Die verseuchte USA - Von Paul Craig Roberts

»In der USA«, schreibt, Roberts, »ist alles verschmutzt; auch die Demokratie durch spezielle Interessensvertretung und korrupte Politiker.«

Zu der in seinem Land bezüglich der Umwelt gegenwärtig herrschenden Situation äußert er sich u.a. wie folgt [1]:   

Früher war unsere Verfassung ein Schutzschild für die Menschen, heute ist sie zu einer Waffe in den Händen der Regierenden geworden. Flüsse, die Seen und das Meer werden durch die Einleitung giftiger Abwässer und durch Ölkatastrophen verseucht, und durch Überdüngung sind giftige Gase bildende rote Algenteppiche und Todeszonen entstanden. Durch Säureverklappungen haben sich Algen wie die Prymnesium parvum, die große Fischsterben verursachen können, massenhaft vermehrt, und die beim Fracking [2]  verwendeten giftigen Chemikalien setzen brennbares Methan frei, das in Brunnen und ins Grundwasser gelangt; Hausbesitzer in der Nähe von Fracking-Zonen wurden schon aufgefordert, beim Duschen die Fenster zu öffnen. Da der Boden durch Monokulturen ausgelaugt und unfruchtbar geworden ist, werden zum Getreideanbau immer mehr chemische Düngemittel gebraucht. Der Boden ist mit zahlreichen giftigen Substanzen durchsetzt, neuerdings vor allem mit Glyphosat, einem Unkraut vernichtenden Breitbandherbizid, mit dem die Firma Monsanto alle Äcker mit Getreidearten, die durch genetische Manipulation gegen Glyphosat resistent gemacht wurden, besprühen läßt. Deshalb wurde Glyphosat auch schon in Brunnen, Flüssen und sogar im Regen festgestellt. Selbst in unserer Nahrung sind Antibiotika, Wachstumshormone und verschiedene  Unkrautbekämpfungsmittel wie Glyphosat zu finden. Letzteres ist wahrscheinlich das gefährlichste Unkrautvernichtungsmittel, das es heute gibt. Einige Wissenschaftler befürchten, daß es unsere wichtigsten Getreidearten zerstören könnte, und nachdem Obamas Landwirtschaftsminister Thomas Vilsack jetzt auch noch den Anbau herbizidresistenter genmanipulierter Luzerne genehmigt hat, könnte die nachhaltige Aufzucht von Tierherden zur Milch- und Fleischerzeugung bald unmöglich sein. Luzerne ist das wichtigste Futtermittel für Milch- und Fleischrinder. Wenn Nutztiere nur noch mit herbizidresistenter genmanipulierter Luzerne gefüttert werden, könnten sich auch die tierischen Produkte Milch und Fleisch bald als ungeeignet für die menschliche Ernährung erweisen.  

Am 17. Januar 2011 hatte Dr. Don Huber in einem Brief an Landwirtschaftsminister Vilsack die Gefahren aufgezeigt, die durch die Zulassung herbizidresistenter Luzerne auftreten könnten. Huber bat darum, die Genehmigung aufzuschieben, damit unabhängige Forscher die Risiken untersuchen können. Vilsack ignorierte Hubers Brief und ließ die patentierte Luzerne am 27. Januar, also nur 10 Tage später, trotzdem zu; damit ermöglichte er Monsanto die Erzielung von Monopolgewinnen, die sich der Konzern aus der angestrebten Kontrolle über das gesamte Luzerne-Saatgut nicht nur in der USA, sondern auf der ganzen Welt erhofft. Huber ist ein emeritierter Professor der Purdue University. Er hat ein halbes Jahrhundert lang als Pflanzenpathologe gearbeitet und die Mikrobiologe des Bodens erforscht; er ist eine international anerkannte Autorität auf seinem Gebiet. Für das US-Militär hat er natürliche und von Menschenhand verursachte biologische Bedrohungen – zum Beispiel die Kriegsführung mit Bakterien und den Ausbruch von Seuchen – untersucht, bevor er als Colonel ausschied. Für das US-Landwirtschaftsministerium leitet er eine Kommission, die für Seuchen und Krankheitserreger zuständig ist. Mit anderen Worten, er ist hochqualifizierter.  

