Naher Osten - Die Dreiteilung: Unverändert angestrebt 12.10.2014 22:15
d.a. Thierry Meyssan, der zu den Autoren gehört, die die Schaffung des IS durch Washington
wiederholt aufgezeigt haben, glaubt nicht, dass die jetzt gegen den IS
gebildete Koalition entschlossen ist, entscheidende Schritte zu unternehmen,
sondern dass sie es im Gegenteil zulassen wird, dass sich der IS im
nordöstlichen Syrien festsetzt, damit die gesamte arabische Welt destabilisiert
wird. Die nachfolgenden Darlegungen sind Meyssans Artikel
Die Rückkehr des US-Umbauplans des ›Nahen und mittleren Ostens‹ entnommen. Auch Meyssan weist nochmals darauf hin, dass Obama in seiner
Rede vom 10. September 2014 die Fortsetzung der seinem Land mit dem
Staatsstreich vom 11. September 2001 auferlegten Strategie des Umbaus dieser
Region angekündigt hat. Dieses Projekt besteht nicht nur darin, die grossen
Staaten der Region in eine Vielzahl von nicht lebensfähigen Kleinstaaten zu
unterteilen, sondern auch darin, sie ethnisch gesehen einheitlich zu gestalten,
wobei anzunehmen ist, dass dadurch massive Umschichtungen der Bevölkerung
erzwungen werden. Wie der Oberst der US-Armee, Ralph Peters, in seinem Artikel
in der Ausgabe des Armee-Magazins ›Parameters‹ 2001/2002 darlegte [1], hätte Washington von Seiten des fundamentalistischen
Terrorismus nichts zu befürchten, so dass Washington nicht zögern sollte, ihn
zu benutzen. Gleichzeitig führte er aus, dass Washington vor dem
dadurch erzeugten generellen Chaos auch keine Angst zu haben bräuchte, denn
nach einer Teilung der Region in Mikrostaaten hätten die Araber definitiv keine
andere Möglichkeit mehr, als sich auf die USA auszurichten, um sich der Gier
Israels zu erwehren.
Erster Teil: Vertreibung der Bevölkerung von Gaza Diesen Sommer ist der erste Teil des aktuellen Plans im Gaza-Streifen
jedoch gescheitert. Als die Israelis eine Suchoperation für die drei entführten
Jugendlichen in eine Expedition verwandelt hatten, die darauf abzielte, die
Hamas zu entwurzeln, erhielten sie vom Pentagon den Befehl, Gewalt einzusetzen,
um die Bevölkerung aus dem nördlichen Gazastreifen nach Ägypten zu vertreiben. Im
Juli und August bombardierte Israel vom Meer aus ganze Städte und legte diese
in Schutt und Asche, unter dem Vorwand, die Tunnels
unter der Grenze zerstören zu wollen. Zwar gelang es, einen Teil der
Bevölkerung zu vertreiben und 44 % des Territoriums zu ›befreien‹, hingegen
versagten sowohl Tel Aviv als auch Washington bei dem Versuch, Ägypten davon zu
überzeugen, seine Grenze zu öffnen und die Bewohner des Gazastreifens zur
Flucht zu bewegen.
Ein derartiges Projekt sowie die Errichtung eines Militärstützpunkts an
der Grenze zum Sudan war Ägypten ursprünglich 2005 gegen eine Entschädigung
vorgeschlagen worden, jedoch hatte sich Hosni Mubarak diesem widersetzt. In der
Folge zwang Washington ihn zum Rücktritt und brachte im Zug des Arabischen
Frühlings die Muslimbrüder in Kairo an die Macht. Daran anschliessend hatte
sich Präsident Mohammed Mursi verpflichtet, einen derartigen Plan auszuführen;
Mursi wurde jedoch 2013 von der eigenen Armee gestürzt und steht heute unter
anderem wegen Hochverrats unter Anklage.
