Le Monde: Goldman Sachs »Bindeglied zwischen Draghi, Monti und Papademos« 20.11.2011 22:21
In einem aufschlußreichen Artikel vom 14. November in »Le Monde« beschrieb der Londoner Korrespondent der Zeitung, Marc Roche,
wichtige Aspekte der neuen EU-Bankendiktatur.
Es folgen Auszüge: »Was haben Mario Draghi, Mario Monti und Lucas Papademos
gemeinsam? Der neue Präsident der EZB, der zukünftige Chef des italienischen
Kabinetts und der neue griechische Ministerpräsident gehören zu verschiedenen
Graden zur europäischen ›Regierung
Sachs‹. Die amerikanische
Investmentbank hat sich in Europa ein einzigartiges Einflußnetz geschaffen, das
seit Jahren in einer engmaschigen, sowohl sichtbaren als auch nicht sichtbaren
Struktur aufgebaut wurde.«
»Jeder
Wettbewerb bedarf einer Hierarchie. Dabei geht der erste Preis sicherlich an
Mario Draghi, der zwischen 2002 und 2005 Vizechef von Goldman Sachs für Europa
war. Als sogenannter Teilhaber sind ›Unternehmen
und souveräne Staaten‹ sein Aufgabengebiet. Unter dieser
Bezeichnung kümmert er sich um den Verkauf von ›Swaps‹, die es
erlauben, einen Teil der Staatsschulden zu verschleiern. So wurden die griechischen
Bilanzen frisiert. Danach kommt Mario Monti, seit 2005 internationaler
Berater [von Goldman Sachs]. Dritter ist Lucas Papademos, der gerade
griechischer Ministerpräsident wurde. Er war zwischen 1994 und 2002 Chef der
griechischen Zentralbank und in dieser Eigenschaft an der von Goldman
Sachs begangenen Bilanzfälschung beteiligt. Verwalter der griechischen
Staatsschulden ist übrigens ein gewisser Petros Christodoulos, ein ehemaliger
Börsenmakler der Firma.«
»Der Ire
Peter Sutherland, Ex-Präsident von Goldman Sachs International und mittlerweile
im Aufsichtsrat des Unternehmens, hat eine Schlüsselrolle bei der Rettung
Irlands gespielt. Schließlich ist da noch Paul Deighton, seit 22 Jahren bei
Goldman Sachs, der Generaldirektor des Organisationskomittees der Olympischen
Spiele von London 2012. Er hält die rote Laterne, denn jeder weiß, daß Sport
und Freundschaft außer Konkurrenz teilnehmen.«
"Die Bank bevorzugt es, ihre
Mitarbeiter in Stellung zu bringen, ohne sich erkennen zu geben. Deshalb
verbergen ihre Gefolgsleute diese Verbindung bei Interviews oder offiziellen
Aufträgen [wie Monti den Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso 2010 mit
einer Studie über den gemeinsamen europäischen Markt beauftragte].«
»Mario
Draghi beteuert, daß er – er übernahm die Funktion [bei Goldman Sachs] im Jahr
2002 - mit dem Frisieren der griechischen Bilanzen, das schon zwei Jahre früher
stattgefunden hatte, nichts zu tun gehabt hätte. Er trat 2005 zurück, ein Jahr bevor
Goldman Sachs einen Teil der infrage stehenden ›Swaps‹ an die National
Bank of Greece verkaufen konnte, die führende Geschäftsbank des Landes, deren
Chef damals Petros Christodoulos, ein ehemaliger Mitarbeiter von Goldman Sachs,
war. Heute ist dieser für die Institution, die die griechischen Staatsschulden verwaltet,
verantwortlich.«
[1]
»Mit
Mario Monti«,
schreiben die Deutschen
MittelstandsNachrichten, »ist erstmals ein hochrangiger Vertreter der
Finanzindustrie zum Regierungschef eines europäischen Landes aufgestiegen.
Monti ist Mitglied des Board of International Advisors bei der Investmentbank
Goldman Sachs. Bisher noch wenig bekannt ist, daß Monti einen interessanten
Nebenjob hat: Der aktuelle Jahresbericht der amerikanischen
Investmentbank Goldman Sachs führt den ehemaligen EU-Kommissar als Mitglied
seines ›Board of International
Advisors‹. Monti ist also Berater
jenes Unternehmens, welches die europäischen Regierungen und die EU bei der
Bewältigung der Schuldenkrise berät. Goldman hatte Griechenland geholfen, seine
Zahlen vor dem EU-Beitritt unter Täuschung der europäischen Statistikbehörde
Eurostat so zu präsentieren, daß das wahre Haushaltsdefizit erst nach der
Aufnahme in die EU zum Augenschein kam. Natürlich versteht sich Goldman
auch darauf, das bei den umfangreichen Konsultationen erworbene Wissen auch
andernorts gewinnbringend einzusetzen: So bietet die Investmentbank seit
Ausbruch der Eurokrise ihren Kunden ein attraktives Produkt an: Wetten
gegen Europa, ein Modell, welches schon bei der amerikanischen Subprime-Krise
erfolgreich eingeführt wurde. Für dieses ›Geschäftsmodell‹ war Goldman bei den Hearings vor dem
amerikanischen Kongreß hart gerügt worden – Konsequenzen gab es keine.
