Ein Konflikt mit China wird gebraut - Paul Craig Roberts 27.05.2012 21:38
Washington hat die Philippinen, deren Regierung in seiner Tasche steckt,
zur Abhaltung von gemeinsamen Militärmanövern im Südchinesischen Meer
vergattert. Der Vorwand: dass China mit den Philippinen, Indonesien und anderen
Ländern wegen Inseln und Seerechten im Südchinesischen Meer in territoriale
Streitigkeiten verwickelt ist. Washington versichert, dass Chinas territoriale
Kontroversen mit Indonesien und den Philippinen eine Angelegenheit sind, die
die nationalen Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika betreffen.
Washington
hat nicht klargemacht, was sein Anteil an den Auseinandersetzungen ist. Der
Grund dafür, dass Washington nicht eindeutig sagen kann, warum Chinas
Kontroversen mit den Philippinen und Indonesien eine Bedrohung der USA bilden,
ist der, dass es keinen Grund gibt. Nichtsdestotrotz muss die
undefinierte ›Bedrohung‹ als Begründung dafür herhalten, dass
Washington mehr Marinestützpunkte auf den Philippinen und in Südkorea braucht. Das
alles hat den Zweck, einen langfristigen Kalten-Krieg-Konflikt mit China zu
provozieren, der weiterhin Profite und Macht in Washingtons
Militär/Sicherheitskomplex fließen lassen wird. So fließen riesige Profite in
die Rüstungskonzerne, wobei ein Teil der Profite in die Wahlkampffinanzierungen
für ›die Volksvertreter‹ in Washington [von denen eine nicht
unbeträchtliche Anzahl ihr Vermögen in die Rüstungsindustrie investiert hat;
Anmerk. politonline] und Präsidentschaftskandidaten, die offen den Ausverkauf
ihres Landes an private Interessen betreiben, zurückfließt. Washington hat die
Absicht, Marinestützpunkte auf den Philippinen und auf der unter Naturschutz
stehenden Insel Jeju zu errichten, die zu Südkorea gehört. Washington wird
Steuergelder verschwenden, oder Geld drucken, um die unnötigen
Flotten zu bauen, die diese dann Stützpunkte benutzen sollen. Washington ist auch
dabei, Basen in Australien zu erwerben, um Australien vor China zu schützen,
obwohl es keinerlei Drohungen Chinas gegen Australien gibt. Bush und Obama sind
die führenden Modelle von ›Volkspräsidenten‹, die die Menschen zuhause und im Ausland
an private Interessen verkaufen.
Warum hat Washington
es mit einem neuen Kalten Krieg eilig? Die
Antwort beginnt mit Präsident Eisenhowers Warnung an die Menschen Amerikas in
seiner letzten öffentlichen Ansprache über den militärisch-industriellen
Komplex im Jahr 1961. Da diese online verfügbar ist, werde ich sie hier nicht
zitieren. Eisenhower sagte den Amerikanern, dass der Kalte Krieg mit der
Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg Macht und Profite weiterhin in den jetzt
als Militär/Sicherheitskomplex bekannten militärisch-industrielle Komplex
fließen ließ - dies im Gegensatz zu früheren Kriegen, nach denen sich die USA entmilitarisierte.
