Ukraine: Maidan - ein Rückblick 24.04.2016 19:53
Wie die von den »Deutschen Wirtschafts Nachrichten« veröffentlichte Studie
der
Universität von Ottawa aufzeigt, hat diese eine erdrückende Beweislast
erbracht, daß die Schüsse gegen die Demonstranten am Maidan nicht von der
Regierung, sondern aus den Reihen der vom Westen unterstützten Opposition
kamen. Die Untersuchung kommt zu dem Fazit, daß das Massaker, das den Sturz von
Janukowitsch zur Folge hatte und damit die Neuauflage des Kalten Krieges der EU
und der USA gegen Rußland entfachte, nicht von Janukowitsch durchgeführt wurde. Die Schüsse auf die Demonstranten
fallen in den Verantwortungsbereich der
vom Westen unterstützten Opposition. »Seit 1. Januar«, heißt es, »ist die Ukraine
mit der EU assoziiert, eine vergiftete späte Frucht der Gewalt vom Maidan.« Das
Massaker an fast 50 Maidan-Demonstranten am 20. Februar 2014 und die
Massenschießerei der Polizei, die ihm vorausging, war ein entscheidender
Wendepunkt in der ukrainischen Politik und dem Konflikt zwischen Rußland und dem
Westen. Der Sturz der Regierung Janukowitsch machte den Weg für einen straffen
anti-russischen Kurs frei und war gleichzeitig der Beginn des Bürgerkriegs im Donbas
und einem russischen Kriegseinsatz auf der Krim und im Donbas.
Dagegen
war die Schlußfolgerung, die sowohl von der Nachfolgeregierung als auch von den
Medien lanciert wurde, die, daß das Massaker von Regierungs-Scharfschützen und
Spezialeinsatzkräften der Polizei auf Befehl von Janukowitsch ausgeführt worden
war. Diese Darstellung ist bislang quasi universell von westlichen Regierungen,
Medien und vielen Gelehrten akzeptiert worden. Auf Grund unserer Analysen, heißt
es in der Studie, »kommen wir jedoch zu einer anderen Schlußfolgerung, als die,
die bislang allgemein vom Westen anerkannt wurde. Die Beweise der Verwicklung
einer Allianz aus der Rechten - unter
anderem dem Rechten Sektor, Swoboda und der Allukrainischen Vereinigung
Vaterland - zahlreiche Zeugenaussagen
und neu ausgewertetes Material legen nahe, daß es sich bei der Schießerei nicht
um eine Regierungsaktion gegen die Opposition handelt. Stattdessen offenbart
sich eine ›False Flag Operation‹, die minutiös geplant und ausgeführt
wurde: Mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen und die Macht zu ergreifen.« Eines
der Ergebnisse der Untersuchung ist, daß die Partei der Oligarchin und
vormaligen Regierungschefin Julia Timoschenko, die Allukrainische Vereinigung
Vaterland, offenkundig eine führende Rolle bei dem Putsch gespielt hat. Seit
2008 ist diese Gruppierung eine Schwesternpartei der CDU. Beide gehören der
Allianz der europäischen Volksparteien (EVP) an. Mittlerweile ist auch bekannt,
daß die Konrad-Adenauer-Stiftung mit deutschen Steuergeldern beim politischen
Umbruch in der Ukraine kräftig mitgemischt hat. Die Konrad-Adenauer-Stiftung
ist eigenen Angaben zufolge seit 1994 in der Ukraine aktiv und hat dort mehr
als 500 Projekte begleitet. Sie baute auch Klitschkos Partei, die Ukrainische
Demokratische Allianz für Reformen (UDAR) durch gezielte ›logistische Hilfe‹ und
Schulungen mit auf. [1]
Auch die nachfolgend veröffentlichte Analyse des
Autors Zlatko
Percinic
Die dunkle Seite der Maidan-›Revolution‹ vermittelt einen gänzlich
anderen Blick auf die Geschehnisse, als er in den deutschen Mainstream-Medien
dargestellt wurde. Allerdings wird die gezielte Verdrehung der Ereignisse bis
heute gleichsam weitergeführt, und so auch von den Blattmachern bewußt
geleugnet.
