Was haben der Weihnachtsmann und die Parlamentarier gemeinsam? 17.12.2017 22:04
Dies die Frage des Unternehmers und Nationalrats von Luzern, Franz Grüter.
Richtig: Beide verteilen gerne Geschenke. Eine gute
Gelegenheit dazu bietet die alljährlich stattfindende Budgetberatung während
der Wintersession. Dabei ist es an den National- und Ständeräten, über die
Verwendung der Steuergelder für das nächste Jahr zu entscheiden. Vielleicht
liegt es an der vorweihnachtlichen Stimmung, dass dabei die meisten
Volksvertreter ihre Spendierhosen hervorgeholt haben. Weniger Mehrausgaben als
in der Finanzplanung gibt es eigentlich nirgendwo und so ist es nicht
verwunderlich, dass die Staatsausgaben auch im nächsten Jahr wieder stärker als
das prognostizierte Wirtschaftswachstum ansteigen werden, wodurch ein Defizit
resultiert und auch die Schuldenbremse wahrscheinlich nicht eingehalten werden
kann. Wenn es draussen bereits kalt ist und erste
Schneeflocken fliegen, geht es im National-
und Ständerat heiss zu und her: In der alljährlich in der Wintersession
stattfindenden Budgetberatung gilt es, über die Verwendung der finanziellen
Mittel im nächsten Jahr zu entscheiden. Als Finanzpolitiker liegt es mir dabei
am Herzen, dass die Steuergelder gezielt und nicht verschwenderisch eingesetzt
werden. Dies heisst für mich, mindestens die Vorgaben der Schuldenbremse
einzuhalten und - noch besser - keine Defizite zuzulassen. Diese Woche wurde
das Bundesbudget nun zum zweiten Mal vom National- und vom Ständerat
durchberaten. Zeit also, um eine erste Bilanz zu ziehen.
Ausgabenwachstum übertriff Wirtschaftswachstum
deutlich Bereits nach den ersten Differenzbereinigungen ist
klar, dass die Bundesausgaben auch im nächsten Jahr massiv ansteigen werden.
Ich fasse zusammen: Der Ständerat will die Ausgaben gegenüber dem Bundesrat
nochmals um 70 Millionen Franken (+3,9 % gegenüber dem Budget 2017) erhöhen.
Der Nationalrat geht mit den Steuergeldern sogar noch leichtfertiger um, er
will die Ausgaben gegenüber dem Budget 2017 sogar um 4,1 % (+277 Millionen)
aufstocken. Wohlgemerkt: Das prognostizierte Wirtschaftswachstum für das
nächste Jahr liegt bei 1,9 %. Sowohl der National- als auch der Ständerat haben
somit ein Ausgabenwachstum beschlossen, das
viel höher als das Wirtschaftswachstum, und somit überproportional ist. Das
wird uns Wirtschaftswachstum und Wohlstand kosten. Zudem haben die stetig
anwachsenden Staatsausgaben für den Bürger den unangenehmen Effekt, dass der
Staat laufend Steuern und Abgaben weiter erhöhen muss, damit er nicht in ein
Defizit gerät. Hinzu kommt, dass die Wirtschaftsaussichten für die kommenden
Jahre nicht die besten sind. Der Volksmund sagt, ›Spare
in der Zeit, dann hast du in der Not‹, wobei
er recht hat. Es gleicht einer verpassten Chance, dass es unserem formell
bürgerlichen Parlament nicht gelungen ist, ein schlankeres Budget aufzugleisen
und damit für die bereits absehbaren wirtschaftlich schlechteren Zeiten
vorzusorgen. Einmal mehr waren wir mit der SVP allein, als es darum ging, das
Kostenwachstum unter das Wirtschaftswachstum zu drücken. Von den Vertretern der
FDP durften wir leider auch dieses Jahr keine Unterstützung erfahren. Auch nicht
von den Grünliberalen, die sich sonst gerne öffentlich als finanzpolitisch
konsequent brüsten.
Gespart wird einmal mehr nirgends Für die Entwicklungshilfe werden allein vom Bund
jährlich über 3,3 Milliarden Franken ausgegeben. Man könnte annehmen, dass es
angesichts dieser Zahlen möglich wäre, einen Betrag von 100 Millionen Franken
(oder: 0,00000303 %) ›einzusparen‹. Doch da liegt man falsch, eben dieser von der SVP
gestellte Antrag fand keine Mehrheit, nur 8 Mitglieder der FDP unterstützten
ihn. Einsparungen bei der Kultur, zum Beispiel bei der längst überholten ›Filmförderung‹?
