Fürs erste abgewendet 06.10.2013 21:13
d.a. Letzten Informationen zufolge ist es in Syrien, in dem seit Monaten ein tödlicher Aggressionskrieg
tobt,
gelungen, das Kräfteverhältnis zugunsten von Assad zu verlagern, wenngleich
hinter dieser terroristischen Invasion die gewaltige Maschine der NATO und die
logistische, ideologische und ohne Geldmittelgrenzen funktionierende
Unterstützung der GCC-Länder - der
Mitgliedsstaaten des Golf-Kooperationsrats - stecken. Wie der Politikwissenschaftler Thierry
Meyssan [1] Ende September erklärt hat, werden Grossbritannien und Frankreich die
grossen Verlierer des Syrienkriegs sein. Syrien wusste, dass die Vereinigten
Staaten sich seit 2001 auf den Angriff vorbereiteten. Die Gründe hierfür waren
vielfältig: Syriens Zentralbank ist in staatlicher Hand; das Land hat keine
Schulden beim IWF, lehnt Monsanto und GMO-[gentechnisch veränderte] Nahrungsmittel
ab, besitzt riesige Ölvorkommen, natürliches Erdgas und darüber hinaus Wasser,
das die Nachbarländer begehren, ganz abgesehen davon, dass es mit Russland, dem
Iran und China eng verbündet ist. »Was in den Medien
fast unterging«, hält die Ausgabe von ›Interinfo Linz‹ Nr. 418 vom Oktober fest, »ist die Anordnung von Seiten Putins, dass Russland im
Falle eines Angriffs des ›Westens‹ auf Syrien mit einem massiven Schlag
gegen Saudi-Arabien antworten würde.« Insofern hat sich
die Lage in Syrien etwas beruhigt, nachdem kurz zuvor die Gefahr bestanden
hatte, dass sie zum Auslöser
eines Dritten Weltkriegs würde. Gleichwohl geht die Hetze unvermindert weiter,
wie sich das aus Obamas neuestem statement an einer Pressekonferenz vom 5.
Oktober ablesen lässt: »Der Iran«, so seine Ansicht, »wird seine erste Atombombe in etwa
einem Jahr bauen: ›Nach unserer
Schätzung geht es um ein Jahr oder etwas länger. Unsere Vermutungen sind
konservativer als die der israelischen Aufklärung‹.« [2]
Wären die Verdächtigungen dieser Art, die in ihrer Anzahl schon kaum
mehr überschaubar sind, nicht so brandgefährlich, wäre man noch geneigt, sie
als nebensächlich abzutun. Indessen sind sie immer wieder der Funke, der auf
andere Regierungen überspringt, um den Iran unter Druck zu halten.
Was mögliche
Bedrohungen - insbesondere auch für die
Schweiz – angeht, so sind diese in dem nachfolgenden Abriss aufgezeichnet:
Weltpolitische
Realität und Planung in der Schweiz
- Von Dr. sc. techn. Franz
Betschon Zu einem
Zeitpunkt, zu dem die Schweiz über die schwächste Armee seit dem Ausbruch des
zweiten Weltkrieges verfügt, mehren sich weltweit Anzeichen für einen grossen
Krieg. Dies darzustellen war die Veranlassung für das Buch ›Mut zur Kursänderung - Schweizerische Sicherheitspolitik am
Wendepunkt‹ der Gruppe ›Giardino‹. Wer jedoch glaubte, damit ein Erwachen zu bewirken, lag daneben.
Das Buch wird zwar gelobt, jedoch einfach als interessante Fingerübung der
Autoren abgetan. Nicht anders kann das Unterfangen ›WEA‹ beurteilt werden,
das ausgerechnet in Zeiten höchster Gefahr die Armee nochmals zurück in die
Werkstatt geben, gemächlich umbauen und erneut substantiell verkleinern will
und die Notwendigkeit der allgemeinen Wehrpflicht ernsthaft diskutiert wird. Dies
dürfte damit zusammenhängen, dass die eidgenössischen Armeeplaner immer noch in
Kategorien denken, bei denen ein möglicher Feind nur aus dem europäischen Umfeld stammt.
