Akute Gefahr eines Angriffs auf den Iran 11.08.2007 12:08
Akute Gefahr eines Angriffs auf den Iran
Solange US-Vizepräsident Dick Cheney in einer politisch entscheidenden Position ist, besteht die reale Gefahr eines US-Angriffs gegen den Iran. Cheney ist entschlossen, möglichst bald zuzuschlagen. Als Vorwand könnte ein künstlich geschaffener Zwischenfall am Persischen Golf dienen, der dem Iran zur Last gelegt wird - vergleichbar dem ?Tonkin-Zwischenfall?, der den Vietnamkrieg einleitete. Dies ist die Einschätzung mehrerer zuverlässiger Quellen aus dem Militär in der USA und arabischer Experten aus der Region, mit denen EIR [Executive Intelligence Review - LaRouche Publications] sprach. Die jüngste Reise von Außenministerin Condoleezza Rice und Verteidigungsminister Robert Gates in die Region - kurz nachdem Rice große Militärhilfen an Ägypten, Saudi-Arabien und Israel verkündet hatte - wird als Vorbereitung für einen Irankrieg gesehen.
Rice
hatte gegenüber der Presse klar zu verstehen gegeben, daß die Waffengeschäfte
mit der Kampagne gegen den Iran verbunden sind. Quellen aus der Region
berichteten EIR, bei dem Treffen der beiden US-Minister mit den Außenministern
des Golf- Kooperationsrats, Ägyptens und Jordaniens (und dem ägyptischen
Präsidenten Hosni Mubarak) in Scharm el-Scheich habe Rice zugesagt, im Falle
eines Angriffs gegen den Iran würden die USA diese Länder verteidigen.
Die Regierungen in Ägypten, Saudi-Arabien und Jordanien fürchten, sie könnten
im Zuge von Protesten gegen einen solchen Krieg durch politische Aufstände gestürzt
werden. Sie wünschen dringend Unterstützung, auch militärischer Art, gegen
solche Gefährdungen. Andererseits ist ihnen auch die Gefahr iranischer
Vergeltung bewußt. Wie es ein ägyptischer Insider formulierte: Condoleezza Rice
machte ihnen Drohungen wie Versprechungen, und ihnen blieb wenig Bewegungsspielraum.
In der ‚neuen’ Initiative von US-Präsident George W. Bush für den
Friedensprozeß zwischen Israel und Palästinensern, u.a. für eine groß
aufgemachte Friedenskonferenz im Herbst, sehen die Quellen einen leicht
durchschaubaren Schwindel: In der arabischen Welt werde um Unterstützung
geworben, gleichzeitig aber eine Aggression gegen den Iran vorbereitet. Sie
wiesen darauf hin, daß Syrien wegen seines guten Verhältnisses zum Iran nicht
nach Scharm el-Scheich eingeladen wurde, obwohl Syrien auf jeden Fall in
ernsthafte Nahost-Friedensverhandlungen einbezogen werden muß. Ein politischer
Analyst aus Ägypten sagte EIR, er halte die geplante Friedenskonferenz für ein
Ablenkungsmanöver von einem Angriff auf den Iran, und verglich sie mit der Initiative
für die Road Map kurz vor der Invasion des Iraks 2003. […]
Der Iran
würde antworten
Als
der Herausgeber der konservativen iranischen Tageszeitung Kahan, Dr. Mohamed Schariatmadari, kürzlich mit den Worten zitierte
wurde, »Bahrein sei Teil des Irans«, gab es panikartige
Reaktionen westlicher Medien, die meinten, solch revanchistische Äußerungen
könnten zum Krieg führen. Ein hochrangiger iranischer Diplomat in Kuwait
spielte den Bericht zwar als ‚persönliche Meinung’ des Zeitungsmanns herunter,
doch tatsächlich ist Schariatmadari der offizielle Vertreter des Staatsführers
Ajatollah Khameini und seine Stellungnahme sollte in diesem Licht gesehen
werden. Um seine Äußerung zu verstehen, muß man sie im Zusammenhang mit anderen
iranischen Äußerungen hinsichtlich der akuten Gefahr eines amerikanischen
Angriffs auf den Iran betrachten. Berichten zufolge hat der iranische
Botschafter in Kuwait öffentlich erklärt, sollte es einen Angriff auf den Iran
von kuwaitischem Territorium aus geben, würde der Iran Kuwait angreifen.
Schariatmadari könnte man ähnlich interpretieren: Wäre Bahrain in einen Angriff
der USA verwickelt, würde es seine Unabhängigkeit nicht behalten. Schon am 8.
