Volksinitiative »Rettet unser Schweizer Gold« - Am 30. November 2014 »Ja« stimmen! 19.10.2014 20:27
Das Fundament jeder stabilen Währung sind werthaltige Reserven.
Gerade in der heutigen unsicheren Zeit ist es für die Zukunft des Schweizerfrankens von entscheidender Bedeutung, dass den Goldreserven Sorge getragen wird. So können wir unser Volksvermögen auch in schwierigen Zeiten sichern. Das Ziel der Volksinitiative: Keine weiteren Goldverkäufe - Die Goldreserven sind in der Schweiz zu lagern - Der Goldanteil an Nationalbank-Aktiven muss mindestens 20 % betragen. Ein »Ja« zur Initiative stärkt die Stabilität der Schweiz und damit unser direktdemokratisches System, also auch die Wirtschaft und nicht zuletzt den Bankenplatz Schweiz.
Nachdem die
Gold-Initiative im März 2013 mit über 100? 000 Unterschriften zustande gekommen ist, wird
am 30. November darüber abgestimmt werden. Die Initiative hat enorme Bedeutung,
weil
sie bei einer Annahme unserem Land in einem ganz wichtigen Bereich die Souveränität zurückgibt. Was das im einzelnen für Auswirkungen
auf unser Land und unsere Wirtschaft hat, erklärt Nationalrat und Initiant Luzi
Stamm in dem nachfolgenden Interview, das Thomas Kaiser von ›Zeit-Fragen‹ mit ihm geführt hat:
Was war der Anlass für die
Gold-Initiative, über die im November abgestimmt wird?
Die Idee
wurde geboren, als wir feststellen mussten, dass die Nationalbank mit
unheimlichem Tempo Gold zu verkaufen begann. Nie wurde dabei das Volk befragt!
Bis Anfang 2000 besass die Schweiz noch 2.590 Tonnen Gold. Ab Mai 2000
verkaufte die Nationalbank pro Tag eine volle Tonne Gold. Als die Verkäufe andauerten,
haben wir uns gesagt, halt, wir müssen diese kopflosen Goldverkäufe unbedingt
stoppen.
Ist bekannt, warum die Nationalbank
sich dazu veranlasst gesehen hat, diese Verkäufe durchzuführen, oder wurde sie
dazu gedrängt?
Das war
ein Kniefall gegenüber dem Druck aus dem Ausland. Ende der 90er Jahre kam ein immenser
Druck aus Nordamerika auf uns zu, schliesslich zahlten wir Milliarden. Ich
stelle auch fest, dass sich die Verantwortlichen in der Nationalbank in
gigantischem Ausmass verschätzt haben, denn ihre Prognosen waren völlig falsch.
Aber der Hauptgrund für den Verkauf war damals diese Erpressung aus
Nordamerika. Die Nationalbank war 1907 gegründet worden. Im Krieg musste die
Schweiz dann die bittere Erfahrung machen, dass sämtliches Gold im Ausland
blockiert wurde. Die USA, Kanada, Grossbritannien, alle blockierten es, auch
aus Angst, das Gold könnte bei einem Angriff den Deutschen in die Hände fallen.
Ende 1945 hatte die Schweiz dann den Bestand von 2.590 Tonnen, der bis Ende
1999 aktuell war. Obwohl der Bundesrat noch kurz vor dem Verkauf erklärt hatte,
es handle sich um unser Familiensilber, das wir niemals verkaufen dürfen und der
Direktor der Nationalbank 1995 wörtlich sagte, es sei »in
keinster Weise« geplant, das Gold je zu verkaufen, wurde wenig später, im
krassen Widerspruch zu allen Versprechungen mehr als die Hälfte des Goldes
verhökert.
Was bedeutet es für unser Land,
dass wir so viele Tonnen des Goldbestands verkauft haben?
Gold ist
eine Frage der Unabhängigkeit. Je höher eine Währung mit Gold hinterlegt ist,
umso unabhängiger ist ein Land. Je mehr die Nationalbank die Strategie
verfolgt, dass wir einfach Geld drucken und fremde Währungen kaufen, desto
abhängiger wird das Land. Gold bedeutet Selbständigkeit, da man in Finanzfragen
vom Ausland nicht unter Druck gesetzt werden kann.