Nachdem wir nun ›von Freunden
umzingelt‹ sind, werden
geopolitische Betrachtungen nur soweit angebracht, als sie den eigenen Wünsche
nicht in die Quere kommen. Hiermit sollen nochmals die allerletzten Ereignisse
aufgelistet und der Versuch unternommen werden, einmal mehr die Querbeziehungen
aufzuzeigen, damit in der Öffentlichkeit endlich die roten Lampen aufleuchten.
Es sind nicht mehr Spekulationen, sondern Ereignisse, die der Bürger selber
feststellen kann. Es wird ausserdem auf konkrete Planungen der grossen
militärischen Akteure hingewiesen.
Vorläufig
noch nicht wahrgenommen wird der Umstand, dass sich im Westpazifik, dort, wo
sich die maritimen Interessen Chinas und der USA überschneiden, eine
waffentechnische strategische Wende abzeichnet, eine Entwicklung, die zum Ende
der Ära der grossen Flugzeugträger führen könnte, ähnlich wie seinerzeit die
grossen Schlachtschiffe durch Flugzeugträger abgelöst wurden [ASMZ 10/2013]. Der
Westen basiert seine globale militärische Machtentfaltung, die ›Power Projection‹ immer noch hauptsächlich auf solche Flugzeugträger-Kampfgruppen; deren
Bedeutung dürfte bereits durch andere Wehrtechnologien unterlaufen worden sein,
so dass sich eine strategische Wende abzeichnet. Die USA könnte versucht sein,
vollendete Tatsachen zu schaffen und damit sozusagen die Flucht nach vorne
anzutreten. Derweil überstürzen sich die Ereignisse im Nahen- und Mittleren
Osten. Gewisse Akteure wollen unbedingt die Lunte auch an dieses Pulverfass
legen und den Zusammenprall provozieren. Dass dabei wieder mit
nachrichtendienstlich fragwürdigen und unvollständigen Behauptungen operiert
wird, gehört einmal mehr zur Argumentation.
Gefährlichste
Feindmöglichkeit für die Schweiz Diese
Analyse führt, in die klassische Sprache der Militärplaner übersetzt, zu den
nachfolgend aufgezählten ›gefährlichsten
Feindmöglichkeiten‹. Es gehört zum
Handwerk dieser Planer, die Armee nach solchen Kriterien zu planen und nicht
mit Wahrscheinlichkeiten zu argumentieren. Wahrscheinlichkeiten dienen erst im
Einsatz als Basis für taktische oder operative Entschlüsse. Ihre Verwendung
bereits in der Planungsphase ist der bequemste Weg, da dabei alles behauptet
werden kann und man den Tatbeweis nicht antreten muss. Natürlich ist die
untenstehende Aufzählung zunächst irreal beängstigend. Die Ereignisse in
letzter Zeit haben sich geopolitisch derart beschleunigt, dass man schon bald
von einem Einsatzfall reden kann, die später beschriebenen gefährlichsten
Feindmöglichkeiten also bereits zu den wahrscheinlichsten geworden sein
könnten. Im militärischen Jargon würde man etwa folgendermassen formulieren:
Der ›Gegner‹ kann:
a) Lebensgrundlagen vernichten oder bedrohen,
falls sich die Schweiz nicht externen Beschlüssen beugt. Cyberwar kann
Infrastrukturen zerstören oder ausser Betrieb setzen. Diese Bedrohung kann von
irgendwoher kommen und eher nicht aus dem westeuropäischen Ausland.
b) Strategische Ressourcen abpressen [Geld,
Gold, Rohstoffe, Truppen, Patente etc.]. Der zum Zeitpunkt der Abfassung dieser
Stellungnahme unerklärlich gesunkene [sprich manipulierte] Goldpreis hat allein
bei der Schweizerischen Nationalbank schon heute Schäden in zweistelliger
Milliardenhöhe verursacht.
