Thema Asyl 08.10.2012 00:18
Das nachfolgende offene Schreiben ist an den Staatssekretär im Aussendepartement, Yves Rossier, gerichtet.
Sehr
geehrter Herr Rossier,
wenn
auch etwas verspätet, so möchte ich dennoch nicht verfehlen, auf Ihr Treffen
mit dem Präsidenten des
syrischen Nationalrats (SNC), Abdulbaset Sieda, zurückzukommen; dieses fand Ende August statt. Wie nicht anders zu erwarten, bat
dieser um Hilfe für die syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge, wodurch Sie sich
dazu veranlasst sahen, zu versprechen, dass die Schweiz diesbezüglich ihren
Teil dazu beitragen werde. Zu dieser Hilfe zählen Sie die Förderung des
Völkerrechts, den Kampf gegen die Straflosigkeit, die humanitäre Hilfe und die
Schweizer Unterstützung der internationalen Vermittlungsbemühungen.
Wie
Sie das Völkerrecht zu fördern gedenken, ist für jeden, der sich damit befasst
hat, unter welchen Prämissen der Jugoslawienkrieg, die Infernos im Irak und in
Afghanistan sowie der brutale Überfall auf Libyen entfesselt wurden, schwer
vorstellbar, zumal die UNO, die die Verantwortung für die Stärkung des
Völkerrechts in erster Linie zu tragen hätte, ihrer Rolle auf diesem Gebiet
nicht gerecht wird. Dem Kampf gegen die Straflosigkeit sind allein schon
deswegen Grenzen gesetzt, weil die USA den Internationalen Strafgerichtshof in
Den Haag kategorisch ablehnt, da sie -
zu Recht, füge ich ein - befürchtet,
dass ihre weltweit eingesetzten Soldaten dort angeklagt werden könnten. Die
neue Chefanklägerin des ICC, die vormalige gambische Generalstaatsanwältin und
Justizministerin Fatou Bom Bensouda, meinte denn auch lakonisch: »Wir sind eine
juristische Einrichtung,
aber wir agieren immer in einem politischen Rahmen.« Und den setzen andere. [1] Noch deutlicher macht dies die folgenden
Feststellung: Nach Ablauf der 9jährigen Amtsperiode des Argentiniers Luis
Moreno-Ocampo Mitte Juni 2012 schrieb Gerd Schumann in der ›jungen Welt‹, dass
dieser sogar von der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung, die seine Entscheidungen zuvor durchweg billigend
gestützt hatte, als ›selbstherrlich‹ gegeisselt wurde. Dabei, so Schumann, erledigte der erste
Chefankläger des am 1. Juli 2002 offiziell eröffneten ICC doch lediglich mit mehr oder weniger Fingerspitzengefühl
seinen von einem fälschlich als »internationale Gemeinschaft« bezeichneten exklusiven
Kreis mächtiger Staaten und Bündnisse erteilten Auftrag. »Deren politischer Kurs bestimmt die Arbeit des ICC und macht
diesen in der Konsequenz zu einem Instrument supranationaler Klassenjustiz.«
[2] Und dagegen, das sollte man
sich klarmachen, ist nicht anzukommen, es sei denn,
die Hegemonialmacht USA änderte ihren Kurs. Aber noch geht es, wie dies Prof.
Michel Chossudovsky ausführt, ›um die Militarisierung der Ölfelder‹.
Was nun
die internationalen Vermittlungsbemühungen angeht, so liegen diese für mich auf
einer Ebene, die ausschliesslich von den Grossmächten bestimmt wird. Die
Bemühungen, die kleineren Staaten hierzu ›gestattet‹ werden, sind bedeutungslos, es sei
denn, sie fügen sich nahtlos in das Konzept ersterer ein.
