Die israelische Militärzensur verschweigt Ihnen die Wahrheit - Von Thierry Meyssan 24.10.2023 21:36
Das war die wichtigste Information bezüglich der »Al-Aqsa-Sintflut Operation«, aber sie war uns dennoch entgangen.
Der
Angriff auf Israel wurde nicht von Hamas-Dschihadisten verübt, sondern von 4
vereinten bewaffneten Gruppen. Es ist das erste Mal seit fünfzig Jahren, dass
sich die Palästinenser in Gaza zusammenschließen. Ob es uns gefällt oder nicht,
die langen Jahre der Gleichgültigkeit des Westens gegenüber der Notlage der
Palästinenser gehen zu Ende. Von nun an muss man anfangen, das
Völkerrecht anzuwenden.
Im
Gegensatz zu dem, was ich letzte Woche auf der Grundlage von Meldungen
westlicher und arabischer, durch israelische Militärzensur filtrierte
Nachrichten-Agenturen geschrieben habe, wurde der israelische Angriff am 7.
Oktober 2023 (Operation Al-Aqsa-Sintflut) nicht allein von der Hamas verübt. [1]
Der Beginn der Aktion wurde von einem gemeinsamen operativen Kommando des
gesamten palästinensischen Widerstands beschlossen. Die Hamas, die bei weitem
größte Komponente, stellte den Großteil der Truppen, aber drei andere Gruppen
beteiligten sich:
-
Der
Islamische Dschihad (Sunniten und Khomeinisten)
- Die
Volksfront zur Befreiung Palästinas (marxistisch)
- Die Volksfront für die Befreiung
Palästinas – Generalkommando (PFLP-GC)
Nach
der Überprüfung stellen sich die Vergewaltigungs- und Enthauptungsanklagen von
Kleinkindern als Kriegspropaganda heraus. Dieser einäugige und lügnerische
Journalismus sollte uns nicht mehr überraschen. Diese Klarstellung ändert die
Interpretation des Ereignisses. Es handelt sich nicht mehr um eine
dschihadistische Operation der Muslimbruderschaft, sondern um einen Angriff aller
Palästinenser von Gaza. Nur die Fatah im Westjordanland, die sich von den oben
genannten Gruppen fernhält, nahm nicht daran teil.
Ziel dieser Operation war nicht »Juden zu töten«, selbst wenn manche Hamas-Dschihadisten
es taten (die Israelis zählen im Ganzen 2700 Tote), sondern zivile und
militärische Gefangene zu nehmen, um sie gegen arabische Gefangene der
israelischen Hochsicherheitsgefängnisse auszutauschen [2]. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um
Kombattanten, aber auch um Zivilisten. Die Gefangenen wurden abgeführt, ohne
ihre Kleidung wechseln zu können, um daran zu erinnern, wie die israelische
Armee ägyptische Gefangene am Ende des Sechstagekriegs behandelt hatte. Man
erinnere sich daran, dass der israelisch-palästinensische Konflikt nicht
zwischen zwei Staaten stattfindet [Israel
hat immer noch keine Grenzen und Palästina wird immer noch nicht anerkannt],
sondern zwischen zwei Bevölkerungen. Das ist eine besondere Situation: Die
Palästinenser sind nicht durch einen Staat vertreten und die Israelis haben als
Besatzungsmacht zusätzliche Verantwortungen. Diese Ereignisse erfolgen, obwohl
der Golfkooperationsrat, die Gruppe der 77, die Liga der arabischen Staaten, die
Organisation für Islamische Zusammenarbeit und China am 15. Mai 2023 die
Suspendierung Israels von den Vereinten Nationen forderten, solange Tel Aviv
seine eigenen Verpflichtungen nicht erfüllen wird [3].
Hat die Operation «Al-Aqsa-Sintflut» Israel überrascht?
