Kofi Annan in Syrien 27.05.2012 21:48
d.a. Schon am 4. Mai sprach Washington von einem Scheitern des Annan-Plans.
»Möglicherweise sei es an der Zeit, dass sich die internationale
Gemeinschaft eingestehe, dass die Waffenruhe nicht halte und andere Massnahmen
ergriffen werden müssten, sagte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Jay
Carney«. Selbstredend wurde ausschliesslich Assads Regime der Unnachgiebigkeit bezichtigt. Kofin
Annan hingegen erklärte, dass eine Krise, die seit mehr als einem Jahr anhalte, nicht ›an einem Tag oder in einer Woche‹ gelöst
werden könne.
Was nun Annans Auftrag betrifft, so stellt sich für Thierry Meyssan von ›Réseau
Voltaire‹ die Frage, aus welchem Grund der ehemalige hohe internationale
Beamte nach Syrien kommt: »Zunächst zeigt seine Berufung, dass die Rolle nicht von Ban
Ki-Moon gespielt werden konnte, dessen Bild durch seine Hörigkeit gegenüber der
USA und den ununterbrochenen Korruptionsfällen getrübt ist. [1] Kofi Annan hingegen besitzt trotz seiner
Bilanz ein positives Bild.« Ein Vermittler, folgert Meyssan,
dürfte im Prinzip nur erfolgreich sein, wenn er von den Konfliktparteien selbst
gewählt wird, was nicht der
Fall ist. Hingegen repräsentiert Annan den Generalsekretär der Vereinten
Nationen und der Arabischen Liga. »Er
verteidigt die Ehre und das Ansehen dieser Institutionen ohne genauen politischen Auftrag.
Der Grund für die de facto-Ernennung von Annan durch die Mitglieder des
Sicherheitsrats und der Arabischen Liga liegt darin, dass er widersprüchliche
Erwartungen erfüllt. Für einige soll der gemeinsame Sondergesandte nicht den Frieden
suchen, sondern einen Frieden
aushandeln, der bereits zwischen den Grossmächten ausgehandelt wurde,
damit niemand sein Gesicht verliert. Für andere soll er den Coup von Kenia neu
auflegen und einen Regimewechsel ohne Gewalt vollbringen. In den letzten drei
Wochen bestand die Aktion von Kofi Annan darin, das, was in Wirklichkeit eine
geänderte Version eines vom russischen Aussenminister Sergej Lawrow entwickelten
Plan war, als seinen eigenen
Plan vorzulegen. Dabei veränderte er diesen Plan so, dass er für Washington und
seine Verbündeten akzeptabel war. Darüber hinaus hat Annan absichtlich für
Verwirrung gesorgt, indem er vorgab, er hätte Präsident Al-Assad davon überzeugt,
einen seiner Vizepräsidenten vorzuschlagen, nämlich Farouk al-Schara, um mit
der Opposition zu verhandeln. Es hätte sich um eine syrische Konzession
gegenüber dem Golf-Kooperationsrat gehandelt. In Wirklichkeit ist Vizepräsident al-Shara für diese
Verhandlungen schon seit einem Jahr verantwortlich und die Forderung
von Saudi-Arabien und Katar ist eine ganz andere: Nämlich die, dass Präsident
Al-Assad zurücktritt, weil er ein Alawit ist und dass die Macht dem
Vizepräsidenten zustehe, weil er Sunnit ist. Es scheint daher, dass der
gemeinsame Sondergesandte einen Ausweg für die Staaten sucht, die Syrien
angegriffen haben, und die eine Fabel
über eine in Blut erstickte demokratische Revolution erfunden haben. Jedoch
hat die Doppelzüngigkeit von Kofi Annan, der noch in Damaskus Zufriedenheit über
sein Treffen mit Präsident Al–Assad äusserte, aber zurück in Genf Enttäuschung
zeigte, die Fragen über seine wahren Absichten nicht aufgehoben.«
Kofi Annan - Vermittler im Auftrag
der CIA Wenn die Bilanz von Kofi Annan bei den Vereinten Nationen im Hinblick auf
