Die verseuchte USA - Von Paul Craig Roberts 17.03.2013 21:37
»In der USA«, schreibt, Roberts, »ist alles verschmutzt; auch die Demokratie durch spezielle Interessensvertretung und korrupte Politiker.«
Zu der in
seinem Land bezüglich der Umwelt gegenwärtig herrschenden Situation äußert er sich u.a. wie folgt [1]:
Früher war
unsere Verfassung ein Schutzschild für die Menschen, heute ist sie zu einer
Waffe in den Händen der Regierenden geworden. Flüsse, die Seen und das Meer
werden durch die Einleitung giftiger Abwässer und durch Ölkatastrophen
verseucht, und durch Überdüngung sind giftige Gase bildende rote Algenteppiche
und Todeszonen entstanden. Durch Säureverklappungen haben sich Algen
wie die Prymnesium parvum, die große Fischsterben verursachen können,
massenhaft vermehrt, und
die beim Fracking [2] verwendeten
giftigen Chemikalien setzen brennbares Methan frei, das in Brunnen und ins
Grundwasser gelangt; Hausbesitzer in der Nähe von Fracking-Zonen wurden schon
aufgefordert, beim Duschen die Fenster zu öffnen. Da der Boden durch
Monokulturen ausgelaugt und unfruchtbar geworden ist, werden zum Getreideanbau
immer mehr chemische Düngemittel gebraucht. Der Boden ist mit zahlreichen
giftigen Substanzen durchsetzt, neuerdings vor allem mit Glyphosat, einem
Unkraut vernichtenden Breitbandherbizid, mit dem die Firma Monsanto alle Äcker
mit Getreidearten, die durch genetische Manipulation gegen Glyphosat resistent
gemacht wurden, besprühen läßt. Deshalb wurde Glyphosat auch schon in Brunnen,
Flüssen und sogar im Regen festgestellt. Selbst in unserer Nahrung sind
Antibiotika, Wachstumshormone und verschiedene Unkrautbekämpfungsmittel wie
Glyphosat zu finden. Letzteres ist wahrscheinlich das gefährlichste
Unkrautvernichtungsmittel, das es heute gibt. Einige Wissenschaftler
befürchten, daß es unsere wichtigsten
Getreidearten zerstören könnte, und nachdem Obamas Landwirtschaftsminister
Thomas Vilsack jetzt auch noch den Anbau herbizidresistenter genmanipulierter
Luzerne genehmigt hat, könnte die nachhaltige Aufzucht von Tierherden zur
Milch- und Fleischerzeugung bald unmöglich sein. Luzerne ist das wichtigste
Futtermittel für Milch- und Fleischrinder. Wenn Nutztiere nur noch mit herbizidresistenter
genmanipulierter Luzerne gefüttert werden, könnten sich auch die tierischen
Produkte Milch und Fleisch bald als ungeeignet für die menschliche Ernährung
erweisen.
Am 17.
Januar 2011 hatte Dr. Don Huber in einem Brief an Landwirtschaftsminister
Vilsack die
Gefahren aufgezeigt, die durch die Zulassung herbizidresistenter Luzerne
auftreten könnten. Huber bat darum, die Genehmigung aufzuschieben, damit
unabhängige Forscher die Risiken untersuchen können. Vilsack ignorierte Hubers
Brief und ließ die patentierte Luzerne am 27. Januar, also nur 10 Tage später,
trotzdem zu; damit ermöglichte er Monsanto die Erzielung von Monopolgewinnen,
die sich der Konzern aus der angestrebten Kontrolle über das gesamte Luzerne-Saatgut
nicht nur in der USA, sondern auf der ganzen Welt erhofft. Huber ist ein
emeritierter Professor der Purdue University. Er hat ein halbes Jahrhundert
lang als Pflanzenpathologe gearbeitet und die Mikrobiologe des Bodens
erforscht; er ist eine international anerkannte Autorität auf seinem Gebiet.
Für das US-Militär hat er natürliche und von Menschenhand verursachte biologische
Bedrohungen – zum Beispiel die Kriegsführung mit Bakterien und den Ausbruch von
Seuchen – untersucht, bevor er als Colonel ausschied. Für das US-Landwirtschaftsministerium
leitet er eine Kommission, die für Seuchen und Krankheitserreger zuständig ist.
Mit anderen Worten, er ist hochqualifizierter.
