Ukraine: Maidan - ein Rückblick

Wie die von den »Deutschen Wirtschafts Nachrichten« veröffentlichte Studie

der Universität von Ottawa aufzeigt, hat diese eine erdrückende Beweislast erbracht, daß die Schüsse gegen die Demonstranten am Maidan nicht von der Regierung, sondern aus den Reihen der vom Westen unterstützten Opposition kamen. Die Untersuchung kommt zu dem Fazit, daß das Massaker, das den Sturz von Janukowitsch zur Folge hatte und damit die Neuauflage des Kalten Krieges der EU und der USA gegen Rußland entfachte, nicht von Janukowitsch  durchgeführt wurde. Die Schüsse auf die Demonstranten fallen in den  Verantwortungsbereich der vom Westen unterstützten Opposition. »Seit 1. Januar«, heißt es, »ist die Ukraine mit der EU assoziiert, eine vergiftete späte Frucht der Gewalt vom Maidan.« Das Massaker an fast 50 Maidan-Demonstranten am 20. Februar 2014 und die Massenschießerei der Polizei, die ihm vorausging, war ein entscheidender Wendepunkt in der ukrainischen Politik und dem Konflikt zwischen Rußland und dem Westen. Der Sturz der Regierung Janukowitsch machte den Weg für einen straffen anti-russischen Kurs frei und war gleichzeitig der Beginn des Bürgerkriegs im Donbas und einem russischen Kriegseinsatz auf der Krim und im Donbas. 

Dagegen war die Schlußfolgerung, die sowohl von der Nachfolgeregierung als auch von den Medien lanciert wurde, die, daß das Massaker von Regierungs-Scharfschützen und Spezialeinsatzkräften der Polizei auf Befehl von Janukowitsch ausgeführt worden war. Diese Darstellung ist bislang quasi universell von westlichen Regierungen, Medien und vielen Gelehrten akzeptiert worden. Auf Grund unserer Analysen, heißt es in der Studie, »kommen wir jedoch zu einer anderen Schlußfolgerung, als die, die bislang allgemein vom Westen anerkannt wurde. Die Beweise der Verwicklung einer Allianz aus der Rechten  - unter anderem dem Rechten Sektor, Swoboda und der Allukrainischen Vereinigung Vaterland -  zahlreiche Zeugenaussagen und neu ausgewertetes Material legen nahe, daß es sich bei der Schießerei nicht um eine Regierungsaktion gegen die Opposition handelt. Stattdessen offenbart sich eine False Flag Operation, die minutiös geplant und ausgeführt wurde: Mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen und die Macht zu ergreifen.« Eines der Ergebnisse der Untersuchung ist, daß die Partei der Oligarchin und vormaligen Regierungschefin Julia Timoschenko, die Allukrainische Vereinigung Vaterland, offenkundig eine führende Rolle bei dem Putsch gespielt hat. Seit 2008 ist diese Gruppierung eine Schwesternpartei der CDU. Beide gehören der Allianz der europäischen Volksparteien (EVP) an. Mittlerweile ist auch bekannt, daß die Konrad-Adenauer-Stiftung mit deutschen Steuergeldern beim politischen Umbruch in der Ukraine kräftig mitgemischt hat. Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist eigenen Angaben zufolge seit 1994 in der Ukraine aktiv und hat dort mehr als 500 Projekte begleitet. Sie baute auch Klitschkos Partei, die Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen (UDAR) durch gezielte logistische Hilfe und Schulungen mit auf.  [1]    

Auch die nachfolgend veröffentlichte Analyse des Autors Zlatko Percinic 

Die dunkle Seite der Maidan-Revolution‹ 
vermittelt einen gänzlich anderen Blick auf die Geschehnisse, als er in den deutschen Mainstream-Medien dargestellt wurde. Allerdings wird die gezielte Verdrehung der Ereignisse bis heute gleichsam weitergeführt, und so auch von den Blattmachern bewußt geleugnet.

