Ukraine - Eine Spur zuviel - Dem russischen Bären ist doch der Kragen geplatzt

»doch«, da trotz aller Anfeindungen eher anzunehmen gewesen wäre,

er würde noch eine Weile durchhalten. Da Brüssel und Washington indessen fortfahren, es sich angemessen sein zu lassen, die Sanktionsspirale noch etwas weiter zu drehen, werden   nachfolgend zumindest ein kleiner Teil der unausgesetzten Bedrohungen, denen Russland seit langem ausgesetzt ist, sowie Fakten zum Ausgangspunkt der jetzigen Situation, aufgezeigt. Voranstellen lässt sich die Aussage von Zbigniew Brzezinski, der von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter war; sie macht vieles klar: »Die Ukraine, ein neuer und wichtiger Platz auf dem eurasischen Schachbrett, ist ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt. Ohne die Ukraine hört Russland auf, ein eurasisches Imperium zu sein«.

Bekanntlich hatten Institutionen wie das International Republican Institute (IRI), das National Democratic Institute (NDI), das National Endowment of Democracy (NED) und ähnliche Organisationen nach der Desintegration der Sowjetunion 1991 zweistellige Milliardenbeträge ausgegeben, um die sogenannten Farbenrevolutionen zunächst in Osteuropa zu finanzieren. Unter dem Banner der Demokratie - natürlich stets nach dem   Motto: Der Schnee ist schwarz -  trugen diese Farbenrevolutionen Schritt für Schritt dazu bei, die Grenzen der NATO ostwärts zu verlagern. Ziel war und ist, alle Regierungen, die sich diesem Imperium, das auf der konzeptionellen Basis des Britischen Empire aufgebaut ist, widersetzen, mittels eines Regimewechsels durch prowestliche Regierungen zu ersetzen. Ungeachtet aller Versprechen, genau dies nicht zu tun, was von diversen Zeitzeugen wie z.B. dem ehemaligen US-Botschafter in Moskau, Jack Madlock, oder dem ehemaligen US-Aussenminister James Baker berichtet worden ist, wurde die NATO dennoch nach Osten ausgeweitet.  [1]   

Wenige Wochen bevor der ukrainische Präsident Wiktor Janukowytsch ankündigte, er werde sich Russlands Eurasischer Wirtschaftsunion anschliessen, anstatt die angebotene assoziierte Mitgliedschaft der EU anzunehmen, schrieb der Präsident des NED, Carl Gershman, am 26. September 2013 einen Kommentar in der Washington Post, in dem  er die Ukraine als den größten Preis bezeichnete. Würde das Land in das westliche Lager einbezogen, könne dies zur endgültigen Niederlage des russischen Präsidenten Putin beitragen: »Die Entscheidung der Ukraine für einen EU-Beitritt wird den Niedergang der Ideologie des von Putin repräsentierten russischen Imperialismus beschleunigen. Auch Russen haben die Wahl, es ist gut möglich, dass sich Putin auf der Verliererseite wiederfindet, nicht nur im nahen Ausland, sondern auch in Rußland selbst.«  [2]  

Gershman hat die NED seit ihrer Gründung 1984 bis 2021 geführt, wobei er 2003 die Rosenrevolution in Georgien, 2004 die orangene Revolution in der Ukraine, 2005 die Zedernrevolution im Libanon, 2005 die Tulpenrevolution in Kirgisistan sowie 2009 die Grüne Revolution im Iran betreut hat.           

