Zum Thema Anschläge - In diesem Fall Manchester 16.07.2017 21:42
Die ganze Perversität politischer Verhältnisse - die Rüstungsindustrie
eingeschlossen -
erschliesst sich aus dem nachfolgenden neuesten Bericht des durch seine
unermüdlichen Aufdeckungen weltweit bekannt gewordenen und mit zahlreichen
Preisen ausgezeichneten australischen Journalisten John Pilger:
Libyens Verbindung zur Tragödie von
Manchester Das Unausgesprochene in der allgemeinen
britischen Wahlkampagne ist folgendes: Die Ursachen der Greueltat von
Manchester, bei der 22 junge Menschen von einem Dschihadisten umgebracht worden
sind, werden unterdrückt gehalten, um die Geheimnisse der britischen
Aussenpolitik zu schützen. Kritische Fragen wie etwa die, warum der
Inlandgeheimdienst MI5 in Manchester terroristische ›Agenten‹ führte und
warum die Regierung die Öffentlichkeit nicht vor der Bedrohung in ihrer Mitte
warnte, bleiben unbeantwortet, durch das Versprechen einer internen ›Überprüfung‹ abgebogen.
Der mutmassliche Selbstmordattentäter,
Salman Abedi, war Teil einer Extremistengruppe, der ›Libyan Islamic
Fighting Group - ›Libysch Islamische Kampfgruppe‹ LIFG, die in
Manchester florierte und während mehr als 20 Jahren vom MI5 kultiviert und
benutzt worden war. Die LIFG, die in Libyen einen ›kompromisslosen
islamischen Staat» anstrebt und ›Teil einer ausgedehnteren, von al-Kaida inspirierten
weltweiten extremistischen Organisation ist‹, ist in
Grossbritannien als terroristische Organisation verboten.
Der ›smoking gun‹, der unwiderlegbare Beweis dafür, ist die Tatsache, dass in der Zeit,
in der Theresa May Innenministerin war, die Dschihadisten der LIFG
ungehindert quer durch Europa reisen durften und dazu ermutigt wurden, sich am Kampf
zu beteiligen: Zuerst, um Muammar al-Gaddafi in Libyen zu beseitigen, dann, um
sich al-Kaida angegliederten Gruppen in Syrien anzuschliessen. Letztes Jahr
hatte das FBI Berichten zufolge Abedi auf eine ›Terroristen-Beobachtungsliste‹ gesetzt und den MI5 gewarnt, dass sich Abedis Gruppe in Grossbritannien
nach einem ›politischen Ziel‹ umsehe. Warum wurde er nicht festgenommen und das
Netzwerk rund um ihn nicht daran gehindert, die Greueltat vom 22. Mai zu planen
und durchzuführen?
Diese Fragen stellen sich, weil aus dem
FBI etwas durchgesickert war, das den Spin vom einsamen Wolf im Gefolge des
Anschlags vom 22. Mai zerstörte; daher die panikartige, untypische, an
Washington gerichtete Empörung und die Entschuldigung von Donald Trump. Die
Schreckenstat von Manchester öffnet den Blick auf die britische Aussenpolitik
und enthüllt deren faustische Allianz mit dem extremen Islam,
insbesondere mit den unter dem Wahhabismus oder Salafismus bekannten religiösen
Gruppierungen, deren hauptsächlicher Aufseher und Banker das Öl-Königreich von
Saudi-Arabien ist, Grossbritanniens grösster Waffenkäufer.
Diese imperiale Heirat reicht bis zum Zweiten Weltkrieg und den Anfangszeiten
der Muslimbruderschaft in Ägypten zurück. Ziel der britischen Politik war, den
Pan-Arabismus, im Zuge dessen arabische Staaten einen modernen Säkularismus
entwickelten, ihre Unabhängigkeit vom imperialen
Westen behaupteten und ihre Ressourcen kontrollierten, zu unterbinden. Die
Schaffung eines habgierigen Israels sollte das beschleunigen. Der Pan-Arabismus
ist inzwischen zerschlagen; das Ziel heute ist Spaltung und Eroberung.
