Volksinitiative »Rettet unser Schweizer Gold« - Am 30. November 2014 »Ja« stimmen!

Das Fundament jeder stabilen Währung sind werthaltige Reserven.

Gerade in der heutigen unsicheren Zeit ist es für die Zukunft des Schweizerfrankens von entscheidender Bedeutung, dass den Goldreserven Sorge getragen wird. So können wir unser Volksvermögen auch in schwierigen Zeiten sichern. Das Ziel der Volksinitiative: Keine weiteren Goldverkäufe  -  Die Goldreserven sind in der Schweiz zu lagern  - Der Goldanteil an Nationalbank-Aktiven muss mindestens 20 % betragen. Ein »Ja« zur Initiative stärkt die Stabilität der Schweiz und damit unser direktdemokratisches System, also auch die Wirtschaft und nicht zuletzt den Bankenplatz Schweiz.  

Nachdem die Gold-Initiative im März 2013 mit über 100
? 000 Unterschriften zustande gekommen ist, wird am 30. November darüber abgestimmt werden. Die Initiative hat enorme Bedeutung, weil sie bei einer Annahme unserem Land in einem ganz wichtigen Bereich die Souveränität zurückgibt. Was das im einzelnen für Auswirkungen auf unser Land und unsere Wirtschaft hat, erklärt Nationalrat und Initiant Luzi Stamm in dem nachfolgenden Interview, das Thomas Kaiser von Zeit-Fragen mit ihm geführt hat: 

Was war der Anlass für die Gold-Initiative, über die im November abgestimmt wird?

Die Idee wurde geboren, als wir feststellen mussten, dass die Nationalbank mit unheimlichem Tempo Gold zu verkaufen begann. Nie wurde dabei das Volk befragt! Bis Anfang 2000 besass die Schweiz noch 2.590 Tonnen Gold. Ab Mai 2000 verkaufte die Nationalbank pro Tag eine volle Tonne Gold. Als die Verkäufe andauerten, haben wir uns gesagt, halt, wir müssen diese kopflosen Goldverkäufe unbedingt stoppen.

Ist bekannt, warum die Nationalbank sich dazu veranlasst gesehen hat, diese Verkäufe durchzuführen, oder wurde sie dazu gedrängt?

Das war ein Kniefall gegenüber dem Druck aus dem Ausland. Ende der 90er Jahre kam ein immenser Druck aus Nordamerika auf uns zu, schliesslich zahlten wir Milliarden. Ich stelle auch fest, dass sich die Verantwortlichen in der Nationalbank in gigantischem Ausmass verschätzt haben, denn ihre Prognosen waren völlig falsch. Aber der Hauptgrund für den Verkauf war damals diese Erpressung aus Nordamerika. Die Nationalbank war 1907 gegründet worden. Im Krieg musste die Schweiz dann die bittere Erfahrung machen, dass sämtliches Gold im Ausland blockiert wurde. Die USA, Kanada, Grossbritannien, alle blockierten es, auch aus Angst, das Gold könnte bei einem Angriff den Deutschen in die Hände fallen. Ende 1945 hatte die Schweiz dann den Bestand von 2.590 Tonnen, der bis Ende 1999 aktuell war. Obwohl der Bundesrat noch kurz vor dem Verkauf erklärt hatte, es handle sich um unser Familiensilber, das wir niemals verkaufen dürfen und der Direktor der Nationalbank 1995 wörtlich sagte, es sei »in keinster Weise« geplant, das Gold je zu verkaufen, wurde wenig später, im krassen Widerspruch zu allen Versprechungen mehr als die Hälfte des Goldes verhökert.

Was bedeutet es für unser Land, dass wir so viele Tonnen des Goldbestands verkauft haben?

Gold ist eine Frage der Unabhängigkeit. Je höher eine Währung mit Gold hinterlegt ist, umso unabhängiger ist ein Land. Je mehr die Nationalbank die Strategie verfolgt, dass wir einfach Geld drucken und fremde Währungen kaufen, desto abhängiger wird das Land. Gold bedeutet Selbständigkeit, da man in Finanzfragen vom Ausland nicht unter Druck gesetzt werden kann.