Im Gegensatz zu dem, was die Koalitionsregierung von Benjamin Netanjahu
behauptete, hat die »Al-Aqsa-Sintflut« Israel nicht überrascht. Dieser Angriff
war seit den Zusammenstößen im Mai 2021 geplant. Laut CNN hat die Hamas ihre
Kämpfer eineinhalb Jahre lang für diese Operation ausgebildet [4]. Sie baute sechs Trainingslager in Gaza
und drehte dort Promotion-Videos. Videos dieser Trainingseinheiten wurden
Wochen vor dem Anschlag veröffentlicht [5]. Im März 2023 entsandte die Hamas eine
starke Delegation nach Russland. Bei dieser Gelegenheit warnte sie den
russischen Außenminister Sergej Lawrow, dass ihre Geduld zu Ende gehe und dass
ihre Wut ›stetig wachse‹.
Im
Jahr 2023 organisierte der Iran Gespräche zwischen den verschiedenen unabhängigen
Kräften der Region, der Hisbollah, dem Islamischen Dschihad und der Hamas. Sie
fanden in Beirut (Libanon) unter dem Vorsitz von General Ismail Qaani, dem
Kommandeur der Quds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden, statt. Sie
zielten darauf ab, diese Akteure zu versöhnen, die einen grausamen Krieg in
Gaza und dann in Syrien führten. Diese Treffen wurden im Mai 2003 öffentlich
gemacht. Bei dieser Gelegenheit berichtete die libanesische Presse über die
Vorbereitungen für die Einheitsaktion, die am 7. Oktober durchgeführt wurde.
Der Iran ist daher für die Versöhnung der palästinensischen Fraktionen
verantwortlich. Am 3. Oktober rief der ägyptische Geheimdienstminister Kamel
Abbas den israelischen Premierminister an, um ihn vor einer großen Operation der
Hamas gegen Israel zu warnen. Ägypten, das die Muslimbruderschaft bekämpft, war
besorgt, dass Israel ihr erlauben würde, sich weiter zu entwickeln.
Am
5. Oktober warnte die CIA den Mossad vor einer Großoperation des Vereinigten
Palästinensischen Widerstands. Die USA waren besorgt über ihr Ausmaß. Nach
Angaben der New York Times aber erwähnten die CIA-Berichte (28. September und
5. Oktober), die immer noch als geheim eingestuft sind, nicht den Einsatz neuer
Kampftechniken durch den palästinensischen Widerstand. Der israelische
Geheimdienst hielt daraufhin ein Treffen ab, um die Bedrohung zu bewerten. Der
Shin Bet (Spionageabwehr) und Amman (militärischer Geheimdienst) nahmen daran
teil. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und sein Büro haben daher ihre Bürger
belogen, indem sie behaupteten, von der Hamas überrascht worden zu sein.
Warum hat Israel zugelassen, dass die eigenen Leute getötet werden?
Mehrere Hypothesen sind möglich. Hier sind vier davon:
- Siedler, die illegal im
Westjordanland leben, sind in Israels Koalitionsregierung allgegenwärtig. Sie
waren taub und blind für das, was sich in Gaza anbahnte.
- Benjamin
Netanjahu, der die Ideologie seines Vaters Benzion Netanjahu und dessen
Mentors, des Ukrainers Vladimir Jabotinsky, wiederbelebte, beabsichtigte, die
palästinensische Präsenz sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland zu
beenden. Er war es, der das geografische Palästina als ›ein Land ohne Volk, für ein Volk ohne Land‹ beschrieb.
- Benjamin
Netanjahu, der ein altes Projekt wiederbelebte, wollte einen Vorwand schaffen,
um einen Krieg gegen den Iran zu rechtfertigen und Israels Einfluß im Nahen
Osten auszuweiten.
- Die
US-Anhänger des deutschen Faschisten Leo Strauss, die das fortsetzen, was sie
bereits in der Ukraine tun, wollten einen Vorwand schaffen, um einen
umfassenderen Krieg gegen Russland zu rechtfertigen.
Diese vier Hypothesen schließen
sich weder gegenseitig aus, noch sind sie erschöpfend.
Die 9/11-Parallele
Die israelische Führung zog Parallelen zwischen der
offiziellen Version des Hamas-Angriffs und der offiziellen Version der
Anschläge vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten. Für sie geht es
darum, die Barbarei des Gegners, die Überraschung des Lagers der Guten zu
unterstreichen und die Kriege, die folgen werden, zu rechtfertigen. Diese
Parallele wird durch die Tatsache genährt, dass die Hamas behauptet, der
palästinensische Arm der Muslimbruderschaft zu sein, während Osama bin Laden
vom Blutsbruder des Denkers der Bruderschaft, Mohammad Qutb, ausgebildet wurde.