Management und Effizienz auch ein unbestrittener Erfolg ist, legt Meyssan dar, so
wird sie auf politischer Ebene dennoch sehr kritisiert. Als Generalsekretär hat
er sich darum bemüht, die Organisation der unipolaren Welt und einer unter US-Hegemonie
stehenden Globalisierung anzupassen. Er hat die ideologischen Grundlagen der UNO
in Frage gestellt und sie ihrer Fähigkeit, Konflikte zu vermeiden, beraubt. Jedoch
ist er jetzt dazu berufen worden, die syrischen Krise zu lösen. Der ehemalige UNO-Generalsekretär
und Friedensnobelpreisträger Annan wurde von Ban Ki-Moon und Nabil El-Arabi zum
gemeinsamen Spezialgesandten ernannt, um eine friedliche Lösung der syrischen
Krise zu verhandeln. Annan besitzt aussergewöhnliche Erfahrung und weist ein
sehr positives Markenimage auf, so dass diese Ernennung von allen begrüsst
wurde. Was stellt dieser hohe internationale Beamte dar? Wer hat ihn in die
höchsten Funktionen befördert? Was waren seine politischen Entschlüsse, und was
sind seine derzeitigen Verpflichtungen? Diese Fragen werden mit diskretem
Stillschweigen übergangen, als ob seine vorherigen Ämter an sich schon die
Voraussetzung für seine Neutralität erfüllen würden.
Von der Ford Stiftung und der CIA
ausgesucht und ausgebildet
Seine ehemaligen Kollegen loben seine Vorsicht, seine Intelligenz und
sein Geschick. Als eine sehr charismatische Persönlichkeit hat er einen grossen
Eindruck hinterlassen, weil er nicht einfach als ›Sekretär‹ der Vereinten Nationen wirkte, sondern vielmehr als
ihr ›General‹, der Initiativen ergriff,
welche die in der Bürokratie steckende Organisation belebten. All dies ist
bekannt und abgedroschen. Seine aussergewöhnlichen Qualitäten haben ihm den
Nobelpreis für Frieden eingebracht, obwohl diese Ehre theoretisch gesehen ein
persönliches politisches Engagement, aber keine Karriere als Manager belohnen
sollte.
Kofi und seine Zwillingsschwester Efua Atta wurden am 8. April 1938, in einer
aristokratischen Familie der britischen Kolonie der Goldküste geboren. Sein
Vater war der Häuptling der Fantis und Gouverneur der Provinz Ashanti. Obwohl
er gegen die britische Vorherrschaft war, war er ein treuer Diener der Krone.
Mit anderen Honoratioren nahm er an den ersten Dekolonisationsaktionen teil,
betrachtete aber die revolutionäre Agitation von Kwame Nkrumah mit Argwohn und
Besorgnis. Wie auch immer: die
Bemühungen von Nkrumah führten 1957 zur Unabhängigkeit des Landes unter dem
Namen Ghana. Kofi war damals 19 Jahre alt. Obwohl er nicht an der Revolution
beteiligt war, wurde er Vizepräsident der neuen nationalen Vereinigung der
Studenten, wo er von einem Kopfjäger der Ford Stiftung entdeckt wurde, der ihn
in ein Programm für ›Young Leaders‹ einschleuste.
Als solcher wurde er aufgefordert, einen Sommerkurs an der Harvard University
zu nehmen. Da er seine Begeisterung für die Vereinigten Staaten bewiesen hatte,
bot ihm die Ford Stiftung ein komplettes Studium an, zuerst in
Wirtschaftswissenschaften am Macalester College in Minnesota, und dann für
internationale Beziehungen am Graduate Institute of International Studies in
Genf. Die Ford Stiftung, vom bekannten Industriellen Henry Ford gegründet, ist
nach dem Zweiten Weltkrieg ein Instrument der offiziösen Aussenpolitik der USA
geworden, indem sie den Aktivitäten der
CIA eine respektable Abdeckung bot.