Man hört immer wieder das Argument,
dass die von der Initiative beabsichtigte 20prozentige Golddeckung die
Nationalbank in ihrer Handlungsfreiheit einschränken würde. Ist das ein faules
Argument gegen die Gold-Initiative? Wie sehen Sie das?
Das ist
ein völlig deplaziertes Argument. Im Gegenteil: Die Unabhängigkeit der
Nationalbank wird gestärkt. Die Nationalbank kann nach wie vor nach Belieben neues
Geld drucken - was allerdings nicht meinen
Vorstellungen entspricht - und zum Beispiel deutsche oder amerikanische
Staatspapiere kaufen, sie hat hier überhaupt keine Einschränkungen. Nur:
Wenn sie Geld druckt, muss sie wenigstens einen kleinen Teil davon in Gold
investieren.
Warum müssen es 20 %? Warum nicht
mehr? Die grösste Sicherheit wäre ja, wenn man die gesamte Währung mit Gold
deckt. Das scheint zwar heute bei der ständigen Ausdehnung der Geldmenge nicht
mehr opportun zu sein.
20 % der
Aktiven wäre heute ziemlich genau wieder der Bestand vor 1999, von dem wir
leider einen Grossteil bereits verkauft haben; wir würden also bei einem Ja zur
Initiative zum Status quo ante zurückkehren. Die Überlegung ist, dass es ein
schwerer Fehler war, von den damals vorhandenen 2.590 Tonnen mehr als die
Hälfte zu verkaufen. Verkauft wurde ab Mai 2000 ohne politische
Diskussion. Das Volk wurde in keiner Art und Weise gefragt, aber selbst im
Parlament gab es nie eine Abstimmung, wollt ihr das Gold verkaufen oder nicht.
Die Diskussion ging erst los, als es darum ging, wie man das Geld verteilen
soll, nachdem das Gold schon verkauft war.
Wer ist für den Schritt des
Goldverkaufs eigentlich verantwortlich?
Die
Bundesverwaltung und die Nationalbank, es wurden Arbeitsgruppen eingesetzt.
Ein dritter Punkt der Initiative
ist die Frage nach der Lagerung des Goldes. Hier gab es kurz nach Einreichen
der Initiative plötzlich eine Antwort.
Das Gold
muss unbedingt in der Schweiz aufbewahrt werden. Gerade die heutige Zeit und
die Entwicklung der letzten zwei, drei Jahre zeigen, dass Boykotte und
Erpressungen schon in Friedenszeiten zunehmen. Wer glaubt im Ernst daran, dass unser
Gold in einem wirklichen Krisenfall je wieder zurück in die Schweiz geholt
werden könnte? Deshalb ist das ein ganz wichtiger Punkt dieser Initiative.
Die Initiative hat den Bundesrat in
Zugzwang gebracht, zu sagen, wo das Gold gebunkert ist.
Während
Jahrzehnten hat der Bundesrat auf die Frage, wo das Nationalbankgold sei, ganz
offiziell gesagt: »Ich weiss es nicht, ich will es auch nicht wissen, und ich
muss es auch nicht wissen.« Erst in dem Moment, als wir mit grossem Aufwand die 100 ?000 Unterschriften eingereicht haben, hat
sich die Nationalbank endlich dazu bequemt, zu sagen, wo das Gold angeblich
liegt [externe Kontrollen gibt es nicht]. Ein Grossteil unseres Goldes liegt in
der Schweiz, 20 % in Grossbritannien und 10 % in Kanada. Am Rande sei erwähnt,
dass die Nationalbank verschwiegen hat, wo sie die 1 550
Tonnen Gold gelagert hatte, die sie nun in den letzten Jahren verkauft hat. Es
könnte sein, dass das bereits verkaufte Gold in den USA gelagert war und die
Schweiz es nicht mehr zurück bekam. Somit haben sie es wahrscheinlich unter
Druck verkaufen müssen, jedenfalls wurde es für einen miserablen Preis
verhökert. Ob es überhaupt noch vorhanden war, weiss niemand. Da
bestehen ja weltweit hektische Diskussionen. Viele Deutsche sind zum Beispiel davon
überzeugt, dass ihre 3 700 Tonnen, deren Grossteil im Ausland - und zwar in den USA- liegen soll, gar nicht mehr existieren. Wenn
das Gold tatsächlich weg wäre - bereits
verkauft oder verpfändet - dann wäre das
äusserst bedenklich.