Fassen wir Hubers Bedenken kurz zusammen  
Bei Maissorten und Sojabohnen, die schon vor Jahren genmanipuliert wurden, habe der Nährwert deutlich abgenommen; es seien auch neue Pflanzenkrankheiten aufgetreten, die zu weitverbreiteten Mißernten geführt hätten. Außerdem sei es in einigen Viehherden zu schweren Fortpflanzungsproblemen gekommen, und wegen der vielen spontanen Fehlgeburten sei in solchen Herden eine profitable Viehzucht nicht mehr möglich. Glyphosat, ein starkes Biogift, schädigt wichtige Bodenorganismen, stört das natürliche Gleichgewicht im Boden und verringert die Widerstandskraft gegen Pflanzenkrankheiten, die jetzt gehäuft bei Mais, Sojabohnen und Weizen auftreten. Glyphosat fördert darüber hinaus das Auftreten eines neuen Krankheitserregers, der bei Tieren vorzeitiges Altern und Unfruchtbarkeit verursacht. Unter Hinweis auf diese Entwicklungen warnte Huber den Landwirtschaftsminister vor drohenden wirtschaftlichen Schäden für Getreideanbauer und Viehzüchter. Es scheint erwiesen zu sein, daß genmanipuliertes Getreide seine natürliche Widerstandskraft gegen Krankheiten, von denen es vorher überhaupt nicht befallen wurde, verloren hat. Monsanto hat die Bedenken Hubers zurückgewiesen und wurde dabei von den landwirtschaftlichen Beratungsdiensten der Staatlichen Universitäten Iowas und Ohios unterstützt. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob diese Beratungsdienste wirklich objektiv geurteilt haben oder von dem Konzern geschmiert wurden; Universitäten brauchen immer Geld und nehmen das auch gern von der Agrarindustrie. Der Beratungsdienst der Purdue University war vorsichtiger. Einerseits stimmte er Hubers Thesen zu: Die Annahme, daß Herbizide wie Glyphosat Pflanzen anfälliger für Krankheiten machen könnten, ist nicht völlig zu entkräften.  Forscher haben nachgewiesen, daß mit Glyphosat oder mit anderen Herbiziden besprühte Pflanzen für viele biologische und physiologische Erkrankungen anfälliger sind. Obwohl einige Forschungsergebnisse darauf hindeuten, daß mit Glyphosat besprühte Pflanzen stärker von bestimmten Krankheiten befallen werden, bedeutet das nicht zwangsläufig, daß sich das negativ auf den Ertrag auswirkt. Andererseits empfiehlt der Purdue-Beratungsdienst Glysophat bei vernünftigem Gebrauch auch weiterhin zur Unkrautbekämpfung. Huber hat indessen darauf aufmerksam gemacht, dass auch Unkraut gegen Glyphosat resistent werden kann. Und da Glyphosat übermäßig eingesetzt wird und sich im Boden anreichert, nimmt seine schädigende Wirkung ständig zu. In einer Eingabe an die Environmental Protection Agency [EPA], die Bundesbehörde für Umweltschutz, haben sich 26 Entomologen von verschiedenen Universitäten über die Einflußnahme der Agrarindustrie beschwert, weil sie die Unabhängigkeit der Forschung gefährde. Ihre Namen bleiben anonym, da sie den Verlust von Forschungsgeldern befürchten müssen. In dieser heißt es u.a.: »Die Namen der Wissenschaftler werden der Öffentlichkeit vorenthalten, weil wir praktisch alle auf Zuwendungen der (Agrar-)Industrie angewiesen sind, um unsere Forschungen betreiben zu können. Wenn wir mit der Erstellung von Unbedenklichkeitsgutachten, die vor der Zulassung genetisch manipulierten Saatguts vorzulegen sind, beauftragt werden, wird uns ausdrücklich verboten, vorher Untersuchungen anzustellen. Durch solche Vorschriften werden Wissenschaftler an staatlichen Universitäten daran gehindert, uneingeschränkt zum Wohl der Bevölkerung zu forschen, und dazu gezwungen, nur Aussagen zu machen, die der Agrarindustrie genehm sind. Infolgedessen ist keine unabhängige Forschung mehr möglich, und viele kritische Fragen zu möglichen Auswirkungen [des manipulierten Saatguts], zum Beispiel auf Mikroorganismen oder Insekten, bleiben unbeantwortet. Auch der Datenfluß zum EPA-Science Advisory Board [der wissenschaftliche Beirat der Umweltschutz-Akademie] wird dadurch unterdrückt. Aber der Monsanto-Konzern ist nicht nur mächtig genug, um unerwünschte Forschung zu unterdrücken, indem er sie einfach nicht finanziert; im letzten Jahr konnte er sogar mit Geld und Propaganda ein in Kalifornien geplantes GMO-Gesetz [über genetisch veränderte Organismen] verhindern. Deshalb sollten Sie darauf achten, was Sie essen, weil es Sie krank und unfruchtbar machen könnte, aber Sie können ja noch nicht einmal herausfinden, was Sie eigentlich essen. Weil wir in der USA Freiheit und Demokratie, eine verantwortungsbewußte Regierung und verantwortungsbewußte Konzerne haben, brauchen Sie sich aber keine Sorgen zu machen….. Die verantwortungsbewußten Konzerne und ihre Regierung nehmen ihnen die Sorgen ab, besonders Monsanto, Obama und Vilsack.  