[2] Die
Zeit des Studiums von Annan in den Vereinigten Staaten (1959-1961) erfolgte zum
Zeitpunkt der schwierigsten Momente der Schwarzen im Kampf um die Bürgerrechte [Anfang
der Kampagne von Martin Luther King in Birmingham]. Annan erkannte sie als
Fortsetzung der Entkolonialisierung, die er in Ghana kennengelernt hatte, aber
er nahm nicht daran teil. Von seinen Studienleistungen und seiner politischen
Zurückhaltung überzeugt, öffneten seine amerikanischen Mentoren ihm die Türen
der World Health Organization, wo er seine erste Anstellung fand. Nach drei
Jahren im Hauptquartier in Genf wurde er für die Wirtschaftskommission für
Afrika mit Sitz in Addis Abeba verpflichtet. Da seine Diplome jedoch nicht
ausreichten, um an der Spitze der UNO Karriere zu machen, kehrte er in die USA zurück,
um am Massachusetts Institute of Technology (MIT) vom 1971 bis 72 Management zu
studieren. Er versuchte, als Director of Tourism Development in sein Heimatland
zurückzugehen, fand sich aber in
dauerndem Konflikt mit der militärischen Regierung von General Acheampong, so
dass er darauf verzichtete und 1976 zur UNO zurückkehrte.
Eine brillante Karriere trotz
tragischer Misserfolge
Er diente dort in verschiedenen Funktionen, zuerst in der UNEF II (Friedenstruppen,
um Ägypten und Israel nach dem Krieg von Oktober 1973 zu trennen), danach als
Direktor für die Bediensteten des UNHCR. In dieser Zeit begegnete er Frau Nane
Lagergren und heiratete sie in zweiter Ehe. Die schwedische Rechtsanwältin ist
die Nichte von Raoul Wallenberg, der während des Zweiten Weltkriegs der Sonderbeauftragte
Schwedens in Ungarn war. Wallenberg ist durch die Ausstellung von falschen
Pässen für die Rettung von Hunderten verfolgter Juden berühmt. Er arbeitete
auch für das OSS [das Office of Strategic Services, ein Vorläufer der CIA, war
von 1942 bis 1945 ein Nachrichtendienst des Kriegsministeriums der USA] resp. als
US-Verbindungsoffizier mit dem ungarischen Widerstand zusammen. Er verschwand
nach dem Krieg; wie es heisst, wäre er von den Sowjets gefangengenommen worden,
um den amerikanischen Einfluss im Land zu stoppen. In jedem Fall öffnete die
glückliche Ehe Kofi Annan Türen, die er sonst nicht überschreiten können hätte,
besonders jene jüdischer Organisationen. Generalsekretär Javier Perez de
Cuellar wählte Kofi Annan als Assistenten für Human Resources und Sicherheit
des UNO-Personals (1987-90). Anlässlich der Annexion Kuwaits durch den Irak
gerieten dort 900 UNO-Mitarbeiter in eine Falle; Annan gelang es, mit Saddam
Hussein deren Freilassung auszuhandeln, was ihm ein hohes Ansehen innerhalb der
Organisation einbrachte. Danach war er zunächst für den Haushalt (1990-92), und
dann - unter dem Mandat von Boutros Boutros-Ghali - für die Friedensoperationen
(1993-96) zuständig, mit einer kurzen Ausnahme als Sondergesandter für
Jugoslawien. Dem kanadischen General Romeo Dallaire, Kommandant der
Friedenstruppen in Ruanda, zufolge, hätte Kofi Annan bei vielen Anlässen nicht
reagiert und trage hinsichtlich der Untätigkeit der UNO während des Völkermords
die Hauptverantwortung. [3] Ein ähnliches Szenario ist in Bosnien
passiert, wo die 400 Soldaten der Friedenstruppe durch bosnisch-serbische
Truppen zu Geiseln wurden. Kofi Annan blieb gegenüber den Appellen des Generals
Bernard Janvier taub, so dass die vorhersagbaren Massaker eintraten. Ende 1996
widersetzte sich die USA der Amtsverlängerung des frankophilen ägyptischen Boutros
Boutros-Ghali als Generalsekretär und konnte ihren Kandidaten durchzusetzen:
einen hohen internationalen Beamten der Organisation selbst: Kofi Annan. Seine
Misserfolge in Ruanda und Bosnien schadeten ihm keineswegs, da er sie offen
eingestanden hatte. Er versprach, das System zu reformieren, damit sie sich
nicht wiederholten. Auf dieser Grundlage wurde er gewählt, so dass er seine
Aufgaben am 1. Januar 1997 übernahm.
