Iran - Die jetzigen Demonstrationen 08.01.2018 01:20
d.a. Letzten November war von »Strategic Alert« die Frage gestellt
worden, ob saudische Provokationen zu einem neuen
Nahostkrieg führen könnten. Saudi-Arabien sei auf der
Flucht nach vorne, um einen neuen Krieg in Südwestasien heraufzubeschwören, nachdem
der Islamische Staat in Syrien und im Irak kurz vor der endgültigen Niederlage
stehe. Am Bündnis gegen den IS beteiligen sich Syrien, Rußland, der Iran, der
Irak und verbündete Milizen aus dem Libanon (Hisbollah); ferner irakische
Schiiten, aber auch die USA und ihre Verbündeten, die Kurden.
Der Vorstoß der Saudis gilt dem Iran, wozu
sie Flanken im Libanon und im Jemen benutzen. Am 4. 11. 17 war der
libanesische Ministerpräsident Saad Hariri nach Riad
gereist, wo er im Fernsehen seinen Rücktritt erklärte und der Hisbollah und dem
Iran indirekt vorwarf, seine Ermordung zu planen und eine Art Bürgerkrieg zu schüren.
Er drohte, im Libanon ›Irans Arme abzuschneiden‹, womit er die Hisbollah meinte. Der libanesisch-saudiarabische
Unternehmer Hariri ist auch Staatsbürger Saudi-Arabiens, hat dort
milliardenschwere Geschäftsinteressen und ist ein Schlüsselvertreter saudischer
Interessen im Libanon. Libanesische Medien und Experten zufolge hieß es, er würde mit Sicherheit gegen seinen Willen in
Riad festgehalten und die Saudis hätten seine Fernsehansprache geschrieben.
Indessen nahm Libanons Staatspräsident Michel Aoun den Rücktritt nicht an und
bestand darauf, daß Hariri zurückkehre und seinen Rücktritt persönlich
einreiche, während der faktische saudische Herrscher Mohammed Bin Salman (›MBS‹) die saudischen Staatsbürger dazu
aufrief, den Libanon umgehend zu verlassen. Derselbe Aufruf erging von Seiten
des kuwaitischen Außenministers, während die Regierung Bahrains ihre Bürger
schon am 5. 11. zurückgerufen hatte. Es herrschte die Besorgnis, daß ein militärischer Angriff
bevorstehen könnte.
Bin Salman handelt offenbar im
Interesse einer Fraktion im Nahen Osten und im Westen [Israel eingeschlossen], die Irans Machtzuwachs in der Region - ein Resultat
der Kämpfe gegen Dschihad-Terroristen im Irak und in Syrien seit 2011 - um jeden Preis aufhalten will. Unter der
Herrschaft von Bin Salman möchte Saudi-Arabien den Libanon zur Geisel in einem
Stellvertreterkrieg gegen den Iran machen und erwägt sogar ein militärisches
Vorgehen. Saudi-Arabien, Großbritannien und selbst der französische Präsident Macron
machen dem Iran auch Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Jemenkrieg. Am gleichen
Abend, an dem Hariri seine Rede hielt, traf eine aus Jemen abgefeuerte
Langstreckenrakete den König Chaled-Flughafen in Riad. Zuerst wollten die
Saudis den unangenehmen Vorfall nicht zugeben, da sie für Milliarden von Dollars
US-Raketenabwehranlagen gekauft haben, in der Folge sahen sie darin jedoch ein
willkommenes Mittel für eine Propaganda gegen den Iran. Sie behaupteten daher,
die Rakete stamme aus dem Iran, und dieser benutze die Huthi-Milizen dazu, Saudi-Arabien
anzugreifen. Auf die Medienberichte folgten schon bald offizielle Erklärungen
aus Großbritannien und solche vom Leiter des Zentralkommandos der US-Luftwaffe,
General Jeffrey Harrigian, denen zufolge die Rakete mit Sicherheit vom Iran
geliefert worden sei. Nach dem Raketenangriff verhängte Saudi-Arabien
