Frontalangriff auf die Direkte Demokratie - Von Ulrich Schlüer 25.09.2016 19:38
Aus Angst vor der EU hat die Classe politique ihren Traum,
die
Schweiz doch noch irgendwie der EU angliedern zu können, nie aufgegeben, mag
der Widerstand in der Bevölkerung gegen den EU-Beitritt noch so gross sein: Der
Bundesrat will die Schweiz mittels eines Rahmenvertrags an den
EU-Bürokratieapparat ›institutionell
anbinden‹.
Bundesrätliche
Zugeständnisse Das will
er herbeiführen, indem die Schweiz sämtliche EU-Beschlüsse, die bilateral irgendwie
mit zwischen Bern und Brüssel getroffenen Vereinbarungen in Zusammenhang stehen, automatisch - der Bundesrat wählt dafür allerdings den tarnenden
Ausdruck ›dynamisch ‹ -
zu übernehmen hat. Die Landesregierung ist zusätzlich bereit, beim Entstehen
von Meinungsverschiedenheiten zwischen Bern und Brüssel den Europäischen
Gerichtshof für Vertragsverletzungen als oberste, nicht anfechtbare Instanz
der Rechtsprechung anzuerkennen.
Der
Bundesrat räumt der EU sogar das Recht ein, gegen unser Land - gegen das Land, dessen Interessen er als
Regierung eigentlich zu wahren hätte - Sanktionen,
also Strafmassnahmen ergreifen zu können, wenn die Schweiz einen EU-Beschluss
einmal nicht im Sinne Brüssels übernehmen würde. Ausserdem will Bundesbern der
EU die Einsetzung eines EU-Überwachungsorgans zugestehen, das im Dienste
Brüssels die Vertragstreue Berns beaufsichtigen soll. Und auch Jahresbeiträge
will der Bundesrat fortan nach Brüssel entrichten. So, als wäre die Schweiz
eine bevogtete, tributpflichtige Untertanin Brüssels. Würde man Brüssel, so lautet
die angsterfüllte Begründung dieses Souveränitätsverzichts, all dies nicht
zugestehen, wäre die EU in der Lage, wichtige bilaterale Verträge mit der
Schweiz kurzerhand zu annullieren.
Parlament und
Bundesgericht ziehen nach Der
Nationalrat hat soeben beschlossen, die von Volk und Ständen in einer
Volksabstimmung gutgeheissenen Massnahmen gegen die Masseneinwanderung nicht
umzusetzen. In Sachen Einwanderung würde nur noch angeordnet, was Brüssel zuvor
ausdrücklich genehmigt hätte. Nicht mehr der Schweizer Souverän, Brüssel hat
für die Grosse Kammer fortan das Sagen. Und das Bundesgericht hat letzten
Herbst festgehalten, es werde sich in Sachen Personenfreizügigkeit konsequent
nur noch am EU-Recht orientieren. Was auch immer der Schweizer Souverän in
Sachen Einwanderung beschliesse, sei für unser höchstes Gericht nicht
verbindlich, sofern der Schweizer Entscheid von Brüssel nicht ausdrücklich
gutgeheissen worden sei. Nicht mehr der
Schweizer Souverän, vielmehr Brüssel bzw. Luxemburg, wo der EU-Gerichtshof
seinen Sitz hat, schafft fortan das Recht, an welches sich unser höchstes
Gericht gebunden fühlt.
Die Bundesverwaltung
dirigiert Hinter
diesen Entwicklungen steht die übermächtige Bundesverwaltung, deren Exponenten
seit Jahren von glänzenden, grosszügig salarierten Karrieren in der
EU-Bürokratie träumen. Seit Dezennien schon sorgen sie - an allen legislativen Instanzen der Schweiz
vorbei - dafür, dass das Schweizer Recht
bis in alle Einzelheiten konsequent den Vorgaben aus Brüssel unterworfen wird.
Es existiert zu Bundesbern keine Mehrheit mehr, welche für die Eigenständigkeit
der Schweiz einzutreten bereit ist, mag sich der Souverän, mögen sich Volk und
Stände noch so deutlich zu einer eigenständigen, souveränen, freien und
neutralen Schweiz bekennen.
