Der leidige Ölpreis - runter, rauf? 24.01.2016 22:09
Die Ratingagentur Moody's geht davon aus, dass sich die Preise für Rohöl
nur langsam von ihren derzeitigen
12-Jahres-Tiefständen entfernen werden; die in den vergangenen Wochen erheblich
eingebrochenen Preise haben nominale Tiefstände erreicht, die seit mehr als
einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen wurden. »Selbst bei der Vorstellung
einer moderaten Erholung der derzeitigen Preise werden die Produzenten unter sehr
schwachen Cash-Flows leiden.« Moody’s erwartet für das laufende Jahr im Schnitt einen
Ölpreis von 33 $ und für 2017 eine Steigerung auf 38 $, betont jedoch, dass
sich selbst diese bescheidenen Prognosen als zu optimistisch erweisen könnten. [1]
»Negativer
Ölpreis - Derzeit kein Boden in Sicht«, schreibt Michael Mross; weltweit
sprudeln Ölquellen Millionen von Barrel aus dem Boden - ein Überangebot. Folge:
Der Ölpreis fällt. Schon kaufen Hedgefonds Tanker, um das schwarze Gold darin
zu lagern, in der Hoffnung auf höhere Preise. Doch die Spekulation geht nicht
auf, noch fällt der Ölpreis. Fällt er auch weiterhin, dürfte das noch viel
gravierendere Folgen haben als die damalige Subprime-Krise, die als Auslöser
der Finanzkrise gilt. Denn es ist einfach mehr Geld im Spiel. Und es sind viel
mehr Staaten betroffen. Der Mittlere Osten inklusive Saudi-Arabien dürfte
implodieren und in Anarchie versinken. Fest steht jedenfalls schon heute: bei
30 $ / Barrel ist Saudi Arabien pleite. Und leider auch Rußland. Hier
wurde das Jahresbudget auf der Basis von 50 $ / Barrel geplant. Sollte der
Ölpreis also weiter absinken, droht auch Rußland der
Staatsbankrott. Was dann kommt, weiß niemand. Die Notenbanken dürften das
Geschehen sicherlich genau verfolgen. Ob sie das Geldsystem noch mal retten
können, werden wir sehen.
Geldsystematisch ist das der GAU. Am Öl
hängt eine billionenschwere Kreditpyramide inklusive ganze Staaten mit ihren
Budgets. Mit anderen Worten: Bei weiter sinkenden Ölpreisen könnte das
Geldsystem zerbrechen - wegen Massenpleiten der Banken. Was hier droht, kann
man in Deutschland schon an den Kursen der Deutschen Bank und der Commerzbank
ablesen. Diese notieren in der Nähe der Krisentiefs von 2008. Nicht anders
sieht es bei vielen anderen Finanzhäusern Europas aus, besonders schlimm wieder
mal in Frankreich. Aber selbst Norwegen kommt unter die Räder.« [2]
In seinem Artikel ›Was ist eigentlich mit dem Öl los?‹
schreibt der Autor des Buches ›Mit
der Ölwaffe zur Weltmacht‹,
F. William Engdahl: Wenn der Einzelpreis
irgendeiner Ware über Wachstum oder Rückgang unserer Wirtschaft entscheidet,
dann ist das der Preis für Rohöl. Im Juni 2014 wurde das meiste Öl zu 103 $ pro
Fass gehandelt. Mit etwas Erfahrung in Bezug auf die Geopolitik mit Öl und
hinsichtlich der Ölmärkte rieche ich einen üblen Braten.
Lassen Sie mich Ihnen einige Dinge mitteilen, die sich für mich nicht
zusammenreimen.
Sicherlich wird die Aufhebung der
Sanktionen gegen den Iran neues Öl auf den übersättigten Markt bringen und den
Preisdruck noch verstärken. Allerdings hatte der Leiter der Abteilung
Internationale Angelegenheiten bei der Nationalen Iranischen Ölgesellschaft, Seyed
Mohsen Ghamsari, bereits vor der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran am 17.
Januar erklärt, der Iran »werde versuchen, auf eine Weise in den Markt einzutreten,
die sicherstellt, dass die gesteigerte Förderung nicht zu einem weiteren
Rückgang der Preise führt ... Wir werden soviel fördern, wie der Markt
aufnehmen kann«.
