Junge Männer, die die Kultur der Gewalt mitbringen - Von Bassam Tibi 22.05.2016 20:23
Dieser Beitrag stammt aus der Feder des emeritierten Politologen
der Universität Göttingen:
Viele meiner deutschen Gesprächspartner
scheinen die Gewalt, die in der Tradition einer orientalisch-patriarchalischen
Kultur gegen Frauen steht, nicht zu verstehen. Im Orient gilt die Frau nicht
als Subjekt, sondern als Gegenstand der Ehre eines Mannes. Die Schändung einer
Frau wird nicht nur als Sexhandlung und Verbrechen an der Frau selbst
betrachtet, sondern eher als ein Akt der Demütigung des Mannes, dem sie gehört.
In diesem barbarischen Krieg in Syrien, der völlig falsch als ›Bürgerkrieg‹ bezeichnet wird - dort
kämpfen keine Bürger, sondern ethnisch-religiöse Kollektive gegeneinander
- vergewaltigen schiitisch-alawitische
Soldaten der syrischen Armee Frauen der sunnitischen Opposition als Mittel der
Kriegsführung. Mit der Vergewaltigung zielen diese Alawiten auf eine Entehrung
der Männer der sunnitischen Opposition. Die sunnitischen ›Rebellen‹ tun
ihrerseits dasselbe mit alawitischen Frauen. Es ist ein Krieg aller gegen alle
mit den Frauen als Faustpfand. Köln
war kein Einzelfall Als Syrer aus Damaskus staune ich über das Unwissen und die
Naivität der Bundeskanzlerin und ihrer Verteidigungsministerin, die glauben,
auf Konferenzen in Genf und München den Krieg beenden zu können. Dieser Krieg
aber ist als ein ›protracted
conflict‹ einzustufen, der uns noch
jahrelang begleiten wird. Es ist ein Kriegstyp, den ich ›irregulärer nicht staatlicher Krieg‹ nenne. Unter den Kriegsflüchtlingen
befinden sich nicht nur Opfer der Gewalt, sondern auch viele Täter, ja sogar
zahlreiche Islamisten. Hinzu kommt, daß diese vorwiegend jungen Männer im Alter
von 14 bis 20 Jahren die Kultur der Gewalt, auch die gegenüber Frauen, mit sich
aus Nahost nach Deutschland bringen. Die Silvesternacht in Köln ist nur ein
Beweis hierfür und kein Einzelfall, wie uns Politiker vormachen wollen, um die
Bedeutung der Angelegenheit herunterzuspielen. Unabhängig vom Krieg ist das
Frauenbild in der arabisch-orientalischen Kultur patriarchalisch, ja umfassend
menschenverachtend. Dieses Frauenbild darf in Europa nicht unter dem Mantel des Respekts
für andere Kulturen geduldet werden. Und es geht dem arabischen Mann
bei der ausgeübten sexuellen Gewalt nicht nur um die ›sexuelle Attraktion‹
der europäischen Frau, sondern auch um den europäischen Mann, dessen Ehre der
Orientale beschmutzen will. So ist es auch in Köln geschehen. Köln war nur der
Anfang. Wenn Deutschland über 1 Million Menschen aus der Welt des Islams holt
und ihre Erwartungen nicht erfüllt, muß man sich auf einiges gefaßt machen. Aus
der Werbung glauben diese jungen Männer zu wissen, daß jeder Europäer eine Luxuswohnung,
ein Auto und eine ›hübsche Blondine‹ hat; sie denken, daß sie dies auch
bekommen und am Wohlstand beteiligt werden. Wenn aber diese jungen Männer
stattdessen in eine Notunterbringung in Schul- und Sporthallen kommen, dann
fühlen sie sich betrogen, ja diskriminiert. Also entwickeln sie Rachegefühle
gegenüber dem europäischen Mann. Die enttäuschten und wütenden arabischen
Männer rächten sich daher in Köln und Hamburg an den deutschen Männern, die durch
deren Frauen vertreten sind. Als Syrer, der einen aufgeklärten Islam vertritt und
für Respekt gegenüber Frauen einsteht, sage ich: Das war ein kulturell
verankerter Racheakt. Was hier zu kritisieren ist, ist nicht nur die so oft
beklagte falsche Toleranz, sondern auch die Unwissenheit über andere Kulturen.