Genau nach
Geheimgutachten Thürer Das alles
läuft nach einer Handlungsanleitung, wie sie im Jahre 2010 in einem Gutachten
des Zürcher Staatsrechtlers Daniel Thürer formuliert worden ist, ab. Thürer
verfasste dieses Gutachten im Auftrag des Bundesrats. Als dieser es der
Landesregierung vorlegte, erklärte es der Bundesrat umgehend zum
Geheimgutachten. Womit er zu verstehen gab, dass er im Papier Thürer mehr als
nur ein Gutachten unter vielen andern sah, nämlich eine konkrete
Handlungsanweisung. Anderthalb Jahre lang war dieses Papier eine geheim
gehaltene Handlungsanleitung für unsere Landesregierung, bis seine Existenz
entdeckt und der Öffentlichkeit schliesslich zugänglich gemacht wurde. Der
Ratschlag in Thürers Gutachten lautet wie folgt: Der Bundesrat müsse fortan
alles, was zu Brüssel bzw. Luxemburg als EU-Recht geschaffen werde, konsequent
als allen europäischen Ländern übergeordnetes Völkerrecht bewerten. Denn dem
Völkerrecht könne sich niemand entziehen. Wer dies wollte, würde das eigene
Land geradezu der verfemten Minderheit der Schurkenstaaten zuordnen, die dem
Völkerrecht demonstrativ die kalte Schulter zu zeigen versuche.
Der
Völkerrechts-Trick Damit
würde eine Volksabstimmungs-Frage theoretisch wie folgt lauten: »Wollt Ihr Euch
der übergeordneten europäischen Rechtsordnung anschliessen - oder wollt Ihr die
Schweiz den Schurkenstaaten zuteilen?« Eine solche, alles abendländische Recht
verratende Frage zu stellen, verbietet sich allerdings einem Staat, der Rechtsstaat
sein und bleiben will. Und damit, so der Gedankengang Thürers, sei der Weg für
einen Anschluss der Schweiz an die EU sogar ohne Volksabstimmung geebnet.
Dieses Rezept Thürers scheint Bundesbern immer offenkundiger als
Handlungsanweisung nutzen zu wollen. Man weiss in den erwähnten Gremien
natürlich, dass die Schweiz in freier Abstimmung nie und nimmer den Beitritt
zur EU beschliessen würde. Nur mittels Ausschaltung, ja Zerstörung der Direkten
Demokratie kann die Classe politique ihr grosses Ziel, den EU-Beitritt,
erreichen – sozusagen durch die Hintertür.
Eine
ernüchterte Öffentlichkeit muss heute wahrnehmen: Die Unterminierung der
Direkten Demokratie ist bereits weit fortgeschritten. Die derzeitige Session
der Eidgenössischen Räte liefert dazu den Anschauungsunterricht. [1]
Der EU-Rahmenvertrag Dieser beendet,
wie Lukas Reimann darlegt, die über Jahrhunderte gewachsene demokratische
Tradition der Schweiz. Die Schweiz ist eine von mehreren Volksgruppen mit
verschiedenen Sprachen und Religionen gebildete Willensnation. Seit 1848 ist
sie ein Bundesstaat, einer von weltweit 23 und unter diesen, nach den
Vereinigten Staaten, der zweitälteste. Der staatliche Aufbau ist föderalistisch
und gliedert sich in die drei politischen Ebenen Bund, Kantone und Gemeinden. Mit
dem Rahmenabkommen würde eine vierte Ebene – jene der EU-Bürokratie - diesen
erfolgreichen Schweizer Staatsaufbau plattwalzen.
Ein
politischer Rahmen oder eben ein Rahmenabkommen schränkt Handlungsfreiheit,
Unabhängigkeit und Demokratie ein. Mit einem Rahmen wird ein Bereich
festgelegt, innerhalb dessen man sich bewegen muss. Es werden Ketten um die
demokratische und freiheitliche Schweizer Tradition gelegt. Und es kommt noch
schlimmer: Diese Ketten können mittels dynamischer – also automatischer –
Rechtsanpassung immer enger angezogen werden. Bis jeder Schritt zur Qual wird.
Ein Rahmenvertrag
ist ein Unterwerfungsvertrag Bilaterale
Gleichberechtigung und bei Konflikten fair zusammengesetzte, gemischte
Ausschüsse Schweiz-EU würden beseitigt und durch das EU-Sanktionsrecht mit
fremder Rechtsprechung und fremder Rechtsetzung ersetzt. Die bewährte
Mitsprache von Volk und Kantonen in der Aussenpolitik würde auf ein absolutes
Minimum beschränkt. Diese Entrechtung ist nichts anderes als das Ende der
demokratischen, freiheitlichen Tradition der Schweiz. Das Volk soll nichts mehr
zu sagen haben. Über die Zukunft des Landes sollen wenige machthungrige
Funktionäre entscheiden: Fremdbestimmung statt Selbstbestimmung! Wozu überhaupt einen Rahmen?
