Die Ukraine und der Krieg gegen die menschliche Intelligenz - Von F. William Engdahl

John Kerry am 8. Juli 2014: »Bei meinen Reisen als Außenminister habe ich das Verlangen

nach amerikanischer Führung in der Welt wie nie zuvor erlebt.« Und Präsident Barack Obama 28. Mai 2014: »Amerika muß auf der Weltbühne immer führen. Wenn wir es nicht tun, tut es kein anderer.«

Was in der Ukraine geschieht, seit Washington entschieden hat, am 22. Februar 2014 den letzten Anschein von Ordnung fahren zu lassen und ein Regime psychopathischer Krimineller ans Ruder zu bringen, ist nichts Geringeres als ein Krieg gegen die menschliche Intelligenz. Er tobt auf verschiedenen Ebenen, das macht ihn für viele verwirrend. Im Kern ist es ein Krieg bestimmter sehr reicher und sehr mächtiger alter Familien in der westlichen Welt, insbesondere in der USA und in Großbritannien. Diese anglo-amerikanische Oligarchie, denn genau das ist sie, sieht ihre Kontrolle über die globale Macht allerorts schwinden. Die wirtschaftliche und finanzielle Grundlage ihrer militärischen Macht bricht ein. Großbritannien und die USA stecken in einem katastrophalen finanziellen Sumpf. Da können auch noch so großzügige Hilfen der Zentralbank nicht helfen,  obwohl es seit sieben Jahren versucht wird. Im Gegenteil: Daß Billionen Dollar in das System gepumpt werden, hat die Finanzblase nur noch mehr aufgebläht, während man sich weigert, ein außer Kontrolle geratenes Bankensystem grundsätzlich zu verändern. Ihr Feind ist nicht ein einzelnes Land oder eine Gruppe von Ländern. Die größte Bedrohung für diese superreiche anglo-amerikanische Oligarchie ist in sehr realem Sinne eine Menschheit, die intelligenter und sich ihrer Stellung in der Welt bewußter wird und weniger abergläubisch ist als ihre Vorfahren im Mittelalter.  Da in den letzten Jahrzehnten mehr Menschen intelligenter geworden sind, wird es schwerer, die Menschheit wie eine Schafherde unter Kontrolle zu halten, was stets das Ziel von Oligarchien war. Wenn wir diesen Hintergrund verstehen, werden die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine, so grausig sie das Regime in Kiew auch gemacht hat, zumindest besser verständlich.