»Der Putsch gegen Viktor Janukowitsch, dem 2010 gewählten Präsidenten der Ukraine, liegt nun etwas über zwei Jahre zurück. Als Revolution der Würde ging dieser in die ukrainische Geschichtsschreibung ein, wurde aber international besser als nach dem Maidan-Platz in Kiew benannten EuroMaidan bekannt. Aus irgendeinem Grund sah sich der Europäische Rat veranlaßt, eine kurze Dokumentation über diese Revolution mit dem Titel Menschen des Maidan zu produzieren. Darin wird das Bild einer Revolution suggeriert, wie sie uns von Anfang an von unseren Medien und Politikern vermittelt wurde: Ein Aufbegehren der ukrainischen Bevölkerung gegen die Machenschaften ihres gewählten, aber korrupten Präsidenten, der ihnen zudem den versprochen geglaubten Weg in die Europäische Union versperrte. War Viktor Janukowitsch korrupt? Mit Sicherheit;  daran kann es keinen Zweifel geben. Allerdings unterscheidet er sich in dieser Hinsicht von keinem einzigen seiner Vorgänger. Es steht auch außer Frage, daß die ukrainische Bevölkerung berechtigte Vorwürfe gegen die Regierung vorbrachte, wie etwa die brutale Inflation oder die hohe Arbeitslosigkeit. Aber auch die gab es bereits unter Janukowitschs Vorgängern, weshalb 2004 schon einmal eine Revolution durchgeführt wurde, die als Orangene Revolution in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Der große Unterschied zwischen den Revolutionen von 2004 und 2013/2014 war der, daß es bei der orangenen  keine Todesopfer gab, während es bei der Revolution der Würde über 100 Tote zu beklagen gab. Ein weiterer Unterschied war die frühe Anwesenheit von US-Spitzenpolitikern auf dem Maidan, die sich im geheimen wie auch öffentlich mit dem bis zu diesem Zeitpunkt politisch belanglosen Anführer der faschistischen Partei Swoboda [Freiheit] trafen.

Zur gleichen Zeit pendelte Vitali Klitschko, der in Deutschland äußerst beliebte Boxer Dr. Eisenfaust [Gründer der Oppositionspartei UDAR, auf Deutsch Der Schlag] zwischen Kiew und Berlin hin und her. Natürlich traf er sich immer wieder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ihm politisch den Rücken stärken sollte. Daß Klitschko in Berlin aber bereits seit 2011 durch die Konrad-Adenauer-Stiftung auf seine Rolle in der Ukraine vorbereitet wurde, die laut Klitschko darin  bestand, »die Ukraine so schnell wie möglich in die EU zu integrieren«, schien für sämtliche berichtende Medien nicht weiter von Interesse zu sein, genauso wenig wie die Tatsache, daß Klitschko zum CDU-Parteitag vom 14. November 2011 in Leipzig eingeladen wurde, weil die »CDU Partner von Klitschko in der Ukraine« wäre. Während also Deutschland und weitere EU-Länder auf die Karte des ehemaligen Box-Weltmeisters setzten, hatte die USA keine Probleme mit Oleh Tiahnibog, dem Anführer der faschistischen Swoboda-Partei, sowie mit Arsenij Jazenjuk, dem damaligen Sprecher der Verhovna Rada, dem Parlament, um eigene Pläne zu schmieden.

Dieser Rückblick ist wichtig, um zu verstehen, weshalb wir in Europa mit einer bis dahin nahezu einmaligen Propagandamaschinerie konfrontiert wurden. Aus Sicht der Regierungen, die seit Jahren am Sturz der von Janukowitsch gearbeitet und dafür viel Geld investiert hatten, galt es, ihre Spuren und Verwicklungen so lange wie möglich unter den Teppich zu kehren. Es galt die Aufmerksamkeit der Medien auf die Korruption der Regierung in Kiew zu lenken, und die legitimen Proteste gegen diese Korruption ausschließlich in diesem Zusammenhang zu zeigen. Dazu kommt noch die Dimension des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union, welches Viktor Janukowitsch am Tag der feierlichen Unterzeichnung platzen ließ. Da gerade bei den Themen EU und NATO sehr viel Geld in die Manipulation der öffentlichen Meinung fließt, war der Rückzug Janukowitschs in Vilna ein schwerer und unverzeihlicher Schlag gegen die westliche Elite. Diejenigen, die in den kalten November- und Dezembertagen 2013 in Kiew gegen die Entscheidung des ukrainischen Präsidenten protestierten, sollten als Beweis dafür herhalten müssen, daß Janukowitsch gegen den Willen seines Volkes agierte.

