Israel und Amerika: Die »besondere Beziehung«, die es nicht gibt 10.03.2013 23:34
»Jetzt, da sich der Staub über die Nominierung von Chuck Hagel zum Verteidigungsminister zu legen beginnt, ist es sinnvoll,
über den
bitteren Disput, der ihn begleitete, nachzudenken und zu betrachten, was er
bedeutet und was er nicht bedeutet. Nicht viel ist von Hagels Opponenten gehört
worden, während seine Unterstützer ihren Sieg hinausposaunten. Aber Schweigen
impliziert nicht Unterwerfung, speziell da sie die angebliche ›Sonderbeziehung‹ zwischen Israel und der US betreffen«, so die Einleitung zu dem hier veröffentlichten Artikel von Dr. Alan
Sabrosky:
Die ›besondere Beziehung‹, die es nicht gab Wann immer
Israels Unterstützer heute von einer ›besonderen
Beziehung‹ zur US reden, die
vermutlich in Stein graviert wurde, ist es sinnvoll, sich daran zu erinnern, daß etwas sehr anderes existierte, als Israel 1948
auf dem am Boden zerstörten Rest von Palästina entstand. Die USA erkannte
Israel an, aber das war es auch schon. Hollywood war [und bleibt] weithin ein
jüdisches Ressort, aber sein Einfluß war
woanders – in der Regierung, auf die Medien und Akademien begrenzt. Prominente
amerikanische Juden fühlten keine Verpflichtung, Israel oder israelische Führer
zu unterstützen, egal was geschah. Dutzende [einschließlich Einstein]
unterzeichneten einen Brief, der 1948 in der New York Times veröffentlicht
wurde; dieser protestierte gegen die Ankunft von Menachim Begin und verurteilte
dessen Aktionen. Und die normale amerikanische Öffentlichkeit verhielt sich
weithin gleichgültig gegenüber dem, was im Nahen Osten geschah. Die
US-Regierung reagierte in diesem Sinn. Die meiste militärische Hilfe für Israel
kam in den 50er und auch in den 60er Jahren von einer Reihe anderer Staaten; die
israelische Luftwaffe, die die USS-Liberty im Juni 1967 angriff, war von
Frankreich besorgt worden und nicht von der USA und die amerikanische Wirtschaftshilfe für Israel
während dieser Jahre war äußert begrenzt. Es ist bemerkenswert, daß in der Suez-Krise von 1956 Präsident Eisenhower, der
als General Eisenhower 1944 die Alliierten in den Westen führte und Nazi-Deutschland
besiegte und über die aktuelle Situation der europäischen Juden während des 2.
Weltkrieges genauer Bescheid wußte als jeder
andere US-Präsident vorher und danach, überhaupt keine Bedenken hatte, Israel [zusammen
mit Großbritannien und Frankreich] dazu aufzurufen, mit den Operationen gegen
Ägypten aufzuhören und sich zurückzuziehen. Auch Präsident Kennedy [ein weiterer
Veteran des 2. Weltkriegs, wenn auch jünger] zögerte nicht, den israelischen
Führern absolut klarzumachen, daß er Israels
Aneignung einer nationalen Atommacht nicht unterstützen oder stillschweigend
darüber hinwegsehen würde, eine Position, die ihm womöglich das Leben kostete, aber
auch eine Position, die mit seinen Vorgängern übereinstimmte, daß nämlich der israelische Schwanz nicht mit dem
amerikanischen Hund wedelte. Und der Kongreß
war im wesentlichen ohne israelischen Einfluß;
tatsächlich erzählte mir ein israelischer Diplomat persönlich, daß Israel während der Suezkrise (1956) »nur zu