Der blutige Keil  
Am besten läßt sich Washingtons Ukraine-Politik als ein blutiger Keil verstehen, der mit brutaler Gewalt zwischen Rußland und die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, insbesondere  Deutschland und Frankreich, getrieben wird. In seinem Buch Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft [The Grand Chessboard] enthüllt der amerikanische Stratege,  Geopolitiker und Establishment-Insider Zbigniew Brzezinski die strategische Bedeutung der Ukraine auf dem großen Schachbrett der Macht, wie sie seine einflußreichen Freunde sehen: Die Ukraine, ein neuer und wichtiger Raum auf dem eurasischen Schachbrett, ist ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt, weil ihre bloße Existenz als unabhängiger Staat zur Umwandlung Rußlands beiträgt.  Ohne die Ukraine ist Rußland kein eurasisches Reich mehr. ... Wenn Moskau allerdings die Herrschaft über die Ukraine mit ihren 52 Millionen Menschen, bedeutenden Bodenschätzen und dem Zugang zum Schwarzen Meer wiedergewinnen sollte, dann würde Rußland automatisch die Mittel, ein mächtiges Europa und Asien umspannendes Reich zu werden, erlangen. ... Weiter  schreibt Brzezinski: Von nun an steht Amerika vor der Frage, wie es mit regionalen Koalitionen fertig wird, die die USA aus Eurasien hinauswerfen wollen und damit dessen Status als Weltmacht bedrohen. Deshalb arbeiten die militärischen Planer Washingtons unter Führung der neo-konservativen Kriegsfalken seit Beginn des von der USA Anfang der 1990er Jahre in die Wege geleiteten Zusammenbruchs der Sowjetunion daran, einen Keil zwischen Rußland und die Ukraine zu treiben. Allerdings hat sich der geopolitische Hintergrund in den 17 Jahren, seit Brzezinski sein Buch schrieb, dramatisch verändert, und zwar zuungunsten des Primats Amerikas, von dem Brzezinski spricht. Nach der verheerenden Jelzin-Ära, als ein russischer Präsident willentlich die Kronjuwelen seines Landes an westliche Spekulanten und Konzerninteressen abgab und als Gegenleistung mit ein paar lumpigen Milliarden Dollar abgespeist wurde, versuchte eine nationalistische Gegenströmung unter Wladimir Putin, den Kollaps anzuhalten und wieder einen funktionierenden Nationalstaat aufzubauen. Zur gleichen Zeit sahen sich der Westen und besonders die Banken-Oligarchie der Wall Street und der Londoner City nach dem Beginn der US-Finanzkrise von 2007 mit der schlimmsten Krise seit den 1930er Jahren konfrontiert. Während sich die Krise in der USA und der EU verschlimmerte, definierte die Gruppe der BRICS-Staaten  - Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika -  eine neue Richtung für die Wirtschaftspolitik. Diese intensivierte eurasische Kooperation bedeutete ein Todesurteil für die weltweite englischsprachige Macht, die die Weltpolitik seit den Anfangstagen des britischen Weltreichs nach den napoleonischen Kriegen dominiert hatte. Im November 2013, als die korrupte, aber pragmatische Regierung von Wiktor Janukowytsch in Kiew die Europäische Union mit der Ankündigung schockierte, sich mit Rußland, Weißrussland und Kasachstan zu einer Eurasischen Wirtschaftsunion  zusammenzuschließen, lancierte Washington eine breit angelegte Destabilisierung der Regierung. Sie setzte viele trainierte Demonstranten ein, um den Eindruck einer Ukraine zu erwecken, die nach Demokratie strebte und ein Ende der korrupten Vetternwirtschaft um Janukowytsch forderte. Ehrliche Bürger wurden als Schaufensterdekoration für ein zynisches Spiel Washingtons benutzt. In Wirklichkeit war die Revolution auf dem Maidan-Platz nichts weiter als ein zweiter Versuch der Farbenrevolution von 2003. Victoria Nuland, die Europabeauftragte des US-Außenministeriums, die wegen ihres
Fuck the EU gegenüber US-Botschafter Pyatt, dem sie mitteilte, wen sie sich als Ministerpräsidenten in Kiew wünschte, berüchtigt ist, gab später zu, daß die Regierung »5 Milliarden Dollar zur Förderung der Demokratie in der Ukraine« aufgewendet hatte. Was wirklich am 22. Februar 2014 vor sich ging, wenige Stunden, nachdem eine zwischen der EU und der Ukraine ausgehandelte Einigung zur Beendigung der Proteste von NATO-trainierten Scharfschützen auf dem Maidan-Platz zerschlagen wurde, war eine Operation unter Führung des US-Außenministeriums, der CIA und des Pentagons, die Ukraine in einen blutigen Keil zwischen Rußland und der EU zu verwandeln. Bis heute, rund fünf Monate später, war ihr nur begrenzter Erfolg beschieden. Doch der Versuch ist erst der Anfang. Soviel sollte für denkende Menschen mittlerweile klar sein: Das Ziel besteht darin, derartig unmenschliche Grausamkeiten gegen unschuldige Zivilisten, Frauen, Kinder, Alte, zu begehen, daß Putins Rußland gezwungen ist, militärisch einzugreifen.  

