Der Filz hinter unseren Kulissen 04.03.2013 22:36
In Nordafrika, am Persischen Golf und im östlichen Mittelmeer hat die anglo-saudische Strategie,
andauernde religiöse
und ethnische Kriege zu schüren, ein beispielloses Ausmaß erreicht. Für
uns alle geht es daher jetzt darum, die Strategie des permanenten Krieges durch
Zusammenarbeit zu vereiteln. Der Konflikt in Syrien
geht nun in sein drittes Jahr und hat auf das Nachbarland Libanon
übergegriffen, wo Großbritannien, Israel und andere internationale Kräfte eine
Kampagne gegen die Hisbollah- Miliz unternehmen. Der Hisbollah wird vorgeworfen,
im letzten Jahr einen Bombenanschlag auf einen Bus mit israelischen Touristen
in Bulgarien organisiert zu haben, doch ist die Beweislage dafür mehr als
dürftig. Saudi-Arabien liefert der Dschihad-Fraktion unter den Rebellen
in Syrien weiterhin Unmengen an Geld und Waffen und der saudische
Geheimdienstchef Prinz Bandar Bin Sultan läßt sunnitischen Fundamentalisten im
Libanon Geld und Waffen zufließen, um einen Bürgerkrieg zum Sturz der von der
Hisbollah angeführten Regierungskoalition vorzubereiten.
Ein hochrangiger
US-Geheimdienstexperte berichtet, in der US-Regierung mache eine neue
Geheimdiensteinschätzung die Runde, der zufolge mit Al-Kaida verbündete
radikale Islamisten die Macht in der gesamten syrischen Opposition an sich
gerissen haben und es unmöglich sei, den Zustrom von Geld und Waffen irgendwie
zu kontrollieren. Es ist zwar schon bekannt, daß die USA den Zustrom moderner
Waffen aus den riesigen ehemaligen Beständen des Gaddafi-Regimes an die syrische
Opposition mitorganisiert hat, es gibt aber jetzt das Gerücht, hier könnte
Präsident Obama ein neuer Waffenschmuggel-Skandal ähnlich dem ›Fast and Furious‹-Skandal, bei dem es
sich um Waffenlieferungen an Mexikos Drogenkartelle unter Beteiligung von US-Behörden
drehte, entgegenschlagen. Jetzt geht es um libysche Waffen, die über US-Agenten
in die Hände westafrikanischer Dschihadisten gelangten, die im letzten Monat in
Algerien Geiseln nahmen und zahlreiche Geiseln mit den von der USA gelieferten
Waffen töteten. Die Bestätigung des von Obama am 7. Januar 2013 für
den Posten des CIA-Direktors nominierte John Brennan als neuem CIA-Direktor
wird derzeit blockiert, weil Obama entscheidende Fragen über den Terrorangriff
in Bengasi am 11. 9. 2012 nicht beantworten will, und dieser zweite, noch
verheerendere Waffenschmuggel-
Skandal könnte noch
vor der Bestätigung ausbrechen. Nur eine solche dramatische Enthüllung, die wie
damals Nixon im Watergate-Skandal nun Obama aus dem Amt treibt, kann die Pläne
des Britischen Empire für permanenten
Krieg und Völkermord vereiteln. Westafrika ist inzwischen praktisch ein
Niemandsland, wo illegale Waffen, Drogen, Schwarzgeld, Entführungen mit
Lösegelderpressung und brutaler Terrorismus allgegenwärtig sind. Eine ähnliche
Situation entfaltet sich im östlichen Mittelmeerraum. Auch der Iran gerät
wieder verstärkt ins Visier und es wird versucht, ernsthafte Verhandlungen zu
sabotieren. Ein neuer Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA,
wonach der Iran an der Urananreicherungsanlage Natanz leistungsstärkere
Zentrifugen einsetzt, dient als Vorwand für die Forderung nach einem umgehenden
militärischen Eingreifen. Der wiedergewählte israelische Ministerpräsident
Netanjahu, der in Schwierigkeiten steckt, weil er es noch nicht geschafft hat,
eine Regierungskoalition zu bilden, ruft wegen des iranischen Atomprogramms umso
lauter Zeter und Mordio. Der einzige Ausweg aus diesem Alptraum ist ein
grundsätzlicher Kurswechsel der westlichen Politik, beispielsweise durch
die Bemühungen um internationale Zusammenarbeit zur Abwendungen der Gefahren für die
Menschheit.
