Der Krieg, der nicht zu sein bräuchte - Von Doris Auerbach 21.09.2014 23:55
Der auf dem Treffen in Paris am 15. 9. von rund 30 Staaten gegen den ISIS formierten
Anti-Terror-Allianz
gehören neben der USA und Grossbritannien auch Frankreich, Italien, Deutschland,
Polen, Dänemark, Australien und Kanada an, aber auch die Türkei und
Saudi-Arabien. Kein einziger der anwesenden Vertreter dieser Staaten brachte es über
sich, die Wahrheit auszusprechen: Dass wir diesen neuerlichen Krieg einem
Eigenprodukt verdanken, einem Produkt der US-Geheimdienste resp. einer von
Saudi-Arabien und der CIA unterstützten und vom amerikanischen Militär
ausgebildeten Armee. Hierzu hat der ehemalige demokratische Senator Floridas,
Bob Graham, am 16. September im englischen ›Independent‹ erklärt, dass es absurd sei, sich im Kampf
gegen den ISIS ausgerechnet an Saudi-Arabien und die Türkei zu wenden, da beide
Staaten Geburtshelfer der ISIS sind. [1]
Wie auf
dem Treffen zu vernehmen war, heisst es ausgerechnet von Saudi-Arabien, dass
es »eine wichtige Säule des Kampfes gegen den ISIS sein werde.« Nun ist dieses, wie ›German Foreign Policy‹ festhält »trotz seines Terrorexports und seiner
unsicheren Zukunft von der Bundesrepublik systematisch hochgerüstet worden.« Laut Rüstungsexportberichten der Bundesregierung erfolgten allein
für die Jahre von 2009 bis 2013 Rüstungslieferungen an Saudi-Arabien im
Wert von mehr als 2 Milliarden €. Das Land erhielt darüber hinaus die
Erlaubnis, deutsche Sturmgewehre der Modelle G3 und G36 in Lizenz zu
produzieren. Hinzu kommt, dass der ISIS von den Saudis bei gemeinsamen
Operationen, die Saudi-Arabien an der Seite des Westens gegen die Regierung Syriens
geführt hat, lange Zeit mit Geld und
Kämpfern unterstützt worden ist. Einer diesen Juli veröffentlichten Umfrage zufolge, die allerdings nicht als
repräsentativ anzusehen ist, gaben 92 % der befragten Saudis an, die
Terrororganisation befolge ihrer Auffassung nach ›die Werte des Islams und islamisches
Recht.‹ Grosse Teile der saudischen Bevölkerung äussern
starke Sympathien für den ISIS. Drei Viertel meinten,
es sei gut, dass der ISIS weite Teile des benachbarten Iraks kontrolliere. Wie
der Publizist Jafar al Shayeb, ein Angehöriger der schiitischen Minderheit
Saudi-Arabiens, darlegt, gebe es tatsächlich »viele Bürger, die die
gleiche Orientierung und die gleichen Ideen haben wie diese Leute, und die
Terrorakte gegen politische Regimes und soziale Gruppen gutheissen. Sie finden
es richtig, wenn Christen in Mossul gezwungen werden, Sondersteuern zu zahlen
oder ihre Häuser zu verlassen. Sie finden es auch richtig, wenn Menschen wegen
Ehebruchs gesteinigt werden, und sie finden es richtig, wenn Leute gekreuzigt
werden, weil sie die Fastenregeln des Ramadan oder die Gesetze des ISIS
gebrochen haben.« Einheimische Kritiker, so ›GFP‹, verweisen in diesem Zusammenhang
darauf, dass der ISIS in Saudi-Arabien deswegen so anknüpfungsfähig ist, weil
seine spezifische Ideologie zentralen Dogmen des sehr speziell geprägten
saudischen Klerus durchaus nahesteht. [2]
Bei
ihrem Treffen in Luxemburg
am 21. Juli hatten sich die EU-Aussenminister zwar über die Lage im Irak
besorgt gezeigt und das Vorgehen der islamistischen Kämpfer verurteilt, aber
auch zu diesem Zeitpunkt brachte es keiner über die Lippen,
dass wir mit dem ISIS mit einem absichtlich aufgebauten westlichen Machwerk konfrontiert
sind, dessen Erschaffung vor allem auch zum Zweck der
Niederhaltung des
Irans erfolgte. Mit dem Versuch der USA, Syriens säkulare
Regierung zu stürzen, geht das Ziel einher, Syriens Verbündeten, den Iran, zu
unterminieren. »Die USA«, schrieb Eric S.