Erst der Anfang 
Die gewaltsamen Proteste auf dem Maidan-Platz, die vom US-Außenministerium Ende 2013 inszeniert wurden, wurden bis ins kleinste Detail durch die CIA vorbereitet und durchgeführt, um einen Bürgerkrieg loszubrechen und die Ukraine dauerhaft von Rußland abzutrennen. Seither sind in Polen und anderswo Beweise aufgetaucht, die die verdeckte Rolle der US-Geheimdienste bei der Ausbildung der Neonazi-Terroristen des Rechten Sektors, der angeblichen Sicherheits-Kräfte für die Demonstranten auf dem Maidan-Platz, belegen. Im September 2013, zwei Monate vor  Beginn der Demonstrationen, brachten NATO und/oder CIA insgeheim 86 altgediente Mitglieder des Rechten Sektors nach Polen, wo sie in einem Polizei-Trainingslager in Legionowo eine spezielle  Ausbildung erhielten. Vier Wochen lang übten sie den Umgang mit Menschenmengen,  Personenerkennung, Kampftaktiken, Kommandofähigkeiten, Verhalten in Krisensituationen, Schutz gegen von der Polizei eingesetztes Tränengas, Barrikadenbau und besonders Schießen, einschließlich der Handhabung von Scharfschützengewehren. Diese von Kiew unterstützten Terroristen verüben Greueltaten, die Heinrich Himmler von der Nazi-SS ein sadistisches Grinsen entlockt hätten. Inzwischen gibt es Berichte, wonach die Kommandos des Kiewer Rechten Sektorsin der Ukraine sogar begonnen haben, ihren Opfern Organe zu entnehmen, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. In Mariupol sei ein Massengrab mit Dutzenden von Leichnamen entdeckt worden, deren Bauch und Brust geöffnet und deren Organe entnommen worden waren, heißt es in einem Medienbericht. Seit der Amtseinführung des US-nahen Schokoladenkönigs Petro Poroschenko als ukrainischer Präsident am 7. Juni ist die Rolle des Rechten Sektors offiziell.  Er wurde nicht, wie in einem Votum des Parlaments in Kiew gefordert, aufgelöst. Der Rechte Sektor hat sein Hauptquartier nach Dnepropetrowsk verlegt, um die Entwicklungen im Osten des Landes »genau zu beobachten«, wie es aus einer Erklärung des Vorsitzenden Dmytro Jarosch verlautet: »Ich habe mein Hauptquartier nach Dnepropetrowsk verlegt, um die Ausbreitung der Kreml-Infektion zu verhindern.« Jarosch gibt offen zu, als Teil der neuen Regierung in Kiew zu agieren: »Wir koordinieren alle unsere Aktionen mit der Führung des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine, dem Innenministerium und dem Sicherheitsdienst der Ukraine«, betonte Jarosch. Darüber hinaus gab es nach dem geheimen Kiew-Besuch von CIA-Direktor John Brennan im April Berichte, daß es in der Ostukraine von CIA, FBI und privaten Söldnern des berüchtigten Unternehmens US-Blackwater Security und seiner Ableger Academi und Greystone nur so wimmelt. Laut bestätigten Berichten aus der Ukraine wurden am 18. Mai 2014 bei Angriffen Kiewer Truppen in der Region Slawjansk 70 Ausländer, darunter 13 Agenten des Federal Bureau of Investigation (FBI) und der Central Intelligence Agency (CIA) getötet und 12  weitere verletzt«, erklärte der Volksbürgermeister von Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, gegenüber Reportern. Ponomarjow beschrieb »ausländische Söldner in den Reihen ukrainischer Henker … eine private Militärfirma, Analizy Systemowe Bart?omiej, verlor sechs Leute, Greystone (US-Blackwater – F.W.E.) 14 und Academi (US-Blackwater – F.W.E.) 50 Leute. CIA und FBI haben 25 Mitarbeiter verloren, von denen 13 getötet wurden«. Wenig überraschend hat die Regierung Obama dementiert, daß Angehörige von CIA oder FBI in der Ukraine kämpfen. Berichten zufolge sind mindestens 400 Söldner-Killer als Sondereinsatzkräfte unter dem Kommando von Greystone/Blackwater an den Angriffen auf die Bevölkerung in der Ostukraine beteiligt.

Düstere Aussichten   
Zum Zeitpunkt des Niederschreibens dieses Artikels erörtern russische Vertreter nach israelischem Muster chirurgische Vergeltungsluftschläge gegen ukrainische Militärs, die Bomben auf russisches Gebiet abgeworfen und dabei Zivilisten getötet haben. Genau auf eine solche Eskalation hoffen die CIA und Washingtoner Neokonservative um Victoria Nuland. Dann würde sich die Welt Schritt für Schritt auf einen neuen Weltkrieg zubewegen. Das Ziel solch eines neuen Krieges, unter welchem Namen er auch immer geführt würde, besteht darin, jeden Widerstand gegen David Rockefellers sogenannte Neue Weltordnung oder Brzezinskis Primat Amerikas auszuschalten, die menschliche Intelligenz und intelligente moralische Menschen zu vernichten, wie es der Zweite Weltkrieg versuchte. Er zielt darauf ab, die Verbindungen zwischen Rußland und China zu kappen, den Iran zu isolieren und ein Kalifat der Moslembruderschaft über den gesamten arabischen Nahen und Mittleren Osten zu verbreiten, dessen Überleben von der CIA und dem Pentagon abhängig ist.  Das einzige Gegenmittel gegen ein solches Szenario besteht darin, diese Pläne zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu planen, um den kommenden Wahnsinn zu überleben. Das wird in weiteren Artikeln ausführlicher zur Sprache kommen.  [1]  

