Syrien: Wie sich Solidarität zur Knechtschaft wandelt - Von Doris Auerbach 03.11.2014 00:00
Während die USA 500 Millionen US-Dollar für die Ausbildung von Milizionären der »FSA«,
der »Free
Syrian Army«, bereitstellt,
um den Angriffskrieg gegen Assad in Gang zu halten, während Milliarden an
Dollars an terroristische Gruppen wie die al-Nusra-Front und die al-Qaida im Irak,
aber auch an den auf NATO-Territorium herangezüchteten
IS flossen, sind die auf der Konferenz vom 28. Oktober in Berlin
anwesenden Vertreter von 40 Staaten nicht müde geworden, an die Internationale
Gemeinschaft zu appellieren, damit diese für die Folgen des Überfalls auf
Syrien einsteht. Natürlich wird keiner der Beteiligten je aussprechen, dass es sich
bei dieser um nichts anderes als um die Steuerzahler dieses Globus handelt. »Die
internationale Gemeinschaft«, war folglich zu vernehmen, »hat den von den Flüchtlingsströmen
aus Syrien betroffenen Staaten dauerhafte Hilfe versprochen«, obwohl wir hierzu weder gefragt worden sind, noch unsererseits
irgendetwas versprochen haben. Auf dieser sich durch eine Superanzahl an
Teilnehmern auszeichnenden Konferenz, die der hochverschuldeten BRD
beträchtliche Kosten beschert haben dürfte, erging man sich wie gewohnt in Forderungen und Aufrufen an unsere
Solidarität, die, wie das im Zusammenhang mit Geberkonferenzen so üblich ist,
höchst salbungsvoll vorgetragen wurden; vom Ende des Krieges war keine Rede.
Veranstalter des Treffens waren der deutsche Aussenminister Steinmeier, der
Minister für Entwicklungshilfe Gerd Müller und der UNO-Flüchtlingskommissar
Antonio Guterres; sie alle versicherten, gewissermassen in unserem Namen, dass die »Weltgemeinschaft die Flüchtlinge
aus Syrien nicht allein liesse.« Gewiss, auch wenn wir selbst am Ausbruch des
Infernos nicht beteiligt sind.
Die Appelle Von dieser
Konferenz, so Steinmeier, soll ein Bekenntnis der Solidarität ausgehen. Leider
gehöre zur ganzen Wahrheit, dass der Bürgerkrieg in Syrien noch nicht zu Ende
ist und Menschen weiterhin aus dem Land fliehen. Man brauche eine
Perspektivenerweiterung, betonte er. »Es kann nicht nur und ausschliesslich
um die humanitäre Versorgung der Flüchtlinge allein gehen, sondern wir müssen
uns auch in ganz besonderer Weise um die Stabilität der Aufnahmeländer kümmern.
Wer gesehen hat, wie sehr im Libanon zum
Beispiel das öffentliche Gesundheitssystem, die Schulen, die Wasserversorgung
und vieles andere durch die 1,5 Millionen Flüchtlinge in Anspruch genommen
wird, der weiss oder kann erahnen, wieviel Sprengkraft das für die sozialen
Strukturen eines Landes wie der Libanon tatsächlich hat.« Ausgezeichnet
vorgetragen, die Erweiterung unserer Solidarität auf die mit in den Krieg
hineingezogenen Staaten eingeschlossen. Im übrigen hatte Gastgeber Gerd Müller, für
den deutsche Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak kein Tabubruch, sondern
eine Ausnahme darstellen,
am 25. August erklärt, dass die Bundesregierung für das Engagement
der USA im Irak sehr dankbar sei. Im Nordirak gehe es um die Verhinderung eines Völkermords. »Natürlich haben auch wir Deutsche eine Verantwortung«, so Müller in Berlin, »und die erfüllen wir, indem wir jetzt in dieser
extremen Situation Hilfe zur Notwehr leisten. …… Wir
versuchen hier, einen Genozid vor unserer Haustür zu stoppen. Dieser Fall ist
so einmalig, dass man ihn nicht verallgemeinern kann.« Aus diesem Ausnahmefall leite sich jedoch »keine Neuorientierung unserer Aussenpolitik ab«, betonte er ferner. Woraus sich folgern liesse, dass hinsichtlich
der von seinem Land praktizierten Kooperation mit der ›FSA‹ - resp.
mit bewaffneten aufständischen Gruppen - keine Änderung vorgesehen ist. Wie er
unter diesen Umständen einen Genozid stoppen möchte, bleibt sein Geheimnis.