»Somit
ist das neue Einreten des Irans in den globalen Ölmärkten nach Ende der Sanktionen
nicht
die Ursache für den starken Ölpreisverfall seit dem 1. Januar.« Es trifft auch
nicht zu, dass die Ölimporte Chinas mit dem angeblichen Einbruch der
chinesischen Wirtschaft nachgegeben haben. In den letzten 12 Monaten bis
November 2015 hat China mehr importiert, deutlich mehr, nämlich 8,9 % mehr im
Vergleich zum Vorjahr. Mit bis zu 6,6 Millionen Fass pro Tag ist es zum
weltweit größten Ölimporteur geworden.
»Nehmen
Sie zu dem brodelnden Kessel, den der Weltölmarkt heute darstellt«, führt Engdahl
des weiteren aus, »noch das seit September 2015 infolge der russischen
Entscheidung, der Aufforderung des rechtmäßig gewählten syrischen Präsidenten
Bashar al-Assad mit gewaltigen Luftangriffen auf die terroristische
Infrastruktur zu folgen, gesteigerte politische Risiko hinzu und fügen sie
diesem den dramatischen Bruch in den Beziehungen zwischen der Türkei und Moskau
hinzu, nachdem das NATO-Mitglied Türkei mit dem Abschuss eines russischen
Kampfjets im syrischen Luftraum eine dreiste Kriegshandlung beging. All dies
würde nahelegen, dass der Ölpreis steigt und nicht fällt.
Saudi-Arabiens
strategische Ostprovinz Dann
legen Sie noch aus gutem Grund die krankhafte provokative Entscheidung des
saudi-arabischen Verteidigungsministers und praktischen Herrschers, Prinz Mohammed
bin Salman oben drauf, den angesehenen schiitischen Religionsführer
Scheich Nimr al-Nimr, einen Bürger Saudi-Arabiens, der des Terrorismus
angeklagt worden war, hinzurichten. Etwa rund 8 Millionen saudi-arabische
Muslime folgen eher der schiitischen Lehre als der ultrastrengen
wahhabitisch-sunnitischen Richtung. Al-Nimrs Verbrechen bestand darin, 2011 Proteste
unterstützt zu haben, die mehr Rechte für die unterdrückte schiitische
Minderheit, etwa 25 % der saudischen Bevölkerung, die überwiegend konzentriert
in der östlichen Provinz des Königreichs lebt, gefordert hatten.
Die
Fläche der östlichen Provinz, wo die staatliche Ölgesellschaft ›Saudi Aramco‹ in Dhahran ihren Sitz hat, beträgt das Doppelte der BRD, es leben
jedoch dort nur 4 Millionen Menschen. In der östlichen Provinz und vor deren
Küste liegen auch die wichtigsten Öl- und Gasfelder. Darunter befindet sich das
weltweit größte Ölfeld, Ghawar. Erdöl aus den saudi-arabischen Ölfeldern, auch
von Ghawar, wird vom Terminal des Ölhafen-Komplexes Ras Tanura, dem weltweit
größten Erdölterminal, in Dutzende von Ländern ausgeliefert.
Etwa
80 % der nahezu 10 Millionen Fass Öl, die pro Tag in Saudi-Arabien gefördert
werden, fließen nach Ras Tanura am Persischen Golf, von wo aus sie in Supertankern
in Richtung Westen verladen werden. Die östliche Provinz ist auch der Standort
der Betriebsanlage ›Abqaiq‹ von ›Saudi Aramco‹, ihrer
größten Anlage zur Öl-Weiterverarbeitung und Rohöl-Stabilisierung mit einer
Kapazität von 7 Millionen Barrel pro Tag. Es ist die Hauptstelle, an der Rohöle
der Sorten Arabian Extra Light und Arabian Light aus den Pumpstationen des
Ölfelds Ghawar bearbeitet werden. Die Mehrheit der Arbeiter auf den Ölfeldern
und in den Raffinerien der östlichen Provinz sind zudem Schiiten. Es heißt
auch, sie hegten Sympathie für den hingerichteten schiitischer Geistlichen,
Scheich Nimr al-Nimr. Ende der 1980er Jahre hatte die saudi-arabische
Hisbollah-Bewegung Al-Hedschas die Ölinfrastruktur mehrfach angegriffen und
auch saudi-arabische Diplomaten ermordet. Ihre Anhänger wurden angeblich im
Iran ausgebildet.