»Auf der Moskauer Konferenz für Internationale Sicherheit, die am 23. Mai 2014 stattfand, hatten die militärischen Führungen Rußlands und Weißrußlands die neue Technik der Aggression des Westens scharf angegriffen. Sie erklärten, daß sie die   Farbenrevolutionen als eine neue Form des Angriffskriegs betrachteten, die das geopolitische Ziel habe, Länder, die sich in einer strategisch wichtigen Position befinden und eine unabhängige Außen- und Wirtschaftspolitik betreiben, gezielt zu destabilisieren. Ziel sei eine erhebliche Verschiebung des Mächtegleichgewichts, die sich gegen Rußland, China und die Lage im Nahen Osten, Afrika, Zentralasien und Südasien richte. Am 20. November 2014 wies Putin auf die geopolitische Funktion der Farbenrevolutionen hin, die den Zweck hätten, die Einflußsphären zu verändern, und daß Rußland alles tun werde, um sicherzustellen, daß sie in Rußland niemals Erfolg haben würden. Er wies  nachdrücklich auf den Unterschied zwischen legitimen Protesten, der Demonstrations- und Redefreiheit und der von außen gesteuerten Politik des Regimewechsels hin«.  [1]    

Der amerikanische Spezialist für Fragen der Nationalen Sicherheit, Anthony Cordesman vom Center for Strategic and International Studies war von der Bedeutung der Konferenz so beeindruckt, daß er 52 Seiten seiner eigenen Aufzeichnungen sowie die Powerpoints der Redner ins Netz stellte und dazu schrieb: »Es ist wichtig, daß sich die USA und Europa anhören, was die russischen Militärführer und -strategen sagen. Diese russischen Ansichten dürfen die USA und Europa nicht ignorieren«.  [3]  

»Als der erste Versuch, die Ukraine und Georgien über eine Farbenrevolution in die NATO zu bringen, scheiterte«, so F. William Engdahl, »bereitete Washington verdeckt die   Revolution vom Februar 2014 auf dem Maidan-Platz vor, durch die ein Regime von offenen Psychopathen ans Ruder kam. Mit dem brutalen Krieg gegen die eigene Bevölkerung entlang der russischen Grenze in der Ostukraine und der Drohung, die Pipelines für Lieferungen von russischem Erdgas nach Westeuropa zu sperren, sollte versucht werden, Rußland zu einem Fehler zu provozieren, der der NATO den Vorwand  zum Eingreifen liefern würde. Wir alle sollten Gott danken, daß es nicht dazu kam, und daß Rußland in dieser Situation mit bemerkenswerter Zurückhaltung agierte. Die bunt zusammengewürfelte Bürgermiliz in der Ostukraine, die für ihre Häuser, ihr Land, ihre Familien und Freunde kämpfte, mit oder ohne gelegentlicher Hilfe von Russen, focht einen unglaublichen Kampf. Es war ein Kampf, den Wahnsinn zu stoppen, der in Kiew ans Ruder gebracht wurde – von der neokonservativen Ressortleiterin des US-Außenministeriums Victoria Nuland - Fuck the EU -  CIA-Direktor John Brennan und anderen in der Obama-Regierung. 

Das Ziel der Kriegsfraktion in Washington war und ist die Durchsetzung des neokonservativen neuen Kriegsplans, einen Keil zwischen Rußland und Eurasien und die EU, insbesondere Deutschland, zu treiben, und vor allem die neu auftauchende Bedrohung durch die russisch-chinesische Allianz, die sogenannte Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und die Organisation der BRICS-Staaten einzukreisen und letztendlich zu zerstören. In seinem Artikel Die Ukraine und der Krieg gegen die menschliche Intelligenz schreibt Engdahl ferner: »Deshalb arbeiten die militärischen Planer Washingtons unter Führung der neo-konservativen Kriegsfalken seit Beginn des von der USA Anfang der 1990er Jahre in die Wege geleiteten Zusammenbruchs der Sowjetunion daran, einen Keil zwischen Rußland und die Ukraine zu treiben…….   [4]             