Die Zahl der Toten, die der Konflikt zwischen Sunniten und
Alawiten, der sich zu einem blutigen Krieg entwickelt hat, verursacht hat, beträgt
inzwischen etwa eine halbe Million Syrer, darunter Hunderttausende von
Alawiten, der Rest sind Sunniten. Diese Kategorie von Konflikten ist schwer zu
lösen. Ein Beispiel hierfür aus der Vergangenheit ist auch der Libanon-Konflikt
zwischen Christen und Muslimen, der von 1975 bis 1990, also 15 Jahre gedauert
hat.
Die
Religion gehört Allah In Syrien hat der Konflikt eine lange Geschichte. Die syrische
Hauptstadt Damaskus ist die älteste noch bewohnte Stadt der Welt; sie war von
661 bis 750 die Hauptstadt des Omayyaden-Reiches, also des ersten imperialen
Kalifats im Islam, das sich von Spanien bis West-China erstreckte. Im späten
19. Jahrhundert wurde von Christen und Muslimen die europäische Idee der Nation
übernommen, in der beide gleichberechtigt lebten - also anders als im Kalifat,
wo die Christen als Gläubige zweiter Klasse galten. Daraus ging der säkulare
Panarabismus hervor. Nach der Auflösung des Osmanischen Reiches wurde Syrien
1920 bis 1945 französisches Mandatsgebiet, danach eine unabhängige, säkulare
Republik. In diesem säkularen Syrien bin ich 1944 in Damaskus als Sprössling
der Ashraf-Aristokratenfamilie Banu al-Tibi geboren. Unsere Werteorientierung
war: Die Religion gehört Allah, aber das Vaterland allen. So dachte die
sunnitische Mehrheit, etwa 70 % und lebte mit einer Vielzahl von religiösen und
ethnischen Minderheiten in gegenseitigem Respekt.
Blutige
Rachegelüste Damaskus war eine friedliche Stadt mit einem Christen- und einem
Kurdenviertel. Das änderte sich nach 1970, als der alawitisch-schiitische
General Hafiz al-Assad die Macht ergriff. In den folgenden Jahren gelang es
ihm, alle Schlüsselpositionen in Armee und Sicherheitsdiensten mit Alawiten zu
besetzen.
Inspiriert vom Arabischen Frühling 2011 gab es einen Aufstand der
sunnitischen Mehrheit gegen die Alawiten-Herrschaft. Daraus ging der
gegenwärtige Krieg hervor. Eine blutige und mit Rachegelüsten beladene Feindeslinie
zwischen Sunniten und Alawiten charakterisiert diesen Konflikt. Alawiten und
Sunniten haben keine gemeinsame Zukunft. Diesen Konflikt können weder regionale
noch internationale Mächte in den Griff bekommen. Im Syrien-Konflikt ist es
wichtig zu verstehen, daß Putin nicht aus Sympathie für Assad seine russische
militärische Macht einsetzt, sondern allein in dem Bestreben, den Westen zu
zwingen, Rußland als gleichwertigen Akteur anzuerkennen. Auf der Münchner
Sicherheitskonferenz im Februar 2016 wurde deutlich, daß Putin dieses Ziel
erreicht hat.
Der Syrienkonflikt ist beispielhaft für einen laufenden Prozeß des
Staatszerfalls in Nahost. Dieser findet gegenwärtig auch im Irak, in Libyen und
im Jemen statt. Die Folge hiervon wird sein, daß in den nächsten Jahren
gewaltige demografische Lawinen auf Europa zukommen. Deutschland gilt dank der
Einladung von Kanzlerin Merkel als Hauptziel der Flüchtlinge. Die anderen
Europäer machen aber nicht mit. Der Kinderstreit zwischen allen deutschen
Parteien über Obergrenzen und eine Limitierung der Zahl belegt, daß deutsche
Politikerinnen und Politiker die Dimension der Probleme nicht verstehen.
Bundeskanzlerin Merkel hat sich Anfang 2015 nach den Morden in Paris Schulter
an Schulter mit Islamfunktionären an einer öffentlichen Demonstration in Berlin
beteiligt, die einen europäischen Islam heftig bekämpfen – und sie weiß noch
nicht einmal, was sie da tut. Ihre Syrien- und Flüchtlingspolitik liegt auf
dieser Linie. Während deutsche Politiker und deutsche Gutmenschen ›in einem deutschen Pathos des
Absoluten‹ [Theodor W. Adorno] über
Toleranz und das Elend der Flüchtlinge reden, lachen viele Islamisten verächtlich
und nennen diese Debatten ›byzantinisches
Geschwätz‹.
