Bundesfeier 2007 auf dem Rütli

Kein Grund für »Buh-Rufe« - kein Grund für Ausschreitungen, wenn man auf die vielen gut gemeinten Ratschläge hören würde. Aber, wo kein Wille ist, ist auch kein Weg.

Langsam aber sicher bekomme ich den Eindruck, dass wir nicht nur die Bundesfeier auf dem Rütli, sondern auch die Rütlikommission unter die Lupe nehmen müssen. Mit der einseitigen Verurteilung der Rechtsextremen und kaum ein Wort zu den »linken Vermummten«, welche nicht nur mit Buh-Rufen den oder die Redner störten, entlarvt sich aus meiner Sicht auch die Rütlikommission. Warum überlässt man die Organisation nicht ganz einfach in einem bestimmten Rhythmus den Schulen der Urkantone. Wie wäre es, wenn zum Beispiel drei Schulklassen aus den Gründungsorten der Eidgenossenschaft etwas von dem bringen (darstellen oder aufführen) würden, was die Schweiz zusammengeführt und erhalten hat? Oder wenn zum Beispiel ein Professor wie Dr. Ed. Stäuble, St. Gallen, seinen Vortrag ‚Die Schweiz - ein Kunstwerk?’ halten würde? Alle Medien müssten natürlich entsprechend eingebunden werden, damit bekannt wird, dass kein Grund für Buh-Rufe gegeben wäre. Die konfliktgeilen Medienvertreter müssten dann sonst irgendwo für Stoff sorgen.
 
Die Aussage, »dass seit Jahren Hunderte die Bundesfeier auf dem Rütli usurpieren wollen«, liegt sicher in der Tradition der Ansprachen, weil sich die einen - oder die anderen - immer provoziert fühlten oder fühlen können. Aber genau dies muss ja nicht sein. Zudem: Auch einer Aussenministerin, müsste doch klar (gemacht) werden, dass mit einer anständigen Bundesfeier, auch im Ausland mehr gepunktet werden kann als mit einem kaum bezahlbaren »Polizei-Vollbeschäftigungstag«. Also, wenn wir Schweizer es nicht fertig bringen, den Nationalfeiertag, auch auf dem Rütli, würdig und anständig zu feiern, dann holt die Swisscoy sofort heim. Wir wollen doch nicht von der ganzen Welt verspottet werden. Ein teurer »Swisscoy-Witz«, wenn wir nicht einmal bei uns selber fertig bringen, was wir von den Leuten in Krisengebieten verlangen.
 
Hermann Wyss-Meier, Schneisingen