Das US-Militär schwärmt über ganz Afrika aus - Von Glen Ford 03.02.2013 21:48
Mit der Entsendung der 2. Brigade wird ganz Afrika zur Bühne für US-Militäreinsätze.
Anfang dieses
Jahres hat die USA mit der Besetzung des ganzen afrikanischen Kontinents
begonnen. Diese Entwicklung sollte niemand überraschen, denn die ›Army Times‹ berichtete bereits im Juni 2012, daß 2013 eine
US-Brigade mit mindestens 3.000 Soldaten dauerhaft in Afrika präsent sein werde.
Am Weihnachtsabend gab das Pentagon bekannt, daß 3.500 Soldaten der in Fort Riley in Kansas
stationierten 2. Brigade der 1. Infanteriedivision nach Afrika entsandt würden:
Angeblich, um die Bedrohung Malis durch
Al-Qaida abzuwenden, da die nördlichen Gebiete des Staates
Mali von Islamisten beherrscht würden. Diese 2. Brigade soll aber eigentlich
die Truppen von insgesamt 35 afrikanischen Staaten trainieren, von
denen die meisten bisher keine Probleme mit Al-Qaida hatten. Die USA
will zweifellos militärisch in den Konflikt in Mali eingreifen, mit der
Entsendung der 2. Brigade wird aber noch eine ganz andere Absicht verfolgt:
Ganz Afrika soll zur Bühne für US-Militäreinsätze gemacht werden. Die Situation
in Mali ist ein willkommener Anlaß für die schon lange geplante Verstärkung der
US-Militärpräsenz in Afrika. Das Pentagon verfolgt das Ziel, die
Truppenkommandeure afrikanischer Staaten durch eine umherziehende Brigade der
US-Army auf die in Zukunft zu erwartende größere US-Militärpräsenz vorzubereiten.
Das ist eine ganz andere Art der
Invasion – eher
eine Infiltration Die Strategie des
Pentagons besteht darin, die Beziehungen zu den Streitkräften afrikanischer Staaten, die das in Stuttgart beheimatete AFRICOM seit seiner Errichtung im letzten Amtsjahr von
Präsident George W. Bush geknüpft hat, auszubauen. Mit seinen Infiltrationsbemühungen hatte
das AFRICOM einen phänomenalen Erfolg. Militärisch gesehen ist die Afrikanische
Union, die ›AU‹, zu einem Anhängsel des Pentagons geworden.
Die bisher größte Operation der ›AU‹ in Somalia wird von der USA finanziert, mit
US-Waffen durchgeführt und vom US-Militär und der CIA geleitet. Die 17.000
afrikanischen Soldaten der sogenannten Friedenstruppe in Somalia sind
eigentlich sehr schlecht bezahlte US-Söldner. Die in Somalia eingesetzten
Äthiopier und Kenianer handeln im
Auftrag der USA. Die U.S. Special Forces, die sich in der Demokratischen
Republik Kongo, in Uganda, im Südsudan und in der Zentralafrikanischen Republik
herumtreiben, angeblich auf der Suche nach dem flüchtigen Warlord Joseph Kony,
errichten in Wirklichkeit im Zentrum des Kontinents ein Infrastruktur-Netz für das
US-Militär. Uganda und Ruanda im Osten
des mineralreichen Kongo-Beckens sichern den Konzernen der USA und Europas den
Zugriff auf dessen Bodenschätze – auf Kosten von 6 Millionen Kongolesen.
Ihre Militärs stehen auf der Lohnliste des Pentagons. Die 16 Staaten der
Wirtschaftsgemeinschaft in Nordwestafrika warten
darauf, daß die Vereinten Nationen – sprich die USA und Frankreich – ›die islamistischen Kräfte aus Mali vertreiben‹. Militärisch sind die westafrikanischen
Staaten völlig abhängig. Was aber noch wichtiger ist, nach der Beseitigung
Muammar Gaddafis in Libyen fehlt ihnen auch der politische Wille, sich aus
dieser Abhängigkeit zu befreien. Die Soldaten der 2. Brigade der 1.
Infanteriedivision, die sich als US-Expeditionskorps einschleichen, werden sich
bald als Gäste und nicht als Eindringlinge auf Militärbasen in ganz Afrika
eingenistet haben. Diese Gäste werden [zunächst] für ihre Unterbringung
bezahlen und US-Waffen für die Armeen afrikanischer Staaten beschaffen, die
aber sicher nicht zur Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit und
Selbstbestimmung dieser Staaten eingesetzt werden.