Die
humanitäre Hilfe Ich
schicke voraus, dass ich diese in Fällen von Katastrophen jeglicher Art als
unabdingbar betrachte. Nicht jedoch dann, wenn sie bei Angriffskriegen und
bewusst entfesselten mörderischen Flächenbränden, wie derzeit in Syrien, von
uns eingefordert wird. Die exakte Planung der Revolte in Syrien ist in dem
Aufsatz ›Syrien - Die »programmierte« Zertrümmerung‹ in allen Einzelheiten aufgezeigt [3]; es handelt sich hier erneut um einen
regelrechten Eroberungskrieg, denn Syrien liegt
genau im Herzen kolossaler Gasreserven des Planeten. [4] So
sprach denn auch der jetzt zum ›Unabhängigen
UNO-Experten zur Förderung einer demokratischen und gleichberechtigten Weltordnung‹ ernannte Prof. Alfred de Zayas u.a.
bereits von einer Verteilung der Ressourcen, die allerdings, wie er hinzufügte,
gerecht geschehen müsste. Erstens kann sich wohl niemand, der sich mit dem Kern
einer Weltordnung, die zwangsläufig mit einem nicht zu unterschätzenden
Souveränitätsverlust einhergeht, beschäftigt hat, für eine solche erwärmen,
zweitens stellt sich hier die Frage, wieso es gerade die UNO sein müsste, die
die Ressourcen verteilt. Wohl nachdem man die sie besitzenden Staaten erobert
hat? Denn auf normalem Weg, ganz ohne die UNO, lassen sich die
Ressourcen dieser Welt auf einfachem Weg mittels Handelsverträgen kaufen, was
der normale Gang der Dinge wäre.
Wie
inzwischen bekannt geworden ist, hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga im September eine syrische
Grossfamilie mit 36 Mitgliedern in die Schweiz geholt. Im Klartext: die wir
zunächst zu ernähren haben. Man muss das aussprechen, da es meistens versäumt
wird, auf diesen durchaus kostspieligen Faktor hinzuweisen. Laut UNHCR seien
die Flüchtlinge als besonders gefährdet eingestuft worden. Erstens habe ich
noch nicht ein einziges Mal gelesen, dass das UNHCR je seine Stimme laut und vernehmbar gegen Washingtons Kriege
erhoben hätte, zweitens sehe ich nicht, wie man in all den Kriegswirren, die
auch den Libanon bedrängen, nun gerade diese 37 Personen als speziell bedroht
herausfiltern will. Wie es weiter heisst, kann die Justizministerin in eigener
Kompetenz über die Aufnahme von Gruppen von weniger als 100 Personen
entscheiden. Die Bewilligung von grösseren Kontingenten hingegen fällt in die
Zuständigkeit des Gesamtbundesrats. Mit anderen Worten: Frau Sommaruga könnte durchaus in Abständen kleinere Gruppen in die
Schweiz kommen lassen, auf diese Weise wäre dann die Bewilligung für grössere
Asylantengruppen umgangen. Nicht überraschend hat das UNHCR daher bereits um
die Aufnahme von weiteren rund 40 Personen ersucht, deren Überprüfung durch die
verschiedenen Bundesbehörden läuft. Wird diesem Ansinnen stattgegeben, dann
wären wir ja genau auf dem Weg dazu, in der Folge wiederholt kleinere
Gruppierungen einreisen zu lassen, was dann die Gesamtanzahl syrischer
Asylanten beliebig hoch anschnellen liesse. Der
Generalsekretär der Schweizer Flüchtlingshilfe, Beat Meiner, fordert, dass im
Bundesbudget ein fixer Betrag eingestellt wird, der entweder für die
Neuansiedlung oder für die Unterstützung des UNHCR vor Ort verwendet werden
kann. »Kontingentpolitik darf nicht ständig hinterfragt werden, sondern muss
ein fester Bestandteil der Asylaussenpolitik werden«, erklärte er. Bei einem Zugeständnis dieser Art könnten alle
Kriegsgurgeln aufatmen, da sie wüssten, dass wir im Anschluss an Krisen und Kriege
verlässlich bereitstehen. Die Schweiz investiert jährlich 3 Milliarden Franken in die Auslandhilfe; sollen es noch mehr
werden, etwa weil noch nicht alle Ressourcen erbeutet und daher weitere
Eroberungskriege zu befürchten sind? Wofür auch schon der Iran im Visier steht?
