Thilo Sarrazin im Interview mit EPOCH TIMES zum UN-Migrationspakt 02.12.2018 21:01
»Die Ursache des Flüchtlings- bzw. Migrationsdrucks«, legt der Autor
dar, »sind die Verhältnisse
in den Herkunftsstaaten, die geprägt sind von einer Herrschaft von
Kleptokraten, von Diktatur, Korruption, fehlender Bildung, Vorherrschaft des
Islam, Unterdrückung von Frauen, usw. Es gilt hier wie bei der Religion: Nur
die Muslime selbst können ihre Einstellung ändern, man kann ihnen das nicht
aufzwingen. Und dasselbe gilt auch für fremde Länder, ob sie im Nahen Osten
liegen oder in Afrika. Nur in den Ländern selber kann sich etwas ändern. Jedes
Land kann sich so ändern, dass es seinen Menschen angemessene Lebensmöglichkeiten
bietet. Wir können dies nicht dadurch kompensieren, dass wir Einwanderung aus
diesen Ländern zulassen«. [1]
In seinem nachfolgenden Artikel
Alles, was Sie über den Migrationspakt wissen sollten analysiert Sarrazin diesen wie folgt:
Der »Global
Compact for safe, orderly and regular Migration«, der in zwischenstaatlichen Verhandlungen am
13. Juli 2018 als Entwurf vereinbart worden war und [bekanntlich] am 10./11. Dezember in Marokko verabschiedet
werden soll, enthält neben einer vorangestellten ›Vision‹ und einem Abschlussteil zur Umsetzung
23 Ziele und Verpflichtungen, ›objectives
and commitments‹,
die im einzelnen mit ausführlichen Maßnahmekatalogen unterlegt werden.
Der Migrationspakt pflegt eine
geschwollene, verhüllende und extrem redundante Behörden- und
Diplomatensprache. Im englischen Originaltext wirkt das noch unangenehmer als
in der deutschen Übersetzung. Internationale Dokumente dieser Art zeichnen sich
allerdings nur selten durch Klarheit, Prägnanz und sprachliche Schönheit aus.
Das ist bei solch einem Thema wohl
unvermeidlich. Schuldige dürfen ja nicht klar benannt werden, um die
Unterschrift aller zu bekommen. Sachliche Kausalitäten und Zusammenhänge müssen
im Text dort unterdrückt werden, wo sie den Interessen von Beteiligten in die
Quere kommen, die die Sünden und Verfehlungen ihrer Länder möglichst unerwähnt
lassen wollen. So fehlt im Migrationspakt jede klare kausale Zurechnung der
Migrationsursachen und jede Aussage dazu, dass die Gründe für
Auswanderungswünsche bis hin zur Fluchtmigration in den Herkunftsländern liegen
und auch nur dort bekämpft werden können. Wer sich also mit den Ursachen von
Migration beschäftigen will, braucht den Text des Migrationspaktes gar nicht
erst aufzuschlagen, er hätte dort einen Erkenntnisgewinn von null.
Dabei wäre es die wichtigste Aufgabe eines
sinnvollen Migrationspaktes, genau hier anzusetzen und eine internationale
Übereinstimmung darüber herzustellen, was in den Auswanderungsländern
geschehen muss, um den Migrationsdruck zu vermindern und die Bevölkerung im
Land zu halten.
Eine fundamentale Lüge am Anfang Hier versagt der vorliegende Text nahezu
vollständig. Im Ziel 2 wird nur sehr verdruckst von ›nachteiligen
Triebkräften und strukturellen Faktoren‹ gesprochen,
die ›Menschen
dazu veranlassen, ihre Herkunftsländer zu verlassen‹.
Von Unterdrückung, Diktatur, Korruption, kleptokratischen Führungsschichten,
Bildungsversagen ist allenfalls andeutungsweise in positiv besetzten Begriffen
die Rede. Völlig ausgeklammert - und das
ist eines der größten Defizite des Migrationspakts - wird die wichtigste Ursache des
Auswanderungsdrucks, nämlich die seit Jahrzehnten anhaltende
Bevölkerungsexplosion in den meisten Auswanderungsländern in Afrika und dem
Nahen und Mittleren Osten. Völlig ausgeklammert wird zudem, dass auch die
gutwilligste Einwanderungspolitik der Industrieländer nur einen winzigen
Bruchteil des gewaltigen Menschenüberschusses aufnehmen kann, den der
Geburtenreichtum der Auswanderungsländer in Afrika und im Nahen und Mittleren
Osten Jahr für Jahr produziert.