Eisenhower erklärte ferner, dass der Fluss von Macht und Profiten in diesen Komplex
das wirtschaftliche Wohlergehen und die Freiheit des amerikanischen Volkes
gefährde. Niemand kümmerte sich darum, und der Militär/Sicherheitskomplex
war froh, diesen Fünf-Sterne-General-Kriegsheld-Präsidenten los zu sein,
nachdem dessen zweite Amtszeit ausgelaufen war. Dank des Medienrummels um die ›sowjetische Bedrohung‹ stand der Militär/Sicherheitskomplex
vor einem uneingeschränkten Horizont steigender Profiten und Machtbefugnissen,
während die Amerikaner ihre Zukunft den Interessen derjenigen opferten, die sie
vor der sowjetischen Bedrohung beschützten. Für die Rüstungskonzerne und
Sicherheitsagenturen brachen für die Dauer von fast drei Jahrzehnten gute
Zeiten an, bis Reagan und Gorbatschow eine Einigung erreichten und den Kalten
Krieg beendeten. Als die Sowjetunion in der Folge zusammenbrach, waren die
Zukunftsaussichten für Macht und Profite des Militär/Sicherheitskomplexes
trostlos. Das eine Prozent war dabei, seine Reichtümer zu verlieren, und die
geheime Regierung war dabei, ihre Macht zu verlieren. In der Folge ging der Militär/Sicherheitskomplex
ans Werk, um die Notwendigkeit eines massiven ›Verteidigungs‹- und ›Sicherheits‹budgets zu neuem Leben zu erwecken. Unter den willigen Werkzeugen
waren die Neokonservativen mit ihrer französisch-jakobinischen Ideologie und
den Loyalitäten gegenüber Israel. Die Neokonservativen definierten Amerika als
das ›unverzichtbare Volk‹. Dermaßen außergewöhnliche Menschen
wie die Amerikaner müssten die Herrschaft über die Welt errichten, als die
einzig verbleibende Supermacht. Nachdem die meisten Neokonservativen mit Israel
verbündet sind, wurde der muslimische Mittlere Osten zum Ziel, das sich günstig
ergab. Moslems sind von Bewohnern des Westens ausreichend verschieden, so dass
Moslems leicht dämonisiert werden können. Die Dämonisierung begann in
neokonservativen Publikationen. Nachdem zuerst Dick Cheney das George W.
Bush-Regime mit Neokonservativen ausgestattet hatte, war die nächste Aufgabe
die Schaffung von ›Bedrohungen‹ für die Amerikaner aus dem
Wortschwall über die Verantwortung der Taliban für 9/11 und die ›Massenvernichtungswaffen des Iraks‹, darunter verbale Illustrationen von
Bushs nationaler Sicherheitsberaterin über ›Pilzwolken‹ über Städten der Vereinigten Staaten von Amerika. Niemand
in der US- Regierung oder in den ›freien‹ US- Medien oder in den Medien der
Handlangerstaaten der USA - England,
Europa, Japan, Taiwan, Kanada, Australien und Südkorea - war über Washingtons
Behauptung, dass ›die einzige
Supermacht der Welt‹ von Ländern wie
der Irak und der Iran bedroht war, betroffen, wobei letztere über keinerlei
offensive militärische Kapazität oder über moderne Waffen verfügten, wie die
Waffeninspektoren in ihren Berichten unmissverständlich feststellten.
Was für eine Art von ›Supermacht‹ wird wohl vom Irak oder vom Iran bedroht? Sicher
keine richtige. Niemand schien zu bemerken, dass die angeblichen
9/11-Entführer Saudiaraber waren, keine Afghanen oder Iraker, dennoch
wurden Afghanistan und Irak als ›terroristische
Bedrohungen‹ hingestellt.
Saudiarabien und Bahrain, die ihre Menschen terrorisieren, brauchen sich nicht
davor zu fürchten, dass ihnen Amerika die Demokratie bringt, weil sie Washingtons
Marionetten sind, keine unabhängigen Länder. Während die Angst vor Unbekanntem
die Bevölkerung ›der einzigen
Supermacht der Welt‹ überschwemmte,
hallten die Forderungen nach Krieg gegen ›Amerikas
Feinde‹ - ›Wer
nicht mit uns ist, ist gegen uns‹ – durchs Land. ›Unterstützt unsere Soldaten‹-Plastikbänder
tauchten an amerikanischen Autos auf. Die Amerikaner steigerten sich in einen
Wahn. Die ›Handtuchköpfe‹ waren hinter uns her, und wir mussten
um unser Leben kämpfen, um nicht in unseren Betten, Einkaufszentren und
Flugzeugsitzen abgemurkst zu werden. Das alles war ein Schwindel, um die
sowjetische Bedrohung durch die muslimische Bedrohung zu ersetzen. Das
Problem, das sich mit der ›muslimischen
Bedrohung‹ entwickelte, war dann
dies: Um den Fluss von Profiten und Macht in den Militär/Sicherheitskomplex
aufrechtzuerhalten, mussten die versprochenen sechs Wochen Krieg im Irak auf 8
Jahre ausgedehnt werden. Der Krieg in Afghanistan gegen ein paar Tausend leicht
bewaffneter Taliban dauert nun schon länger als ein Jahrzehnt, länger als die
versuchte Okkupation Afghanistans durch die Rote Armee.