Generalsekretär der Organisation der
Vereinten Nationen
Annan organisierte sofort ein jährliches 2-Tage-Seminar für 15 UNO-Botschafter
bei verschlossenen Türen. Dieser ›Zufluchtsort‹ (sic) wird vom Rockefeller Brothers Fund im
Konferenzzentrum von Pocantico (nördlich von New York) grosszügig unterhalten. Dort
spricht der Generalsekretär außerhalb der UNO-Einrichtungen mit den Vertretern
der Staaten, die ihn unterstützen, über die Reform der Organisation und der
internationalen Beziehungen. In diesem Kontext schichtete er die UNO-Ausgaben
gemäss den politischen Prioritäten um und reduzierte den Haushalt des
Generalsekretariats deutlich. Er reorganisierte die Verwaltungstätigkeit und
richtete sie auf die Ziele Frieden und Sicherheit, Entwicklung, wirtschaftliche
und soziale Angelegenheiten sowie auf humanitäre
Angelegenheiten aus. Ferner schuf er den Posten eines stellvertretenden
Generalsekretärs, der ihm beistand und richtete ein echtes Kabinett ein, das in
der Lage war, die Entscheidungen des Sicherheitsrats und der Vollversammlung schnell
zu verabschieden.
Eine wichtige Initiative von Kofi Annan war der Global Compact, eine Mobilisierung der Zivilgesellschaft für
eine bessere Welt. Auf der Grundlage eines freiwilligen Dialogs konnten Unternehmen,
Gewerkschaften und NGOs diskutieren und sich für die Achtung der
Menschenrechte, der Arbeits- und Umweltstandards einsetzen. In der Praxis hatte
der Global Compact nicht die erwarteten Auswirkungen; im Gegenteil: Er hat die
Vereinten Nationen zutiefst denaturiert, indem
er die Macht der Nationalstaaten aushöhlte und transnationale
Unternehmen sowie Verbände stärkte, die unter der Bezeichnung NGO, Nicht-Regierungsorganisationen,
firmieren, aber heimlich von den Grossmächten finanziert werden. Kofi Annan hat durch den Aufbau von Lobbys
als Partner der Nationalstaaten den Geist der Charta von San Francisco
begraben. Das Hauptziel ist nicht mehr, die Menschheit vor der Geissel des
Krieges zu bewahren, indem man die Gleichstellungsrechte von grossen und
kleinen Staaten anerkennt, sondern die Menschheit zu verbessern, indem man
private Interessen konvergieren lässt. Der Global Compact ist der Übergang von
einer fast einstimmig angenommen Logik, der zufolge das Völkerrecht im Dienste
des Gemeinwohls steht, zu einer Logik, die nur von den Angelsachsen verteidigt
wird: Für diese ist das Gemeinwohl ein Hirngespinst, während die Good
Governance darin besteht, die grösste Anzahl von speziellen privaten Interessen
zu kombinieren. Der Global Compact hatte am Ende die gleiche Wirkung wie die
Charity-Galas in den Vereinigten Staaten: sich durch ein paar mediale Programme
ein gutes Gewissen erkaufen, um sich mit strukturellen Ungerechtigkeiten
abzufinden. In diesem Sinne geben die Mandate von Kofi Annan (1997-2006) die
Realität der historischen Periode wieder, jene einer unipolaren Welt und der
Globalisierung unter US-Hegemonie, dies zum Nachteil der Nationalstaaten und
der Völker, die sie vertreten.