c) Strategische Schlüsselräume [Energieinfrastruktur,
Flughäfen, Eisenbahnbetriebszentralen etc.] und/oder strategische Achsen [NEAT,
Autobahnen etc.] zu Zwecken in Anspruch nehmen, die nicht im schweizerischen
Interesse liegen. Hierzu ist nicht einmal eine terrestrische Operation nötig.
d) Vertikale Umfassungen erzielen durch Cruise
Missiles, Abstandswaffen, strategische Bomber
oder Drohnen.
e) Terrestrische Operationen aus grosser Distanz
durchführen. Ohne Reaktionsmöglichkeit der Schweizer Armee wären dann
Situationen denkbar, bei denen fremde Armeen in der Schweiz um schweizerische
Ressourcen gegeneinander Krieg führen [1798 lässt grüssen].
f) A-, B-, oder C- Krieg - Ein
solcher Krieg wird ein asymmetrischer sein. Asymmetrie heisst hier: Einsatz von
Technologien oder Verfahren, die den Gegner daran hindern, seine eigenen
Technologien und Verfahren zur Wirkung zu bringen. Ein Gegner der Schweiz kann
dieser mit relativ geringen Mitteln ungeheuren materiellen Schaden zufügen. Ein
solcher Krieg dürfte auch ein hybrider Krieg sein. Hybrid in dem Sinne, dass
sich verschiedene Kriegsformen zu unterschiedlichen
Zeiten oder parallel miteinander abspielen können. Der Gegner kann mit einer ›Menütechnik‹ sein Paket massgeschneidert auf die Schweiz ausrichten. Nicht
immer wird ganz klar sein, ob es sich dabei bereits um eine robuste
Auseinandersetzung handelt, die den Einsatz der Armee erfordert, oder ob noch
andere Mittel eingesetzt werden können.
›Joint Vision 2020‹ und das Planungspapier ›Full-Spectrum
dominance‹ der USA Es ist
nicht so, dass die Schuldenkrise der Vereinigten Staaten, die
Weltwirtschaftskrise und die vielen verlorenen Kriege der Streitkräfte der USA
in Washington zu einem Überdenken der bisherigen strategischen Zielsetzung
geführt hätten, nämlich die einzige globale Macht zu sein, die oben am
Verhandlungstisch, ›at the head oft the
table‹, sitzt und die Spielregeln
diktiert. Die Verschuldung hat für die USA ohnehin eine andere Bedeutung wie
für den Rest der Welt. Als vorläufige Hüterin der Welt-Reservewährung, des USD,
verfügt sie über politische Instrumente, mit denen sie sich ihre Schulden noch
lange von eben diesem Rest der Welt bezahlen lassen kann. Der grössere Teil der
Dollarbestände befindet sich nicht in der amerikanischen Wirtschaft, eine
Abwertung wird also immer wieder hauptsächlich diesen Rest der Welt treffen.
Ein früherer amerikanischer Notenbankchef sagte daher einmal: Der Dollar ist
unsere Währung, aber Euer Problem! Man anerkennt zwar, dass andere Mächte [z.B.
China] nach vorne drängen, dass die eigenen Ressourcen begrenzt sind und die
Drittweltländer kein Selbstbedienungsladen sind. Man anerkennt sogar, dass sich
die militärischen Verhältnisse geändert haben und man seine Strategiepapiere
deshalb anpassen muss.