Wie glaubhaft sind die Angaben der
Behörden, das Gold sei noch vorhanden?
Letztlich
ist alles eine Behauptung, solange es keine externen, wirklich unabhängigen
Prüfungen gibt. Wenn uns zum Beispiel die Kanadier das Gold zeigen würden,
woher sollen wir wissen, ob sie den Deutschen nicht dieselben Goldbarren zeigen
und ihnen gegenüber behaupten, dies sei das deutsche Gold. Das Gold könnte auch
verleast oder bereits verpfändet sein. Wir bräuchten unbedingt Gewissheit,
welches Gold physisch noch vorhanden ist und wem es gehört. Ich hoffe,
wenigstens, dass die heute als Schweizer Gold ausgewiesenen 1 040 Tonnen noch
vorhanden sind.
Welche Strategie könnte hinter dem
Verhalten der USA stehen?
Ich
zögere, über mögliche Motive zu spekulieren, weil man es nicht weiss. Aber es
ist eine Tatsache, dass der Druck aus den Vereinigten Staaten ganz enorm
zugenommen hat. Man denke nur, wie die USA soeben von der französischen Bank
BNP Parisbas gegen 10 Milliarden Franken (!) erpresst haben. Das sind
unglaubliche Entwicklungen. Je mehr Boykotte und internationaler Druck
zunehmen, desto vorsichtiger und um so sicherer müssen wir sein, dass
das Gold in unserem Land liegt und nicht mehr verkauft werden kann.
Es ist schon erstaunlich, was einem
von sogenannten befreundeten Staaten geboten wird.
Ja, auf
Grund der Erfahrungen der letzten Jahre muss man sich genau überlegen, mit
welchem Staat man engere Beziehungen eingehen will. Ich stelle fest, dass
selbst bei Staaten, die wir noch vor kurzem als die besten Freunde bezeichnen
konnten, heute grosses Misstrauen angesagt ist. Wir werden behandelt, wie ich
das vor 5 Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Auf jeden Fall müssen wir
alles daran setzen, dass wir unsere Unabhängigkeit aufrechterhalten können: Gesetze
innerhalb von unseren Grenzen sind unsere Sache. Unser Gold müssen wir
behalten, und das selbstverständlich im eigenen Land.
Was bedeutet es somit, wenn die
Initiative im Herbst angenommen wird?
Ein Ja zur
Initiative stärkt die Unabhängigkeit unseres Landes und gibt der Nationalbank mehr
Schutz gegen Druck von aussen. Intern kann die Nationalbank machen, was sie
will. Ein Ja stärkt die Stabilität der Schweiz und damit unser politisches
direktdemokratisches System, also auch die Wirtschaft und nicht zuletzt den
Bankenplatz Schweiz.
»Wie
die Schweizer ihren Goldschatz an die Amerikaner verloren und wie die
Verantwortlichen dabei die
Bundesverfassung umbogen und das Völkerrecht verletzten«, hat Markus
Schär soeben in der Ausgabe Nr. 42 der ›Weltwoche‹ vom 16. 10.
14 beschrieben: Laut ihm bleibt die Frage: »Warum?«
«Eine
geradezu hysterische Feindschaft gegen den Goldstandard verbindet
Staatsinterventionisten aller Art. Sie spüren offenbar klarer und sensibler als
viele Befürworter der freien Marktwirtschaft, dass Gold und wirtschaftliche
Freiheit untrennbar sind.» Alan Greenspan, 1966
Eine
harmlose Bemerkung lässt den Blogger Markus M. Müller aufhorchen. Die 30 % des Goldbestands
der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die im Ausland gelagert sind, seien auf
zwei Länder verteilt, schreibt die SNB in ihrem Papier ›Gold-Initiative - häufig gestellte Fragen‹, das sie zur Volksabstimmung vom 30. November auf ihrer Website
aufgeschaltet hat: «20 % der Goldreserven
werden bei der Zentralbank in England gelagert, 10 % bei der Zentralbank von Kanada.»
