Die USA verstärken die Präsenz von Spezialeinsatzkräften an der russischen Grenze - Von Peter Korzun 10.12.2017 21:16
Der Einsatz von US-Spezialeinsatzkräften in Europa steht nie
im Rampenlicht, nimmt jedoch rasch zu. Es kann
keinen anderen Zweck geben als den Erwerb der Fähigkeit, Schläge bis tief in
das russische Territorium auszuführen.
Die Trump-Administration stützt sich stark auf
Spezialeinsatzkräfte, auf die Special Operations Forces ›SOF‹.
Sie werden in 137 Ländern oder in 70?% der Länder in der Welt
eingesetzt. Mindestens 8000 ›SOF‹ sind zu jedem gegebenen Zeitpunkt in rund 80 Ländern tätig. Die Zahlen
sind in die Höhe geschossen: Von einigen Tausenden in den 80er Jahren auf
momentan 70 000.
2016 entsandten die USA Spezialkräfte nach Taiwan, in die Mongolei, nach
Kasachstan, Tadschikistan, Afghanistan, Nepal, Indien, Laos, auf die
Philippinen, nach Südkorea und Japan. Im Jahr 2006 waren 3 % der
im Ausland eingesetzten Spezialkräfte in Europa tätig; im Jahr 2016 überstieg
die Zahl 12 %.
Kürzlich wurde viel über ›SOF‹-Operationen in Afrika gesagt,
die sich ausweiten und intensivieren
werden. Offiziell sind sie in der Ausbildung tätig und unterstützen Missionen,
um terroristischen Bedrohungen zu begegnen. Aber man kann sich kaum vorstellen,
dass solche Spezialeinheiten aus Übersee eingesetzt werden müssen, um
Terroristen auf dem Alten Kontinent zu bekämpfen.
Die Vereinigten Staaten haben im vergangenen Jahr
die Präsenz von ›SOF‹ in Europa um das Vierfache erhöht. Die Streitkräfte
werden hauptsächlich in der Nähe der russischen Grenzen
stationiert, darunter in Ländern wie die baltischen Staaten sowie in Rumänien,
Polen, in der Ukraine und in Georgien. Im Jahr 2017 wurden ›SOF‹
in mehr als 20 europäische Länder gesandt. Im März 2017 trainierten ›SOF‹
(Army Green Berets) mit lokalen Truppen während der Übung ›Northern
Griffin‹
in Lappland und in Finnland. Im Mai waren ›Navy
SEALs‹ Teil
der Übung ›Flaming
Sword 17‹ in
Litauen. Im Juni trainierten Mitglieder der US-amerikanischen ›10th
Special Forces Group‹ in
der Nähe von Lubliniec, Polen.
Im Juli nahmen Marine-›SOF‹
an der jährlichen Militärübung ›Sea
Breeze‹ in
der Ukraine teil. Im August überprüften ›Special-Tactics-Combat-Controllers‹ des ›321st Special Tactics Squadron‹ die zweispurige Autobahn,
entschärften den Luftraum und übten die Führung und Kontrolle auf dem Boden und
in der Luft aus, um ›A-10s‹ von der ›104. Jäger-Staffel der ›Maryland Air National Guard‹ auf der
Jägala-Käravete Autobahn in Estland zu landen. Ebenfalls im August nahmen ›SOF‹
an der Übung ›Noble
Partner‹ in
Georgien teil. Major Michael Weisman, ein Sprecher des US Special Operations
Command Europe, sagte: »Ausserhalb von Russland und
Weissrussland trainieren wir mit fast jedem Land in Europa - entweder bilateral
oder durch verschiedene multinationale Veranstaltungen.«
Im April und Mai 2017 nahmen Vertreter von
Spezialeinsatzkräften der Marine des US-Sondereinsatzkommandos zusammen mit
Spezialtruppen der NATO aus Albanien, Bulgarien und Litauen an der Übung ›Sabre Junction 17‹ im ›Joint Multinational Readiness Center‹ in Deutschland teil. Die
Ukraine und Georgien gehörten zu den teilnehmenden Ländern. Zusätzlich zur
Integration der ›SOF‹ wurde durch den Einsatz der litauischen
nationalen Freiwilligen-Verteidigungskräfte eine fingierte Widerstandskraft in
die Übung eingeführt. Amerikanische Kommandos wurden unauffällig in den
baltischen Staaten stationiert. Dutzende von Sondereinsatzkräften der
Vereinigten Staaten haben dort eine Präsenz von Dauer, um Spezialkräfte
auszubilden.