Fassen wir Hubers
Bedenken kurz zusammen Bei
Maissorten und Sojabohnen, die schon vor Jahren genmanipuliert wurden, habe der
Nährwert deutlich abgenommen; es seien auch neue Pflanzenkrankheiten aufgetreten,
die zu weitverbreiteten Mißernten geführt hätten. Außerdem sei es in einigen
Viehherden zu schweren Fortpflanzungsproblemen gekommen, und wegen der vielen
spontanen Fehlgeburten sei in solchen Herden eine profitable Viehzucht nicht
mehr möglich. Glyphosat, ein starkes Biogift, schädigt wichtige
Bodenorganismen, stört das natürliche Gleichgewicht im Boden und verringert die
Widerstandskraft gegen Pflanzenkrankheiten, die jetzt gehäuft bei Mais,
Sojabohnen und Weizen auftreten. Glyphosat fördert darüber hinaus das Auftreten
eines neuen Krankheitserregers, der bei Tieren vorzeitiges Altern und
Unfruchtbarkeit verursacht. Unter Hinweis auf diese Entwicklungen warnte Huber
den Landwirtschaftsminister ›vor
drohenden wirtschaftlichen Schäden für Getreideanbauer und Viehzüchter‹. Es scheint erwiesen zu sein, daß genmanipuliertes Getreide seine natürliche Widerstandskraft
gegen Krankheiten, von denen es vorher überhaupt nicht befallen
wurde, verloren hat. Monsanto hat die Bedenken Hubers zurückgewiesen und wurde
dabei von den landwirtschaftlichen Beratungsdiensten der Staatlichen
Universitäten Iowas und Ohios unterstützt. Dabei stellt sich natürlich die
Frage, ob diese Beratungsdienste wirklich objektiv geurteilt haben oder
von dem Konzern geschmiert wurden; Universitäten brauchen immer Geld
und nehmen das auch gern von der Agrarindustrie. Der Beratungsdienst der Purdue
University war vorsichtiger. Einerseits stimmte er Hubers Thesen zu: ›Die Annahme, daß Herbizide wie Glyphosat Pflanzen anfälliger für Krankheiten
machen könnten, ist nicht völlig zu entkräften. Forscher haben nachgewiesen, daß mit Glyphosat oder mit anderen Herbiziden
besprühte Pflanzen für viele biologische und physiologische Erkrankungen
anfälliger sind. Obwohl einige Forschungsergebnisse darauf hindeuten, daß mit Glyphosat besprühte Pflanzen stärker von
bestimmten Krankheiten befallen werden, bedeutet das nicht zwangsläufig, daß sich das negativ auf den Ertrag auswirkt.‹ Andererseits empfiehlt der
Purdue-Beratungsdienst Glysophat ›bei
vernünftigem Gebrauch‹ auch
weiterhin zur Unkrautbekämpfung. Huber hat indessen darauf aufmerksam gemacht,
dass auch Unkraut gegen Glyphosat resistent werden kann. Und da Glyphosat übermäßig
eingesetzt wird und sich im Boden anreichert, nimmt seine schädigende Wirkung
ständig zu. In einer Eingabe an die Environmental Protection Agency [EPA], die
Bundesbehörde für Umweltschutz, haben sich 26 Entomologen von verschiedenen Universitäten
über
die Einflußnahme der Agrarindustrie beschwert,
weil sie die Unabhängigkeit der Forschung gefährde. Ihre Namen bleiben anonym, da
sie den Verlust von Forschungsgeldern befürchten müssen. In dieser heißt es u.a.: »Die Namen der Wissenschaftler
werden der Öffentlichkeit vorenthalten, weil wir praktisch alle auf Zuwendungen
der (Agrar-)Industrie angewiesen sind, um unsere Forschungen betreiben zu
können. Wenn wir mit der Erstellung von Unbedenklichkeitsgutachten, die vor der
Zulassung genetisch manipulierten Saatguts vorzulegen sind, beauftragt werden, wird
uns ausdrücklich verboten, vorher Untersuchungen anzustellen. Durch solche
Vorschriften werden Wissenschaftler an staatlichen Universitäten daran
gehindert, uneingeschränkt zum Wohl der Bevölkerung zu forschen, und dazu
gezwungen, nur Aussagen zu machen, die der Agrarindustrie genehm sind.
Infolgedessen ist keine unabhängige Forschung mehr möglich, und viele kritische
Fragen zu möglichen Auswirkungen [des manipulierten Saatguts], zum Beispiel auf
Mikroorganismen oder Insekten, bleiben unbeantwortet. Auch der Datenfluß zum EPA-›Science
Advisory Board‹ [der
wissenschaftliche Beirat der Umweltschutz-Akademie] wird dadurch unterdrückt. Aber
der Monsanto-Konzern ist nicht nur mächtig genug, um unerwünschte Forschung zu unterdrücken,
indem er sie einfach nicht finanziert; im letzten Jahr konnte er sogar mit Geld
und Propaganda ein in Kalifornien geplantes GMO-Gesetz [über genetisch
veränderte Organismen] verhindern. Deshalb sollten Sie darauf achten, was Sie
essen, weil es Sie krank und unfruchtbar machen könnte, aber Sie können ja noch
nicht einmal herausfinden, was Sie eigentlich essen. Weil wir in der USA ›Freiheit und Demokratie‹, eine ›verantwortungsbewußte‹ Regierung und ›verantwortungsbewußte‹ Konzerne haben, brauchen Sie sich
aber keine Sorgen zu machen…..