Aber am
Ziel der ›Full spectrum dominance‹, das heisst überall das letzte Wort
zu haben, wird nichts geändert. Die Literatur sagt dazu: ›Joint Vision 2020‹ [sinngemäss:
Perspektive für die streitkräfteübergreifende Operationsführung im Jahre 2020]
ist ein Strategiepapier, welches das US-Verteidigungsministerium am 30. Juni
2000 veröffentlichte und das Überlegungen zu einer ›Überlegenheit auf breiter Front‹ der US-amerikanischen Streitkräfte enthält, damit diese auch im
Jahre 2020 Bedrohungen auf dem gesamten Erdball begegnen könnten. Dabei spielt
die Fähigkeit zu einem ›Global
Strike‹, einem weltweiten Schlag,
eine zentrale Rolle. Man hat zwar stillschweigend von der ursprünglichen
Zielsetzung, zwei getrennte grosse Kriege zur selben Zeit führen zu können, Abschied
genommen. Das heisst natürlich auch, dass die Hauptlast, einen ganzen Weltkrieg
dominierend zu führen, nicht mehr alleine getragen werden soll. Grosse
euphorische Rüstungsvorhaben, sind ebenso begraben worden. Dafür stellt man
Überlegungen an, wie Gegner, die die globale Dominanz der USA in Frage stellen,
mit den alten Regeln des Faustrechts trotzdem diszipliniert werden können.
Die Uhr der
Vorwarnung tickt schon seit geraumer Zeit! Die NZZ
berichtete am 16. Juli 2013 unter dem Titel ›Russische Kriegsspiele‹
von den grössten Militärmanövern, die der Kreml im Osten Russlands seit 1991 durchgeführt
hat. Dabei ging es darum, die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte zu testen
und auch ein politisches Signal auszusenden. Bis zu 160.000 AdA, ca. 1000
Kampfpanzer, 130 Flugzeuge, Helikopter, Langstreckenbomber und andere
gepanzerte Fahrzeuge wurden aus dem Stand heraus eingesetzt. Daneben fanden im
Ochotskischen Meer Manöver mit insgesamt 70 Schiffen statt. Unter anderem wurde
die Fähigkeit geprüft, Personal, Waffen und militärische Ausrüstung über grosse
Distanzen hinweg schnell zu verschieben. Die Rede war dabei auch von
Eisenbahntransporten über Distanzen von 800 bis 1000 km pro Tag. 16 Züge mit
562 Wagons und speziellen Beladungs- und Entladungseinrichtungen waren im
Einsatz.
Im Februar
2013 fand in einem kleineren Rahmen eine ähnliche Alarmübung statt, die
allerdings erhebliche Mängel am Kriegsgerät zutage förderte. Eine Folge davon
war die neuerliche Übung, die bis zum 20. Juli 2013 dauerte und zeigen sollte,
ob die nötigen Schlüsse gezogen wurden. Früher oder später wird dies der Fall
sein. Diese Übungen wurden jeweils persönlich durch Präsident Putin aus dem
Stand heraus ausgelöst, genauso wie früher in der Schweiz der Gesamtbundesrat
die Durchführung von Gesamtverteidigungsübungen anordnete. Auf dem
Militärgelände Tschiebarkul, im Gebiet Tscheljabinsk, lief ausserdem vom 27.
Juli 2013 bis zum 15. August 2013 ein russisch-chinesisches Manöver ›Friedensmission 2013‹, das dem Antiterror-Kampf diente.
Fast zeitgleich fanden im Raum Hokkaido gemeinsame Übungen der USA und Japans
statt. Jedenfalls zeigt Russland, dass es wieder in der Lage ist, nach
Abschluss seiner Übungsphasen grössere militärische Operationen aus dem Stand [Vorwarnzeit
Null!] über grössere Distanzen hinweg auszulösen. Die Vorwarnzeituhr tickt
schon seit geraumer Zeit, ohne dass die Schweiz das zur Kenntnis nehmen will!
Die Möglichkeiten c) und e) werden also bereits geübt!
Die USA verfolgen
bereits wieder die Politik des nuklearen Erstschlages ›Prominente Kommentatoren warnen, dass die
US-Regierung einen nuklearen Erstschlag gegen Russland und China vorbereitet‹. Diese Information verdanken wir der
Wochenzeitung ›Neue Solidarität‹ vom 7. 8. 2013 [www.solidaritaet.com] und den Vorwurf
erhebt der bekannte Kolumnist Paul Craig Roberts, ein früherer hoher Beamter im
Handelsministerium unter Präsident Reagan; er führt aus, dass die USA diese
Politik schon unter der Regierung Bush-Cheney verfolgt habe. Militärisch
würde dies Sinn machen. Es wäre die Flucht nach vorne, wie bereits angedeutet.