Wenige Tage vor der
Münchner Sicherheitskonferenz hatte Israel bekanntlich eine illegale
militärische Aktion auf syrischem Hoheitsgebiet unternommen, die der
israelische Verteidigungsminister Ehud Barak offen befürwortete. Am 29. Januar
waren israelische Kampfflugzeuge in den syrischen Luftraum eingedrungen; sie
hatten mindestens zwei Ziele: ein Rüstungsforschungszentrum bei Damaskus und
eine LKW-Kolonne, die Israel zufolge angeblich moderne Scud-Raketen an die Hisbollah
im Libanon liefern sollte, eine Behauptung, die Israel bisher aber nicht beweisen kann. So oder so
war Israels Vorgehen absolut völkerrechtswidrig und dient dem Ziel, die seit
zwei Jahren andauernde Destabilisierung Syriens durch NATO-Staaten,
Katar und Saudi-Arabien weiter zu eskalieren.
Es war die erste direkte militärische Einmischung eines anderen Staates seit
Beginn der Destabilisierung. Israel hat mit weiteren Angriffen gedroht, wodurch
die Lage rasch außer Kontrolle geraten könnte. Bestätigt ist, daß in Syrien
russische Berater an modernen Luftabwehranlagen tätig sind. Sollte Damaskus
daher versuchen, im Falle eines neuen Angriffs die israelischen Flugzeuge
abzuschießen, könnte sich die Krise zu einem regionalen oder globalen Konflikt
ausweiten, besonders da die NATO im Süden der Türkei nahe der syrischen Grenze
Patriot-Luftabwehrraketen stationiert hat. Die akute Gefahr eines großen
Krieges hat möglicherweise den vom Westen eingesetzten syrischen Oppositionsführer
Ahmad Moas al-Chatib dazu bewogen, zum ersten Mal direkte Verhandlungen mit der
Regierung Assad anzubieten; in München war auch der iranische Außenminister Ali
Akbar Salehi mit al-Chatib zusammengetroffen. Der scheidende US-Verteidigungsminister
Leon Panetta erklärte gegenüber NBC-TV, der Iran habe noch nicht entschieden, eine
Atombombe zu bauen. Ähnliches sagte Vizepräsident Joe Biden in München, es gebe
noch Zeit und Raum für Verhandlungen, um eine militärische Konfrontation zu
vermeiden. Auch auf dem afrikanischen Kontinent droht die Lage außer Kontrolle
zu geraten. Die französische Militärintervention in Mali, die von der
britischen Regierung Cameron nachdrücklich unterstützt wird, wird keine kurze
Aktion mit schnellem Abzug werden. Eine allgemeine Destabilisierung verbreitet
sich von Libyen aus nach Mali und von dort über ganze Afrika. Afrikanischen
Diplomaten zufolge steht Algerien, eines der wenigen Maghreb-Länder, das den
von London, Paris und Washington organisierten Sturz Gaddafis in Libyen bewußt
nicht mitmachte, inzwischen aber weit oben auf der westlichen Liste für
Regimewechsel steht.
Die Türkei bekommt negative Folgen der
Syrienpolitik zu spüren Der
Selbstmordattentäter, der sich am 1. 2. vor der US-Botschaft in Ankara in die
Luft sprengte, war ein Mitglied der ›DHKP-C‹ [Revolutionäre
Volksbefreiungspartei-Front], die die Verantwortung für den Anschlag übernahm
und diesen als Rache für die US-Politik in Libyen, Ägypten und Syrien
bezeichnete. Die ›DHKP-C‹, eine bekannte
linksterroristische Organisation, ist ein Teil von Gruppen wie der kurdischen
PKK und den Dschihadisten, die seit drei Jahrzehnten in der Türkei operieren.
Sie trat im letzten Jahr wieder mit Angriffen auf Polizisten in Erscheinung. Im
Januar verhafteten die Behörden 55
Mitglieder, nachdem berichtet worden war, daß die Gruppe Bombenanschläge, Attentate und
Entführungen plane. Türkischen Medien zufolge verlagert die Regierung
unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan
ihren Schwerpunkt von Syrien auf dringendere Probleme - wie Verhandlungen mit der PKK und bessere
Beziehungen zum Irak, der für die Türkei ein wichtiger Energielieferant ist.