Es soll für die «institutionelle Einbindung der Schweiz» ein Rahmen gebildet
werden, ein Tarnbegriff für den EU-Beitritt der Schweiz. Nach dem Brexit
braucht Brüssel dringend ein Erfolgserlebnis. Die Schweiz als neuer
Nettozahler, mit Ketten an die EU-Rahmenbedingungen angebunden, wäre dazu
hochwillkommen. Ein Blick in die EU-Mitgliedsstaaten genügt, um Auswirkungen
auf die Schweiz aufzuzeigen:
Der EU-Zentralismus
entwickelt sich zur Hochsteuer-Hölle mit
Überschuldung, wirtschaftlichem Niedergang und unentwirrbarer Überregulierung.
Die EU ist innerlich bis zur Handlungsunfähigkeit zerstritten. Die
unkontrollierte Masseneinwanderung und die Islamisierung – inklusive Terror
durch fanatische Islamisten – sind die Folge dieser irren
EU-Funktionärsdiktatur. Rekord-Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit für die
europäische Jugend – ohne Mitbestimmungsrechte. Das ist keine
Zukunftsperspektive für die Schweiz! Als Schweiz beweisen wir, dass es ohne EU
besser geht. In den verschiedensten Statistiken
- etwa bezüglich Innovationskraft, Lebensqualität, Arbeitsplätze,
Wettbewerbsfähigkeit, geringe Schuldenlast oder Stabilität - überflügeln wir die EU bei weitem. Nicht
trotz – sondern gerade wegen unserer Unabhängigkeit! Das Rahmenabkommen würde
diesen bewährten Schweizer Weg kaputtmachen. Es macht uns zum Nettozahler eines
maroden Konstrukts. Die einmaligen Volksrechte würden geopfert;
Demokratie ist der
Erzfeind der EU-Elite
Natürlich wollen wir mit der ganzen Welt Handel treiben, aber ohne politische
Einmischung aus Brüssel. Das heutige EU-System organisierter
Verantwortungslosigkeit schwächt Europa. Geldverschwenden wird belohnt, bis zur
Pleite. Im Gegensatz zum Wettbewerb der Staaten führt die Transfergemeinschaft
zur Abstumpfung: Man orientiert sich nach unten. Die Guten finanzieren die
Schlechten, solange, bis es keine Guten mehr gibt. Die EU schwächt Europa und
verbaut Europas Jugend die Zukunft. Die Schweiz darf nicht als Trophäen-Rahmen
an das sinkende EU-Schiff genagelt werden. Wir orientieren uns nicht nach unten,
sondern wir messen uns mit den Besten auf der ganzen Welt.
Der
Vorteil von Europa gegenüber anderen Kontinenten war die bewundernswerte
Vielfalt: Der aufbauende Wettbewerb zwischen den Staaten. Die Orientierung an
den Besten. Nationalstaaten haben Europa aufgebaut, nicht um sich aufzulösen
wie ein Stück Zucker im Tee. Die Ablösung der Länder durch einen EU-Superstaat
ist nicht im Sinne der Europäer. Brüssel tut gut daran, diese Einsicht in der
Politik umzusetzen. Die verbissene Euro-Ideologie kostet Europa Kopf und
Kragen, wenn die EU-Politiker nicht eingestehen, dass sie falsch kalkuliert
haben. Das Rahmenabkommen ist Teil dieser verbissenen EU-Verliererpolitik und
nicht Teil vom Erfolgsmodell Schweiz.
Noch ist
jeder Ballon, der zu fest aufgeblasen wurde, geplatzt. Die aufgeblasene EU ist
ein Auslaufmodell. Die Zukunft Europas ist jetzt zu überdenken. Als Schweiz
können wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten, gerade weil wir kein EU-Mitglied
sind und es ohne Rahmenabkommen auch nie werden. Bei aller Freundschaft
bedeutet eine gesunde Distanz zur EU-Bürokratie für die Schweizer Wirtschaft
und für alle Bürgerinnen und Bürger: Mehr Sicherheit und Stabilität. [2]
Quellen: [1] http://www.schweizerzeit.ch/cms/index.php?page=/news/frontalangriff_auf_die_direkte_demokratie-2827 Der
Freitags-Kommentar der «Schweizerzeit» vom 23. September 2016 von Ulrich
Schlüer
[2] http://eu-no.ch/news/eu-rahmenvertrag-beendet-ueber-jahrhunderte-gewachsene-demokratische-tradition-der-schweiz_127 Referat von Nationalrat
und AUNS-Präsident Lukas Reimann, das dieser am 5. 8. 2016 an einer
Medienkonferenz in Bern hielt
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