Zweiter Teil: Ethnische Säuberung im Irak Der zweite, für den Irak vorgesehene Teil der Operation ist fast
vollständig beendet. Der IS hat den Auftrag, den Teil des Landes mit
sunnitischer Mehrheit ethnisch von allen Minderheiten zu säubern. Die Christen
und Jesiden sind bereits geflohen, während andere Minderheiten, wie die
Shabaks, definitiv vernichtet wurden. Indessen behaupten Washington und seine
Verbündeten, für diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht verantwortlich
zu sein und haben sie sogar verurteilt. Die Säuberung der sunnitischen Zone wurde
auf einem Treffen in Amman, das der Vorbereitung dieses Schrittes diente,
koordiniert, dies nicht nur unter Einbezug des IS und den pro-israelischen
Kurden, sondern auch ehemaliger Baath-Offiziere, die von Paul Bremer 2003 von
der Macht entfernt und von dieser auch weiterhin ferngehalten worden waren. [2]
Während die internationalen Medien
über das Vorrücken der IS berichteten, vergrösserten die Peschmergas
des Barzani-Clans die kurdische Provinz des Iraks um 40 %. Im Verlauf dieses
Vorgehens hatten die Peschmergas und die Dschihadisten keine Gelegenheit, sich
in die Quere zu kommen und haben sich daher auch nicht bekämpft, sondern den
Irak gemäss dem 2001 vom US-Militärgeneralstab ausgearbeiteten Plan geteilt. Es
sind die türkischen und syrischen PKK Kurden gewesen, die in sunnitisches
Territorium eingedrungen sind und den IS bekämpft haben, um die überlebenden
Jesiden zu retten. Die Vorgänge in der sunnitischen sowie in der kurdischen
Zone sind nicht etwa der Waffengewalt zuzuschreiben, da die Offiziere der
irakischen Armee in beiden Fällen das Feld geräumt haben. Auch konnten diese
nur von demjenigen Staat, die die Armee des Iraks organisierte, im voraus
vorbereitet werden: Von der USA. Sie sind auf dieselbe Weise durchgeführt
worden wie die Einnahme Bagdads 2003. Damals verliessen etwa 40 Offiziere, die
von der CIA ›umgedreht‹ worden waren, ihre Posten, flohen in
die USA und lieferten die Hauptstadt den Invasoren aus. So grausam die
Verbrechen des IS erscheinen: Sie sind notwendig gewesen, um den
nicht-sunnitischen Bevölkerungsteil zur Flucht zu zwingen. Der IS hat sich
nicht nur nicht gegen diejenigen gewendet, die ihn geschaffen haben,
sondern hat deren Politik buchstabengetreu in die Tat umgesetzt; was die
reguläre US-Armee angeht, so hätte diese die Durchführung nicht übernehmen
können, ohne unter die Anklage der Menschenrechtsverletzung gestellt zu werden.
Dritter Teil: Einen Piratenstaat nordöstlich von Syrien
schaffen Der dritte Teil der Operation betrifft den
Nordosten von Syrien. In dem Moment, als Israel Gaza angriff, sperrte
die Türkei das Wasser des Euphrats mittels Umleitung und trocknete so Syriens Nordosten
aus, während die Luftstreitkräfte der NATO, die einen Sitz in Incirlik haben,
aus grosser Höhe ein Pestizid über die Region herabregnen liessen. Dieser
chemische Stoff, der in der Wüste zur Vernichtung der Heuschrecken verwendet
wird, macht die Erde steril. Damit ist die ehemalige Kornkammer
Syriens für den Anbau vollkommen ungeeignet geworden.
[Anmerk. politonline: Hat sich
diese Massnahme so zugetragen, wie von Thierry Meyssan geschildert, dann kann
man sich der Erkenntnis, dass wir es bei den Ausführenden mit absoluten
Verbrechern zu tun haben, nicht verschliessen.]
Zur gleichen Zeit hat die NATO chinesische Familien in den Nordosten
Syriens gebracht; bei diesen handelt es sich um türkischsprachige moslemische
Uiguren. In diesem Zusammenhang geht es darum, sie entsprechend auszubilden,
damit sie später China destabilisieren, in der gleichen Art und Weise, wie die Kämpfer
Osama bin Ladens zunächst gegen die kommunistische Regierung Afghanistans
zusammengeführt worden waren, um dann in Tschetschenien gegen Russland sowie in
Xinjiang gegen China eingesetzt zu werden, dies bis zu dem Moment, als sie sich
mit dem Widerstand der SCO, der ›Shanghai-Organisation
für Zusammenarbeit‹, konfrontiert sahen. Wie
bereits von dem Politikwissenschaftler Alfredo Jalife erklärt, wurde der IS
zwar in der Levante erstellt, und hat die Aufgabe, die Destabilisierung des
Nahen Ostens in den nächsten vier Jahren durchzuführen, aber sein endgültiges
Ziel besteht darin, das vorgenannte Werk, die Destabilisierung Chinas, zu erreichen.