In seinem am 11. 3. 2014 mit RT Moscow geführten Interview erklärte Gerhard Wisnewski, dass wir es in der Ukraine mit einem verdeckten Krieg zu tun haben; er zitiert den früheren OSZE-Beauftragten Willy Wimmer wie folgt: »Auf der vom US-State Department geplanten Konferenz in Bratislava im Mai 2000 war bereits eine geopolitische Großplanung auf die Agenda gesetzt worden: Eine Linie von Riga über Odessa am Schwarzen Meer nach Diyarbakir [im Süden der Türkei] zu ziehen: Mitten durch die Ukraine. Westlich dieser Linie liegt die westliche Einflußsphäre. Ich glaube, dass diese Planung jetzt durchgesetzt wird«. Wie es ferner hiess, sollten alle Territorien westlich dieser Linie unter amerikanischer Vorherrschaft stehen; die Territorien östlich dieser Linie kämen unter die Russische Föderation oder irgend einer Region. »Das war der Vorschlag«, so Wimmer, »und wenn wir die Entwicklungen seitdem sehen, denke ich, dann ist das wie der Plan, den man den Konferenzteilnehmern vorgestellt hat: Alles geschieht genau so, wie es in Bratislava geplant wurde«.       

»Kiew«, legte Wimmer ferner dar, »ist das Nest zahlreicher ausländischer Stiftungen, die vor allem von der US-Regierung und den US-Großkonzernen getragen werden. Ebenso von Milliardären wie Gates, Soros und Rockefeller. Außerdem gibt es da noch deutsche Stiftungen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU von Angela Merkel. Die Kanzlerin ist damit unter die Putschisten gegangen. Mit diesen Stiftungen wiegeln die totalitären Imperialisten die Bevölkerungen auf und stacheln sie zurRevolution an, um die Regierung zu stürzen, ob sie nun legal gewählt ist oder nicht. Ohne diese Stiftungen würde es keine Revolutionen geben, weil jede Revolution nicht in erster Linie den Volkswillen, sondern vor allem Organisation und Geld braucht«.

Was die Scharfschützen angeht, erklärte Wisnewski, so treten diese bei jeder Revolution auf, egal ob in Syrien, Libyen oder der Ukraine. Sie zeigen, wie skrupellos die Stiftungen vorgehen. Diesen ist jeder Söldner recht. Sie haben die Aufgabe, die Geschehnisse an einem bestimmten Punkt voranzutreiben und kippen zu lassen. Um weiter aufzuwiegeln, schießen sie auf beiden Seiten, so dass eine Befriedung oder Versöhnung unmöglich wird.   [5]

In einem von Christoph Jehle mit Willy Wimmer im Juli 2017 geführten Interview stellte ersterer die Frage: »Aus geografischer Sicht wäre eine eurasische Zusammenarbeit durchaus naheliegend. Woraus leitet sich in der Politik hierzulande die zunehmende Aversion gegen Russland ab?« «Gerade aus dem Grund», erklärte der Ex-Vizepräsident der OSZE, «weil sich diese Möglichkeit abzeichnet. Es spricht alles dafür, auf dem Kontinent zum beiderseitigen Vorteil zu kooperieren. Die USA müssen das als für sie tödliche Gefahr empfinden und legen deshalb zwischen Riga und Odessa den Sperrgürtel».   «Russland soll aus Europa vertrieben werden, um den USA in Europa ein Standbein in künftigen europäischen und globalen Auseinandersetzungen zu verschaffen». Diese strategische Ausrichtung war den USA bereits zu der Zeit klar, als Westeuropa nach dem Ende des kalten Krieges noch von einer Friedensdividende träumte. Deshalb kam es weder zu einer Auflösung der NATO noch einer Anpassung an die tatsächlichen Gegebenheiten in Europa und eine Rückführung der Allianz hin zum NATO-Vertrag ohne militärische Integration.  [6]

Ein selten erwähnter Fakt besteht darin, dass US-Präsident George W. Bush 2007 ein Gesetz zur Unterstützung eines NATO-Beitritts der Ukraine und Georgiens unterzeichnete. Wie vermerkt, ging es um die Unterstützung mittels Militärbeihilfen aus dem US-Haushalt für das Fiskaljahr 2008. Eine solche Unterstützung, erklärte damals ein Sprecher des Außenministeriums in Moskau, sei im Fall der Ukraine alles andere als hilfreich, um die innenpolitische Krise im Land zu überwinden. Bereits zu jener Zeit war die Frage einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ein zentrales Thema im Machtkampf zwischen dem prowestlichen Präsidenten Viktor Juschtschenko und dem strategisch an Russland orientierten Regierungschef Viktor Janukowitsch. Russland hatte bereits zuvor wiederholt betont, man werte mögliche Gespräche über eine Mitgliedschaft der ehemaligen Sowjetrepubliken Georgien und Ukraine in der NATO als Bedrohung.  [7] 