Anmerkung politonline d.a.: Es ist geradezu unerlässlich, dass man sich bei der Lektüre eines   Artikels obiger Art bewusst ist, dass er im Internet steht und daher allen Politikern und Abgeordneten zugänglich ist. Zumindest muss man davon ausgehen, dass er von einem nicht unbeträchtlichen Teil der Parlamentarier resp. der in Brüssel agierenden EU-Funktionäre gelesen wird. Macht man sich ferner klar, dass trotz der Aufdeckung von Tatbeständen das Übergehen derselben in den öffentlichen Äusserungen gerade von Brüssel je nach Lage ohne Hemmungen praktiziert wird, erahnt man ein weiteres Mal, wie oft wir getäuscht resp. belogen werden. So ist auch der nachfolgende Abriss, aus dem wir hier einen Auszug wiedergeben, im Internet veröffentlicht worden, und somit allen Regierenden und Abgeordneten zugänglich: Wie es scheint, ohne Wirkung.

Der Medien-GAU von Odessa - Von Richard Zietz 
Stell dir vor, 40 Menschen werden abgefackelt und die freie Presse sieht weg. Wie das geht, haben die deutschen Medien am Wochenende  [3./4. 5. 14]  vorgeführt. Die falschen Toten, die falschen Täter. Hinzu kommt: Ein unpäßlicher Zeitpunkt sowie Staatsinstitutionen, die selbst dem wohlmeinenden Teil des Publikums nicht mehr vermittelbar sind. Was macht der deutsche Qualitätsjournalist in einem solchen Fall? Er vertuscht, verschweigt, spielt runter und hypt  - wenn das alles nicht reicht -  künstlich hochgepuschte Alternativereignisse. Wie das Genre Manipulation & Vertuschung in der
Praxis funktioniert, war am ersten Maiwochenende in der Praxis zu erleben. Es geht um die schwersten Straßenkrawalle seit den Maidan-Ereignissen Ende Februar, bei denen über 40 Menschen in einem gebrandschatzten Gewerkschaftshaus ums Leben kamen. Über 200 Verletzte. Und eine Regierung, der an einer Aufklärung der Geschehnisse ganz offensichtlich nicht gelegen ist. Ist das ein Thema? Berichterstattenswert? Für ARD, ZDF, Süddeutsche Zeigung, Die Zeit, F.A.Z. und den Rest des sogenannten Alpha-Journalismus explizit nicht. Vielmehr legten die deutschen Leitmedien einen Info-GAU hin, der den Vergleich mit der vielgeschmähten Berichterstattung russischer Medien in keiner Weise zu scheuen braucht. Am Tag danach, passend zum Tag der Pressefreiheit, legte sich die Nacht über die deutsche Presselandschaft. Die sogenannten Qualitätsmedien glänzten in Sachen Odessa-Berichterstattung durch eine Nicht-Berichterstattung, die selbst in Anbetracht ihrer bekannten parteiischen Haltung bemerkenswert ist. 

Die Fakten: Eine proukrainisch-nationalistische Demonstration, darunter zahlreiche Parteigänger des Rechten Sektors sowie Fußball-Ultras, wurden  - so der Tenor der verfügbaren Infos -  von prorussischen Aktivisten attackiert. Binnen Stunden eskalierten die Auseinandersetzungen zu den genannten Straßenkrawallen mit Schußwaffen-Gebrauch und mehreren Toten. Am Abend schließlich belagerte ein pro-ukrainischer Lynchmob pro-russische Aktivisten, welche sich in das als Rückzugsrefugium dienende Gewerkschaftshaus zurückgezogen hatten und attackierte die dort Schutzsuchenden mit allem, was zur Verfügung stand, darunter auch mit Brandsätzen und Molotow-Cocktails: Über 40 pro-russische Aktivisten verbrannten oder stürzten bei dem Versuch, sich zu retten, in den Tod. Die anwesende ukrainische Polizei griff großteils nicht oder zu spät ein.  [2]

 

[1]  http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/f-william-engdahl/die-ukraine-und-der-krieg-gegen-die-menschliche-intelligenz.html   18. 7. 14   Die Ukraine und der Krieg gegen die menschliche Intelligenz  -  F. William Engdahl 
[2] 
http://www.freitag.de/autoren/maennlicherlinker/der-medien-gau-von-odessa  4. 5. 14 
Der Medien-GAU von Odessa – Von Richard Zietz