Nicht zu vergessen: Auch auf der letztes Jahr Ende Mai durchgeführten Münchner Sicherheitskonferenz, an
der diverse arabische Länder teilgenommen hatten, so auch der Emir von Katar, war
von der Beendigung der Förderung islamistischer Milizen nicht Rede; im
Gegenteil; abschliessend hiess es: »Es habe Einigkeit geherrscht, dass
man die Aufständischen in Syrien stärker als bisher unterstützen müsse.«
Die Bundestagsvizepräsidentin des Gastgeberlandes, Claudia
Roth, hatte schon im April dieses Jahres dringend angemahnt, dass die BRD ein
weitaus grösseres Kontingent zur Aufnahme von syrischen Flüchtlingen genehmigen
müsse, während die Migrations- und Flüchtlingsbeauftragte
der Bundesregierung, Aydan Özoguz, Anfang Juni an die Innenminister appellierte,
»von den zur Verfügung stehenden Spielräumen beherzt Gebrauch zu machen
und weiteren syrischen Flüchtlingen einen sicheren Aufenthalt in Deutschland zu
gewähren.« Wo sie in ihrem von Migranten und Flüchtlingen sozusagen überrannten
Land noch Spielräume ausmacht, muss jeden Kenner der Lage in Erstaunen setzen.
Der am 24. 8. erfolgte Aufruf des Bundestagsabgeordneten Martin
Patzelt, der erstaunlich neue Schritte vorsieht, führte indessen zu einigen geharnischten
Reaktionen. »Wir Deutschen«, so Patzelt,
»sind es gewohnt, dass unsere Hilfsleistungen über
staatlichen Stellen oder Träger der Wohlfahrt geleistet werden. Hier werden
erkennbar Grenzen deutlich. Deshalb rufe ich die Menschen in unserem Lande auf,
über eine zeitnahe Aufnahme von
Flüchtlingen, insbesondere von Müttern mit Kleinkindern, in ihren eigenen
Häusern oder Wohnungen nachzudenken. Nach meiner Erfahrung sind sowohl der
verfügbare Wohnraum als auch die materiellen Voraussetzungen, die Übernahme der
Beherbergungskosten, vieler Bürger unseres Landes so beschaffen, dass
eine Aufnahme von Gästen organisatorisch wie finanziell keine wesentliche Last
darstellen würde. Mental würde vermutlich eine Herausforderung [aber
auch eine Chance] zu neuen Erfahrungen bestehen. Zur schnellen Umsetzung seines
Vorschlags legte der Bundespolitiker die Absicht dar, Verwaltungsvorschriften
entsprechend zeitnah anpassen und die ›private
Unterbringung‹ von Flüchtlingen
behördlich verwalten zu lassen.« Man täusche sich nicht:
Ansinnen dieser Art finden auf europäischer Regierungsebene nur allzu rasch
ihre Nachahmer! Man gewinnt ohnedies den Eindruck, als unterlägen die an die Bürger gestellten Forderungen keinerlei Einschränkungen
mehr. Für Joachim Gauck etwa scheint nicht die sofortige Einstellung des
Bürgerkriegs in Syrien das drängendste Problem zu sein, sondern eben die Aufnahme und Integration der
Flüchtlinge. Insgesamt, hatte er jetzt am 1. November verlauten lassen, sei er
optimistisch, dass Deutschland die Herausforderung bewältigen werde. Es gebe
zwar auch Ängste vor der Zuwanderung: »Auf der anderen Seite ist dieses
Land reifer
geworden«, was Gauck nicht näher definiert, worunter man jedoch wohl
nichts anderes verstehen kann, als dass sich sein Land jeglichem verordneten Zwang
noch williger unterwerfen wird.