Diese Parallele ist nicht haltbar: Es ist unmöglich, dass die Anschläge vom 11.
September 2001 von al-Kaida verübt wurden. Die US-Behörden waren nie in
der Lage, auf meine Einwände gegen ihre Version [6] zu
antworten. Darüber hinaus sind seit diesen Ereignissen neue Beweise
aufgetaucht, die der Regierung von Präsident George W. Bush widersprechen.
Heute glauben 54 % der US-Amerikaner nicht an die Version der
Untersuchungskommission des Präsidenten.
Während jedoch unklar bleibt, wer genau die Anschläge vom 11. September 2001
organisiert hat, wurde eine Gruppe identifiziert, die daran teilnahm: Das
Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert. Eines ihrer wichtigsten
Mitglieder, Elliott Abrams, ist nun der Organisator des Regimewechsels, den
Benjamin Netanjahu in Israel herbeigeführt hat und den seine Opposition als
›Staatsstreich‹ bezeichnet hat [7]. Angesichts der schweren kriminellen
Vergangenheit dieses Mannes [er ist in
den Völkermord an den Mayas durch den israelischen Terroristen Yitzhak Shamir
und den guatemaltekischen General Efraín Ríos Montt verwickelt und wurde in den
Vereinigten Staaten für seine Lügen verurteilt [8], ebenso für seine Rolle in der
Iran-Contra-Affäre], kann man seine mögliche Rolle bei Israels Passivität bei
der Vorbereitung des Hamas-Angriffs mit Grund in Frage stellen. Letzten Juli
berief Präsident Joe Biden diesen umstrittenen Republikaner in die
überparteiliche U.S. Advisory Commission on Public Diplomacy, die die
US-Propaganda auf der ganzen Welt überwacht.
Wer hat die Hamas bewaffnet?
Eine derart ausgeklügelte Operation erfordert Ressourcen und Informationen,
über die nur ein Staat verfügen kann. Die Waffen, die benutzt wurden, stammten
aus den USA, der Sowjetunion und Nordkorea. Sie zirkulieren im Libanon und in
Palästina. Es wurden drei Hypothesen formuliert: Die Hypothese einer iranischen Verantwortung muß aufgrund der Vereinbarung
zwischen Hassan el-Banna, dem Gründer der Muslimbruderschaft, und Ruhollah
Khomeini, dem Gründer der Islamischen Republik Iran, zurückgewiesen werden.
Zudem hat der Iran bereits jede Verantwortung bei den Vereinten Nationen vehement
zurückgewiesen. Dies ist dennoch die von Elliott Abrams verteidigte Theorie [9]. Der Iran ist nicht für die »Al-Aqsa-Sintflut«
verantwortlich, sondern für die Versöhnung der palästinensischen Fraktionen.
Die
Hypothese einer russischen Verantwortung stützt sich auf keinerlei Beweise.
Allenfalls läßt sich feststellen, dass der Konflikt in Palästina westliche
Ressourcen absorbieren und damit ihren Druck gegen Russland verringern wird. In
ähnlicher Weise können wir mit einem Anstieg der Kohlenwasserstoffpreise
rechnen, was für Moskau günstig ist. Russland verfügt jedoch nicht über die
Mittel, um eine neue Front zu bilden, während es in der Ukraine kämpft. Darüber
hinaus hat Moskau gegen die Milizen der
Muslimbruderschaft seit der Gründung der Russischen Föderation gekämpft. Dies
ist dennoch die Theorie, die der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am
11. Oktober vor den 31 NATO-Verteidigungsministern in Brüssel vertreten hat.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant intervenierte per Video
während dieses Treffens - im gleichen Sinn.
Die
Hypothese einer türkischen Verantwortung bleibt dagegen bestehen. Abgesehen von
Präsident Recep Tayyip Erdogan, der den letzten Hamas-Kongreß in Istanbul
ausgerichtet hat, residieren die höchsten Führer der Hamas jetzt in der Türkei,
während die der Muslimbruderschaft als internationales Gremium zwischen
Großbritannien, Katar und der Türkei aufgeteilt sind.