eine Totalblockade gegen den Jemen und verhindert
sogar die Einreise von UN-Hilfsorganisationen, was das Leben von mehr als 10
Millionen Menschen im Jemen bedroht. Wahrscheinlich kalkuliert ›MBS‹, daß die USA,
Großbritannien und europäische Verbündete ihm beistehen, sollte Saudi-Arabien
einen militärischen Konflikt mit dem Iran provozieren. [1]
Ein kurzer Rückblick Der CIA-Direktor Allen Welsh Dulles
leitete 1953 von Genf aus den Sturz des demokratisch gewählten iranischen
Premierministers Mohammed Mossadeq durch die CIA und die Installierung des
Schahs Reza Pahlevi als US-Marionette. Das Ziel: Es Washington und Großbritannien zu
ermöglichen, das Land ihrem eigenen Wohl entsprechend regieren zu können. »Die CIA«, legt Paul Craig Roberts dar, »hat ihre Rolle beim Sturz der
iranischen Regierung in deklassifizierten Dokumenten zugegeben. Das Umsturzmuster
ist immer gleich: Washington
heuert Demonstranten an, führt Gewalt ein, kontrolliert die Erklärungsmuster
und setzt die Regierung außer Gefecht.« [2]
»Der
Staatsstreich von 1953«, so
Eric Margolis, »verlief perfekt.
Mossadegh, der versuchte, Irans Ölgesellschaft in britischem Besitz zu
verstaatlichen, wurde mit Unterstützung von Armee und Savak entmachtet. Irans
Öl blieb sicher in westlichen Händen. Der erfolgreiche Aufstand im Iran wurde
zum Musterbeispiel für zukünftige ›Farbenrevolutionen‹ in Georgien, der Ukraine,
Aserbaidschan, Rußland, Polen und Rumänien.« [3]
1979 erfolgte dann die iranische
Revolution mit dem Sturz des Shahs, der den Iran wegen anhaltender Proteste
gegen seine Politik am 16. Januar 1979 verließ. »Seither«, so Roberts,
»versucht Washington, die
Kontrolle über den Iran zurückzugewinnen. Zu diesem Zweck finanzierte
Washington 2009 die ›Grüne Revolution‹, die ein Versuch
war, die Regierung Ahmadinedschad zu stürzen.« Siehe hierzu Die
Wahlen im Iran - eine Nachlese
»Heute arbeitet Washington wieder gegen das
iranische Volk. Es ist schwer zu glauben, daß ein Iraner, nachdem er beobachtet
hat, was die von Washington organisierten Proteste Honduras, Libyen, der
Ukraine und Syrien angetan haben und sieht,
daß die USA gegenwärtig versucht, Venezuela anzugreifen, möglicherweise in
gutem Glauben gegen seine eigene Regierung auf die Straße gehen könnte. Sind
diese iranischen Demonstranten völlig dumm oder werden sie angeheuert, um
Verrat an ihrem Land zu begehen? Nachdem es gelungen ist, gewalttätige Proteste
im Iran auszulösen, beabsichtigt Washington nun, eine Dringlichkeitssitzung des
UN-Sicherheitsrats zum Iran zu nutzen, um die Voraussetzungen für weitere
Interventionen gegen den Iran zu schaffen. Die von Washington ausgelöste Gewalt
ist zu einer ›Menschenrechtsfrage‹ gegen den Iran geworden.
Das
Schicksal des Irans hängt von Rußland und China ab. Gelingt es Washington, den
Iran zu destabilisieren, dann folgen Rußland und China. Der stellvertretende
russische Außenminister Sergej Rjabkow erklärte daher am 5. 1.: ›Wir warnen die USA vor Versuchen, sich
in die inneren Angelegenheiten der Islamischen Republik Iran einzumischen.‹ So wie Rußland die Destabilisierung
Syriens durch Washington nicht zulassen konnte, so versteht Rußland, daß es die
Destabilisierung des Irans nicht zulassen kann. ›Offensichtlich‹, so
Erdogan, ›provozieren einige Leute
aus dem Ausland die Situation‹.