Die Kosten Wie Steinmeier
und Müller anlässlich der Konferenz ankündigten, würden aus ihren Etats bis
2017 zusätzlich 640 Millionen € für humanitäre Hilfen in der Region aufgebracht
werden. Davon sollen im laufenden Haushalt 140 Millionen und in den
nachfolgenden Haushalten weitere 500 Millionen € zur Verfügung gestellt werden.
Der stellvertretende türkische Aussenminister Naci Koru äusserte ebenfalls die
Auffassung, die Situation in der Region werde sich verschärfen und
forderte - wie auch die meisten anderen
Teilnehmer - die Staatengemeinschaft
dazu auf, ihre finanziellen Zusagen nicht nur zu erfüllen, sondern auch weitere
Mittel zur Verfügung zu stellen. »Angesichts der Ebola-Epidemie, dem
bewaffneten Konflikt in der Ukraine und der Gewalteskalation im Gazastreifen«, so der
Bundesrat, »ist
eine zusätzliche Unterstützung vonnöten.
….. Für die humanitäre Hilfe in Syrien und im Irak sind 22,5 Millionen Franken
vorgesehen. Seit März 2011 hat die Schweiz im Zusammenhang mit diesen Krisen
bereits rund 115 Millionen Franken bereitgestellt. Sie unterstützt damit unter
anderem humanitäre Organisationen, die in der Region tätig sind, führt aber
auch Direktaktionen durch. So wurden etwa 70 Schulhäuser in Jordanien und im Libanon,
in denen syrische Flüchtlingskinder zur Schule gehen, saniert. Man kann nur
hoffen, dass diese Aufbauarbeit nicht wieder neuerlichen Auseinandersetzungen
und den damit einhergehenden Zerstörungen anheimfällt, wie wir das insbesondere
aus den Verwüstungen des Gaza-Streifens nur allzu gut kennen. In Berlin hat Bundespräsident Didier Burkhalter ebenfalls rasche
Hilfe für die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak gefordert. Beinahe 14
Millionen Menschen seien auf Unterstützung angewiesen, sagte er vor den Anwesenden.
Obwohl die Hilfswerke unermüdlich Unterstützung leisteten, könnten sie nicht
mit der wachsenden Nachfrage mithalten. Die Hilfe müsse verstärkt werden,
mahnte er, was infolge der zunehmenden Bombardierungen nicht
anders zu erwarten ist. Der Geschäftsführer der deutschen Stiftung ›Pro Asyl‹ hatte anlässlich der Konferenz verlangt, dass die EU-Grenzen für
Flüchtlinge aus Syrien endlich geöffnet werden; ebenso sei eine höhere
finanzielle Unterstützung dringend notwendig, die aber nicht ausreiche. Es sollte
für jeden klar sein, dass letztere langsam ins Uferlose wächst.
Kein Ende
des Krieges in Sicht Keiner der
Appelle vereinbart sich mit der Tatsache, dass der Syrienkrieg weitergeführt wird.
Während Steinmeier von der grössten Flüchtlingskatastrophe unserer Zeit sprach,
wohl
wissend, warum, hatte die EU die Sanktionen gegen Syrien am 20. Oktober
noch einmal verschärft. Schliesslich hatte ja der luxemburgische
Aussenminister Jean Asselborn hinsichtlich neuer Sanktionsmöglichkeiten am
8. 9. erklärt: »Es ist noch Luft nach oben drin. Ich
glaube, dass wir das vorbereiten sollten, um im Oktober darüber zu befinden.«
Bereits umgesetzt. Die in diesem Vorhaben zutage tretende Verhöhnung der
Leidtragenden scheint Asselborn nicht einmal aufzufallen. Auch Entwicklungshilfeminister
Müller erging sich in der Ankündigung, dass es innerhalb der nächsten 12 Monate
keine Entspannung geben werde, versicherte aber gleichzeitig: »Wir
vergessen die Menschen nicht.« Gewiss, egal welches Schicksal ihnen bereitet wird,
kann man hier nur zynisch anfügen; so hatte sich auch die Türkei Anfang Oktober
bereit erklärt, ebenso wie Saudi- Arabien die sogenannten moderaten Kämpfer der
»Freien Syrischen Armee« auszubilden, damit diese sowohl gegen den IS als auch
gegen die syrische Armee zu kämpfen in der Lage sind. Fakt ist, dass so gut wie
niemand ernsthaft glauben kann, dass sich unter den Rebellen gerade die ›gemässigten‹ herausfinden liessen!