»Der Putsch gegen Viktor
Janukowitsch, dem 2010 gewählten Präsidenten der Ukraine,
liegt nun etwas über zwei Jahre zurück. Als ›Revolution
der Würde‹ ging
dieser in die ukrainische Geschichtsschreibung ein, wurde aber international
besser als nach dem Maidan-Platz in Kiew benannten ›EuroMaidan‹ bekannt. Aus irgendeinem
Grund sah sich der Europäische Rat veranlaßt, eine kurze Dokumentation über
diese Revolution mit dem Titel ›Menschen
des Maidan‹ zu
produzieren. Darin wird das Bild einer Revolution suggeriert, wie sie uns von
Anfang an von unseren Medien und Politikern vermittelt wurde: Ein Aufbegehren
der ukrainischen Bevölkerung gegen die Machenschaften ihres gewählten, aber
korrupten Präsidenten, der ihnen zudem den versprochen geglaubten Weg in die
Europäische Union versperrte. War Viktor Janukowitsch korrupt? Mit Sicherheit; daran kann es keinen Zweifel geben. Allerdings
unterscheidet er sich in dieser Hinsicht von keinem einzigen seiner Vorgänger.
Es steht auch außer Frage, daß die ukrainische Bevölkerung berechtigte Vorwürfe
gegen die Regierung vorbrachte, wie etwa die brutale Inflation oder die hohe
Arbeitslosigkeit. Aber auch die gab es bereits unter Janukowitschs Vorgängern,
weshalb 2004 schon einmal eine Revolution durchgeführt wurde, die als ›Orangene Revolution‹ in die
Geschichtsbücher eingehen sollte. Der große Unterschied zwischen den Revolutionen
von 2004 und 2013/2014 war der, daß es bei der ›orangenen‹ keine Todesopfer gab, während es
bei der Revolution der Würde‹ über 100
Tote zu beklagen gab. Ein weiterer Unterschied war die frühe Anwesenheit von
US-Spitzenpolitikern auf dem Maidan, die sich im geheimen wie auch öffentlich
mit dem bis zu diesem Zeitpunkt politisch belanglosen Anführer der
faschistischen Partei Swoboda [Freiheit] trafen.
Zur gleichen Zeit pendelte Vitali Klitschko, der in
Deutschland äußerst beliebte Boxer ›Dr.
Eisenfaust‹ [Gründer der
Oppositionspartei UDAR, auf Deutsch ›Der Schlag‹] zwischen Kiew und Berlin hin und her.
Natürlich traf er sich immer wieder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ihm
politisch den Rücken stärken sollte. Daß Klitschko in Berlin aber bereits seit
2011 durch die Konrad-Adenauer-Stiftung auf seine Rolle in der Ukraine
vorbereitet wurde, die laut Klitschko darin bestand, »die Ukraine so schnell wie
möglich in die EU zu integrieren«, schien für sämtliche berichtende Medien nicht weiter
von Interesse zu sein, genauso wenig wie die Tatsache, daß Klitschko zum
CDU-Parteitag vom 14. November 2011 in Leipzig eingeladen wurde, weil die »CDU
Partner von Klitschko in der Ukraine« wäre. Während also Deutschland und weitere EU-Länder
auf die Karte des ehemaligen Box-Weltmeisters setzten, hatte die USA keine
Probleme mit Oleh Tiahnibog, dem Anführer der faschistischen Swoboda-Partei,
sowie mit Arsenij Jazenjuk, dem damaligen Sprecher der Verhovna Rada, dem
Parlament, um eigene Pläne zu schmieden.
Dieser Rückblick ist wichtig, um zu
verstehen, weshalb wir in Europa mit einer bis dahin nahezu einmaligen
Propagandamaschinerie konfrontiert wurden. Aus Sicht der Regierungen, die seit
Jahren am Sturz der von Janukowitsch gearbeitet und dafür viel Geld investiert
hatten, galt es, ihre Spuren und Verwicklungen so lange wie möglich unter den
Teppich zu kehren. Es galt die Aufmerksamkeit der Medien auf die Korruption der
Regierung in Kiew zu lenken, und die legitimen Proteste gegen diese Korruption
ausschließlich in diesem Zusammenhang zu zeigen. Dazu kommt noch die Dimension
des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union, welches
Viktor Janukowitsch am Tag der feierlichen Unterzeichnung platzen ließ. Da
gerade bei den Themen EU und NATO sehr viel Geld in die Manipulation der
öffentlichen Meinung fließt, war der Rückzug Janukowitschs in Vilna ein
schwerer und unverzeihlicher Schlag gegen die westliche Elite. Diejenigen, die
in den kalten November- und Dezembertagen 2013 in Kiew gegen die Entscheidung
des ukrainischen Präsidenten protestierten, sollten als Beweis dafür herhalten
müssen, daß Janukowitsch gegen den Willen seines Volkes agierte.
