, wie sie in der Charta der Vereinten Nationen niedergelegt sind«. Dabei hatte Käßmann lediglich die Feststellung getroffen, dies aber keineswegs kategorisch behauptet, dass »die Waffen offenbar auch keinen Frieden in Afghanistan schaffen«. »In Wahrheit aber«, schreibt Pirker, »heiligt in diesem Krieg nicht der Zweck die Mittel, die Mittel heiligen vielmehr den Zweck. Es geht um die kriegerische Durchsetzung des imperialen Willens, wozu man sich des passenden Zwecks, Demokratie, Menschenrechte und so weiter, bedient.«   
  
Die Medien
Was die Berichterstattung betrifft, so setzte das Nationale Sicherheitsdirektorium in Kabul die Fernsehjournalisten Anfang März davon in Kenntnis, dass in Zukunft jeder, der bei einem Anschlag Film- oder Videoaufnahmen mache, in Zukunft verhaftet werde. Zu dieser neuen Zensurbestimmung erklärte der amerikanische Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke 6 allerdings - eigentlich überraschend: »Es ist völlig klar, dass wir die Pressefreiheit unterstützen. Wir mögen keine Einschränkung der Medien«. Nun lässt sich ein statement dieser Art nur relativiert betrachten, da die Fakten bezüglich geheimdienstlicher Operationen ohnedies der Geheimhaltung unterliegen und - wenn überhaupt - oft nur zähfliessend und verspätet in die Öffentlichkeit sickern; darüber hinaus wird uns ansonsten das, was an eigentlichen Hintergrundabsprachen in den obersten Zirkeln läuft, in der Regel gänzlich vorenthalten. Die Pressefreiheit forderten auch die afghanischen Taliban. Durch das Sendeverbot versuche die Regierung, »ihr Versagen im Kampf von Mann gegen Mann mit den Mujaheddin in allen Ecken des Landes zu verbergen«, hiess es in einer am 3. März veröffentlichten Mitteilung. Afghanische und ausländische Fernsehsender hatten in der Vergangenheit von länger dauernden Kommando-Aktionen der Taliban in der Hauptstadt Kabul mit Livebildern berichtet. Die afghanischen Behörden führen an, dass die Aufständischen derartige Berichterstattungen dazu nutzten, um Anweisungen an ihre Kämpfer am Ort des Geschehens weiterzugeben. Ein Sprecher des Präsidenten Karsai signalisierte inzwischen ein Einlenken: »Die neuen Richtlinien seien noch nicht fertiggestellt, und sie würden keine Zensur bedeuten«, sagte er. Mittlerweile mehren sich die Stimmen, die erklären, dass der Afghanistankrieg nicht zu gewinnen sei. So heisst es hierzu in der Ausgabe der Zeit-Fragen vom 23. Februar: »Die zweifelhaften Erfolgsmeldungen über die Operation der USA und ihrer Verbündeten in der afghanischen Provinz Helmand können kaum darüber hinwegtäuschen, dass die Kriegsallianz trotz technischer und zahlenmässiger Überlegenheit mit dem afghanischen Widerstand nicht fertig wird. Opfer sind wie seit dem ersten Tag des Überfalls der USA auf Afghanistan vor mehr als 8 Jahren Bauern, Kinder und Frauen, also mehrheitlich Zivilisten. Die Aussichtslosigkeit und das Scheitern des Kampfes werden auch von einzelnen Nato-Verbündeten langsam erkannt.«
 