Seit über zehn Jahren halte die SNB ihr Gold ausschliesslich in diesen beiden
Ländern also nicht (mehr) im mythenumrankten Fort Knox in Kentucky: «Die früher
bei der FED in den USA gelagerten
Bestände wurden anlässlich der Goldverkäufe abgebaut.»
Markus M.
Müller ist ein ›gold bug‹. Die Missionare für die Golddeckung
von Währungen neigen zu Verschwörungstheorien;
allerdings zeichnen sich diese, im Gegensatz zu anderen Theorien zum Gang oder
Untergang der Welt, dadurch aus, dass die tatsächlichen Ereignisse perfekt ins
Bild passen.
Der Blogger kann denn auch zeigen, weshalb die Schweizer 1997 plötzlich die
Hälfte ihres Goldes für
›überschüssig‹ erklärten und eine mit dem Verkaufserlös zu äufnende Solidaritätsstiftung
erfanden, 1999 die Bundesverfassung anpassten und ab 2000 3 Jahre lang täglich eine
Tonne Gold zum Schleuderpreis abstiessen. Dafür braucht der
Goldgläubige keine blühende Phantasie, sondern lediglich das Referat von einem,
der es wissen muss: Im Mai 2005 hielt Philipp Hildebrand, damals Mitglied des
Direktoriums der SNB, am ›Institute
for International Economics‹ in
Washington einen Vortrag über ›Die
Goldverkäufe der SNB - Erfahrungen und Erkenntnisse‹. Er erklärte seinen Zuhörern: «Es brauchte mehrere Änderungen der
Verfassung und des Gesetzes, um den Entschluss zum Abstossen des überschüssigen
Goldes in Verkäufe umzusetzen.»
Fürwahr:
Am 17. Mai 1992 stimmen die Schweizer über den Beitritt zur Weltbank und zum Internationalen
Währungsfonds (IWF) ab, also zu den Institutionen, die 1944 im amerikanischen Bretton
Woods geschaffen worden waren. Das Volk spricht sich mit 56 % der Stimmen dafür aus. Der
Bundesrat ist von diesem Ausbruch aus dem Isolationismus so euphorisiert, dass
er am nächsten
Tag das Gesuch zum Beitritt zur EWG beschliesst und damit die Abstimmung über
den EWR-Beitritt
ein halbes Jahr später verhaut. Die Schweiz gehört jetzt offiziell zur neuen
Weltordnung: Mit dem Washington Consensus, der nach dem Fall der Berliner Mauer
rund um den Globus vorschreibt, wie Staaten wirtschaftspolitisch zu führen
sind. Da gibt es nur ein kleines Problem: Präsident Franklin D. Roosevelt
verbot den Amerikanern schon 1934 den privaten Besitz von Gold, damit er mit
dem Dollar machen konnte, was er wollte. Und die Amerikaner untersagten 1944 in
Bretton Woods den anderen Staaten, ihre Währungsreserven in Gold zu halten. Nur
der US-$ blieb durch Gold gedeckt, die anderen Staaten mussten ihre Währungen
an den Dollar binden und konnten ihre Dollars bei der amerikanischen Federal
Reserve (FED), einer Zentralbank in Privatbesitz, in Gold umtauschen. Die Bundesverfassung
der Schweizerischen Eidgenossenschaft schrieb aber 1992 immer noch fest, dass die
Noten der Nationalbank «durch Gold und kurzfristige Guthaben gedeckt sein müssten.»
Begehrliche Blicke Im selben
Jahr schafft Bill Clinton die Wahl ins Weisse Haus. Der smarte US-Präsident
sorgt zusammen
mit seinem ebenso smarten Finanzminister, dem Goldman-Sachs-Banker Robert
Rubin, für rosige
Jahre, während deren die Börsen fast stetig steigen, weil die Zinsen immer
weiter sinken. Das
erreichen die Magier, wie die ›gold
bugs‹ argwöhnen, indem sie den
Goldpreis manipulieren. Die stark ausgeweitete Geldmenge müsste eigentlich zu
Inflation führen, also auch zu steigenden Zinsen, dem Gift für die Börsen. Um das
zu verhindern, drückt die FED den Goldpreis, der die Inflation anzeigen würde,
indem sie Gold verkauft, auch Gold, das ihr gar nicht gehört. Wie ist das möglich?