Abgelehnt! Kostensenkungen beim Bundesamt für Statistik oder beim Büro für die
Gleichstellung von Frau und Mann: Liegen gemäss der Parlamentsmehrheit nicht
drin. Chancenlos war auch dieses Jahr unser Antrag, beim Bundespersonalaufwand
(aktuell 5,7 Milliarden jährlich) die Kosten etwas (minus 150 Millionen)
einzudämmen. Bei einem durchschnittlichen Lohnaufwand von rund 168'200 Franken pro Arbeitnehmer - inklusive guter Sozialleistungen - braucht der Vergleich mit der
Privatwirtschaft nicht gescheut werden.
SVP wird ein nicht schuldenbremsen-konformes Budget
ablehnen Letzten Endes kam kein einziger unserer Anträge zur
Senkung des Ausgabenwachstums durch. Dies hat zur Folge, dass der Nationalrat
nach der ersten Differenzbereinigung mit dem Ständerat ein Budget verabschiedet
hat, welches erstens ein Defizit von 174 Millionen Franken ausweist und damit
tiefrot ist und zweitens damit nicht einmal den Vorgaben der Schuldenbremse
entspricht: Die Schuldenbremse würde ein
Defizit von 31 Millionen Franken zulassen. Angesichts dieser Zahlen ist klar,
dass die SVP das Budget in der Schlussabstimmung ablehnen wird, sollte nicht
bei der letzten Differenzbereinigung mit dem Ständerat zumindest ein
schuldenbremsen-konformes Budget erzielt werden. Als einzige Partei nehmen wir
damit den Volks- und Bundesverfassungsauftrag (Art. 126 BV) ernst, ein Budget
zu verabschieden, welches finanzpolitische Grundsätze wie eben das Einhalten
der Schuldenbremse erfüllt.
Problematisches Staatswachstum Das Bundesbudget ist in 30 Jahren von 32 Milliarden
(1990) um fast das Zweieinhalbfache auf 72 Milliarden Franken (2018)
angestiegen. Und bis 2021 sind bereits weitere Ausgabenerhöhungen auf 77 Milliarden Franken einkalkuliert. Wichtig
ist hierbei auch, dass wir die Aufgabenbereiche im Überblick haben. Man muss
beim Beschluss von Massnahmen stets im Hinterkopf haben, welche Politikbereiche
in der Vergangenheit massive Wachstumsraten verzeichnen konnten und welche zu
einer Stabilisierung beigetragen haben. So verzeichnet die Landwirtschaft und
die Landesverteidigung seit 2001 ein Minus- oder Nullwachstum, hingegen weisen die
Bereiche Bildung, Forschung und soziale Wohlfahrt Wachstumsraten von mehr als
50 % auf. Auch der Anstieg des Bundespersonalbestandes muss uns alarmieren. In
nur 10 Jahren wurden über 3000 zusätzliche Stellen geschaffen! Auf allen
Staatsebenen haben insbesondere die Anzahl Beschäftigten im Sozialwesen, im
Gesundheitsbereich und bei der zentralen Verwaltung überproportional
zugenommen.
Ausblick Die Einnahmen und Ausgaben werden in den nächsten
Jahren weiter steigen. Defizite sind wahrscheinlich, denn es stehen auch einige
Grossprojekte in der Pipeline, die finanziert werden müssen. Dies ist sicher die
Steuervorlage 17 und die Neuauflage der Reform der Altersvorsorge (AHV-Reform).
Aber auch die Abschaffung der Heiratsstrafe und noch sistierte Projekte, wie
die Abschaffung der Stempelsteuer und die Reform der Verrechnungssteuer, werden
noch zu reden geben. Darüber hinaus könnten auch in den kommenden Jahren die
heute schon horrenden Asyl- und
Migrationskosten weiter steigen. So werden für das nächste Jahr in diesem
Bereich allein für die Sozialhilfe von Asylsuchenden, vorläufig Aufgenommenen
und Flüchtlingen rund 1,38 Milliarden Franken fällig.
Fazit für mich ist: Wir müssen das schier
unaufhaltsame Ausgabenwachstum jetzt endlich in den Griff bekommen. Es kommen
Mehrbelastungen auf den Bundeshaushalt zu, denen mit Massnahmen gegen das
unaufhörliche Staatswachstum begegnet werden muss. Im Budget 2018 waren wir mit
unseren Anstrengungen nicht erfolgreich, haben jedoch für unsere
finanzpolitischen Grundsätze gekämpft und werden dies weiter tun. Es stimmt
mich nachdenklich, dass es uns im Nationalrat bisher nicht einmal gelungen ist,
ein Bundesbudget zu verabschieden, welches wenigstens die minimale Anforderung
zur Einhaltung der Schuldenbremse erfüllt. Sollte das Budget am Ende der
Beratung im Parlament diese Regeln immer noch nicht erfüllen, werden die SVP
und ich das Budget ablehnen müssen.
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