geopolitischer und geostrategischer Entwicklungen der
letzten 150 Jahre gebracht.
Das «Schwarzbuch
EU & NATO – Warum die Welt keinen Frieden findet» stellt nun gewissermaßen
ein Vermächtnis dar, ein Kondensat seiner unermüdlichen und akribischen
Quellenforschung. Effenberger bringt die massiven globalen gesellschaftlichen
Veränderungen unseres kulturellen, sozialen und politischen Zusammenlebens in
eine Verbindung mit den derzeitigen Macht- und Herrschaftsverhältnissen,
basierend auf der Gründungsgeschichte der EU und der NATO.
Der Autor
beginnt mit einer Beschreibung der Persönlichkeiten, die auf die Umsetzung der
Idee eines vereinigten Europas maßgeblichen Einfluß hatten. Ein Beispiel ist die mächtige Familie Dulles, deren Mitglieder an der Finanzierung
der Alliierten Seite im I. Weltkrieg, der Organisation der Reparationszahlungen
sowie an der späteren Aufrüstung des Dritten Reiches maßgeblich beteiligt waren
und später im Hintergrund - unter anderem als CIA-Direktor und
US-Außenminister - am Gründungsgeschehen
der NATO und der Vorläuferinstitutionen der EU beteiligt waren.
Die
Verbindungen von Jean Monnet, Coudenhove-Kalergi und Winston Spencer Churchill
zu den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungszirkeln, immer in
Verbindung mit der Hochfinanz, werden im Detail beschrieben. Insbesondere die
Rolle Churchills, der die drohende Annahme des deutschen Friedensangebots durch
die kriegsmüde englische Regierung 1916 clever zu unterlaufen wußte, bis hin zu
seiner wegweisenden Europa-Rede 1946 in Zürich «Let Europe arise»; dies vermittelt wahrhaftig neue Perspektiven der
EU-Gründungsgeschichte.
Es kommt dann Schlag auf
Schlag: Zur Kompensation der kriegsbedingten
Überproduktion der USA wurde der Marshall-Plan entwickelt, damit die stabilisierten
europäischen Märkte wieder US-Waren aufnehmen konnten, dies auf Kosten
der jeweiligen finanzpolitischen Souveränität. Die Truman-Doktrin, der
Marshall-Plan, der bis heute wegweisende ›National Security Act‹ und die
Gründung der CIA in den USA werden mit den Aktivitäten, die damals starken
kommunistischen Bewegungen gerade in Frankreich, Italien und Griechenland zu bekämpfen,
in eine Linie mit der zu Beginn rein wirtschaftlichen Verflechtung der europäischen
Nationen gebracht. Vom Brüsseler Militärpakt, der zuerst gegen ein
wiedererstarkendes Deutschland und später gegen die Sowjetunion gerichtet war,
bis zur Gründung der NATO 1949 in Washington (1955 folgte die Gründung des
Warschauer Pakts) und des Europarats, beschreibt der Autor die Hintergründe der
Entstehung der beiden Deutschlands auf der Basis dieser Weichenstellungen.
Nach der
Deklaration des Schuman-Plans unter Aufsicht der USA wurde die Montanunion, der
Vorläufer der EU, geschaffen und zeitgleich die Wiederbewaffnung der
Bundesrepublik vorbereitet – gegen den Willer einer kriegstraumatisierten Bevölkerung
– um im Gegenzug mehr staatliche Souveränität beim gleichzeitigen Eintritt in
die NATO zu erhalten. Völlig unbekannt ist heute, dass die US-Streitkräfte
anfangs ohne Wissen der Adenauer-Regierung in Deutschland Atomwaffen stationierten.
Heute wissen wir, dass alle atomaren Taktik- und Strategieszenarien der NATO im
Kriegsfall zur völligen Auslöschung West-
und Mitteldeutschlands geführt hätten.
Die Verbindung
der IG-Farben mit dem Rockefeller-Trust, Rotschild/ J.P. Morgan und weiteren
amerikanischen Konzernen wird in Zusammenhang gebracht mit dem Wirken von
Walter Hallstein, der im Dritten Reich die Planung eines Nachkriegseuropas
unter der Kontrolle der Nationalsozialisten und des I.G. Farben-Kartells
verantwortete, und mit seiner erstaunlichen Karriere nach dem Krieg als
Mitunterzeichner der römischen Verträge und erster Präsident der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.
