Wulff und kein Ende 09.01.2012 00:26
Die Vorbildhaftigkeit des Christian Wulff - Von Prof. Hans-Joachim Selenz
Bundespräsident Wulff leidet. Sein größter Traum war es nämlich seit frühester Jugend, Vorbild zu sein.
Stets und ständig. In jeder nur denkbaren Situation.
Selbst dann, wenn er - natürlich rein
zufällig - gerade mal kein Vorbild war. Auch dann
bemühte er sich, dies zumindest vorbildlich zu
erklären. Als er beim kostenlosen Upgrade im
Air-Berlin-Jet nach Florida erwischt worden war,
räumte er zwar ein, gegen das Ministergesetz verstoßen
zu haben. Nachdem er die Differenz
zwischen den Economy- und den Business-Tickets
gezahlt hatte, attestierte er sich sodann aber
selbst im Brustton der Überzeugung eine gewisse »Vorbildhaftigkeit beim Umgang mit seinem
Fehler«.
Dabei blickte er ganz unschuldig schräg nach oben in die Kamera. Genau so, als
suche er
nach seinem Heiligenschein. Das nenne ich
Selbst-Resozialisierung auf allerhöchstem Niveau!
Schon als sein Vor-Vorgänger Rau in der Flugaffäre
steckte, bemerkte Wulff: »Ich
leide physisch
darunter, daß Deutschland in dieser
schwierigen Zeit keinen unbefangenen Bundespräsidenten hat, der seine Stimme
mit Autorität erheben kann.«
Wenn man bedenkt, daß Wulff
sieben Jahre später sogar ein Buch mit dem durchaus ambitionierten Titel ›Lieber die Wahrheit‹ veröffentlichte, kann man sich in etwa vorstellen, wie er damals
gelitten haben muß. Eine seiner ersten Äußerungen als Bundespräsident
war dann auch die Feststellung, das Politiker-Image sei jämmerlich. Den Politikern
würden Häme, Spott und Mißtrauen entgegengebracht. Das
könne so nicht bleiben. Doch nun muß Wulff schon wieder leiden. Und
das alles nur, weil er sich ein paar vorbildliche Hausfinanzierungen besorgt
hatte. Und weil ihm die Geerkens aus Osnabrück, die ihm in Florida Herberge
boten, dabei geholfen hatten. Statt ihn dafür zu bewundern, schütten die Medien
wieder einmal Häme und Spott aus. Über einen vorbildlichen Politiker. Dabei
brauchte er doch nur eine angemessene Heimstatt für seine neue Familie. Bei der
Immobiliensuche halfen ihm selbstverständlich mal wieder die Geerkens aus
Osnabrück. Und da er nach der Scheidung von Erstfrau Christiane knapp bei Kasse
war, liehen ihm die Geerkens für das 415.000 Euro-Haus in Großburgwedel auch
gleich noch eine halbe Million Euro. Zu durchaus vorbildlichen 4 %. So clever
war Wulffs MP-Vorgänger Schröder nicht. Auch der war nach der Scheidung von
Drittfrau Hillu knapp bei Kasse. Schröder zog mit seiner Doris in die
Arnswaldstraße in Hannover. Dort wohnten die beiden mit Tochter Klara zur
Miete. In einem unscheinbaren Haus. Nach oben ging es über fünf Treppen. Die
Stufen hoch in die kleine Dachgeschoßwohnung waren blitzblank gefegt.
Es roch nach Bohnerwachs. Die Schröders lebten durchaus ärmlich aber sauber.
Derartiges wollte Landesvater Wulff Zweitfrau Bettina nicht zumuten. Mit den
50. – 60.000 Euro im Jahr, die ihm nach der Scheidung blieben, waren indes
keine großen Sprünge zu machen. Doch die Geerkens aus Osnabrück halfen ihm aus
der Klemme. Als dann im Januar 2010 die Florida-Reise hochkochte, wollte Wulff
seine Gönner nicht nennen. Verständlich. Vorbild
Kohl hatte das auch nie getan. Hurtig finanzierte er um. Über den ›Nord-Süd-Dialog‹ fand er endlich ein soziales
Kreditinstitut. Das bediente den bedürftigen MP sogar noch ein wenig günstiger
als die Geerkens. Bei der BWBank zahlten die Wulffs fortan zwischen 0,9 und 2,1
%. Vorbildlicher geht es wirklich nicht.
In Zeiten der Euro-Turbulenzen, Börsenkrisen und
Konjunktur-Ängste könnte Wulffs Finanzierungsmodell der Wirtschaft ganz neue
Impulse geben. Mit einem Wulff-Kredit würden viele Bauwillige eher heute als
morgen freudig durchstarten. Daraus könnte sich enormer Schub für die
Volkswirtschaft entwickeln. Doch statt sein legales
Finanzierungsmodell offensiv zu propagieren
- im Stile seines AWD-Freundes Maschmeyer - scheint
Wulff sich dessen vorbildlich zu schämen: »Mir ist klar geworden, wie irritierend die private
Finanzierung unseres Einfamilienhauses in der
Öffentlichkeit gewirkt hat. Das hätte ich vermeiden
können und müssen. Ich hätte auch den
Privatkredit dem niedersächsischen Landtag damalig
offenlegen sollen. Das war nicht gradlinig,
und das tut mir leid. Ich sehe ein, nicht alles, was
juristisch rechtens ist, ist auch richtig.« Nach dieser Verlautbarung des Bundespräsidenten
senkte sich der Weihnachtsfrieden über Stadt und
Land. Mit seiner erneuten Vorbildhaftigkeit ist
Christian Wulff fraglos eine Zierde für das höchste
Amt im Staate. Solche Vorbilder braucht unser Land!
Jetzt fehlt nur noch der Heiligenschein.…..
Peine, den 16. November 2011
Prof. Dr. Hans-Joachim ist 1. Vorsitzender von
CLEANSTATE e.V.
www.hans-joachim-selenz.de
CLEANSTATE e.V.
info@cleanstate.de
Siehe ferner http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1556
Christian Wulff for President?
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1574
Nachtrag zu Wulff - Von Doris Auerbach
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