Unter dem Titel Operation Moshtarak gescheitert? zeichnet Dr. Albert A. Stahel, Professor für Strategische Studien an der Universität Zürich, der Afghanistan seit Jahren bereist, ein aktuelles Bild der von den Taliban-Kämpfern eingesetzten Taktik; hieraus ein kurzer Auszug: »Mit 4500 Marineinfanteristen, 1500 afghanischen Soldaten, über 1000 britischen Soldaten und 60 Helikoptern haben die Amerikaner die beiden Ortschaften Marjah und Nad-e’Ali in der südlichen Provinz Helmand, die die Taliban angeblich besetzt hielten, gestürmt [1]. Ohne Unterbruch haben Kampfflugzeuge und Cobra-Kampfhelikopter die Tunnels und Befestigungen des Gegners angegriffen und zerschlagen. Ergebnis: Die über 1000 Taliban, die sich angeblich vor der Offensive in den Ortschaften verschanzt hatten, sind nicht mehr da. Weitere Ergebnisse der Offensive dürften sein: Einige getötete Bauern, Kinder und Frauen sowie die Zerstörung der alten Karez-Bewässerungsanlagen, die in den US-Berichten als Tunnels bezeichnet werden. Die Taliban haben die richtige Taktik des Guerilla-Krieges befolgt, sie sind der Übermacht ausgewichen. Zunehmend setzt die Führung der Taliban geschickt die Taktik und Strategie des Guerilla-Kriegs um. …….. Wie im Vietnam-Krieg operieren die Amerikaner auch in diesem Krieg mit übertriebenen Bodycount-Zahlen. Die verschiedenen Gefechte der letzten Zeit lassen nur einen Schluss zu: Die Guerilla-Kriegsführung der Taliban wird zunehmend wirksamer. Sie befolgen eine wichtige Taktik: zuschlagen und ausweichen. Die Operation Moshtarak ist dafür beispielhaft. Die Operationen der USA gehen zunehmend ins Leere.« 7  In einem in der Basler Zeitung vom 16. Februar erschienenen Interview erklärt Prof. Stahel zu der Frage, inwiefern die Taktik der Taliban, sich in der gegenwärtigen Offensive zurückzuziehen und Sprengfallen zu hinterlassen, mit dem Krieg der 80er Jahre vergleichbar sei, folgendes: »In den 1980er Jahren haben die Afghanen die Russen bewusst in Strassenhinterhalte gelockt. Die Russen selbst hatten ihre eigenen Stützpunkte vermint. Heute locken die Taliban die Nato-Truppen in Ortschaften und versehen diese mit Sprengfallen. Es ist eine etwas anderer Art der Kriegsführung. …… Die Helmand-Provinz als Paschtunengebiet sei schon lange auf der Seite der Taliban und die USA hätte, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, bereits 2002 massiv ins Gesundheitswesen und in die Infrastruktur investieren müssen.« Bezüglich der Ankündigung der USA, solange in Helmand bleiben zu wollen, bis zivile Strukturen aufgebaut sind, erklärte Prof. Stahel, dass die Amerikaner gar nicht genügend Truppen hätten, um eine solch umfassende Besetzung des Landes durchzuführen. Die Taliban, sagt er, haben sich zwar zurückgezogen. Sie können aber auch bald an einem anderen Ort aktiv werden. 8
 