Nichts davon wird im Text des
Migrationsapakts auch nur angedeutet. Stattdessen
ist der Kern des Migrationspakts die am Anfang des Textes stehende ›Vision‹,
die Formulierung einer groben Unwahrheit, die den historischen Tatsachen der gesamten
Menschheitsgeschichte geradezu ins Gesicht schlägt. Da die ›Vision‹ nicht von ungebildeten Idioten formuliert wurde, ist
es angesichts der Dreistigkeit der dort niedergelegten Unwahrheit
durchaus gerechtfertigt, hier von einer Lüge zu sprechen. So baut der gesamte
Migrationspakt strategisch auf einer an den Anfang gesetzten fundamentalen Lüge
auf, und der ganze Text entwickelt sich folgerichtig daraus.
Migration grundsätzlich positiv? Der Kernsatz der ›Vision‹ lautet wie folgt: »Migration war schon immer Teil der
Menschheitsgeschichte, und wir erkennen an, dass sie in unserer globalisierten
Welt eine Quelle des Wohlstands, der Innovation und der nachhaltigen
Entwicklung darstellt und dass diese positiven Auswirkungen durch eine besser
gesteuerte Migrationspolitik optimiert werden können«. Es wird nicht direkt behauptet, aber
durch den Wortlaut wird insinuiert, dass Migration in der Menschheitsgeschichte
weit überwiegend positiv zu sehen war. Das gilt aber allenfalls für die
Einwanderung in bislang unbesiedelte Räume. In allen anderen
Fällen ging Einwanderung in der weit überwiegenden Zahl der Fälle zu Lasten der
autochthonen Bevölkerung des Einwanderungslandes.
So war es, als
- die
Stämme Israels nach dem Auszug aus Ägypten das Land Kanaan besiedelten,
- die
germanischen Völker das weströmische Reich zerstörten,
- die
Angeln und Sachsen über die Nordsee nach England zogen;
- die
islamisch gewordenen Araber sich von Spanien bis nach Persien ausbreiteten,
- die
Mongolen nach Europa aufbrachen,
- die
Türken Kleinasien und den Balkan eroberten,
- die
muslimischen Mogulen Indien unter ihre Herrschaft brachten.
Auch in der Neuzeit hörte das nicht auf:
Die ›Einwanderung‹ von Spaniern und Portugiesen nach
Mittel- und Südamerika hatte den Tod der meisten Indianer zur Folge. Die ›Einwanderung‹ der
Briten und anderer Europäer nach Nordamerika bedeutete das Ende der
überkommenen indianischen Lebensweise und die weitgehende Ausrottung der dort
lebenden indianischen Stämme. Die ›Einwanderung‹ von
2 Millionen Franzosen nach Algerien während der Kolonialzeit war den Arabern
überhaupt nicht willkommen. Nach der Unabhängigkeit mussten sie allesamt das
Land verlassen. Auch die ›Einwanderung‹ von Juden nach Palästina zu
Zeiten der britischen Mandatsherrschaft
entsprach nicht den Wünschen der autochthonen Bevölkerung. Die daraus
erwachsenen Spannungen treiben auch noch 80 Jahre später den Nahost-Konflikt
von einer Krise zur nächsten.
Politischer Hebel, um den Lauf der Welt zu
ändern Dagegen sind die historischen Beispiele,
in denen die Einwanderung größerer Zahlen von der autochthonen Bevölkerung als
segensreich empfunden wurde und nicht zu Blutvergießen und anhaltenden
Spannungen führte, äußerst rar. Das war immer nur dann der Fall, wenn der
relative Umfang der Zuwanderer sehr gering war und diese überdurchschnittlich
fleißig und tüchtig waren.
Für die Einwanderung aus dem Nahen und
Mittleren Osten und Afrika nach Europa seit dem Zweiten Weltkrieg lässt sich
dagegen der eindeutige Nachweis führen, dass diese der autochthonen Bevölkerung
in Europa weder wirtschaftliche noch soziale
Vorteile brachte, sondern finanzielle und soziale Nettokosten produzierte und
produziert.