Februar hatte Ajatollah Khamenei gewarnt: »Man sollte die Iraner
nicht mit so etwas einschüchtern, denn die USA haben den Iran schon früher
angegriffen. Die Feinde wissen sehr wohl, daß die iranische Nation den
Aggressoren und ihren weltweiten Interessen eine umfassende Antwort liefern
würde«, so Khamenei nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens. Auch
der frühere Präsident Hashemi Rafsandschani warnte die USA vor einem Krieg. »Den
Iran anzugreifen, wird keinesfalls leicht sein, und die USA würde dafür teuer
bezahlen müssen«, sagte er. »Sie
müßten damit rechnen, daß ihre Probleme im Irak um das Zehnfache wüchsen, falls
sie angreifen.« Diese Warnungen erfolgten am
zweiten Tag von Militärmanövern, bei denen auch neue Raketen getestet wurden.
Der Kommandeur der Revolutionären Garden, Ali Fadavi, sagte, sie könnten »unterschiedliche
Typen großer Kriegsschiffe treffen, im gesamten Persischen Golf wie auch in der
See von Oman und im Norden des Indischen Ozeans«. Unter
Militärspezialisten und strategischen Analysten ist wohlbekannt, daß der Iran
in asymmetrischer Weise antworten würde und pro-iranische Kräfte im Irak, in
Bahrain, Saudi-Arabien und Kuwait mobilisiert würden. Auch könnte die Hisbollah
aus dem Libanon gegen Israel vorgehen.
Beispiellose
eurasische Sicherheitskooperation
Angesichts
der langen Kriege in Afghanistan und im Irak und den damit für ganz
Südwestasien verbundenen Sicherheitsrisiken ergreifen die Regierungen
eurasischer Staaten beschleunigt Maßnahmen, um ihre Sicherheitspartnerschaft
auf ein bisher nicht dagewesenes Niveau anzuheben. Bei der regionalen Tagung
der ASEAN-Staaten in Manila Ende Juli schlug der russische Außenminister
Sergeij Lawrow eine direkte Zusammenarbeit der ASEAN-Staaten mit der Shanghaier
Organisation für Zusammenarbeit (SCO) vor, wie Itar-Tass meldete. Am 31.7.
wurde verkündet, die SCO werde bald ein Kooperationsabkommen mit der
Organisation für ein kollektives Sicherheitsbündnis (CSTO), einer Vereinigung
ehemaliger Republiken der Sowjetunion, abschließen. Bei der Zusammenarbeit der
beiden Organisationen wird es zunächst vor allem um das militärische Desaster
in Afghanistan gehen. In einem weiteren Schritt in Richtung Zusammenarbeit
kamen die Außenminister Rußlands, Chinas und Indiens bei einem Treffen in
Manila überein, im Oktober ein weiteres trilaterales Gespräch im chinesischen
Harbin durchzuführen. Lawrow kündigte an: »Wir haben eine
Übereinkunft erzielt, ein trilaterales Treffen auf Ministerebene abzuhalten.«
Den Rahmen dafür bildet die Zusammenarbeit im ‚strategischen Dreieck’ der drei
eurasischen Riesen, das sich seit Ende der 90er Jahre entwickelt hat. Auf der
Konferenz in Manila hatte Lawrow gesagt: »Die russische Seite hält
entschlossenere Schritte für notwendig, um eine praktische Zusammenarbeit
zwischen dem Regionalforum der ASEAN-Staaten über Sicherheitsfragen und den
Verwaltungseinheiten solcher gewichtiger regionaler Organisationen wie der SCO
und der Konferenz für Interaktion und Vertrauensbildende Maßnahmen in Asien
herzustellen…. Es wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Ausweitung der
multilateralen Sicherheitskooperation.« Lawrow appellierte an
die zehn ASEAN-Länder - Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur und
Thailand, später durch Brunei, Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam ergänzt -
mehr Länder in den regionalen Sicherheitsdialog einzubeziehen. Die
gegenwärtigen Mitglieder sind die ASEAN-Staaten plus Australien, Bangladesch,
Kanada, China, die EU, Indien, Nord- und Südkorea, die Mongolei, Neuseeland,
Pakistan, Papua-Neuguinea, Rußland, Osttimor und die USA. Nach
Berichten von Interfax nahm Lawrow auch zur Energiesicherheit des
Asien-Pazifik-Raums Stellung, indem er auf die Bedeutung der Projekte zur Öl-
und Gaserschließung im russischen Fernen Osten für die gesamte Region hinwies.
Er hob auch hervor, die Sechs-Parteien-Gespräche über Korea seien ein gutes
Beispiel, wie man auch die Iran-Krise lösen könne. »Die Flexibilität der
Sechs-Parteien-Gespräche könnten als Modell für die Lösung der iranischen
Atomkrise herangezogen werden«, sagte er. Zur gleichen Zeit hielt
sich der iranische Vize-Außenminister für asiatische und pazifische
Angelegenheiten, Mehdi Safari, in Beijing auf, wo er sich mit führenden
Persönlichkeiten Chinas und der SCO traf, bevor er zu weiteren Konsultationen
nach Moskau weiterreiste.
Quelle: Kurzfassung von Strategic Alert, 21. Jahrg. Nr. 32 vom
9. August 2007
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