Die ›Manchester-Boys‹ Laut ›Middle East Eye‹ war die LIFG in Manchester im Jahre 2011 unter dem Namen ›Manchester Boys‹ bekannt. In unerbittlichem Gegensatz zu
Muammar al-Gaddafi stehend, wurden sie als Hochrisiko angesehen und unter
Überwachungsanordnungen des Innenministeriums gestellt - das heisst unter Hausarrest - als
in Libyen, einem durch eine Vielzahl von Stammesfehden geprägten Land,
Anti-Gaddafi-Demonstrationen ausbrachen. Plötzlich wurden die Überwachungsanordnungen
aufgehoben. »Ich
durfte gehen, es wurden keine Fragen gestellt«, sagte
ein LIFG-Mitglied. Der MI5 gab ihnen ihre Pässe zurück, und die
Anti-Terror-Polizei des Flughafens Heathrow wurde angewiesen, sie für ihre
Flüge an Bord gehen zu lassen.
Der Sturz Gaddafis, der Afrikas grösste
Ölreserven kontrollierte, war in Washington und London von langer Hand geplant worden. Gemäss französischem Nachrichtendienst unternahm die LIFG in
den 1990er Jahren mehrere vom britischen Geheimdienst finanzierte Mordversuche
gegen Gaddafi. Im März 2011 ergriffen
Frankreich, Grossbritannien und die USA die Gelegenheit
einer ›humanitären Intervention‹ und griffen Libyen an. Die NATO folgte ihnen unter dem Deckmantel einer
Resolution der Vereinten Nationen zum ›Schutze der
Zivilbevölkerung‹.
Im September 2016 kam eine Untersuchung
des aussenpolitischen Sonderausschusses des Unterhauses zu dem Schluss, dass
der damalige Ministerpräsident David Cameron das Land auf Grund einer Reihe ›fehlerhafter Annahmen‹ gegen Gaddafi in den Krieg führte und
dass der Angriff ›zum Aufstieg des Islamischen Staates in
Nordafrika geführt hat‹. Das Unterhauskomitee
zitierte auch die, wie es schreibt, markige Beschreibung Präsident Barack
Obamas, der die Rolle Camerons in Libyen eine ›shit show‹ nannte. In Wirklichkeit war Obama ein führender Akteur in
dieser ›shit show‹, der von
seiner kriegstreibenden Aussenministerin Hillary Clinton und den Medien, die
Gaddafi vorwarfen, er plane eine Genozid an seinem eigenen Volk, dazu gedrängt
wurde. »Wir wussten, […] wenn wir nur einen Tag länger gewartet hätten«, so
Obama, »dann hätte Bengasi, eine Stadt in der Grösse der Stadt Charlotte, ein
Massaker erleiden können, das in der ganzen Region widerhallt und das Gewissen
der Welt beschmutzt hätte.« Die Geschichte von dem Massaker war eine Erfindung
salafistischer Milizen, denen eine Niederlage durch die libyschen
Regierungstruppen drohte. Sie erzählten Reuters, es würde »ein richtiges
Blutbad, ein Massaker, wie wir es in Ruanda erlebt haben«, geben. Das
Unterhauskomitee berichtete: »Die Behauptung, dass Muammar al-Gaddafi das
Massaker an Zivilisten in Bengasi befohlen hätte, wurde durch die vorhandenen
Beweismittel nicht gestützt.«
Die Zerstörung Libyens Grossbritannien, Frankreich und die
Vereinigten Staaten haben Libyen als modernen Staat wirksam zerstört. Gemäss
ihrer eigenen Aufzeichnungen startete die NATO zu 9700 ›Angriffseinsätzen‹, von denen mehr als ein Drittel zivile
Ziele trafen. Sie umfassten Splitterbomben und Raketen mit Uransprengköpfen. Die Städte
Misrata und Sirte wurden mit Bombenteppichen überzogen. Unicef, die
Kinderorganisation der UNO, berichtete, dass ein hoher Anteil der getöteten
Kinder unter zehn Jahre alt war.