Man hört immer wieder das Argument, dass die von der Initiative beabsichtigte 20prozentige Golddeckung die Nationalbank in ihrer Handlungsfreiheit einschränken würde. Ist das ein faules Argument gegen die Gold-Initiative? Wie sehen Sie das?

Das ist ein völlig deplaziertes Argument. Im Gegenteil: Die Unabhängigkeit der Nationalbank wird gestärkt. Die Nationalbank kann nach wie vor nach Belieben neues Geld drucken  - was allerdings nicht meinen Vorstellungen entspricht - und zum Beispiel deutsche oder amerikanische Staatspapiere kaufen, sie hat hier überhaupt keine Einschränkungen. Nur: Wenn sie Geld druckt, muss sie wenigstens einen kleinen Teil davon in Gold investieren.

Warum müssen es 20 %? Warum nicht mehr? Die grösste Sicherheit wäre ja, wenn man die gesamte Währung mit Gold deckt. Das scheint zwar heute bei der ständigen Ausdehnung der Geldmenge nicht mehr opportun zu sein.

20 % der Aktiven wäre heute ziemlich genau wieder der Bestand vor 1999, von dem wir leider einen Grossteil bereits verkauft haben; wir würden also bei einem Ja zur Initiative zum Status quo ante zurückkehren. Die Überlegung ist, dass es ein schwerer Fehler war, von den damals vorhandenen 2.590 Tonnen mehr als die Hälfte zu verkaufen. Verkauft wurde ab Mai 2000 ohne politische Diskussion. Das Volk wurde in keiner Art und Weise gefragt, aber selbst im Parlament gab es nie eine Abstimmung, wollt ihr das Gold verkaufen oder nicht. Die Diskussion ging erst los, als es darum ging, wie man das Geld verteilen soll, nachdem das Gold schon verkauft war.

Wer ist für den Schritt des Goldverkaufs eigentlich verantwortlich?

Die Bundesverwaltung und die Nationalbank, es wurden Arbeitsgruppen eingesetzt. 

Ein dritter Punkt der Initiative ist die Frage nach der Lagerung des Goldes. Hier gab es kurz nach Einreichen der Initiative plötzlich eine Antwort.

Das Gold muss unbedingt in der Schweiz aufbewahrt werden. Gerade die heutige Zeit und die Entwicklung der letzten zwei, drei Jahre zeigen, dass Boykotte und Erpressungen schon in Friedenszeiten zunehmen. Wer glaubt im Ernst daran, dass unser Gold in einem wirklichen Krisenfall je wieder zurück in die Schweiz geholt werden könnte? Deshalb ist das ein ganz wichtiger Punkt dieser Initiative.  

Die Initiative hat den Bundesrat in Zugzwang gebracht, zu sagen, wo das Gold gebunkert ist.

Während Jahrzehnten hat der Bundesrat auf die Frage, wo das Nationalbankgold sei, ganz offiziell gesagt: »Ich weiss es nicht, ich will es auch nicht wissen, und ich muss es auch nicht wissen.« Erst in dem Moment, als wir mit grossem Aufwand die 100 ?000 Unterschriften eingereicht haben, hat sich die Nationalbank endlich dazu bequemt, zu sagen, wo das Gold angeblich liegt [externe Kontrollen gibt es nicht]. Ein Grossteil unseres Goldes liegt in der Schweiz, 20 % in Grossbritannien und 10 % in Kanada. Am Rande sei erwähnt, dass die Nationalbank verschwiegen hat, wo sie die 1 550 Tonnen Gold gelagert hatte, die sie nun in den letzten Jahren verkauft hat. Es könnte sein, dass das bereits verkaufte Gold in den USA gelagert war und die Schweiz es nicht mehr zurück bekam. Somit haben sie es wahrscheinlich unter Druck verkaufen müssen, jedenfalls wurde es für einen miserablen Preis verhökert. Ob es überhaupt noch vorhanden war, weiss niemand. Da bestehen ja weltweit hektische Diskussionen. Viele Deutsche sind zum Beispiel davon überzeugt, dass ihre 3 700 Tonnen, deren Grossteil im Ausland  - und zwar in den USA-  liegen soll, gar nicht mehr existieren. Wenn das Gold tatsächlich weg wäre  - bereits verkauft oder verpfändet -  dann wäre das äusserst bedenklich. 