Diese Strategie nimmt den Weg der von Washington in den 1980er Jahren
aufgebauten Struktur des ›National Endowment for
Democracy‹ [NED], einer
Agentur, die im Gegensatz zu ihrem Anspruch die subversiven Aktionen der CIA weiterführt und die
demokratischen Prozesse verfälscht. [4] Das NED
finanziert, legal oder nicht, Arbeitgeberorganisationen, Gewerkschaften und
Verbände jeglicher Art. Sie alle beteiligen sich
am Global Compact und neutralisieren damit die Positionen der Nationalstaaten,
die nicht die Mittel zur Finanzierung ihrer eigenen Lobbys haben. Die UNO sorgt
sich nicht mehr um den Frieden, da die unipolare Welt ja ihren Gendarmen
besitzt, nämlich die Vereinigten Staaten, absorbiert aber alle Formen von
Protest, um so die Welt-Unordnung und die voranschreitende Globalisierung unter
U.S. Hegemonie desto besser garantieren zu können. Die beschwichtigenden Reden
von Kofi Annan erreichten ihren Höhepunkt mit dem Millennium-Gipfel. 147
Staats- und Regierungschefs hatten sich für die Beseitigung der Armut und der
grossen gesundheitlichen Probleme der Welt, AIDS eingeschlossen, innerhalb von
15 Jahren verpflichtet. Universales Glück bräuchte keine Reformpolitik, wenn
nur ein jeder ein wenig tue und sein Scherflein beitrage. Aber warum hatte man
daran nicht früher gedacht? Der Millennium-Gipfel blieb Wunschdenken, die
Ungerechtigkeiten gehen weiter und nähren noch immer Krieg
und Elend.
In gleicher Art legte der Generalsekretär in seiner Rede vor der
Generalversammlung am 20. September 1999 die sogenannte ›Annan-Doktrin‹ dar.
Unter Berufung auf seine eigene Ohnmacht in Ruanda und Bosnien, sagt er, dass
in diesen Fällen die Mitgliedstaaten ihrer Pflicht, die Bürger zu beschützen,
nicht nachgekommen seien. Er kam zu dem Schluss, dass die Souveränität der Staaten, das
Kardinalsprinzip der Charta der Vereinten Nationen, ein Hindernis für die Menschenrechte sei. Diese ›Vision‹ [die wohl von den
Rockefellers kam, Anm. von politaia.org]
wurde unter der Bezeichnung die ›Verantwortung zum Schutz‹ (R2P) von der Afrikanischen Union unverzüglich
übernommen und ist in der Folge auf dem Weltgipfel 2005, der für die Folgemassnahmen
des Millennium-Gipfels zuständig war,
von der UNO angenommen worden. Die Annan-Doktrin ist nichts anderes als das
Interventionsrecht, welches die Briten im Krieg gegen das Osmanische Reich
erfunden hatten und von Bernard Kouchner in neuen Kleidern präsentiert wurde.
Das überarbeitete Konzept ist zum ersten Mal im Jahr 2011 explizit dazu benützt
worden, um die koloniale
Operation in Libyen zu legalisieren.