Margolis Mitte Juni, »hat sich brutaler jihadistischer Gruppen gegen
das Assad-Regime in Damaskus bedient, die dort jetzt aber unter den Einfluss
des ISIS geraten sind. Der Einmarsch 2003 in den Irak, der dümmste Krieg in der
Geschichte der Vereinigten Staaten, der vom Kongress und den Medien stürmisch
unterstützt wurde, hat einen ›monumentalen Sauhaufen‹ von atemberaubender Komplexität produziert, während Washington
über die eigenen Beine stolpert. Washington, jetzt in einer grösseren Panik
wegen des ISIS, bewegt sich in Richtung Luftangriffe im Irak - mit Kriegsflugzeugen, die in Kuwait
und am Golf stationiert sind. Die USA hat ferner zwei
voll motorisierte Kampfbrigaden in Kuwait stehen. ….. Die jetzige Lage kann direkt auf
neokonservative Strategen in Washington im Umfeld von Vizepräsident Dick Cheney
zurückverfolgt werden. Laut diesem war 2002 deren vorrangiges Ziel die
Zerstörung des Iraks, des höchstindustrialisierten und fortschrittlichsten
arabischen Staates, um damit einen grösseren Feind Israels loszuwerden, und um
sich dann das Erdöl des Iraks unter den Nagel zu reissen.«
Erkenntnisse
dieser Art oder des Umstands, dass westliche Aggressionen in Nah- und Mittelost und Hilfen
wichtiger regionaler Verbündeter des Westens den Aufstieg des ISIS erst möglich
gemacht haben, dringen entweder überhaupt nicht zu den Regierenden durch, oder, könnte man annehmen,
sie negieren diese standhaft. Wie ein Mitarbeiter der deutschen Stiftung
Wissenschaft und Politik ›SWP‹ erklärt, hat sich der ISIS-Vorläufer ›al-Qaida im Irak‹ erst nach dem US-geführten Überfall auf den Irak, die ›Befreiung
von Saddam‹, zu einer schlagkräftigen
Organisation entwickeln können. Entstanden war er aus dem Netzwerk, das der
Terrorist Abu Musab al-Zarqawi nach Saddam Husseins Sturz im Irak aufbaute und
2004 in ›al-Qaida im Irak‹ umbenannte. Und erst die Zerrüttung
Syriens in dem auch von der BRD angefeuerten Krieg hat es dem ISIS ermöglicht,
ganze Landstriche unter seine Kontrolle zu bekommen und sich eine Machtbasis
für eine weitere Expansion zu schaffen. Auch die ›SWP‹ legt dar, »dass der
ISIS ohne finanzielle und logistische
Hilfen aus Saudi-Arabien und der Türkei, also von zwei engen Verbündeten des
Westens, seine heutige Stärke und blutigen Erfolge nicht erlangen können hätte.«
Dadurch, dass die Türkei seit Anfang 2012 zunächst für die al-Nusra-Front ein
Hauptkanal für den Zustrom von Menschen, Waffen und logistischer Unterstützung
gewesen ist, hat sie dem ISIL resp. ISIS eine wichtige Unterstützung zukommen
lassen, was Karen Leigh in der US-Zeitschrift ›Foreign Affairs‹
exemplarisch bestätigt hat. [3]
Wie Guido
Steinberg, Mittelost-Experte der ›SWP‹, bereits vor Jahren erläuterte,
schufen Krieg, Besatzung und Widerstand einen Nährboden, der nicht zuletzt
militant-salafistische Zusammenschlüsse aufblühen liess und die Schlagkraft von
›al-Qaida im Irak‹ im Kampf gegen die US-Truppen begründete.