Noch 1999 hält die SNB 2.590 Tonnen Gold, die Stellung der Schweiz ist, wie Philipp
Hildebrand in seinem Referat sagt, «unter den G-10-Staaten extrem»: Sie sitzt
pro Kopf der Bevölkerung
auf fünfmal soviel Gold wie die zweitplatzierten Niederlande und auf zwölfmal
soviel wie die USA. Die SNB darf es zwar nicht verkaufen, wohl aber verleihen,
seit 1997 sogar gemäss Gesetz. So handeln vor allem amerikanische Banken mit
Gold, das den Schweizern gehört. Gegen Ende der neunziger Jahre sind aber die
Amerikaner so short, dass es gefährlich wird: Wenn sie all das verkaufte Gold
tatsächlich liefern müssten, stiege der Goldpreis explosiv: Ein Desaster droht.
Deshalb werfen die Amerikaner begehrliche Blicke in die Schweiz beziehungsweise
auf das Schweizer
Gold, das in den USA gelagert ist. Und die Schweizer machen, nach ein bisschen
Druck wegen der nachrichtenlosen
Vermögen aus dem Zweiten Weltkrieg, bereitwillig mit. Noch 1996 beteuert
die Nationalbank, es gebe «keinerlei Absicht, die Schweizer Goldreserven zu
verleihen oder zu verkaufen». Nur wenige Monate später aber erklärt sie mehr
als die Hälfte ihres Goldes, 1.400 Tonnen mit einem Marktwert von 24 Milliarden
Franken, für ›überschüssig‹. Der Chef der Nationalbank, Hans Meyer - ein knappes Jahr im hohen Amt - schlägt Bundespräsident Arnold Koller (CVP)
vor, mit einer Spende von 500 Tonnen eine Solidaritätsstiftung zu gründen, die
Solidarität mit noch zu suchenden Opfern übt. Allerdings braucht es dafür immer
noch die von Philipp Hildebrand erwähnten Änderungen von Verfassung und Gesetz,
die « das politische Klima in den achtziger und den frühen neunziger Jahren
noch nicht zuliess.» Pflichtschuldig fordert 1997 die
Wirtschaftskommission des Nationalrats einen neuen Geld- und Währungsartikel in
der Bundesverfassung, 1998 reicht der Bundesrat seine Botschaft nach. Das
Parlament zerstreitet sich allerdings bei der Behandlung des Geschäfts; die Bürgerlichen
halten aus Respekt vor dem Stimmvolk an der Golddeckung fest, der Ständerat
fordert zwei Drittel der ›überschüssigen‹ Reserven für die Kantone, und fünf
Jahre später ergiesst sich dieser Geldsegen tatsächlich über das Land. In der
Schlussabstimmung fällt der Verfassungsartikel durch, er kommt also gar nicht
vors Volk.
Ins Schleudern
geraten Aber
gleichzeitig läuft noch die Totalrevision der Bundesverfassung. Der Bundesrat
und seine Sprachrohre
im Parlament - wie der freisinnige
Ständerat René Rhinow oder die Nationalräte Samuel Schmid (SVP) und Joseph
Deiss (CVP) - verharmlosen sie zwar als
blosse ›Nachführung‹, die die Verfassung nur von
veralteten Bestimmungen entrümple und mit längst gelebtem Recht erfülle. Doch da
lässt sich, neben den Grundsätzen zu den Menschenrechten und zum Völkerrecht,
die später zu heftigen Debatten führen, unauffällig eine Bestimmung hineinschmuggeln,
die die immer noch geltende Verfassung von 1874 keineswegs ›nachführt‹, sondern sie
umbiegt: Die Pflicht der Nationalbank, 40 % ihrer Reserven in Gold zu halten,
soll fallen. Bei der Kommissionsberatung
habe er die Frage gestellt, sagt Ulrich Schlüer (SVP) im April 1998 im Nationalrat,
«weshalb im Entwurf zur neuen Verfassung der Hinweis auf das Gold, den wir in
der alten Verfassung haben, nicht mehr enthalten ist». Und er habe damit ›ein Erdbeben ausgelöst‹ [was andere Redner bestätigen]. Der
SVP-Nationalrat hält fest: Von der Verwaltung
- «sie ist in diesem Zusammenhang eigentlich aus meiner Sicht das
einzige Mal im Verfassungsberatungs-Verfahren
auf eine Frage hin wirklich ins Schleudern geraten» - habe er die Auskunft bekommen, mit dem
Beitritt zu den Bretton-Woods-Institutionen sei es der Schweiz gar nicht mehr
gestattet, in der Verfassung einen Hinweis auf die Golddeckung aufzuführen:
«Das hat Unruhe ausgelöst, weil man einwandfrei feststellen konnte, dass in den
seinerzeitigen Unterlagen für die Volksabstimmung von diesem Umstand auch nicht
mit einem einzigen Wort die Rede gewesen war.»