Goldman hält Italien für einen integralen Bestandteil der Europäischen
Währungsunion, wie zum Wochenende der Chef von Goldman Sachs Asset Management
betonte. Jim O’Neill hält Italien im Grund für verloren. Einziger Ausweg: Die
Europäische Zentralbank (EZB) müsse unbegrenzt und im großen Stil italienische
Staatsanleihen kaufen. Da trifft es sich gut, daß auch bei der EZB ein Mann
sitzt, der sich bei Schrottpapieren gut auskennt:
Der seit 1. November amtierende EZB-Chef Mario Draghi war von 2002 bis 2005 Vizepräsident von Goldman Sachs in London. Es
war die Zeit der Hochblüte der faulen US-Immobilienkredite. Draghi hatte
selbstverständlich nichts von der tickenden Zeitbombe gemerkt. Rechtzeitig vor
dem Platzen der Blase wechselte Draghi auf den Posten des italienischen Zentralbankchefs.
Natürlich ohne wirtschaftlichen Vorteil: Er verkaufte seine Anteile an Goldman
und übertrug diese an einen sogenannten ›Blind
Trust‹, einen Treuhänder, von dem
natürlich nicht angenommen werden kann, daß er nur auf einem Auge blind ist. So
richtete der Chefredakteur der zum Berlusconi-Imperium gehörenden Zeitung Il Giornale eine wenig freundliche
Willkommens-Botschaft an Mario Monti. Bezugnehmend auf seine
Goldman-Vergangenheit schreibt Alessandro Sallusti: ›Dies ist jene Bande von Kriminellen, die uns das dieses
finanzielle Desaster gebracht haben. Es ist, als wenn man Brandstifter bitten
würde, das Feuer zu löschen‹.« [2]
»Mario
Draghi als europäischer Notenbankpräsident gepaart mit Mario Monti als Italiens
neuem Regierungschef sind der sichere Garant der vollkommenen Barbarei am
Vermögen der Bürger«, schreibt Artur P. Schmidt. »Mit
Monti wurde zudem ein hochrangiger Bankster zum Regierungschef eines
europäischen Landes ernannt. In Anlehnung an Albert Bartlett können wir sagen, daß Bankster das Phänomen des
exponentiellen Wachstums komplett verstanden haben, während die meisten
Politiker wegen ihrer groben mathematischen Unkenntnis hier ihre entscheidende
Schwachstelle haben. Sie haben über Jahrzehnte die Gesetze der Nachhaltigkeit
an den Finanzmärkten durch das Zulassen der Barbarei der Bankster verhindert.
Das Wachstum der Zinsen war überproportional größer als das Wachstum der
Wirtschaft, was weltweit zu immer mehr Schulden geführt hat. Bei einer
Wachstumsrate der Zinsen um 7 % wie aktuell in Italien verdoppeln sich die
Schulden alle 10 Jahre. Eines dürfte sicher sein, daß Menschen, die keine
Arbeit mehr haben und ums Überleben kämpfen müssen, sich nicht mehr für den
Inhalt der Demokratie interessieren. Es muß deshalb das höchste Anliegen der
Politik sein, endlich für Lösungen zu
sorgen, die nicht mehr die Symptome, sondern die Ursachen der heutigen Krise angehen.
Doch
damit dies nicht geschieht, werden immer mehr Handlanger der Bankster
in führende Positionen der Wirtschaft
transferiert. Die Goldmann Fraktion wird jetzt das tun, was Sie immer schon getan hat, noch mehr Gelddrucken einfordern
und so die Inflationierung der Märkte vorantreiben, denn wie könnte
Kapitalismus besser funktionieren als durch die permanente Enteignung der
Bürger durch die schleichende Geldentwertung. …… Mit dem von der
Bankster-Mafia geplanten Entzug des Bargeldes und der damit verbundenen
Virtualisierung der Geldes wird es für den Einzelnen keine finanzielle Freiheit
mehr geben. Denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche, daß
Mafiosi-Banker, angeführt von Ben Bernanke, ihre utopischen
Wirtschaftsstrategien zum Endsieg über die Freiheit und die Abschaffung des
Wohlstandes für alle fortsetzen werden.« [3]
Bundeskanzlerin Angela
Merkel verurteilte in einem Interview am 9. 11. die Initiative für ein
Referendum in Griechenland, obwohl diese schon wieder fallengelassen worden war.
