Ergenekon oder die Neuauflage britischer Machtspiele gegen die Türkei - Von Dean Andromidas

politonline d.a. Unverändert: Die Handschrift und Eingriffe der Geheimdienste und des organisierten Terrors. In Ergänzung zu dem auf politonline veröffentlichten Artikel »Hängt Cheney mit dem türkischen Gladio-Netz zusammen?« dürfte auch der nachfolgend wiedergegebene Artikel von Dean Andromidas, der sich mit dem gleichen Thema befaßt, von außerordentlichem Interesse sein, da er gleichzeitig einen ausgezeichneten Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung der modernen Türkei und den Einfluß der Freimaurer auf diese vermittelt.

Die Einmischung von Logenmitgliedern in die Politk von Ländern wird mit Vorliebe verharmlost, wenn nicht vollends in Abrede gestellt. Die Freimaurerei ist auch ganz speziell ein Thema des Werks von Wolfgang Eggert, »Im Namen Gottes, Israels Geheimvatikan«*, das die länderübergreifende Vernetzung der Logen ausführlich beleuchtet. So heißt es beispielsweise: »Im 21. Jahrhundert werden Geheimdienste unvermeidlich die Institutionen sein, die über die Politiker der Welt und über die globale Politik entscheiden.«  Wollen wir das wirklich, denn Geheimdienste sind bekanntermaßen schwer oder überhaupt nicht kontrollierbar. Und wie steht es um unsere Volksvertreter, bei denen wenig Neigung zu verspüren ist, sich mit den Eingriffen der Geheimdienste in erforderlichem Ausmaß auseinanderzusetzen, so daß man in diesem Zusammenhang ruhig weiter von der Politshow sprechen kann, die uns an allen Fronten vorgeführt wird. Wenigstens ist im Gegensatz zu früher wenigstens der Fakt zu verzeichnen, daß Hintergrundstrategien resp. -machenschaften, auf die normalerweise kein Wähler auch nur den geringsten Einfluß nehmen kann, heute etwas früher auffliegen als zuvor.   
 
Ergenekon oder die Neuauflage britischer Machtspiele gegen die Türkei - Von Dean Andromidas
Strategie des Terrors. In der Türkei ist ein kriminelles Netzwerk aufgeflogen, das eine durchgehende Kontinuität britischer Geopolitik bis zum Sykes-Picot-Abkommen zur Aufteilung des Nahen Ostens und den faschistischen Jungtürken aufweist. Die Türkei wird derzeit von einem Strafprozeß gegen das kriminelle Netzwerk »Ergenekon« erschüttert, dem die Planung eines Umsturzversuches vorgeworfen wird. Eine »Strategie des Terrors« mit Terror- und Mordanschlägen sollte offenbar den Weg für einen Staatsstreich gegen die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bereiten. Auch wenn bisher niemand die Verantwortung für die jüngsten Terroranschläge in der Türkei übernommen hat, werden sie von vielen Experten als Warnung an die Regierung im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Ergenekon verstanden. Das aufgedeckte Netzwerk ist so umfangreich, daß der Fall nur mit den Ermittlungen gegen die berüchtigte Geheimloge P2 und das NATO-Schläfernetz Gladio im Zusammenhang mit dem Terrorismus im Italien der achtziger und neunziger Jahren verglichen werden kann. Wie bei den italienischen Enthüllungen führen die Spuren einerseits zur NATO und zu den nationalen Sicherheits- und Geheimdiensten, anderseits zu Terroristen, Mördern und kriminellen Netzwerken. Amerikanische Geheimdienstquellen erklärten gegenüber EIR [Executive Intelligence Review], die Briten seien absolut entschlossen, die Regierung Erdogan zu destabilisieren, wenn nicht sogar zu stürzen. Es bestehe hierbei ein enger zeitlicher Zusammenhang mit den Bemühungen der Türkei um Frieden und Entwicklung im Nahen Osten, die der britischen Kriegspolitik entgegenstehen. Seit dem