In der Folge gab sich letztere im Oktober 2006 zunächst den Namen ›ISI‹, ›Islamischer Staat im Irak‹; im Mai 2010 übernahm dann Abu Bakr al-Baghdadi die Führung der
Terrormiliz, der er als ›Kalif‹ vorsteht. Zwar konnte sich der ›ISI‹ im Irak stabilisieren, es fehlte ihm jedoch noch das Potential,
ganze Gebiete unter seine Kontrolle zu bekommen. Die Chance, dieses Potential
zu erlangen, erhielt er Ende 2011, als Syrien unter den Schlägen der vom Westen
unterstützten Aufständischen zu zerfallen begann. Al-Baghdadi beschloss
Ende 2011 Kämpfer seiner Organisation nach Syrien zu schicken, um das dort
entstehende Vakuum zur Erweiterung seines Terrornetzes zu nutzen. Der Aufbau
einer terroristischen Organisation machte in zahlreichen Gebieten, die der staatlichen
Kontrolle entrissen worden waren, Fortschritte. Zunächst in Form der al-Nusra-Front in Syrien präsent, erweiterte sich der ›ISI‹ im April 2013
aufgrund innerer Zerwürfnisse mit letzterer zum Islamischen Staat im Irak und
der Levante, ›ISIL‹, resp. ›ISIS‹, Islamischer
Staat im Irak und in Syrien. Da dieser im zerfallenden Nordosten Syriens rasch
die Kontrolle über ganze Landstriche erlangte, wurde die Grundlage dafür
geschaffen, dass er zu Beginn dieses Jahres in der Region um Fallujah erstmals
die Herrschaft über Territorien im Irak erobern konnte. Im Juni 2014 begann
dann der von furchtbaren Massakern begleitete Vormarsch auf den Nordirak.
Anfang
Juli rief al-Baghdadi, der in seiner Radioansprache vom 29. 6. ein ›Islamisches Kalifat‹ ausgerufen hatte und zum Kalifen und
Führer aller Muslime erklärt worden war, Muslime aus aller Welt dazu
auf, in den Irak und nach Syrien zu reisen, um dort einen islamischen Staat
aufzubauen. Besonders Ärzte, Richter, Ingenieure und Menschen mit militärischen
und administrativen Kenntnissen würden dabei benötigt. Bedenkt man die
finanzielle Seite des Aufrufs, so sind die Quellen, über die der ISIS
inzwischen verfügt, nicht unerheblich. Das schon vor dem Sturm auf Mossul
vorhandene Grundvermögen wird mit rund 875 Millionen $ veranschlagt. Anfang Juni soll der ISIS die
Banken in Mossul um mehr als 600 Millionen $ erleichtert haben. Die grössten
Einnahmen ergeben sich allerdings Erhebungen der CIA und des MI6 von Mitte Juni
zufolge aus dem bereits vor der Einnahme von Mossul erfolgten Raub antiker
Schätze. Ferner flossen mittels der in den besetzen Gebieten
in Syrien und den westirakischen Grenzprovinzen Anbar und Ninive erpressten
Schutzgelder und Grenzzölle Tausende von Dollars in die Kriegskasse von
al-Baghdadi. Hinzu kommt, dass sich die Ölquellen Syriens seit Anfang Juli fast
vollständig in den Händen der Islamisten befinden. »In dem blutigen Vormarsch der
Terrororganisation Islamischer Staat«, führt auch Joachim Guilliard aus,
»kulminiert
eine Entwicklung, die aufs engste mit den Interventionen des Westens in Nah-
und Mittelost verbunden ist und mit der Zerstörung des Iraks durch den
US-geführten Überfall am 20. März 2003 begann. Die Zahl der Kriegstoten ist bis