Auch der
Liberale Jean-François Leuba weist auf die Mauschelei hin: «Mit dem Artikel 89
[zur Währungsverfassung]
hat der Bundesrat keine völlig korrekte Nachführung gemacht. Aber ich glaube,
diese Dreistigkeit lässt sich vertreten, weil wir ja nur den Zustand
festhalten, wie er heute ist.» Das heisst: Bei der Totalrevision der
Bundesverfassung, die gemäss heutiger dreister Auslegung den Vorrang des Völkerrechts vor
dem Landesrecht festschreibt, hält das Parlament einen Zustand fest,
mit dem die schweizerische Eidgenossenschaft einen der wichtigsten
völkerrechtlichen Verträge, das Abkommen von Bretton Woods, vermutlich verletzt
und sicher zwischen 1992 und 1999 verletzt hat. Die Frage, was es damit auf
sich hat, lässt sich in der Debatte nicht klären. «Der Internationale Währungsfonds
verbietet die Bindung des Geldwertes an das Gold», meint Bundesrat Arnold
Koller (CVP). «Der IWF verbietet aber nicht die Reservehaltung in Gold; das ist
der zentrale Unterschied.» Auch der Justizminister wirbt für das Gold, denn ein
ausreichender Goldbestand solle «der Schweiz die Möglichkeit eines allfälligen
Beitritts zur Europäischen Währungsunion offenhalten». Das sei Schlüer
«vielleicht etwas weniger lieb».
Warum steigt der
Goldpreis? Das Verbot
für die Nationalbank, ihr Gold zu verkaufen, fällt schliesslich wie
bestellt. Am 18. April 1999 nimmt das Volk bei einer Stimmbeteiligung von nur
36 % die neue Bundesverfassung an, immerhin 10
von 23 Ständen lehnen sie allerdings ab. Bis Ende Jahr peitscht die Politik das
neue Gesetz über die Währung und die Zahlungsmittel durch, am 1. Mai 2000 tritt
es ohne Referendum in Kraft. Am gleichen Tag startet die Nationalbank ihre
Verkäufe, an jedem Handelstag wirft sie eine Tonne Gold auf den Markt. Und
dennoch steigt der Goldpreis an. Warum? Als die Schweizer 1997 die Welt mit der
Nachricht verblüffen, sie wollten ihr ›überschüssiges‹ Gold abstossen, macht der Markt, was
er angesichts des drohenden Überangebots machen muss: Er bricht ein. Von 1997
bis 1999 verliert das Gold in Dollars ein Drittel seines Werts, die Schweizer
fürchten bereits, sie könnten ihren Schatz nur noch verhökern. Am 26. September
1999 schliessen deshalb 11 Staaten, die Gold verkaufen wollen, das Washingtoner
Abkommen: Ohne die USA, die nicht daran denken, sich von ihrem Gold zu trennen.
Bis im Sommer 2004 dürfen die Staaten insgesamt 2000 Tonnen Gold verkaufen,
mehr als die Hälfte davon, 1170 Tonnen, entfällt auf die Schweiz. Warum sackt
der Goldpreis nicht weiter ab, sondern setzt zu einer Hausse an, als die
Schweizer im Mai 2000 ihren Staatsschatz endlich auf den Markt werfen dürfen?
Markus M. Müller bietet auf seinem Blog eine plausible Erklärung an: «Na klar!
Das Gold wurde ja schon vorher von der FED verkauft. Nun musste nur noch die
Bilanz mit den Staaten ausgeglichen werden. Also auch kein Druck mehr auf den Goldpreis.»