Das
ist für jeden offensichtlich, außer für Amerikaner, die ständig von ›ihrer‹ Regierung und von den ›Presstitute‹-Lügenfabriken wie CNN, New York
Times, Washington Post, BBC, belogen werden. Trump und Haley sind die Art von
Großmäulern, die wahrscheinlich die Macht und den Einfluß Washingtons auf die Welt
brechen werden. Sie geben zu, daß sie ausländische Führer bestechen und
wahnsinnige Drohungen aussprechen. Wenn das nicht den Rest der Welt aufweckt,
dann wird niemand das schaffen.« [2]
Trumps
gescheiterter Staatsstreich im Iran »Hören Sie sich die staatlich ›gelenkten‹ US-Medien in
der vergangenen Woche an«, schreibt Eric Margolis, »und
Sie würden glauben, daß eine Reihe spontaner Proteste gegen die Regierung im
Iran ausgebrochen sind. Die Proteste, so Präsident Donald Trump und seine
israelischen Verbündeten, wurden durch ›Ärger
über die Milliardenausgaben des Irans für Kriege in Syrien, im Irak und im Libanon
sowie durch die Unterstützung der palästinensischen Hamas‹ verursacht. Trump twitterte, daß sich die Iraner endlich gegen
das, wie er es nannte, verhaßte, brutale Regime auflehnten. Nun ja, fabrizierte
Nachrichten. Die meisten Iraner waren begeistert und stolz auf die Rolle ihrer
Nation bei der Verhinderung von US-Plänen, einen Großteil Syriens zu besetzen
und die Regierung von Präsident Bashar al-Assad zu stürzen. Die andere Seite
dieses langen Stellvertreterkriegs - die
USA, Israel, Saudi-Arabien und Großbritannien -
schmerzte dagegen die Niederlage und sie suchte nach Wegen, um Rache an
dem haßerfüllten Trio Syrien, Iran und Rußland zu nehmen.
Interessanterweise
stammt die sogenannte Nachricht von Protesten gegen die Militärausgaben des
Irans offenbar nicht aus dem Iran,
sondern aus Washington, von wo aus sie weit und breit auf unseren staatlich
gelenkten Medien verbreitet wurde. Das war ungeschickt, aber die USA und Israel
waren so begierig darauf, mit dieser erfundenen guten Nachricht herauszukommen,
daß sie die Grundlagen des Propagandamanagements vergaßen: Warten Sie auf das
Ereignis, bevor Sie es verkünden.
Was
geschah eigentlich im Iran, wo mehr als 21 Demonstranten gewaltsam ums Leben
gekommen sind? Als langjähriger iranischer Beobachter erlaube ich mir, das zu
erklären. Unruhige Minderheitengruppen in den kurdischen, aserbaidschanischen
und sunnitischen arabischen Regionen des Irans, die weit entfernt von den
Großstädten liegen, demonstrieren und protestieren gegen schwere
wirtschaftliche Probleme. Der Iran ist ein großes, ressourcenreiches Land mit
80 Millionen Einwohnern, das boomt. Aber es steht unter einem wirtschaftlichen Belagerungskrieg der USA und ihrer Verbündeten,
dies seit der Volksaufstand von 1979 die von der USA und Großbritannien
unterstützte Monarchie, die die Nation vergewaltigte und sie als Vasall der
Westmächte hielt, stürzte. Israels Geheimdienst Mossad leitete damals Irans
gefürchtete und brutale Geheimpolizei Savak, während die korrupte königliche
Familie das Land plünderte und ihre Beute in Kalifornien speicherte.