heute umstritten. Eine Studie der renommierten medizinischen Fachzeitschrift ›The Lancet‹ bezifferte sie bereits 2006 auf 655.000; kritische Beobachter
gehen davon aus, dass sie mittlerweile auf bis zu einer Million Menschen
angewachsen ist. [4]
Syrien: Keine Gnade Die
Verwüstung des Landes setzt sich fort; der 2011 begonnene Krieg hat inzwischen
rund 170.000 Todesopfer gefordert sowie bis zu 10 Millionen Menschen in die
Flucht getrieben. Schon Anfang Februar 2012 hatte sich der
griechisch-melkitische Erzbischof von Aleppo mit der Warnung vernehmen lassen,
dass sich unter den zahlreichen Söldnern, die von der Türkei, dem Irak,
Jordanien, Libyen oder Pakistan aus nach Syrien einsickerten, viele Extremisten
befänden, die Tod und Entsetzen säten, was den Westen bis heute nicht davon
abgehalten hat, den Krieg in Syrien durch die Unterstützung der Aufständischen
weiter anzufeuern. Nach Aussagen von Experten haben Teile des saudischen
Establishments nicht nur, wie es auch die Staatsführung in Riad tut,
salafistische Milizen allgemein, sondern speziell auch salafistische
Terrorbanden wie die al-Nusra-Front und den ISIS zumindest unterstützt. Ziel
ist es, schiitische Kräfte in Syrien, im Libanon und im Irak zu eliminieren;
damit richten sich die Aktivitäten
faktisch gegen tatsächliche oder potentielle Kooperationspartner des
Irans und zielen auf eine saudi-arabische Hegemonie in Mittelost. ›Während die Kämpfer des ISIS aus
zahlreichen arabischen und europäischen Ländern stammen, kommen finanzielle
Hilfe, religiöse Führung und Training mehrheitlich aus Saudi-Arabien und Kuwait‹, berichtete etwa im Februar 2014 das
Institute for National Security Studies
›INSS‹ in Tel Aviv. Der
Herrscherclan in Riad drücke dabei ein Auge zu, um einen kurzfristigen Gewinn
gegenüber der schiitischen Achse zu realisieren‹. [2]
Auf
dem NATO-Gipfel in Wales am
5. September hatte Obama erklärt, dass grundsätzlich Einigkeit bestehe, den ISIS zu
zerstören. Laut Obama sei es absolut entscheidend,
dass sich arabische Staaten und besonders solche mit einer sunnitischen
Mehrheit dem Bündnis anschliessen; sie könnten so
deutlich machen, dass sie den ›Nihilismus‹ der ebenfalls sunnitischen Extremisten ablehnen. Am 10.
September hatte Obama dann der US-Bevölkerung in seiner Fernsehansprache seine
Pläne zur Vernichtung des ISIS dargelegt, ohne von seiner Unterstützung der Rebellen
in Syrien zum Sturz der Regierung Assad abzurücken. Wie er erklärte,
sollen in Syrien ›moderate‹ Rebellen
unterstützt werden, wofür der US-Kongress inzwischen 500 Millionen $
bewilligt hat. Wie er allerdings gedenkt, zwischen moderaten und
fanatischen Kämpfern zu unterscheiden, was in dem Kriegsgewirr so gut wie
unmöglich ist, liess er offen. Zu dem jetzigen Kriegsplan gehört ferner
die Einrichtung von Ausbildungslagern für die Rebellen, dies in Saudi-Arabien,
also genau in dem Land, das die radikalen Dschihadisten von Anfang an
finanziert hat. Saudi-Arabien soll mehr als 5000
»überprüfte« Kämpfer ausbilden, die dann gegen den ISIS und gegen die Regierung
von Baschar Al-Assad in den Krieg zu ziehen hätten.