Wie man die Taliban zu kaufen gedenkt
Das Ende Januar dieses Jahres geplante Aussteigerprogramm für die Taliban soll nach den Worten des britischen Premierministers Gordon Brown einen Keil in die Aufstandsbewegung treiben. Während sich der Notstand leerer Kassen nicht nur in der BRD akzentuiert, trat auch BRD-Aussenminister Westerwelle mit der Idee an die Öffentlichkeit, die Taliban-Kämpfer zu bezahlen  - wie viele schlussendlich ? - damit sie den bewaffneten Kampf aufgeben. Viele Personen hätten sich nicht aus fanatischer Überzeugung den Extremisten angeschlossen, sondern aus wirtschaftlicher Not, so Westerwelle; diesen Menschen und ihren Familien wolle die Regierung eine wirtschaftliche und soziale Perspektive bieten und dafür auch zusätzliches Geld in die Hand nehmen, hatte er vor der Londoner Afghanistan-Konferenz erklärt. »Darum wird es in London auch einen völlig neuen Ansatz zur Wiedereingliederung von Aufständischen in die Gesellschaft geben«, sagte der FDP-Chef 9. Nun wissen wir ja längst, wie grosszügig unsere Volksvertreter unsere Steuergelder verplanen, auch wenn sie gar nicht vorhanden sind. Ganz so friedlich klang es dann in London allerdings nicht, da der britische Premierminister Gordon Brown bei der Eröffnung der Konferenz erklärte, dass »ein militärischer Schlag die Wende im Kampf gegen den Aufstand von Taliban-Kämpfern bringen« werde. »Bis Mitte 2011 muss unser Kampf gegen die Taliban an einen Wendepunkt gekommen sein«, konstatierte er. Was das mit finanziellen Anreizen versehene Angebot an moderate Elemente des afghanischen Widerstands betrifft - wie will man eigentlich die moderaten von den kriegerischen unterscheiden? - so beinhaltet dies für die Taliban, sich vom Pfad der Gewalt abzuwenden und sich wieder in eine chancenreichere Zivilgesellschaft eingliedern zu lassen. 250 Millionen Euro will die Staatengemeinschaft für diesen Reintegrationsfonds bereitstellen; 50 Millionen davon hat die deutsche Regierung zugesagt. Tapfer, muss ich sagen, angesichts der Klagen der Städte und Gemeinden, deren Infrastruktur unter dem akutem Geldmangel irreparable Schäden anzunehmen droht. Hinzu kommen natürlich auch die Kosten für die von der BRD versprochene Intensivierung der Polizeiausbildung, auch wenn diese laut US-amerikanischen Militär- und Polizeiausbildern völlig sinnlos ist, da zwei Drittel der Kandidaten noch vor Ende ihrer Grundausbildung desertieren. Inwieweit die Initianten über ihre Vorschläge, sagen wir einmal den Kauf von Widerstandskämpfern gegen Bares nachgedacht haben, ist nicht bekannt. Letztlich sollte indessen nicht übersehen werden, dass auch Offerten dieser Art keine Garantie dafür sind, dass Afghanistan zuletzt nicht doch in die Fänge westlicher Konzerne gerät. Und was unter diesen Umständen noch für die Bevölkerung selbst »abfällt«, das mag z. B. jeder an der Nachkriegsordnung für den Irak ablesen. Zu einem Zeitpunkt, zu dem sich auch die strategischen Absichten der USA nicht mehr verheimlichen lassen, werden sich die Afghanen vermutlich hüten, zu einem solchen Handel Hand zu bieten. Eine unabdingbare Basis für einen gerechten Frieden wäre zunächst die grundlegende Erfüllung der Forderung an die USA und ihre NATO-Verbündeten, sich als erste und unverzüglich von dem von ihnen seit 8 Jahren erbarmungslos beschrittenen Pfad der Gewalt abzuwenden. Wie viele Jahre sie den Krieg noch fortsetzen wollen, lassen Merkel, Westerwelle und von Guttenberg völlig offen, während die britischen Truppen laut der London Times noch weitere 5 Jahre gegen die Taliban kämpfen müssen 10. Wie es heisst, wolle man den Krieg so schnell wie möglich beenden, aber erst nach dem Erreichen der gesetzten militärischen und politischen Ziele. Die Eskalation des Krieges wird jetzt angesichts der zunehmend negativen Stimmung in allen westlichen Ländern als schnellster Weg zu seiner Beendigung verkauft.
 
Ressourcen
Afghanistan verfügt über beträchtliche Vorkommen an Kupfer, Eisen, Schwefel, Steatit, Chrom, Magnesium, Glimmer, Marmor, Blei, Zink, Flussspat, Bauxit, Asbest, Nickel, Quecksilber, Gold, Silber, Beryllium und Lithium; hinzu kommen bedeutende Vorkommen an Phosphor, Uran und Thorium, ebenso Edelsteine wie Rubine, Peridot und Smaragde und Lapislazuli. Sämtliche Vorkommen hat das U.S. Geological Survey zwischen 2005 bis 2007 erfasst. Gemäss deren Karte befinden sich die bedeutendsten Vorkommen im Osten und Südosten Afghanistans. In diesen Provinzen finden sich auch die wichtigsten Stützpunkte der US-Streitkräfte. Diese regionale Konzentration an Stützpunkten, erklärt man uns, ist mit dem Widerstand der Taliban und ihrer Bekämpfung zu begründen. Afghanisierung, las man in der Welt vom 28. Januar, »war auch ein Schlüsselwort, das Brown in seiner Eröffnungsrede verwendete: Die Verantwortung für die Zukunft Afghanistans soll in die Hände seiner Bürger zurückgegeben werden. Etwas Ähnliches hat man vor mehr als 40 Jahren schon einmal gehört, allerdings hiess es damals Vietnamisierung. Der Versuch der damaligen US-Regierung, Vietnam seine eigene Zukunft in die Hand nehmen zu lassen, misslang anschliessend vollständig. Ein solches Ende, meinen die Autoren S. Bolzen und T. Kielinger, darf das Projekt Afghanisierung keinesfalls nehmen.« 11 James Kling sieht natürlich auch das ein wenig anders. Immerhin, schrieb er am 28. Januar in der Berliner Umschau, haben zwei Staaten eine klare Position: die USA und Afghanistan, d.h. die von der USA eingesetzte Kollaborations-Regierung in Kabul. Beide wollen -  aus leicht unterschiedlichen Gründen - dass die Interventionstruppen auf Dauer im Lande bleiben. Die US-Regierung will dies, weil Afghanistan eine strategische Drehscheibe in der Region und für weitere Aktionen unverzichtbar ist. Will man die Hand auf die dortigen Rohstoffe legen und globalen Einfluss gewinnen, braucht man ein stabiles Regime in Kabul, was ohne ausländische Truppen auf die Dauer nicht zu haben sein wird. Zögen die Interventionstruppen ab, müsste Karsai sehen, dass er noch den Flieger erwischt.
 