Ein nuklearer Erstschlag würde insbesondere gegen Länder geführt werden, die militärisch
am Boden nicht besiegt werden können. Insofern scheint man aus den verlorenen
Kriegen der USA seit dem Koreakrieg doch etwas gelernt zu haben. Dabei denkt
man einmal mehr in den Kategorien von chirurgischen Präzisionsschlägen, womit
den Angegriffenen die Möglichkeit, thermonuklear zurückzuschlagen, genommen
werden soll und man selber also überleben kann. Auch die Pläne von Präsident
Obama beruhen auf der Idee eines solchen Erstschlags. Sie wurden allerdings
schon früher, erstmals 2002, im Rahmen des Papers ›Nuclear Posture Review‹
[NPR] des US- Verteidigungsdepartements, entwickelt. Darin werden nicht nur
Russland und die damals als ›Achse des
Bösen‹ bezeichnete Ländergruppe
Iran, Irak und Nord Korea genannt, sondern auch China, Libyen und Syrien, also
nicht nur Atomwaffenbesitzer. Voilà!
Der Vorgang
ist umso bemerkenswerter, als Obama 2009 in Prag eine Rede hielt, in der er ein
Weltbild darlegte, das atomwaffenfrei ist. Somit glaubte man damals, dass sich
die US-Strategie endlich von den Muskelspielen frühere Zeiten abwenden würde,
und insbesondere wurde auch die amerikanische Öffentlichkeit in diesem Glauben
belassen. Verträge, die ein Ende der nuklearen Rüstung, von wem auch immer,
oder gar einen allgemeinen Verzicht auf die Möglichkeit des Einsatzes von
Massenvernichtungswaffen oder speziell von Atomwaffen ins Auge fassen, sind
nicht in Sicht. Damit ist die gefährlichste Feindmöglichkeit f) bereits wieder
in der Planung der entsprechenden Mächte und muss damit auch von der Schweiz bedacht
werden. Der amerikanische Analytiker Lyndon LaRouche meint deshalb, dass ›der Welt irgendwann zwischen September
und Weinachten dieses Jahres eine solche Kraftprobe droht, da man für diesen
Zeitraum den Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems erwartet.‹
Das obengenannte
Truppenmanöver im Fernen Osten im Raum Hokkaido folgte unmittelbar auf die
russisch-chinesischen Marinemanöver im nördlichen Teil des japanischen Meeres,
im sogenannten ›Golf Peters des
Grossen‹. Eigentlich ist es nicht
so, dass dadurch eine übergrosse verstärkte Übungstätigkeit signalisiert wird,
denn sie liegen auf dem normalen Niveau kriegsbereiter Streitkräfte.
Zwischenzeitlich sind weitere ergänzende Informationen bekannt geworden.
Offensichtlich hat der Asienschwerpunkt der neuen Strategie Obamas und die
zunehmend militante Politik der japanischen Regierung in Moskau und Beijing das
Bewusstsein geschärft, dass sich in dieser Region schon bald eine militärische
Konfrontation abspielen könnte.
Und Gibraltar und
Syrien? Wer Zeitung
liest, hat noch die Bilder in Erinnerung, die Ende August 2013 britische
Kriegsschiffe vor Gibraltar zeigen. Dabei musste das Geld für die
Treibstoffkosten dieser Operation erst mühsam zusammen gebracht werden. Irgend jemand
hat sich auch hier zu Muskelspielen entschlossen. Was zum Teufel soll das? Wer
Gibraltar auf einer Karte sucht, findet diesen Felsen weit weg von
Grossbritannien, nämlich vor der Haustüre von Spanien; dasselbe gilt für die
Falklandinseln. Grossbritannien sieht sich mental noch immer als Kolonialmacht
und betrachtete auch Syrien, Afghanistan, usw., ›eigentlich‹ stets als sein
Spielfeld, da sie ehemalige Kolonien sind. Gemäss dieser realpolitisch
veralteten Ansicht verschliesst Gibraltar immer noch den Zugang zum Mittelmeer.