Über das Herbeiführen des Aufstiegs des
Islamischen Staates hinaus - im Gefolge
der Invasion von Tony Blair und George W. Bush im Jahre 2003 hatte der IS schon
in den Ruinen des Iraks Wurzeln geschlagen -
hatten diese ultimativen Mediävisten nun ganz Nordafrika als Basis. Der
Angriff löste auch einen Exodus von Flüchtlingen nach Europa aus. Cameron wurde
in Tripolis als Befreier gefeiert - oder er glaubte, dass er es geworden war. In
den Menschenmengen, die ihn bejubelten, befanden sich auch jene, die insgeheim
vom britischen ›Special Air Service‹ SAS, einer Spezialeinheit der britischen Armee, versorgt und
ausgebildet und wie die ›Manchester Boys‹ vom Islamischen
Staat inspiriert worden waren. Für die Amerikaner und die Briten bestand
Gaddafis wahres Verbrechen in seiner bilderstürmerischen Unabhängigkeit und seinem
Plan, aus dem Petro-Dollar auszusteigen, einer Säule der imperialen
Macht Amerikas. Mutig hatte er geplant, eine gemeinsame afrikanische Währung zu
garantieren, die durch Gold gedeckt sein sollte, eine afrikaweite Bank
einzurichten und eine Wirtschaftsunion armer Länder mit wertvollen Ressourcen
voranzubringen. Unabhängig davon, ob das geschehen wäre, war schon allein die
Vorstellung für die USA unerträglich, denn sie waren gerade dabei, in Afrika einzusteigen
und afrikanische Regierungen mit militärischen Partnerschaften zu bestechen. Nachdem
Tripolis verloren war, floh Gaddafi um sein Leben. Eine Maschine der Royal Air
Force ortete seinen Konvoi, und in den Trümmern von Sirte wurde er
gefangengenommen und von einem Fanatiker, in den Nachrichten als ›Rebell‹ beschrieben, getötet.
Nachdem sie Libyens 30 Milliarden $ schweres
Waffenarsenal geplündert hatten, rückten die ›Rebellen‹ nach
Süden vor und terrorisierten dabei Städte und Dörfer. Beim Durchqueren des
sub-saharischen Mali zerstörten sie die fragile Stabilität dieses Landes. Die
stets beflissenen Franzosen sandten Flugzeuge und Truppen in ihre ehemalige
Kolonie, um al-Kaida zu bekämpfen, die Bedrohung, die
sie selbst schaffen halfen. Am 14. Oktober 2011 gab Präsident Obama
bekannt, dass er Truppen von Spezialeinheiten nach Uganda in den dortigen Bürgerkrieg entsende. In den folgenden
Monaten wurden US-Kampftruppen in den Südsudan, in den Kongo und in die
Zentralafrikanische Republik geschickt. Nachdem Libyen gesichert war, kam
die amerikanische Invasion ins Laufen: Weitgehend ohne dass darüber berichtet
wurde.
Waffenverkäufe In London veranstaltete die britische
Regierung eine der weltgrössten Waffenmessen. Der Hype an den Messeständen war
der ›Demonstrationseffekt in Libyen‹. Die Londoner Industrie- und Handelskammer veranstaltete eine Vorveranstaltung
unter dem Titel: ›Der Nahe Osten: Ein riesiger Markt für
britische Verteidigungs- und Sicherheitsfirmen‹. Gastgeber war
die Royal Bank of Scotland, ein Hauptinvestor bei Clusterbomben,
die in Libyen ausgiebig gegen zivile Ziele eingesetzt worden waren. Der
Werbetext für die Waffenparty der Bank rühmte die ›beispiellosen
Gelegenheiten für britische Verteidigungs- und Sicherheitsfirmen‹. Diesen April weilte Premierministerin Theresa
May in Saudi-Arabien und verkaufte noch mehr britische Waffen, von denen die
Saudis schon welche im Wert von 3 Milliarden £ gegen den Jemen eingesetzt
haben. Von Kontrollräumen in Riad aus unterstützen britische Militärberater die
saudischen Bombenangriffe, durch die mehr als 10 000 Zivilisten ums Leben kamen. Heute gibt es klare
Hinweise auf eine Hungersnot. Alle 10 Minuten stirbt laut Unicef ein
jemenitisches Kind an einer vermeidbaren Krankheit.