Er meint: Die Amerikaner erwerben ab 2000 offiziell das bei ihnen gelagerte
Schweizer Gold: Wohl genau die 1170 Tonnen gemäss Washingtoner Abkommen, das
sie längst verkauft haben. Im Fragenkatalog auf ihrer Website schreibt die SNB,
sie lagere «seit über zehn Jahren» [man rechne!] Gold nur noch in
Grossbritannien und in Kanada, dort sei der Immunitätsschutz gewährleistet. Für
die USA gilt das offenbar nicht. Diese Theorie, die sich inzwischen empirisch
erhärten lässt, steht im 2001 in New York erschienenen und heute noch
vielgelesenen Buch ›Gold Wars. The
Battle Against Sound Money as Seen From a Swiss Perspective‹ des 2005 verstorbenen Bankiers Ferdinand Lips. Als Schweizer Bürger habe er die
Aufgabe des Goldschatzes als ›Verrat‹ empfunden, schreibt der Zürcher, der
vor der Gründung seiner Bank Lips in der jüdischen Rothschild Bank Karriere
machte: «Einige ausländische Masterplaner mit grandioser Expertise und
brillanter Taktik müssen die Schweizer Notenbanker zu diesem Vorgehen überredet
haben, einer Gaunerei, die die Strategie-Denker Clausewitz und Sun Tzu stolz
machen würde.» Er geisselt die Milliardenzahlungen der Schweizer Grossbanken
wegen der nachrichtenlosen jüdischen Vermögen: «Die Schweizer hätten sich dazu nicht
nötigen lassen, wenn die Regierung, das Parlament, die Nationalbank und die
Grossbanken verstanden hätten, weshalb es wirklich zu dieser Lügenkampagne
kam.»
«Ich stehe noch zu
jedem Wort» In einem
Artikel von 2002, in dem Ferdinand Lips seine These in der ›Weltwoche Nr. 36/02‹
erläutert, kommt auch der Chef-Markttechniker der Credit Suisse zu Wort. Rolf
Bertschi sieht «Signale so deutlich wie Ende der sechziger Jahre.» Der
Goldpreis schoss damals bis 1980 von 35 auf 850 $ hoch. Bei einem Preis von 310
Dollar sagt der Experte deshalb voraus: «Mittelfristig kann der Unzenpreis
durchaus 400 bis 500 $ erreichen.» So kommt es: Im März 2005, als die Nationalbank
ihre Goldverkäufe abschliesst, steht der Unzenpreis bei 420 $, danach steigt er
bis im September 2011 weiter auf 1900 $. «Die Frage drängt sich auf: Weshalb
stösst die Schweizerische Nationalbank als einzige ihren Staatsschatz trotz des
absehbaren Wertzuwachses weiterhin ab? Und wieso fing sie überhaupt damit an?»,
rätselte die ›Weltwoche‹ in ihrem Artikel von 2002: «Solche
Fragen prallen unbeantwortet an den Mauern der Nationalbank ab.» In seinem
Referat in Washington von 2005 preist Philipp Hildebrand das Glück und das
Geschick der Nationalbank, die mit ihren Verkäufen über dem jeweiligen Marktpreis
einen Durchschnittspreis von 351 $ erzielt habe, insgesamt 21,1 Milliarden
Franken. Die verscherbelten 1.170 Tonnen Gold wären heute, nachdem der
Goldpreis seit 2011 um ein Drittel eingebrochen ist, 44 Milliarden wert.
Der FED-Vorsitzende
Alan Greenspan kann über seinen unerfahrenen Schweizer Kollegen nur lächeln.
Er hat 1966 in einer berühmten Schrift erklärt, wie Gold und ökonomische
Freiheit zusammenhängen.
Und er hat 2001 in einer Kongressanhörung bekräftigt: «Ich stehe noch zu jedem Wort.» [1]
[1] Quelle: ›Die
Weltwoche‹ Nr. 42 vom 16. 10. 2014 Siehe
auch https://www.youtube.com/watch?v=Oj0lgVnnHUY&feature=youtu.be Renommierte
Finanzexperten empfehlen »Ja« zur Schweizer Goldinitiative
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