Wie glaubhaft sind die Angaben der Behörden, das Gold sei noch vorhanden?

Letztlich ist alles eine Behauptung, solange es keine externen, wirklich unabhängigen Prüfungen gibt. Wenn uns zum Beispiel die Kanadier das Gold zeigen würden, woher sollen wir wissen, ob sie den Deutschen nicht dieselben Goldbarren zeigen und ihnen gegenüber behaupten, dies sei das deutsche Gold. Das Gold könnte auch verleast oder bereits verpfändet sein. Wir bräuchten unbedingt Gewissheit, welches Gold physisch noch vorhanden ist und wem es gehört. Ich hoffe, wenigstens, dass die heute als Schweizer Gold ausgewiesenen 1 040 Tonnen noch vorhanden sind.

Welche Strategie könnte hinter dem Verhalten der USA stehen?

Ich zögere, über mögliche Motive zu spekulieren, weil man es nicht weiss. Aber es ist eine Tatsache, dass der Druck aus den Vereinigten Staaten ganz enorm zugenommen hat. Man denke nur, wie die USA soeben von der französischen Bank BNP Parisbas gegen 10 Milliarden Franken (!) erpresst haben. Das sind unglaubliche Entwicklungen. Je mehr Boykotte und internationaler Druck zunehmen, desto vorsichtiger und um so sicherer müssen wir sein, dass das Gold in unserem Land liegt und nicht mehr verkauft werden kann

Es ist schon erstaunlich, was einem von sogenannten befreundeten Staaten geboten wird.

Ja, auf Grund der Erfahrungen der letzten Jahre muss man sich genau überlegen, mit welchem Staat man engere Beziehungen eingehen will. Ich stelle fest, dass selbst bei Staaten, die wir noch vor kurzem als die besten Freunde bezeichnen konnten, heute grosses Misstrauen angesagt ist. Wir werden behandelt, wie ich das vor 5 Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Auf jeden Fall müssen wir alles daran setzen, dass wir unsere Unabhängigkeit aufrechterhalten können: Gesetze innerhalb von unseren Grenzen sind unsere Sache. Unser Gold müssen wir behalten, und das selbstverständlich im eigenen Land. 

Was bedeutet es somit, wenn die Initiative im Herbst angenommen wird?

Ein Ja zur Initiative stärkt die Unabhängigkeit unseres Landes und gibt der Nationalbank mehr Schutz gegen Druck von aussen. Intern kann die Nationalbank machen, was sie will. Ein Ja stärkt die Stabilität der Schweiz und damit unser politisches direktdemokratisches System, also auch die Wirtschaft und nicht zuletzt den Bankenplatz Schweiz.


»Wie die Schweizer ihren Goldschatz an die Amerikaner verloren und wie die Verantwortlichen dabei die Bundesverfassung umbogen und das Völkerrecht verletzten«, hat Markus Schär soeben in der Ausgabe Nr. 42 der Weltwoche vom 16. 10. 14 beschrieben: Laut ihm bleibt die Frage: »Warum?«  

«Eine geradezu hysterische Feindschaft gegen den Goldstandard verbindet Staatsinterventionisten aller Art. Sie spüren offenbar klarer und sensibler als viele Befürworter der freien Marktwirtschaft, dass Gold und wirtschaftliche Freiheit untrennbar sind.»
Alan Greenspan, 1966

Eine harmlose Bemerkung lässt den Blogger Markus M. Müller aufhorchen. Die 30 % des Goldbestands der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die im Ausland gelagert sind, seien auf zwei Länder verteilt, schreibt die SNB in ihrem Papier Gold-Initiative - häufig gestellte Fragen, das sie zur Volksabstimmung vom 30. November auf ihrer Website aufgeschaltet hat: «20 % der Goldreserven werden bei der Zentralbank in England gelagert, 10 % bei der Zentralbank von Kanada.» Seit über zehn Jahren halte die SNB ihr Gold ausschliesslich in diesen beiden Ländern also nicht (mehr) im mythenumrankten Fort Knox in Kentucky: «Die früher bei der FED in den USA gelagerten Bestände wurden anlässlich der Goldverkäufe abgebaut.»