Joe Biden, damals US-Vizepräsident, hatte schon auf der 45. Sicherheitskonferenz am 8. 2. 2009, der Gipfel zum 60. Gründungstag der NATO, ausdrücklich erklärt, dass seine Regierung die Konzeption einer russischen Einflußzone nicht anerkenne und zurückweise. Mit anderen Worten: Die Regierung, die sich das Recht herausnimmt, den ganzen Globus als ihre Einflußzone zu betrachten, die im Nahen Osten ebenso wie in Afghanistan und der kaspischen Region ihre Interessen mit Waffengewalt verfolgt und Rußland sowie China militärisch einkreist, läßt Einflußzonen anderer Länder nicht zu. Biden betonte: »Wir werden mit Rußland nicht in allen Dingen übereinstimmen«; er bekannte sich auch zur Unterstützung seiner Regierung für Georgien.  [8]  

1991

Wie Eric Margolis darlegt, sind »der sowjetische Führer Michail Gorbatschow und Außenminister Eduard Schewardnadse schamlos belogen und von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und deren Anhängsel NATO getäuscht worden. Alle Westmächte hatten Gorbatschow und Schewardnadse versprochen, dass sich die NATO nicht um einen Zentimeter nach Osten ausdehnen werde, wenn Moskau die Rote Armee aus der DDR abziehen und ihr die friedliche Wiedervereinigung mit Westdeutschland ermöglichen werde. Dies war ein gigantisches Zugeständnis von Gorbatschow, das 1991 einen gescheiterten Putsch kommunistischer Hardliner gegen ihn zur Folge hatte.  Alle westlichen Mächte und Staatsmänner versicherten den Russen, dass die NATO den sowjetischen Rückzug nicht ausnutzen würde und dass in Europa nach dem Kalten Krieg eine neue Ära der Freundschaft und Zusammenarbeit anbrechen werde. US-Außenminister James Baker bot sogar eiserne Garantien an, dass es keine NATO-Erweiterung geben würde. Lügen, alles Lügen.

Gorbatschow war ein Humanist, der glaubte, er könne den Kalten Krieg und das atomare Wettrüsten beenden; er hat daher die Rote Armee aus Osteuropa zurückbeordert. Ich war in Wünsdorf, Ostdeutschland, Hauptquartier der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, und im Hauptquartier der Stasi-Geheimpolizei in Ost-Berlin, gleich nachdem der Abzugsbefehl erteilt wurde. Die Sowjets zogen ihre 338.000 Soldaten und 4.200 Panzer ab und schickten sie nach Hause. 1990 hatten sich KGB und CIA auf den Grundsatz geeinigt, dass die NATO keinen Zentimeter nach Osten gehen sollte. Der ehemalige US-Botschafter in Moskau, Jack Matlock, bestätigt die gleiche Vereinbarung. Gorbatschow, der von vielen Russen als törichter Idealist angeprangert wird, vertraute den Westmächten. Er hätte ein Bataillon von Winkeladvokaten aus dem New York City Garment District haben sollen, um seine Vereinbarungen zu dokumentieren, denn die Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush begannen schnell damit, die NATO nach Osteuropa zu bewegen, wodurch sie gegen alle Zusagen an Moskau verstießen. 

Heute, da die NATO-Streitkräfte an seinen westlichen Grenzen stehen, sind Rußlands tiefste Befürchtungen wahr geworden. Heute erkunden an den Küsten der ehemaligen Mitglieder des Warschauer Pakts Rumänien und Bulgarien stationierte US-Militärflugzeuge den russischen Luftraum über dem Schwarzen Meer und den wichtigen strategischen Hafen von Sewastopol und US- und NATO-Truppen befinden sich in der Ostsee, an Rußlands nordwestlichen Grenzen.  