Die Offensive der PKK ist wieder abgeflaut, da Verhandlungen mit der Regierung
eingeleitet wurden. Die türkische Tageszeitung ›Hürriyet‹ meldete am 1. 2., Erdogans Verhältnis zu seinem
Außenminister Ahmed Davutoglu, dem Architekten des türkischen Bündnisses mit
dem von Saudi-Arabien und Katar angeführten sunnitischen Block gegen Syrien,
sei inzwischen nicht mehr besonders herzlich. Türkischen Diplomaten zufolge sei
Erdogans wichtigster außenpolitischer Berater heute Feridun Sinirlioglu, der
vor zwei Wochen nach Washington reiste, um über die Lage in Syrien und dem Irak
zu sprechen. Unmittelbar zuvor hatte Sinirlioglu in Moskau mit dem russischen
Nahost-Sondergesandten und Vizeaußenminister Michail Bogdanow gesprochen;
dieses Treffen hatten Erdogan und Rußlands Präsident Putin während ihres
Treffens in der Türkei letzten Dezember vereinbart.
Wieso unterstützt Washington Al-Kaida? Mit dieser Frage
hatte der bekannte Journalist Daniel
Estulin am 13. Februar das zweite Jahr seiner vielgesehenen wöchentlichen
Sendung ›Aus dem Schatten‹ im spanischsprachigen
Programm des russischen Fernsehsenders ›Russia Today‹ eröffnet. In dieser berichtete er über das Interview,
das er mit dem Präsidenten des amerikanischen Schiller-Instituts, Will Wertz
führte. In der Einleitung zu dieser Sendung hieß es: »Die
heutige Welt ist voller Widersprüche, die nur auf den ersten Blick Widersprüche
sind. Wie kann es sein, daß Washington Organisationen unterstützt, die in
Wirklichkeit Zweige von Al-Kaida sind, des Todfeinds der USA?«
Estulin eröffnete das Gespräch mit den Worten: »Obama
schmiedet ein umfassendes Bündnis mit Al-Kaida und setzt Millionen dafür ein,
um die Bemühungen der Terroristen zum Sturz, erst der Regierung von Libyen und
jetzt der Regierung von Syrien, zu unterstützen..... Wertz schilderte die unheilige Allianz
zwischen Briten, Präsident Obama und Al-Kaida, wie sie sich besonders im Bengasi-Skandal
zeige. Er stellte diese Entwicklung in einen größeren Kontext: »Diese
Politik der Beseitigung der nationalen Souveränität wird dazu benutzt,
Chaos in ganz Nordafrika, Südwestasien und Asien zu schaffen. Das ist Teil
einer umfassenden geopolitischen Strategie, die sich gegen Rußland und China
richtet. Und dadurch wird ein Chaos geschaffen, das sehr leicht den Dritten
Weltkrieg auslösen kann.«
Estulin beschrieb die
›Clean-Break‹-Politik der amerikanischen Neocons, die
darauf beruht, anstelle des in Oslo begonnenen Friedensprozesses zwischen
Israel und den Palästinensern in allen als ›antiamerikanisch‹ klassifizierten Staaten des Nahen Ostens Regimewechsel
anzustreben. Tony Blairs Forderung, das System des Westfälischen Friedens,
abzuschaffen, sei dieselbe Politik, die auch Präsident Obama verfolgt. Wertz
betonte die Notwendigkeit, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Obama
einzuleiten. Das spanische Programm von ›Russia Today‹ hat weltweit etwa 6,3 Millionen Zuschauer, davon 4,8
Millionen in Iberoamerika. An erster Stelle steht dabei Argentinien, gefolgt
von Mexiko. Daniel Estulin ist
der Autor des absolut bemerkenswerten Buches ›Die Wahre Geschichte der Bilderberger‹.
Quellen: Strategic Alert, Jahrgang 26, Nr. 6 vom 6. 2. 13, Nr. 8 vom 20. 2. 13
und Nr. 9 vom 27. 2. 2013
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