Die Greueltat von Manchester am 22. Mai
war das Produkt solch erbarmungsloser Staatsgewalt an weit entfernten Orten,
zum grossen Teil mit britischer Förderung. Das Leben und die Namen der Opfer
kennen wir meistens nicht. Die Wahrheit hat Mühe, sich Gehör zu verschaffen,
genauso wie sie Mühe hatte, gehört zu werden, als am 7. Juli 2005 die Bomben in
der Londoner U-Bahn explodierten. Gelegentlich bricht ein Bürger das Schweigen,
so etwa der Einwohner Ost-Londons, der vor dem Kamerateam und dem Reporter von
CNN herging und mitten in die Platitüden sagte: »Irak! Wir marschierten in den
Irak ein. Was hatten wir erwartet? Los, sagen Sie es!«
An einer
grossen Medienzusammenkunft, an der ich teilnahm, äusserten viele der wichtigen
Gäste die Worte Irak und Blair als eine Art Katharsis dafür, was sie beruflich und
öffentlich nicht zu sagen wagten. Allerdings war Blair vor seinem Einmarsch in
den Irak vom ›Joint Intelligence Committee‹ gewarnt worden, dass »die Bedrohung durch al-Kaida mit Beginn einer
Militäraktion gegen den Irak zunehmen wird. Die weltweite Bedrohung durch
andere islamistische Terrorgruppen und Individuen wird signifikant ansteigen.«
Das ›Joint Intelligence Committee‹ ist ein Teil des Kabinettbüros; es informiert
das Kabinett und erstellt unter anderem täglich eine Synthese
nachrichtendienstlicher Informationen zuhanden des Premiers. Genauso wie Blair
die Gewalt seiner und George W. Bushs blutgetränkter ›shit show‹ nach Hause brachte, so bildet auch das
Verbrechen, das der von Theresa May unterstützte David Cameron in Libyen
beging, eine Einheit mit dessen schrecklichen Folgen, zu denen auch die Toten
und Verstümmelten in der Arena von Manchester vom 22. Mai gehören.
Wenig überraschend ist der Spin wieder da
Salman Abedi handelte allein; er war ein unbedeutender Krimineller: Nicht mehr
als das; das ausgedehnte Netzwerk, das durch die undichte Stelle in Amerika enthüllt
worden war, ist verschwunden. Aber die Fragen bleiben. Warum konnte Abedi frei
durch Europa nach Libyen und wieder zurück nach Manchester reisen, und das nur
Tage, bevor er sein entsetzliches Verbrechen verübte? Hatte der MI5 Theresa May
gesagt, dass das FBI ihn als Teil einer islamistischen Zelle, die in Grossbritannien
einen Anschlag auf ›ein politisches Ziel»‹plante, aufgespürt hatte? In der Wahlkampagne hatte der Führer der
Labourpartei, Jeremy Corbyn, einen vorsichtigen Bezug zu einem ›Krieg gegen den Terror, der gescheitert ist‹ hergestellt.
Wie er weiss, war das nie ein Krieg gegen den Terror, sondern ein Krieg im
Dienst von Eroberung und Unterwerfung. Palästina. Afghanistan. Irak. Libyen.
Syrien. Iran soll das nächste Land sein. Wer wird den Mut haben, das zu sagen,
bevor ein weiteres Manchester geschieht?