Sykes-Picot-Abkommen, in dem sich Frankreich und Großbritannien nach dem Ersten Weltkrieg die Nahostregion untereinander aufteilten, haben sich die Regeln des geopolitischen Schachspiels nicht verändert. Diese drohen jetzt aber über den Haufen geworfen zu werden. So hat die Türkei eine Vermittlerrolle zwischen Israel und Syrien eingenommen, wodurch auch die israelisch-palästinensischen Gespräche gefördert werden dürften und es möglicherweise auch zu Gesprächen zwischen dem Libanon und Israel kommen könnte. Die Türkei hat zudem angeboten, eine ähnliche Vermittlerrolle zwischen dem Iran und dem Westen zu übernehmen, um eine Vertrauensbasis zwischen dem Iran einerseits und der EU, den USA, Deutschland, Frankreich, China, Rußland und Großbritannien andererseits herzustellen. Am 11. Juli war Ministerpräsident Erdogan in Bagdad, wo er eine Vereinbarung über »strategische Zusammenarbeit« schloß, die in ihrer historischen Bedeutung mit dem deutsch-französischen Abkommen von 1963 zwischen Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle und dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer verglichen wurde. Ähnlich wie damals ein deutsch-französisches Bündnis entstand, das auf der wirtschaftlichen Integration Europas als einem Europa der Vaterländer beruhte, wird die Türkei sich heute am wirtschaftlichen Wiederaufbau des Iraks beteiligen, während die wirtschaftliche Integration der beiden Länder voranschreitet. Die Türkei, die vor kurzem zusammen mit der amerikanischen Drogenbehörde (DEA) eine internationale Konferenz über die Bekämpfung des weltweiten Rauschgifthandels veranstaltete, spielt auch eine wichtige Rolle bei der Eindämmung des milliardenschweren Rauschgiftschmuggels aus Afghanistan und damit gegen den neuen britischen Opiumkrieg.
 
Ergenekon, die neuen Jungtürken
Am 15. Juli erhob der leitende Staatsanwalt von Istanbul, Aykut Cengiz Engin, beim Obersten Strafgerichtshof Anklage gegen Ergenekon. Die 2455 Seiten umfassende Anklageschrift nennt 86 Verdächtigte, von denen derzeit 48 in Haft sind. Zu ihnen gehören ehemalige - möglicherweise auch aktive - Angehörige der Streitkräfte, Professoren, Journalisten, politische Aktivisten und Figuren des organisierten Verbrechens. Ihnen wird u. a. die Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation, Unterstützung und Deckung einer bewaffneten Terrororganisation, Umsturzversuch gegen die türkische Republik, Anstiftung der Bevölkerung zum Aufstand gegen die türkische Republik, Besitz und Gebrauch von Sprengstoffen, Anstiftung zu diesen Straftaten, Verleitung von Soldaten zum Ungehorsam gegenüber ihren Vorgesetzten, offene Provokation von Haß und Feindschaft und weitere Straftaten vorgeworfen. Zu den Verbrechen, die ihnen zur Last gelegt werden, gehört u.a. der bewaffnete Angriff auf den Obersten Strafgerichtshof 2006, bei dem ein Richter getötet wurde, sowie ein Angriff mit Schußwaffen und einer Handgranate auf das Büro der Tageszeitung Cumhuriyet in Istanbul. Zu den Verhafteten gehören u.a. die Generale a.D. Hursit Tolon und Sener Eruygur; ersterer war zweithöchster militärischer Befehlshaber, als er in den Ruhestand trat, letzterer Kommandeur der nationalen Gendarmerie. Auch der Präsident der Industrie- und Handelskammer von Ankara, Sinan Aygun, wurde verhaftet. In einem Kommentar in der türkischen Tageszeitung Zaman beschreibt Dr. Mustafa Acar, Wirtschaftsdozent der Universität Kirikkale, Ergenekon als »türkischen Zweig von Gladio«, verweist aber auch auf die weitgehenden Verbindungen zu der »Partei für Einheit und Fortschritt« (bzw. zu dem »Komitee