Die Lehre aus Libyen ziehen

Auch wenn die Regierung Obama dies verzweifelt abstreitet, liegen inzwischen klare Beweise dafür vor, daß der Mord am US-Botschafter Chris Stevens

und drei weiteren Amerikanern, zwei Sicherheitsbeamten und einem Mitarbeiter des State Departments am 11. 9. 12 ein sorgfältig vorbereiteter, professioneller Anschlag war, für den Mitglieder von Gruppen aus dem Umfeld von Al Kaida die Proteste vor dem US-Konsulat als Tarnung benutzten. Das Weiße Haus behauptet, die USA hätte vorher keine verwertbaren Hinweise gehabt, doch tatsächlich wurden US-Vertreter vor Ort schon mindestens 72 Stunden vor der Tat vor der Gefahr gewarnt. Am 27. 8. hatte das US-Außenministerium in einer detaillierten Reisewarnung alle US-Bürger aufgefordert, auf nicht unbedingt notwendige Reisen nach Libyen zu verzichten, und dabei speziell auf die bedrohliche Zunahme politisch motivierter Gewalt im Raum Bengasi hingewiesen. Dennoch waren die Sicherheitsmaßnahmen für das Konsulat in Bengasi völlig unzureichend. Das Gebäude war schlecht gesichert und das nicht einmal von US-Personal. Die Sicherheit war an ein Privatunternehmen aus Katar (!) ausgelagert worden und man verließ sich viel zu sehr auf das städtische Komitee für öffentliche Sicherheit, das von Agenten der extremistischen Gruppe Ansar Al-Scharia[Partisanen des Islamischen Rechts] unterwandert war. Abgehörte Gespräche zwischen Al-Kaida-Führern aus islamischen Staaten Nordafrikas und Mitgliedern von Ansar Al-Schariain Bengasi am Tag des Anschlags lieferten weitere Hinweise dafür, daß dieser von der Al-Kaida-Führung angeordnet worden war. Am Tag danach übernahm die Al Kaida der Arabischen Halbinsel sogar direkt die Verantwortung für die Tat und nannte den Mord an Botschafter Stevens Blutrache.  [1] 

Die US-Regierung von Präsident Obama wird vieles erklären müssen. Das Politische Aktionskomitee von Lyndon LaRouche (LPAC) hat in Washington eine Erklärung verteilt, in der eine genaue Untersuchung und die Einleitung der Amtsenthebung von Präsident Obama verlangt wird.  Am 13. 9. hatte der republikanische Senator James Inhofe (Oklahoma) von zwei Senatsausschüssen sofortige Anhörungen über mangelnde Sicherheits- und Aufklärungsmaßnahmen verlangt.  Senatorin Susan Collins (R-Maine), führendes Mitglied des Ausschusses für Innere Sicherheit und Regierungsfragen, veröffentlichte am 14.9. eine Erklärung, in der sie schrieb: »Die fehlende Sicherheit für den Botschafter und andere diplomatische Angehörige in Bengasi ist äußerst besorgniserregend und angesichts der gefährlichen Bedrohungslage der Stadt völlig unerklärlich. Schon im Juni, bei einem Angriff auf den britischen Botschafter und einer Bombe vor der US-Botschaft, wurde klar, wie gefährlich und unbefriedet Bengasi ist. ….. Die Art der Waffen, die die Angreifer einsetzten, verstärkt die Annahme, daß dieser Angriff geplant war und nicht das Resultat eines spontanen Protests.« Collins schrieb auch zusammen mit dem Vorsitzendes des Ausschusses, dem demokratischen Senator Joe Lieberman (Conecticut) einen Brief an den stellvertretenden Generalinspekteur des Außenministeriums, Harold W. Geisel. Darin verlangen beide Aufklärung über die Frage, ob es zuvor offizielle Warnungen von der libyschen Seite gegeben hätte und ob entsprechend diesen gehandelt worden wäre. »Wie berichtet wird, sagte der libysche Innenminister Wasif al-Sharif, die libysche Regierung habe zuvor Personal des Außenministeriums geraten, sich entweder an einen anderen Ort zu begeben oder ihre Sicherheit in Bengasi zu verbessern, da man jihaddistische Angriffe befürchtete.« Die Senatoren wollen nun wissen, ob dies bestätigt wird und ob die Sicherheitsmaßnahmen nach den Angriffen auf den britischen Botschafter und der Bombe vor dem Konsulat vier Monate zuvor verstärkt wurden.  [2]

Mittlerweile, schrieb Rainer Rupp, setzte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, die Story in Umlauf, der zufolge der Sturm auf das Konsulat »spontan« gewesen sei. Die Angreifer hätten versucht, das zu wiederholen, was in Kairo passiert war, was seltsam ist, denn in der ägyptischen Hauptstadt gab es keine schwerbewaffneten Angreifer; lediglich einige Protestierende hatten die Fassade der US-Botschaft erklettert und die Flagge abgerissen, während in Bengasi das ganze Gebäude niedergebrannt wurde. Der vom Westen unterstützte libysche Übergangspräsident Mohammed Megarif erzählt wiederum eine ganz andere Geschichte: Die Angreifer seien demnach keine Libyer gewesen, sondern ausländische Gotteskrieger, die den Sturm seit Monaten geplant und eine Sicherheitslücke ausgenutzt hätten, vor der die libyschen Sicherheitsbeamten ihre US-Kollegen wiederholt gewarnt hätten, zuletzt drei Tage vor dem Angriff. Indessen berichteten Zeitungen des McClatchy-Medienkonzerns am 13. 9. unter Berufung auf einen der libyschen Wachmänner, der bei dem Überfall an beiden Beinen verwundet worden war, daß es vor dem Angriff gar keine Proteste vor dem US-Konsulat in Bengasi gegeben habe. Im Krankenhaus, wohin der Wachmann ausgerechnet von den Angreifern nach der Attacke gebracht worden war, erzählte dieser, daß vor 21.35 Uhr »nicht einmal eine Ameise vor dem US-Konsulat unterwegs gewesen« sei. Dann aber hätten plötzlich etwa 120 schwer bewaffnete Männer aus allen Richtungen den Komplex gestürmt. Von Ausländern keine Rede. Tatsächlich hatte auch der libysche Sicherheitschef für die Region, Wanis Al-Scharif, in den ersten Tagen eine der größten islamistischen Milizen im Land, Ansar Al-Scharia, für den Überfall verantwortlich gemacht. Diese Gruppe sei von libyschen Gotteskriegern durchsetzt, die schon im Irak und in Afghanistan gegen die Amerikaner gekämpft hätten, heißt es in einer Analyse des »Washington Institute for Near East Policy«. Anführer Muhammad Zahawi bestreitet jegliche Beteiligung seiner Gruppe, räumt jedoch ein, daß einzelne Mitglieder durchaus auf eigene Faust an dem Angriff teilgenommen haben könnten, was auch die Sichtung von Fahnen und Insignien der Gruppe erklären könnte.  [3]

 

[1]  Strategic Newsletter  -  Kurzfassung;  Jahrgang 25  Nr. 38 vom 19. 9. 12 
[2]  http://www.bueso.de/node/6009   18. 9. 12  
[3!  http://www.jungewelt.de/2012/09-18/045.php  Politisch motivierte Tätersuche  -  Wer hat den US-Botschafter in Bengasi getötet: libysche oder ausländische Gotteskrieger? Von Rainer Rupp