In Form von religiösen Nationalisten, Rechtsradikalen,
Faschisten und Neonazis öffnete sich in Kiew zudem eine gefährliche Büchse der
Pandora, die durch diesen Mantel der Manipulation der Medien völlig außer Acht
gelassen wurde. Von den westlichen Regierungen stillschweigend geduldet,
übernahmen diese rechten Kräfte sehr schnell die Initiative bei den Protesten
auf dem Maidan, was natürlich zu schweren Zusammenstößen mit den Sicherheitsorganen
führen mußte. Bereits bei der ›Orangenen Revolution‹ 2004 zeigte es sich, dass diese Kräfte die
ganze Zeit über nahe an der Oberfläche auf ihre Chance warteten, um sich ganz
offiziell präsentieren zu können. Während sich 2004 nach der Instandsetzung von
Recht und Ordnung die Kräfte der UNA-UNSO wieder zurückzogen, war der Mix von
verschiedenen rechten Organisation zehn Jahre später zu stark und zu fordernd,
als daß sie sich zurückdrängen lassen hätten. So filmten Unbekannte den
heutigen Leiter der Administration des Präsidenten Petro Poroschenko, Sergey
Pashinskiy, wie er mit einem Leibwächter bei den Maidan-Protesten ein
Scharfschützengewehr aus seinem Auto holte, um es der Menge zu zeigen. Scott
Rickard, ein ehemaliger US-Geheimdienstoffizier, bestätigte, daß die USA über
an das Außenministerium angeschlossene Hilfsorganisationen wie USAID oder ›National Endowment for Democracy‹ NED Schlägertrupps bezahlten,
um die Sicherheitsorgane der Regierung zu Reaktionen in Form von
Niederknüppelung der Proteste zu zwingen. Dann gab es das erst kürzlich
erfolgte Geständnis von Ivan Bubenchik, daß er für die Gewalteskalation am 20.
Februar 2014 auf dem Maidan-Platz - der
Tag ging mit 48 Todesopfern zu Ende - verantwortlich
war. Bubenchik stammt aus der
galizischen Stadt Lwiw (Lemberg), die schon in den Monaten zuvor Schauplatz von
Neonazi-Aufmärschen war. Er gab an, bereits vom ersten Tag der Proteste am Maidan-Platz an
dabei gewesen zu sein und mit Molotow-Cocktails und Steinen die Berkut, das Sondereinsatzkommando
der Polizei, angegriffen zu haben. Als streng religiöser Mensch habe er keine
Angst gehabt; im Gegenteil, er betete für Waffen, um seine »Heimat und
sein Volk beschützen« zu können. Sein Gebet muß erhört worden sein, denn am Morgen des 20. Februars
erhielt er von einem »jungen Mann« eine Kalaschnikow mit 75 Magazinen Munition. Mit
dieser Kalaschnikow schoß er am späten Nachmittag zwei Polizisten, die das
Kommando über ihre Hundertschaft hatten, ins Genick, da »Gott sie so hingestellt
hatte und es so geschehen ist«. [Hinweis: auch BBC berichtete über einen ähnlichen
Fall von einem Einzelgänger, der den Gewaltausbruch ausgelöst haben soll; dabei
handelte es sich jedoch nicht um Ivan Bubenchik] Rechtsradikale des Rechten
Sektor nutzten diesen Gewaltausbruch, um ihrerseits sämtliche Hemmungen fallen
zu lassen, genauso wie ehemalige israelische Soldaten oder ausländische
Söldner, gegen die die Sicherheitsorgane kämpften. Völlig im Dunkeln gelassen
wurde auch die Behauptung des letztjährigen polnischen Präsidentschaftsanwärters
Janusz Korwin-Mikke, daß die Scharfschützen vom Maidan in Polen für diesen
Auftrag ausgebildet wurden.