Die blanke Heuchelei Nun wird ja
Assad von den Medien noch immer gerne als ein Präsident dargestellt, dem jedes
Mittel recht zu sein scheint, um an der Macht zu bleiben, obwohl die
Inszenierung des in Syrien tobenden, vom Westen
- Russland ausgenommen - hausgemachten
Aufstands in all seinen Aspekten hinlänglich beschrieben worden ist. Und
ungeachtet der geheimen Operationen, mit denen das illustre
Kriegsbündnis schon seit geraumer Zeit den Syrien-Konflikt aufgemischt und
damit allen Bemühungen um eine innersyrische Übereinkunft den Boden entzogen
hat, was von Washington nicht einmal bestritten wird, warf US-Verteidigungsminister Leon
Panetta dem Iran im August vor, in Syrien Milizen auszubilden, die an der Seite
der Regierungstruppen kämpfen sollten - die US-Unterstützung schlichtweg
aussparend. Man fragt sich, was die Syrer empfinden, wenn die Aufständischen
unter der Behauptung, das Land befreien zu wollen, dieses in demselben zerstörerischen Chaos versinken lassen wie es
die ›Rebellen‹ in Libyen zustande brachten.
[5] Da nun Russland und China dankenswerter
Weise das stärkste Bollwerk bilden, um zu verhindern, dass unter den ›Fittichen‹ der UNO der Krieg in voller Stärke
entbrennt, sind sie natürlich die Zielscheibe von Angriffen all derjenigen,
denen man - ihren Worten entsprechend - anlasten könnte, dass sie effektiv einen
Krieg herbeisehnen. So war am 6. 9. -
quasi als Auftakt des zweitägigen Treffens der EU-Aussenminister im
zyprischen Paphos - Wut über die
Untätigkeit des UNO-Sicherheitsrates laut geworden. »Ich verstehe eigentlich nicht, dass bei einer derartigen Situation
die Weltgemeinschaft nicht wenigstens zusammenfindet, um die Grausamkeiten und
Unmenschlichkeiten zu stoppen«, liess sich der luxemburgische Aussenminister
Jean Asselborn über die Blockadehaltung Russlands und Chinas vernehmen. »Das ist ein richtiges Versagen des Sicherheitsrates.« Herr
Asselborn irrt; diese ›Weltgemeinschaft‹, unter der nichts anderes als die in Kriegsfragen restlos
entmachteten Steuerzahler der sogenannten Geberländer zu verstehen ist, und
deren politisches Gewicht hinsichtlich der Aussenpolitik der Grossmächte gleich
null ist, atmet täglich auf, wenn sie nach Libyen von einem weiteren
Inferno verschont bleibt. Guido Westerwelle beliebte seine Unzufriedenheit mit
den Gegebenheiten etwas konkreter auszudrücken; im September, erklärte er,
solle die ›Internationale Gemeinschaft‹, womit eben diese ›Weltgemeinschaft‹ gemeint ist, noch einmal einen Versuch
unternehmen, um Russland und China von ihrer Blockade des Sicherheitsrats der
Vereinten Nationen abzubringen. Bis Ende September könne eine neue Dynamik
entstehen. Der eine oder andere in China sehe, dass die bisherige Syrienpolitik
nicht den nationalen Interessen des Landes diene. Erstens kann die ›Internationale Gemeinschaft‹ wie gesagt nur hoffen,
dass die Blockade auch weiterhin hält, zweitens ist anzunehmen, dass China
keinerlei BRD-Ratschläge benötigt, da die jetzige westliche Syrienpolitik nicht
etwa den Interessen Syriens, sondern ausschliesslich denen des British Empires
nebst der USA dient. Ende September war dann von Westerwelle Weiteres zu
erfahren: In seiner Rede vor der UNO am
28. 9. kritisierte er den Sicherheitsrat, der seiner Verantwortung in Syrien
nicht gerecht geworden sei: »Die Blockade im
Sicherheitsrat darf nicht das letzte Wort bleiben.«
Im Gegenteil, Herr Westerwelle. Sie muss bleiben, weil unsere Politiker
offensichtlich noch immer nicht imstande sind, die ganze Tragweite eines Krieges
zu erfassen. Mitte August hatte derselbe Westerwelle noch davor gewarnt, den Bürgerkrieg mit einem Militäreinsatz
beenden zu wollen; für ihn sei es das Wichtigste, das Sterben zu beenden und
eine friedliche und demokratische Zukunft Syriens zu ermöglichen. Hehre Worte.