Die
neue Islamische Republik Iran wurde als eine ernste Bedrohung für westliche und
israelische strategische wie militärische Interessen angesehen -
denken Sie an Saudi-Arabien. Allein die Vorstellung, daß die Islamische
Republik den Grundsätzen des Islams folgen und den Ölreichtum mit den Bedürftigen
teilen würde, war ein Greuel für London und Washington. Der erste Akt des
Westens war es, Saddam Husseins Irak dazu zu bewegen, im September 1980 in den
Iran einzudringen. Der Westen -
einschließlich der Golfaraber - bewaffnete,
finanzierte und versorgte den Irak. Wie ich in Bagdad entdeckte, versorgten Großbritannien
und die USA den Irak mit Giftgas und Biotoxinen. Nach acht Jahren waren 250.000
Iraker getötet worden und fast eine Million Iraner hatten ihr Leben verloren. Seit
der islamischen Revolution haben die USA, Großbritannien, Saudi-Arabien und die
Golfaraber versucht, die Regierung von Teheran zu stürzen und eine
Konterrevolution einzuleiten. Dennoch lief 2009 die in der USA entwickelte Farbenrevolution
im Iran völlig schief, obwohl sie die neuesten Künste der sozialen Medien
nutzte, um Demonstranten aufzuhetzen und auf die Straße zu schicken.
Etwas
Ähnliches geschah jetzt, als Mobs von um die 20 Personen, die von gedeckten amerikanischen
und britischen sozialen Medien angefeuert wurden, in die Straßen von heruntergekommenen
Provinzstädten strömten. Dieser mittelgroße Aufstand im Iran scheint bereits
vorbei zu sein, könnte sich aber jederzeit wieder entzünden. Junge Iraner,
mindestens 40 % der Bevölkerung, leiden unter 50 % Arbeitslosigkeit. Irans 11
Billionen $-Wirtschaft ist extrem instabil und nach Jahrzehnten von Wirtschaftskriegen und Boykotten, die von den Vereinigten Staaten
von Amerika organisiert wurden, in einigen Sektoren kaum funktionsfähig. Die
hohe Arbeitslosigkeit ist so eine direkte Folge des US-Wirtschaftskriegs und
der Einschüchterung anderer Länder, keine Geschäfte mit dem Iran zu machen; die
Arbeitslosigkeit und 40 % Inflationsrate sowie die weit verbreitete Korruption
waren der Funke, der die jüngsten Unruhen entfachte.
In
zwei Wochen muß Präsident Trump, der aus seinem Haß und seiner Verachtung
gegenüber Muslimen kein Geheimnis macht, wieder entscheiden, ob er das
multilaterale Kernenergieabkommen mit dem Iran bestätigt oder die Forderungen
Israels beherzigt und sich weigert, es zu bestätigen. Seine Einstellung der
US-Militärhilfe für das muslimische Pakistan in dieser Woche verheißt für den
Iran nichts Gutes. Viele Iraner, die den aktuellen atomaren Streit zwischen der
USA und Nordkorea beobachten, werden sich fragen, ob ihre Nation nicht besser
beraten gewesen wäre, ihr Atomprogramm fortzusetzen und die saudischen Ölfelder in
Schach zu halten, um einen US-Angriff zu verhindern. Trumps wilde,
inkonsistente und oft infantile Antworten zu diesem Thema machen die Dinge
düsterer ….. und immer gefährlicher.« [3]
Trump
verspricht Unterstützung Dem
Bericht von Jason Ditz zufolge »beschwert sich der Iran über eine ›groteske Einmischung‹ durch die USA. US-Regierungsvertreter
haben zwar Meldungen, daß sie hinter den wachsenden Protesten im Iran stehen, bestritten,
was jedoch Präsident Trump nicht davon abgehalten hat, diesen immer
wieder offen zuzustimmen und eine ›große
Unterstützung der USA zu gegebener Zeit‹
zu versprechen. Trumps wiederholte Bekundung der Unterstützung für die
Demonstranten und die Tatsache, daß die USA solche Bewegungen auch in anderen
Ländern wiederholt unterstützt hat, um einen Regimewechsel durchzusetzen, hat
iranische Amtsträger dazu veranlaßt, die Angelegenheit vor die UNO zu bringen
und die USA der ›grotesken
Einmischung‹ gegen ihr Land zu
beschuldigen. Trump lieferte keinen Hinweis darauf, wie eine US-Unterstützung
resp. Intervention letztendlich aussehen würde, jedoch rief US-Botschafterin
Nikki Haley die gesamte internationale Gemeinschaft dazu auf, sich auf die
Seite der Demonstranten zu stellen.