Weit
und breit kein Euro-Islam Der Ursprung des Begriffs ist aufschlußreich: Im Jahre 1453 wurde
die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel von einer islamisch-osmanischen
Armee belagert. Während dieser Belagerung erschöpften sich Byzantiner und
christliche Mönche trotz des Ernstes der Lage in Debatten über magische und
religiöse Formeln. Im selben Jahr, 1453, eroberte der islamische Sultan Mehmed
II. mit seinen Truppen erfolgreich Konstantinopel und verwandelte die Stadt in
ein islamisches Istanbul. Islamische Historiker nennen solche Debatten darum
seit jener Zeit ›byzantinisches
Geschwätz‹. Als Syrer aus Damaskus
lebe ich seit 1962 in Deutschland, und ich weiß: Patriarchalisch gesinnte
Männer aus einer frauenfeindlichen Kultur lassen sich nicht integrieren. Ein
europäischer, ziviler Islam, den die Islamfunktionäre hierzulande als
Euro-Islam ablehnen, wäre die Alternative. Zurzeit ist er chancenlos. Mein
Lehrer Max Horkheimer hat Europa als ›Insel
der Freiheit im Ozean der Gewaltherrschaft‹
bezeichnet. Diese Freiheit sehe ich heute gefährdet. [1]
Die vom deutschen Bundesamt jetzt Mitte Mai veröffentlichten Daten
dürften auch auf andere EU-Länder wie Schweden, Dänemark oder beispielsweise
Holland zutreffen. Aus diesen geht hervor, daß drei Viertel der 2015 nach
Deutschland gekommenen Flüchtlinge männlich und gut zwei Drittel hiervon, also
68 %, jünger als 33 Jahre alt sind. Was ihre Bildung anbelangt, so hält der
Bericht fest, daß Afghanen, Eritreer, Pakistaner und Menschen aus den Westbalkanstaaten
ein durchschnittlich geringeres Bildungsniveau haben, während Syrer und Iraner
häufig besser ausgebildet seien. [2]
Tödlicher
Zynismus »Die Chronik der menschlichen ›Kollateralschäden‹
durch obrigkeitlich verordneter ›Willkommenskultur‹ und ungeregelter Masseneinwanderung«, schreibt Michael Paulwitz in der Zeitung ›Junge Freiheit‹ [3], »ist um ein trauriges
Kapitel länger. Der in Bonn brutal zu Tode getretene 17jährige Niklas P. steht
in einer Reihe mit dem in Kirchweyhe erschlagenen Daniel, dem am Alexanderplatz
totgeprügelten Jonny und all den vielen Opfern von Migrantengewalt, die es
nicht in die Schlagzeilen geschafft haben. Der Fall Niklas ist kein Einzelfall,
so wenig wie der eiskalte Tötungswille des mutmaßlichen Täters Walid S.
außergewöhnlich ist. Wer nach dem ersten brutalen Hieb nochmals kehrtmacht, um
einem wehr- und bewußtlos am Boden Liegenden den tödlichen Tritt gegen den Kopf
zu versetzen, handelt heimtückisch und mit Vorsatz. Nach bislang geltendem
Rechtsverständnis begründet das zumindest einen Mordverdacht. Trotzdem wurde
Haftbefehl lediglich wegen ›Totschlags ‹ erlassen. Die Angehörigen des
Getöteten, dessen junges Leben so brutal beendet wurde, werden sich auf ein
Urteil einstellen müssen, bei dem der Gedanke an Sühne und Abschreckung sich
wohl wieder ganz hinten anstellen muß.
Professionelle
Verharmloser Der Tatverdächtige, lassen die Ermittler durchblicken, sei wegen
Gewaltdelikten ›schon mehrfach in
Erscheinung getreten‹. Ein
Intensivtäter also. Zu einer wirksamen Strafe hat das allem Anschein nach
bislang nicht gereicht. Wäre dem so, könnte Niklas P. vielleicht noch am Leben
sein. Auch Kuscheljustiz kann töten. Die mörderische Verachtung, mit der ein
weiteres Mal ein junger Deutscher zu Tode gebracht wurde, ist ähnlich
grenzenlos wie der kaltschnäuzige Zynismus der professionellen Verharmloser und
Vertuscher. ›Unbekannte‹ und ›junge Männer‹ hätten
Niklas ins Krankenhaus geprügelt, wo er nach sechs Tagen im Koma starb, hieß es
in ersten Meldungen. Nur beiläufig war von ›braunem
Hauttyp‹ zu lesen. Der Tatverdächtige
selbst wurde zunächst als Italiener präsentiert. Ein in Italien geborener Sohn
marokkanischer Einwanderer, wie sich schnell herausstellte. Der leitende
Staatsanwalt wollte diesen ›weiteren
Migrationshintergrund‹ nicht
preisgeben – aus ›ermittlungstaktischen
Gründen‹, welchen auch immer.