[3]. Der Nordosten von Syrien ist ein
ideales Land, um zu einem Piratenstaat zu werden. Tatsächlich ist die
Bevölkerung, die dort lebt, in Stämmen organisiert, die sich oft in der Wüste in
Richtung Saudi- Arabien bewegen, und mit dem Kauf einiger Stammesführer kann
Washington hoffen, dass der IS diese Region unabhängig vom Willen der Bewohner kontrollieren
wird.
Die Fortsetzung der Ausführung des Plans In den kommenden Monaten dürfte Kurdistan seine Unabhängigkeit einfordern
und erhalten, während der IS durch die breite, auf
Initiative der USA hin gebildete Koalition nach Syrien zurückgedrängt werden
wird. Als logische Folge werden sich die irakischen Sunniten dann weigern,
unter die Aufsicht von Bagdad zu geraten und ebenfalls ihre Unabhängigkeit
verlangen. Bekämen sie diese, wird
- dies die Annahme von Meyssan -
Washington eine Monarchie verhängen und den Thron der haschemitischen
Familie anvertrauen. Der jordanische Prinz Ali und seine Frau, Prinzessin Rym, die Tochter
von Lakhdar Brahimi und ehemalige Moderatorin von CNN, könnten dann ihre Herrscher werden. Im
Gegenzug würde Jordanien ein wiederholt abgelehntes Gesetz erlassen, gemäss dem
die Bewohner von Gaza die jordanische Staatsbürgerschaft erhielten. Da das Königreich
dem Golf-Kooperationsrat beigetreten ist, könnten die Bewohner des
Gazastreifens dann ihr Land verlassen, um in Saudi-Arabien oder in den
Vereinigten Arabischen Emiraten als Jordanier
- und nicht als Palästinenser -
zu arbeiten. Die Frage der Verlegung der Bevölkerung liesse sich dann
mit der Zeit regeln. Dieser zynische Plan könnte jedoch durch Russland gestört
werden, da Moskau angekündigt hat, dass es nicht auf die Sitzung des
Sicherheitsrates, die über den Kampf gegen das IS diskutieren wird, zu warten
brauche, um ihn zu bekämpfen.
Was den besonderen Fall des Senators John McCain, den Dirigenten des
Arabischen Frühlings und langjährigen Gesprächspartner des Kalifen Ibrahim
betrifft, so sind die von Meyssan zu diesem festgehaltenen Fakten gerade im
Hinblick auf die Entwicklung des IS von nicht zu unterschätzendem Interesse. [4]
Eigentlich sollte es inzwischen hinlänglich bekannt sein, dass sich der
Senator im Mai 2013 mit Ibrahim al-Badri, inzwischen Kalif Abu Bakr
al-Baghdadi, getroffen hatte. Wie Meyssan hierzu genauer ausführt, war McCain
über die Türkei illegal in die Nähe von Idlib in Syrien gelangt, um mit Führern
der ›bewaffneten Opposition‹ zusammenzutreffen. Seine Reise wurde
erst nach seiner Rückkehr in Washington bekannt. Das Ganze war von der ›Syrian Emergency Task Force‹ organisiert worden, die jedoch,
entgegen ihrer Bezeichnung, eine zionistische Organisation ist und von einem
palästinensischen Mitarbeiter der AIPAC geleitet wird.