Markus M. Müller ist ein gold bug. Die Missionare für die Golddeckung von Währungen neigen zu Verschwörungstheorien; allerdings zeichnen sich diese, im Gegensatz zu anderen Theorien zum Gang oder Untergang der Welt, dadurch aus, dass die tatsächlichen Ereignisse perfekt ins Bild passen. Der Blogger kann denn auch zeigen, weshalb die Schweizer 1997 plötzlich die Hälfte ihres Goldes für überschüssig erklärten und eine mit dem Verkaufserlös zu äufnende Solidaritätsstiftung erfanden, 1999 die Bundesverfassung anpassten und ab 2000 3 Jahre lang täglich eine Tonne Gold zum Schleuderpreis abstiessen. Dafür braucht der Goldgläubige keine blühende Phantasie, sondern lediglich das Referat von einem, der es wissen muss: Im Mai 2005 hielt Philipp Hildebrand, damals Mitglied des Direktoriums der SNB, am Institute for International Economics in Washington einen Vortrag über Die Goldverkäufe der SNB - Erfahrungen und Erkenntnisse. Er erklärte seinen Zuhörern: «Es brauchte mehrere Änderungen der Verfassung und des Gesetzes, um den Entschluss zum Abstossen des überschüssigen Goldes in Verkäufe umzusetzen.» 

Fürwahr: Am 17. Mai 1992 stimmen die Schweizer über den Beitritt zur Weltbank und zum Internationalen Währungsfonds (IWF) ab, also zu den Institutionen, die 1944 im amerikanischen Bretton Woods geschaffen worden waren. Das Volk spricht sich mit 56 % der Stimmen dafür aus. Der Bundesrat ist von diesem Ausbruch aus dem Isolationismus so euphorisiert, dass er am nächsten Tag das Gesuch zum Beitritt zur EWG beschliesst und damit die Abstimmung über den EWR-Beitritt ein halbes Jahr später verhaut. Die Schweiz gehört jetzt offiziell zur neuen  Weltordnung: Mit dem Washington Consensus, der nach dem Fall der Berliner Mauer rund um den Globus vorschreibt, wie Staaten wirtschaftspolitisch zu führen sind. Da gibt es nur ein kleines Problem: Präsident Franklin D. Roosevelt verbot den Amerikanern schon 1934 den privaten Besitz von Gold, damit er mit dem Dollar machen konnte, was er wollte. Und die Amerikaner untersagten 1944 in Bretton Woods den anderen Staaten, ihre Währungsreserven in Gold zu halten. Nur der US-$ blieb durch Gold gedeckt, die anderen Staaten mussten ihre Währungen an den Dollar binden und konnten ihre Dollars bei der amerikanischen Federal Reserve (FED), einer Zentralbank in Privatbesitz, in Gold umtauschen. Die Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft schrieb aber 1992 immer noch fest, dass die Noten der Nationalbank «durch Gold und kurzfristige Guthaben gedeckt sein müssten.»