Abschliessend seien Worte des schwedischen Schriftstellers Jan Myrdal aus einem Vortrag, den dieser diesen Februar am St. Xavier’s College in Mumbai zum Gedenken an Gandhi hielt, angefügt 12: »Glaubt man der Propaganda, dann ist die USA in Afghanistan, um dem afghanischen Volk zu helfen. Das ist der übliche Wortschwall aus dem Mund des Kolonialismus und Imperialismus. Dieser fünfte afghanische Krieg ist genauso schrecklich wie die drei ersten britischen Kriege gegen Afghanistan und der vierte russische. Solange wir nicht in der Lage sind, unsere Staaten daran zu hindern, sich weiter an diesem Krieg zu beteiligen, so lange sind wir für die Grausamkeiten gegen das afghanische Volk mitverantwortlich, und gleichzeitig verringern sich für uns die Möglichkeiten, unsere eigene Gesellschaft zum Besseren zu verändern
 
 
 
1 http://www.zeitkritiker.de/index.php/technik-und-medien/pressefreiheit/267-informations-zar-obamas-entwirft-plan-wie-die-regierung-gruppen-infiltrieren-kann-die-qverschwoerungstheorienq-verbreiten  20. 1. 10 Von Paul Joseph Watson
2 http://www.jungewelt.de/2010/03-12/037.php   12. 3. 10
Geld und Blut - 65 Stimmen gegen den Afghanistan-Krieg im US-amerikanischen Repräsentantenhaus Von Rainer Rupp
3 http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/8559084.stm  10. 3. 10
4http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=28012010ArtikelKommentarKling1   28.1.10  Londoner Trauerspiel zu Afghanistans - Von James Kling
5 http://www.jungewelt.de/2010/01-23/018.php  23. 1. 10 Der Schwarze Kanal: Sieg im Volkskrieg! Von Werner Pirker
6http://www.nzz.ch/nachrichten/international/taliban_pressfreiheit_anschlaege_fernsehen_1.5132698.html  3. 3. 10
7 http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2010/nr8-vom-2322010/operation-moshtarak-gescheitert/ Zeit-Fragen Nr. 8 vom 23. 2. 2010 
[1] Walsh, D. and D. Batty, Allied forces mount assault on Taliban in biggest push of Afghanistan war. Military says Operation Moshtarak launched‚ without a hitch’ as skirmishes erupt and citizens flee Helmand stronghold. Guardian, February 13, 2010
8http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Die-Sprengfallen-sind-die-Waffen-des-armen-Mannes/story/23717058   16. 2. 10  »Die Sprengfallen sind die Waffen des armen Mannes«
9 http://www.spiegel.de/   http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,673682,00.html
24.1.10
10 http://www.jungewelt.de/2010/01-26/018.php  Finger am Abzug
11http://www.welt.de/politik/ausland/article6018251/Die-grosse-Sehnsucht-nach-Frieden-in-Afghanistan.html   28. 1. 10   Die große Sehnsucht nach Frieden in Afghanistan -   Von S. Bolzen und T. Kielinger
12 http://www.jungewelt.de/2010/02-15/012.php
Siehe insbesondere auch
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1427 7. 2. 2010
Auf dem Weg in eine unipolare Welt? - Von Wolfgang Effenberger  
und http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=772  8. 10. 07
Sind wir noch zu retten?