für Einheit und Fortschritt« - der Organisation der Jungtürken). Acer schreibt: »Erstens muß die Türkei wirksam gegen Ergenekon vorgehen, wenn sie sich von dem fatalen Einfluß der Partei für Einheit und Fortschritt (IVT), die seit mehr als 100 Jahren im Land wirkt, befreien will. Der von der IVT bei ihrer Revolte gegen Abdul Hamid II. angerichtete Schaden, bei der sie Freiheit versprach, aber nach der eigenen Machtübernahme selbst repressive Maßnahmen ergriff, ist einfach unbeschreiblich. Das Land hatte während der Regierungszeit der IVT zwischen 1908 und 1918 mit enormen Problemen zu kämpfen; alle Vorstöße der IVT in dieser Zeit brachten nichts als Desaster und Zerstörung. Die Balkankriege, der Erste Weltkrieg, die armenischen Ereignisse, der Verlust des Balkans, Nordafrikas und des Hedschas, die Besetzung Anatoliens und der Weg zum Vertrag von Sèvres sind allesamt Produkte der Herrschaft der IVT. Der Schaden, den die IVT dem Land zugefügt hat, beschränkt sich nicht darauf, den Kollaps des Osmanischen Reiches beschleunigt zu haben, und auf die falsche Politik, die zu den nachfolgenden tragischen Ereignissen führte, deren Folgen die heutige Politik noch immer beeinträchtigen. Der Osmanische Staat wäre vielleicht auch so zusammengebrochen, genauso wie die großen Reiche der damaligen Zeit, darunter das Deutsche, das Österreich-Ungarische und das Russische Reiche am Ende des Ersten Weltkriegs zusammenbrachen. Der eigentliche Schaden, der von der IVT ausgeht, liegt in der Geisteshaltung der Partei, ihrem übermäßigen Nationalismus - den manche sogar als Rassismus bezeichnen - ihren zentralistischen Ideen, der Repression und Entfremdung vom Volk und der Abwehr äußerer Eindringlinge, die ihre unauslöschlichen Spuren in der Türkei des letzten Jahrhunderts hinterlassen haben. Seit damals tragen die ständigen Differenzen zwischen Staat und Öffentlichkeit, die Zusammenstöße zwischen Gewählten und Ernannten, die Auffassung, Freiheit führe zu Unruhen, und die Auffassung, die Anerkennung verschiedener [ethnischer] Identitäten führe zur Teilung des Landes, allesamt zum großen Teil das Kennzeichen der IVT. Wenn die größten Hindernisse überwunden werden sollen, die vor der Türkei liegen, müssen die Geisteshaltung der IVT und ihre Spuren in den bürokratischen Abläufen beseitigt werden.« Mit Blick auf die Gladio-Verbindungen außerhalb der Türkei fügt Acar hinzu, wenn man Ergenekon nur als türkisches Phänomen betrachte, sehe man nur »das halbe Bild«. Unter Hinweis auf frühere Putsche in der türkischen Geschichte schreibt er: »Diese Staatsstreiche hatten alle auch eine äußere Dimension. Derzeit wissen wir auf Grund gründlicher Analysen und veröffentlichter Dokumente, daß jeder Putsch, der in der Türkei versucht oder durchgeführt wurde, in irgendeiner Form mit der Gladio-Gegenguerilla-Organisation Ergenekon und dem Versuch zusammenhing, in der Türkei eine westliche Orientierung zu erhalten... Leider hat diese Bande, die sich stets einer nationalistischen Sprache bediente, nur Pläne ausgeführt, die von NATO-Akteuren ausgedacht wurden. Die Türkei muß die Ergenekon-Bande loswerden, wenn sie ein stabiles, pluralistisches und demokratisches Land werden will, das gute Beziehungen zu seinem eigenen Volk und zur Welt hat, und zu hohem Wachstum zurückzukehren will.« Auch wenn Dr. Acar nicht direkt die britische Strategie hinter Sykes-Picot nannte, hat er durch seinen Verweis auf das »Komitee für Einheit und Fortschritt« den augenblicklichen Destabilisierungsversuch gegen die Türkei indirekt als britische Operation identifiziert.
