Sind wir ein Volk von orientierungslosen Hühnern?

Das Volk fragt die Gemeinde, die Gemeinde den Kanton, der Kanton den Bund, dieser die EU in Brüssel, die EU die Globalisierer, auf dass wir schliesslich alle uniform in die neue Weltordnung passen. Und wen fragen die Hintermänner der neuen Welt-Unordnung? Da kommt mir noch ein Witz in den Sinn: Die Psychopathen bauen Luftschlösser, die Neurotiker wohnen darin und die Psychologen ziehen den Zins ein.

So kommt mir die Menschheit vor. Für jedes Problem bzw. Schicksalsschlag müssen Fachleute, sprich Psychologen her, um den hilflosen Geschöpfen beizustehen. Dabei wird alles zerredet und geholfen ist niemandem. Warum verlassen  wir uns nicht mehr auf den gesunden Menschenverstand und helfen uns selbst?
 
Für jedes Problem, das auftaucht, benötigen wir neue Gesetze und Richtlinien und glauben dann, dass alles besser wird. Lehrer und Eltern jammern, dass sich die Kinder über alle Anordnungen hinwegsetzen und keinen Respekt mehr haben. Wie sollen sie auch? Tiere lernen von ihren Eltern, was wichtig ist, damit man sich im harten Leben behaupten kann. Wir Menschen fragen sogenannte Experten, die es auch nicht wissen und nur alle verrückt machen. Kinder brauchen eine lebensnahe Führung und Vorbilder, an die sie sich halten können. Sie müssen brauchbare Lösungen für Probleme in allen Lebenslagen erhalten. Nur so können sich Erwachsene wie Eltern, Lehrer oder Lehrmeister Vertrauen und Respekt von der Jugend verschaffen.
 
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir sprechen immer von Freiheit und Demokratie. Diese können wir uns nur erhalten, wenn wir zusammenstehen und uns an gewisse Regeln halten, sonst bricht die Gemeinschaft auseinander. Wer diese Gemeinschaft gefährdet, muss zurechtgewiesen werden, wenn nötig halt ganz unzimperlich. Das gilt in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, auf der Strasse. Wenn jeder nur sich selbst der Nächste ist, gehen unsere Kultur, unser Staatswesen, unsere Demokratie vor die Hunde. Es ist die Pflicht jedes einzelnen, aktiv etwas zum Erfolg der Gemeinschaft beizutragen. Freiheit heisst nicht, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Freiheit bedeutet, Verantwortung für die Gemeinschaft aktiv mitzutragen.
 
Ein Volk, das für alles und jedes Gesetze braucht, ist unmündig und unfähig, aus eigenem Antrieb für Ordnung zu sorgen. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die es erlauben, Fehlentwicklungen zu unterbinden. Heute verstricken wir uns so in Vorschriften und Regeln, dass wir nicht mehr imstande sind, Auswüchse zu meistern. Beispiele gibt es jede Menge: Gesetze für Rowdies bei Sportanlässen, Gesetze für den Umgang mit Kindern in Schule und Elternhaus, Gesetze für Bildung und Weiterbildung, Verbots- und Gebotstafeln an jeder Strassenecke. Kurz, ohne Vorschriften wissen wir nicht mehr, was zu tun und zu lassen ist. Die Gemeinschaft könnte das Meiste aufgrund der Anforderungen fürs Überleben spontan anbieten. Wem das Wasser in den Mund läuft, lernt von alleine schwimmen.
 
Wie sollen wir wieder zu uns selbst finden? Wir müssen uns und andern Fehlleistungen  zugestehen und erlauben, diese wieder hinzubiegen. Wir dürfen nicht perfekt sein wollen, sondern müssen uns selbst und anderen Fehler zugestehen und statt anzuklagen, helfen, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Wir müssen lernen, miteinander zu leben, zu streiten und Nachsicht zu üben und füreinander da zu sein, in guten und in schlechten Zeiten.
 
Hanny Haidvogl-Werder, Gelterkinden