Anders gesagt, das Problem mit heißen Kriegen ist die Notwendigkeit, sie nicht
gewinnen zu dürfen, um sie weiterführen zu können (Korea, Vietnam, Irak,
Afghanistan sind allesamt Langzeit-Kriege, die nie gewonnen wurden), damit
Profite und Macht weiterhin in den besagten Komplex fließen. Das demoralisiert
das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika und ruft weltweit den Eindruck
hervor, dass die ›einzige Supermacht
der Welt‹ nicht einmal ein paar
Tausend mit AK-47 bewaffnete Kämpfer besiegen kann, von einer wirklichen Armee
gar nicht zu reden. Im Irak und in Afghanistan sind mehr Soldaten an
Demoralisierung und Selbsttötungen gestorben als im Kampf. Im Irak wurde die USA
gedemütigt, weil sie den Krieg dadurch beenden musste, dass sie die
sunnitischen Kämpfer auf ihre militärische Lohnliste setzen und sie bezahlen
mussten, damit sie aufhörten, amerikanische Soldaten zu töten. In Korea wurde
der Krieg der USA durch ein rückständiges Land der Dritten Welt aufgehalten,
das von Reis lebte. Was würde heute geschehen, wenn die ›Supermacht‹ militärisch
gegen China losginge, ein Land mit einer Wirtschaft, von der die USA abhängig ist,
mit einer Wirtschaft, die ungefähr gleich groß ist wie die der Vereinigten
Staaten von Amerika, und das auf seinem eigenen Territorium operiert. Die
einzige Möglichkeit, die das Böse in Washington hätte, wäre ein Atomkrieg, der
die Zerstörung der ganzen Welt durch die Überheblichkeit Washingtons zur Folge
hätte. Glücklicherweise sind Profite für Washington wichtiger als die
Beendigung des Lebens auf der Erde. Daher wird ein Krieg gegen China vermieden,
gerade wie er auch mit der Sowjetunion vermieden wurde. Allerdings wird China
von Washington und seinen prostituierten Medien, besonders der New York Times, der Washington Post und Murdochs Hurenkollektion als die steigende
Bedrohung für Amerika präsentiert werden. Die Mediengeschichte wird die
Bedeutung von Amerikas Alliierten von Europa in die Länder verlagern, die an
das Südchinesische Meer grenzen. Das Geld der amerikanischen Steuerzahler, oder
neu gedrucktes Geld, wird in die ›neue
Allianz gegen China‹ fließen. Chinas
Aufstieg ist ein großer Segen für den US-Militär/Sicherheitskomplex, der Amerika
beherrscht, wo es angeblich ›Freiheit
und Demokratie‹ gibt. China ist der
gewinnträchtige Ersatz für die ›sowjetische
Bedrohung‹. Im Lauf der Zeit werden
die presstituierten Medien in den kläglichen Hirnen der Amerikaner ›Die Chinesische Gefahr‹ schaffen. Bald wird dann das
bisschen, was vom Lebensstandard der Vereinigten Staaten von Amerika noch übrig
ist, der Konfrontation Washingtons mit China geopfert werden, zusammen mit der
Vereinnahmung unserer Pensionen und persönlichen Ersparnisse, um ›die chinesische Gefahr‹ abzuwenden.
Wären doch
die Amerikaner ein intelligentes Volk. Dann hätten sie einige Aussicht, ihre
Einkommen, verbleibenden Besitz und Freiheit zu erhalten. Leider sind die
Amerikaner so ganz und gar in die Matrix eingebettet, dass sie sich als ein dem
Untergang geweihtes Volk präsentieren, das nicht über Überlegung, Vernunft oder
Verständnis verfügt, um die Tatsachen zu erfassen, die der Rest der Welt klar
vor Augen hat. Kann den Menschen Amerikas die Wirklichkeit vermittelt werden?
Vielleicht wird ein Wunder geschehen. Bleiben Sie dran.
Anmerkung politonline: Was in der Presse
auffallend selten je noch einmal Erwähnung findet, ist der Fakt, dass der
Aufbau der Taliban durch die USA, die CIA, den britischen MI6, den
pakistanischen ISI und Saudi-Arabien erfolgte, also sozusagen hausgemacht ist.