Der Rechte Sektor, AZOW und Neonazis Der Rechte Sektor mit den rot-schwarzen Fahnen war ein
Merkmal der Maidan-Revolution, das sowohl von unseren Medien als auch von Politikern
wissentlich ignoriert wurde. Desgleichen das sogenannte AZOW-Bataillon, dessen
Anführer Andriy Biletsky ganz offen mit nationalsozialistischer Ideologie
sympathisiert. Wirklich schändlich an dieser Situation ist, daß Zeitungen
wie BILD das AZOW-Bataillon ohne Unterlaß als eine legitime Kraft der ukrainischen
Armee darstellen. Schlimmer noch, der Online-Redakteur von BILD, Julian Röpcke,
traf sich in Kiew mit AZOW-Vertretern und versuchte dabei, ein möglichst
positives Bild zu vermitteln, um die Gräueltaten von AZOW zu relativieren und zu
verharmlosen. Das Gleiche gilt für die EU und die USA. Obwohl
es Anfang letzten Jahres aus der USA hieß, man wolle AZOW keine Gelder zur
Verfügung stellen, da es sich um eine neonazistische Gruppierung handelt, löste
sich dieser Vorsatz Ende des Jahres in Wohlgefallen auf. US-amerikanische
Steuergelder können somit weiter ungehindert an eine offen neonazistische
Gruppierung fließen, die Gleichgesinnte aus ganz Europa und USA anzieht, und
fester Bestandteil der ukrainischen Armee ist. Ebenso die EU: Statt mit
der Ukraine das Problem der Entnazifizierung anzugehen, nahm Brüssel die neue
Gesetzgebung vom April 2015, die Nazi-Kollaborateure aus dem Zweiten Weltkrieg
als ›Helden‹ und ›Unabhängigkeitskämpfer‹ glorifiziert, hilflos an. Wenn aber die Fotoausstellung
im Europäischen Parlament, die vom 29. 2. bis 2. März 2016 in Brüssel
stattfand, mit Hilfe des Schweizer Medienunternehmens
Edipresse in einer Fotoserie verkrüppelte ukrainische Soldaten zeigt, unter
denen sich aber mindestens ein Neo-Nazi befindet, dann geht das schlichtweg zu
weit. Denn das Thema der ›Ukrainewoche‹ im Europäischen Parlament hieß ›Sieger‹: Ukrainische
›Helden‹, die in
der sogenannten Anti-Terror-Operation ATO, wie die Ukraine den Krieg gegen die
Bevölkerung in Donetsk und Lugansk nennt, zwar Körperteile verloren haben,
nicht aber ihre Lebenskraft. Damit haben sich nicht nur die Veranstalter,
sondern auch das EP vollkommen diskreditiert. Der Weg von solch einem Skandal
in Brüssel zu einem vom ukrainischen
Innenministerium organisierten und vom Internationalen Roten Kreuz gesponserten
Boxkampf, der vom AZOW-Bataillon ausgetragen wird, ist tatsächlich nicht mehr
sehr weit. Ebenso wenig überraschend ist der Titel des Boxkampfes: ›Triumph des Willens‹. Ein
Name, der nicht nur zufällig aus dem gleichnamigen Nazi-Film aus dem Jahr 1935
entlehnt sein dürfte. Während sich mancher Leser angesichts dieser dunklen und zumindest im Westen relativ unbekannten Auswirkung der ›Revolution der Würde‹ sicher verwundert die
Augen reibt, werden Jugendliche vom AZOW-Bataillon und dem Rechten Sektor aktiv
in der Ideologie des Stepan Bandera indoktriniert. Was bleibt, ist die
Hoffnung, daß der Internationale Strafgerichtshofs in
Straßburg etwas Licht in dieses dunkle Kapitel der Europäischen Union und der
Ukraine bringen wird, nachdem eine Klage sowohl vom Strafgerichtshof als auch
von der gegenwärtigen Regierung in Kiew vorerst zugelassen wurde, mit dem Ziel,
die Verbrechen, die zwischen November 2013 und Februar 2014 stattgefunden
haben, zu untersuchen. Das kann nur ein erster wichtiger Schritt in die
Aufarbeitung der Maidan-Revolution sein.
Ein weiterer wichtiger und bisher
unbekannter Aspekt der Maidan-Revolution ist die Rolle der ukrainischen Kirche.