Von der
Strategie der Flexiblen Erwiderung über die Kuba-Krise bis hin zur
Friedensbewegung, zum heißen Herbst 1983 und der janusköpfigen Unterstützung
von Saddam Hussein beim irakisch-iranischen Krieg sowie dem ersten und zweiten Krieg
gegen den Irak – Wolfgang Effenberger beschreibt im Detail, wie die USA und die
NATO die Öffentlichkeit immer wieder mittels gezielter Fehlinformationen über ihre wirklichen Absichten täuschten.
Eine andere,
ungewohnte Perspektive erhält der Leser auch bezüglich der Hintergründe der
Kriege in Jugoslawien, vor allem in Bezug auf die Rolle des damaligen
Außenministers Joschka Fischer, der aus einer im Geist des Pazifismus gegründeten
Partei heraus den Vorgaben aus Washington folgte und unter Täuschung des
Parlaments den ersten völkerrechtswidrigen Krieg Deutschlands führen ließ -
letztlich, um der NATO im Rahmen der Osterweiterung in Kosovo die neben Ramstein größte Militärbasis zu ermöglichen.
Lesenswert sind
auch die Ausführungen zu unterschiedlichen Regime-Change-Aktivitäten mit Hilfe
der NATO und Deutschland als wichtigstem Flugzeugträger der USA außerhalb ihres
Landes: In Libyen: «Wir kamen, sahen und er starb...», beim arabischen Frühling:
Die New York Times: «US groups helped nurture arab uprisings», in Syrien: «Merkels
›Assad muss weg‹ in Verbindung mit dem ›Greater Middle East Project‹ der USA, ebenso in der Ukraine - bis hin zur
kritischen Rolle und Finanzierung der Weißhelme.
Der Autor gewährt
einen tiefen Einblick in die strategische Rolle der NGOs und deren Verbindungen
zum Multimilliardär und Finanzmarktspekulanten George Soros und seiner ›Open Society Foundations‹ sowie der EZB-Chefin Lagarde und
der ins Amt getricksten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Die analysierte
Oligopolstellung der deutschen Medienlandschaft über die
Familienkonzerne von Springer, Bauer, Burda und Mohn machen teilweise die
Homogenisierung der journalistischen Inhalte erklärbar. Vom 9/11-US ›Patriot Act‹ über die Einschränkung der
Bürgerrechte bis zur Covid-19 Pandemie und den damit verbundenen
Propagandamaßnahmen - so die Absicht,
die Impfmaßnahmen global zu überwachen - bis hin zur Bargeldabschaffung, der
dahinter stehenden Bill Gates Foundation und dem ›Great Reset‹ von WWF-Chef Schwab: Wolfgang Effenberger hat hier
vorbildlich Fakten zusammengetragen, die mögliche Erklärungsmuster für viele der sonst unverständlichen Maßnahmen bieten.
Die
Migrationskrise und die vom ehemaligen Goldman Sachs-Manager und UNHCR-Chef Peter
Sutherland verantwortete drastische Kürzung der Versorgung der syrischen
Flüchtlingslager, gebilligt von Angela Merkel und Obama, lassen diese angeblich
›schicksalhafte, unvorhersehbare‹ humanitäre Katastrophe in einem völlig anderen Licht erscheinen.
Auch dass
die Black Lives Matter-Bewegung unter anderem Zuwendungen von der
Rockefeller-Foundation erhält, deutet auf einen nicht ganz so spontanen Entstehungsprozess
dieser Bewegung hin.
Dieses Buch
hat eine unerhörte Informationsdichte, ist eine unerschöpfliche Quelle
wichtiger Hintergrundinformationen der jüngeren europäischen Geschichte, mit
Hunderten von Literaturangaben, die es möglich machen, dass ein kritischer
Leser auch die Primärquellen nachvollziehen kann. Wer seriöse Erklärungsmuster
für die neuere europäische Geschichte und deren supranationale Institutionen
abseits des Mainstreams sucht und für abstruse Verschwörungstheorien wenig übrig
hat, ist mit diesem Buch bestens bedient.
Nach dem
Durcharbeiten dieses Werkes ist mir das NATO-Motto im Gedächtnis hängen
geblieben: «Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit».
http://www.pi-news.net/2021/01/schwarzbuch-eu-nato-warum-die-welt-keinen-frieden-findet/ 9. 1. 21 Rezension von Dr. Jörg Schierholz
«Schwarzbuch
EU & NATO – Warum die Welt keinen Frieden findet‹
Wolfgang
Effenberger: «Schwarzbuch EU & NATO – Warum die Welt keinen Frieden findet»
Zeitgeist Verlag 2020 - ISBN 978-3943007-31-2