Nicht uninteressant...... 01.12.2013 23:36
London soll das Bankenzentrum für China und die islamische Welt werden.
Im Rahmen seines China-Besuchs Mitte Oktober unterzeichnete der
britische Finanzminister George Osborne ein Abkommen, das es chinesischen Staatsbanken
erlaubt, in London Filialen statt nur Tochterfirmen zu betreiben. Davon
betroffen sind die Bank of China, die Industrial and Commercial Bank of China,
die China Construction Bank und die Agricultural Bank of China. Und diese
dürfen ihre Geschäfte betreiben, ohne
den britischen Finanzvorschriften unterworfen zu sein, was ein beträchtliches
Zugeständnis ist. Bei der Ankündigung des Abkommens sagte Osborne, dies sei ein
riesiger Schritt auf dem Weg dahin, die City zum grössten ausländischen Bankenzentrum
Chinas und zu einem ›globalen Renminbi-Umschlagsplatz‹ zu machen. Schon jetzt laufen 62 % der 5,3 Bio.$ umfassenden
Renminbi-Geschäfte über London, meist über die Hongkonger Aktivitäten von HSBC
[früher Hongkong and Shanghai Banking Corporation] und Standard Chartered.
Osborne möchte den Anteil auf 80 % steigern. Am 29. 10. schrieb er in
einem Gastkommentar in der ›Financial Times‹: ›Ich habe schon
vorbereitet, dass die Londoner City zur Heimat schnell wachsender neuer Märkte
wird, von indischen Infrastrukturfonds bis zu chinesischen
Renminbi-Auslandsgeschäften. Nun haben wir uns dieses Ziel gesetzt: das konkurrenzlose
westliche Zentrum für islamische
Finanzen zu sein.‹ Schon jetzt sei England
ein wichtiges Zentrum arabischer Finanzen. Genauso äusserte sich am selben Tag Premierminister
David Cameron vor 1800 Delegierten des Islamischen Weltwirtschaftsforums, das erstmals
in London stattfand. Darüber hinaus kündigte Osborne in der ›Financial Times‹ an, dass
das britische Schatzamt die erste islamische Anleihe [Sukuk] ausgeben werde, und
dass die Londoner Börse den ersten islamischen Marktindex eröffnen wird. Als
Beispiel für Investitionen islamischer Länder in die britische Infrastruktur
nannte Osborne ›London Gateway‹, den neuesten und modernsten Tiefsee- Containerhafen
in England, in den Dubai 1,5 Milliarden £ investiert hat. Im Oktober hatte Ed
Davey, der britische Minister für Energie, Grossbritannien »als die offenste Volkswirtschaft der Welt« bezeichnet, was auch für den Energiesektor gelte. »Es gibt absolut keinen Grund, warum nicht auch
chinesische Firmen in diesen Markt einsteigen können. Deutlicher machen kann
ich es, glaube ich, nicht«. Einem Bericht vom Mitte Juni
zufolge investiert die chinesische Wanda Gruppe umgerechnet 1,2 Milliarden € in
den englischen Luxusmarkt. Für 700 Millionen £ baut das Immobilienunternehmen
an der Themse in London ein Fünf-Sterne-Hotel und Apartments. Es ist das erste
Mal, dass ein chinesisches Unternehmen im Ausland ein Luxushotel eröffnet. Für
320 Millionen £ übernimmt Wanda ferner den britischen Luxusjachten-Hersteller ›Sunseeker‹, dessen
Schiffe auch aus James Bond-Filmen bekannt sind. Die Wanda-Gruppe hatte im
vergangenen Jahr in der USA für 2 Milliarden Euro die zweitgrösste Kinokette ›AMC Entertainment‹ gekauft.
[1]
Gleichzeitig vertieft China sein strategisches Verteidigungsbündnis mit
Russland. Moskau und Peking arbeiten -
jeweils auf eigene Art und Weise - an
der Aufstockung ihrer strategischen Atomstreitkräfte, weil ihre Sorge wächst,
dass die Anglo-Amerikaner sich auf eine Konfrontation mit ihnen zubewegen könnten. Beide Länder treffen ihre
Vorbereitungen nicht isoliert voneinander, was ein Treffen Putins mit dem Vizechef der Zentralen
Militärkommission Chinas, Xu Qiliang, Ende Oktober unterstreicht. Putin erklärte,
dass die militärische Zusammenarbeit in der
strategischen Partnerschaft eine entscheidende Rolle spiele und dass er
hoffe, die beiden Verteidigungsministerien könnten künftig ihre Koordination
verbessern. Xu Qiliang bekräftigte, dass China gewillt sei, im militärischen
Bereich den Austausch und die Kooperation mit Russland auszuweiten. Auffällig
ist, schreibt ›Strategic Alert‹, dass Chinas Regierung Ende Oktober zum ersten Mal
Aspekte ihrer strategischen U-Boot-Flotte in den Medien öffentlich bekannt
machte. ›People’s Daily‹
zitierte am 31. 10. den Militärexperten Yin Zhuo, laut dem die strategischen
Raketenstreitkräfte Bestandteile einer ›Gegenangriffsstrategie‹ seien und nur dann eingesetzt würden, »wenn unsere Gegner Kernwaffen einsetzen, um uns
anzugreifen.« China verfügt wie Russland und die USA über eine
nukleare Triade, doch die U-Boote gelten als ihr wichtigstes Element, weil sie
eine Chance von 85 -90 % haben, einen gegnerischen Angriff zu überstehen,
während es bei den Bombern und Raketen höchstens 50 % und im schlechtesten Fall
nur 5 % sind. Die Chinesen liessen auch keinen Zweifel daran, wen sie abschrecken wollen, wie
ein Artikel vom 26. 10. in der KP-nahen ›Global
Times‹ belegt: Ein chinesischer Angriff auf die USA mit Kernwaffen
würde hauptsächlich auf Bevölkerungszentren zielen. »Es mag
den Führungen in Russland und in China nicht bewusst sein«, legt ›Strategic Alert‹ dar, »aber die
treibende Kraft, die die Welt in Richtung einer Konfrontation drängt, ist der
finanzielle und wirtschaftliche Zerfall des transatlantischen Raums.«
Anmerkung politonline d.a.: Der allseits mit neuen Auflagen geplagte
und auch sonst konsequent überwachte Steuerzahler wäre nun absolut daran
interessiert, zu erfahren, was es im einzelnen bedeutet, den britischen
Finanzvorschriften nicht unterworfen zu sein; dies umso mehr, als zahlreiche
altgediente, zur Steuerflucht prädestinierte Trusts noch immer
ungestört florieren......
[1] Quelle: Strategic Alert
Jahrgang 26, Nr. 45 vom 6. November 2013
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