Das führt zur Frage: Weshalb baut ein
wichtiges UNO-Dokument, das unter großem protokollarischem Aufwand
verabschiedet werden soll, in seinem zentralen Ausgangspunkt auf einer krassen
historischen Unwahrheit auf? Wer hat ein Interesse daran, und wie ernst kann
man solch ein Dokument nehmen? Die Antwort: Man muss es sehr ernst nehmen.
Nicht als Instrument der Wahrheitsfindung
- es ist das Gegenteil davon - sondern
als politischer Hebel, um den Lauf der Welt in eine bestimmte Richtung zu
ändern. Zweckbestimmte Lügen werden im politischen Denken dann zu unerheblichen
lässlichen Sünden, weil sie sich scheinbar aus einer als moralisch und
politisch überlegen empfundenen Zielsetzung rechtfertigen.
Hier bricht ein universalistischer
Denkstil durch, den Angela Merkel in ihrer späten Amtszeit immer weniger
unterdrücken wollte und der ihr Handeln sowohl in den diversen Eurokrisen als
auch in der Flüchtlingskrise 2015 erklärt. Er passt gut zu den dominierenden
Einstellungen und Machtinteressen in den großen internationalen Organisationen
und vielen NGOs. Das Ziel geht dahin, zugunsten des allmählichen Übergangs zu
einer ›Weltregierung‹ die natürliche Vernetzung der
Staaten durch Globalisierung noch zu forcieren und die Bereiche nationaler
Souveränität durch internationale Vorgaben mehr und mehr einzuschränken. Das
größte Hindernis sind dabei die gewachsenen Unterschiede von Ethnien, Völkern
und Nationen. Diese einzuebnen ist das Ziel, und dazu ist Migration ein
probates Mittel. Sie soll, wo immer es geht, forciert werden. Dazu muss sie den
Einwanderungsländern als wohltätig dargestellt werden, auch wo dies der
Wahrheit nicht entspricht. Gleichzeitig trifft man so die Welt des (noch)
überwiegend weißen Abendlands in ihrem ethnischen und kulturellen Kernbereich.
Das erfreut besonders Linke, Grüne, prinzipielle Weltveränderer und alle
Sozialromantiker, weil so die ihnen verhasste Vorherrschaft und kulturelle
Dominanz des weißen Mannes wirksam beendet wird. [Dass dies bei diesen Gruppen
großenteils eine Projektion von Selbsthass ist, steht auf einem anderen Blatt]
Die Bundesregierung verharmlost und
verniedlicht Bei der Verteidigung des Migrationspakts
hatten die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien zunächst
argumentiert, dieser sei nicht verbindlich und eine Unterschrift darum in jeder
Hinsicht unschädlich. Richtig ist, dass der Migrationspakt kein neues
Völkerrecht schafft. Aber die 23 Verpflichtungen, die ›commitments‹ mit ihrer
im Detail beschriebenen Aufgabenliste stellen natürlich
eine erhebliche Selbstverpflichtung dar, und wer diese nicht ernst nimmt oder
ablehnt, sollte auch von einer Unterschrift Abstand nehmen.
Als ›commitments‹ haben
sie einen weichen Charakter, man spricht von ›soft
law‹.
Mit der Unterschrift sind sie aber in der Welt und werden aus der deutschen und
europäischen Debatte nicht mehr verschwinden. Sie werden von deutschen Anwälten
für ihre Schriftsätze benutzt werden und von deutschen Verwaltungsgerichten
zitiert werden. Sie werden in der politischen Debatte argumentativ verwendet
werden, wo immer es passt.
Schaut man sich die 23 ›commitments‹, ihre vielen Unterpunkte und die
immer wieder erwähnten Bezüge auf internationales Recht im einzelnen an, so
wirken sie auf die Ausübung staatlicher Souveränität wie die vielen kleinen
Fäden, mit denen in der Erzählung von Jonathan Swift der Riese Gulliver im Land
der Zwerge an den Boden gefesselt wurde.