In Form von religiösen Nationalisten, Rechtsradikalen, Faschisten und Neonazis öffnete sich in Kiew zudem eine gefährliche Büchse der Pandora, die durch diesen Mantel der Manipulation der Medien völlig außer Acht gelassen wurde. Von den westlichen Regierungen stillschweigend geduldet, übernahmen diese rechten Kräfte sehr schnell die Initiative bei den Protesten auf dem Maidan, was natürlich zu schweren Zusammenstößen mit den Sicherheitsorganen führen mußte. Bereits  bei der Orangenen Revolution2004 zeigte es sich, dass diese Kräfte die ganze Zeit über nahe an der Oberfläche auf ihre Chance warteten, um sich ganz offiziell präsentieren zu können. Während sich 2004 nach der Instandsetzung von Recht und Ordnung die Kräfte der UNA-UNSO wieder zurückzogen, war der Mix von verschiedenen rechten Organisation zehn Jahre später zu stark und zu fordernd, als daß sie sich zurückdrängen lassen hätten. So filmten Unbekannte den heutigen Leiter der Administration des Präsidenten Petro Poroschenko, Sergey Pashinskiy, wie er mit einem Leibwächter bei den Maidan-Protesten ein Scharfschützengewehr aus seinem Auto holte, um es der Menge zu zeigen. Scott Rickard, ein ehemaliger US-Geheimdienstoffizier, bestätigte, daß die USA über an das Außenministerium angeschlossene Hilfsorganisationen wie USAID oder National Endowment for Democracy NED Schlägertrupps bezahlten, um die Sicherheitsorgane der Regierung zu Reaktionen in Form von Niederknüppelung der Proteste zu zwingen. Dann gab es das erst kürzlich erfolgte Geständnis von Ivan Bubenchik, daß er für die Gewalteskalation am 20. Februar 2014 auf dem Maidan-Platz  - der Tag ging mit 48 Todesopfern zu Ende -  verantwortlich war.  Bubenchik stammt aus der galizischen Stadt Lwiw (Lemberg), die schon in den Monaten zuvor Schauplatz von Neonazi-Aufmärschen war. Er gab an, bereits  vom ersten Tag der Proteste am Maidan-Platz an dabei gewesen zu sein und mit Molotow-Cocktails und Steinen die Berkut, das Sondereinsatzkommando der Polizei, angegriffen zu haben. Als streng religiöser Mensch habe er keine Angst gehabt; im Gegenteil, er betete für Waffen, um seine »Heimat und sein Volk beschützen« zu können. Sein Gebet muß erhört worden sein, denn am Morgen des 20. Februars erhielt er von einem »jungen Mann« eine Kalaschnikow mit 75 Magazinen Munition. Mit dieser Kalaschnikow schoß er am späten Nachmittag zwei Polizisten, die das Kommando über ihre Hundertschaft hatten, ins Genick, da »Gott sie so hingestellt hatte und es so geschehen ist«. [Hinweis: auch BBC berichtete über einen ähnlichen Fall von einem Einzelgänger, der den Gewaltausbruch ausgelöst haben soll; dabei handelte es sich jedoch nicht um Ivan Bubenchik] Rechtsradikale des Rechten Sektor nutzten diesen Gewaltausbruch, um ihrerseits sämtliche Hemmungen fallen zu lassen, genauso wie ehemalige israelische Soldaten oder ausländische Söldner, gegen die die Sicherheitsorgane kämpften. Völlig im Dunkeln gelassen wurde auch die Behauptung des letztjährigen polnischen Präsidentschaftsanwärters Janusz Korwin-Mikke, daß die Scharfschützen vom Maidan in Polen für diesen Auftrag ausgebildet wurden.  