Auf den damals veröffentlichen Fotografien stellt man die Gegenwart von
Mohammad Nur fest, Sprecher der Sturm-Brigade des Nordens [d.h. der
al-Nusra-Front], die 11 libanesische schiitische Pilger entführt hatte und in
Azaz festhielt. Über seine Nähe zu Mitgliedern der Geiselnehmer befragt,
beteuerte der Senator, Mohammad Nur nicht zu kennen; dieser hätte sich auf
eigene Initiative hin eingeladen resp. zu der Aufnahme gesellt. Der Fall
verursachte erheblichen Lärm; die Familien der entführten Pilger reichten gegen
McCain eine Beschwerde beim libanesischen Gerichtshof wegen Mittäterschaft bei
der Entführung ein, in deren Folge eine Vereinbarung erzielt wurde, so dass die
Pilger freikamen. Nehmen wir einmal an, McCain hätte die Wahrheit gesagt und
wäre von Mohammad Nur missbraucht worden. Dennoch bleibt, dass der Zweck seiner
illegalen Reise nach Syrien der war, den Generalstab der Freien Syrischen Armee
FSA zu treffen. McCain zufolge besteht letztere
ausschliesslich aus Syrern, die für die Freiheit, also gegen die
Alawiten-Diktatur kämpfen. Was nun die Fotos angeht, so hätten die
Organisatoren der Reise diese veröffentlicht, um das Treffen zu bezeugen. Auf
einer der Aufnahmen ist Brigadegeneral Salem Ibrahim, der Leiter der Freien
Syrischen Armee, zu sehen, ebenso Ibrahim al-Badri, mit dem McCain im Gespräch
begriffen ist. Nach der Rückkehr von seiner Reise behauptete McCain ferner,
dass alle verantwortlichen Militärs der FSA »Gemässigte wären, denen wir vertrauen können.« Hingegen
stand Ibrahim al-Badri, alias Abu Du’a, seit dem 4. Oktober 2011 auf der Liste
der fünf von der USA meistgesuchten Terroristen. Für denjenigen, der bei seiner
Festnahme helfen würde, wurde eine Prämie von 10 Millionen $ geboten. [5] Ferner war
er am 5. Oktober als Mitglied von al-Kaida auf die Liste des
Sanktionsausschusses der Vereinten Nationen gesetzt worden. Ibrahim al-Badri
hatte einen Monat vor dem Empfang von McCain unter dem Kriegsnamen Abu Bakr
Al-Baghdadi den ›Islamischen Staat
im Irak und in der Levante‹ [resp.
in Syrien] errichtet, der inzwischen nur noch als IS bezeichnet wird. Dies,
obwohl er noch immer der FSA angehörte. Er bekannte sich zu dem Angriff auf die
Gefängnisse von Tadsch und Abu Ghraib im Irak, bei denen zwischen 500 und 1.000
Dschihadisten befreit wurden, die sich dann seiner Organisation anschlossen.
Dieser Angriff war mit anderen, fast gleichzeitig erfolgenden Operationen in 8
Ländern koordiniert. Der Fall war so seltsam, dass Interpol eine Bekanntmachung
erliess und die Unterstützung der 190 Mitgliedsländer forderte.
»Ich für meinen Teil«, so Meyssan hierzu wörtlich, »habe immer gesagt, dass es keinen
Unterschied zwischen der Freien Syrischen Armee, der al-Nusra-Front, dem IS,
usw., gibt. All diese Organisationen bestehen aus den gleichen Personen, die
dauernd ihre Fahne wechseln. Wenn sie sich zur FSA bekennen, zeigen sie die
Flagge der französischen Kolonialisierung und sprechen vom Sturz des ›Hundes Baschar‹. Wenn sie behaupten, der al-Nusra anzugehören, tragen sie die
Fahne von al-Kaida und erklären, den Islam in der ganzen Welt verbreiten zu
wollen. Und wenn sie sich auf den IS berufen, so schwenken sie jetzt die Fahne
des Kalifats und verkünden, dass sie die Gegend von allen Ungläubigen reinigen
werden. Aber was auch immer ihr Label ist, sie verüben die gleichen
Misshandlungen: Vergewaltigung, Folter, Enthauptungen und Kreuzigungen.« Indessen haben weder McCain noch
seine Begleiter von der ›Syrian
Emergency Task Force‹ dem
Aussenministerium die sich in ihrem Besitz befindlichen Angaben zu Ibrahim
al-Badri ausgehändigt, noch haben sie sich um den auf diesen ausgesetzten Preis
bemüht; so haben sie auch nicht den Anti-Terror-Ausschuss der Vereinten
Nationen informiert.
Nun ist McCain natürlich nicht nur das Haupt der politischen Opposition
gegen Obama, er ist gleichzeitig auch
einer seiner hohen Beamten, nämlich seit Januar 1993 Präsident des ›International Republican Institute‹ IRI, dem republikanischen Zweig der
NED/CIA, dessen Budget vom Kongress festgelegt wird. Dem IRI wird in vielen
Staaten jegliche Tätigkeit untersagt, da es mit dem britischen Geheimdienst zusammenarbeitet.