zwei unbedeutenden Kongreßleuten Zugang hatte.«
Eine ›besondere Beziehung‹ entwickeln Davon kann
heute nicht die Rede sein. Beides, die verfassungsmäßige Ordnung und der
politische Prozeß in der USA sind unterwandert worden. Die Folge davon ist, daß
die US-Regierung in der Praxis mehr oder weniger Israel untergeordnet ist
– und damit eine de facto koloniale Verwaltung eines Landes ist, das beiden
Stammesgruppen [sie werden Republikaner und Demokraten genannt] großzügig erlaubt, Wahlen abzuhalten, um zu bestimmen,
wer anständige Loyalisten nach Washington schicken wird. Wie alle sensiblen
Kolonialmächte läßt Israel Washington sich weithin um seine interne Politik - wie es sie wünscht- kümmern. Aber auf der Weltbühne bekommt
Israel von der USA das, was es gewöhnlich wünscht: die am weitesten entwickelte
militärische Technologie, jährlich Milliarden an wirtschaftlicher Hilfe und besonderen
diplomatischen Schutz: die US belegte eine Menge von UNO-Sicherheitsresolutionen,
die Israel ungünstig getroffen hätten, mit einem Veto – mehr als die anderen
vier permanenten Mitglieder des Sicherheitsrates zusammen, meisten mit 14 zu
einer Stimme. Seltene Versuche, Dinge zu
ändern - z.B. als Präsident Obama die
Situation der Palästinenser ›unerträglich‹ nannte und darum zu einem Stopp des
jüdischen Siedlungsbaus in den illegal besetzten palästinensischen Gebieten
aufrief - werden von Israel ignoriert,
und zwar völlig ungestraft.
Diese
Situation tauchte in den 60er Jahren auf, als AIPAC [das amerikanisch
israelische Komitee für öffentliche Angelegenheiten] gemeinsam mit anderen
größeren und kleineren jüdischen Organisationen begann, die öffentliche Meinung
und die Regierungsunterstützung zu Israels Gunsten zu verändern, dies zusammen
mit der amerikanisch-jüdischen Gemeinde, die dabei eine Schlüsselrolle spielt.
Sie nahm verschiedene Richtungen ein, baute zunächst die jüdische Vorherrschaft
in der Filmindustrie aus [die eine Geschichte vom 2. Weltkrieg und dem Nahen
Osten erzählte, wie sie nur von Israel erzählt werden konnte resp. wie sie
Israel erzählen wollte], dehnte sich aber weit über dieses Gebiet aus: ins
Fernsehen, in die Mainstream-Medien und das Verlagswesen. Deshalb ist das, was
Amerikaner über die Weltereignisse zu wissen glauben, wie eine Fiktion und ein
Drama gestaltet: keine Fakten und keine Dokumentationen. Die Botschaft ist nun
fast vier Generationen lang konstant geblieben, indem sie als jüdisches
Druckmittel auf den genannten Gebieten an Umfang und Stärke wächst: Die Nazis
und der Holocaust [so, wie sie beide definiert werden] spielen eine große
Rolle; Israel ist eine Insel der westlichen Demokratie, die sich selbst gegen
barbarische Muslime, die die neuen Nazis sind, verteidigt, und das Land Israel
[das, was es besitzt und was es noch wünscht] ist ein göttliches, den Juden von
Gott gegebenes Mandat - von dem Gott, den
Juden und Christen [wenigstens teilweise] gemeinsam verehren - und somit das einzige Refugium von und für
Juden in der sonst feindseligen und ›existentiell
bedrohenden‹ Welt.
