Patrick Freudiger, Stadtrat von Langenthal - Bedenkliche UN-Obsession 21.10.2007 15:02
Im September 2002 trat die Schweiz der UNO bei. Kürzlich zog Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey anlässlich des 5 Jahre-Jubiläums der Schweizer UNO-Mitgliedschaft Bilanz. Sie fiel - wie könnte es anders sein - positiv aus: Es ist das Fazit einer leidenschaftlichen Berufsinternationalistin. Fragwürdig ist dabei Calmy-Reys Lob an den UNO-Menschenrechtsrat. Dieses 2006 geschaffene Gremium ist eine Art Prototyp eines Papiertigers. Zwar werden von den Mitgliedern »höchste Standards zur Förderung und zum Schutz von Menschenrechten« verlangt. Die hehren Worte von Menschenrechten stehen in genau umgekehrt proportionalem Verhältnis zu den praktischen Auswirkungen der Äusserungen. Mitglieder dieses Rats sind etwa China, wo Menschenrechte eher ein Synonym für Rechte von Parteimitgliedern sind.
Des weiteren Pakistan
und Saudi-Arabien, wo z.B. Christen tagtäglich in Form von systematischer
Unterdrückung und Verfolgung den zweifelhaften Genuss dieser »höchsten Standards«
bei Menschenrechten erfahren dürfen. Der ehemalige amerikanische US-Botschafter
und UNO-Skeptiker John Bolton bezeichnete den Menschenrechtsrat denn auch »als geschminkte Raupe statt eines
Schmetterlings«. Da der Menschenrechtsrat also zum Zuschauen bei Mord und
Unterdrückung verurteilt ist, will man wenigstens dort den moralischen Zeigefinger
erheben, wo Regierungen jeden noch so absurden Tadel kritiklos akzeptieren: z.B.
in der Schweiz. Der umtriebige UN-Sonderberichterstatter für Rassismus,
Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung Doudou Diène untersucht in den
Mitgliedstaaten rassistische und fremdenfeindliche Vorfälle. Nach einem Besuch
im Jahre 2006 von gerade mal 5 Tagen zeigte sich Diène im Vorfeld der Abstimmung
über das verschärfte Ausländer- und Asylgesetz besorgt über die politische
Instrumentalisierung von Fremdenfeindlichkeit und rassistisch motivierter
Polizeigewalt. Weiter hielt er fest: »Ich habe festgestellt, dass die
Verteidigung der nationalen Identität im politischen Diskurs und in den Medien
immer grösseres Gewicht erhält.« Was angesichts der zunehmenden Islamisierung
von Europas Staaten und der katastrophalen Resultate des Multikulturalismus
(Kriminalität, Sozialtourismus) nicht weiter erstaunen kann, ist für den UN-Moralapostel
schon Grund genug für eine Rüge. Auch dieses Jahr setzt sich Diène wieder in
Szene und kritisiert das Schäfchen-Plakat der SVP. Zudem verlangt er eine
Distanzierung des Bundesrates.
Nicht nur fragwürdig, sondern äusserst
bedenklich war dann allerdings die politische Forderung Calmy-Reys. Sie
forderte nämlich eine Mitgliedschaft der Schweiz im UNO-Sicherheitsrat. Der
Sicherheitsrat ist das wichtigste Organ der UNO. Er beschliesst vom Abbruch
diplomatischer Beziehungen, Wirtschaftssanktionen bis zu Mandaten für einen
Kriegseinsatz. Kurz: Im UNO-Sicherheitsrat muss ein Mitglied Partei ergreifen.
Bei Konflikten innerhalb eines Staates und insbesondere auch bei Konflikten
zwischen Staaten. Diese Parteinahme ist in keiner Weise mit der verfassungsmässig
sanktionierten (Art. 173 und 185 BV) und populären aussenpolitischen
Neutralitätsmaxime vereinbar. Bei der UNO-Abstimmung versicherte der Bundesrat
bei jeder sich bietenden Gelegenheit, die schweizerische Neutralität würde bei
einem UNO-Beitritt gewahrt. Man formulierte sogar eine allerdings wertlose Neutralitätserklärung
an die UNO. Nun fordert die Schweizerische Bundespräsidentin offen eine
Mitgliedschaft im UNO-Sicherheitsrat. Diese Forderung reiht sich in den Kontext
des neutralitätswidrigen Aktivismus von Calmy-Rey ein. Als Beispiele mögen
dienen: Die polemischen Vorwürfe an die US-Aussenpolitik, die laufende und
einseitige Parteinahme im Israel-Palästina-Konflikt oder schliesslich die
Forderung eines unabhängigen Staates Kosovo. Wie Calmy-Rey ihre Aussenpolitik
trotz Schwur auf unsere Bundesverfassung mit ihrem Gewissen vereinbaren kann,
bleibt ihre Sache. Sie an der Ausführung ihres neutralitätswidrigen Aktivismus
zu hindern, ist bzw. wäre jedoch die Aufgabe jedes Politikers.
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