Darüber
hinaus verkündete er in grober Verletzung des
Völkerrechts, er werde die Militäraktionen gegen den ISIS in Syrien ohne
Genehmigung der Regierung Assad durchführen. Dazu vermerkt ›Strategic
Alert‹ vom 17. 9.: »Das Weisse Haus schliesst eine Zusammenarbeit mit dem Iran oder Syrien aus, obwohl damit
praktisch garantiert ist, dass der britisch-saudische Plan für einen
Dauerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten aufgeht.«
Wie Markus Bickel in der ›Frankfurter
Allgemeinen Zeitung‹ vom 11.
September schreibt, hätten sich die Saudis inzwischen zu Obamas wichtigstem regionalen
Verbündeten im Kampf gegen den ISIS gewandelt. »Saudi-Arabien«,
heisst es in dem Bericht, »wird sich im Irak nicht militärisch engagieren. Eine
bewaffnete Intervention würde der Staatsräson des Königreichs, das seinen Einfluss in der Region finanziell zu sichern
pflegt, widersprechen. Innerhalb des saudischen Sicherheits-Establishments
reagiert man deshalb bislang gelassen auf den Vormarsch des ISIS im Irak: Ein
Interesse, Saudi-Arabien anzugreifen, hätten die Dschihadisten nicht, heisst es
in Riad. Die Zahl saudi-arabischer Kämpfer, die in den Reihen des Islamischen
Staats und anderer Milizen kämpfen, bezifferte ein Sprecher des saudischen
Innenministers Muhammad Bin Nayef im Gespräch mit der ›FAZ‹ auf 1300.« Die
wohl verhängnisvollste und folgenschwerste Aussage, die
Bickel anführt, dürfte die sein, »dass Riad eine Lösung des
Syrienkonflikts ohne den Sturz Baschar al-Assads nicht für möglich hält.« »Wichtiger als der Irak«, heisst es in dem Bericht ferner, »ist für Riad Syrien.
Das Königshaus will auf Dauer nicht hinnehmen, dass Teheran mit Assad über seinen wichtigsten
regionalen Verbündeten in einem der Gründungsstaaten der Arabischen Liga
verfügt. Riad soll nun, so Kerry, die Federführung bei der Ausbildung der
bewaffneten Gegner des syrischen Regimes und der Dschihadisten übernehmen.
Neben Saudi-Arabien hatte vor allem Frankreich gegenüber Washington auf eine
stärkere Bewaffnung der Oppositionsarmee gedrungen.« [5]
Bekanntlich hatte Saudi-Arabien im Islamischen Staat zunächst einen Hebel gesehen,
um die pro-iranischen Regierungen in Bagdad und Damaskus zu schwächen. Diese
Rechnung ist allerdings nicht aufgegangen.
In
der gleichen Ausgabe der ›FAZ‹ hält Nicolas Busse
fest: »Ein Schicksal könnte Obama allerdings mit George W. Bush teilen:
Dass er ohne Mandat
der UNO handeln muss. Im Irak kann er sich auf die
Einladung der Regierung stützen. Im Nachbarland ist das unwahrscheinlich, denn
Obama will Assad auch jetzt nicht als Verbündeten haben. Der Moskauer Freund
des Diktators dürfte im UNO-Sicherheitsrat
verlässlich dafür sorgen, dass die Amerikaner ohne völkerrechtliche Legitimität auskommen müssen, sollten sie
in Syrien Stellungen der Terroristen angreifen.« Zu den Gesprächen, die am 11. 9. mit Kerry in Dschidda
stattfanden, hatten sich Bahrain, Ägypten, der Irak, Jordanien, Kuwait, der Libanon, Oman,
Qatar und die Vereinigten Emirate eingefunden. Zwar war auch die Türkei
vertreten, indessen hat letztere die gemeinsame Erklärung nicht unterzeichnet.