 
Die Rolle der Jungtürken im Spiel des Britischen Empire
Wie EIR dokumentiert hat, wurde das »Komitee für Einheit und Fortschritt«, die Jungtürken, 1906 von britischen Geheimdiensten über den Schottischen Ritus der Freimaurer und mit ihm verbündeten französischen und italienischen Logen als freimaurerartige Gruppe gegründet, um das Osmanische Reich zu übernehmen. Die Jungtürken waren nur eine von vielen faschistischen Bewegungen, die der britische Agent Giuseppe Mazzini begründete; zu ihnen gehörten auch die Gruppen Junges Europa, Jung-Deutschland, Junges Italien etc. Die IVT wurde 1906 unter der Leitung von Emmanuel Carasso, einem italienischen Vertreter der B’nai B’rith, im griechischen Saloniki gegründet, das damals zum Osmanischen Reich gehörte. Carasso war auch Großmeister einer italienischen Freimaurerloge in Saloniki namens »Wiederauferstandenes Makedonien«, die als Hauptquartier der Jungtürken diente. 1907 wurde der führende Jungtürke Mehmet Talaat Großmeister der Freimaurer des Schottischen Ritus im Osmanischen Reich. Carasso spielte 1908 eine führende Rolle beim Sturz von Sultan Abdul Hamid II., der den Weg für die Machtübernahme der Jungtürken im Osmanischen Reich freimachte. Sie herrschten bis 1918. Das war die Zeit, in der die von Dr. Acar beschriebenen politischen Katastrophen stattfanden. Die Jungtürken dienten den britischen Strippenziehern als Überträger verschiedener künstlicher Ideologien, wie des Pan-Türkentums, des Pan-Islamismus oder auch des Zionismus, was sich in der Tatsache zeigt, daß Wladimir Jabotinski, der Führer des nationalistischen Flügels des Zionismus und Inspirator der rechtsextremen Likud-Partei in Israel unter Benjamin Netanjahu, IVT-Mitglied war. Jabotinski war sogar Herausgeber der türkischen Zeitung der IVT.
 
Nachdem die Jungtürken ihre Aufgabe vollbracht hatten, das Osmanische Reich von innen heraus zu zerrütten, wurden sie von den Briten zunächst als Kriegsverbrecher auf Malta interniert, aber dann wieder freigelassen, um die Pläne Mustafa Kemals (Atatürk) für eine nationaltürkische Republik zu untergraben. Der frühere Innenminister des Osmanischen Reiches Adil Bey, ein führendes Mitglied der IVT, erhielt von den Briten 150.000 Pfund, um nach seiner Rückkehr in die Türkei eine »Gesellschaft der Freunde Englands« zu gründen, die sich offen für den Schutz der Briten einsetzte, während sie heimlich im ganzen Land Provokationen organisierte, um die nationalistische Bewegung zu diskreditieren und eine Intervention der Alliierten herbeizuführen. Die Briten haben es Atatürk nie verziehen, daß er den britischen Plan, die Türkei im Rahmen des Sykes-Picot-Abkommens zu zerschlagen, vereitelte. Er akzeptierte zwar den Verlust der arabischen Provinzen, die Briten und Franzosen unter sich als Mandatsgebiete aufteilten - die Briten erhielten den Irak, Jordanien und Palästina, die Franzosen Syrien und den Libanon - aber er kämpfte 1919-1923 für die Schaffung eines neuen türkischen Staates, dessen Souveränität und Unabhängigkeit von der ganzen Welt anerkannt wurde. Nach der Unterzeichnung des Vertrags von Moskau mit der Sowjetunion 1921, die selbst im Visier von Marionetten der Briten, Franzosen und Japaner stand, konnte er seine Kräfte darauf konzentrieren, jene Armeen zu besiegen, die seine nationalistische Bewegung zerschlagen sollten. Er gründete dann die erste moderne Republik im Nahen Osten. Weniger bekannt ist, daß er in diesen Bemühungen von Kreisen des amerikanischen Militärgeheimdienstes unterstützt wurde. Zunächst erlaubte Atatürk, dem daran gelegen war, eine Republik westlichen Stils zu gründen, die Rückkehr der IVT, die der neuen Regierung Loyalität versprach. 1926 fand er jedoch heraus, daß die IVT seine Ermordung plante. Seit jener Zeit hat sich die IVT tief im politischen und wirtschaftlichen Leben, im Militär und in den Sicherheitsdiensten eingenistet. Betrachtet man die drei Militärputsche in der Türkei seit 1960, findet man viele Mitglieder der ersten, zweiten oder dritten Generation der IVT. Das gilt auch heute für Ergenekon.