Der
Iran hat keinen Mangel an historischen Beispielen für ausländische Interventionen,
so daß es nicht viel Überzeugungsarbeit braucht, um zu glauben, daß das Gerede
über eine mögliche verdeckte Beteiligung der USA ein Zeichen dafür ist, daß
sich eine solche im Gange befindet. Dies ist für die Manifestanten potentiell
problematisch, da das Auftreten der Demonstranten als von der USA finanzierte
Verschwörung diese bei einem Teil der Öffentlichkeit diskreditiert und der
Regierung so einen Vorwand bietet, noch härter gegen sie vorzugehen.« [4] Trump
hatte sich laut ›FAZ online‹ bereits Ende Dezember auf die Seite
der Demonstranten gestellt und die Führung des Landes aufgefordert, die Rechte
des Volkes zu respektieren. ›Die Welt
schaut hin‹, twitterte der Präsident
in der Nacht zum Samstag, 30. 12. Wie Trump schrieb, gebe es viele Berichte
über friedliche Proteste iranischer Bürger, die von der ›Korruption des Regimes und seiner Verschwendung des Reichtums der
Nation zur Terrorfinanzierung im Ausland‹
genug hätten. In seiner Warnung an die Regierung in Teheran hieß es: ›Unterdrückerstaaten können nicht für
immer Bestand haben‹; dazu stellte
er ein Video seiner Rede vor der UN-Vollversammlung im September, in der er die
iranische Regierung scharf kritisiert und als ›Schurkenstaat‹
bezeichnet hatte. Auch das US-Außenministerium rief zur Unterstützung der
Proteste auf: ›Wir rufen alle
Nationen dazu auf, das iranische Volk und seine Forderungen nach Grundrechten
und einem Ende der Korruption öffentlich zu unterstützen.‹ »Trumps Tweets«, so die ›FAZ online‹, »machen es dem Regime
einfach, die Demonstranten als Agenten
des Auslands abzustempeln.« [5]
Einer
Stellungnahme des obengenannten Vizeaußenministers Sergej Rjabkow vom 4. Januar
zufolge versucht die USA, die laufenden Proteste im Iran dazu zu benutzen, die
Haltbarkeit des Atomabkommens mit dem Iran zu verletzen. Bekanntlich hatten
sich der Iran, Rußland, die USA, Großbritannien, China, Frankreich und Deutschland
im Juli 2015 in Wien auf ein Atomabkommen geeinigt, gemäß dem der Iran keine
Atomwaffen bauen, die Atomkraft jedoch zivil nutzen darf. Im Rahmen dieses
Atomdeals wurde der sogenannte ›Gemeinsame
Umfassende Aktionsplan‹ [›Joint
Comprehensive Plan of Action‹ ›JCPOA‹] beschlossen. Bei Einhaltung aller darin vorgesehenen
Festlegungen sollen die Sanktionen, die vom UN-Sicherheitsrat, der USA und der
EU gegen den Iran verhängt worden waren, aufgehoben werden. [6]
Unter
Berufung auf den Sekretär des iranischen Nationalen Sicherheitsrates, Ali
Schamchani, erklärte auch die Nachrichtenagentur Tasnim am 2. 1., daß die Proteste
in der Islamischen Republik Teil des ›Stellvertreterkriegs‹, den einige Länder gegen den Iran
führen, seien. Hinter den Massenunruhen stünden die USA, Großbritannien und
Saudi-Arabien; diese würden die Kampagnen der sozialen Netzwerke, die die