Zugegeben sei, dass dies in Deutschland und Europa großenteils auf
eine moralische Selbstfesselung hinausläuft. Wichtige Einwanderungsländer, wie
die USA oder Australien, werden gar nicht unterschreiben. Andere Länder, wie Rußland,
China oder Indien, werden unterschreiben, sich dadurch aber in ihrem Handeln
nicht gebunden fühlen. Für den allergrößten Teil der Herkunftsländer von
Migration ist die Unterschrift unter den Migrationspakt sowieso nur eine
erneute Übung in Zynismus. Sie haben bisher schon alles unterschrieben, was
ihnen Vorteile brachte, und fühlten sich völlig frei darin, Deklarationen und
Verträge zu beachten oder auch nicht. Man denke nur an den traurigen Zustand
der UN-Menschenrechtskommission, in der im wesentlichen Diktaturen das Sagen
haben und Dänemark gerne verurteilt wird, weil es nicht nett zu seinen Muslimen ist, dagegen aber niemals Rußland, China, Saudi-Arabien oder Pakistan.
In der deutschen Debatte zum Migrationspakt argumentieren die
Befürworter, soweit die Bestimmungen die Einwanderungsländer verpflichten,
gingen sie nicht über das hinaus, was in Deutschland sowieso schon geltender
Standard sei. Das ist zum großen Teil richtig.
Deutsche Standards sind für alle da Es ist aber fragwürdig, die hohen deutschen Standards jetzt über
alle Einwanderungsländer zu ziehen, anstatt den umgekehrten Weg zu gehen und
deutsche Standards einzuschränken. Wird der Migrationspakt tatsächlich
umgesetzt, so wird der Pull-Faktor für Migration nach Europa insgesamt noch
einmal deutlich erhöht. Das kann nicht im Sinne Europas sein. Unser Ziel muß
es sein, die Ströme von Wirtschaftsflüchtlingen und Fluchtmigranten
abzuschrecken, anstatt ihnen weitere Anreize zu geben und Brücken zu bauen. Deutschland
wird durch die Unterschrift unter den Migrationspakt der Möglichkeit beraubt,
im Zuge einer veränderten Einwanderungspolitik auch Standards abzusenken.
Soweit Deutschland künftig vertragstreu bleiben will, büßt es durch die
Unterschrift unter den Migrationspakt ohne Not Freiheiten künftiger politischer
Gestaltung ein. Dagegen ist die im Migrationspakt beschriebene heile Welt hoher
Standards soweit von der Lebenswirklichkeit der meisten Herkunftsländer der
Migranten entfernt, dass diese sich durch den Text, wenn sie ihn verständig
lesen, gar nicht betroffen fühlen müssen.
Aber auch viele unserer europäischen Partner werden den Text
großenteils mit einem Augenzwinkern lesen und sich davon kaum betroffen fühlen.
Dazu gibt es ja aktuelle historische Beispiele: Die Mißachtung der im Vertrag zur Währungsunion enthaltenden sogenannten
Maastricht-Kriterien, der wiederholte Bruch des Stabilitätspaktes bis hin zur
offenen Mißachtung der fiskalischen Vorgaben
der EU durch Italien, zeigen, wie gering die Verbindlichkeit ›politischer‹ Verträge
außerhalb Deutschlands ist. Für die meisten, außer für Deutschland und vielleicht
noch Holland und Schweden, gilt mehr oder weniger das Wort von de Gaulle: »Verträge sind wie Rosen und wie junge Mädchen, sie haben ihre Zeit«. Man sehe nur das Schicksal der vielen sorgfältig ausgehandelten
Dublin-Abkommen, an die sich offenbar in erster Linie Deutschland gebunden
fühlte und fühlt, große Teile der EU
aber nicht. Beim Migrationspakt wird es nicht anders sein.
Die 23 Ziele des Migrationspakts
Der Pakt benennt und beschreibt detailliert 23 Ziele, auf die sich
die Unterzeichnerstaaten durch ihre Unterschrift verpflichten:
In Ziel 1 geht es um die wünschbare Verbesserung der Datenbasis.
Hier haben offenbar die UNO-Technokraten ihre Wünsche an die Statistik
niedergelegt. Der detaillierte Text ist politisch harmlos.
Ziel 2 beschreibt in verschwurbelter Form und kaum verständlicher
Sprache die Pflichten der Herkunftsländer bei der Verbesserung der heimischen
Verhältnisse. Extensiv wird von der Notwendigkeit ›nachhaltiger Entwicklung‹ gesprochen, dabei wird die Demographie
vollständig ausgeklammert.