»Zu den Zielen Washingtons«, schrieb Paul Craig Roberts im Februar 2018, »gehört, Rußland als militärische Bedrohung zu präsentieren. Der britische Verteidigungsministers Gavin Williamson erklärte am 26. 1. 2018 seinerseits, Russland beabsichtige, die britische Infrastruktur auseinanderzureißen, Tausende von Toten zu verursachen und ein totales Chaos innerhalb des Landeszu schaffen.  [9]  

Zur Ostukraine 

»Jahrelang«, schreibt Wolfgang Bittner, »haben westliche Politiker und Medien die Opfer in der Ostukraine ignoriert; für die ständigen Verletzungen des Minsker Abkommens machte Kiew die Separatisten in Donezk und Luhansk verantwortlich«.   [10] 

Dieses sogenannte Minsker Abkommen war am 5. September 2014 von der Ukraine, Rußland und der OSZE unterzeichnet worden. Schwerpunkt war Punkt 3 des Protokolls, wo die Dezentralisierung der Macht in der Ukraine verwirklicht werden sollte, u.a. durch die Verabschiedung eines ukrainischen Gesetzes über die vorübergehende Ordnung der lokalen Selbstverwaltung in bestimmten Regionen der Gebiete Donezk und Luhansk [das Gesetz über den Sonderstatus]». In der Folge wurde von Teilnehmern der sogenannten trilateralen Kontaktgruppe, Angela Merkel für Deutschland, François Hollande für Frankreich, Präsident Poroschenko für die Ukraine, sowie Präsident Putin und die Milizenführer der selbst proklamierten Volksrepubliken Luhansk und Donezk, am 12. Februar 2015 der Maßnahmenkomplex zur Umsetzung der Minsker Vereinbarungen unterzeichnet. Letzteres Abkommen konkretisierte das Minsker Protokoll vom 5. September 2014, vor allem nach der sogenannten zweiten Schlacht um den Flughafen Donezk.  

»Durch die jetzt erfolgte Anerkennung der beiden Volksrepubliken durch Rußland und infolge des Einmarschs russischer Truppen in diese Gebiete«, so Bittner ferner, »ist alles in Aufruhr, so daß eine abschließende Stellungnahme dazu kaum möglich ist. Die USA haben mit der verdeckten Übernahme der Ukraine und dem Bürgerkrieg im Donbass vor der Tür Rußlands einen Brandherd gelegt, der ständig aufs neue angefacht worden ist; dem hat Putin nun Einhalt geboten. US-Präsident Joe Biden, den ich für den gefährlichsten Politiker der Gegenwart halte, hatte schon 2014 in einer Rede erklärt, man wolle Rußland, wenn es nicht nachgebe, ruinieren. Dafür finden sich beflissene Helfer wie Annalena Baerbock, Robert Habeck, Norbert Röttgen und andere Atlantiker, inzwischen auch Mitläufer bei SPD und LINKEN. Die Welt befand sich schon vor der russischen Offensive in einem Ausnahmezustand, und es ist zu hoffen, daß es keinen Krieg der westlichen Allianz mit Rußland gibt. Denn das wäre tödlich«.   [10]   

In Donezk hatten bereits am 15. 3. 2014 mehr als 5000 Demonstranten die Angliederung an Rußland gefordert. Die Demonstranten versammelten sich auf dem Lenin-Platz und skandierten Referendum! Referendum!. Jugendliche kletterten auf das Gebäude des Inlandsgeheimdienstes SBU, holten die ukrainische Flagge ein und hißten stattdessen eine Flagge mit den russischen Farben und der Aufschrift Republik Donezk.  [12]                                   