Indessen ist sein eigenes Land im Syrien-Konflikt aktive Kriegspartei, da der Bundesnachrichtendienst die gegen Präsident Baschar
Al-Assad kämpfenden bewaffneten Aufständischen mit Informationen versorgt, etwa
über Truppenbewegungen. Am 10. September räumte Berlin einem Medienbericht
zufolge ausgewählten Parlamentariern gegenüber ein, intensiver als bislang
bekannt mit der ›Freien Syrischen Armee‹ und bewaffneten aufständischen Gruppen
zu kooperieren. Ganz eilig hatte es offenbar Gerhard Schindler, der Präsident
des Bundesnachrichtendienstes,
für den am 11. August die Tage von Assad bereits gezählt waren [6]: Nach
Erkenntnissen des BND gebe es rund 20.000 Widerstandskämpfer. »Die
Widerstandsgruppen sind klein, regional verankert und äußerst wendig. Sie
können rasch zuschlagen und Hinterhalte bilden. Wegen ihrer geringen Größe sind
sie für Assads Armee kein gutes Ziel«, so Schindler. Es gebe kein
Hauptquartier, das man mal eben mit zwei Brigaden umstellen könne, um den
Gegner auszuschalten. »Den regulären Streitkräften steht eine Vielzahl flexibel
agierender Kämpfer gegenüber. Ihr Erfolgsrezept ist eine Art
Guerillataktik. Das zermürbt die Armee zunehmend«, sagte Schindler. Damit legt er
doch kompromisslos
offen, auf welcher Seite er steht; von einem Mitgefühl für die in diesem
Brandherd Erstickten keine Spur. Ob er sich in Gedanken bereits als Teilnehmer
einer möglichen Siegesfeier des Westens sieht, eingedenk der Worte
Westerwelles, der als ›treibende Kräfte‹ hinter dem ›Aufbruch in der arabischen Welt‹ ›Freiheit und Würde, Selbstbestimmung und die Hoffnung auf
ein besseres Leben‹ sieht. Beachtlich, wie man sich selbst betrügen kann.
Nicht
unerwartet hatten auch Saudi-Arabien
und die Türkei am 29. 9. den Sicherheitsrat kritisiert. Die Untätigkeit dieses
Gremiums angesichts des Syrienkonflikts habe dem Assad-Regime ›grünes Licht‹ dafür gegeben, das eigene
Volk anzugreifen, sagte der saudische Vize-Aussenminister Abdulasis bin
Abdullah vor der UNO-Vollversammlung in New York. Der türkische Aussenminister
Ahmet Davutoglu erklärte gar, die Blockade in dem UNO-Gremium spiele »Despoten in die Hände.« All diese die wahren
Hintergründe sorgfältig eliminierenden statements werden von der Presse in der
Regel ohne weitere Kommentare wiedergegeben; für meine Begriffe leistet dies somit auch hier der Gehirnwäsche gute Dienste. Insofern
ist es alles andere als verwunderlich, dass unsere ›Helden‹ im EU-Parlament bereits am 13. September zu einem unverzüglichen Ende der
Gewalt in Syrien und zum Rücktritt des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad
aufriefen…...
Den Vogel hat
zweifelsohne Philipp Mißfelder von der CDU abgeschossen. Er war nicht nur für
die deutsche Kriegsteilnahme im Irak und in Libyen, er steht auch für die
Option, den Iran (präventiv) militärisch durch Israel oder die USA anzugreifen.
[7] Am 29. Mai hatte er die Entsendung
deutscher Soldaten nach Syrien angeboten, zunächst im Rahmen der laufenden
UNO- Beobachtermission, als Beitrag zu den Bemühungen Kofi Annans
und damit zur Überwindung der politischen und humanitären Krise in Syrien,
wobei er wissen müssen hätte, dass ein solches Unterfangen auf Grund der
Übermacht der westlichen Ausrüster der Rebellen von vornherein aussichtslos
gewesen wäre. Anfang Juni vertrat Mißfelder
wie auch François Hollande dann die Sicht, dass ein Militärschlag mit UNO-Mandat
nicht ausgeschlossen werden sollte. »Die Vereinten Nationen haben die
gemeinsame Verpflichtung, die Zivilbevölkerung zu schützen«, erklärte
er im ›Tagesspiegel‹ vom 3. 6. 12. »Deshalb
wäre ein durchdachter Militäreinsatz überlegenswert, oder eine robuste Ergänzung
der Beobachter«, meinte der CDU-Politiker. [8] Auch seine
jetzt abgegebene Stellungnahme zur UNO ist durchaus mitteilenswert: Mit Blick
auf die ›massivst verschärfte‹ Situation zwischen der Türkei und
Syrien sagte er u.a. am 5. Oktober im ›Deutschlandfunk‹, »daß die Chinesen und die Russen
bisher nicht die notwendige Entschlußkraft
mitgebracht haben« und es dadurch eine Blockade im UNO-Sicherheitsrat gebe.