[5]
Darüber hinaus waren die Mandate von Kofi Annan durch das Programm ›Öl für Nahrungsmittel‹ geprägt,
das 1991 vom Sicherheitsrat konzipiert, aber effektiv nur von 1996 bis 2003 angewendet wurde. Es galt, am Anfang sicherzustellen, dass die Irak-Öl-Einnahmen
ausschliesslich für die Bedürfnisse des irakischen Volkes verwendet würden und
nicht dafür, neue militärische Abenteuer zu finanzieren. Dieses Programm wurde
jedoch im Rahmen des internationalen Embargos und unter der persönlichen
Aufsicht von Kofi Annan zu einem Instrument der USA und Grossbritanniens, um
den Irak auszubluten, während sie die ›flugfreie
Zone‹ besetzten [etwa das jetzige autonome
Kurdistan] - bis sie dann den Irak
angriffen und zerstörten. [6] Mehrere internationale Beamte, die für dieses
Programm zuständig waren, beschrieben es als ›Kriegsverbrechen‹ und traten nach der Weigerung, es anzuwenden, von
ihrem Posten zurück: Von diesen haben der stellvertretende Generalsekretär Hans
von Sponeck und der besondere Koordinator Denis Halliday geschätzt, dass dieses
Programm einen Völkermord von 1,5 Millionen Irakern, darunter mindestens
500.000 Kinder, verursacht hatte. [7] Es dauerte
bis zur Invasion und Zerstörung des Iraks, bis Kofi Annan aufbegehrte und das
Verhalten derjenigen verurteilte, die ihm sein Studium bezahlt hatten, ihn ins UNO- Generalsekretariat
gebracht und ihm den Friedensnobelpreis verschafft hatten. Er qualifizierte den
Angriff auf den Irak als illegal und betrauerte öffentlich, dass dieser
Präzedenzfall das Völkerrecht zunichte mache.
[8]
Washington antwortete scharf,
indem es eine grosse Spionageoperation gegen ihn, die Mitglieder seines
Kabinetts, seine Familie und seine Freunde einleitete. Im Ergebnis wurde Annans Sohn Kojo der Veruntreuung von Mitteln
aus dem Programm ›Öl für Nahrungsmittel‹ beschuldigt,
angeblich mit dem Segen seines Vaters. Die Anschuldigung schaffte es
jedoch nicht, die Mitgliedstaaten der UNO davon zu überzeugen; im Gegenteil:
sie verstärkten die Autorität des Generalsekretärs. [9] In den letzten zwei Jahren seines Mandats war
Kofi Annan gelähmt und gezwungen, wieder in den Hintergrund zu treten. Nach
zehn Jahren Generalsekretariat setzte Kofi Annan seine Karriere in der Folge in
mehr oder weniger privaten Stiftungen fort. Im Dezember 2007 wuchsen sich die
kenianischen Wahlen zu einem Konflikt aus. Präsident Mwai Kibaki, hiess es,
hätte diese gegen den von Washington geförderten Kandidaten, Raila Odinga,
gewonnen; letzterer war angeblich ein Cousin von Senator Barack Obama. Die Wahl
wurde von Senator John McCain angefochten, der zur Revolution aufrief, während anonyme SMS die ethnischen Gruppen
gegeneinander aufstachelten. In
wenigen Tagen verursachten die Unruhen mehr als 1.000 Tote und 300.000
Vertriebene. Madeleine Albright schlug eine Vermittlung durch das Osloer
Zentrum für Frieden und Menschenrechte vor. Dieses Institut sandte zwei
Vermittler: den ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten Kjell Magne
Bondevik und den ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan,
beide Direktoren des Zentrums. Am Ende dieser ›Vermittlung‹ musste sich Präsident Kibaki den US-Wünschen
unterstellen. Er konnte seinen Posten beibehalten, sollte aber zuerst eine
Verfassungsreform akzeptieren, die ihn seiner Macht als Premierminister
beraubte, und ihn zwang, Raila Odinga als Ministerpräsidenten zu akzeptieren. Indem
er den alten afrikanischen Weisen spielte, trug Kofi Annan dazu bei, dieser von
Washington verhängten Regime-Änderung
einen Hauch von Rechtmässigkeit zu verleihen.