Der Rechte Sektor, AZOW und Neonazis 
Der Rechte Sektor mit den rot-schwarzen Fahnen war ein Merkmal der Maidan-Revolution, das sowohl von unseren Medien als auch von Politikern wissentlich ignoriert wurde. Desgleichen das sogenannte AZOW-Bataillon, dessen Anführer Andriy Biletsky ganz offen mit nationalsozialistischer Ideologie sympathisiert. Wirklich schändlich an dieser Situation ist, daß Zeitungen wie BILD das AZOW-Bataillon ohne Unterlaß als eine legitime Kraft der ukrainischen Armee darstellen. Schlimmer noch, der Online-Redakteur von BILD, Julian Röpcke, traf sich in Kiew mit AZOW-Vertretern und versuchte dabei, ein möglichst positives Bild zu vermitteln, um die Gräueltaten von AZOW zu relativieren und zu verharmlosen. Das Gleiche gilt für die EU und die USA. Obwohl es Anfang letzten Jahres aus der USA hieß, man wolle AZOW keine Gelder zur Verfügung stellen, da es sich um eine neonazistische Gruppierung handelt, löste sich dieser Vorsatz Ende des Jahres in Wohlgefallen auf. US-amerikanische Steuergelder können somit weiter ungehindert an eine offen neonazistische Gruppierung fließen, die Gleichgesinnte aus ganz Europa und USA anzieht, und fester Bestandteil der ukrainischen Armee ist. Ebenso die EU: Statt mit der Ukraine das Problem der Entnazifizierung anzugehen, nahm Brüssel die neue Gesetzgebung vom April 2015, die Nazi-Kollaborateure aus dem Zweiten Weltkrieg als Helden und  Unabhängigkeitskämpfer glorifiziert, hilflos an. Wenn aber die Fotoausstellung im Europäischen Parlament, die vom 29. 2. bis 2. März 2016 in Brüssel stattfand, mit Hilfe des Schweizer Medienunternehmens Edipresse in einer Fotoserie verkrüppelte ukrainische Soldaten zeigt, unter denen sich aber mindestens ein Neo-Nazi befindet, dann geht das schlichtweg zu weit. Denn das Thema der Ukrainewoche im Europäischen Parlament hieß Sieger: Ukrainische Helden, die in der sogenannten Anti-Terror-Operation ATO, wie die Ukraine den Krieg gegen die Bevölkerung in Donetsk und Lugansk nennt, zwar Körperteile verloren haben, nicht aber ihre Lebenskraft. Damit haben sich nicht nur die Veranstalter, sondern auch das EP vollkommen diskreditiert. Der Weg von solch einem Skandal in Brüssel zu einem vom ukrainischen Innenministerium organisierten und vom Internationalen Roten Kreuz gesponserten Boxkampf, der vom AZOW-Bataillon ausgetragen wird, ist tatsächlich nicht mehr sehr weit. Ebenso wenig überraschend ist der Titel des Boxkampfes: Triumph des Willens. Ein Name, der nicht nur zufällig aus dem gleichnamigen Nazi-Film aus dem Jahr 1935 entlehnt sein dürfte. Während sich mancher Leser angesichts dieser dunklen und zumindest im Westen relativ unbekannten Auswirkung der Revolution der Würde sicher verwundert die Augen reibt, werden Jugendliche vom AZOW-Bataillon und dem Rechten Sektor aktiv in der Ideologie des Stepan Bandera indoktriniert. Was bleibt, ist die Hoffnung, daß der Internationale Strafgerichtshofs in Straßburg etwas Licht in dieses dunkle Kapitel der Europäischen Union und der Ukraine bringen wird, nachdem eine Klage sowohl vom Strafgerichtshof als auch von der gegenwärtigen Regierung in Kiew vorerst zugelassen wurde, mit dem Ziel, die Verbrechen, die zwischen November 2013 und Februar 2014 stattgefunden haben, zu untersuchen. Das kann nur ein erster wichtiger Schritt in die Aufarbeitung der Maidan-Revolution sein.