Ziel 3 fordert von allen Beteiligten eine bessere aktuelle
Information über das laufende Migrationsgeschehen. Dagegen ist nichts
einzuwenden.
Ziel 4 richtet sich an die Herkunftsländer und fordert eine
bessere Ausstattung mit zuverlässigen Identitätspapieren. Auch dagegen ist
nichts einzuwenden.
Ziel 5 fordert eine ›Verbesserung der
Verfügbarkeit und Flexibilität der Wege für eine reguläre Migration‹ und richtet sich offenbar an die
Einwanderungsländer. Die Formulierungen sind unscharf. Es wird nicht klar
getrennt zwischen Flucht und Migration.
Bei Ziel 6 geht es um soziale Standards zur Rekrutierung und
Verpflichtung von Migranten als Arbeitskräfte. Dabei ist nichts enthalten, was
über deutsche Standards hinausginge.
Bei Ziel 7 geht es um Hilfen für Migranten bei der ›Bewältigung und Minderung prekärer Situationen‹. Auch hier sind offenkundig Fluchtmigration
und reguläre Migration durcheinander geraten. Unter anderem wird der ›Spurwechsel‹ von
Flüchtlingen und illegalen Einwanderern in reguläre Migration gefordert.
Bei Ziel 8 geht es um Rettung vom Menschenleben und Hilfe bei
vermissten Migranten. Auch hier werden reguläre Migration und die
Fluchtmigration nicht klar getrennt.
Ziel 9 behandelt die Bekämpfung des Schlepperwesens. Unter anderem
wird der Ausschluß kollektiver Zurückweisung und Ausweisungen an der Grenze
gefordert. Auch hier wird reguläre Migration mit Fluchtmigration vermengt.
Ziel 10 spricht die Bekämpfung des Menschenhandels (trafficking)
an.
Ziel 11 fordert ein geordnetes Grenzmanagement.
Ziel 12 fordert eine ›Stärkung der
Rechtssicherheit und Planbarkeit bei Migrationsverfahren‹. Der Text ist redundant und unscharf. Ohne
dass dies klar gesagt wird, geht es offenbar darum, Migration generell zu
erleichtern.
Eine utopische Vorstellung der Gesellschaft
Ziel 13 fordert, dass ›Freiheitsentziehung
bei Migranten‹ nur ›ein letztes Mittel‹sein darf. Hier geht es offenbar darum, den
Einwanderungsländern bei der Bekämpfung illegaler Einwanderung Schranken
aufzuerlegen.
Bei Ziel 14 geht es um bessere konsularische Zusammenarbeit
zwischen Ziel- und Herkunftsländern. Indirekt werden hier Rückführungsfragen
angesprochen.
Bei Ziel 15 geht es darum, dass alle Migranten Anspruch auf ›soziale Grundleistungen‹ haben sollen. In deutscher Diktion würde das
heißen, jeder Migrant hat grundsätzlich Anspruch auf Hartz IV, denn so ist die
soziale Grundleistung in Deutschland definiert. Es wäre aber ganz unakzeptabel,
uns indirekt auf dieses Leistungsniveau international zu verpflichten.
Bei Ziel 16 geht es um ›vollständige Inklusion‹ und ›sozialen
Zusammenhalt‹. Hier wird eine utopische Vorstellung von der
Gesellschaft formuliert, die umstandslos auf alle schon heute in der Gesellschaft
lebenden Migranten und auch auf jene Migranten, die künftig noch einwandern
werden oder einwandern könnten, ausgedehnt wird.
Bei Ziel 17 geht es um die ›Beseitigung
aller Formen von Diskriminierung‹. Dazu gehört unter
anderem, dass die statistische Erfassung von Migrantenprofilen nach Rasse,
Ethnie oder Religion untersagt wird. Die Unterzeichnerstaaten sollen zudem
sicherstellen, dass in den Medien über Migration positiv berichtet wird und
Medien mit negativer Berichterstattung keine staatlichen Mittel erhalten. Die
gefährlich unscharfen Formulierungen zu diesem Ziel gehören zu den schlimmsten
Passagen, die der Migrationspakt zu bieten hat. Hier geht es offenbar
darum, in den Einwanderungsländern eine grundsätzlich kritische Diskussion über
Migration möglichst zu unterbinden und denkbarer Kritik staatlicherseits
propagandistisch entgegenzuwirken.