Die Liste von John McCains Interventionen im Auftrag des Aussenministeriums ist
beeindruckend: Er war an allen Farben-Revolutionen der letzten zwanzig Jahre beteiligt.
2003 hatte die USA den Irak erneut angegriffen und Saddam Hussein gestürzt; und
John McCain war einer der wichtigsten Verantwortlichen des hierzu eingesetzten ›Komitees zur Befreiung des Iraks‹. Nachdem das Land ein Jahr lang einem
privaten Unternehmen zur Ausplündern anvertraut worden war, wurde versucht, den
Irak in drei getrennte Staaten aufzuteilen, was jedoch auf Grund des
Widerstands der Bevölkerung aufgegeben werden musste. Ein zweiter Anlauf
erfolgte 2007 mit Hilfe der ›Biden-Brownback
Resolution‹, was ebenfalls
fehlschlug. Daher die jetzige aktuelle Strategie, die bemüht ist, dieses
Ziel mit Hilfe eines nichtstaatlichen Akteurs zu erreichen: mit dem Islamischen
Staat. Die Vorbereitungen für diese Operation sind lange zuvor erfolgt, d.h.
noch vor dem Treffen des Senators mit Ibrahim al-Badri. So zeigt die interne
Korrespondenz des Aussenministeriums von Katar,
die von Meyssans Freunden James und Joanne Moriarty veröffentlicht wurde [6], dass im
Jahr 2012 von der NATO auf Kosten Katars 5000 Dschihadisten in Libyen
ausgebildet wurden und dass der zukünftige Kalif gleichzeitig 2,5 Millionen $
bereitstellte.
Diesen Januar hielt der US-Kongress ein geheimes Treffen ab, in dem die
Finanzierung der al-Nusra-Front und des IS unter Verletzung des Völkerrechts
bis September 2014 akzeptiert wurde. Obwohl nicht bekannt ist, was während
dieser von der britischen Agentur Reuters aufgedeckten Sitzung wirklich
beschlossen wurde - bezüglich der es
kein amerikanisches Medium wagte, die Zensur zu riskieren - ist es hochgradig wahrscheinlich, dass das
Gesetz eine Komponente zur Bewaffnung und Ausbildung der Dschihadisten enthält.
Wie Meyssan Anfang Februar darlegte, erklärte das auf die US-Finanzierung
stolze Saudi-Arabien auf seinem öffentlichen Fernsehkanal ›Al-Arabiya‹, dass der
IS unter der Autorität des Prinzen Abdul Rahman al-Faisal, dem Bruder von Prinz
Saud al-Faisal [Minister für auswärtige Angelegenheiten] und Prinz Turki
al-Faisal [Botschafter von Saudi-Arabien in der USA und im Vereinigten
Königreich] stehe. [7]
Der IS ist ein neuer Schritt des Söldnertums. Im Gegensatz zu den
Dschihadisten, die in Afghanistan, Bosnien und Tschetschenien im Verbund mit
Osama bin Laden kämpften, stellt er keine Aushilfskraft dar, sondern vielmehr
eine Armee in sich selbst und verfügt über hochentwickelte integrierte
Kommunikationsmittel, die dazu aufrufen, dem IS anzuhängen, ebenso über zivile,
in westlichen Schulen ausgebildete Kräfte, die in der Lage sind, die Verwaltung
eines Territoriums sofort zu übernehmen. Die von Saudi-Arabien gekauften
ukrainischen Waffen wurden von den türkischen Geheimdiensten eskortiert und dem
IS übergeben. Die letzten Details hierzu waren zusammen mit dem Barzani-Clan
anlässlich des Treffens der Dschihad-Gruppen in Amman am 1. Juni 2014
koordiniert worden. [8] 4 Tage später setzte dann der vom IS und der
regionalen Regierung Kurdistans gemeinsam durchgeführte Angriff auf den Irak
ein. Wie bereits erwähnt, besetzte der IS den sunnitischen Teil des Landes,
während die kurdische Regionalregierung ihr Hoheitsgebiet um mehr als 40 %