Chirurgische Präzisionsschläge konventioneller Art gegen Syrien sind derzeit
ebenfalls im Gespräch, wobei zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichtes niemand
wusste, welches die genauen Ziele sein sollen, was damit überhaupt erreicht
werden soll und wie eine solche Aggression beendet werden kann. Ein Lichtblick
ist in diesem Wirrwarr ist US-Generalstabschef Martin Dempsey, der offenbar zu
selbständigem Denken neigt. Dieser hatte zwar zu Händen seines Chefs,
Verteidigungsminister Chuck Hagel, die militärischen Optionen entwickelt, hat jedoch
Bedenken über deren Durchführbarkeit geäussert und teilt nicht die Auffassung,
mit einigen Tagesoperationen könne man dem syrischen Präsidenten ›einen Schuss vor den Bug geben‹. Dempsey hat in früheren Erklärungen
auch betont, dass eine Flugverbotszone, wie sie viele Politiker befürworten,
eine Kriegshandlung darstellt und erklärt: ›Bevor
wir einen Krieg anfangen, würde ich gerne den Plan verstehen, wie wir Frieden
schaffen‹. Dempsey widerlegt das
gängige Cliché vom Krieg, den man nie den Generälen überlassen sollte, man
sollte ihn aber auch nie den Politikern überlassen.
Die Schweiz und
Europa zwischen Hammer und Amboss Erste Phase: Wirtschaftskrieg Sicherheitspolitisch
ist ein Wirtschaftskrieg ein Grenzfall für den Einsatz einer Armee. Vom
Angreifer kann er auch ohne Armee geführt werden, dem Verteidiger hingegen wird
die Art des Mitteleinsatzes aufgezwungen. In der ›Weltwoche‹ Nr. 42 wurde
2011 ein Interview mit dem ehemaligen Präsidenten der Schweizerischen
Nationalbank, J.-P. Roth, veröffentlicht. Nun war gerade in jenen Tagen auch
ein EU-Gipfel mühsam zu Ende gebracht worden, der als Durchbruch gefeiert
wurde. Sicher hat die Deutsche Bundeskanzlerin recht, wenn sie ein
Scheitern der Währungsunion mit einem
Scheitern Europas gleichsetzt und damit als grosse Gefahr für den Frieden ausmacht.
Inzwischen herrscht unter den EU-Verantwortlichen Ratlosigkeit und sicher fragen sie sich, wo zum Teufel sonst noch Geld
oder Ressourcen aller Art herkommen
könnten. Roth legte
also bereits im Jahr 2011 unter anderem folgendes dar:
- »Die Politiker wollen die Wahrheit
nicht hören«
[was auch für die Schweizerische Sicherheitspolitik gelten könnte].
- »Wir werden in den nächsten Jahren
sehr stark den Drohungen der EU ausgesetzt sein. Die EU besteht aus 350
Millionen Bürgern, wir haben bloss 7 Millionen und sind zudem in der Mitte des
EU-Gebildes. Weil wir relativ stark sind, ist es klar, dass die anderen
versuchen werden, an unser Geld zu kommen. Wir sind nicht beliebt. Das ist die
Realität.« Und das ist, was Konrad Hummler schon vor Jahren den ›Kampf ums Eingemachte‹ nannte.
- »Realität ist, dass der
Protektionismus zunimmt und damit die Diskriminierung der Schweiz«. [Man könnte dies auch das ›Faustrecht‹ nennen).
- »Drohungen und Druck werden
zunehmen, damit werden wir also weiterhin leben müssen. Je stärker die
finanziellen Probleme unserer Nachbarn sind, desto höher wird der Druck sein«. [Und
diese Probleme werden zur Selbststrangulation führen, wenn nicht noch ein
Wunder passiert].