Jetzt
bildet sich noch ein neues, destabilisierendes Element, das zu den Spannungen, die
sich zwischen Saudi-Arabien und Erdogans von den unterwürfigen arabischen
Staaten im Golf-Kooperations-Rat flankierter Türkei zusammenbrauen,
hinzu kommt. Berichte wollen wissen, dass der instabile 30jährige Prinz bin
Salman bald zum König ernannt werden soll. Am 13. Januar schrieb das ›Golf Institute‹ in Washington D.C., eine unabhängige Denkfabrik für Angelegenheiten
des Nahen Ostens, in einem exklusiven Bericht, der 80jährige saudische König
Salman Al-Saud plane, auf seinen Thron zu verzichten und seinen Sohn Mohammed
zum König zu erheben. Es heißt dort, dass der derzeitige König »bereits seine
Brüder der Reihe nach besucht hat, auch um Unterstützung beim Vorgehen zur
Absetzung des derzeitigen Kronprinzen und Amerika-Günstlings, des Betonkopfs
Mohammed bin Naif, von seiner jetzigen Position als Kronprinz und Innenminister
zu bekommen. Laut der Quellen, die mit dem Verfahren vertraut sind, teilte
Salman seinen Brüdern mit, dass die Stabilität der saudischen Monarchie eine
Änderung der Thronfolge von seitlichen oder diagonalen Abfolgen zu einer
senkrechten Reihenfolge erforderlich mache, wonach der König die Macht seinem dazu am meisten berechtigten eigenen Sohn übergibt«. Am 3. Dezember 2015
ließ der deutsche Nachrichtendienst BND ein Memorandum an die Presse
durchsickern, in dem vor dem zunehmenden Machterwerb von Prinz Salman, den der
BND als unberechenbar und emotional charakterisiert, gewarnt wird. Unter
Berufung auf die Interventionen des Königreiches in Syrien, im Libanon, in Bahrain,
im Irak und im Jemen stellt der BND mit Bezug auf Prinz Salman fest: »Die
bisherige vorsichtige diplomatische Einstellung der älteren Führungskräfte
innerhalb der königlichen Familie wird gerade durch eine neue, impulsive
Interventionspolitik ersetzt.«
Das
verhängnisvolle Element in dieser mehr als bedrohlichen Situation rund um das
Zentrum der Erdöl- und Erdgasreserven der Welt im Nahen Osten, ist die
Tatsache, dass die Ölpreise, die sich in den letzten Wochen vorübergehend auf
einem bereits niedrigen Niveau von 40 $ stabilisiert hatten, jetzt um weitere
25 % auf rund 29 $ eingebrochen sind und des weiteren düster aussehen. Die Citigroup
hat einen möglichen Ölpreis von 20 $ angekündigt und Goldman Sachs trat vor kurzem
mit der Aussage auf, dass vielleicht ein Tiefpreis von 20 $ pro Barrel nötig
wäre, um die Ölmärkte weltweit wieder zu stabilisieren und die Versorgungsschwemme
loszuwerden. Jetzt habe ich ein starkes Bauchgefühl, dass sich in den kommenden
Monaten etwas sehr Dramatisches auf den Ölmärkten der Welt zusammenbrauen wird,
etwas, was man weltweit am wenigsten erwartet. Das letzte Mal, als Goldman
Sachs und seine Genossen von der Wall Street eine dramatische Vorhersage zu den
Ölpreisen tätigten, war im Sommer 2008. Als sich in der USA die Krise der
Subprime-Hypotheken ausbreitete, kurz vor dem Zusammenbruch von Lehman Brothers
im September desselben Jahres, gerieten die Wall-Street-Banken zunehmend unter
Druck.
Dann
veröffentlichte Goldman Sachs, dass sich der Ölpreis auf die 200 $ Marke pro
Barrel zubewege; er war gerade auf ein Hoch von 147 $ gestiegen. Zu dieser Zeit
schrieb ich in einer Analyse, dass wahrscheinlich genau das Gegenteil der Fall wäre.