[10]
Kofi Annan hat heute zwei Hauptaufgaben. Er ist zunächst der Präsident
für das ›Africa Progress Panel‹, eine von Tony Blair am Ende des G-8-Gipfeltreffens
in Gleeneagles eingerichtete Organisation, um die Aktionen des britischen
Ministeriums für Zusammenarbeit (DFID) zu verbreiten. Da aber die Versprechen
der G-8 nicht erfolgreicher waren als diejenigen des Millennium-Gipfels, sind
die Aktivitäten des ›Africa Progress Panel‹
vernachlässigbar. Die zweite Aufgabe besteht ihm Vorsitz der ›Allianz für eine grüne Revolution in Afrika‹ [AGRA], die vorschlägt, die Nahrungsmittelprobleme
des schwarzen Kontinents mit Biotechnologie zu lösen. In der Tat ist die AGRA,
eine durch die Bill Gates- Stiftung und die Rockefellers geförderte Lobby, dazu
da, die GVO-Produkte von Monsanto, DuPont, Dow, Syngenta und anderen anzubieten.
Die meisten der von diesen multinationalen Konzernen unabhängigen Experten sind
sich darin einig, dass die Verwendung von nicht reproduzierbaren GVOs die
Landwirte von ihren Lieferanten finanziell abhängig macht und eine neue Form der menschlichen Ausbeutung
schafft, ganz abgesehen von der Frage der negativen Umwelteinflüsse.
[1] »Offener Brief an den
unehrlichen Ban Ki-Moon«, von Hassan Hamade, Übersetzung Horst Frohlich,
As-Safir /Voltaire Netzwerk, 30. Januar 2012
[2] »La Fondation Ford, paravent philanthropique
de la CIA« et »Pourquoi la Fondation Ford subventionne la contestation« par
Paul Labarique, Réseau Voltaire, 5 et 19 avril 2004 [3] Roméo Dallaire »Shake Hands with the Devil:
The Failure of Humanity in Rwanda« Arrow Books Ltd 2004. »Handschlag mit dem
Teufel: Die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda« Zu Klampen
Verlag 2008
[4] »La NED, vitrine légale de la CIA«
par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire/??????, 6 octobre 2010
[5] »Résolution 1973« Réseau Voltaire, 17 mars 2011 [6] »Annan: Genozid in Irak und Frieden in Syrien? « von Hassan Hamade,
As-Safir/Voltaire Netzwerk, 28. März 2012 [7] »L’implication de l’ONU
dans des crimes de guerre, entretien avec le comte Hans-Christof von Sponeck«,
par Silvia Cattori, Réseau Voltaire, 16 mars 2007 [8] »Pour Kofi Annan, le droit
international ne garantit plus rien«, par Sandro Cruz, Réseau Voltaire, 7
juillet 2005 [9] »Le harcèlement de Kofi Annan« Réseau Voltaire,
13 décembre 2004 [10] »Le dessous du prix Nobel de la paix 2009« par
Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 13 octobre 2009
Quellen:
http://www.voltairenet.org/Kofi-Annan-schwarze-Haut-weisse Kofi
Annan, schwarze Haut, weiße Maske - Von Thierry Meyssan Voltaire
Netzwerk Damaskus 29. März 2012
http://infowars.wordpress.com/2012/04/05/kofi-annan-vermittler-im-auftrag-der-cia/ 5. 4. 12 Kofi Annan – Vermittler
im Auftrag der CIA - Kofi Annan, schwarze Haut, weiße Maske — von Thierry
Meyssan Übersetzung: Horst Frohlich, von politaia.org und politonline überarbeitet
Thierry
Meyssan, französischer Intellektueller, ist der Präsident und Gründer von ›Réseau Voltaire‹ und der Konferenz ›Axis
for Peace‹. Er veröffentlicht
Analysen über ausländische Politik in der arabischen, lateinamerikanischen und
russischen Presse. Letztes auf Französisch veröffentlichtes Werk: ›L’Effroyable imposture‹ Band 2: ›Manipulations et désinformations‹ Editions Alphée 2007
http://www.voltairenet.org/fr
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