Der Vorwurf, Putin wolle Europa spalten, merkt Peter Haisenko an, ist aus der Luft gegriffen. Schließlich war es Putin, der schon 2001 in seiner Rede vor dem Bundestag eine Einigkeit von Wladiwostok bis Lissabon als Ziel vorgestellt hatte, was von den Transatlantikern abgelehnt worden war. Es sind die USA, die Jugoslawien zerstört haben, die den arabischen Raum destabilisiert und damit die Migrationskrise ausgelöst haben, und die Ukraine, also einen europäischen Staat, zum Konfliktherd machten. Ohne die Einflußnahme der USA in der Ukraine hätte es keine Sezession der Krim gegeben, die jetzt einfach Putin in die Schuhe geschoben wird. Die Wahrheit wird verdreht. Es ist nicht Rußland, das seine Truppen an die Grenze der NATO gestellt hat, sondern die NATO hat ihr Versprechen gebrochen, ihren Aktionsradius bis an Rußlands Grenzen erweitert und dort Truppen stationiert.  [13] 

Laut dem ehemaligen französischen Präsidentschaftskandidat Jacques Cheminade «überschreitet Putin mit der Anerkennung der Unabhängigkeit von Donezk und Lugansk und dem Befehl an die russische Armee, zur Friedenssicherung einzurücken, eine rote Linie. Aber die USA und die NATO sind die Provokateure, denn sie haben es versäumt, die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen durchzusetzen».  [11]      

«Nach Rußlands Anerkennung der Donbass-Republiken«,

liest man bei Strategic Alert, «stehen Washington und die NATO-Länder vor der Wahl: Entweder die Situation durch Sanktionen zu verschärfen, oder mit Rußland ernsthaft über ein globales Sicherheitsabkommen zu verhandeln. Dazu gehört die Garantie, daß die Ukraine niemals der NATO beitritt und nuklearfähige Trägerraketen aus Ländern des früheren Warschauer Pakts abgezogen werden. Die Sanktionen, die nach der Erklärung vom 21. Februar angekündigt wurden, werden Moskau nicht abschrecken. Putin hat in seiner Rede an die Nation wiederholt erklärt, der Westen werde in jedem Fall Sanktionen verhängen, ganz gleich, wozu Rußland sich entschließe. Wie der russische Analyst Andrej Kortunow am 10. 2. in einem Interview ausführte, gibt es in der russischen Diplomatie zwei strategische Überlegungen: Sicherheit und Wirtschaft, und Putin hat die Sicherheit eindeutig über die wirtschaftlichen Interessen gestellt. Auch die Rolle Chinas muß in der Gleichung berücksichtigt werden. Bei ihrem jüngsten Gipfeltreffen haben Putin und XI Jinping sicherlich die verschiedenen Auswirkungen der strategischen Krise erörtert. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz machte Außenminister Wang Yi deutlich, daß China seinem Verbündeten Rußland in der Auseinandersetzung mit der NATO zur Seite steht. Im schlimmsten Fall brutaler Wirtschaftssanktionen kann Moskau sich auf seinen chinesischen Verbündeten verlassen, um die Folgen abzuschwächen. Der Hauptverlierer wird dagegen Europa sein, wenn Sanktionen die Handelsbeziehungen mit Rußland beeinträchtigen. Denn nach Ansicht vieler Beobachter kann Rußland neue, härtere Sanktionen überleben, aber die Auswirkungen wird Kontinentaleuropa viel stärker zu spüren bekommen, vor allem, wenn die Gaspipeline North Stream 2, auf die viele europäische Länder zählen, um Energieengpässe und steigende Preise zu bewältigen, gestrichen wird. Der westlichen Bevölkerung wird jedoch gesagt, die wirtschaftlichen Härten seien der Preis, den man zahlen muß, um die russische Aggression zu besiegen«.  [11]