[1]
Anmerkung politonline d.a.: Man muss
notgedrungen immer wieder daran erinnern, dass die brutale Zerstörung Libyens
Teil des langen Kriegs der USA gegen die Menschheit ist, ein Fakt, dessen
Erwähnung von der Systempresse nur allzu gern ›vergessen‹ wird. Somit ist diese Globalisierung des Krieges noch nicht zu Ende: Denn
in der fünfjährigen US- Kampagne sind insgesamt 7 Staaten zu destabilisieren:
Der Irak, Syrien, der Libanon, Libyen, Somalia, der Sudan und zum Schluss der
Iran, wie dies der ehemalige Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte, General
Wesley Clark in ›Winning Modern Wars‹ belegt hat. [2] Ziel
dürfte derzeit Somalia sein, da Trump bereits Ende März Teile von
Somalia zur Kampfzone erklärt und dem Verteidigungsministerium die Erlaubnis
für ein aggressiveres Vorgehen gegen die dortige islamistische Miliz Al-Shabaab
gegeben hat. Wie aus dem Pentagon verlautet, darf das Militär nun zielgenaue
Luftangriffe zur Unterstützung der somalischen Truppen sowie der Eingreiftruppe
der Afrikanischen Union ›Amisom‹ fliegen, wobei die USA Somalia schon seit 15 Jahren bombardiert. [3]
Wie der Presse
zu entnehmen ist, haben nun die beiden Präsidenten Emmanuel Macron und Donald
Trump signalisiert, dass sie den libyschen General Kahlifa Haftar unterstützen wollen; Macron kündigt konkrete
Initiativen an, um das Land und seine Grenzen zu stabilisieren, jetzt da der Krieg
gegen Libyen, dem Abertausende zum Opfer fielen, das Land in das bis heute andauernde
Chaos gestürzt hat. Auf Seiten der USA heisst es einer Nachricht auf CNN vom
10. 7. zufolge, dass sich die
USA wieder »stärker diplomatisch und militärisch« in Libyen engagieren will.
Wie ›Radio France International‹ am 13. 7. vermeldete, hat sich der Chef
von Africom [http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1066
], General Thomas Waldhauser, am Abend des 12. Juli
mit Haftar im Osten von Benghasi getroffen. Haftar, der von der Regierung im
Osten des Landes als Oberbefehlshaber der Reste der libyschen Nationalarmee
eingesetzt wurde, wird auch von Ägypten unterstützt; dennoch warnte der ägyptische Präsident al-Sisi im März 2016, dass eine
ausländische Intervention aus Libyen ein zweites Somalia machen könne. Eine
Alternative zu einer westlichen Intervention sieht al-Sisi in der Unterstützung
von Haftars Libyschen Nationalen Armee, die mit dem derzeit in Tobruk
residierenden, international anerkannten Parlament des Landes verbunden ist. »Es
könnten«, so
al-Sisi, »positive
Resultate erzielt werden, wenn man die Libysche Nationalarmee unterstützt. Und
diese Resultate lassen sich erzielen, bevor wir die Verantwortung für eine
Intervention auf uns nehmen. Wenn wir der Libyschen Nationalen Armee Waffen und
Unterstützung liefern, kann sie die Aufgabe viel besser als jeder andere
bewältigen - besser als eine Intervention von aussen mit dem Risiko, dass sie
uns in eine Lage bringt, die uns aus der Hand gleiten kann, und Entwicklungen
hervorruft, die wir nicht kontrollieren können.« [4]
Die Vereinigten Arabischen
Emirate sind der andere grosse arabische Unterstützer Haftars. Wie es in einem
Bericht von Thomas Pany heisst, hat Informationen
des für den ›European Council on
Foreign Relations‹ arbeitenden
Mattia Toaldo zufolge die Trump Administration Haftar eine klare Botschaft
übermittelt, dass er bei ›jeder
Strategie, die aus Kairo oder Abu Dhabi kommt, mitspielen soll‹. [5]
Im Februar letzten Jahres
hielt Tony Cartalucci fest: »Die NATO entsendet Truppen nach Libyen, um die selbst geschaffenen
Terroristen zu bekämpfen - Es seien bis zu 6000 Soldaten unterwegs, um
in Libyen einzumarschieren und das Land zu besetzen. Dabei sollen insbesondere
die Erdölfelder in Besitz genommen werden, die angeblich von Terroristen,
die wiederum von der NATO mit Waffen versorgt und 2011 an die Macht gebracht
wurden, bedroht sind.« [6]
Vergessen wir nicht, dass
sich, wie dies das Stockholmer Friedensforschungsinstitut
SIPRI diesen April aufgezeigt hat, ausgerechnet »Politiker der Grünen beim
Libyen-Konflikt leider als ›Haupteinpeitscher
des Kriegskurses‹
erwiesen.« [7]
Der
Faktor Wasser Mit Gaddafis Tod, schrieb
Udo Ulfkotte 2015, waren die Pläne einer goldgedeckten Konkurrenz zum
Petro-Dollar vom Tisch. Der damalige französische Staatspräsident Sarkozy hatte
Gaddafis Pläne für eine goldgedeckte Währung noch einmal als eine ›direkte
Bedrohung für das Finanzsystem‹ bezeichnet.