Proteste beeinflussen, führen. Eine Analyse beweise, daß 27 % der neuen
anti-iranischen Hashtags aus Saudi-Arabien stammen. Die Einmischung aus dem
Ausland sei darauf gerichtet, die Entwicklung des Irans zu hemmen. [7]
Dem
Iran-Experten der Deutsch-Iranischen Gesellschaft Peter Philipp zufolge geht es
wahrscheinlich in erster Linie effektiv um die Gründe des Alltags, zu denen
gehöre, daß die Armen immer ärmer würden, die Anzahl der Arbeitslosen wachse, daß
es Korruption gebe und auch die Inflation weiter steige. Was die Frage angeht,
ob die Protestierenden Hilfe von außen erhielten, legt Philipp folgendes dar: »Bestimmt
bekommen sie Unterstützung von außen. Der Iran hat ja doch viele Feinde. Es
gibt einige Hinweise darauf. Die sozialen Netzwerke standen im Zentrum der
ersten Tage der Demonstrationen. Deswegen versuchen die Behörden auch, einige
dieser Netzwerke lahmzulegen, damit die Demonstranten nicht nur nicht mehr untereinander
kommunizieren können, sondern damit sie auch keine Kommuniqués mehr oder
Aufträge von außen bekommen können, was höchstwahrscheinlich ist. Denn Länder
wie Saudi-Arabien und einige andere in der Region - und natürlich auch noch fernere Hauptstädte
wie Washington - hoffen, daß Rouhani und
der Iran in solche Schwierigkeiten geraten, daß man sich darum keine Sorgen
mehr zu machen braucht.« Ob sich der Konflikt mit der USA
wieder verschärfen wird, diese Frage beantwortete er wie folgt: »Das
hängt sehr davon ab, was Herr Trump tut. Seine bisherigen Entscheidungen in der
Frage auch des Irans waren mehr als negativ und sehr, sehr schädlich für die
Entwicklungen im Nahen Osten. Und es ist eigentlich zu befürchten, daß aus der
Richtung in absehbarer Zeit nichts Positives kommen wird.« Den
Atomdeal selbst sieht Philipp nicht in Gefahr: »Das
Atomabkommen wird halten. Die IAEA, die Atomenergiebehörde in Wien, hat immer
wieder bestätigt, daß sich der Iran an das Atomabkommen hält. Dagegen kann
Trump eigentlich nichts tun. Auch der Senat und das Repräsentantenhaus in der
USA sind nicht seiner Meinung, daß man es aufkündigen müsse. Und selbst wenn er
es täte, bisher jedenfalls halten die Europäer daran fest.« [8]
Wie
der iranische Präsident Hassan Rouhani erklärte, seien die seit dem 28.
Dezember in iranischen Großstädten, darunter in Teheran, Maschhad, Isfahan und
Rascht, stattfindenden Protestaktionen nicht nur auf interne Probleme des
Landes, sondern auch auf Anstiftungen aus dem Ausland zurückzuführen. [9]
Nach
den Protesten der vergangenen Tage haben am Freitag, den 5. Januar,
Zehntausende für die Regierung und die religiöse Führung des Landes demonstriert.
Nach den Freitagsgebeten strömten nach Berichten des staatlichen Fernsehens vor
allem in Teheran viele Tausend Menschen auf die Straßen. Der Kleriker Ahmad
Khatami sagte während des Freitagsgebets an der Universität Teheran, die
Regierung müsse energisch gegen die Organisatoren der Proteste vorgehen.