Drei Generationen
nach dem Beginn der Entkolonialisierung werden afrikanische Soldaten wieder
unter dem Kommando von Ausländern stehen. [1]
Wie den ›Deutschen
WirtschaftsNachrichten‹ vom 21. Januar zu
entnehmen war, sind die Amerikaner schon seit 2009 in Mali aktiv. Der
offizielle Grund wird mit dem Schutz der Botschaft angegeben. Klammheimlich
jedoch hat die USA schon seit längerem verschiedene Operationen in Mali
gestartet. Die Eskalation durch
Frankreich spielt ihnen nun in die Karten. Die US-Truppen hatten
demnach das Land nach der Anfang 2012 offiziell beendeten militärischen
Zusammenarbeit mit Mali nicht verlassen, sondern haben ununterbrochen geheim im
Land operiert. Einem Bericht der ›Washington Post‹ vom 9. Juli 2012 zufolge ist die USA schon seit
Jahren in Mali präsent. Im April 2012 war ein Geländewagen von einer Brücke ins
Wasser des Niger gestürzt, in dem die Leichen dreier US-Soldaten gefunden
wurden; dies einen Monat nachdem die USA ihre Militärbeziehungen zu Mali
offiziell beendet hatte. Die Soldaten gehörten einer geheimen Spezialtruppe der
US-Armee an. Das Afrikakommando des US-Militärs erklärte, die drei Soldaten
gehörten zu ›der kleinen Zahl von
Soldaten‹, die der malischen Regierung geholfen
hatten, bevor diese im März 2012 von einem Militärführer gestürzt wurde, der in der USA ausgebildet worden war.
Die US-Soldaten seien dann jedoch im Land geblieben, um die US-Botschaft zu
schützen. Die Regierung von Präsident Barack Obama hat zwar den Einsatz in Mali
nicht bestätigt, gibt aber zu, weltweit Spezialoperationen
›zur Bekämpfung des Terrorismus‹
durchzuführen. Bereits 2009 gab es im Pentagon Geheimpläne für ein
militärisches Engagement in Mali. Soldaten von US-Spezialeinheiten sollten in
die malische Armee eingebunden werden. Der US-Botschafter, so zitiert ihn die ›Washington Post‹, verhinderte
jedoch die offizielle Umsetzung dieser Pläne, weil sie bei den afrikanischen
Nachbarn zu Empörung führen könnten. Sie geht jedoch davon aus, dass es bereits
seit einiger Zeit unabgesprochene Aktivitäten der US-Militärs gibt. Zum Teil
arbeiten die US-Truppen auch offen, etwa bei der Ausbildung einheimischer
Truppen. [2]
Scharf mit dem Westen ins Gericht geht ›Strategic Alert‹ in seiner Ausgabe
Nr. 5 vom 30. Januar: »Seit Jahren haben es die westlichen Länder
zugelassen, daß Nordafrika zunehmend für den illegalen Handel mit Waffen und
Drogen und für Entführungen zur Erpressung von Lösegeldern mißbraucht wurde,
weil diese Aktivitäten dazu beitrugen, das verrottete internationale
Finanzsystem am Leben zu erhalten. Ein Bericht des US-Außenministeriums aus dem
Jahr 2012 weist darauf hin, daß Mali und seine Nachbarstaaten wichtige
Durchgangsländer für den Transport von Kokain aus Südamerika nach Europa
geworden sind. Berichten zufolge haben Terrorzellen in Nordafrika jährlich etwa 10 bis 15 Mio. $ an Lösegeldern
erpreßt.« Was Rußland angeht, so ist man dort besorgt,
da sich unter den Dschihadis, die in Afrika im Einsatz sind und dabei Geld mit
Kokain und Waffen verdienen, auch tschetschenische Separatisten befinden.
Jacques Cheminade, der die LaRouche-Bewegung in Frankreich anführt, betonte in
seiner Erklärung zur französischen Intervention in Mali, daß eine vollständige
Änderung der Politik notwendig sei. »Man kann den Terrorismus
ebensowenig wie den Drogenhandel mit Waffen beseitigen, aber man kann letztere
von ihrer Finanzierung abschneiden. Und das bedeutet u.a., daß man aufhören muß, mit Katar
und Saudi-Arabien zusammenzuarbeiten, anstatt um ihre ›Investitionen‹ zu buhlen, und daß man die internationalen
Banken säubern muß, die das schmutzige Geld waschen. Und vor allem muß man den
Frieden dadurch gewinnen, daß man ein Grand Design für die gemeinsame
wirtschaftliche Entwicklung in ganz Afrika und im Nahen Osten startet.«
Eine Feststellung, die in
krassem Gegensatz zu den eingangs dargelegten Zielen der USA steht und die es
somit entsprechend schwer haben wird, im Dickicht der Interessenkonflikte einen
Pfad für sich herauszuarbeiten.