Es ist
faszinierend zu beobachten, wie sich diese Bilder entwickelt haben und wie sie
Jahrzehnte lang ausgebeutet wurden. Abgesehen von ausländischen Filmen kann ich
mich nur an zwei Filme erinnern, in denen Araber in der USA in einem
Hollywoodfilm von bekannten Schauspielern in einem etwas positiveren Licht
dargestellt wurden: Omar Sharif in ›Lawrence
von Arabien‹ und Sean Connery in ›Der Wind und der Löwe‹; und in diesen beiden traten sie als
mörderische Barbaren auf, später mit Deutschlands türkischen Verbündeten als
Kämpfende in erster Instanz und [merkwürdigerweise] mit deutschen und französischen
Soldaten zusammen in zweiter Instanz [ich frage mich, was Frankreich tat, um
sie so zu erregen]. Aber Nazis allein oder zusammen mit Arabern und Araber als
stumpfsinnige Terroristen tauchten überall auf. Es ist eine Botschaft, die sich
immer wiederholt und einen unauslöschlichen Eindruck bei den Zuschauern
hinterläßt, eine Botschaft, die sich verstärkt
und sich über Generationen hinweg festigt. Wir hatten zu Anfang den Film ›Exodus‹ mit seinem sich leicht einprägenden Themengesang, aber wir hatten
keinen Film und werden auch keinen Film haben, der in der USA ›Nakba‹ heißt. Einer der Hollywoodfilme, der sich (mir) besonders einprägte, war ›Death Before Dishonor‹,
in dem US-Marinesoldaten zusammen mit dem Mossad den Kampf gegen arabische ›Terroristen‹ aufnehmen. Letzterem stehen Neo-Nazis ganz in Schwarz und mit
deutschem Accent bei - nur für den Fall, daß
jemand die Analogie und die Verbindung zwischen Nazis und Arabern vermißt. Von so etwas werden anhaltende öffentliche
Meinungen gestaltet. Der Einfluß auf
die Mainstream-Medien, elektronisch und gedruckt, sowie auf die Verlage, sind
während Jahrzehnten gewachsen: der zionistische Besitz umfaßt jetzt alle größeren Netzwerke, alle größeren
Nationalzeitungen, alle drei wöchentlichen Magazine, die meisten größeren
politischen Journale und viele der größeren Verlagshäuser. Dieser Einfluß zeigt und verstärkt die Tatsache und die Fiktion,
was die gebildete und die allgemeine Öffentlichkeit über Politik, Geschichte
und besonders über den Nahen Osten und Israel sieht, hört und liest. Die
Wirkung ist bedeutend und zunehmend, da insbesondere gegensätzliche Meinungen
und Bilder selten erscheinen – und selbst wenn sie es tun, werden sie
zahlenmäßig von Meinungen und Bildern überspielt, die Israels Positionen
begünstigen. Man beobachte nur Schilderungen von Vorgängen im Nahen Osten, zum
Beispiel in Fox-News oder auf CNN, oder denke über das Schicksal von
Journalisten nach, die Israel offen kritisieren oder die jemanden unterstützen,
den Israel nicht mag – und man versteht die Verwicklungen.
Ein
drittes Gebiet, das selten voll verstanden wird, ist Israels kalkulierte
Verbindung zu evangelikalen protestantischen Pastoren in der USA, die sich auf
die Anerkennung gründet, daß dort, wo der
Pastor führt, seine Gemeinde folgen würde - und mit beiden auch Geld für Israel
und Stimmen in Israels Interesse. Hier erhebt sich der Hydra-Kopf der außergewöhnlich
erfolgreich gewordenen jüdischen Lobby, wozu hauptsächlich die ›Konferenz der Präsidenten‹ bedeutender jüdischer Organisationen
zählt, von denen die zuvor erwähnte AIPAC nur eines von 49 Mitgliedern ist.
Geld, Materielles, Ehren, Auszeichnungen und der kostenlose Trips ins Heilige
Land für Pastoren und ihre Ehegatten erfreuen sich einer extrem hohen
Unterstützung, die in den millionenstarken CUFI-Mitgliedern [Vereinigte
Christen für Israel] gipfelte und in der fast einmütigen Unterstützung der
evangelikalen Protestanten für Israel und seine Sache, was wiederum eine große
Kraft innerhalb der USA allgemein, eine bedeutende Kraft im Staat und speziell
in der nationalen Republikanischen Partei darstellt.
Quelle: http://www.veteransnewsnow.com/2013/03/222181-israel-and-america-the-special-relationship-that-isnt
- Die Übersetzung verdanken wir
Ellen Rohlfs
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