Was
die Einstellung der Golfmonarchien betrifft, so führte Rainer Hermann am 12. 9.
in der ›FAZ‹ folgendes aus: »Die Expansion der Terrorgruppe Islamischer Staat bedroht zwar auch
die Golfmonarchien, doch den
Kampf gegen die Islamisten überlassen sie anderen. Obama
sollte nicht zuviel von seinen arabischen Verbündeten erwarten, mit denen er
den Islamischen Staat zerstören will. Die Zusagen der wichtigsten arabischen
Regierungen sind mit Vorbehalten versehen, mit Taten werden sie sich nicht
brüsten. Kein Staat will eigene Soldaten schicken, nicht einmal die modernen
Kampfflugzeuge sollen Angriffe gegen den ISIS fliegen. Markige Worte und ein
paar Ausbildungslager sollen es richten. Dabei bedroht dieser zunächst den
Mittleren Osten und die Dschihadisten wüten auf arabischem Boden. Umso mehr
erstaunt die Zuschauerrolle der Regierungen in der sunnitisch-arabischen Welt.
Noch immer verstecken sie sich hinter dem Argument, der Zerfall der Levante im
Jahr 2003 habe mit der Invasion im Irak eingesetzt. Die Suppe, die sich die
Vereinigten Staaten in der Region eingebrockt hätten, sollten sie gefälligst
selbst auslöffeln. Das ist kurzsichtig. Denn mit der militärischen Feuerkraft
Amerikas allein ist der Islamische Staat nicht zu zerstören.« [6]
Und schon
bombardieren sie wieder Ungeachtet
des Fakts, dass als Folge des Einsatzes von Munition mit abgereichertem Uran
sowohl im ersten Golfkrieg 1991 als auch im Irakkrieg 2003 14 Regionen so
vollständig verstrahlt wurden, dass die dortige Bevölkerung evakuiert werden
musste, erhält man den Eindruck, dass die neuerliche Zerstörung des Landes als
etwas völlig Normales hingenommen wird. Nach Angaben unabhängiger internationaler Organisationen
hatten die Amerikaner 2003 Bomben mit knapp 2000
Tonnen abgereichertem Uran und 1991 ungefähr 944 000 Urangeschosse eingesetzt.
Von den
Handlangern der USA hat nun Frankreich am 19. September als erste Nation mit der
Bombardierung irakischen Territoriums begonnen. Schliesslich hatte Obama ja
erklärt, dass die Kampagne gegen den ISIS kein alleiniger Einsatz der USA sein
kann, obwohl man sein Land im Verbund mit den Saudis als den entscheidenden
Urheber des ISIS kennzeichnen muss. Es stellt sich
hier die Frage, wie ein nahezu bankrottes Land so unmittelbar auf
den Zug der Vernichtung aufspringen kann, denn die Kosten für diesen heutzutage
als ›Mission‹ verschleierten Angriff trägt ganz sicherlich nicht der Verursacher des Chaos, die USA,
deren Luftwaffe entsprechend der von Obama in seiner Pressekonferenz vom 28. 8.
vorgetragenen Anordnung täglich mehr als 100 Bombenangriffe im Nordirak fliegen
soll. Der ehemalige Premier François Fillon hat sich am 19. 9. zu den ersten
von Frankreich ausgeführten Luftangriffen auf den Irak sogar ›beglückwünscht‹ und u.a.
erklärt, dass es sich Frankreich schulde, den Christen im Irak zu Hilfe zu
kommen. Was sich im Zuge dieser Verwüstung an sogenannten ›Kollateralschäden‹ einstellen
wird, scheint ihn nicht zu belasten, geschweige denn, dass er es als notwendig
erachtet, den eigentlichen Ausgangspunkt, der dieses neuerliche
mörderische Eingreifen notwendig gemacht hat, anzusprechen.