Zugleich müsse »mehr Aufmerksamkeit auf die wirtschaftlichen Probleme der
Menschen« gerichtet werden. [10]
Die
iranischen Revolutionsgarden warnten die USA bereits letzten Oktober davor, den
Kurs gegen die Machthaber in Teheran zu verschärfen. Falls die USA neue
Sanktionen gegen den Iran verhängen wolle, sollte sie ihre Militärstützpunkte
aus der Reichweite iranischer Raketen zurückziehen, sagte der Chef der
Revolutionsgarden, Mohammed Ali Dschafari, nach Angaben der staatlichen
Nachrichtenagentur Irna. Die iranischen Raketen hätten eine
Reichweite von 2000 km. Die nächstgelegene US-Militärbasis in der Region ist
weniger als 500 km von der iranischen Grenze entfernt. [11]
Die
Art der Ziele Washingtons zeigt auch ein neuerliches CIA-Mandat auf: Die CIA
erhält jetzt in Afghanistan mehr Befugnisse; wie es heißt, will sich die USA
verstärkt verdeckter CIA-Operationen bedienen und dadurch eine Wende erzwingen.
Die US-Agenten und vor Ort eingesetzten ›Dienstleister‹ sollen nach Angaben zweier nicht
näher benannter Regierungsmitglieder im gesamten afghanischen Staatsgebiet die
Jagd nach Taliban-Kämpfern aufnehmen und diese zur Strecke bringen. Hierzu eine
Erklärung Trumps: »Die Killer müssen wissen, daß sie
sich nirgendwo verstecken können, daß kein Platz für die amerikanische Macht
und amerikanische Waffen unerreichbar ist. Die Strafe wird schnell und
kraftvoll sein.« [12] Keineswegs überraschend übergeht Trump,
daß die Taliban ein reines US-Produkt darstellen, das durch die CIA
im Kampf gegen die Sowjetunion aufgebaut wurde
- unter Mithilfe des britischen Geheimdiensts
MI6 und Saudi-Arabiens - und bis zum
Zeitpunkt ihrer Weigerung, Washington den Bau einer Ölpipeline von Turkmenistan
durch Afghanistan zuzugestehen, zusammen mit Osama bin Laden engste Verbündete
der USA waren.....
d.auerbach@gmx.ch
[1]
›Strategic Alert‹ Jahrgang 30, Nr. 46 vom 15. November
2017
[2] http://antikrieg.com/aktuell/2018_01_06_deriran.htm 6. 1. 18
Der Iran im Jahr 2018 - Paul Craig Roberts
[3] http://antikrieg.com/aktuell/2018_01_06_trumps.htm 6. 1. 18 Eric
Margolis - Trumps gescheiterter Statsstreich im Iran
[4]
http://antikrieg.com/aktuell/2018_01_04_trump.htm 3. 1. 18
Trump verspricht Unterstützung für iranische Proteste ›zu gegebener Zeit‹
[5]
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/proteste-in-iran-trump-stellt-sich-auf-die-seite-der-demonstranten-15366756.html 30. 12. 17
[6] https://de.sputniknews.com/politik/20180104318941407-rjabkow-usa-iran-proteste/ 4. 1. 18
Wozu USA die Proteste im Iran ausnutzen – Russlands Außenministerium
[7] https://de.sputniknews.com/politik/20180102318919059-iran-proteste-stellvertreterkrieg/ 2. 1. 18
Washington, London und Riad inspirieren Proteste – Irans Sicherheitsrat
[8] https://de.sputniknews.com/politik/20180103318934178-iran-proteste-unterstuetzung-regierung/ 3. 1. 18
Armin Siebert
[9] https://de.sputniknews.com/politik/20180104318941407-rjabkow-usa-iran-proteste/ 4. 1. 18
Wozu USA die Proteste im Iran ausnutzen – Russlands Außenministerium
[10] https://www.jungewelt.de/artikel/324759.zehntausende-f%C3%BCr-iranische-f%C3%BChrung.html 6. 1. 18
[11] http://www.tagesschau.de/ausland/iran-atomabkommen-123.html 8.
10. 17
[12] https://deutsch.rt.com/international/59529-aussichtslose-krieg-mehr-befugnisse-fur/ 24. 10. 17 Afghanistan-Krieg: Mehr Befugnisse
für CIA-Geheimoperationen sollen Wende erzwingen
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