Offener Brief an Bundeskanzlerin Merkel zur Coronakrise 31.03.2020 12:49
Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiolgie,
hat
am 26. März einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben, mit 5
Fragen, die nach sofortigen Antworten verlangen, um festzustellen, wie
begründet die derzeitigen massiven Einschränkungen unserer Grundrechte sind.
Sehr
verehrte Frau Bundeskanzlerin,
als
Emeritus der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und langjähriger Leiter
des dortigen Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene fühle ich
mich verpflichtet, die weitreichenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens,
die wir derzeit auf uns nehmen, um die Ausbreitung des COVID-19 Virus zu
reduzieren, kritisch zu hinterfragen.
Es
ist ausdrücklich nicht mein Anliegen, die Gefahren der Viruserkrankung
herunterzuspielen oder eine politische Botschaft zu kolportieren. Jedoch
empfinde ich es als meine Pflicht, einen wissenschaftlichen Beitrag dazu zu
leisten, die derzeitige Datenlage richtig einzuordnen, die Fakten, die wir
bislang kennen, in Perspektive zu setzen – und darüberhinaus auch Fragen zu
stellen, die in der hitzigen Diskussion unterzugehen drohen. Der Grund meiner
Besorgnis liegt vor allem in den wirklich unabsehbaren sozio-ökonomischen
Folgen der drastischen Eindämmungsmaßnahmen, die derzeit in weiten
Teilen Europas Anwendungen finden und auch in Deutschland bereits in großem
Maße praktiziert werden.
Mein
Wunsch ist es, kritisch – und mit der gebotenen Weitsicht – über die Vor- und
Nachteile einer Einschränkung des öffentlichen Lebens und die daraus
resultierenden Langzeiteffekte zu diskutieren. Dazu stellen sich mir fünf
Fragen, die bislang nur unzureichend beantwortet wurden, aber für eine
ausgewogene Analyse unentbehrlich sind.
Ich
bitte Sie hiermit um rasche Stellungnahme und appelliere gleichsam an die
Bundesregierung, Strategien zu erarbeiten, die Risikogruppen effektiv schützen,
ohne das öffentliche Leben flächendeckend zu beschneiden und die Saat für eine
noch intensivere Polarisierung der Gesellschaft säen, als sie ohnehin schon
stattfinden.
Mit
vorzüglicher Hochachtung Prof.
em. Dr. med. Sucharit Bhakdi
1.
Statistik In
der Infektiologie – begründet von Robert Koch selbst – wird traditionell
zwischen Infektion und Erkrankung unterschieden. Eine Erkrankung bedarf einer
klinischen Manifestation. Deshalb sollten nur Patienten mit Symptomen wie etwa
Fieber oder Husten als Neuerkrankungen in die Statistik eingehen. Mit anderen
Worten bedeutet eine Neuinfektion - wie
beim COVID-19 Test gemessen - nicht zwangsläufig, dass wir es mit einem
neuerkrankten Patienten zu tun haben, der ein Krankenhausbett benötigt. Derzeit
wird aber angenommen, dass 5 % aller infizierten Menschen schwer erkranken und
beatmungspflichtig werden. Darauf basierende Hochrechnungen besagen, dass das
Gesundheitssystem im Übermaß belastet werden könnte.
Meine
1. Frage Wurde
bei den Hochrechnungen zwischen symptomfreien Infizierten und tatsächlichen,
erkrankten Patienten unterschieden – also Menschen, die Symptome entwickeln?
2.
Gefährlichkeit
Eine Reihe von Coronaviren sind – medial weitgehend unbemerkt – schon seit
Langem im Umlauf. Sollte sich herausstellen, dass dem COVID-19 Virus kein
bedeutend höheres Gefahrenpotential zugeschrieben werden darf als den bereits
kursierenden Coronaviren, würden sich offensichtlich sämtliche Gegenmaßnahmen
erübrigen.
In
der international anerkannten Fachzeitschrift ›International
Journal of Antimicrobial Agents‹ wird in Kürze eine Arbeit erscheinen, die genau diese Frage
adressiert. Vorläufige Ergebnisse der Studie sind schon heute einsehbar und
führen zu dem Schluß, dass das neue Virus sich von
traditionellen Coronaviren in der Gefährlichkeit NICHT unterscheidet. Dies
bringen die Autoren im Titel ihrer Arbeit »SARS-CoV-2: Fear versus Data« zum
Ausdruck.
Meine
2. Frage Wie
sieht die gegenwärtige Auslastung von Intensivstationen mit Patienten mit
diagnostizierten COVID-19 im Vergleich zu anderen Coronavirus-Infektionen aus,
und inwiefern werden diese Daten bei der weiteren Entscheidungsfindung der
Bundesregierung berücksichtigt? Außerdem: Wurde die obige Studie in den
bisherigen Planungen zur Kenntnis genommen? Auch hier muß natürlich gelten: Diagnostiziert
heißt, dass das Virus auch maßgeblichen Anteil an dem Krankheitszustand
des Patienten hat, und nicht etwa Vorerkrankungen eine größere Rolle spielen.