Meine Prognose beruhte auf der Tatsache, dass es ein gewaltiges Überangebot auf
den Ölmärkten der Welt gäbe, das seltsamerweise aber nur von Lehman Brothers
festgestellt worden sei. Mir berichtete eine informierte chinesische Quelle,
dass die Wall-Street-Banken wie JP Morgan Chase den Preis auf 200 $ hochgespielt
hätten, um Air China und andere große staatliche chinesische Öl-Einkäufer dazu
zu überreden, wenn möglich jeden Tropfen Öl noch zu 147 $ das Fass zu kaufen, bevor der Preis auf 200
$ klettern würde. Diese Empfehlung unterfütterte den Preisanstieg. Im Dezember
2008 sackte der Preis der Referenzölsorte dann bis auf 47 $ pro Barrel ab. Die
Lehman-Krise, eine bewußte politische Entscheidung des US-Finanzministers, eines
ehemaligen Vorsitzenden von Goldman Sachs, Henry Paulsen, stürzte die
Welt im September 2008 in eine Finanzkrise und zwischenzeitlich in eine tiefe
Rezession. Haben Paulsens Genossen bei Goldman Sachs und bei anderen wichtigen
Wall-Street-Großbanken wie der Citigroup und JP Morgan Chase im voraus gewußt, dass
Paulsen die Lehman-Krise geplant hatte, um den Kongreß zu zwingen, ihm
freie Hand für die Bankenrettung mit den TARP-Geldern, dem Troubled Asset
Relief Programm, das US-Programm zur Bankenrettung in Höhe von beispiellosen 700
Milliarden $, zu geben? Bei diesem Anlaß sind Goldman Sachs und Genossen
angeblich mit gehebelten Derivaten in Öl-Futures riesige Gewinn-Wetten gegen
ihre eigenen 200 $ Preis-Vorhersagen eingegangen.
Erst die
Schieferöl ›Cowboys‹ umbringen! Heute
hängt die US-Schieferöl-Industrie, die größte Quelle für die steigende
Öl-Förderung in der USA seit etwa 2009, mit den Fingernägeln am Rand einer
Klippe massiver Pleiten. In den letzten Monaten hat die Schieferöl-Förderung
gerade erst nachzulassen begonnen, und zwar um etwa 93 000 Barrel im November
2015. Das große Ölkartell - Exxon Mobil,
Chevron, BP und Shell - begann vor zwei
Jahren ihre Schieferöl-Leasingverträge auf den Markt zu werfen. Die
Schieferöl-Industrie in der USA wird heute von Firmen beherrscht, auf die sich
die BP oder Exxon als ›die Cowboys‹ beziehen. Es sind dies
mittelständische aggressive Ölgesellschaften, nicht die großen. Die
Wall-Street-Banken wie JP Morgan Chase oder Citigroup, die historisch die
großen Ölgesellschaften [Big Oil] finanziert hatten, sowie Big Oil selbst,
würden zum jetzigen Zeitpunkt eindeutig keine Träne vergießen, würde der
Aufschwung beim Schieferöl platzen und ihnen noch einmal die Kontrolle über den
weltweit wichtigsten Markt überlassen.
Die
Finanzinstitute, die in den letzten fünf Jahren Hunderte von Milliarden Dollar
an die Schieferöl-›Cowboys‹ ausgeliehen haben, werden ihre
nächste halbjährliche Darlehens-Revision im April haben. Wenn die Preise im
engen Bereich um die 20 $ pro Fass schwanken, können wir eine neue, viel
ernstere Welle an tatsächlichen Insolvenzen der Schieferöl-Unternehmen
erwarten. Unkonventionelles Öl, auch das Öl aus den riesigen Teersandfeldern
Albertas in Kanada, wird in diesem Fall bald ein Ding der Vergangenheit sein.
Das allein wird den Ölpreis nicht wieder auf das Niveau von 70 ? 90 $
zurückbringen, das den großen Spielern der Ölunternehmen und ihren
Wall-Street-Banken genehm wäre.
Das
Überangebot kommt aus dem Nahen Osten, aus Saudi-Arabien und von seinen
arabischen Verbündeten am Golf. Dieses müßte drastisch verringert werden. Doch
Saudi-Arabien gibt nicht zu erkennen, dies zu tun. Genau das stört mich an dem
Gesamtbild. Braut sich etwas sehr Hässliches am Persischen Golf zusammen, das
den Ölpreis bis Ende dieses Jahres dramatisch hochtreiben wird? Kocht ein
echter heißer Krieg zwischen den Schiiten und den Ölstaaten um das
wahhabitische Saudi-Arabien hoch?