 
Wiederauferstehung der IVT?
Medienberichten zufolge wird Ergenekon in der Anklage als sektenartige Organisation bezeichnet, die sich auf den zentralasiatischen sogenannten »Agarta«-Mythos beruft, der angeblich die eigentlichen Wurzeln des türkischen Volkes vor 600 Jahren beschreibt. Die Agarta (oder Agartha) ist eine Ende des 19. Jahrhunderts frei erfundene Legende des Freimaurer-Martinisten Alexandre Saint-Yves d’Alvedre, einem geistigen Vater der faschistischen europäischen Synarchie. Die fast 100 Angeklagten im Ergenekon-Fall sind mit einer ganzen Palette von Organisationen von der extremen Linken bis zur extremen Rechten, von Ultrasäkularisten bis zu islamischen Fundamentalisten verbunden. Einige rufen zur Erneuerung des von Atatürk abgeschafften Kalifats von Istanbul auf und versammeln sich in Räumen der sogenannten türkisch-orthodoxen Kirche, die in den zwanziger Jahren Kirchen und Grundbesitz der griechisch-orthodoxen Kirche übernahm, praktisch aber keine Gläubigen hat. Eine weitere direkte Verbindung zur IVT ist die Tatsache, daß mehrere Ergenekon-Mitglieder Anführer der berüchtigten Grauen Wölfe sind, der pantürkischen Bewegung, deren Mitglied Ali Agca wegen des Mordversuchs an Papst Johannes Paul II. verurteilt wurde. Der geistige Vater der Grauen Wölfe war der 1924 verstorbene Ziya Golkalp, Cheftheoretiker der Jungtürkenpartei und der rassistischen pantürkischen Ideologie. Diese Ideologie selbst wiederum wurde ebenfalls im 19. Jahrhundert von dem ungarischen Zionisten Arminious Vamery, einem Agenten von Lord Palmerston und dem britischen Außenamt, der in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts am Hof des Sultans arbeitete, künstlich geschaffen. Sie ist auch mit der panislamischen Front islamischer Vorkämpfer des Großen Ostens verbunden, die von Salih Mirzabeyoglu und Saadettin Ustaosmanoglu angeführt wird. Der erstere ist derzeit im Gefängnis und rühmt sich stolz der Atatürk-feindlichen Wurzeln seiner Familie, die drei Generationen zurückreichen. Aber woher stammt sein Pan-Islamismus? Der von der IVT vertretene Pan-Islamismus wurde in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Wilfred Blunt geschaffen, der für das britische Außenamt arbeitete. Zu seinen Nachkommen gehört der berüchtigte Bibliothekar des britischen Königshauses, Antony Blunt, der später als der 4. Mann im Spionagering um Kim Philby enttarnt wurde. Die türkische Tageszeitung Zaman veröffentlichte Details aus einem Dokument, das angeblich die Struktur von Ergenekon zeigt. Danach hat sie die Struktur einer geheimen, paramilitärischen Organisation mit sieben Einzelkommandos für Präsidentschaft, Geheimdienste, Nachrichtenanalyse, Operationen, Finanzierung, Gegenaufklärung und Planung. In dem Dokument heißt es: »Im 21. Jahrhundert werden Geheimdienste unvermeidlich die Institutionen sein, die über die Politiker der Welt und über die globale Politik entscheiden.