3.
Verbreitung Laut
eines Berichts der Süddeutschen Zeitung ist nicht einmal dem viel zitierten
Robert-Koch-Institut genau bekannt, wieviel auf COVID-19 getestet wird. Fakt
ist jedoch, dass man mit wachsendem Testvolumen in Deutschland zuletzt einen
raschen Anstieg der Fallzahlen beobachten konnte. Der Verdacht liegt also nahe,
dass sich das Virus bereits unbemerkt in der gesunden Bevölkerung ausgebreitet
hat. Das hätte zwei Konsequenzen:
- Erstens würde es bedeuten, dass die
offizielle Todesrate - am 26. 3. 2020
etwa waren es 206 Todesfälle bei rund 37.300 Infektionen, oder 0,55 % – zu hoch angesetzt ist
- und zweitens, dass es kaum mehr möglich ist,
eine Ausbreitung in der gesunden Bevölkerung zu verhindern.
Meine
3. Frage Hat
es bereits eine stichprobenartige Untersuchung der gesunden
Allgemeinbevölkerung gegeben, um die Realausbreitung des Virus zu validieren,
oder ist dies zeitnah vorgesehen?
4.
Mortalität
Die Angst vor einem Ansteigen der Todesrate in Deutschland (derzeit 0,55 %)
wird medial derzeit besonders intensiv thematisiert. Viele Menschen sorgen
sich, sie könne wie in Italien (10%) und Spanien (7 %) in die Höhe schießen,
falls nicht rechtzeitig gehandelt wird.
Gleichzeitig
wird weltweit der Fehler begangen, virusbedingte Tote zu melden, sobald
festgestellt wird, dass das Virus beim Tod vorhanden war – unabhängig von
anderen Faktoren. Dies verstößt gegen ein Grundgebot der Infektiologie:
Erst
wenn sichergestellt wird, dass ein Agens an der Erkrankung beziehungsweise am
Tod maßgeblichen Anteil hat, darf die Diagnose ausgesprochen werden. Die
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
schreibt in ihren Leitlinien ausdrücklich: »Neben der Todesursache muß eine
Kausalkette angegeben werden, mit dem entsprechenden Grundleiden auf der
Todesbescheinigung an dritter Stelle. Gelegentlich müssen auch viergliedrige
Kausalketten angegeben werden.«
Derzeit
gibt es keine offiziellen Angaben darüber, ob zumindest im Nachhinein
kritischere Analysen der Krankenakten unternommen worden, um festzustellen, wie
viele Todesfälle wirklich auf das Virus zurückzuführen seien.
Meine
4. Frage Ist
Deutschland dem Trend zum COVID-19 Generalverdacht einfach gefolgt?
Und: Gedenkt es, diese
Kategorisierung weiterhin wie in anderen Ländern unkritisch fortzusetzen? Wie
soll dann zwischen echten Corona-bedingten Todesfällen und zufälliger
Viruspräsenz zum Todeszeitpunkt unterschieden werden?
5.
Vergleichbarkeit
Immer wieder wird die erschreckende Situation in Italien als
Referenzszenario herangezogen. Die wahre Rolle des Virus in diesem Land ist
jedoch aus vielen Gründen völlig unklar – nicht nur, weil die Punkte 3 und 4
auch hier zutreffen, sondern auch, weil außergewöhnliche externe Faktoren
existieren, die diese Regionen besonders anfällig machen.
Dazu
gehört unter anderem die erhöhte Luftverschmutzung im Norden Italiens. Laut
WHO-Schätzung führte diese Situation 2006 auch ohne Virus zu über 8.000
zusätzlichen Toten allein in den 13 größten Städten Italiens pro Jahr. Die Situation sich hat sich seitdem nicht
signifikant verändert. Schließlich ist es darüber hinaus auch erwiesen, dass
Luftverschmutzung bei sehr jungen und älteren Menschen das Risiko viraler
Lungenerkrankungen sehr stark erhöht.
Außerdem
leben 27,4 % der besonders gefährdeten Population in diesem Land mit jungen
Menschen zusammen, in Spanien sogar 33,5 %. In Deutschland sind es zum
Vergleich nur 7 %. Hinzu kommt, dass Deutschland laut Prof. Dr. Reinhard Busse,
Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin, in
Sachen Intensivstationen deutlich besser ausgestattet ist als Italien – und
zwar etwa um den Faktor 2,5.
Meine
5. Frage Welche
Bemühungen werden unternommen, um der Bevölkerung diese elementaren
Unterschiede nahe zu bringen und den Menschen verständlich zu machen, dass
Szenarien wie in Italien oder Spanien hier nicht realistisch sind?
Quelle
und weiterführende Informationen auf https://www.naturstoff-medizin.de/artikel/corona-krise-offener-brief-an-die-bundeskanzlerin-von-prof-sucharit-bhakdi/ 30.
3. 20 resp.
https://www.docdroid.net/23IE5dj/sucharit-bhakdi-offener-brief-offentlichkeit-black.pdf 26. 3. 20 und
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