›The Intercept‹ erwähnte diese
Problematik, als deren Journalistin mit dem Mitbegründer der aus der ›Orangenen Revolution‹ bekannten
Organisation UNA-UNSO sprach, der in der aktuellen Krise das ›Heilige Maria
Bataillon‹
für seinen ›heiligen
Krieg‹
gegen Rußland auf die Beine stellte. In der Ukraine
tobt nicht nur ein Kampf um die Macht oder um die Ausrichtung des Staates,
sondern auch um religiöse Zugehörigkeit und kirchliche Macht. Grundsätzlich gibt es drei große
christliche Kirchen: Die Ukrainische Orthodoxe Kirche unter dem Moskauer
Patriarchat, das im Orthodoxentum nicht anerkannte Kiewer Patriarchat und
die Griechisch-Katholische Kirche, die in Galizien die stärkste Kirche ist. Nebst den christlichen Kirchen gibt es natürlich noch eine
große und einflußreiche jüdische Gemeinschaft. Während die jüdische Gemeinschaft
relativ heterogen ist [chassidische Gruppierungen und Chabad], kann man das von
den christlichen Kirchen nicht behaupten. In der Realität ziehen sich entlang der
Linie dieser drei Kirchen tiefe Gräben. Die orthodoxen ukrainisch sprechenden
Ukrainer gehen in die Kirchen des Kiewer Patriarchats, die orthodoxen
russisch sprechenden Ukrainer in die ›offizielle‹ Kirche, die dem Moskauer Patriarchat
untersteht.
Da die Führung der Griechisch-Katholischen Kirche
unter Erzbischof Sviatoslav Shevchuk seit einigen Jahren ebenfalls den Titel
eines Patriarchs annimmt und eine einzige Kirche für alle drei Ökumenen gründen
möchte, das sogenannte ›Uniatat‹, um so aus der relativen Bedeutungslosigkeit
in der restlichen Ukraine herauszukommen, sorgt dieses Vorpreschen für
Spannungen weit über die Grenzen des Landes hinaus. Solchen Plänen erteilte sowohl
der Vatikan als auch das Moskauer Patriarchat eine deutliche Absage, als sich
Papst Franziskus und Patriarch Kiril im Februar dieses Jahres auf Kuba trafen.
Es war seit Jahrhunderten das erste Treffen dieser Art. Sie wiesen die
katholischen Brüder in der Ukraine in die Schranken, indem sie ihnen
klarmachten, daß der Graben
im Christentum durch solche politischen Vorstöße nur noch weiter vertieft
würde, was man aber in den Zeiten weltweiter Kriege und Krisen absolut
verhindern möchte. Wie tief dieser Graben in der Ukraine tatsächlich ist,
zeigen die Brandanschläge auf Kirchen
des Moskauers Patriarchats und deren Plünderungen auf. Gewalt, die seit der ›Revolution der Würde‹ noch mehr zugenommen hat. Es ist deshalb umso
verstörender, daß sich die
Europäische Union ausschließlich an das
nicht anerkannte Kiewer Patriarchat, an dessen Spitze der Patriarch Filaret
steht, hält, wenn es um einen Dialog mit religiösen Würdenträgern in der
Ukraine geht, die sich möglicherweise für ein mäßigerendes Verhalten seitens
der Gläubigen einsetzen könnten. Indem
aber Patriarch Filaret in Brüssel von EU-Spitzenbeamten und dem als antirussischen
Falken bekannten NATO-Vize Alexander Vershbow als ›spiritueller
Führer der Ukraine‹ empfangen
wird, wird genau das Gegenteil erreicht. Man möchte fast dazu neigen zu
behaupten, daß das auch
beabsichtigt ist, wenn man sich die verschiedenen Aussagen der EU-Beamten
anschaut. Nicht nur, daß die EU das Kiewer Patriarchat über alle anderen Kirchen der Ukraine
stellt, sie ermutigt dadurch auch die politische Linie von Filaret und stellt
sich so explizit gegen die Stellung des Vatikans und des Moskauer Patriarchats,
die nominell die einzigen sind, die über solche Fragen entscheiden können.
Was nun wie eine rassistische Einstimmung
einer Armee-Einheit auf einen Einsatz an der Front klingt, war in
Wirklichkeit Bestandteil einer Messe von Pater Mikhail Arsenica im galizischen
Kolomiya-Distrikt, der Oblast Ivano-Frankivsk im Westen der Ukraine: »Wir sind
heute selbst realistischerweise in der Lage, eine Revolution durchzuführen.