Da US-Außenminister Antony Blinken jedoch wußte, dass die CIA die
Vorbereitungen für die Hamas-Operation verfolgte, telefonierte er in der Nacht
vom 6. auf den 7. Oktober mit seinem türkischen Amtskollegen und ehemaligen
Geheimdienstchef Hakan Fidan, d.h. in dem Moment, in dem die Hamas ihren
Angriff startete und noch bevor die israelische Armee aufwachte. Anschließend
hat Antony Blinken mit seinen Amtskollegen in Israel und Palästina, dann noch
einmal und wieder in der Türkei telefoniert. Auf dem Gipfel der
NATO-Verteidigungsminister gab Außenminister Lloyd Austin schließlich bekannt,
dass die Vereinigten Staaten die Türkei gebeten hätten, für die Freilassung der
US-Geiseln zu intervenieren. Er gab jedoch nicht bekannt, ob diese Entscheidung
vor oder nach der Entsendung der Marinegruppe USS Gerald Ford getroffen wurde.
Was sagt das Völkerrecht zum israelisch-palästinensischen
Konflikt?
Gemäß den Beschlüssen der Vereinten Nationen haben die Palästinenser das Recht
auf einen souveränen Staat in den Grenzen von 1967 mit Ost-Jerusalem als
Hauptstadt. Diese Formel impliziert, dass:
•
Der Staat Palästina das Recht hat, über eine eigene Armee zu verfügen [wogegen
sich Israel dauernd stellt].
•
Alle nach 1967 eingerichteten jüdischen Siedlungen und Ost-Jerusalem müssen an
den Staat Palästina zurückgegeben werden.
•
Jeder Palästinenser wird das Recht haben, nach Israel zurückzukehren und sich in
seinem Land niederzulassen (Rückkehrrecht). Israel wird diejenigen
entschädigen müssen, deren Eigentum recycelt oder zerstört wurde.
Nach Angaben der Vereinten Nationen haben die Israelis Anspruch auf einen
souveränen Staat in den Grenzen von 1967 mit West-Jerusalem als Hauptstadt.
Diese Formel impliziert Folgendes:
•
Israel hat das Recht, eine eigene Armee zu haben [die es bereits hat]
•
Alle nach 1967 eingerichteten jüdischen Siedlungen und Siedlungen in
Ost-Jerusalem müssen an den Staat Palästina zurückgegeben werden. Es ist nicht
unmöglich, dass Israelis weiterhin dort leben werden, aber dann als Ausländer.
•
Israel wird jedem Palästinenser - oder seinen Nachkommen - der 1948 ausgewiesen wurde und darum bittet,
ein Aufenthaltsrecht gewähren müssen. Israel wird ihm sein Eigentum zurückgeben
oder ihn entschädigen müssen [Rückgaberecht].
Ursprünglich
sollten diese beiden Staaten (Palästina und Israel) zu einem supranationalen
binationalen Staat zusammengeführt werden, in dem jeder Staatsbürger gleiches
Wahlrecht besitzen würde. Das ist derzeit offenbar unmöglich. Denkbar ist, dass
sich eine internationale Friedenstruppe zwischen den beiden Staaten Palästina
und Israel aufstellt. Auch dies scheint schwierig zu sein. Zum einen, weil
niemand daran teilnehmen will, und zum anderen, weil dies nicht das ist, was
die Vereinten Nationen ursprünglich beabsichtigt haben. Diese sahen
friedenserhaltende Beobachter vor, aber keine militärische Interventionstruppe.
Schließlich ist es möglich, die Entmilitarisierung der beiden Staaten und die
Garantien für die Nichtangriffe ihrer Nachbarn in Betracht zu ziehen. Jeder hat
sehr wohl verstanden, dass das Völkerrecht einen beträchtlichen Verlust an
Territorium und Eigentum für Israel auferlegt, während es nur darum geht, die
Ansprüche auf Palästina aufzugeben. Aber das ist der Preis für Gerechtigkeit
und Frieden.