Mit ›beerdigt‹ wurde
aber auch Gaddafis Wasserprojekt, das ›Great-Man-Made-River-Project‹. Im Jahr 1953 hatte die Suche nach Erdöl in
den weiten Wüsten des Südens Libyens zu einer Entdeckung der riesiger
Wasservorkommen geführt. Der größte Teil des Wassers hatte sich, wie es heisst,
vor 15.000 bis 25.000 Jahren angesammelt. Nach erbitterten Kämpfen zwischen dem
König von Libyen, Muhammad Idris bin Muhammad al-Mahdi as-Senussi, und Gaddafi
setzten sich Gaddafi und seine Armee im Jahr 1969 durch und stellten von nun an
die neue Regierung Libyens. Das ›Great-Man-Made-River-Project‹ erzielte internationale Anerkennung und die Vereinten Nationen
zeichneten Libyen im Jahr 1999 mit dem Internationalen Wasserpreis aus, wodurch
weitere umfassende Studien ermöglicht wurden. Dadurch kamen auch viele
ausländische Experten ins Land, die sich an den Arbeiten beteiligten. Im Jahr
2008 stand der Bau als grösstes Bewässerungsprojekt der Welt im Guinnessbuch
der Rekorde. [8]
Das riesiges Projekt zur Wasserversorgung von Libyen, Ägypten,
dem Sudan und
dem Tschad hatte Gaddafi 1980 begonnen
und beinahe fertiggestellt. Am 1. September 2010
konnte der erste Grossabschnitt des Projekts nach dreissigjähriger Planung und
Bauzeit in Betrieb genommen werden, d.h. 5 Monate vor Beginn der Unruhen, also
bevor das Projekt im wahrsten Sinne des Wortes Früchte tragen konnte.
Am 20. 3. 2009 las man in den ›Maghreb-Nachrichten‹:
Auf dem 5. Weltwasserforum in Istanbul präsentierten libysche Offiziere zum
ersten Mal ein auf 33 Milliarden $ geschätztes Projekt zur Wasserförderung, das
die Errichtung eines künstlichen Flusses vorsieht, damit die Bevölkerung im
Norden Libyens mit trinkbarem Wasser versorgt werden kann. Die Projektarbeiten
waren mit Anfang 1980 im Auftrag von Muammar Gaddafi eingeleitet worden; zwei
Drittel des Projekts, bei dem es sich um eine 4 000 km lange Wasserleitung, die
im Grunde liegendes gepumptes Wüstenwasser durch die libysche Sahara in den
Norden fliessen lässt, sind bereits fertiggestellt worden. Berechnungen zufolge
reicht der Wasservorrat bis zu 4.860 Jahren, wenn die davon profitierenden
Staaten ihn wie vorgesehen verwenden. Bei der Einweihungsfeier hatte Gaddafi
erklärt, dass dieses Projekt »die
grösste Antwort auf Amerika ist, das uns anklagt, den Terrorismus zu fördern.«
[9]
Einem Bericht vom März 2011 zufolge gibt es im Süden
Libyens vier grosse Wasserreservoirs -
Kufra basin, Sirt basin, Morzuk basin und Hamada basin - in denen 35.000 Kubikkilometer Wasser lagern.
Diese quasi unerschöpflichen Wasserreserven sind für die Globalisten, die
das Weltwassergeschäft monopolisieren wollen, viel wichtiger als das
libysche Öl. Wie es hiess, kann ein Kubikmeter unbelastetes reines Wasser mit
einem Kostenaufwand von unschlagbaren 35 Cent gefördert werden. Nun ist es »gefährlich, ohne einen Cent der Weltbank und des IWF ein Projekt durchzuziehen«, welches das Potential gehabt
hätte, Nordafrika in einen fruchtbaren Garten zu verwandeln. »Ein solches steht dem Ziel der
Destabilisierung der Region entgegen, welche die Londoner
City anstrebt, um die Weltdiktatur der Konzerne durchzusetzen«.