Der
Westen, schreibt die ›BüSo‹ nicht umsonst, erntet, was er gesät
hat, »denn
die von den Saudis und von Katar gestützte ›Al-Kaida
im Maghreb‹ ist inzwischen zur
vorherrschenden Kraft innerhalb der Rebellion, die sich nach dem Putsch in
Bamako ausweitete, geworden, während der militärische Widerstand der Regierung
geschwächt wurde. All dies deutet auf eine Steuerung von außen hin. Die
salafistischen und wahabitischen Extremisten, die den harten Kern der
Dschihadisten im Norden von Mali bilden, werden von Saudi-Arabien und Katar
ausgesandt und bezahlt - und das mit Wissen und Duldung westlicher
Institutionen und Strippenzieher wie Ex-Premier Tony Blair. Das endlose
Blutvergießen kann nur gestoppt werden, wenn die Kriegsfraktion in
Großbritannien und in der USA [inkl. ihrer Anhängsel in der NATO] entmachtet und die
finanzielle und logistische Unterstützung der Dschihadisten durch Saudi-Arabien
und Katar unterbunden wird.« [3]
Nicht so
sieht das offensichtlich Bundeskanzlerin Merkel. Anlässlich der Feier zum 50.
Jahrestag der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags mutierte die Versammlung zur
deutsch-französischen Freundschaft zum Kriegsgipfel, wie Rüdiger Göbel
notierte. Merkel ›würdigte
ausdrücklich die Militärintervention in Mali‹ und behauptete an der Seite des französischen Präsidenten
François Hollande, mit dem sie sich fortan duzt: ›Wir wissen, daß das eine schwierige militärische Mission
ist, die Frankreich im Augenblick für uns alle erfüllt.‹ Der Kampf gegen die Islamisten in dem westafrikanischen Land sei ›ein sehr schwieriger Kampf, und wir
wünschen allen erdenklichen Erfolg‹,
so Merkel.« [4] Auch der
Bundespräsident der Deutschen, Joachim Gauck, hat, wie der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung online‹ zu entnehmen war, »das militärische
Vorgehen Frankreichs in Mali als Initiative gegen den ›islamistischen Terror‹
gutgeheißen: ›Zu verhindern, daß
sich Terroristen Rückzugsgebiete erobern, liegt im Interesse Deutschlands und
Frankreichs, im Interesse Europas und im Interesse Afrikas.‹ Gauck fügte an: ›Deshalb
dürfen wir bei aller berechtigten Debatte über Art und Umfang unseres
Engagements nicht aus den Augen verlieren, was verteidigt werden soll: ein friedliches und sicheres
Europa, ein Ort der Freiheit und der Herrschaft des Rechts. Es liegt im
nationalen Interesse, unsere Sicherheit, unseren Wohlstand, unseren Frieden
supranational zu sichern. Dafür braucht es nicht nur Solidarität im Geiste,
sondern auch Gemeinsamkeit im Handeln‹.« [5]
Anmerkung d.a.: Gewiss, ganz
im Sinne des Friedensnobelpreises: Im Innern den Frieden, nach
draussen den Krieg, und letzterer wird noch unter Heranziehung von
Argumenten verteidigt, die jeder, der die Vorgänge kennt, als erbärmliche
Begründungen erkennen muss, die von Halbwahrheiten bis zur dreisten Lüge
reichen. Auch das ist die Werte-Insel EU.
Siehe hierzu Das »Gespenst« Al
Qaida in Afrika: Deckmantel für die Neueroberung des Kontinents durch den
Westen -
Von Finian Cunningham auf http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1933 15. 4. 12
[1] http://www.globalresearch.ca/the-u-s-military-swarms-over-africa/5318560 11. 1. 13 The U.S. Military
Swarms Over Africa - by Glen Ford Glen Ford ist verantwortlicher Redakteur des US-Rundfunksenders Black
Agenda Radio, dessen Website unter http://www.blackagendareport.com/ aufzurufen ist; er ist über Glen.-Ford@BlackAgendaReport.com zu erreichen http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP00813_140113.pdf 11. 1. 13 Glen Ford - Das US-Militär schwärmt über ganz Afrika
aus; die Übersetzung des Origianls verdanken wir diesen
Friedenspolitischen Mitteilungen aus Karlsruhe
[2] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/01/21/geheimoperation-us-truppen-sind-seit-jahren-in-mali-aktiv/ 21. 1. 13
Die Amerikaner sind schon seit 2009 in geheimen Aktionen in Mali aktiv [3] http://www.bueso.de/node/6265 21. 1. 13
Bürgerrechtsbewwegung Solidarität Von
Afghanistan bis Mali: Der Westen erntet, was er gesät hat [4] http://www.jungewelt.de/2013/01-23/059.php Auf du und du: Merkel würdigt
Mali-Mission - Bundeskanzlerin sagt Frankreich bei Feierstunde in Berlin weitere Kriegshilfe zu - Von
Rüdiger Göbel [5] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/feierlichkeiten-zum-elysee-vertrag-merkel-und-gauck-loben-hollande-fuer-mali-einsatz-12034636.html 22. 1. 13
|