Die UNO werde dadurch ihrer Rolle als Weltpolizei »überhaupt nicht gerecht.« Er
vergass hinzuzufügen, dass ihr das auch gar nicht möglich ist, nachdem die
eigentlichen Entscheider nun einmal allein die Grossmächte mit ihrem Veto sind.
Und wie bereits unüberlesbar vermerkt, kann die ›Internationale
Gemeinschaft‹ nur auf die
Beständigkeit der Blockade hoffen, so dass es der Türkei jetzt
nicht gelingt, etwaige Angriffspläne voranzubringen. Philipp Mißfelder, Young Leader der Atlantik-Brücke, sitzt natürlich auch in Stiftungen, deren Wirken resp. ›Misswirken‹
längst gut dokumentiert ist; so ist er Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung
Wissenschaft und Politik, Mitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Steering Committees der ›Königswinter Conference der German-British
Society‹. Und er steht für die
Erhöhung des Rentenalters auf 70 Jahre. Schliesslich müssen seine Landsleute
gerade wegen der gigantischen Verschuldung der BRD dafür sorgen, dass
wenigstens die durchaus als lukrativ zu bezeichnende Altersversorgung der
Bundestagsmitglieder gesichert bleibt. Wo käme man denn da hin......
Um
die ganze Verlogenheit aufzuzeigen, der wir einmal mehr ausgesetzt sind, füge
ich hier die Analyse von Werner Pirker ein: »Die antisyrische Kriegsallianz aus USA, EU, Türkei und
Arabischer Liga, die sich wie zum Hohn »Freunde Syriens« nennt, unternimmt
weiterhin alle Anstrengungen, um eine innersyrische friedliche Lösung des
Konflikts zu hintertreiben. Allen voran die USA, die längst kein Geheimnis mehr
daraus macht, daß sie sich mit den Saudis die Kosten für die bewaffnete
Rebellion in der Levante teilt. Bei einem Treffen der vorgeblichen Freunde des
syrischen Volkes kündigte US-Außenministerin Hillary Clinton eine Erhöhung der
Finanzhilfe für die bewaffnete Opposition um weitere 45 Millionen $ an, die als
»humanitäre Hilfe« verbucht werden sollen. Die Öffentlichkeit ist längst daran
gewöhnt, imperialistische Kriege als humanitäre Hilfeleistungen untergejubelt
zu bekommen. Im gleichen Atemzug, in dem sie die Überweisung zur
Fortsetzung des Blutbads ankündigte, beschwerte sich Clinton über das iranische
Regime, das seinen syrischen Verbündeten über Land oder Luft Waffenhilfe
leiste. Während also Washington es als sein selbstverständliches Recht
betrachtet, unangepaßte Regimes durch willfährige zu ersetzen, erachtet es die
Hilfe, die den Geächteten von anderen Geächteten zuteil wird, als unzulässige
Einmischung in seine eigene Einmischungspolitik. Washington und seine
Verbündeten sind bereit, für den Sturz des Baath-Regimes bis zum letzten Syrer
zu kämpfen. Doch nicht die westlich-wahhabitische Aggressionsgemeinschaft und
ihre Todesschwadronen werden von der veröffentlichten Meinung für das Blutbad
verantwortlich gemacht, sondern die einen nationalen Ausgleich anstrebende
Regierung in Damaskus und jene beiden Staaten, die im UN-Sicherheitsrat einer
Kriegsresolution im Wege stehen. Die eine friedliche Lösung mit kriegerischen
Mitteln blockieren, beschweren sich über die von Rußland und China ausgeübte
Blockade einer »humanitären Intervention« zur »Beendigung der Gewalt«. Das
Regime von Baschar al-Assad muß zu einem Ende kommen, damit das Leiden der
syrischen Menschen enden und ein neuer Tag anbrechen kann«, gibt Clinton die
pathetische Endkampf-Parolen aus. [9]
Ein eingespieltes Prozedere der Hilfeleistung Warum ist es nicht möglich, zu
begreifen, dass dieser längst reibungslos funktionierende Mechanismus, der
darin besteht, dass die Grossmächte sozusagen beliebig eine Krise auslösen
resp. einen Krieg entfachen können, weil sie sicher sind, dass wir in der Folge
für das damit verbundene Flüchtlingselend
mit haftbar gemacht werden? Ich vertrete die Auffassung, dass die Bereitwilligkeit, mit der
Brüssel und die Regierenden jeweils auf die angeforderte humanitäre Hilfe
eingehen, in erster Linie Grossbritannien und der USA grünes Licht für jeden
weiteren Krieg geben, da sie längst die Gewissheit haben, dass der hieraus
erwachsende ›Scherbenhaufen‹ über die ›Internationale Gemeinschaft‹
in nicht geringem Ausmass dem Steuerzahler aufgebürdet werden kann. Diese
Vorgehensweise hat sich glänzend eingespielt; es ist mir nicht bekannt, dass sich
noch ein Staat dagegen auflehnen würde. So vergeht auch kaum ein Monat, ohne
dass uns ein Aufruf zur Aufnahme von Asylanten erreicht. Am »Internationalen Tag des Flüchtlings« am 28.