Ziel ersterer war der Bau einer Ölleitung von Turkmenistan durch Afghanistan
nach Pakistan, während die Saudis beabsichtigten, den Wahhabismus in
Afghanistan heimisch zu machen. Hierzu die von der Times of India veröffentlichte Aussage von Selig Harrison vom ›Woodrow Wilson International Center
for Scholars in Washington DC‹, dass
nämlich »die CIA das Taliban-Monster geschaffen hatte, indem für die
ultra-fundamentalistische Miliz bei ihrer Machtübernahme 1994-1996 rund 3
Milliarden $ zur Verfügung gestellt wurden« und »dass ferner in Pakistan mit saudiarabischen
Geldern ein Netz von Koranschulen (Madrassen) errichtet wurde, die Zehntausende
junger Gläubiger aus aller Welt anzogen und als Rekrutierungszentren für den
bewaffneten Kampf in Afghanistan fungierten. Beaufsichtigt und gelenkt wurden die Madrassen und Ausbildungslager vom
pakistanischen Geheimdienst ISI, der seinerseits eng mit der CIA
zusammenarbeitete.« Noch seltener geht die Presse auf den
Fakt ein, dass sich Zbigieniew Brzezinski 1976 dafür
entschieden hatte, den Aufstieg des islamischen
Fundalismus zu fördern, den er als das stärkste Bollwerk gegen den Kommunismus pries. Auch war es Brzezinski, der Bin Laden persönlich rekrutierte, als dieser in
Beirut lebte und ihm die Organisation der Attentate übertrug, die darauf
abzielten, den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan zu provozieren. Beide Ziele schienen erreicht, als
die Taliban 1996 siegreich in Kabul standen. Doch diese verweigerten sich dem
Bau der Ölpipeline durch ihr Land. Wie Mathias Bröckers festhielt, fand die
letzte Besprechung zwischen den Taliban-Führern und Washington im August 2001
statt, wobei den Taliban von den US-Vertretern zuletzt folgendes bedeutet
wurde: »Entweder
ihr akzeptiert unser Angebot eines Teppichs aus Gold, oder wir begraben euch
unter einem Teppich von Bomben«. »Der Bombenteppich«, so Bröckers, »konnte, dem
WTC-Anschlag sei Dank, problemlos ausgelegt werden. ….. Kaum war der Pulverdampf verzogen, wurde der
Start des 2-Milliardenprojkets verkündet. Ein Narr, wer da an
Verschwörungstheorien (11.9.) denkt.« [1] Fakt ist
ferner, dass die US-Streitkräfte während des
Höhepunkts des Afghanistankriegs Tausende von Taliban-Anführern mit einer
Luftbrücke nach Pakistan flogen. So schreibt auch Knut Mellenthin: Die damals von der USA als Freiheitskämpfer
gefeierten und geförderten Mudschaheddin werden heute als Terroristen verfolgt
und gejagt. [2]
Es hat nicht den Anschein, als
wären diese Ausgangslage je ins Bewusstsein der breiteren US-Bevölkerung
gedrungen.
[1] Mathias Bröckers ›Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des
11.9.‹Seite 147 siehe auch
http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1166 Die Taliban: Kein Entrinnen - Von Doris Auerbach 15.03.2009 [2] http://www.jungewelt.de/2006/05-19/008.php 19. 5. 2006 Milliarden für den Islamismus - Ein geschichtlicher
Rückblick – Von Knut Mellenthin
Quelle: Antikrieg http://antikrieg.com/aktuell/2012_04_30_einkonflikt.htm Paul Craig Roberts Ein Konflikt mit China
wird gebraut; der Orginalartikel ›A
New Long-Term Cold War - Brewing Up a Conflict With China‹ erschien am 1. Mai 2012 auf
http://www.counterpunch.org/2012/05/01/brewing-up-a-conflict-with-china/
Siehe auch http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1729 15. 5. 2011
Wozu dient der Mord an Osama bin Laden?
Paul Craig
Roberts war unter Präsident Ronald Reagan stellvertretender Finanzminister; der
Wirtschaftswissenschafter, Redakteur und Kolumnist für das Wall Street Journal
und die National Review ist Autor zahlreicher Bücher, zuletzt erschien «The
Tyranny of Good Intentions: How Prosecutors and Bureaucrats Are Trampling the
Constitution in the Name of Justice» (2000).
http://www.paulcraigroberts.org/
Roberts publiziert
regelmässig auf www.antiwar.com und www.counterpunch.org
|