Zu den
weiteren Plänen des US-Präsidenten gehört die Bildung eines Anti-Terror-Fonds, für den Steuergelder in Höhe von 5 Milliarden $ erforderlich sind; dieser soll die
Ausbildung und Bewaffnung von nicht näher benannten ›Kämpfern‹ im Nahen
Osten ermöglichen. »Diese Strategie«, konstatieren hierzu die ›Deutschen Mittelstands Nachrichten‹, »war bereits im Irak nach hinten
losgegangen.«
Wie die interne Zeitung der US-Streitkräfte, ›Stars And
Stripes‹, am 7. 9. berichtete, stellt das ›US Army Contracting
Command‹ derzeit Subunternehmer vor Ort ein, damit sie ein Jahr lang im Irak
eingreifen. Die Zeitung betont, dass die Obama-Administration keine grossen
regulären Truppen für den Kampf gegen das islamische Emirat bereitstellen will
und daher plant, einen Teil ihrer Aktionen auszulagern. Die Bewerber sollten,
wie es heisst, sich bewusst sein, dass das Ziel darin besteht, die Spannungen
zwischen Arabern und Kurden und zwischen Sunniten und Schiiten zu verringern. [7]
Wie viele
Bombenkrater noch?
Nicht, dass es ein Einsehen gäbe, den Bürgerkrieg in Syrien zu beenden. Ganz im
Gegenteil: Man ist entschlossen, die Kämpfer gegen Assad weiterhin zu
unterstützen. Man fragt sich effektiv, wozu wir ein wahrhaft überdimensioniertes
EP finanzieren müssen, das ganz offensichtlich nicht einmal wahrnimmt, was im
Gange ist, denn von dort ist kein Aufschrei zu vernehmen, sei es gegen die
Verlängerung des Blutbads in Syrien, sei es gegen die abermalige Zerstörung des
Iraks. Somit sind wir gezwungen, das zu bekämpfen, was der Westen selbst
erschaffen hat, wobei nicht zu erkennen ist, dass die Verantwortlichen gewillt
wären, sich einzugestehen, dass diesem neuerlichen Inferno ihre fehlgeschlagene
Strategie zugrunde liegt, und dass es ohne diese den jetzt eingeleiteten
Angriffskrieg - der, wie man uns bereits
angekündigt hat, drei Jahre dauern kann - gar nicht gäbe.
An den
Folgen dieses auch auch von der EU in einer höchst verabscheuungswüdigen Weise mitgenerierten
Chaos wird der von uns über Generationen hinweg
aufgebaute Wohlstand lautlos zerschellen.
Siehe
hierzu http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2296 6. 7. 14 Der
irakische ISIS und was sich in Wahrheit dahinter verbirgt
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2315 14. 9. 14 Der
ISIS oder die ewige Verdummung
[1] http://www.independent.co.uk/news/world/politics/islamic-state-us-failure-to-look-into-saudi-role-in-911-has-helped-isis-9731563.html 14. 9. 14
Bob Graham Islamic State: ›US failure to look into
Saudi role in 9/11 has helped Isis‹
[2] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58950 16. 9. 14 Das
Ende einer Epoche (II)
[3] Karen
Leigh: Turkey's Bleeding Border. Why Ankara Is Recalibrating Its Syria Policy. www.foreignaffairs.com 24. 6. 2014
[4] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58928 20. 8. 14 Vom Westen
befreit
[5] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/saudi-arabien-warum-riad-trotz-bedenken-obama-hilft-13148254.html 11. 9. 14
Markus Bickel
[6] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/amerika/kampf-gegen-is-arabische-zuschauer-13150148.html 12. 9. 14
Rainer Hermann
[7] http://www.stripes.com/news/in-place-of-boots-on-the-ground-us-seeks-contractors-for-iraq-1.301798 September 7, 2014 Seth Robson
- In place of 'boots on the
ground,' US seeks contractors for Iraq
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