Besonders bemerkenswert ist ihre
Begründung: »Was sich in den letzten Monaten immer deutlicher zeigt: Unsere
Staaten sind im Europäischen politisch so miteinander verknüpft, daß man kaum
noch von vollkommen unabhängigen Entscheidungen sprechen kann. Denn jeder muß
wissen, daß seine nationale Entscheidung schwerwiegende Auswirkungen in Europa
und darüber hinaus haben kann. Wir haben es immer mehr mit einer
europäischen Innenpolitik zu tun. Die Frage zum Beispiel, ob
Griechenland ein Referendum über Spar- und Reformmaßnahmen ohne Abstimmung mit
seinen europäischen Partnern ankündigt, betraf alle europäischen Partner
Griechenlands. Denn die Verläßlichkeit
der Beschlüsse des Euro-Gipfels vom 27.10. wurde [danach] sofort weltweit in
Zweifel gezogen. Dieses wachsende Aufeinander-Angewiesensein macht unsere
europäischen Diskussionen durchaus
intensiver, uns allen ist aber klar, daß es immer um Stabilität und Wohlstand aller 27 gemeinsam geht.« Merkel verkündet also das Ende der nationalen Souveränität
und des Rechts auf demokratische Volksentscheide. Sie ist natürlich nicht die einzige,
zahlreiche Vertreter von EU-Regierungen und Institutionen äußerten sich
ähnlich. Allerdings ist schockierend, auf wie wenig Widerstand diese Erklärungen
stoßen. Eine Ausnahme bildete ein Seminar zur ›Rolle der EZB in der Krise‹ am 11.11. in Frankfurt
Main mit Prof. Markus C. Kerber. Er ist einer der Kläger gegen die
Euro-Rettungspakete in Deutschland, der 50 mittelständische Unternehmen
vertritt. Nach seiner Auflistung der vielen Verstöße der EZB gegen bestehende
Regeln der EU-Verträge seit dem Mai 2010 kam Kerber darauf zu sprechen,
daß der immer wieder zur schockierenden
Rechtfertigung der Bailouts herangezogene Begriff ›Ausnahmesituation‹ auf Carl Schmitt, den juristischen Wegbereiter der Nazis,
zurückgehe. Dieser habe das Konzept entworfen, daß die Ausnahme, der Notstand,
wichtiger als alle traditionellen Regeln sei. Letztendlich entscheide die
Ausnahme darüber, wer aus der Krise als Gewinner hervorgehe. Kerber fuhr fort, er wolle
natürlich nicht die EZB mit den Nazis gleichsetzen, müsse aber wirklich sagen,
daß die Methoden die gleichen seien. Ein anwesender EIR-Vertreter bat Kerber, diesen Aspekt noch weiter auszuführen,
da mit der jetzigen Politik das Europa, das wir bisher gekannt haben, zusammen
mit der Demokratie zerstört werde. Kerber sagte, in der Tat führe diese
Methode der ständigen Hinweise auf Ausnahme- und Notsituationen zu der
Verletzung sämtlicher vertraglich
niedergelegter Regeln, bis am Ende nichts mehr davon übrigbleibe. Man müsse
sich schon die berechtigte Frage stellen, ob man auf Kosten der Demokratie den
Euro retten wolle. [4]
[1] http://www.bueso.de/node/5093 16. 11. 11 http://www.lemonde.fr/imprimer/article/2011/11/14/1603675.html 14. 11. 11 Goldman
Sachs, le trait d'union entre Mario Draghi, Mario Monti et Lucas Papadémos - Qu'ont
en commun Mario Draghi, Mario Monti et Lucas Papadémos?
[2] http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2011/11/31904/
14. 11. 11 Italien:
Monti ist im Nebenjob Berater bei Goldman Sachs
- auszugsweise
[3] http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/8884-eu-die-vereinigten-staaten-von-goldman-sachs 17. 11. 11
EU: Die vereinigten Staaten von Goldman Sachs - von Artur P. Schmidt
[4] Strategic Alert Jahrgang 24, Nr. 46 vom 16.
November 2011 - Währungsraum
wirtschaftlich wie Methoden der EZB in der Tradition von Carl Schmitt
Siehe auch http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1501 2. 5.
10 Wissenswertes
aus der Welt der Banken
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