Das von Roberts erwähnte Fracking führt inzwischen auch in der BRD zu Auseinandersetzungen. Negativ sieht es Michael Mross, der dazu folgendes schreibt [3]: 

»Fracking lautet das Zauberwort, um bisher verborgene Bodenschätze an die Oberfläche zu zwingen. Die Betreiber sagen: Alles ganz harmlos. Die Politiker geben bereitwillig Lizenzen, in der Hoffnung auf den schnellen Petro-Euro. Rösler verhökert die deutsche Flora ans globale Öl-Kartell. Trinkwassergebiete sollen angeblich ausgeschlossen sein. Was für ein Hohn! Wer glaubt denn im Ernst daran, daß sich die Frackster in Deutschland an vorgegebene Auflagen und Vorschriften halten? …… Selbst die SPD in Nordrhein-Westfalen ist dafür. Die Ministerpräsidentin, Hannelore Kraft, zeigt sich offen für eine Einigung mit der Bundesregierung beim Thema Fracking. Vielleicht lockt ja am Ende ein gut dotierter Posten im Fracking-Kartell - wie für Schröder bei Gazprom? ……  In der US sind durch Fracking jetzt schon viele landschaftlich wertvolle Regionen zerstört worden. Verseucht, verschlammt, vergiftet - für immer. Den Gewinn  haben Exxon & Co, den Schaden haben wir. ExxoMobile hat im letzten Quartal 45 Milliarden Dollar verdient, auch Dank Fracking, das jetzt Teile der USA verseucht. Das Geschäftsmodell der Ölmultis ist einfach: Am Rohstoff verdienen und die Umweltschäden sozialisieren. Was für ein Verbrechen zukünftiger Generationen gegenüber! Haben wir den Planeten dank Geldsystem und seinem Wachstumszwang nicht schon genügend zugrunde gerichtet? Müssen wir jetzt auch noch Grund und Boden mit giftigen Chemikalien verseuchen um den letzten Tropfen Öl oder Gas rauszupressen?«

Die rheinland-pfälzische Landesregierung lehnt die Gasförderung aus tiefen Gesteinsschichten, bei der ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien in das Gestein gepresst wird, um es aufzubrechen und das Gas freizusetzen, ab. Als Grund werden ungeklärte Umweltrisiken angeführt, so auch Verschmutzung des Grundwassers durch giftige Chemikalien, mit dem Risiko langfristiger irreversibler Schäden für Mensch und Umwelt. Zudem seien die Länder von der Europäischen Union dazu verpflichtet worden, eine Verschlechterung der Wasserqualität zu verhindern. Anders sieht dies offenbar der Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung Unternehmerverbände, Werner Simon, der betont: »Fracking kann den Industrie- und Technologiestandort Deutschland stärken.« Unter welchen Umständen? »Das Beispiel USA zeigt, daß die neue Fördermethode energieintensive Industrien beflügeln kann.« Von den Nachteilen hat Herr Simon scheinbar noch nie etwas vernommen, es sei denn, er ignoriere diese wissentlich.  

Wie wäre es auch möglich, dass Mahnungen dieser Art Zutritt zu den Vorstandsräumen der Konzerne fänden, bevor die Schäden nicht vor aller Augen offenliegen….. Zum jetzigen Zeitpunkt soll Fracking in Deutschland entsprechend der Einigung zwischen Umweltminister Altmaier und Wirtschaftsminister Rösler künftig unter strengen Vorgaben möglich sein. 

Auch darin zeigt sich die Macht der Konzerne.    

 

[1]  Quelle:  http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP03013_060313.pdf
Die verseuchten USA  -  Von Paul Craig Robert       - auszugsweise -     
Originalartikel auf
http://www.paulcraigroberts.org/2013/02/24/polluted-america-paul-craig-roberts/   
February 24, 2013  Polluted America By Paul Craig Roberts 
Die Übersetzung erfolgte dankenswerterweise durch die Friedenspolitische Mitteilungen 
[2]  
http://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulic_Fracturing
[3] 
http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/12220-deutschland-abgefrackt
27. 2. 13  Deutschland abgefrackt  -  Von Michael Mross