Historisch gesehen ist die Ukraine ein Teil des russischen Kernlandes. Seit der Gründung des russischen Vorgängerstaates Kiewer Rus im 10. Jahrhundert durch die aus schwedischen Wikingern hervorgegangene Dynastie der Rurikiden ist die Ukraine Teil des politischen Gebildes, das wir heute Rußland nennen, oder eng mit ihm verbunden. Das Gebiet der heutigen Ukraine war jedoch seit dem Jahrtausendwechsel nie wirklich außerhalb der russischen Hegemonie und Kultur und gehörte seit dem 18. Jahrhundert zum russischen Reich. Mit der Auflösung der UdSSR wurde die Ukraine formell unabhängig. Strategisch gesehen ist sie jedoch für die russische Sicherheit unverzichtbar. Sie war die zweitwichtigste sozialistische Sowjetrepublik, nicht nur wegen ihrer Ressourcen, Bevölkerung und Produktionskapazitäten, sondern auch, weil sie im Grunde genommen nur einen Steinwurf vom Herzen Rußlands entfernt liegt. Wenn man die Ukraine einnimmt und hält, kann man einfach in Moskau einmarschieren. Oder die Stadt aushungern. Der Zweck des von den USA unterstützten Putsches des Jahres 2014 war es, die Ukraine in die EU aufzunehmen, sie indirekt zu einem NATO-Mitglied zu machen und natürlich ihren Nutzen als russischen Markt zu verringern.  [14]

Die Verunglimpfung  

Es ist unglaublich, wie einseitig die Urteile ausfallen, sobald es Russland resp. seinen Präsidenten trifft. Ein Beispiel hierfür ist die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja in ihrem Interview mit SFR2Kultur am 25. Februar:   

«Putin ist es egal, ob er die Welt in die Luft sprengt». Selbst wenn dies bildlich gesprochen sein dürfte, ermangelt es jeglicher neutralen Kritik. Ferner erklärt sie uns: «Heute ist er da» - nämlich der III. Weltkrieg. »Ob wir das glauben möchten oder nicht. Man hat aus Geschichtsbüchern gelernt, dass die Art von Herrschaft, wie Putin sie betreibt, komplett irrational ist. Es gab keinen Grund für diesen Krieg. Es gibt nur einen kranken Diktator«. »Es ist alles so absurd. Doch jetzt muss man versuchen, alles Mögliche zu machen, vor allem Forderungen an die eigene Regierung zu stellen: Jetzt ist es wichtig, alle Importe von russischem Öl und Gas zu stoppen und Russland aus dem SWIFT-System auszuschliessen«. Dass damit auch der Westen selbst durch die Folgen schwer getroffen würde, so weit scheint sie nicht denken zu können.

Eigentlich sollte der nachfolgende Gedankengang aus sachlichen Gründen keinen Eingang in die Berichterstattung gefunden haben: «Ich bin keine militärische Expertin», erklärt sie uns, «aber wenn jetzt der Luftraum über der Ukraine geschlossen wird, können die russischen Raketen nicht mehr auf Kiew und andere Städte fallen». Ist ja interessant ! Fakt ist, auch wenn der Luftraum gesperrt würde, und selbst wenn in der Ukraine verlässliche Raketenabwehrsysteme installiert wären, so könnten dennoch von aussen gegen die Ukraine abgeschossene Langstreckenraketen in das Land eindringen und dort niedergehen. «Wenn jetzt nichts gemacht wird«, klagt Petrowskaja, «werden wir alle schuld sein an diesem Verbrechen. Ich kann nur sagen: Die Ukraine braucht Hilfe, je schneller, desto besser. Jede Stimme für die Ukraine ist eine Stimme für europäische Werte». Gerade an letzteren sind längst massive Zweifel angebracht ....

Urteile dieser Art, scheint es, werden durchaus bevorzugt von der Presse übernommen, zieht man viele Putin selbst mit hässlichen Beinamen bedenkende Artikel in Betracht. Man kann nicht einmal erkennen, dass die Redaktionen jeweils eine Gegendarstellung anstreben würden.  [15] 