September warf Wolfgang Grenz, Generalsekretär von amnesty international
Deutschland, Berlin gerade im aktuellen Bezug auf den Umgang mit den syrischen Flüchtlingen
»Doppelzüngigkeit« vor, da Westerwelle zwar für Solidarität mit denselben
werbe, andererseits jedoch dafür gesorgt werde, dass die Menschen Deutschland
gar nicht erst erreichen, da Staaten wie Griechenland, Italien und Malta bei
der Grenzabwehr gegen Asylsuchende finanziell unerstützt würden. Kein Wort zum
Grund der Flüchtlingswelle, nicht ein Vorwurf gegen die Kriegstreiber und deren
Doppelzüngigkeit, die ein Ende der Gewalt fordert, für die sie selbst
verantwortlich zeichnen. Im übrigen habe ich noch nie gelesen, dass ai oder
eine der selbsternannten Menschenrechtsgruppen lautstark gegen die
Kriegsstrategien aufgetreten wäre.
Die damit verbundenen finanziellen Belastungen lassen sich auf Grund
der untilgbaren Verschuldung der meisten Euro-Staaten nur noch als prohibitiv
bezeichnen, da sie das Staatsdefizit weiter in die Höhe treiben. Seit Beginn des willentlich in die
Wege geleiteten Syrienkonflikts sind allein von Brüssel 63 Millionen Euro
an Steuern als Hilfsgelder an die syrische Bevölkerung geflossen, wobei in der Bewaffnung und Finanzierung der Aufständischen keinerlei Unterbruch
erfolgte. Was diese ungeheuerliche
Doppelgleisigkeit, die einerseits den Bürger finanziell schröpft, den Aufstand
aber weiterhin alimentiert, an Kosten mit sich bringt, wird von den
Asylbefürwortern offenbar überhaupt nicht erfasst. So wurde bereits 2002 folgendes aufgezeigt: Für
die knapp 100000 ›Personen des Asylbereichs‹
[Verwaltungsterminologie] gibt das Bundesamt für Flüchtlinge als zentrale
Schaltstelle jährlich rund 1 Milliarde Franken aus. Wie betont wird, seien dies
30 % weniger als 2 Jahre zuvor, als der
Kosovo-Krieg für Rekordwerte bis zu 1,4 Mrd. Franken sorgte. Für das laufende
Jahr sind 922 Millionen budgetiert. Angesichts der schwellenden Zahl der Gesuche
dürften die Ausgaben die Milliardengrenze indes wieder weit überschreiten. Das
Budget des Bundesamts für Flüchtlinge deckt die realen Kosten des Asylwesens
bei weitem nicht. Dies zeigen Berechnungen der Weltwoche auf der Basis
amtlicher Daten. Auf nationaler Ebene fallen zusätzlich Millionenaufwendungen
bei der Invaliden-Versicherung, in den Bundesämtern für Gesundheit, für die Polizei
sowie für die Asylrekurskommission an: Die Berufungsinstanz mit ihren 27
Richtern und insgesamt 155 Beschäftigten kostet allein rund 20 Millionen
Franken. Ferner müssen die Kantone damit rechnen, dass 10 % ihrer Kosten für
die Betreuung der Asylsuchenden durch die Pauschalen des Bundes nicht
abgegolten sind; das ergibt landesweit einen weiteren Aufwandposten von
mindestens 100 Millionen Franken. Hinzu kommen Vereinbarungen mit den
Krankenkassen, die Asylsuchende nur noch dann versichern, wenn ihnen die
Kantone ihr Defizit zumindest teilweise abgelten: Bevor diese Regelung in Kraft
trat, bezifferten die Krankenkassen den Fehlbetrag auf 45 Millionen Franken. Am
schwersten ins Gewicht fallen indessen die Kosten von Polizei, Justiz und
Strafvollzug. Dafür wendet die Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik jedes
Jahr rund 5 Milliarden Fr. auf. Da der Anteil der Asylsuchenden an den
verurteilten Delinquenten 7 bis 8 % beträgt und damit fünfmal so hoch ist wie
ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung, verursachen sie einen Aufwand von 350 bis
400 Millionen Franken. Unter dem Strich dürfte das Asylwesen 2002 demnach gegen
2 Milliarden kosten. Trotz der Steuermilliarden, die eine regelrechte
Asylindustrie in Gang halten, gelingt es nur mit grösster Mühe,
echte Flüchtlinge von falschen zu scheiden. Dies, und nicht die steigende Zahl
der Bewerber, ist wohl auch der Grund für den wachsenden Unmut im Land. [10] »Im Volk
regt sich Unmut«, schrieb Markus Schär damals einleitend, »doch die Behörden sind an einer offenen Debatte nicht interessiert.
Mehr noch: Wer offen Kritik übt, ob an den Symptomen oder am
System, muss sich Fremdenfeindlichkeit unterstellen lassen. Statt sachlicher Diskussionskultur
herrscht weitherum emotionaler Aufruhr.« Es lässt sich
unschwer vorstellen, dass die aufgelisteten Kosten inzwischen angestiegen sind.
Nicht zu vergessen: Gleichzeitig sind für einem Zeitraum von nur 4 Jahren ganze
11 Milliarden Franken an Entwicklungshilfe projiziert, von den Summen, die in
den IWF fliessen, gar nicht zu reden.
Die Schweiz hat derzeit einen Schuldenstand von rund 207
Milliarden Franken, die im eigentlichen, den verschuldeten Euro-Ländern nicht
unähnlich, als untilgbar gelten können und deren Zinslast Jahr um Jahr das Budget
für die Infrastruktur verringert. Noch ist das vom Westen entfesselte Inferno in Syrien in
vollem Gange. Es stellt sich somit die Frage: Möchten
wir weiterhin zusehen, wie uns ein Krieg nach dem anderen exzessive
finanzielle Bürden auf die Schultern legt, oder wäre von unseren
Volksvertretern endlich zu erwarten, dass sie dies mit Ablauf dieses Jahres für
immer unterbinden? Ich möchte hier öffentlich aussprechen, dass ich auf Grund
der geschilderten Vorgänge meine Arbeitskraft als missbraucht und meine Steuern
als auf unverantwortliche Weise fehlverwendet betrachte. Es sollte doch möglich
sein, dass Parlamentarier und die für den Asylbereich Zuständigen erkennen,
dass wir infolge der Auswirkungen des Kreislaufs ›Angriffskrieg und Entwurzelung‹ an einem Punkt angelangt sind, an dem die damit einhergehende
Finanzlast untragbar wird. Sind wir etwa deswegen der UNO beigetreten, die
entgegen allen Friedensschalmeien, die alt Bundesrats Joseph Deiss und weitere
Trommelrührer im Land erklingen liessen, nicht einen Krieg verhindert hat, um
diese inzwischen reibungslos eingeschliffene Gangart einhalten zu müssen?
Letzteres erinnert an die UNO-Schrift ›Our Global Neighborhood‹ [11],
die Pascal Bernardin, Informatikprofessor an der Université Aix-Marseille III,
so glänzend analysiert hat. Dort heisst es wörtlich: »Une
baisse du niveau de vie est souhaitée et provoquée«. Laut Bernardin existiert unter den
Mächten dieses Globus der Konsens, den Lebensstandard in den industriell
entwickelten Ländern abzusenken. Letzteres geschehe durch die immensen Kosten,
die u.a. die diversen mit dem Klimaschutz verbundenen Auflagen verursachen
werden. Damit wissen wir, dass die Absenkung des Niveaus
unseres Lebensstandards nicht nur erwünscht ist, sie wird auch
provoziert. [12] Und solches lässt sich aus meiner Sicht
durchaus über eine schrittweise eintretende
Verarmung, also der finanziellen Ausblutung der sogenannten Geberländer, erzielen.