Ein weiterer wichtiger und bisher unbekannter Aspekt der Maidan-Revolution ist die Rolle der ukrainischen Kirche. The Intercept erwähnte diese Problematik, als deren Journalistin mit dem Mitbegründer der aus der Orangenen Revolution bekannten Organisation UNA-UNSO sprach, der in der aktuellen Krise das Heilige Maria Bataillon für seinen heiligen Krieg gegen Rußland auf die Beine stellte. In der Ukraine tobt nicht nur ein Kampf um die Macht oder um die Ausrichtung des Staates, sondern auch um religiöse Zugehörigkeit und kirchliche  Macht. Grundsätzlich gibt es drei große christliche Kirchen: Die Ukrainische Orthodoxe Kirche unter dem Moskauer Patriarchat, das im Orthodoxentum nicht anerkannte Kiewer Patriarchat und die Griechisch-Katholische Kirche, die in Galizien die stärkste Kirche ist. Nebst den christlichen Kirchen gibt es natürlich noch eine große und einflußreiche jüdische Gemeinschaft. Während die jüdische Gemeinschaft relativ heterogen ist [chassidische Gruppierungen und Chabad], kann man das von den christlichen Kirchen nicht behaupten. In der Realität ziehen sich entlang der Linie dieser drei Kirchen tiefe Gräben. Die orthodoxen ukrainisch sprechenden Ukrainer gehen in die Kirchen des Kiewer Patriarchats, die orthodoxen russisch sprechenden Ukrainer in die offizielle Kirche, die dem Moskauer Patriarchat untersteht.  

Da die Führung der Griechisch-Katholischen Kirche unter Erzbischof Sviatoslav Shevchuk seit einigen Jahren ebenfalls den Titel eines Patriarchs annimmt und eine einzige Kirche für alle drei Ökumenen gründen möchte, das sogenannte Uniatat, um so aus der relativen Bedeutungslosigkeit in der restlichen Ukraine herauszukommen, sorgt dieses Vorpreschen für Spannungen weit über die Grenzen des Landes hinaus. Solchen Plänen erteilte sowohl der Vatikan als auch das Moskauer Patriarchat eine deutliche Absage, als sich Papst Franziskus und Patriarch Kiril im Februar dieses Jahres auf Kuba trafen. Es war seit Jahrhunderten das erste Treffen dieser Art. Sie wiesen die katholischen Brüder in der Ukraine in die Schranken, indem sie ihnen klarmachten, daß der Graben im Christentum durch solche politischen Vorstöße nur noch weiter vertieft würde, was man aber in den Zeiten weltweiter Kriege und Krisen absolut verhindern möchte. Wie tief dieser Graben in der Ukraine tatsächlich ist, zeigen die  Brandanschläge auf Kirchen des Moskauers Patriarchats und deren Plünderungen auf. Gewalt, die seit der Revolution der Würde noch mehr zugenommen hat. Es ist deshalb umso verstörender, daß sich die Europäische Union ausschließlich an  das nicht anerkannte Kiewer Patriarchat, an dessen Spitze der Patriarch Filaret steht, hält, wenn es um einen Dialog mit religiösen Würdenträgern in der Ukraine geht, die sich möglicherweise für ein mäßigerendes Verhalten seitens der  Gläubigen einsetzen könnten. Indem aber Patriarch Filaret in Brüssel von EU-Spitzenbeamten und dem als antirussischen Falken bekannten NATO-Vize Alexander Vershbow als spiritueller Führer der Ukraine empfangen wird, wird genau das Gegenteil erreicht. Man möchte fast dazu neigen zu behaupten, daß das auch beabsichtigt ist, wenn man sich die verschiedenen Aussagen der EU-Beamten anschaut. Nicht nur, daß die EU das Kiewer Patriarchat über alle anderen Kirchen der Ukraine stellt, sie ermutigt dadurch auch die politische Linie von Filaret und stellt sich so explizit gegen die Stellung des Vatikans und des Moskauer Patriarchats, die nominell die einzigen sind, die über solche Fragen entscheiden können.