In diesem Jahr wurde eine Gruppe der Spezialkräfte
der US-Nationalgarde mit Sitz in Birmingham, Alabama, damit beauftragt, die
russische Sprache einschliesslich der militärischen Terminologie, sowie
Geschichte, Kultur und Traditionen zu erlernen, in einer - wie es aussieht - Vorbereitungsphase eines möglichen Einsatzes
in Übersee. Dies ist der Beginn eines Fünfjahresprogramms zur Vorbereitung der
Sondereinsatzkräfte der Nationalgarde. Der Sprachkurs dauert voraussichtlich
drei bis sechs Wochen. Er beinhaltet auch die praktische Anwendung von
Befehlsbegriffen. Darüber hinaus sollen die Dozenten einen Überblick über die
regionale Kultur geben, einschliesslich wichtiger Daten und Persönlichkeiten.
Die ›SOF‹ werden in der Nähe von Russlands Grenzen unter dem Vorwand
eingesetzt, die Alliierten zu verteidigen, die Angst vor einer möglichen ›russischen
Aggression‹ haben. Wenn dies der Fall wäre, würden sie nach allgemeinen
Einsatzkräften fragen wie Armeeeinheiten, die mit defensiven Waffensystemen
ausgestattet sind, um ihre Grenzen zu schützen. Sie würden keine
Sondereinsatzkräfte benötigen, die - wie
die US-Marines in Norwegen - offensive
Einheiten sind. Um Kräfte für die Abwehr von Angriffen des Gegners
vorzubereiten, benötigt man Instruktoren, die auf Verteidigungsoperationen
spezialisiert sind und keine ›SOF‹. Was die ›SOF‹ und Marines lehren können, ist die Kunst, Erstschläge auszuführen. Ihr Einsatz in Europa
steht zwar nie im Rampenlicht, nimmt aber rapide zu.
Es kann keinen anderen Zweck geben als
den Erwerb der Fähigkeit, Schläge bis tief in das russische Territorium
auszuführen. [1]
Hierzu Karl Müller: »Ein grosses,
rohstoffreiches, unabhängiges und einiges Russland stört die noch immer nicht
aufgegebenen Weltmachtpläne der angelsächsischen Kriegspartei und ihrer
Verbündeten; selbst wenn diese Verbündeten wie Vasallen behandelt werden. Aber
sie scheinen noch immer willens zu sein, ihre Völker und Staaten gegebenenfalls
sinnlos zu opfern.
So bleibt als Fazit: Trotz aller
Twitter-Botschaften des US-Präsidenten lässt es die amtierende Regierung
genauso zu, dass der Krieg gegen Russland weiter vorbereitet wird, Schritt für
Schritt und von langer Hand – nicht erst seit 2014. Dieser Krieg soll auch mit
Soldaten, mit Bomben und Raketen geführt werden, sollte es nicht gelingen, Russland
in die Knie zu zwingen oder von innen her zu zerstören. Man mache sich nichts
vor. Auch ein ›moderner‹ Krieg gegen Russland würde Millionen von Opfern kosten. Davor die
Augen zu verschliessen hilft nicht weiter. Nur kleine Kinder glauben, dass man
sie nicht sieht, wenn sie sich die Hand vor die Augen halten. Was wirklich
passieren wird, ist nicht sicher. Aber es kann nicht falsch sein, alle
Tatsachen der Kriegsvorbereitung öffentlich zu machen und anzuprangern,
gleichzeitig aber auch solche Twitter-Botschaften des US-Präsidenten beim Wort
zu nehmen und zu sagen: Nein zum Krieg. ›War is obsolete!‹.« [2]
[1]
https://www.zeit-fragen.ch/de/editions/2017/no-2930-27-novembre-2017/les-etats-unis-renforcent-la-presence-des-forces-doperations-speciales-a-la-frontiere-de-la-russie.html
Zeit-Fragen Nr. 29 / 30 vom 21.
November 2017 USA
verstärken die Präsenz von Spezialeinsatzkräften an russischer Grenze
[2]
https://www.zeit-fragen.ch/de/editions/2017/no-2930-27-novembre-2017/prepare-t-on-la-guerre-contre-la-russie.html Zeit-Fragen Nr. 29 / 30 vom 21. November
2017
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