Wie die
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. 10. 14 zu der Konferenz festhielt,
handelte es sich laut Aussage der Sprecherin des Auswärtigen Amts »auch
nicht um eine Veranstaltung, wie die eigentliche Ursache der
Flüchtlingskatastrophe, der Bürgerkrieg in Syrien, beseitigt werden könne. Auch
aus diesem Grund ist zu der Konferenz keine eigene syrische Delegation
eingeladen worden.« Das
sagt ja schon alles! Steinmeier erklärte zwar, es dürfe nicht nachgelassen werden, auch im Sicherheitsrat
eine Lösung zu finden, gab aber gleichzeitig zu erkennen, dass dies angesichts
der Auseinandersetzungen in diesem UNO-Gremium derzeit nicht möglich ist. So hatte auch Russlands UNO-Botschafter Witalij Tschurkin bezüglich des Vorhabens
von Obama, die Hilfe für gemässigte Oppositionstruppen in Syrien zu verstärken,
Ende Juni erklärt, dass sich Obama ›Schritt
für Schritt‹ in die falsche Richtung
bewege: »Die
USA giesst Öl in das Feuer des Syrienkonflikts, anstatt eine politische Lösung
anzustreben.«
Hinzu komme, dass gemässigte Rebellengruppen in den vergangenen Monaten in
Syrien beständig an Einfluss verloren hätten. Dass keine wirkliche Absicht
besteht, den Syrienkrieg zu beenden, geht auch aus einem jetzt Ende Oktober
erstellten Abriss der Stiftung Wissenschaft und Politik ›SWP‹ hervor, dem
zufolge Berliner Regierungsberater für einen umfassenderen Einsatz militärischer
Mittel im Syrienkrieg plädieren: Die westlichen Staaten müssten ihre
ursprüngliche Strategie zum Sturz der Assad-Regierung ernsthaft auf den
Prüfstand stellen. Und schon wird der Ruf nach Errichtung einer Flugverbotszone
über Syrien laut. Eine solche Sperrung des Luftraums, welche die vollständige
Ausschaltung der syrischen Luftwaffe zur Folge hätte, ist bekanntlich gleichbedeutend
mit der Aufhebung der Souveränität eines Staates. Gegen diese erhebt sich
allerdings Widerstand, in der USA wie in Deutschland selbst, der hoffentlich
nicht sabotiert werden wird!
Offene Kritik
an der westlichen Syrienpolitik übte der Leiter des katholischen Hilfswerks
Caritas im Libanon, Paul Karam, Ende Juli. Der Westen müsse endlich aufhören,
gemeinsam mit seinen mittelöstlichen Verbündeten die Aufständischen in Syrien
mit Kriegsgerät auszustatten, erklärte er. Die Caritas Libanon, die sich
verzweifelt bemüht, die mittlerweile mehr als 1,6 Millionen Kriegsflüchtlinge
im Libanon angemessen zu unterstützen, verlangt darüber hinaus, dass die
westlichen Staaten den Zustrom salafistischer Kämpfer aus Europa nach Syrien
stoppen: Mehrere Tausend Bürger von EU-Staaten nehmen vor allem in den Reihen
des IS an den Kämpfen in Syrien und im Irak teil. Dass sich immer mehr Europäer
an dem salafistischen Terror in Syrien beteiligten, Tod ins Land brächten und
Zivilisten in die Flucht schlügen, sei untragbar, sagte Karam. Zum Abschluss
der Konferenz in Berlin hatte der libanesische Aussenminister Gebran Bassil
bedauert, dass der Vorschlag seiner Regierung, dem zufolge ein Teil der
syrischen Flüchtlinge noch vor Ende des Bürgerkriegs in ihr Land zurückkehren
sollte, keinen Anklang gefunden habe. Es müsse zwischen Flüchtlingen, die wegen
politischer Verfolgung in den Libanon gekommen seien und solchen, die aus rein
wirtschaftlichen Gründen ihr Land verlassen hätten, unterschieden werden. Die Repatriierung
von Wirtschaftsflüchtlingen würde die ›Hälfte
der Probleme‹ seines Landes lösen.