[10]
Als die NATO im
Jahr 2011 mit der Bombardierung Libyens begann, verliessen die meisten der
ausländischen Arbeiter das Land. Im Juli 2011 beschossen Kampfjets in der Nähe
von Brega Wassersysteme und Rohrleitungen des Projekts und zerstörten
zusätzlich eine Fabrik, die die Ersatzrohre für Reparaturarbeiten herstellte.
Man vermutete ein geheimes Militärlager und eine Raketenbasis in und in der
Nähe der Fabrik, so die Begründung. Bei der Bombardierung der Fabrik kamen
mindestens fünf Mitarbeiter ums Leben, zudem wurde damit eine wesentliche
Grundlage für die Landwirtschaft Libyens vernichtet. Mit dem Angriff auf das
Röhrenwerk hat die NATO wichtige Infrastruktur und die Wasserversorgung Libyens
zerstört und damit gegen internationales Recht verstoßen. Somit war die
Bombardierung nach Definition ein Kriegsverbrechen. [8]
Abschliessend
die Sichtweise des politischen Analysen, Historikers und Zukunftsforschers
Professor Luigi Ambrosi, der an den Universitäten Rom, Mailand, Bologna, Calabria
lehrt resp. lehrte: »Die Notwendigkeit für souveräne Staaten,
Abschreckungswaffen zu haben - Auch wenn man es nicht will, muß man
feststellen, daß Libyen, das auf nukleare und ähnliche Waffen verzichtet hatte,
angegriffen und zerstört wurde. Bei Nordkorea hat das Imperium seine
Befürchtungen und zögert. Hätte Gaddafi Atomwaffen gehabt, würde er noch leben
und Libyen wäre ein souveräner Staat. Die Staaten außerhalb der westlichen
Front können deshalb nur sagen: ›Vorwärts Iran‹. Die Verteidigung der Menschenrechte
in Libyen und anderswo überlasse ich den Naiven und der neuen Gattung solcher
Art gebildeter proimperialistischer Intellektueller.« [11]
Wie nicht
anders zu erwarten, erfreuen sich die Urheber dieser mörderischen
Vernichtungszüge nach wie vor eines unangefochtenen Daseins. d.auerbach@gmx.ch
[1] http://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2017/nr-16-4-juli-2017/libyens-verbindung-zur-tragoedie-von-manchester.html 4. 7. 16 Zeit-Fragen
2017 Nr.
16, 4. Juli 2017 Libyens
Verbindung zur Tragödie von Manchester
- Von John Pilger
[2] http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2492 17. 1. 16 Die Globalisierung des
Krieges: Der lange Krieg der USA gegen die Menschheit [3] http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-03/usa-somalia-donald-trump-pentagon 31. 3. 17
[4]
Strategic Alert Jahrgang 29 Nr. 12/13 vom 23. März 2016
[5] https://www.heise.de/tp/features/Libyen-Was-haben-Trump-und-Macron-vor-3772185.html 14. 7. 17
Thomas Pany
[6] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/tony-cartalucci/nato-entsendet-truppen-nach-libyen-um-die-selbst-geschaffenen-terroristen-zu-bekaempfen.html 4. 2. 16
[7]
http://www.jungewelt.de/2011/04-13/042.php 13. 4. 17 Entwicklung statt Rüstung
[8] http://www.gegenfrage.com/great-man-made-river-projekt/ 1. 6. 17 Was wurde aus
Gaddafis ›Great-Man-Made-River-Project‹?
[9] http://derhonigmannsagt.wordpress.com/2011/03/20/die-%E2%80%9Clibysche-revolution%E2%80%9D-und-die-gigantischen-libyschen-wasserreserven/ 20. 3. 2011
[10] http://www.politaia.org/kriege/die-libysche-revolution-und-die-gigantischen-libyschen-wasserreserven-politaia-org/ 6. 3. 11
[11] http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1847 0. 11.
2010 10 geostrategische Anmerkungen zur
Besetzung Libyens - Von Lugi Ambrosi
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