Angst
vor ›Instrumentalisierung‹ Die größte Sorge der üblichen Verdächtigen aus Politik, Kirchen,
Gewerkschaften, Medien ist nicht das Leben und die körperliche Unversehrtheit
argloser junger Menschen wie Niklas, die ihr Leben riskieren, wenn sie in einem
vom Diplomatenviertel zum multikulturellen Alptraum heruntergekommenen
Brennpunkt-Stadtteil wie Bad Godesberg ausgehen. Sie sorgen sich um die ›Instrumentalisierung‹ durch ›Rechte‹. Instrumentalisierung
ist dabei ein Codewort für das Aussprechen des Offensichtlichen: Daß es deutschfeindliche
Einwanderergewalt ist, die ein ums andere Mal Junge und Alte, Männer und Frauen
beraubt, gedemütigt, verprügelt oder totgeschlagen auf der Strecke bleiben
läßt. Wo sich nur der Verdacht regt, jemand könnte das sorgsam gehütete Tabu
ansprechen, ist sofort eine professionell aus dem Boden gestampfte Quersteller-
und Buntbleiber-Kundgebung zur Stelle, die das Verbrechen selbst dreist und
skrupellos für groteske und schamlose ›Antirassismus‹-Propaganda mißbraucht. Man kennt das
aus Kirchweyhe. Auch die Angehörigen und Freunde von Niklas mußten, wie die von
Daniel, den höhnischen Mummenschanz erdulden.
Deutschenhaß tötet. Unmittelbar, wenn er von aggressiven
orientalischen Jungmannen im Bewußtsein der von einer schwachen und
wehrlosen Aufnahmegesellschaft gewährten Narrenfreiheit hemmungslos ausgelebt
wird.
Schleichend und indirekt, wenn ideologisch motivierte
Einwanderungspolitik ganze Siedlungen und Stadtteile in ›No go areas‹ und
Gewalt-Brutstätten umkippen läßt und grünlinksbunte Multikulti-Apologeten,
zerfressen vom ›Deutschland verrecke‹-Selbsthaß, jedes Aufbegehren gegen
die von ihnen selbst mitverschuldeten Zustände mit der ›Antirassismus‹-Keule zu
ersticken trachten.
Niklas P. wird nicht der letzte bleiben, der für diesen Zynismus
mit seinem Leben bezahlen muß.«
Was sich bereits bewahrheitet
hat: In der Nacht zum 21. 5. ereignete sich in Aschaffenburg ein
weiterer Überfall derselben Art: Ein 21-Jähriger wurde gegen 3.00 Uhr früh von
drei Unbekannten provoziert und angegriffen. Laut einer Zeugenaussage schlugen
die Männer ihr Opfer nieder und traten ihm gegen den Kopf. Der 21-jährige kam
mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus. Die Täter sind auf der Flucht.
[1] http://www.welt.de/debatte/kommentare/article155134929/Junge-Maenner-die-die-Kultur-der-Gewalt-mitbringen.html 8. 5. 16 Der Gastkommentar des Autors Bassam Tibi erschien in der Ausgabe der ›Welt‹ vom 8. Mai mit folgendem Vermerk: »Den Text veröffentlichen wir
mit freundlicher Genehmigung des Verlags Kiepenheuer & Witsch. Er ist ein
Vorabdruck aus dem im Mai erscheinenden Buch Alice Schwarzers: ›Der Schock – Die Silvesternacht von
Köln‹.«
[2] http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/bamf-studie-fluechtlinge-ueberwiegend-jung-und-maennlich-14242162.html 19. 5. 16 Überwiegend jung und männlich
Übergriffen
der Silvesternacht in Köln In diesem barbarischen Krieg in
Syrien
[3] https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2016/toedlicher-zynismus/ 19. 5. 16 Tödlicher
Zynismus - von Michael Paulwitz
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