Unsere Verantwortung Zu dem mit allen Mitteln geplanten Sturz der Regierung Assad hatte sich
Peter Scholl-Latour einmal wie folgt geäussert: »Der Umsturz und der Fall des
Regimes erfolgen nicht von innen her. Sie werden systematisch von aussen betrieben.
Assad hat natürlich im Land sehr viele Feinde. Aber so, wie der ›Arabische Frühling‹ bisher verlaufen ist, würde sogar der sunnitische Mittelstand,
der in Syrien sehr bedeutend ist, gerne auf diesen Bürgerkrieg verzichten.« Im Gegensatz zu den von den meinungsführenden Medien der Welt als
Freiheitsbewegungen bejubelten Aufstände in Nordafrika hat es sich längst herausgestellt,
dass diese nicht aus dem Land selbst, sondern von aussen herbeigeführt,
gesteuert und finanziert wurden, und dass es dabei um ausländische Wirtschafts-
resp. Finanzinteressen geht, oder, wie in Syrien und in der Ukraine, um
geostrategische Machtpolitik. Berichten des UNHCR zufolge rechnet man bis Ende des Jahres mit rund
700.000 Asylsuchenden. Hierzu António Guterres: »Die internationale Gemeinschaft
muss die Menschen darauf vorbereiten, dass fehlende Konfliktlösungen zur Folge
haben, dass in den kommenden Monaten und Jahren mehr Menschen Zuflucht und
Schutz suchen werden.« Wie passend: Während sich unsere Regierungen als unfähig
resp. unwillig erweisen, dem Gebot einer sofortigen Beendigung des Krieges
nachzukommen, rechnet Guterres uns vor, was wir zu schultern haben werden,
verweigert sich aber offensichtlich dem, was seine
Pflicht wäre, nämlich von der USA und den westlichen Unterstützern der syrischen Rebellen offen zu verlangen, dass das Ziel der Zerschlagung Syriens endgültig
aufzugeben ist.
Es gibt
kaum eine Forderung nach Aufnahme von Flüchtlingen, die nicht beständig damit
verbunden wäre, auf unsere Verantwortung hinzuweisen. Was
heisst hier ›unsere Verantwortung‹: Wir als Bürger haben nicht den Hauch eines
Einflusses auf die diesbezüglichen Vorgänge, so dass diese nicht uns trifft,
sondern ausschliesslich die Regierenden. Nicht wir haben die Sanktionen gegen
Syrien vorangetrieben, nicht wir sind es, die die Gelder zur Finanzierung der
syrischen Rebellen verfügt oder den IS aufgebaut haben; die Schuld trifft
ausnahmslos diejenigen, die für diese Entscheidungen verantwortlich zeichnen. Was nun die von uns verlangte
finanzielle Unterstützung angeht, so besteht kein Zweifel daran, dass eine
solche praktisch bedingungslos bejaht resp. mitgetragen würde, liesse sich
erkennen, dass sichtbare Schritte zur Beendigung des angerichteten Infernos
eingeleitet würden, was jedoch offensichtlich nicht zu erwarten ist. Insofern
betrachte ich es als direkte Verletzung meines Menschenrechts, wenn der Anteil
an Steuern, den ich erbringe, nicht etwa auf eine sinnvolle Weise eingesetzt
wird, sondern dazu dient, die Folgen dieser ohne absehbares Ende
vorangetriebenen Kriegsaggressionen zu finanzieren.
Ich sehe
mich somit zu einem regelrecht ausgebeuteten Finanzierungssklaven für fremde
Interessen degradiert, kurz, im absoluten Stadium einer Knechtschaft, was
durchaus dem EGMR, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg, vorzutragen wäre.
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