Begehrliche Blicke 
Im selben Jahr schafft Bill Clinton die Wahl ins Weisse Haus. Der smarte US-Präsident sorgt zusammen mit seinem ebenso smarten Finanzminister, dem Goldman-Sachs-Banker Robert Rubin, für rosige Jahre, während deren die Börsen fast stetig steigen, weil die Zinsen immer weiter sinken. Das erreichen die Magier, wie die gold bugs argwöhnen, indem sie den Goldpreis manipulieren. Die stark ausgeweitete Geldmenge müsste eigentlich zu Inflation führen, also auch zu steigenden Zinsen, dem Gift für die Börsen. Um das zu verhindern, drückt die FED den Goldpreis, der die Inflation anzeigen würde, indem sie Gold verkauft, auch Gold, das ihr gar nicht gehört. Wie ist das möglich? Noch 1999 hält die SNB 2.590 Tonnen Gold, die Stellung der Schweiz ist, wie Philipp Hildebrand in seinem Referat sagt, «unter den G-10-Staaten extrem»: Sie sitzt pro Kopf der Bevölkerung auf fünfmal soviel Gold wie die zweitplatzierten Niederlande und auf zwölfmal soviel wie die USA. Die SNB darf es zwar nicht verkaufen, wohl aber verleihen, seit 1997 sogar gemäss Gesetz. So handeln vor allem amerikanische Banken mit Gold, das den Schweizern gehört. Gegen Ende der neunziger Jahre sind aber die Amerikaner so short, dass es gefährlich wird: Wenn sie all das verkaufte Gold tatsächlich liefern müssten, stiege der Goldpreis explosiv: Ein Desaster droht. Deshalb werfen die Amerikaner begehrliche Blicke in die Schweiz beziehungsweise auf das Schweizer Gold, das in den USA gelagert ist. Und die Schweizer machen, nach ein bisschen Druck wegen der nachrichtenlosen Vermögen aus dem Zweiten Weltkrieg, bereitwillig mit. Noch 1996 beteuert die Nationalbank, es gebe «keinerlei Absicht, die Schweizer Goldreserven zu verleihen oder zu verkaufen». Nur wenige Monate später aber erklärt sie mehr als die Hälfte ihres Goldes, 1.400 Tonnen mit einem Marktwert von 24 Milliarden Franken, für überschüssig. Der Chef der Nationalbank, Hans Meyer  - ein knappes Jahr im hohen Amt -   schlägt Bundespräsident Arnold Koller (CVP) vor, mit einer Spende von 500 Tonnen eine Solidaritätsstiftung zu gründen, die Solidarität mit noch zu suchenden Opfern übt. Allerdings braucht es dafür immer noch die von Philipp Hildebrand erwähnten Änderungen von Verfassung und Gesetz, die « das politische Klima in den achtziger und den frühen neunziger Jahren noch nicht zuliess.» Pflichtschuldig fordert 1997 die Wirtschaftskommission des Nationalrats einen neuen Geld- und Währungsartikel in der Bundesverfassung, 1998 reicht der Bundesrat seine Botschaft nach. Das Parlament zerstreitet sich allerdings bei der Behandlung des Geschäfts; die Bürgerlichen halten aus Respekt vor dem Stimmvolk an der Golddeckung fest, der Ständerat fordert zwei Drittel der überschüssigen Reserven für die Kantone, und fünf Jahre später ergiesst sich dieser Geldsegen tatsächlich über das Land. In der Schlussabstimmung fällt der Verfassungsartikel durch, er kommt also gar nicht vors Volk.  

Ins Schleudern geraten  
Aber gleichzeitig läuft noch die Totalrevision der Bundesverfassung. Der Bundesrat und seine Sprachrohre im Parlament  - wie der freisinnige Ständerat René Rhinow oder die Nationalräte Samuel Schmid (SVP) und Joseph Deiss (CVP) -  verharmlosen sie zwar als blosse Nachführung, die die Verfassung nur von veralteten Bestimmungen entrümple und mit längst gelebtem Recht erfülle. Doch da lässt sich, neben den Grundsätzen zu den Menschenrechten und zum Völkerrecht, die später zu heftigen Debatten führen, unauffällig eine Bestimmung hineinschmuggeln, die die immer noch geltende Verfassung von 1874 keineswegs nachführt, sondern sie umbiegt: Die Pflicht der Nationalbank, 40 % ihrer Reserven in Gold zu halten, soll fallen. Bei der   Kommissionsberatung habe er die Frage gestellt, sagt Ulrich Schlüer (SVP) im April 1998 im Nationalrat, «weshalb im Entwurf zur neuen Verfassung der Hinweis auf das Gold, den wir in der alten Verfassung haben, nicht mehr enthalten ist». Und er habe damit ein Erdbeben ausgelöst [was andere Redner bestätigen]. Der SVP-Nationalrat hält fest: Von der Verwaltung  - «sie ist in diesem Zusammenhang eigentlich aus meiner Sicht das einzige Mal im   Verfassungsberatungs-Verfahren auf eine Frage hin wirklich ins Schleudern geraten» -  habe er die Auskunft bekommen, mit dem Beitritt zu den Bretton-Woods-Institutionen sei es der Schweiz gar nicht mehr gestattet, in der Verfassung einen Hinweis auf die Golddeckung aufzuführen: «Das hat Unruhe ausgelöst, weil man einwandfrei feststellen konnte, dass in den seinerzeitigen Unterlagen für die Volksabstimmung von diesem Umstand auch nicht mit einem einzigen Wort die Rede gewesen war.»