In Ziel 18 geht es um die Aus- und Weiterbildung von Migranten und
die gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen.
In Ziel 19 geht es um den Beitrag der Migranten zu ›nachhaltiger Entwicklung‹. Hier erreicht der Text einen Höhepunkt
pompöser Schwurbelei, wie das nachfolgende Zitat zeigt: ›Wir verpflichten uns, Migranten und Diasporas
zu befähigen, einen katalysatorischen Beitrag zur Entwicklung zu leisten, und
die Vorteile der Migration als Quelle für nachhaltige Entwicklung zu nutzen, in
Bekräftigung dessen, dass Migration eine multidimensionale Realität von hoher
Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung der Herkunfts-, Transit- und
Zielländer ist‹. Mit dieser schwachsinnigen
und weitgehend unverständlichen Formulierung wird die ideologische Zielsetzung
des Migrationspakts anschaulich auf den Punkt gebracht.
In Ziel 20 geht es um die Erleichterung und Verbilligung der
Geldüberweisungen, die Migranten in ihre Heimatländer schicken. Diese
Geldüberweisungen übersteigen bei vielen afrikanischen Ländern die Erlöse aus
Exporten bei weitem. Sie sind das Motiv dafür, dass diese Länder der
Auswanderung aus ihren geburtenreichen, extrem jungen Bevölkerungen durchweg
positiv gegenüberstehen.
Ziel 21 wiederum entspricht offenbar einem Wunsch der
Einwanderungsländer: Die Herkunftsländer der Migration sollen bei der Rückkehr
von Migranten besser kooperieren.
Nach Ziel 22 sollen durch Migranten erworbene Ansprüche an die
Sozialversicherungen der Einwanderungsländer bei Rückkehr mitgenommene werden
können. Soweit es sich dabei um durch Arbeitsleistung echt verdiente
Sozialversicherungsansprüche handelt, erscheint dieses Begehren gerechtfertigt.
Das den Migrationspakt abschließende Ziel 23 enthält eine Art
Generalklausel für das Verständnis und die Anwendung des Migrationspakts: Alle
Unterzeichnerstaaten sollen sich ›im Geist der
Solidarität‹ für ›die Erleichterung einer sicheren, geordneten
und regulären Migration‹ einsetzen. Es ist nicht die Rede davon, dass die Entscheidung über
Einwanderung grundsätzlich bei den Einwanderungsländern liegen und sich
selbstverständlich primär deren Interessen unterordnen muß.
Stattdessen legt die Formulierung nahe, dass eine erleichterte Migration zu
einem moralischen Naturgesetz der modernen Welt erhoben werden soll, das man
wie folgt zusammenfassen kann:
Die unterentwickelten Herkunftsländer mit ihrem außer Kontrolle
geratenen Bevölkerungswachstum geben einen Teil ihres jährlichen Bevölkerungsüberschusses
an die Industriestaaten ab und werden dadurch mit Geldüberweisungen belohnt.
Die Industrieländer wiederum verpflichten sich zum Unterhalt, zur sozialen
Inklusion, zur Ausbildung und Beschäftigung des regelmäßig bei ihnen anlandenden
Bevölkerungsüberschusses.
Das ist die schöne neue Welt der internationalen Politik, die der
Migrationspakt offenbar im Auge hat.
Eine Regierung der Bundesrepublik, die die nationalen Interessen
wahrt, sollte einen solchen Text nicht unterschreiben. Zudem ist im gesamten
Text keine einzige verläßliche und werthaltige
Gegenleistung der Herkunftsländer der weltweiten Migration zu erkennen. [2]
[1]
https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/sarrazin-im-et-interview-zum-un-migrationspakt-durch-viele-kleine-faeden-werden-wir-am-ende-bewegungsunfaehig-gemacht-a2722625.html 28.11. 18 Sarrazin im ET-Interview zum UN-Migrationspakt
[2] https://www.achgut.com/artikel/alles_was_sie_ueber_den_migrationspakt_wissen_sollten 29. 11. 18
|