Der rasche militärische Vorstoss Russlands 

in der Ukraine hat offenbar Wirkung gezeigt und hat die ukrainische Regierung nun zu einem teilweisen Einlenken im festgefahrenen Konflikt gebracht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stimmte jetzt ersten Verhandlungen mit Russland zu und sprach sich für einen Waffenstillstand aus. Die Bedingungen Russlands: Kein NATO-Beitritt für die Ukraine; die Ukraine muss ferner einer vollständigen Entmilitarisierung zustimmen und ihren Status als neutraler Staat proklamieren und aufrechterhalten. Es muss eine DeNATOfizierung stattfinden.   [16]  

Bereits 2014 hatte Christoph Jehle erklärt: Im Verhältnis zur Russischen Föderation ist der Westen Europas ohnehin auf einem Weg, der in weiten Teilen der westlichen Bevölkerung abgelehnt wird. »Von den Schlafwandlern zu den Traumtänzern« - anders kann man das Verhalten westlicher Regierungen und des ewig plärrenden NATO-Generalsekretärs gegenüber Russland nicht beschreiben. Krieg ist wieder drin.  [6]

Zusammenfassung: Doris Auerbach
d.auerbach@gmx.ch

 

Was die Geschehnisse in der Ukraine selbst angeht, so sind diese in überaus zahlreichen Artikeln auf politonline festgehalten.

[1]  »Neue Solidarität« Nr. 48 vom 26. 11. 2014
[2]  http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/f-william-engdahl/die-opec-russland-und-die-entstehende-neue-weltordnung.html;jsessionid=FFD79E97C03ACEA31A083DD6BA4C2C39  14. 9. 15
Die OPEC, Russland und die entstehende Neue Weltordnung - F. William Engdahl
[3] 
http://www.bueso.de/node/7413   10. 6. 14
[4]   http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/f-william-engdahl/die-wahren-helden-hinter-dem-kiewer-waffenstillstand.html     1. 9. 2014    
Die wahren Helden hinter dem Kiewer Waffenstillstand  -  F. William Engdahl

[5] 
Der Europäer Jahrgang 18  Nr. 67  April / Mai 2014 sowie
https://www.bueso.de/node/7085  12. 3. 14
CDU-Politiker Willy Wimmer zum Putsch in Kiew: «Angela Merkel soll sich zu Nazis in der Regierung äußern»

[6]  http://www.heise.de/tp/artikel/42/42133/1.html    2. 7. 2014
Krieg ist wieder drin - Von Christoph Jehle
[7]  Basler Zeitung vom 10. April 2007
[8]  
http://www.wsws.org/de/2009/feb2009/sich-f10.shtml  10. 2. 2009
Münchner Sicherheitskonferenz: US-Vizepräsident Biden kündigt Fortsetzung der aggressiven US-Militärpolitik an  -   Von Ulrich Rippert
[9]  http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2753   4. 2. 18
Eric Margolis - Es stimmt: Die NATO hat mit ihrer Osterweiterung Zusagen gebrochen
[10]  https://uncutnews.ch/krieg-in-der-ukraine-und-alles-ist-in-aufruhr/  25. 2. 22
Krieg in der Ukraine, und alles ist in Aufruhr – Von Wolfgang Bittner
[11]  Strategic Alert Jahrgang 35, Nr. 8 vom 23. 2. 22
[12]   
http://bazonline.ch/ausland/europa/Putin-erkennt-Krim-als-unabhaengigen-Staat-an/story/23788308   17. 3. 2014
[13]  https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20191/europawahl-beim-kampf-gegen-rechts-sind-alle-mittel-erlaubt/      11. 4. 19
Beim
Kampf gegen Rechtssind alle Mittel erlaubt  -  Von Peter Haisenko
[14]  https://uncutnews.ch/was-in-der-ukraine-wirklich-vor-sich-geht/    27. 2. 22
Was in der Ukraine wirklich vor sich geht
[15] 
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/autorin-katja-petrowskaja-putin-ist-es-egal-ob-er-die-welt-in-die-luft-sprengt    25. 2. 22  Interview
[16]  https://unser-mitteleuropa.com/eilt-ukraine-stimmt-verhandlungen-mit-russland-zu-russland-besteht-auf-entmilitarisierter-neutraler-ukraine/    25. 2. 22