« Türkische Medien bringen Ergenekon mit fast allen Terrorgruppen in Verbindung, die in den letzten drei Jahrzehnten in Erscheinung getreten sind. Zaman zitiert ein ehemaliges Mitglied, Tuncay Guney, der behauptet, Ergenekon habe auch direkte Verbindungen zur Kurdischen Arbeiterpartei (PKK). Interessanterweise lebt Guney heute in Toronto, Kanada, wo er unter dem Namen David T. Gunay als Rabbiner der Jacobs House Synagoge wirkt. Die PKK ist nicht nur an Anschlägen in der Türkei beteiligt, ihr iranischer Zweig, die Partei für Freies Leben in Kurdistan, dient dem amerikanischen Vizepräsidenten Dick Cheney für Operationen gegen den Iran. Die PKK ist zudem tief in den Rauschgifthandel verstrickt. Guney behauptet, der inhaftierte PKK-Führer Abdulla Öcalan habe die PKK angewiesen, »die Ergenekon in Ruhe zu lassen«, und habe sich mit deren Führern getroffen.
 
Die Türkei als Ziel von Sykes-Picot
Es gab in der Geschichte der modernen Türkei drei Militärputsche - 1960, 1971 und 1980. Einige türkische Kommentatoren zählen als vierten Putsch noch den »post-modernen« Sturz der Regierung Necmettin Erbakans hinzu, der die islamisch orientierte Wohlfahrts-Partei anführte, die auf Druck des Militärs gerichtlich verboten wurde. Nun fürchtet man vergleichbare Turbulenzen, wenn es zu einem Verbot der AKP des Ministerpräsidenten Erdogan käme. Aber anders als 1997, als die Wohlfahrtspartei sich auf eine Regierungskoalition stützen mußte, erhielt die AKP bei den Wahlen im letzten Jahr ein neues Regierungsmandat, und sie hat fast die Hälfte der Sitze im türkischen Parlament. Noch wichtiger ist, daß inzwischen eine neue Generation von Offizieren im Militär aufgestiegen ist, die nicht an den drei früheren Putschen beteiligt waren und von denen man erwartet, daß sie in ihren Kasernen bleiben und der zivilen Regierung gegenüber loyal bleiben. Das »Gladio-Märchen«, wonach die NATO und die CIA hinter den drei türkischen Militärputschs standen, dient jedoch nur als Deckmantel zur Vertuschung der britischen Handschrift. Die eigentliche Absicht ist es, daß die Türkei weiter eine Rolle bei Londons geopolitischen Spielen spielt, um die britische Dominanz in der Region aufrechtzuerhalten. Ganz im Sinne von Sykes-Picot soll eine wirtschaftliche Entwicklung der Region, dem Bindeglied zwischen Europa, Asien und Afrika, verhindert werden, um einen Zünder für einen neuen Weltkrieg zu behalten.
 
Angesichts der gegenwärtigen Weltfinanzkrise sind mächtige britische Finanzinteressen mehr als bereit, die Kriegslunte wieder zu entzünden.
 
Aus der Neuen Solidarität Nr. 32/2008; Hervorhebungen durch politonline
* Wolfgang Eggert »Im Namen Gottes - Israels Geheimvatikan als Vollstrecker biblischer Prophetie« 3 Bände ISBN-3-935845-01-4, 3-935845-02-2, 3-935845-03-0; Gesamtausgabe  ISBN-3-9358-00-6. Chronos Medien Vertrieb GmbH München  Tel.: 089 / 26215774; beimpropheten@hotmail.com
Wolfgang Eggert »Erst Manhattan - Dann Berlin. Messianisten-Netzwerke treiben zum Weltenende« Chronos Medien Verlag, München 2005, ISBN 3-935845-09-X