Bis
jetzt handelt es sich in erster Linie um einen Stellvertreterkrieg in Syrien.
Seit der Hinrichtung des schiitischen Geistlichen und dem Erstürmen der
saudischen Botschaft in Teheran durch Iraner, was zum Abbruch der
diplomatischen Beziehungen durch Saudi-Arabien und andere sunnitische arabische
Golfstaaten geführt hat, ist die Konfrontation viel direkter geworden. Dr.
Hossein Askari, der frühere Berater des saudischen Finanzministeriums,
erklärte: »Wenn es zu einem Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien kommt,
könnte der Ölpreis über Nacht auf über 250 $ ansteigen, um dann aber wieder auf
das Niveau von 100 $ zurückzugehen. Wenn sie gegenseitig ihre Verlade-Anlagen
angreifen, dann könnten wir eine Ölpreis-Spitze von über 500 $ erleben, der
dort in Abhängigkeit vom Ausmaß der Schäden für einige Zeit verharren wird.«
All
das sagt mir, dass die Welt vor einem weiteren großen Öl-Schock steht.
Anscheinend dreht es sich fast immer ums Öl. Angeblich hatte Henry Kissinger
während der anderen Ölkrise Mitte der 1970er Jahre angesichts des Ölembargos
der OPEC und der langen Schlangen an den Zapfsäulen gesagt: »Mit der Kontrolle
über das Öl beherrscht man ganze Nationen.« Dieser Herrschaftswahn ist im
Begriff unsere Zivilisation zusehends zu zerstören. Es ist an der Zeit,
sich auf Frieden und Entwicklung zu konzentrieren, nicht auf den Konkurrenzkampf
mit dem Ziel, der größte Ölmogul auf Erden zu werden.« [3]
Anmerkung
politonline Was
nun eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem Iran und den Saudis
angeht, so hat der iranische Aussenminister Javad Sarif
soeben auf dem WEF in Davos immerhin versucht, Befürchtungen auszuräumen, die
Spannungen im Nahen Osten zwischen Saudi-Arabien und seinem Land könnten
eskalieren. Wie er erklärte, stelle der Iran keine Gefahr für irgendeinen
seiner Nachbarn dar und verwies darauf, dass das Land seit Jahrhunderten keine
Invasion in ein Nachbarland gestartet habe. Das Verteidigungsbudget betrage nur
einen Bruchteil dessen, was manche Nachbarländer in der Region für ihr Militär
ausgäben. Der Aussenminister schlug zudem ein regionales Dialogforum vor: Eine
Konfrontation sei in niemandes Interesse. Auch nach der Aufhebung der
Sanktionen gegen Iran gebe es für Saudi-Arabien keinen Grund zur Panik.
Hingegen forderte er eine Zusammenarbeit
der Länder im Nahen Osten gegen gemeinsame Gefahren, den Extremismus in vielen
Ländern, und gegen die Terrormiliz IS. Wenn es zwischen der USA und dem Iran
nach fast 40 Jahren Feindschaft jetzt möglich gewesen sei, gewisse Differenzen
zu überbrücken und gute Verhandlungslösungen bei der Nuklearfrage zu erreichen,
sollte das auch bei kleineren Problemen unter Nachbarn möglich sein.
Wie ›Strategic Alert‹ in seiner Ausgabe vom 20. Januar
schreibt, hat der Iran sein Programm zur
Urananreicherung nachprüfbar so abgebaut, dass ein Bau von Kernwaffen unmöglich
ist. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat am 16.1. bestätigt, der
Iran habe alle Massgaben des P5+1-Abkommens erfüllt, woraufhin viele Sanktionen
der USA, EU und UN umgehend aufgehoben wurden.
Damit sind
die fanatischen Bemühungen Saudi-Arabiens und Israels, die Einigung zu
sabotieren, fehlgeschlagen.
[1] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/01/22/fluechtlinge-ungarn-macht-alle-grenzen-dicht/ 22. 1. 16
[2] http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/63336-negativ-oelpreis 20. 1. 16
Von Michael Mross
[3]
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/f-william-engdahl/was-ist-eigentlich-mit-dem-oel-los-.html 19. 1. 16
F. William Engdahl
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