- »Die EU erkennt die Souveränität der
Schweiz an. …... Trotzdem geht sie davon aus, dass sich die Schweiz freiwillig
an der Rettung Europas mit einem Beitrag von 100 Mia € beteiligt. Es liegt im
Ermessen der Schweizerischen Regierung, ob sie diesen Betrag in bar an die EZB
einzahlen will oder ob sie für denselben Betrag Bankbürgschaften stellt. Die EU
weiss, dass die Schweizerische Regierung in der Lage ist, einen solchen
Entscheid in eigener Kompetenz und kurzfristig zu fällen, wie sie dies im Falle
der UBS am 15. Oktober 2009 kurzfristig tun konnte«.
Zweite Phase: Offener Krieg Am Ende
eines Wirtschaftskrieges, der ohne Sieger endet, steht immer ein offener Krieg.
Die gefährlichsten Feindmöglichkeiten c),
d) und e) werden Realität. Russland, China, also Osteurasien einerseits
und die USA andererseits, werden diesen Weg gehen, wenn es im Kampf um die
Ressourcen Europas und globale militärische Dominanz bereits um Sein oder
Nichtsein geht. Wer sich also als erster in Europa bedient, hat eine grössere
Chance, den Endsieg zu erringen. In Europa liegen alle Ressourcen, die man sich
wünschen kann, ungeschützt in der Landschaft. Russland ist in seiner ganzen
Geschichte stets von Westen her angegriffen worden. Wieso soll sich Russland in
diese Richtung besondere Zurückhaltung auferlegen, wenn es um Sein oder
Nichtsein geht? China hat während den letzten beiden Jahrhunderten hauptsächlich
vom Westen besonders schmerzhafte Lektionen
erteilt bekommen. Wieso soll es sich gegenüber dem Westen zurückhalten? Die USA
hat seit Ihrer Gründung im Jahre 1783 fast ununterbrochen Kriege geführt. Die
meisten davon auf fremdem Territorium. Besondere Zurückhaltung hat auch sie
sich dabei nie auferlegt und es fehlt ihr der Sinn für das grausame Leiden der
Zivilbevölkerung, welches sie nie erlebt hat. Also sollten sich die europäischen
NATO-Verbündeten nicht allzu sicher fühlen, wenn es um ihr Eingemachtes geht. Ebenso
wenig sollten sich die Kleinstaaten in Europa sicher fühlen. Prof. Karl Schmid,
späterer ETH Rektor, Oberst i Gst und strategischer Denker, sagte in einem
Vortrag an der Delegiertenversammlung der ›Neuen
Helvetischen Gesellschaft‹ am 16.
April 1944 in Bern: »Das letzte Jahrzehnt war dem Gebilde des Kleinstaates
nicht gnädig. Die Rücksichtslosigkeit mit der Kleinstaaten überfallen und
annektiert wurden, warf die Frage der Existenzberechtigung der Schweiz auf. Das
Thema war die geistige Fundierung der militärischen Wehranstrengungen.« Schmid hat diese Überlegungen auch in sein
berühmtes Buch ›Unbehagen im
Kleinstaat‹ eingebaut. Wieso sollten
Aggressoren, die sich auf dem Territorium Europas bekriegen, plötzlich auf
neutrale Kleinstaaten Rücksicht nehmen? Sie werden es umso weniger tun, als
Europa und insbesondere die abgerüstete Schweiz für sie eine leichte Beute ist,
auf deren Kosten man diese grossen politischen und wirtschaftlichen
Erschütterungen überleben kann.