Die ›verantwortungsbewußten‹ Konzerne
und ihre Regierung nehmen ihnen die Sorgen ab,
besonders Monsanto, Obama und Vilsack.
Das von
Roberts erwähnte Fracking führt inzwischen auch in der BRD zu
Auseinandersetzungen. Negativ sieht es Michael Mross, der dazu folgendes
schreibt [3]:
»Fracking
lautet das Zauberwort, um bisher verborgene Bodenschätze an die Oberfläche zu
zwingen. Die Betreiber sagen: Alles ganz harmlos. Die Politiker
geben bereitwillig Lizenzen, in der Hoffnung auf den schnellen Petro-Euro.
Rösler verhökert die deutsche Flora ans globale Öl-Kartell. Trinkwassergebiete
sollen angeblich ausgeschlossen sein. Was für ein Hohn! Wer
glaubt denn im Ernst daran, daß sich die
Frackster in Deutschland an vorgegebene Auflagen und Vorschriften halten? ……
Selbst die SPD in Nordrhein-Westfalen ist dafür. Die Ministerpräsidentin, Hannelore
Kraft, zeigt sich offen für eine Einigung mit der Bundesregierung beim Thema
Fracking. Vielleicht lockt ja am Ende ein gut dotierter Posten im
Fracking-Kartell - wie für Schröder bei Gazprom? …… In der US sind durch Fracking jetzt schon
viele landschaftlich wertvolle Regionen zerstört worden. Verseucht,
verschlammt, vergiftet - für immer. Den Gewinn haben Exxon & Co, den Schaden haben wir.
ExxoMobile hat im letzten Quartal 45 Milliarden Dollar verdient, auch Dank
Fracking, das jetzt Teile der USA verseucht. Das Geschäftsmodell der Ölmultis
ist einfach: Am Rohstoff verdienen und die Umweltschäden sozialisieren. Was für
ein Verbrechen zukünftiger Generationen gegenüber! Haben wir den Planeten dank
Geldsystem und seinem Wachstumszwang nicht schon genügend zugrunde gerichtet?
Müssen wir jetzt auch noch Grund und Boden mit giftigen Chemikalien verseuchen
um den letzten Tropfen Öl oder Gas rauszupressen?«
Die rheinland-pfälzische
Landesregierung lehnt die Gasförderung aus tiefen Gesteinsschichten, bei der
ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien in das Gestein gepresst wird, um
es aufzubrechen und das Gas freizusetzen, ab. Als Grund werden ungeklärte
Umweltrisiken angeführt, so auch Verschmutzung des Grundwassers durch giftige
Chemikalien, mit dem Risiko langfristiger irreversibler Schäden für Mensch und
Umwelt. Zudem seien die Länder von der Europäischen Union dazu verpflichtet
worden, eine Verschlechterung der Wasserqualität zu verhindern. Anders sieht
dies offenbar der Hauptgeschäftsführer der ›Landesvereinigung
Unternehmerverbände‹, Werner Simon, der
betont: »Fracking
kann den Industrie- und Technologiestandort Deutschland stärken.« Unter
welchen Umständen? »Das Beispiel USA zeigt, daß
die neue Fördermethode energieintensive Industrien beflügeln kann.« Von den
Nachteilen hat Herr Simon scheinbar noch nie etwas vernommen, es sei denn, er
ignoriere diese wissentlich.
Wie wäre
es auch möglich, dass Mahnungen dieser Art Zutritt zu den Vorstandsräumen der Konzerne
fänden, bevor die Schäden nicht vor aller Augen offenliegen….. Zum jetzigen
Zeitpunkt soll Fracking in Deutschland entsprechend der Einigung zwischen
Umweltminister Altmaier und Wirtschaftsminister Rösler künftig unter strengen
Vorgaben möglich sein.
Auch darin
zeigt sich die Macht der Konzerne.
[1] Quelle: http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP03013_060313.pdf Die
verseuchten USA - Von Paul Craig Robert - auszugsweise
- Originalartikel auf
http://www.paulcraigroberts.org/2013/02/24/polluted-america-paul-craig-roberts/ February
24, 2013 Polluted America By Paul Craig
Roberts Die Übersetzung
erfolgte dankenswerterweise durch die Friedenspolitische Mitteilungen [2] http://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulic_Fracturing [3] http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/12220-deutschland-abgefrackt 27. 2.
13 Deutschland abgefrackt - Von
Michael Mross
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