Auch der Liberale Jean-François Leuba weist auf die Mauschelei hin: «Mit dem Artikel 89 [zur Währungsverfassung] hat der Bundesrat keine völlig korrekte Nachführung gemacht. Aber ich glaube, diese Dreistigkeit lässt sich vertreten, weil wir ja nur den Zustand festhalten, wie er heute ist.» Das heisst: Bei der Totalrevision der Bundesverfassung, die gemäss heutiger dreister Auslegung den Vorrang des Völkerrechts vor dem Landesrecht festschreibt, hält das Parlament einen Zustand fest, mit dem die schweizerische Eidgenossenschaft einen der wichtigsten völkerrechtlichen Verträge, das Abkommen von Bretton Woods, vermutlich verletzt und sicher zwischen 1992 und 1999 verletzt hat. Die Frage, was es damit auf sich hat, lässt sich in der Debatte nicht klären. «Der Internationale Währungsfonds verbietet die Bindung des Geldwertes an das Gold», meint Bundesrat Arnold Koller (CVP). «Der IWF verbietet aber nicht die Reservehaltung in Gold; das ist der zentrale Unterschied.» Auch der Justizminister wirbt für das Gold, denn ein ausreichender Goldbestand solle «der Schweiz die Möglichkeit eines allfälligen Beitritts zur Europäischen Währungsunion offenhalten». Das sei Schlüer «vielleicht etwas weniger lieb». 

Warum steigt der Goldpreis?  
Das Verbot für die Nationalbank, ihr Gold zu verkaufen, fällt schliesslich wie bestellt. Am 18. April 1999 nimmt das Volk bei einer Stimmbeteiligung von nur 36 % die neue Bundesverfassung an, immerhin 10 von 23 Ständen lehnen sie allerdings ab. Bis Ende Jahr peitscht die Politik das neue Gesetz über die Währung und die Zahlungsmittel durch, am 1. Mai 2000 tritt es ohne Referendum in Kraft. Am gleichen Tag startet die Nationalbank ihre Verkäufe, an jedem Handelstag wirft sie eine Tonne Gold auf den Markt. Und dennoch steigt der Goldpreis an. Warum? Als die Schweizer  1997 die Welt mit der Nachricht verblüffen, sie wollten ihr überschüssiges Gold abstossen,  macht der Markt, was er angesichts des drohenden Überangebots machen muss: Er bricht ein. Von 1997 bis 1999 verliert das Gold in Dollars ein Drittel seines Werts, die Schweizer fürchten bereits, sie könnten ihren Schatz nur noch verhökern. Am 26. September 1999 schliessen deshalb 11 Staaten, die Gold verkaufen wollen, das Washingtoner Abkommen: Ohne die USA, die nicht daran denken, sich von ihrem Gold zu trennen. Bis im Sommer 2004 dürfen die Staaten insgesamt 2000 Tonnen Gold verkaufen, mehr als die Hälfte davon, 1170 Tonnen, entfällt auf die Schweiz. Warum sackt der Goldpreis nicht weiter ab, sondern setzt zu einer Hausse an, als die Schweizer im Mai 2000 ihren Staatsschatz endlich auf den Markt werfen dürfen? Markus M. Müller bietet auf seinem Blog eine plausible Erklärung an: «Na klar! Das Gold wurde ja schon vorher von der FED verkauft. Nun musste nur noch die Bilanz mit den Staaten ausgeglichen werden. Also auch kein Druck mehr auf den Goldpreis.» Er meint: Die Amerikaner erwerben ab 2000 offiziell das bei ihnen gelagerte Schweizer Gold: Wohl genau die 1170 Tonnen gemäss Washingtoner Abkommen, das sie längst verkauft haben. Im Fragenkatalog auf ihrer Website schreibt die SNB, sie lagere «seit über zehn Jahren» [man rechne!] Gold nur noch in Grossbritannien und in Kanada, dort sei der Immunitätsschutz gewährleistet. Für die USA gilt das offenbar nicht. Diese Theorie, die sich inzwischen empirisch erhärten lässt, steht im 2001 in New York erschienenen und heute noch vielgelesenen Buch Gold Wars. The Battle Against Sound Money as Seen From a Swiss Perspective des 2005 verstorbenen Bankiers Ferdinand Lips. Als Schweizer Bürger habe er die Aufgabe des Goldschatzes als Verrat empfunden, schreibt der Zürcher, der vor der Gründung seiner Bank Lips in der jüdischen Rothschild Bank Karriere machte: «Einige ausländische Masterplaner mit grandioser Expertise und brillanter Taktik müssen die Schweizer Notenbanker zu diesem Vorgehen überredet haben, einer Gaunerei, die die Strategie-Denker Clausewitz und Sun Tzu stolz machen würde.» Er geisselt die Milliardenzahlungen der Schweizer Grossbanken wegen der nachrichtenlosen jüdischen Vermögen: «Die Schweizer hätten sich dazu nicht nötigen lassen, wenn die Regierung, das Parlament, die Nationalbank und die Grossbanken verstanden hätten, weshalb es wirklich zu dieser Lügenkampagne kam.»  