Was nun wie eine rassistische Einstimmung einer Armee-Einheit auf einen Einsatz an der Front klingt, war in Wirklichkeit Bestandteil einer Messe von Pater Mikhail Arsenica im galizischen Kolomiya-Distrikt, der Oblast Ivano-Frankivsk im Westen der Ukraine: »Wir sind heute selbst realistischerweise in der Lage, eine Revolution durchzuführen. Würden UPA-Krieger  [UPA war im Zweiten Weltkrieg unter der Führung von Stepan Bandera eine Rebellengruppe, die an der Seite von Nazi- Sturmtruppen kämpfte, Anm.d.Red.]  die heutigen Tabachnikovs und Janukowitschs tolerieren? Nur durch Attentate wie es die OUN gemacht hat, kann gekämpft werden! Mit einem Feind kann es keine andere Sprache als die Sprache der Kugeln geben. Keine andere Sprache als das Geräusch der Schlinge, an der die Kommunisten baumeln. Dieses Geräusch, das einem jeden ins Herz spricht. Nimm die Waffe in die Hand, hab’ keine Angst. Wir warten seit zwanzig Jahren.     Wir wollen sichergehen, daß kein chinesischer Neger, kein Jude, kein Russe uns  unser Haus wegnimmt. Nur von uns hängt es ab, ob unsere Hand vor dem Feind zittert, wie gut wir den Feind durch das Scharfschützenvisier im Blick haben.  Möge das Gewehr unsere Hand festigen. Ruhm der Ukraine!« Während die Griechisch-Katholische Kirche diesen Vorfall als Ausrutscher eines einzelnen Paters abtat, hatten verschiedene andere kirchliche Vertreter die Gläubigen zum  zivilen Ungehorsam gegen die Regierung von Viktor Janukowitsch aufgefordert und ihnen das Recht zum bewaffneten Widerstand zugesprochen. Angesichts einer solchen aktiven Einmischung der Kirchen in den EuroMaidan kann es nicht weiter verwundern, daß es zu blutigen Zusammenstößen zwischen friedlichen Demonstranten und dem Janukowitsch-Regime kam, wie es in unseren Medien dargestellt wurde. Wie eben im Falle von Ivan Bubenchik aus Lemberg, der all das als Gottes Wille betrachtete. Ebensowenig überrascht die Tatsache, daß die terroristische UNA-UNSA  - diese wurde nach dem Maidan in den Rechten Sektor eingegliedert -  offen mit der Griechisch-Katholischen Kirche in Galizien gegen die russisch-orthodoxe Kirche paktierte.  [2]

»Vor diesem Hintergrund, schrieb German Foreign Policy am 23. 2. 16, »erweisen sich die gegenwärtige antirussische Berichterstattung deutscher Medien und die immer wieder nachgewiesenen medialen Fälschungen als Normalfall in Zeiten eskalierender Konflikte. Zuletzt mußte etwa das ZDF einräumen, eine Meldung über 50 angeblich in die Ukraine eingerückte russische Panzer mit einem Foto georgischer Panzer aus dem Jahr 2009 illustriert zu haben. Ein Grafiker habe aus Unachtsamkeit aus georgischen Panzern von 2009 russische Panzer ohne Datum gemacht; der zuständige heute.de-Redakteur habe den Fehler ... nicht erkennen können, erklärte das ZDF.« Ähnliche Fehlersorgten schon 2015 für massive Kritik. [3]

d.a. Allein auf Grund des Fakts, dass Victoria Nuland, die stellvertretende US-Aussenministerin für europäische und eurasische Angelegenheiten, im Dezember 2013 völlig freimütig schätzte, dass die Vereinigten Staaten seit 1991 mehr als 5 Milliarden Dollar investiert hatten, um der Ukraine zu der Zukunft, die sie verdient, zu verhelfen, lässt sich einmal mehr feststellen, wie die Umstürze unter US-Regie und je nach Land mit tatkräftiger Hilfe des Westens und Brüssels ins Werk gesetzt werden. 

 

[1]  http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/01/02/studie-vom-westen-unterstuetzte-opposition-hat-maidan-massaker-veruebt/    2. 1. 16

[2]  https://deutsch.rt.com/meinung/37461-dunkle-seite-maidan-revolution-teil/
25. 3. 16 Die dunkle Seite der Maidan-Revolution -  Von Von Zlatko Percinic

[3]  http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59060   23. 2. 16 
Von Racak zum Majdan