Wie reagiert Israel?
Benjamin
Netanjahus Koalition, der jüdische Suprematisten angehören, die mit den
muslimischen Suprematisten der Hamas vergleichbar sind, änderte im August
Israels Grundgesetze, in einem Staat ohne Verfassung. Nach Ansicht von
Beobachtern, insbesondere der US-Presse, hat die Regierung einen ›Staatsstreich‹
vollzogen, indem sie die Unabhängigkeit der Justiz unterdrückt hat. Massive
Proteste erschütterten Israel seit mehreren Monaten. Angesichts des Angriffs,
dem es ausgesetzt ist, kann Israel nur überleben, wenn es sich bereit erklärt,
seine herrschende Klasse zu einen. Der ehemalige Premierminister Yair Lapid
forderte den Rücktritt jüdischer Suprematisten, damit er an einer Regierung der
nationalen Einheit teilnehmen könne. Itamar Ben-Gvir (Minister für innere
Sicherheit) und Bezalel Smotrich (Finanzminister) haben seit ihrer
Regierungszeit drei antiarabische Pogrome unterstützt, darunter das von Huwarrah
[10]. Der ehemalige
Verteidigungsminister, General Benny Ganz, stellte jedoch nicht die gleiche Bedingung.
Am Ende beschloß der amtierende Premierminister, beide in seine Regierung
aufzunehmen, ohne aber die jüdischen Suprematisten zu entlassen. Aber er schuf
einen Kriegsrat, von dem jüdische Suprematisten ausgeschlossen sind. Der
ehemalige Verteidigungsminister, General
Benny Ganz, stellte jedoch nicht die gleiche Bedingung. An dieser Stelle kommt
die militärische Zensur ins Spiel. Sie ist so stark, dass der
Informationsminister, Distel Atbaryan, mitten im Krieg zurücktritt.
Es
ist nicht möglich, die genaue Zusammensetzung dieses Kriegsrats zu kennen,
dessen Beratungen sehr stürmisch waren. Man weiß nur, dass General Yoav Gallant, der Verteidigungsminister, keineswegs auf der gleichen Wellenlänge ist wie sein
Vorgänger, General Benny Ganz. Nämlich, dass der Premierminister den ehemaligen
Generalstabschef, General Gadi Eisenkot, einen Befürworter der massiven
Bombardierung von Zivilisten, zu Hilfe rief, um als Beobachter an den
Beratungen des Rates teilzunehmen. Unter keinen Umständen sollten die Israelis
und der Rest der Welt wissen, wie die einen und die anderen auf Benjamin
Netanjahus Passivität angesichts der Vorbereitungen für die Operation »Al-Aqsa-Sintflut«
und der ersten Stunden ihrer Durchführung reagierten. Ebenso weiß niemand, was
das Kriegsgericht entschieden hat. Präsident Isaac Herzog selbst blieb von den
Beratungen ausgeschlossen. Es scheint, als wären in den Debatten die
Vertreibung nach Ägypten oder das Massaker von 2 Millionen Einwohnern des
Gazastreifens erwogen worden. Deshalb eilte US-Außenminister Antony Blinken
nach Tel Aviv, um zur Ruhe aufzurufen.
Wie können sich die Dinge ändern?
Das Völkerrecht räumt Israel das Recht ein, sich gegen den Angriff, dem es
ausgesetzt ist, zu verteidigen. Das tat Israel fünf Tage lang, indem es die
Angreifer verjagte, die in sein Territorium eingedrungen waren. In der Folge
begann Israel mit der Belagerung des Gazastreifens, während die israelische
Armee Gaza-Stadt bombardierte (aber nicht den südlichen Teil des
Gazastreifens). Auch diese Operation verstößt erneut gegen das Völkerrecht.