Nicht, dass die Wahnsinnsvorstellung eines weiteren Eroberungskriegs - ein Angriff auf den Iran - ein für allemal
ausgeschlossen würde; nein, die Andeutung der Möglichkeit eines solchen flammt
immer wieder in Presseartikeln auf; auf diese Weise wird in meinen Augen dazu
beitragen, sich an die Vorstellung zu gewöhnen, dass Krisen und Kriege
gewissermassen als ›naturgegeben‹ hinzunehmen sind. Ende
Juni schrieb der US-Autor Stephen Lendman: »Das ist in der USA zur
Tradition geworden: Mit faustdicken Lügen werden Kriege vom Zaun gebrochen, die
zu Massenmorden und großflächiger Zerstörung führen. Ein Land nach dem anderen
wird verwüstet. Nach Syrien geht es gegen den Iran; weitere Staaten, die auch
schon auf der Abschußliste Washingtons stehen, sollen folgen.« Auch Lendman legt dar, dass der Regimewechsel in Syrien von
Washington seit langem geplant war und dass die USA schon Anfang 2011 mit Hilfe
anderer westlicher
Mächte die dortigen Unruhen in Gang setzte.
[13]
Bei einem neuerlichen Krieg und ohne Reaktion der
Parlamente, um Washington und dem British Empire die Hände zu binden, gehen die
Völker, das sollte jedem klar sein, endgültig in die Dauerknechtschaft. Zufall
oder Strategie?
Mit
freundlichen Grüssen Doris
Auerbach
[1] http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1164
15. 3. 09 Der
Internationale Strafgerichtshof ist rassistisch [2] http://www.jungewelt.de/2012/07-05/001.php Wanted
– dead or alive - Von Gerd Schumann [3] http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1994 Syrien
- Die »programmierte« Zertrümmerung [4] http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1965
17. 6. 12 Syrien
steht im Zentrum des Kriegs um Erdgas
- Von Imad Fawzi Shueibi [5] Siehe hierzu http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1915
12. 3. 12 Sind USA
und NATO in Syrien mit Al Kaida verbündet? [6] http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=59756&title=BND-Chef+Schindler%3A+%22Endphase%22+von+Assads+Regime+hat+begonnen&storyid=134463657157 11. 8. 12
[7] http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1993 2. 9. 12 Philipp
Mißfelder - Der Herr der Selektionen
- Von Evelyn Hecht-Galinski [8] http://www.politaia.org/terror/u-boot-misfelder-schliest-militarschlag-gegen-syrien-nicht-aus/ 3. 6. 12 [9] http://www.jungewelt.de/2012/10-01/021.php Blutgeld
- USA erhöhen Finanzhilfe für Söldner
- Von Werner Pirker Siehe
hierzu auch http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1940 23. 4.
12 Die »Freunde« Syriens [10] http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2002-43/artikel-2002-43-eine-million-fra.html Die Weltwoche, Ausgabe 43/2002 Eine
Million Franken pro Flüchtling - Von Markus Schär [11] http://www.sovereignty.net/p/gov/gganalysis.htm Our Global Neighborhood Report of the Commission on Global Governance ISBN 0-19-827998-1; Published by Oxford University Press,
1995 [12] Pascal Bernardin
- L’Empire écologique ou la subversion de l’écologie par le mondialisme; Das
ökologische Imperium oder die Gefährdung der Ökologie durch die Globalisierung ISBN-Nr. 2-9509570-1-3; Editions Notre-Dame des Grâces. 1998 Kann bei
J. Foulon, BP 19, F-06340 Drap, auch brieflich bestellt werden. http://www.amazon.fr/LEmpire-%C3%A9cologique-Subversion-l%C3%A9cologie-mondialisme/dp/2950957013 [13] http://www.informationclearinghouse.info/article31683.htm June 24, 2012 Syria: Gulf of Tonkin Redux? By Stephen Lendman
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