Würden UPA-Krieger [UPA war im Zweiten
Weltkrieg unter der Führung von Stepan Bandera eine Rebellengruppe, die an der
Seite von Nazi- Sturmtruppen kämpfte, Anm.d.Red.] die heutigen Tabachnikovs und Janukowitschs
tolerieren? Nur durch Attentate wie es die OUN gemacht hat, kann gekämpft
werden! Mit einem Feind kann es keine andere Sprache als die Sprache der Kugeln
geben. Keine andere Sprache als das Geräusch der Schlinge, an der die
Kommunisten baumeln. Dieses Geräusch, das einem jeden ins Herz spricht. Nimm
die Waffe in die Hand, hab’ keine Angst. Wir warten seit zwanzig Jahren. Wir wollen sichergehen, daß kein
chinesischer Neger, kein Jude, kein Russe uns unser Haus wegnimmt. Nur von uns hängt es ab,
ob unsere Hand vor dem Feind zittert, wie gut wir den Feind durch das
Scharfschützenvisier im Blick haben. Möge
das Gewehr unsere Hand festigen. Ruhm der Ukraine!« Während
die Griechisch-Katholische Kirche diesen Vorfall als Ausrutscher eines
einzelnen Paters abtat, hatten verschiedene andere kirchliche Vertreter die
Gläubigen zum ›zivilen Ungehorsam‹ gegen die
Regierung von Viktor Janukowitsch aufgefordert und ihnen das ›Recht zum bewaffneten Widerstand‹ zugesprochen. Angesichts
einer solchen aktiven Einmischung der Kirchen in den ›EuroMaidan‹ kann es
nicht weiter verwundern, daß es zu blutigen Zusammenstößen zwischen ›friedlichen Demonstranten‹ und dem Janukowitsch-Regime kam, wie es in
unseren Medien dargestellt wurde. Wie eben im Falle von Ivan Bubenchik aus
Lemberg, der all das als Gottes Wille betrachtete. Ebensowenig überrascht die
Tatsache, daß die terroristische UNA-UNSA
- diese wurde nach dem Maidan in den Rechten Sektor eingegliedert - offen mit der Griechisch-Katholischen Kirche
in Galizien gegen die russisch-orthodoxe Kirche paktierte. [2]
»Vor diesem Hintergrund,
schrieb ›German Foreign Policy‹ am 23. 2. 16, »erweisen sich die
gegenwärtige antirussische Berichterstattung deutscher Medien und die immer
wieder nachgewiesenen medialen Fälschungen als Normalfall in Zeiten eskalierender
Konflikte. Zuletzt mußte etwa das ZDF einräumen, eine Meldung über 50 angeblich
in die Ukraine eingerückte russische Panzer mit einem Foto georgischer Panzer
aus dem Jahr 2009 illustriert zu haben. Ein Grafiker habe ›aus Unachtsamkeit aus georgischen Panzern von 2009 russische
Panzer ohne Datum‹ gemacht; der zuständige
heute.de-Redakteur habe den ›Fehler
... nicht erkennen‹ können, erklärte
das ZDF.« Ähnliche ›Fehler‹ sorgten schon 2015 für massive
Kritik. [3]
d.a.
Allein auf Grund des Fakts, dass Victoria Nuland, die stellvertretende
US-Aussenministerin für europäische und eurasische Angelegenheiten, im Dezember
2013 völlig freimütig schätzte, dass die Vereinigten Staaten seit 1991 mehr als
5 Milliarden Dollar investiert hatten, um der Ukraine zu ›der Zukunft, die sie verdient‹, zu verhelfen, lässt sich einmal mehr
feststellen, wie die Umstürze unter US-Regie und je nach Land mit tatkräftiger
Hilfe des Westens und Brüssels ins Werk gesetzt werden.
[1] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/01/02/studie-vom-westen-unterstuetzte-opposition-hat-maidan-massaker-veruebt/ 2. 1. 16
[2] https://deutsch.rt.com/meinung/37461-dunkle-seite-maidan-revolution-teil/ 25. 3. 16 Die dunkle Seite der Maidan-›Revolution‹ - Von Von Zlatko Percinic
[3] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59060 23. 2. 16 Von Racak zum Majdan
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