«Ich stehe noch zu jedem Wort» 
In einem Artikel von 2002, in dem Ferdinand Lips seine These in der Weltwoche Nr. 36/02 erläutert, kommt auch der Chef-Markttechniker der Credit Suisse zu Wort. Rolf Bertschi sieht «Signale so deutlich wie Ende der sechziger Jahre.» Der Goldpreis schoss damals bis 1980 von 35 auf 850 $ hoch. Bei einem Preis von 310 Dollar sagt der Experte deshalb voraus: «Mittelfristig kann der Unzenpreis durchaus 400 bis 500 $ erreichen.» So kommt es: Im März 2005, als die Nationalbank ihre Goldverkäufe abschliesst, steht der Unzenpreis bei 420 $, danach steigt er bis im September 2011 weiter auf 1900 $. «Die Frage drängt sich auf: Weshalb stösst die Schweizerische Nationalbank als einzige ihren Staatsschatz trotz des absehbaren Wertzuwachses weiterhin ab?  Und wieso fing sie überhaupt damit an?», rätselte die Weltwoche in ihrem Artikel von 2002: «Solche Fragen prallen unbeantwortet an den Mauern der Nationalbank ab.» In seinem Referat in Washington von 2005 preist Philipp Hildebrand das Glück und das Geschick der Nationalbank, die mit ihren Verkäufen über dem jeweiligen Marktpreis einen Durchschnittspreis von 351 $ erzielt habe, insgesamt 21,1 Milliarden Franken. Die verscherbelten 1.170 Tonnen Gold wären heute, nachdem der Goldpreis seit 2011 um ein Drittel eingebrochen ist, 44 Milliarden wert. 

Der FED-Vorsitzende Alan Greenspan kann über seinen unerfahrenen Schweizer Kollegen nur lächeln. Er hat 1966 in einer berühmten Schrift erklärt, wie Gold und ökonomische Freiheit zusammenhängen. Und er hat 2001 in einer Kongressanhörung bekräftigt: «Ich stehe noch zu jedem Wort.»  [1]

 

[1]  Quelle: Die Weltwoche Nr. 42 vom 16. 10. 2014  
Siehe auch  https://www.youtube.com/watch?v=Oj0lgVnnHUY&feature=youtu.be
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»Ja« zur Schweizer Goldinitiative   

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