Wenn es zwar zulässig ist zu akzeptieren, dass Israel das Recht hat,
palästinensische Kämpfer in Gaza weiter zu verfolgen, sind die Belagerung des
Gazastreifens und die Bombardierung ziviler Gebäude Kriegsverbrechen. Auf einer
Pressekonferenz stellte sich heraus, dass Israels Präsident Isaac Herzog nicht
weiß, was seine Armee vorhat. In Anlehnung an die
Position der Arabischen Liga seit dem Sechstagekrieg hat Ägypten seine Grenze
zum Gazastreifen geschlossen. Die Liga beabsichtigt, die Forderungen der
Palästinenser zu unterstützen und lehnt daher jeden Bevölkerungstransfer und
jede Einbürgerung ab. Darüber hinaus hat Kairo nicht die Absicht, für 2
Millionen Einwanderer die Verantwortung zu übernehmen, und schon gar nicht für
die Hamas, deren Muttergesellschaft, die Muslimbruderschaft, in Ägypten
verboten ist.
Die
israelische Armee hält sich bereit, den Gazastreifen wieder zu besetzen. Sie
zieht ihre Truppen überall zusammen. Die Besetzung des Gazastreifens wäre ein Verstoß
gegen das Völkerrecht, während ein Krieg zur Aufstandsbekämpfung an sich schon
ein Kriegsverbrechen wäre. Die USA haben Waffen und Munition nach Israel
geschickt. Sie haben eine Marinegruppe vor Gaza entsendet (den Flugzeugträger
USS Gerald Ford, den gelenkten Raketen-Kreuzer USS Normandy und die vier mit
gelenkten Raketen ausgestatteten Zerstörer USS Thomas Hudner, USS Ramage, USS
Carney und USS Roosevelt), dann eine zweite Marinegruppe (den Flugzeugträger
USS Eisenhower, den Lenkwaffenkreuzer USS Philippine Sea, und die drei mit
Lenkflugkörpern ausgerüsteten Zerstörer USS Laboon, USS Mason und USS Gravely).
Sie riefen Israel jedoch zur Zurückhaltung auf.
Es
scheint unmöglich, dass Israel Wladimir Jabotinskys Plan vollkommen ausführen
und die 2 Millionen Einwohner des Gazastreifens ohne internationale
Intervention massakrieren können wird, angefangen mit einer der Hisbollah. Ein
Rückzug der Armee ist wahrscheinlicher.
https://www.voltairenet.org/article219846.html 17. 10. 23
resp. https://seniora.org/politik-wirtschaft/thierry-meyssan-die-israelische-militaerzensur-verschweigt-ihnen-die-wahrheit 17. 10. 23 Thierry
Meyssan: Die israelische Militärzensur verschweigt Ihnen die Wahrheit Voltaire
Netzwerk, Paris
[1] https://www.voltairenet.org/article219782.html
vom 10. Oktober 2023
[2] «’Top secret’ Hamas documents show
that terrorists intentionally targeted elementary schools and a youth center»,
Anna Schecter, NBC, October 13, 2023
[3] «Israels Teilnahme an den Vereinten
Nationen könnte wegen Nichteinhaltung seiner Verpflichtungen ausgesetzt
werden», Voltaire, internationale Nachrichten - N° 41 vom 19. Mai 2023 [4] «Hamas militants trained for its deadly
attack in plain sight and less than a mile from Israel’s heavily fortified
border» by Paul P. Murphy, Tara John, Brent Swails & Oren Liebermann, CNN,
October 12, 2023. « Hamas propaganda videos reveal stunning details leading up
to attack on Israel », Anderson Cooper 360, CNN, october 13, 2023
[5] «Hamas
practiced in plain sight, posting video of mock attack weeks before order
breach», Canadian Press, October 13, 2023
[6] Der Inszenierte Terrorismus,
Thierry Meyssan, De Facto, 2002
[7]
«The U.S. Right-wing Group Behind a Conservative Legal Revolution in
Israel» Nettanel Slyomovics,
Ha’arets, January 30, 2023. «Der
Strauss’sche Putsch in Israel von Thierry Meyssan, 7. März 2023
[8] The El
Mozote Massacre: Human Rights And Global Implications, Leigh Binford,
University of Arizona Press, 2016
[9] «The Hamas Attack on Israel Couldn’t Have
Happened Without Iran», Elliott Abrams, Newsweek, October 12, 2023
[10] «400 israelische Siedler zerstören
ein palästinensisches Dorf», Voltaire, internationale Nachrichten - N° 30 vom
3. März 2023
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