Kriegerische
Operationen auf schweizerischem Gebiet Eine
solche Idee zu haben ist das eine, die andere ist, wie sie praktisch in die
Wirklichkeit umgesetzt werden soll. Dem Schnelleren offeriert sich mitten im
Herzen Europas der Doppelflughafen
Kloten/Dübendorf und/oder Buochs/Alpnach und damit die Möglichkeit, ohne
grossen Aufwand gut ausgebaute Luftstützpunkte, insbesondere mit genügend
Kerosin und Schutzbauten einzurichten. Russland hat schon während des ersten
Kalten Krieg darauf geachtet, seine Luftstreitkräfte auf möglichst vielen Basen
auseinander gezogen operieren zu lassen. Die USA hingegen muss diese Option
vorerst nicht ins Auge fassen, da sie im Rahmen der NATO bereits über genügend
ausgerüstete Luftstützpunkte in Westeuropa verfügt. Der Aggressor führt einen
solchen Schlag zunächst nur als territorial auf die entsprechenden
Geländekammern begrenzte Operation durch. Das restliche schweizerische
Territorium würde dabei vorerst nicht behelligt. Die betroffenen
Kantonsregierungen sollten sich aber bereits jetzt einmal Gedanken machen, wie
sie 15.000 bis 20.000 Angehörige einer fremden Macht verpflegen und medizinisch
versorgen wollen. Nicht nur für Kloten/Dübendorf liegen alle geographischen und
materiellen Angaben öffentlich zugänglich vor, auch für den militärischen
Doppelflughafen Buochs/Alpnach ergeben sich alle Daten mühelos aus Google-Maps.
Ein Gegner würde in einer ersten Aktion praktisch unbehelligt einen wirksamen
Luft-Nahverteidigungsschirm über diese Geländeklammern legen und anschliessend
diese Luftstützpunkte für alle möglichen Szenarien missbrauchen.
Sobald
jedoch Russland eine Option dieser Art realisieren will, muss die USA
reagieren; somit werden die Feindmöglichkeiten d) und e) Realität. Dabei
werden, wie im Buch ›Mut zur
Kursänderung‹ dargelegt, nicht etwa Panzerfluten
und Jagdbomberschwärme das Bild prägen, sondern die sogenannten chirurgischen
Präzisionsschläge. Wobei das Wort Präzision nicht zum Nennwert genommen werden
kann, denn sowohl Kollateralschäden als auch wirtschaftliche Langzeitschäden
für die Schweiz werden in Kauf genommen. Fünf nicht einmal sehr schwierige
Luftschläge genügen, um alle Logistikzentren der Schweiz vorzeitig lahmzulegen,
das Gros des Kriegsmaterials samt Unterhaltseinrichtungen zu zerstören und
damit jegliche Mobilmachung der Schweizerischen Armee zu verunmöglichen. Dazu
ist nicht einmal eine vorherige Luftaufklärung nötig, da alle Zieldaten
inklusive Luftbilder bereits im Internet vorhanden sind. Dasselbe gilt für die
Munition, die früher in mehr als tausend Depots dezentral gelagert war. Wer
Europa dominieren will, braucht die E-Werke und die Hauptachsen. Der Gegner
wird also versuchen, diese für sich einzusetzen oder unbrauchbar zu machen [Feindmöglichkeit
c)].
Derart im
Würgegriff beider Konfliktparteien wird Europa und insbesondere die Schweiz
herausrücken, was gefordert wird; letzterer kann nur hoffen, bis zum Ende der
Auseinandersetzungen trotzdem noch als Gemeinwesen funktionstüchtig zu bleiben.
Dabei bezahlt ein möglicher Angreifer einen kleineren Eintrittspreis als ihn die
Schweiz zur Abwehr erbringen muss. Asymmetrien auch hier, aber zulasten unseres
Landes, das den Eintrittsriegel nicht rechtzeitig schliessen konnte oder
wollte. Es ist nicht eine rückwärtsgerichtete Betrachtungsweise, wenn darauf
hingewiesen wird, dass uns die zu Zeiten der ›Armee 61‹ noch
vorhandenen Luftverteidigungs- und insbesondere die bodengestützten Fliegerabwehrmittel
dann sehr fehlen, ›veraltet‹ hin oder her.
Die
Schweiz war einst ein armes Land, ist dann durch kluge Politik und harte Arbeit
reich geworden und könnte am Ende wieder in Armut versinken.
[1] http://www.voltairenet.org/article180399.html 30. 9. 13 ›Diplomatie wird zu einem Sieg von Syrien und zu
einem dauerhaften Frieden führen‹ - von
Thierry Meyssan [2] http://de.ria.ru/security_and_military/20131005/267016042.html
5. 10. 13
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