vergrösserte. Die religiösen Minderheiten flohen aus dem sunnitischen Bereich
vor den Greueltaten der Dschihadisten, und ebneten somit den Weg für die Dreiteilung
des Landes. Das Pentagon griff nicht ein, sondern liess den
IS Eroberungen und Massaker fortsetzen, wodurch das zwischen dem Irak und der
USA bestehende Verteidigungsabkommen verletzt wurde. Erst einen Monat später,
als die Permerschgas der kurdischen Regionalregierung sich zurückgezogen
hatten, ohne in den Kampf einzugreifen, und erst als die Emotionen der
Öffentlichkeit weltweit hochgingen, gab Obama den Befehl, die Stellungen des IS
zu bombardieren. Hierzu erklärte jedoch General William Mayville, der
Operationsdirektor im Generalstab: »Diese Bombardierungen sind kaum dazu geeignet, die Gesamtkapazität des IS
zu treffen oder eine Auswirkung auf dessen Aktivitäten in anderen Teilen des
Iraks oder Syrien zu haben.« [9]. Offensichtlich waren sie
nicht dazu gedacht, die Dschihad-Armee zu zerstören, sondern lediglich dafür,
sicherzustellen, dass keiner der Akteure über das ihm zugewiesene Gebiet
hinausging. Es war definitiv nur die Intervention der Kurden der türkischen und
syrischen PKK, die das Vordringen des IS gestoppt haben und einen Korridor
öffneten, der es der Bevölkerung ermöglichte, dem Massaker zu entkommen.
Kobane Die Stadt steht offenbar vor dem Fall. Wie ›German Foreign Policy‹
schreibt, hat die deutsche Kanzlerin schwere Vorwürfe gegen die Türkei erhoben.
Man müsse »von einem NATO-Land erwarten
dürfen«, dass es »seine Prioritäten richtig setzt« und dem Kampf gegen den IS
endlich Vorrang einräume, so Merkel am 8. 10. mit Blick auf die katastrophale
Lage in Kobane. Ihre Vorwürfe gegen Ankara sind erstaunlich, da der
Bundesnachrichtendienst BND die Türkei seit langem systematisch ausspioniert
und Berlin daher Kenntnis von der türkischen Unterstützung für den IS gehabt
haben muss, ohne Einwände zu erheben. Auch gegen Massnahmen, die von der
USA und Saudi-Arabien im Libanon und in Syrien aus strategischen Gründen
ergriffen wurden, ist Berlin nicht eingeschritten, obwohl diese dem IS oder
salafistischen Milizen, die ihn heute unterstützen, ebenfalls zugute kamen. Die
deutschen Inlandsgeheimdienste und Landesämter für Verfassungsschutz hatten im
übrigen bereits 2013 davon Kenntnis, dass deutsche Salafisten, die sich dem IS
anschlossen - inzwischen handelt es um mindestens 400 Personen - ihre Einreise
nach Syrien gewöhnlich über die Türkei vollzogen. Abgesehen davon ist es nicht
wirklich nachvollziehbar, dass der BND bei seiner umfassenden Spionage in der
Türkei nichts von der systematischen Anwerbung von IS-Kämpfern, von der Einfuhr
des vom IS geförderten Erdöls oder von der Behandlung von IS-Milizionären in
türkischen Krankenhäusern erfahren haben soll. Hätten die deutschen Prioritäten
damals dort gelegen, wo Merkel die türkischen Prioritäten heute wünscht,
nämlich beim Kampf gegen den IS, dann hätte die erstarkende Terrortruppe
eventuell gestoppt werden können. Ohnehin basiert der Erfolg des IS auf einer
langfristigen Förderung salafistischer Organisationen in Nah- und Mittelost, die
vom Westen aus geostrategischen Motiven gebilligt wurde und auch unter den
Augen deutscher Stellen geschah.
