David Camerons Begabung - Krieg und Rassismus für die anderen und für uns - Von John Pilger

Wie viele andere Autoren schreibt auch John Pilger: Der europäisch-amerikanische Überfall auf Libyen hat nichts damit zu tun,

dass jemand beschützt werden soll, solcherlei Unsinn glauben nur unheilbar Naive. Er ist die Antwort des Westens auf die Volkserhebungen in strategisch wichtigen, ressourcenreichen Regionen der Erde und der Beginn eines Zermürbungskrieges gegen den neuen imperialen Konkurrenten China.« Libyen ist bekanntlich gemeinsam mit Angola und Nigeria Chinas hauptsächliche Erdölquelle. »Während amerikanische, britische und französische Kriegsflugzeuge derzeit böse und gute Libyer in Brand setzen, ist die Evakuierung von 30.000 chinesischen Arbeitern im Gang, vielleicht für immer. Behauptungen von Politikern und Medien des Westens, dass ein geistesgestörter und krimineller Oberst Gaddafi einen Völkermord an seinem eigenen Volk plant, warten noch immer auf Beweise. Das weckt Erinnerungen an die betrügerischen Behauptungen, mit denen eine humanitäre Intervention im Kosovo, die endgültige Aufteilung Jugoslawiens und die Errichtung des größten Militärstützpunktes der Vereinigten Staaten von Amerika in Europa in die Wege geleitet wurden.   
 
Auch die Einzelheiten klingen vertraut. Die libyschen pro-Demokratie-Rebellen stehen laut Berichten unter dem Kommando von Colonel Khalifa Haftar, der 1988 gemäss einer Studie der Jamestown Foundation in der USA die Libyan National Army ins Leben rief, dies mit kräftiger Unterstützung durch die Central Intelligence Agency, die CIA. In den letzten 20 Jahren hatte Colonel Haftar in der Nähe von Langley, Virginia, der Heimat der CIA gelebt, die ihm auch ein Ausbildungslager zur Verfügung stellte. Die afghanischen Mujahedin, aus denen al-Qaeda hervorging, und der irakische Nationalkongress, der die Lügen von Bush/Blair über den Irak schriftlich ausarbeitete, wurden auf dieselbe ehrenwerte Weise im lauschigen Langley gefördert. Zu Libyens weiteren Rebellenführern gehören Mustafa Abdul Jalil, der bis Februar dieses Jahres Gaddafis Justizminister war, und General Abdel-Fattah Younes, Gaddafis Innenminister: beide mit respekteinflössender Reputation für die grausame Unterdrückung von abweichenden Meinungen.
 
In Libyen gibt es einen Bürgerkrieg und einen Stammeskrieg, in denen auch die öffentliche Empörung über Gaddafis Umgang mit den Menschenrechten eine Rolle spielt. Allerdings ist es die Unabhängigkeit Libyens, nicht die Natur seines Regimes, die für den Westen in einer Region von Vasallen unerträglich ist; an dieser Feindseligkeit hat sich in den 42 Jahren, die vergangen sind, seit Gaddafi den feudalistischen König Idris - einen der verhassteren vom Westen unterstützten Tyrannen - stürzte, kaum etwas  geändert. Mit seinem Beduinenzirkus und bizarren Auftritten gab Gaddafi schon lange einen idealen verrückten Hund ab, wegen dem jetzt tapfere Piloten der USA, des Vereinigten Königreichs und Frankreichs Stadtviertel in Tripoli bombardieren müssen, darunter eine Entbindungsklinik und ein kardiologisches Zentrum. In der letzten Bombardierungsaktion der USA im Jahr 1986 schaffte man es, seine Adoptivtochter umzubringen. Was die drei genannten Staaten erreichen wollen ist das Gegenteil einer Volksbefreiung. Indem sie die Anstrengungen der wirklichen libyschen Demokraten und Nationalisten untergraben, ihr Land sowohl von einem Diktator als auch von denen zu befreien, die vom Ausland korrumpiert sind, ist es dem Lärm und der Raserei aus Washington, London und Paris gelungen, die Erinnerung an die Tage der Hoffnung in Tunis und Kairo im Januar abzuschwächen, und so wurden viele, die von Herzen dabei gewesen waren, von dem Ziel abgelenkt, nicht zuzulassen, dass ihre Erfolge still und heimlich gestohlen wurden. Am 23. März 2011 erliess das von der USA gestützte ägyptische Militär eine Verordnung, durch die alle Streiks und Proteste verboten wurden. Darüber wurde im Westen kaum berichtet. Nachdem jetzt Gaddafi als Dämon etabliert ist, kann Israel, das wahre Krebsgeschwür, mit seinem grossflächigen Landraub und mit Vertreibungen weitermachen. Facebook ist unter zionistischen Druck gekommen, eine Seite zu entfernen, die am 15. Mai zu einem allumfassenden palästinensischen Aufstand, einer Dritten Intifada aufruft. Nichts von alledem sollte überraschen. Die Geschichte lässt nichts Geringeres vermuten als die Art von Machenschaft, die von zwei ranghöheren Diplomaten der UNO Nationen enthüllt wurde, die mit der Asia Times sprachen. Als sie wissen wollten, warum die UNO nicht eine Untersuchungskommission nach Libyen schickte, anstatt dieses Land anzugreifen, wurde ihnen gesagt, dass zwischen dem Weissen Haus und Saudi-Arabien ein Handel abgeschlossen worden sei. Eine Koalitionder Vereinigten Staaten von Amerika würde den aufsässigen Gaddafi entfernen, wenn die Saudis den Volksaufstand in Bahrain niederschlagen. Letzteres wurde erreicht und der blutige König von Bahrain wird ein Gast bei der königlichen Hochzeit in London sein.
 
Die Verkörperung dieser Reaktion ist David Cameron, dessen einzige wirkliche Aufgabe darin bestand, als PR-Mann für den Aufkäufer von Anlagen der TV-Industrie Michael Green zu fungieren. Cameron tourte durch die Golfregion, um den vom Vereinigten Königreich erfundenen Diktaturen Waffen zu verkaufen, als sich die Menschen im Jemen gegen Abdullah Saleh erhoben; am 18. März ermordete Salehs Regime 52 Demonstranten. Cameron hatte dazu nichts Bedeutsames zu sagen. Jemen ist einer von uns, wie das Aussenministerium ihrer Majestät gerne sagt.«
 
Quelle: http://www.antikrieg.com/aktuell/2011_04_09_david.htm  9. 4. 2011 resp.
http://www.antikrieg.com/aktuell/2011_04_09_david.htm   9. 4. 11  David Camerons Begabung - Krieg und Rassismus für die Anderen und für uns - Von John Pilger; auszugsweise - Hervorhebungen durch politonline

Pilger ist in Sydney geboren. Er war Kriegsberichterstatter, Filmemacher und Stückeschreiber. Er lebt in London und erhielt für seine Reportagen aus Vietnam und Kambodscha zweimal die höchste Auszeichnung, die für den britischen Journalismus vergeben wird, den »Journalist of the Year«-Preis. Er schreibt u.a. für den englischen INDEPENDENT, dessen Anliegen es ist, uns mit unabhängigen Nachrichten zu versorgen. Er ist Autor des überaus aufschlussreichen Buches Verdeckte Ziele, Verlag Zweitausendeins Frankfurt am Main, 2004; ISBN 3-86150-632-7