Kaum vorstellbar ist auch, dass Berlin nichts von dem ›Bandar-Plan‹ mitbekommen haben soll,
mit dem insbesondere die USA in Kooperation mit Saudi-Arabien al-Assads Sturz
beschleunigen wollte. Der nach dem saudischen Geheimdienstchef Prinz Bandar bin
Sultan [von 2012 bis 2014] benannte Plan umfasste laut dem Tel Aviver ›Institute for National Security
Studies‹ folgende Elemente:
Saudi-Arabien sollte in Syrien neue aufständische Milizen gründen, ausserdem
bereits bestehende, mit al-Qaida kooperierende Gruppen mit Agenten und Kämpfern
infiltrieren, um sie zu steuern - dabei kommen der Sache nach vor allem die
al-Nusra-Front und der IS in Frage - und
drittens sollten jihadistische Vereinigungen, die sich nicht infiltrieren
liessen, mit anderen Mitteln gesteuert werden. Das Institut kommt zu dem
Schluss, dass bei der Umsetzung des ›Bandar-Plans‹ auch der IS Geld, Training und
religiöse Unterstützung aus Saudi-Arabien erhielt, wenngleich womöglich
offiziell nicht vom saudischen Staat, sondern von ›Privatfinanziers‹. Dies
wurde gestoppt, als der IS aus dem Ruder zu laufen und sich gegen westliche
Interessen zu wenden begann. Hätten Berlins Prioritäten nicht darin bestanden,
mit Saudi-Arabien eng zu kooperieren -
bis hin zu massiver Aufrüstung - und
den ›Bandar-Plan‹ zu tolerieren, dann wären Merkels
aktuelle Vorwürfe gegen die Türkei womöglich etwas glaubwürdiger. Ankara
verweigert den syrisch-kurdischen Kämpfern, die die Stadt gegen den Ansturm des
IS zu verteidigen suchen, jegliche Unterstützung; Beobachter mutmassen, dass
eine Eroberung Kobanes durch den IS der türkischen Regierung aus
geostrategischen Motiven womöglich sogar recht käme. In der Tat hält sich die
Türkei, die nie Bedenken hatte, Militärschläge gegen die PKK auch jenseits
ihrer Grenzen zu führen, aus dem aktuellen Kampf um das unmittelbar jenseits
der Grenze gelegene Kobane vollständig heraus. Hinter der Weigerung Ankaras,
dem Druck des Westens nachzugeben und zur Verteidigung von Kobane gegen den IS
beizutragen, stehen tatsächlich vor allem geostrategische Pläne, um Teile
Nordsyriens unter türkische Kontrolle zu bekommen. [10]
Quelle: http://www.voltairenet.org/article185321.html 20 septembre 2014 Le retour du plan US de remodelage du ›Moyen-Orient élargi‹ par
Thierry Meyssan
[1] http://strategicstudiesinstitute.army.mil/pubs/parameters/Articles/01winter/peters.htm Stability, America's Enemy – by Ralph Peters in ›Parameters‹,
Winter 2001-02, pp. 5-20
[2] http://www.voltairenet.org/article184659.html 8. 7. 14 Enthüllungen der PKK über den Angriff des EIIL und die Schaffung von ›Kurdistan‹
[3] http://www.voltairenet.org/article184861.html 26 juillet 2014
Ein globaler Dschihad gegen die BRIC-Staaten? - Von Alfredo Jalife-Rahme
[4] http://www.voltairenet.org/article185073.html
18 août 2014 John McCain, le chef d’orchestre du «printemps arabe», et le Calife - par
Thierry Meyssan
- auszugsweise -
[5] http://www.rewardsforjustice.net/english/most-wanted/all-regions.html Wanted for Terrorism - Rewards for Justice Program, Department of
State
[6] http://www.libyanwarthetruth.com/official-document-qatar-embassy-tripoli-confirms-sending-1800-islamic-extremists-trained-libya-fight Fri, 09/20/2013 Official Document - Qatar Embassy Tripoli Confirms Sending 1800 Islamic
Extremists Trained in Libya to Fight in Syria
[7] http://www.voltairenet.org/article182032.html 3 février 2014 L’ÉIIL est commandé par le prince Abdul Rahman
[8] http://www.voltairenet.org/article184653.html 8 juillet 2014 Révélations du PKK sur l’attaque de l’ÉIIL et la création du «Kurdistan»
[9] http://cdn.defenseone.com/defenseone/interstitial.html?v=2.1.1&rf=http%3A%2F%2Fwww.defenseone.com%2Fthreats%2F2014%2F08%2Fus-air-strikes-are-having-limited-effect-isil%2F91190%2F August 11, 2014 U.S. Air Strikes Are Having a Limited Effect on ISIL
[10] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58968 9. 10. 14 Berliner Prioritäten
Siehe hierzu auch
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1824 16. 10. 11 Landinvasion der USA im Nahen Osten und in Zentralasien? - Von Sorcha
Faal
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